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Dieser opulente Bildband lässt den hohen Norden lebendig werden: Im Frühjahr Island umrunden, im Sommer die dänische Küste entlang, im Herbst die norwegischen Inseln erkunden, und im Winter vielleicht in Finnland beim Weihnachtsmann vorbeischauen? Die bekannten Nordlandblogger Conny und Sirko Trentsch nehmen uns mit auf ihre Reisen nach Skandinavien und zeigen eindrucksvoll: der hohe Norden hat zu jeder Jahreszeit wahrhaft Erstaunliches zu bieten. In überwältigenden Bildern und ebenso persönlichen wie informativen Texten lernen wir für jede Jahreszeit die schönsten Routen kennen. Mit GPX-Daten zum Nachfahren, Campingplatz-Tipps für die ultimative Übernachtung und Experten-Tipps, wie man das Beste aus jeder Jahreszeit herausholt. In Zusammenarbeit mit PiNCAMP, dem Campingportal des ADAC.
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Seitenzahl: 289
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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
Markenlizenz der ADAC Camping GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Leserservice:
GRÄFE UND UNZER Verlag
Grillparzerstraße 12
81675 München
www.graefe-und-unzer.de
Autoren: Conny und Sirko Trentsch
Verlagsredaktion und Projektmanagement: Benjamin Happel, Nadia Terbrack
Lektorat: Elke Sagenschneider Texte und Projekte, München
Bildredaktion: Dr. Nafsika Mylona
Covergestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München; Birgit Kohlhaas
Karten: shutterstock.com
eBook-Herstellung: Laura Denke
ISBN 978-3-95689-943-0
1. Auflage 2021
GuU 89-943 08_2021_02
Bildnachweis
Coverabbildung: Conny & Sirko Trentsch / Nordlandblog
Fotos: Conny & Sirko Trentsch / Nordlandblog
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PiNCAMP und ADAC sind die Partner für verlässliches Know-How und neue Ideen rund ums Camping. In diesem YES WE CAMP!-Buch stecken die Erfahrungen der riesigen PiNCAMP-Community mit mehr als 5,5 Millionen begeisterten Campern und die Expertise der ADAC Inspekteure. Ihre Tipps, Bilder und Hinweise garantieren unvergessliche Camping-Trips.
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Um Camper bei der Urlaubsplanung bestmöglich zu unterstützen, bildet die europaweit einheitliche ADAC Klassifikation die perfekte Grundlage zum Vergleich von Campingplätzen.
Die ADAC Klassifikation basiert auf der objektiven Bewertung durch die ADAC Inspekteure. Diese geschulten und erfahrenen Camping-Experten durchleuchten regelmäßig 6.000 Campingplätze europaweit einheitlich auf Basis eines standardisierten Fragebogens mit über 200 Messkriterien. Das Ergebnis ist eine objektive Analyse der Qualität von Ausstattung und Angebot. Die besten Campingplätze mit einer 5-Sterne-Klassifikation erhalten die Auszeichnung ADAC Superplatz. Ein Platz mit zwei Sternen muss aber nicht automatisch weniger attraktiv sein als ein Platz mit vier oder fünf Sternen. Camper müssen sich lediglich darauf einstellen, dass Infrastruktur und Ausstattung bei wenigen Sternen einfacher gehalten sind. Aber manchmal sind gerade einfachere Plätze die charmanten Geheimtipps. Alle in diesem Buch vorgestellten Campingplätze wurden mit größtmöglicher Sorgfalt ausgewählt und bilden ganz bewusst das volle Spektrum der Sterne-Klassifikation ab. Campingplätze ohne Sterne sind ganz neu in der Datenbank und wurden noch nicht von ADAC Inspekteuren besucht.
Für genauere Informationen steht am Ende der Platzbeschreibung ein Link zu Pincamp.de, dem Campingportal des ADAC. Dort gibt es alle Details, die für die Auswahl eines Angebots hilfreich sind. Viel Spaß beim Sichten und Auswählen!
Campingplatz
Stellplatz
Lieblingsplatz der Autoren mit näherer Beschreibung
Land Mitglied/kein Mitglied in der Europäischen Union
Zeitverschiebung um x Stunden/Keine Zeitverschiebung
Kreditkartennutzung möglich/nicht möglich
Einreise mit Haustieren erlaubt/nicht erlaubt
jeweilige Landeswährung mit Abkürzung
Island
Seyðisfjörður– Egilsstaðir–Stöðvarfjörður–Djúpivogur–Höfn–Núpsstaður–Vík í Mýrdal– Reykjavik–Borgarnes–Arnarstapi–Ólafsvík–Hvammstangi–Blönduós–Varmahlíð–Aykureyri–Húsavík– Egilsstaðir– Seyðisfjörður >
Färöer Inseln
Tórshavn–Gjógv–Eiði–Norðragøta– Fuglafjørður–Gásadalur–Sandavágur–Tjørnuvík– Saksun >
Finnland
Helsinki–Hanko–Turku–Rauma–Pori–Kristinestad–Vaasa–Ohtakari–Maakalla–Kalajoki–Hailuoto–Oulu–Kuusamo– Inari >
Fjordnorwegen
Oslo–Fagernes–Lom–Eidsdal–Åndalsnes–Ålesund–Runde–Langevåg–Måløy–Nordfjordeid–Skei i Jølster–Fjærland–Solvorn–Gaupne–Skjolden–Øvre Årdal–Lærdalsøyri–Flåm–Gudvangen–Dale– Bergen >
Dänemark
Skagen–Hirtshals–Hanstolm–Klitmøller-Vorupør–Thorsminde–Hvide Sande–Blåvand– Ribe >
Nordnorwegen
Fischerdorf Å–Reine–Sakrisøy–Fredvang–Ramberg–Nusfjord–Unstad–Eggum–Gimsøy–Henning-svær–Svolvær–Gullesfjord–Stokmarknes–Ringstad–Risøyhamn– Andenes–Finnsnes–Skaland– Husøy >
Skandinavienrundreise
Oslo–Trondheim–Stjørdal–Åre–Järpen–Östersund–Sollefteå–Umeå–Holmön–Vaasa–Isokyrö–Viitasaari–Pielavesi–Kuopio–Savonlinna–Lappeenranta–Porvoo– Helsinki >
Norwegen
Göteborg–Trysil–Elgå–Røros–Stugudalen–Selbu–Trondheim–Lillehammer– Oslo >
Wo lebt der Weihnachtsmann?
Søndervig (Dänemark) / Røros, Tromsø, Spitzbergen (Norwegen) / Rovaniemi (Finnland) >
IM FINNISCHEN SEENLAND
Wir lieben die spektakulären Landschaften im magischen Licht des Nordens.
Braucht die Welt wirklich noch einen Reiseführer über Skandinavien? Vielleicht, vielleicht nicht. Ein Reiseführer ist dieses Buch aber ohnehin nicht. Es ist unsere Liebeserklärung an den Norden Europas, eine ganz besondere Welt, oft ganz nah und mitunter so fern. Man sagt, dass dort Elfen, Feen und Trolle leben – ein Mythos, den wir nur schwer glauben können, aber nach über 40 Reisen durch die unwirklich schönen Landschaften sind wir uns da nicht mehr so sicher … Zu oft hatten wir das Gefühl, in einer Fantasiewelt unterwegs zu sein, die in märchenhaften Farben leuchtet, wenn im Sommer um Mitternacht die Sonne scheint oder im Winter das Zwielicht der Polarnacht den Tag erhellt. Kann es denn mit rechten Dingen zugehen, wenn Geysire unermüdlich aus der Erde zischen, Felsformationen wie versteinerte Fabelwesen in der Brandung des Atlantiks stehen, Eisbrocken wie Diamanten in der Sonne glitzern oder die grün-violetten Nordlichter am Himmel tanzen?
In diese Welt möchten wir euch auf den folgenden Seiten entführen und gleichzeitig dazu verführen, das Wohnmobil zu beladen, den Kompass auf Norden zu stellen und aufzubrechen. Neben den Anregungen für einige der schönsten Routen geben wir euch praxisnahe Tipps und wertvolle Informationen, damit eure Wohnmobilreise in den hohen Norden zu einem Erlebnis wird. Ob im Frühling, wenn die Natur förmlich explodiert, oder im Sommer, wenn die Sonne fast nicht untergeht, ob im Herbst, wenn alle Farbnuancen noch intensiver strahlen, oder im Winter, wenn der frische Schnee die Farben der Polarnacht reflektiert und Kerzenschein die Städte in warmes Licht taucht – jede Jahreszeit hat ihren besonderen Reiz und bietet unvergessliche Eindrücke, aber auch Einblicke in die reichhaltigen Kulturen und Traditionen der knapp 28 Millionen Nordeuropäer.
Daher ist dieses Buch zugleich eine Hommage an sie, denn die Begegnungen mit den Menschen haben uns auf allen Reisen am meisten beeindruckt und geprägt. Wohl in wenigen Gegenden unserer Erde lebt man in so engem Kontakt mit den Elementen wie in Skandinavien. Aus diesen Herausforderungen ist ein Gemeinsinn entstanden, den jede(r) Reisende heute als ausgeprägte Hilfsbereitschaft wahrnehmen wird. Unvergessen der Moment, als wir nachts an einem Tankautomaten nicht bezahlen konnten, weil die Kreditkarten-PIN fehlte, und ein Einheimischer uns den Betrag vertrauensvoll auslegte. Unglaublich der Augenblick, als wir in der Nebensaison auf einem nur beschränkt geöffneten Campingplatz die Geldscheine an der Pinnwand sahen, die dort bereits von den anderen Gästen als Bezahlung angeheftet wurden. Und so wird sich für Reisende bei Problemen fast immer eine Lösung ergeben oder ein Nachtlager finden lassen – der unaufgeregte Pragmatismus ist einfach tief verwurzelt in der nordischen Mentalität, und (auch) dafür lieben wir den Norden so.
Deshalb schreiben wir uns seit 2017, wenn wir nicht gerade mit dem Wohnmobil in Nordeuropa unterwegs sind, in unserem Nordlandblog das ewig währende Fernweh von der Seele. Unsere Bilder zeigen euch, wie überwältigt wir von den Landschaften im Norden sind, und wir stellen in ebenso persönlichen wie informativen Texten spektakuläre Orte, Wanderungen und Routen vor. 2018 haben wir schließlich unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht, um fortan dauerhaft unsere Erlebnisse und die Erfahrungen auf unseren Reisen mit zunehmend mehr Lesern zu teilen – auf unserer Webseite, in verschiedenen Magazinen und nunmehr erstmals auch in Buchform.
Auf den nächsten Seiten nehmen wir euch mit auf einige offizielle, mehr oder weniger bekannte Touristenrouten. Traumstraßen wie die Nasjonale Turistveger, die Northern Lights Route, den Strandvägen oder den Arctic Coast Way. Klangvolle Namen, die eines gemeinsam haben: Sie machen den Weg zum Ziel und garantieren – oft fernab »angesagter« Hotspots – hinter jeder Kurve oder jedem Tunnel ein lautes »Ahhhhhhh«. Lasst euch auf der Reise einfach ohne Hektik treiben, taucht in das Leben ein und genießt das Gefühl fast grenzenloser Freiheit auf eurem Roadtrip.
Dazu läuft im Radio ganz passend »On the road again« – dreht es ganz laut und folgt der scheinbar endlosen Straße zum Horizont, wo die tief stehende Sonne das Ziel markiert. Wir wünschen euch jederzeit (eine) gute Reise und sagen: »Willkommen in unserer Welt.«
Conny und Sirko Trentsch
www.nordlandblog.de
LUPINENBLÜTE IN ISLAND
»Das Gras ist dort grün, wo man ist, wenn man nur daran denkt, es zu genießen.«
(NORWEGISCHES SPRICHWORT)
Die Stabkirche von Urnes am Sognefjord ist die älteste Norwegens und UNESCO-Welterbe.
Zu keiner anderen Jahreszeit zeigt sich Nordeuropa so vielfältig wie im Frühjahr. Die Tage werden vor allem in Dänemark und im südlichen Skandinavien spürbar wärmer und länger, während der Win-ter in einigen Gebieten, insbesondere in den Gebirgen Norwegens, noch lange nicht aufgeben möchte. In den Regionen um den Polarkreis und nördlich davon beginnt erst spät, nach einem langen, harten Winter, fast übergangslos das Grün zu sprießen. Wer sich von eher frischem, wechselhaftem Wetter nicht abschrecken lässt, kann im Frühjahr in Skandinavien viel unternehmen.
Hobby-Ornithologen zieht es nun nach Dänemark, wo man im Südwesten Jütlands die Sort Sol (»Schwarze Sonne«) erleben kann: Unzählige Stare versammeln sich hier, um kurz vor Sonnenuntergang ihre Flugkünste zu zeigen. Gegen die Rot- und Orangetöne der untergehenden Sonne entstehen dabei unwirklich schöne Fotos. Tagsüber kann man an den endlosen Stränden des Landes um diese Jahreszeit stundenlang fast allein spazieren gehen.
Auch nach Schweden und Finnland zieht es einheimische Vögel zurück. Und obwohl die wärmere Jahreszeit sich ganz offensichtlich schon gegen den Winter durchsetzt, kann man in vielen Regionen noch Skilaufen. Einige Unerschrockene brechen dagegen in Gummistiefeln zu ihren ersten Wanderungen auf, obwohl die Böden vom Schmelzwasser aufgeweicht sind. Zur Entspannung der müden Muskeln folgt dann vielleicht ein Besuch in der Sauna mit anschließender Abkühlung in einem der eiskalten Seen. Bis etwa Mitte April hat man manchmal das Glück, nördlich vom Polarkreis die letzten Nordlichter der Saison zu sehen, bevor die Nächte zu hell werden.
An der langen Küstenlinie Norwegens geht es im Frühjahr ebenfalls besonders lebhaft zu. Zahlreiche Zugvögel kehren dann in ihre Brutgebiete zurück. Viele Vogelliebhaber besuchen jetzt die Inseln Runde, Lovund und Røst, denn dort belagern Abertausende der niedlichen Papageitaucher die Klippen. Zur gleichen Zeit bieten der Osten, der Norden und die Gebirge des Landes noch beste Bedingungen zum Skilaufen – eine Skitour zu Ostern hat bei den Norwegern eine lange Tradition. Die Möglichkeiten zum Wandern sind allerdings noch extrem eingeschränkt, da die Böden aufgeweicht, die Gipfel meist noch schneebedeckt und die Wasserläufe mit Schmelzwasser überfüllt sind. Die Wasserfälle sind dadurch umso gewaltiger und jederzeit einen Abstecher wert. Jetzt ist eine perfekte Zeit, um eine Gletscherwanderung zu unternehmen oder im Norden des Landes bis etwa Mitte April nach Nordlichtern Ausschau zu halten.
Wer Lust hat, Regenbögen zu »jagen«, ist auf Island im Frühjahr genau richtig. Die ständigen Wetterwechsel bescheren Fotografen einzigartige Motive. Gut sind die Bedingungen auch für Touren auf Gletscher, in Eishöhlen, zu den vorgelagerten Vogelinseln und für Wal-Beobachtungen. Auch auf Island kann man bis in die erste Aprilhälfte die magischen Nordlichter beobachten.
Wir reisen besonders gern im Frühling, weil wir dann die traumhafte Landschaft und die Sehenswürdigkeiten oft noch für uns haben. Natürlich gibt es ein paar Einschränkungen: Nicht alle touristischen Angebote stehen so früh im Jahr schon zur Verfügung, und das Wetter spielt nicht immer mit. Doch wer das bei der Vorbereitung seiner Tour berücksichtigt und sich vorab informiert, wird Nordeuropa von seiner schönsten Seite kennenlernen.
Ein Frühlingstrip nach Dänemark ist ein Genuss, unabhängig davon, ob man sich für die Ostseeküste oder die Nordseeküste entscheidet. Die Tage werden schnell länger und wärmer, und im Mai können die Temperaturen bereits auf bis zu 16 °C klettern. Die Wetterlage ist gerade im Mai und Juni gut und stabil.
In Schweden und Finnland steht dem Frühling meist nicht viel Zeit zur Verfügung. Der Winter hält sich lange Zeit, bis schlagartig die Temperaturen ansteigen und die Natur förmlich explodiert, sodass schon bald nichts mehr an die kalte Jahreszeit erinnert.
Auch in Norwegen hält der Frühling erst relativ spät Einzug. Im Osten und Norden des Landes ist im April noch Winter, während im Süden schon längst die ersten Vorboten des Sommers zu erkennen sind. An der Westküste ist das Klima aufgrund des Golfstromes bereits recht mild, dafür aber auch sehr wechselhaft und niederschlagsreich. Im Mai ist es entlang der Fjorde besonders schön, da auf den grünen Uferwiesen zahlreiche Obstbäume blühen, während die Berggipfel noch mit Schnee bedeckt sind.
Der Frühling in Island ist mehr als launisch, deswegen sollte man jederzeit auf alle Wetterlagen vorbereitet sein. Die Temperaturen steigen nur allmählich an und liegen zwischen 0 und etwa 10 Grad. Wenn die Tage ab Mai deutlich mehr Sonnenstunden bieten, wird die Insel allmählich grüner. Während die Frühlingszeit im Süden Islands eher wechselhaft und regnerisch ist, kann man im Norden mit weniger Niederschlag rechnen. Dafür ist es an der Nordküste aber noch deutlich kühler.
Viele Campingplätze in Dänemark haben schon geöffnet, und im Frühling muss man selbst an beliebten Orten nicht vorab reservieren – das lässt Raum für spontane Entscheidungen.
Auch in den südlichen Landesteilen von Norwegen, Schweden und Finnland findet ihr schon viele geöffnete Camping- oder Stellplätze, teils mit eingeschränktem Service. In den nördlicheren Regionen ist das Angebot an Plätzen zu dieser Zeit noch reduziert. Es ist daher ratsam, die Betreiber vor der Reise zu kontaktieren.
In Island sind viele Campingplätze bis in den Mai geschlossen. Da wildes Campen verboten ist, müssen einige Stell- und Campingplätze dennoch zum Übernachten genutzt werden. Allerdings stehen dann die Einrichtungen des Platzes nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung.
Auf der Wanderung zum Gipfel des Molden am norwegischen Sognefjord öffnet sich der Blick auf Marifjora.
Während für Dänemark keine besonderen Vorkehrungen zu treffen sind, sollte ihr in den übrigen nordischen Ländern je nach Region und Reisemonat noch auf Allwetter- oder Winterreifen setzen.
In Schweden und Finnland ist wegen der Schneeschmelze immer wieder mit lokalen Überschwemmungen zu rechnen. Gerade in den nördlichen Landesteilen muss man sich bis ins späte Frühjahr auf Straßenglätte einstellen. In Finnland wird in der Regel kein Salz gestreut, sodass man auf geschlossener Schneedecke fährt. Ähnlich verhält es sich in Schweden, wo allerdings auf einigen Hauptstraßen – meist in Ballungsgebieten – teilweise Salz eingesetzt wird.
In Norwegen sind bis ins späte Frühjahr noch viele Pässe gesperrt – ein wichtiges Kriterium für die Routenplanung! Immer wieder kommt es zu Überschwemmungen wegen der Schneeschmelze, und in den Gebirgsregionen besteht die Gefahr von Lawinen oder Erdrutschen. Je weiter man sich nach Norden bewegt, umso häufiger muss man noch mit Schneefall und Straßenglätte rechnen.
Auf der Ringstraße 1 in Island sind die Straßenverhältnisse weitgehend passabel. Wenn ihr diese Hauptverkehrsstraße allerdings verlasst, werden die Straßenverhältnisse teilweise recht anspruchsvoll. Fast alle Zufahrtsstraßen in das Hochland sind im Frühjahr noch geschlossen.
Island
Die eingezeichneten Campingplätze sind unsere Lieblingsplätze. Den Überblick über alle Plätze auf der Route findet ihr auf >.
Sehenswertes unterwegs:
Blabjörg Felsformation
Vestrahorn Berg
Vatnajökull Gletscher
Diamond Beach
Skaftafellsjökull Gletscher
Svartifoss Wasserfall
Reynisdrangar Felsformation
Kap Dyrhólaey
Skógafoss Wasserfall
Gullfoss Wasserfall
Geysir Center
Nationalpark Þingvellir
Snæfellsnes Halbinsel
Gatklettur Felsformation
Reykjafoss Wasserfall
Mývatn See
Obwohl bereits ein neuer Tag angebrochen ist, scheint die Nacht kein Ende zu nehmen. Es wird kaum richtig hell, und dichte Nebelschwaden wabern über den grauen Atlantik. Doch das hält die Passagiere an Bord der »Norröna« nicht davon ab, erwartungsvoll an der Reling und den Fenstern Ausschau zu halten: Nach drei Tagen auf See sollen wir in Kürze endlich Island erreichen. Bisher ließ sich die Insel aus Feuer und Eis nur in der Ferne erahnen, doch gerade kann man tatsächlich erste Umrisse am Horizont ausmachen. Fast etwas gespenstisch ragen scheinbar aus dem Nichts karge, schneebedeckte Berge in eine Mischung aus Nebel und Wolken empor. Unbeirrt hält die »Norröna« direkt darauf zu und gleitet durch den Fjord Seyðisfjörður, um wenig später in der gleichnamigen Hafenstadt festzumachen.
MIT UNSEREM KASTENWAGEN AUF DER HALBINSEL SNÆFELLSNES
Bis zu 1100 m hoch sind die Berge am Ufer des Berufjörður, eines Fjords im Osten Islands.
War es tatsächlich eine gute Idee, unsere Reise rund um Island mitten im April zu beginnen? Als wir die Fähre in unserem Kastenwagen durch die überdimensionale Heckklappe verlassen, kommen uns Zweifel: Aus dem Nieselregen ist inzwischen Schneefall geworden. So reihen wir uns mit gemischten Gefühlen in die Warteschlange vor dem Zoll ein. Die einnehmende und unkomplizierte Art des Zöllners entschädigt uns ein wenig für das miese Wetter. Wir versuchen, ihm zu erklären, dass wir Mehrmengen an Lebensmitteln einführen und diese selbstverständlich auch gern verzollen – doch er winkt uns schließlich mit einem Augenzwinkern durch: »Ich wünsche euch einen schönen Aufenthalt in Island.« Nur einen Augenblick später folgen wir dem Konvoi der neu angekommenen Fahrzeuge auf der Straße 93, dem Seyðisfjarðarvegur, hinauf zur Hochebene Fjarðarheiði. Hier, auf dem Pass in 620 m Höhe, herrscht tatsächlich noch tiefster Winter.
An diesem zerklüfteten Küstenabschnitt bricht sich die Brandung des Nordatlantiks besonders spektakulär, die aufspritzende Gischt erinnert uns an kleine Geysire.
Nach etwa 30 Minuten erreichen wir die größte Stadt Ostislands, Egilsstaðir, und damit die legendäre Ringstraße 1. Diese führt einmal komplett um Island und ist seit Ende 2019 durchgehend asphaltiert. Doch bevor wir unseren Roadtrip beginnen, wollen wir uns in einem der größeren Supermärkte in Egilsstaðir mit ausreichend Proviant bevorraten: Ein vergleichbares Warenangebot und ähnlich attraktive Preise findet man erst wieder in beachtlicher Entfernung. Außerdem ziehen wir am Bankautomaten einige Isländische Kronen, denn Kreditkarten werden zwar vielerorts akzeptiert, aber manchmal hinterlegt man einfach Bargeld an einer »Kasse des Vertrauens«.
Nach diesen letzten Besorgungen ist es so weit – wir geben unser erstes Ziel ins Navi ein: Fáskrúðsfjörður, ein Fischerdorf, das etwa 50 km entfernt in südlicher Richtung liegt. Aufgrund unserer Reisezeit von April bis Juni haben wir uns bewusst dafür entschieden, Island im Uhrzeigersinn zu umrunden. So können wir zunächst den touristisch stärker erschlossenen Süden weit vor der Hauptsaison bereisen. Mit dem Einzug des Sommers werden wir dann im klimatisch etwas raueren Norden unterwegs sein.
Wir verlassen Egilsstaðir und folgen der Ringstraße durch eine weitläufige Landschaft, die uns sofort in ihren Bann zieht. Vergessen sind die lange Anreise, die Enge auf dem Fährschiff und das miserable Wetter während unserer Ankunft – zumal der Nebel sich inzwischen verzogen hat. Nach einigen Fotopausen und einem Umweg über die Nebenstraße 955 zum Leuchtturm von Vattarnes erreichen wir den kommunalen Campingplatz in Fáskrúðsfjörður. Obwohl dessen Einrichtungen in der Nebensaison noch geschlossen sind, kann man ihn als Stellplatz nutzen. Bei einem Spaziergang durch den Ort fällt uns auf, dass auf den Straßenschildern auch französische Namen stehen. Im kleinen Fáskrúðsfjörður haben von 1880–1920 jedes Jahr Tausende von französischen und belgischen Fischern ihr Auskommen gesucht. Straßennamen, Grabsteine und viele Details erinnern bis heute daran.
Die Gischt an den Klippen erinnert uns an kleine Geysire – kein Wunder, wir sind in Island.
Am nächsten Morgen liegt der Fjord spiegelglatt im Sonnenlicht vor uns – perfekte Bedingungen für den nächsten Abschnitt der Tour. Er führt uns zuerst nach Stöðvarfjörður, einem weiteren kleinen Dorf in den Ostfjorden. Kurz vor dem Ort kann man auf einer Landzunge mit imposanten Klippen parken. An diesem zerklüfteten Küstenabschnitt bricht sich die Brandung des Nordatlantiks besonders spektakulär. Die aufspritzende Gischt erinnert uns an kleine Geysire. Bei einer kurzen Wanderung über die Wiesen oberhalb des Meeres kann man hier manchmal sogar Robben beobachten! In Stöðvarfjörður steht Petras Steinsammlung Besuchern aus der ganzen Welt offen. Auf dem privaten Gartengrundstück kann man von Juni bis August viele der zum Teil einzigartigen Mineralien bestaunen, die vom geologischen Reichtum Islands zeugen.
Unsere weitere Route führt uns durch eine zunehmend imposantere Landschaft. Während sich links von der Straße im Licht der Frühlingssonne die Wellen des Atlantiks brechen, erheben sich auf der Beifahrerseite mächtige Bergformationen, die uns mit ihrer bizarren Schönheit faszinieren. Den entsprechenden Sound zu dieser Kulisse liefern die vielen Seevögel, die hier aufgeregt nach Brutplätzen suchen, im Chor mit dem Rauschen der ewig tosenden Brandung. Wir erreichen den Fjord Berufjörður, der auf einer Länge von 35 km die bis zu 1100 m hohen Berge durchschneidet.
Die Ringstraße folgt unterhalb der Gipfel weiterhin der Küstenlinie, sodass sich der Fjord bequem umrunden lässt. Entlang der Strecke gibt es immer wieder Parkplätze, und eigentlich möchte man an jedem einzelnen halten, um eine Fotopause zu machen oder beim Picknick in die Landschaft zu schauen. Am Nordufer des Fjords treffen wir auf die Blabjörg (»Blauberge«). Die Felsen sind durch vulkanisch-geologische Prozesse entstanden und aufgrund ihrer unglaublich türkisgrünen Farbe ein bekanntes und beliebtes Fotomotiv – auch wir können einem Fotostopp nicht widerstehen. Doch schon wenig später parken wir erneut, dieses Mal neben dem tosenden Wasserfall Nykurhylsfoss. Über eine Höhe von 15 m stürzen hier die Wassermassen der Fossá talwärts, bevor der Fluss in den Fjord mündet. Vom Parkplatz unterhalb der Kaskaden biegt eine steile Straße in das oberhalb liegende Hochtal Fossárdalur ab. Wer die Zeit und mit seinem Fahrzeug die Möglichkeit hat, sollte diesen kurzen Abstecher unbedingt einplanen, denn nur einige Höhenmeter oberhalb der isländischen Hauptverkehrsader kann man hier ein fast unberührtes Idyll voller natürlicher Schönheit entdecken.
Auf einer Landzunge am südlichen Fjordufer liegt Djúpivogur. Man erreicht den Ort mit seinen charakteristischen, bunten Holzhäusern und dem traditionellen Hafen über eine kurze Verbindungsstraße von der Ringstraße. In Djúpivogur gibt es einige kleine Geschäfte und Galerien mit lokalem Kunsthandwerk sowie die weithin bekannte Skulptur Eggin í Gleðivík – übergroße steinerne Nachbildungen der Eier von 34 einheimischen Vogelarten. Im ältesten Gebäude des Dorfes, dem Langhaus Langabúð am Hafen, befindet sich heute ein Museum … und ein Café mit Kuchenspezialitäten, von denen wir natürlich kosten müssen.
Nach einer Übernachtung auf dem Campingplatz in Djúpivogur entscheiden wir uns schweren Herzens, das wohl schönste Dorf Ostislands zu verlassen. Entlang der Ringstraße geht es nun durch eine zunehmend menschenleere, bizarre Landschaft. Die Ostfjorde gehören bis heute zu den touristisch weniger erschlossenen Gebieten Islands. Vielleicht macht diese Abgeschiedenheit den besonderen Reiz aus, den die Region auf uns ausübt? Oder ist es die vulkanisch geprägte Landschaft mit ihrem unglaublichen Farbenspiel aus dem Blau des Meeres, dem Grün des Mooses und dem Schwarz des Lavasands? Wir fühlen uns jedenfalls, als wären wir auf einem anderen Planeten unterwegs und kämen viel schneller voran, wenn wir nicht immer wieder Fotopausen einlegen würden.
Blick auf das Vestrahorn und die Lavastrände auf der Halbinsel Stokksnes bei Sonnenuntergang
Irgendwann erreichen wir dennoch die Halbinsel Stokksnes im äußersten Südosten von Island. Über ihren schwarzen Stränden aus Lavasand erhebt sich die Bergformation Klifatindur mit dem Vestrahorn – ein beliebtes Fotomotiv und ein Highlight entlang der Route. Da große Teile des Areals Privatland sind, muss man beim Besitzer für das Betreten einen Obolus entrichten. Zugleich bietet er vor seinem hölzernen Viking Café einige einfache Stellplätze für Wohnmobile an – eine Option, die wir ganz spontan für die kommende Nacht nutzen, denn inzwischen peitschen immer häufiger heftige Sturmböen über das Meer.
Unweit vom Vestrahorn liegt der größte Ort im Südosten Islands, die Hafenstadt Höfn. Obwohl in Höfn nicht einmal 2000 Einwohner leben, bietet die kleine Stadt eine erstaunliche Infrastruktur mit einem großen Supermarkt, einer Apotheke und sogar einem vínbúð (Alkohol-Shop). Beste Voraussetzungen, um die Vorräte aufzufüllen! Außerdem kann man auf dem weitläufigen Campingplatz übernachten, das Schwimmbad oder eines der empfehlenswerten Restaurants besuchen. Neben den üblichen Angeboten wird in fast allen eine lokale Spezialität und Delikatesse serviert: Lobster. Höfn ist daher auch der jährliche Austragungsort des isländischen Lobster-Festivals. Wir verbringen hier einen ganzen Tag und erkunden den Ort sowie das Erholungsgebiet Ósland unweit des Hafens.
Glitzernde Eisstücke am Strand Diamond Beach, in ihnen spiegelt sich das graue Meer.
Etwas mehr als 300 km haben wir bis Höfn zurückgelegt – vor uns liegt nun Islands Südküste mit ihren Highlights. Der Südosten ist durch den Gletscher Vatnajökull und den gleichnamigen Nationalpark geprägt. Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas außerhalb der Polargebiete. Seine verschiedenen Arme, die bis auf Meereshöhe reichen, lassen seine gigantischen Ausmaße zumindest erahnen. Über Nebenstraßen kann man sich einzelnen Gletscherzungen nähern. Von etwa Mitte Oktober bis Ende März werden geführte Touren auf den Gletscher, in die Eishöhlen und zu den Gletscherlagunen angeboten. Wir jedoch möchten zum Strand Diamond Beach, den wir bequem über die Ringstraße erreichen. Der Diamond Beach ist ein Paradies für Fotografen. Hier spült die Meeresbrandung abgebrochene Eisbrocken des Gletschers auf den schwarzen Lavasand-strand. Mit Gummistiefeln und Fotorucksack machen wir uns auf den Weg, um dieses Naturschauspiel zu fotografieren, und tatsächlich glitzern die Eiskristalle auf dem schwarzen Sand wie Diamanten – faszinierend. Auf der Suche nach immer schöneren Motiven vergeht die Zeit schnell, und so ist es bereits früher Abend, als wir uns zum nahe gelegenen Gletschersee Jökulsárlón aufmachen. Im letzten Licht des Tages gehen wir, dank der späten Stunde nun fast allein, ein Stück am Ufer entlang und machen noch einige Aufnahmen von dieser magischen Kulisse. Mächtige, blau schimmernde Eisbrocken treiben lautlos im Schmelzwasser und werden, wie von Geisterhand bewegt, in den Atlantik getrieben. Wir können uns kaum davon trennen, reißen uns aber trotzdem los, denn wir haben geplant, die Nacht auf dem etwa 60 km entfernten Campingplatz neben dem Nationalpark-Zentrum am Skaftafell zu verbringen.
Die schwarzen Basaltsäulen am Wasserfall Svartifoss sehen aus wie Orgelpfeifen.
Der Nationalpark Skaftafell liegt neben dem Gletscherarm Skaftafellsjökull und gehört inzwischen zum riesigen Vatnajökull-Nationalpark. Auf dem weitläufigen Areal neben dem Besucherzentrum befindet sich ein perfekt ausgestatteter Campingplatz – ein optimales Basislager, um zu Fuß einige Highlights der Umgebung zu erkunden. So gelangt man beispielsweise auf einem gut ausgebauten Wegenetz zur Lagune am Skaftafellsjökull, in deren milchkaffeebraunem Wasser blaue Eisbrocken treiben. Eine weitere abwechslungsreiche Tour führt zum Wasserfall Svartifoss, dem schwarze Basaltsäulen eine ganz besondere Ausstrahlung verleihen.
Für Wände und Dächer der alten Kirche in Núpsstaður wurden Torf- und Grassoden verwendet.
Nach einem aktiven und erlebnisreichen Tag im Nationalpark durchqueren wir auf unserem weiteren Roadtrip ein scheinbar endloses Schwemmland. In dem über 1000 km² großen Gebiet aus schwarzem Lavasand, türkisfarbenen Gletscherflüssen und Geröll ereignete sich 1996 ein massiver Gletscherlauf, bei dem sich ein unter dem Gletscher befindlicher See in einer Flutwelle entleerte. Dabei wurden mehr als 6 km der Ringstraße zerstört und weitere Teile schwer beschädigt. Eine Katastrophe, an die noch heute ein verbogener Stahlträger der alten Brücke als Mahnmal am Straßenrand erinnert.
Auf 30 km begleitet uns diese Landschaft, bis wir die historische Torfsiedlung Núpsstaður erreichen. Die sehenswerte, bereits 1657 erbaute Torfkirche kann besichtigt werden, obwohl der Zutritt zu den umliegenden Torfhäusern seit geraumer Zeit untersagt ist. Die historischen Häuser stehen verloren im Schutz der Felsen und zeugen von der früheren Lebensweise in und mit der rauen Natur Islands.
Die Landschaft um den Tafelberg Hjörleifshöfði
Auf unserer nächsten Etappe verändert sich die Landschaft erneut: Der Vulkanismus hat hier Pseudokrater, eng eingeschnittene Schluchten, Lavasäulen und moosbedeckte Lavafelder zurückgelassen. Ein Wegweiser macht uns auf die Dverghamrar (»Zwergenklippen«) aufmerksam. Wir biegen auf den Parkplatz ab, von dem aus diese Felsformationen zunächst etwas unscheinbar wirken. Doch bei näherem Hinsehen entdeckt man die besonders regelmäßig geformten Basaltsäulen der Klippen, um die sich einige Mythen ranken. Und wir gönnen uns noch einen zweiten Abstecher: 15 km vor Vík í Mýrdal verlassen wir die Ringstraße, um einem unbefestigten Weg durch eine schwarze Lavasteppe zum Inselberg Hjörleifshöfði zu folgen. Der 221 m hohe Berg wirkt in der ansonsten flachen Landschaft fast etwas verloren. Im Lavagestein an seiner Südflanke findet man die bizarre Grotte Gýgagjá, die in einer Star-Wars-Produktion als Kulisse diente. Wir stehen schon bald im Zugang der Höhle und blicken hinaus auf die endlos schwarze Sandwüste, die nur durch einige grüne und gelbe Farben der Vegetation unterbrochen wird. Bizarr!
Nicht einmal eine Stunde später sitzen wir in unserem Wohnmobil auf dem Campingplatz in Vík í Mýrdal. Die »Hauptstadt« Südislands scheint uns nach der Abgeschiedenheit und der Natur in den letzten Tagen fast etwas quirlig. Auf einem abendlichen Spaziergang sehen wir uns die Kirche an, die auf einer Anhöhe den Ort überragt. Und wir erhaschen noch einen ersten Blick auf die Felsnadeln Reynisdrangar. Gleich am nächsten Morgen fahren wir wenige Minuten bis zum Parkplatz am langen Sandstrand Reynisfjara, vor dem die bekannten Felsnadeln aus dem Meer ragen. Der Strand ist von ungewöhnlichen Bergformationen umgeben, und an den Abhängen tummeln sich Abertausende Seevögel, unter ihnen auch die possierlichen Papageitaucher. Bei aller Freude an tollen Bildern sollte man an diesem Strand vorsichtig sein: Die Brandung des Nordatlantiks ist gewaltig, und die Warnschilder haben durchaus ihre Berechtigung.
Hier sieht’s fast aus wie am Mittelmeer: das Felsentor am Kap Dyrhólaey an der Südküste.
Vom Sandstrand Reynisfjara ist in westlicher Richtung schon die 115 m hohe Klippe des Kaps Dyrhólaey auszumachen. Der Leuchtturm auf dem Vulkanfelsen weist seit 1927 den Seefahrern den Weg. Über verschiedene Nebenstrecken erreichen wir dann nach etwa 20 km den neu angelegten und auch für 2 × 4 Fahrzeuge geeigneten Parkplatz Dyrhólaey View auf einem Plateau. Eine kurze Wanderung über einen reizvollen Küstenwanderweg führt direkt zum Leuchtturm. Am Ziel werden wir mit einem fantastischen Blick über die Südküste und hinab zum Felsentor belohnt. Stürme und das Meer haben hier ganze Arbeit geleistet und ein riesiges Loch in dem Felsen hinterlassen, durch das sogar Boote fahren können.
Das Flugzeugwrack der US Navy am Strand Sólheimasandur wirkt ein bisschen verloren.
Noch einmal geht’s nur 20 km weiter, denn dort wartet ein weiteres Highlight – zumindest für viele Fotografen aus aller Welt, ein Flugzeugwrack der US Navy. Vom Parkplatz direkt neben der Ringstraße läuft man etwa 3 km oder nutzt in der Saison den kostenpflichtigen Shuttlebus bis zum Wrack. Wie ein UFO in einem Science-Fiction-Film liegt es seit seinem Absturz 1973 in der schwarzen Sandwüste.
Natürlich kann man diesen Fotospot im wahrsten Sinne des Wortes auch links liegen lassen und bis zum gigantischen Wasserfall Skógafoss weiterfahren. Hier rauschen die Wassermassen des Flusses Skógá frei fallend auf einer Breite von 25 m etwa 60 m in die Tiefe, bevor sie das Meer erreichen. Von einem großen, befestigten Parkplatz führen markierte Wege zum Becken des Wasserfalls, hinauf zu seiner Fallkante und auch weiter ins Hochland.
In diese Grotte des Gljúfrabúi gelangt man nur durch seinen Wasserlauf – also mit Gummistiefeln oder eben barfuß …
Wir sammeln jetzt Wasserfälle! Hier stürzt der Seljalandsfoss dem Sonnenuntergang entgegen.
Da sich ein spektakulärer Sonnenuntergang ankündigt, fahren wir noch ein Stück weiter, denn in etwa 30 km Entfernung ergießt sich ebenso aufsehenerregend der Fluss Seljalandsá am Seljalandsfoss 66 m in die Tiefe. Tatsächlich wird er gerade bei unserer Ankunft vom warmen Licht der untergehenden Sonne angestrahlt.
• TIPPDa man hier sogar hinter den Wasserfall gehen und durch den gigantischen Wasserschleier schauen kann, bietet sich ein atemberaubendes Motiv. Man sollte allerdings nicht darauf hoffen, von der Gischt verschont zu bleiben …
Nach dem großen Schauspiel verbringen wir die Nacht auf dem gepflegten Campingplatz nebenan.
Geduscht hatten wir heute eigentlich schon … Conny bei einer unfreiwilligen Dusche unter dem Wasserfall Gljúfrabúi.
Nur fünf Fußminuten vom Stellplatz entfernt erkunden wir am nächsten Morgen einen weiteren Wasserfall: Der Gljúfrabúi hat sich seinen Weg direkt durch eine höhlenähnliche, enge Felsschlucht gebahnt. In diese Grotte gelangt man nur durch seinen Wasserlauf – also mit Gummistiefeln oder eben barfuß … Nachdem wir auf diese Weise ungewollt noch einmal in der Gischt des Wasserfalls geduscht haben, brechen wir anschließend bei sonnigem Wetter auf.
Inzwischen ist zumindest im Süden von Island etwas vom beginnenden Frühling zu spüren – perfekte Voraussetzungen für die Highlights der nächsten Tage, denn vor uns liegt der sogenannte »Golden Circle«, eine beliebte Tour mit vielen Sehenswürdigkeiten unweit der Hauptstadt Reykjavik. Je näher wir dieser Region kommen, umso europäischer wirkt Island auf uns. Die Besiedlung nimmt erkennbar zu, es gibt mehr touristische Infrastruktur, und die Landschaft erscheint weniger extrem. Um die erste Sehenswürdigkeit des Golden Circle zu erreichen, biegen wir von der Ringstraße auf die Straße 30 ab. Über einige Nebenstrecken kommen wir zum Wasserfall Gullfoss. Hier stürzen die Wassermassen über zwei Kaskaden im bis zu 70 m tiefen Gullfossgjúfur-Canyon talwärts. Wegen der gewaltigen Dimensionen und seiner einzigartigen Schönheit ziert der »Goldene Wasserfall« zu Recht viele Prospekte und Ansichtskarten.
Wer früh genug aufsteht, kann den Geysir Strokkur im milden Morgenlicht fotografieren.
Im einsetzenden Dämmerlicht fahren wir zum Campingplatz neben dem nahen Geysir Center. Die meisten Tagestouristen verlassen bereits das Areal, und der große Parkplatz neben dem Besucherzentrum mit Souvenirladen, Restaurant und Hotel leert sich. Am nächsten Morgen stehen wir zeitig auf und sind daher fast alleine im Thermalgebiet Haukaladur unterwegs. Hier gibt es zahlreiche heiße Quellen, dampfende Seen, Mineralien in allen Farben … und die immer wieder in die Luft zischende Wassersäule des Strokkur, ein kleinerer Bruder des benachbarten Großen Geysir, der seine Aktivitäten fast eingestellt hat. Dazu riecht es penetrant nach Schwefel.
Den Geruch haben wir noch in der Nase, als wir unsere Fahrt zum UNESCO-Weltkulturerbe Nationalpark Þingvellir fortsetzen. Das Gebiet nahe der isländischen Hauptstadt begeistert mit seiner landschaftlichen Schönheit und ist geologisch bedeutsam, weil es im Grenzbereich zweier tektonischer Platten liegt. Uns fasziniert ganz besonders die Geschichte von Þingvellir, denn bereits ab 930 wurde in der Schlucht Almannagjá jährlich ein althing abgehalten, eine demokratische Volksversammlung der Isländer. Diese sind stolz auf den Ort, an dem am 17. Juni 1944 auch die Republik Island ausgerufen wurde. Neben dem Besucherzentrum am Nationalpark finden wir einen Campingplatz, perfekt gelegen, wenn man das Gebiet auf gut markierten Wanderwegen näher erkunden oder in einer Felsspalte zwischen den Kontinentalplatten tauchen möchte.
Nach unseren Naturerlebnissen ist Reykjavik ein starker Kontrast – so viele Häuser, so viele Autos.