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Louisa und Nathan haben es geschafft, ihrem Happy End steht nichts mehr im Weg. Doch ein Anruf aus ändert alles. Nathan muss in die USA reisen und lässt Louisa allein. Was beide nicht ahnen: Diese Reise wird ihre größte Odyssee...
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Seitenzahl: 291
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Triggerwarnung
Liebe Leser und Leserinnen,
Bevor wir euch nun ein letztes Mal zu Nathan und Louisa lassen, möchten wir euch noch etwas wichtiges sagen.
In „You Are Forever The One“, werden die Themen Verlust eines Familienmitglieds, Amensie durch Unfall, Gewalt in der Beziehung und vaterlose Kindheit behandelt.
Wir wünschen euch allen viel Spaß beim Lesen,
Euer Schattenpaar
Für alle, die sich der Welt gemeinsam stellen. Möge eure Liebe niemals enden und euch nur der Tod entzweien.
Playlist Nathan
Summertime - Kontra K feat. Lana del Ray
Heartless - The Weekend
Mehr als ein Job - Kontra K
Mehr von dir - Mike Singer feat. Madeline Juno
Coming Home - Diddy-Dirty-Money feat. Skylar Grey
Under The Influence - Chris Brown
Unforgettable - Nico Santos
Save Your Tears - The Weekend
Until I Bleed Out - The Weekend
Wenn du mich laesst - LEA
Louisas Playlist
Marry me - Jennifer Lopez & Maluma
Liebe auf Distanz - Revolverheld feat. Antje Schomaker
Make you feel my love - Adele
Ava - Natalie Jane
Coming home Part 2 - Skylar Grey
An guten Tagen - Johannes Oerding
Perfect - Ed Sheeran
99 Probleme - Madeline Juno
Normal fühlen - Madeline Juno
Wieder Ich - Mathea
Erster Teil
Kapitel 1: Louisa
Kapitel 2: Isabella
Kapitel 3: Nathan
Kapitel 4: Louisa
Kapitel 5: Nathan
Kapitel 6: Louisa
Kapitel 7: Nathan
Kapitel 8: Isabella
Kapitel 9: Louisa
Kapitel 10: Louisa
Kapitel 11: Nathan
Kapitel 12: Louisa
Kapitel 13: Louisa
Kapitel 14: Louisa
Kapitel 15: Isabella
Kapitel 16: Nathan
Kapitel 17: Louisa
Kapitel 18: Nathan
Vier Jahre zuvor
Gegenwart
Kapitel 19: Louisa
Kapitel 20: Nathan
Kapitel 21: Louisa
Kapitel 22: Nathan
Kapitel 23: Louisa
Kapitel 24: Nathan
1 Tag vor der Hochzeit
Zweiter Teil
Kapitel 25: Isabella
Kapitel 26: Louisa
Drei Monate zuvor
Gegenwart
Kapitel 27: Nathan
Kapitel 28: Louisa
Kapitel 29: Nathan
Kapitel 30: Louisa
Kapitel 31: Nathan
Kapitel 32: Louisa
Epilog
Was für eine Woche: Es war meine erste Fortbildung, seitdem ich in der Krippe tätig bin. Zumal die Fortbildung sehr spontan kam. Eigentlich sollte eine Kollegin gehen, diese ist allerdings erkrankt und da der Träger nicht das Geld zurückbekam, wurde schließlich ich geschickt.
Bevor ich nach Bonn gefahren bin, war ich ziemlich nervös und bin nur durchs Haus gelaufen, da ich Nathan allein mit allem lassen musste. Er musste den finalen Umzug, seine Arbeit, Zoe und ihre Betreuung alleine organisieren. Gott sei Dank haben wir ein tolles und großes Netz an Leuten, die uns in solchen Momenten helfen können. Die Fortbildung war nicht nur anstrengend und informativ, sondern auch kräftezehrend. Ich habe in den letzten Tagen wieder schlechter geschlafen. Eine so lange Trennung hatten Nathan und ich zuletzt während seiner USA-Reise, als er seinen Vater gesucht hat. Deshalb freue ich mich umso mehr, heute Abend neben ihm im neuen Haus einschlafen zu dürfen.
Ich habe gerade einen Rasthof angefahren, da ich Durst habe und Nathan kurz schreiben möchte, wann ich in etwa zuhause bin. Ich hätte richtig Lust auf einen Filmabend mit Zoe und Nathan. Einfach mal die Füße hochlegen und das Beisammensein genießen. Durch die Fortbildung wurde mir nämlich bewusst, dass wir das, was wir haben, wertschätzen sollten, denn nicht alles, was man hat, ist selbstverständlich.
Nachdem ich die SMS abgeschickt, etwas getrunken habe und auf der Toilette gewesen bin, mache ich wieder auf den Weg. Ich starte die Playlist, singe laut und schief meine Lieblingslieder mit und lasse mich von manchen Blicken der Autofahrer, die mich überholen, nicht beirren, denn ich bin glücklich. Ich sehe Nathan und Zoe wieder. Und das ist alles, was zählt.
Als ich in die Spielstraße fahre, in der unser neues Zuhause liegt, bin ich etwas verwirrt. In der Straße stehen um unser Haus einige Autos von mir bekannten Leuten. Isabella und Ryans SUV, Milans Limousine und auch Katharina sowie Amelias Auto stehen vor unserem Zuhause.
Was ist denn hier los? Hat Nathan etwa eine Einweihungsparty oder sowas in der Art geplant? Wenn ja, hätte er mich ja einweihen und die Gäste erst kommen lassen können, wenn ich zuhause angekommen bin, denn dann hätte ich mich wenigstens noch etwas schick machen können.
Ich blicke an mir hinab und mustere das blaue Kleid, das ich trage. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht todschick. Das passt zu mir, mache ich mir selbst Mut. Da ich nicht mit Koffer in der Hand unsere Gäste begrüßen will, nehme ich nur die Handtasche vom Beifahrersitz und gehe dann in Richtung Haustür. Als ich aufgeschlossen habe und die Tür hinter mir schließe, entdecke ich mit einem Blick auf den Boden Rosenblätter im Flur. Ich hole tief Luft und lege Jacke und Handtasche ab.
Ist es jetzt so weit? Kommt jetzt der Moment, auf den vermutlich jede Frau wartet? Sehe ich gut aus? Rieche ich unangenehm? Was wenn ich kein Wort aus mir rausbekomme?
Mein Herz schlägt so schnell, dass es mir problemlos aus der Brust springen könnte, während ich dem Pfad der Rosenblätter folge. Mit jedem Schritt habe ich das Gefühl, das mein Körper vor Aufregung vibriert. Im Wohnzimmer angekommen erblicke ich alle Menschen, die Nathan und mir wichtig sind. Alle lächeln mich an und schenken mir liebevolle Blicke. Nathan steht in der Mitte der Gruppe, die sich um den Esstisch versammelt hat. Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen, aber auch ein Hauch von Angst sehe ich in seinen Augen aufflackern. »Weißt du Baby, vor meiner Zeit im Ausland, da gab es nur eine Frau in meinem Leben. Diese Frau warst du. Allerdings war es mir damals nicht bewusst. Als du dann in die Villa gezogen bis und damit wieder Teil meines Lebens wurdest, da wurde mir eines schnell klar: es ist Schicksal. Das Schicksal hat uns zusammengeführt und uns gezeigt, dass wir uns brauchen. Wir sind wie Licht und Schatten, Sonne und Mond, wie der Sturm und die Ruhe. Du brauchst mich und ich dich. Am meisten wurde mir das bewusst, als du mich verlassen hast. Louisa Linde, möchtest du mich zu deinem Mann nehmen?«
Oh Gott! Er stellt mir tatsächlich die eine Frage, die unser Leben für immer verändern wird. Meine Gedanken rasen, genau wie mein Herz.
»Ja«, sage ich heiser, spüre Freudentränen in meinen Augen und Nathan steckt mir sanft den Ring an meine Hand. Er erhebt sich, nimmt mich in den Arm und dreht sich einmal im Kreis mit mir, ehe er mich küsst. Ich genieße den Moment vollkommen und stöhne fast lautlos, als seine Lippen auf meine treffen und er mit dem Kuss unseren neuen Status besiegelt. Sollen die anderen ruhig zusehen. Als er sich von mir löst und mich wieder freigibt, kommen die anderen zu uns und gratulieren uns zur Verlobung. Während Amelia mich umarmt sehe ich, wie Lio Nathan gratuliert. Seine Augen strahlen, in ihnen ist nichts als Freude und Licht zusehen. Die Dunkelheit, die einst in seinen Augen lag, als ich ihn im Frühjahr wieder traf, scheint endlich besiegt.
Amelia lässt mich los und in diesem Moment ruft Isabella auch schon zum Essen. Sie und Lio haben vermutlich das Essen für den heutigen Abend übernommen. Normalerweise esse ich auch gerne, wenn die beiden kochen, aber heute Abend habe ich nicht wirklich Appetit.
Zoe setzt sich neben mich und blickt den Ring ehrfürchtig an. »Der ist wunderschön.«
»Ja, Papa hat da wirklich einen wunderschönen Ring ausgesucht«, stimme ich ihr zu und lächle erst sie und dann den Ring an meiner Hand an.
»Darf ich den auch mal tragen?« Ich muss mir ein Lachen verkneifen.
»Diesen nicht. Weißt du Zoe, was dein Papa mir da geschenkt hat ist ein ganz besonderer Ring. Wenn du mal älter bist, wirst du das verstehen.«
»Und einen anderen?«
»Das geht. Ich habe noch andere in meinem Schmuckkoffer. Dort schauen wir mal, was hälst du davon?« Sie nickt zufrieden und isst weiter.
»Ich hoffe, mit den paar Infos, die er mir entlocken konnte, habe ich richtig gelegen?«, fragt Lio und setzt sich zu meiner Rechten an den Tisch.
»Auf jeden Fall. Ich kann gar nicht aufhören ihn anzusehen. Es fühlt sich unwirklich an.«
»Aber es ist wahr. Und ich bin froh, dass du so strahlst. Du wirst eine King und das macht mich glücklich.«
»Ich danke dir Lio. Für alles, was du jemals getan hast.« Er küsst mich auf die Wange.
»Für dich immer, Schwesterherz.«
Nach dem Essen verteilen sich die Gäste im Wohn- und Esszimmer. Da ich erschöpft bin, lasse ich mich auf die Eckcouch im Wohnzimmer fallen und atme kurz durch. Isabella gesellt sich zu mir. »Alles in Ordnung?«
»Nur etwas erschöpft und müde«, gestehe ich mit einem Lächeln. »Ich habe die letzten Tage nicht wirklich gut schlafen können.«
»Weshalb?«
»Weil ich seit längerer Zeit ohne Nathan schlafen musste. Wir beide schlafen besser, wenn der jeweils andere da ist.« Das ist etwas, was wir beide recht schnell herausgefunden haben. Durch mich verlor er seine Augenringe und ich meine Alpträume, welche mich nach dem Unfall damals geplagt hatten. Wir beschützen uns in der Nacht gegenseitig. »Und das Bett dort war eine Qual«, erkläre ich und gähne.
»Dann solltest du dich ausruhen.«
»Mache ich gleich. Aber erst werde ich mal etwas essen.«
»Louisa ich habe dein Lieblingsessen gekocht, und du sagst mir du hast noch nichts gegessen?« Ich sehe Sorge in ihrem Gesicht.
»Ja. Ich bekam einfach nichts herunter. Das liegt vermutlich einfach an dieser ganzen Aufregung und den Emotionen heute Abend ...«, versuche ich sie zu beruhigen. Eigentlich müsste ich mich ja nicht erklären. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, es tun zu müssen.
»Soll ich dir etwas holen?«
»Das wäre sehr nett.« Sie nickt und geht Richtung Küche. Als sie zurückkommt und mir den Teller mit meinem Lieblingsessen, nämlich Reispfanne mit Hähnchen bringt, habe ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Aber da sich Isabella und Lio solche Mühe gemacht haben, zwinge ich mich, ein wenig davon zu essen.
Als Nathan sich zu mir gesellt, lässt uns Isabella mit den Worten »Ich schaue mal nach Zoe, sie wollte mir noch ihr neues Zimmer zeigen« allein.
»Na. Wie geht es meiner Verlobten?«, will er wissen und schenkt mir ein Lächeln, ehe er mich wieder küsst.
Ich antworte ihm zufrieden. »Mir geht es gut. Ich liebe diesen Ring, aber wie geht es dir?« Das interessiert mich wirklich. Immerhin haben wir noch nicht so viel miteinander sprechen können, seit ich zurück bin.
»Ich bin glücklich und auch erleichtert, dass du Ja gesagt hast. Das Warten auf diesen Moment hat mich in den letzten Tagen wahnsinnig gemacht.«
»Verstehe ich. Was hälst du davon, dass ich dir auch ein Symbol der Verlobung kaufe? Einen Ring oder ein Armband. Irgendetwas, das dich an mich erinnert, wo immer du auch bist.«
Er nimmt meine Hand und legt sie auf sein Herz. »Du bist immer bei mir. Aber deine Idee klingt schön, in der heutigen Zeit sollte auch ein Mann ein Verlobungssymbol tragen dürfen«, merkt er an und ich muss grinsen.
»Dann schauen wir uns die nächsten Tage nach einem Ring oder einem Armband oder was auch immer du möchtest um«, wiederhole ich aufgeregt.
Er nickt zufrieden und nimmt meine Hand. »Was hälst du davon zeitnah zu heiraten?«
»Was verstehst du denn unter zeitnah? Sechs Monate?«
»Ich dachte an März. Den 03.03.«, gibt er zu und blickt auf unsere miteinander verschlungen Hände.
»Nathan, das sind nicht einmal vier Monate. Wie soll das bitte gehen? Wir müssen sowas planen. Ich brauche ein Kleid und wir müssen eine Location suchen und ...«
»Ein Kleid besorgen wir dir ganz schnell und lassen es dann sofort abändern. Wir können ja auch zunächst einmal nur standesamtlich heiraten und es klein halten. Eine große Hochzeit können wir zu einem späteren zeitpunkt ja immer noch feiern, wenn du das möchtest.«
Ich denke über seinen Vorschlag nach. Standesamtlich im März und dann zum Beispiel im August eine große Hochzeit mit einer freien Trauung.
»Lass mich eine Nacht drüber schlafen und dann sehen wir weiter, ja? Ich möchte gerade einfach nur den Moment genießen.« Er küsst mich liebevoll und stimmt meiner Bitte zu, ehe Ryan nach ihm ruft und er sich entschuldigt.
Am nächsten Morgen wache ich in den Armen meines Verlobten auf. Meines Verlobten. Ich lasse die Worte auf meiner Zunge zergehen. Es hört sich noch völlig ungewohnt an, weil es mir noch so neu und unwirklich scheint. Ich sehe zu ihm hinüber, sein Atem geht ruhig. Im Haus ist es vollkommen still, da Zoe die Nacht bei Lio und Milan verbracht hat und wir somit die Nacht als frischverlobtes Paar in vollen Zügen genießen konnten.
Ich strecke die Hand nach ihm aus und und fahre glücklich durch sein Haar. Langsam dreht er sich auf den Rücken und öffnet verschlafen seine Augen.
»Guten Morgen meine wunderschöne Verlobte.«
»Guten Morgen Verlobter«, sage ich lächelnd zurück. »Du hast so ruhig und friedlich geschlafen.«
»Weil du wieder an meiner Seite bist und neben mir schläfst.«
»Geht mir genauso«, stimme ich ihm zu.
»Das gefällt mir, genauso wie die letzte Nacht.«
»Die war unglaublich«, füge ich hinzu und küsse ihn leidenschaftlich. Er erwidert den Kuss und zieht mich an sich heran. Ich stöhne leise auf. »Ich wollte dir noch was sagen. Zu deiner Frage von gestern nach der Verlobung«, beginne ich.
»Dann schieß mal los. Ich bin gespannt«, sagt er und legte seine Arme hinter seinen Kopf.
Ich lege mich auf seine Brust. »Wir können am 3. März heiraten, dann bestimmen wir aber gemeinsam die restliche Planung.«
»Ich überlasse dir dabei das letzte Wort, selbst wenn du für pinke Elefanten sein solltest. Hauptsache du bist dort, glücklich und gibst mir das Ja-Wort.«
»Dann sind wir uns ja einig. Eins möchte ich aber noch loswerden. Wenn ihr auf dem Junggesellenabschied irgendwelche Dummheiten anstellt, wie in dem Film Hangover mache ich euch nicht nur einen Kopf kürzer.«
»Alles gut, die Zeiten habe ich hinter mir«, sagt er trocken.
»Was meinst du?«, frage ich verwirrt.
»Der Spaß und das wilde Feiern ... Aber nicht so wie im Film.«
»Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein«, sage ich und schlage ihn spielerisch auf die Brust.
»Ich mache schon nichts, denn ich liebe dich. Du bist meine ganze Welt.«
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und merke, wie ich rot werde. Seine Worte berühren mich nach wie vor auf eine ganz besondere Art und Weise. Sie sorgen für Schmetterlinge in meinem Bauch und einem wohligen Ziehen zwischen meinen Beinen.
Louisa glücklich zu sehen war schon immer mein Ziel. Als wir sie damals bei einem Kindergartenfest das erste Mal gesehen haben, war sie verschlossen und ihre Kleidung wirkte abgenutzt. Man sah ihr an, dass sie am Boden lag – das Leben hatte sie besiegt. Doch dann trat Lio in ihr Leben. Er nahm sich ihr an und brachte die Sonne in ihr zum Vorschein.
Ich hätte gerne noch ein Mädchen gehabt oder auch einen Jungen. Aber die Ärzte hatten uns nach der Risikoschwangerschaft mit Lio abgeraten. Umso glücklicher war ich insgeheim, als Lio Louisa immer öfter mit ins Zee und nach Hause brachte. Wir erkundigten uns, ob es möglich sei, Louisa zu adoptieren, denn es wurde schnell klar, dass sie uns nicht gerne verließ. Allerdings war das leider nicht so einfach, wie Ryan und ich uns das erhofft hatten.
Das Jugendamt verwehrte unseren Wunsch. Aber die Heimleiterin kam uns etwas entgegen, nachdem wir lange Gespräche mit ihr geführt hatten. Louisa wurde ein Teil unserer Familie. Wir kauften ihr alles, was sie brauchte und sie durfte tagsüber bei uns bleiben. Nur zum Schlafen und an wichtigen Tagen musste sie ins Heim. Es war zwar nicht ideal, aber besser als nichts.
Sie nun Jahre später so glücklich an der Seite ihrer großen Jugendliebe zu sehen, als zukünftige Ehefrau von Nathan King, erfüllt mich daher mit Stolz. Vor allem, wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis die beiden ein Paar geworden sind.
Umso mehr sorgt mich ihr Verhalten, als wir gestern Abend bei den beiden waren. Nachdem sie lächelnd Nathans Antrag zugestimmt hat, war sie eher ruhig und nicht so aufgekratzt, wie man es von einer frisch Verlobten erwarten würde. Sie wirkte erschöpft und hat ihr Lieblingsessen kaum angerührt, was meiner Meinung nach wirklich sehr komisch ist, denn Louisa liebt meine Reispfanne.
Da ich mit meinen Gedanken nicht weiter weiß, rufe ich nach Ryan. »Schatz?«
»Ich bin im Keller.«
Ich verlasse das Wohnzimmer, steige die Treppe in den Keller hinab und gehe dort in den Raum, den ich gern Eisenbahnzimmer schimpfe. Ryan und Lio sind nicht nur begabte Köche, nein, mein Mann hat seit seiner Kindheit ein großes Interesse an Modelleisenbahnen. Er baut gerade ein neues Haus für seine Miniaturstadt, die neben den Gleisen auf der sechs mal sechs Meter großen Tischplatte verläuft. Ein Zug, der gerade aus einem Tunnel kommt, zeigt mir, dass Ryan vollkommen in seinem Element ist. Vor mir sitzt nicht der Koch, sondern das Kind. Jeder Mann ist irgendwo immer noch ein Kind, meiner Meinung nach.
»Die wie vielte Stadt ist das in 20 Jahren?«, frage ich belustigt und lehne mich in den Türrahmen.
»Die zehnte.«
Ich lache, werde dann aber wieder ernst. »Was sagst du zu gestern Abend?«
Er legt die Teile des Hauses weg, hält mithilfe einer Schalttafel die Züge an und überlegt einen Moment. »Beide wirkten wie das Traumpaar, das einfach zusammengehört. Louisa war überrascht und glücklich. Der Ring gefiel ihr, das konnte man in ihrem Gesicht ja förmlich lesen. Nathan dagegen wirkte sehr erleichtert und froh. So als habe er wirklich Sorge gehabt, dass das Mädchen seinen Antrag ablehnen könnte.«
»Ja. Aber das meinte ich nicht. Louisa wirkte erschöpft, findest du nicht?«
»Isa, sie kam von einer Fortbildung. Sie stand bestimmt die ganze Woche unter Strom«, argumentiert er und geht auf mich zu. »Lass uns hochgehen und dann sagst du mir in aller Ruhe, was du für Sorgen hast.«
Ich nicke. Er löscht das Licht in seinem Spielzimmer und folgt mir dann ins Esszimmer, wo er sich einen Kaffee und mir einen Tee kocht.
»Du sagst also, sie wirkte erschöpft.« Er reicht mir die Tasse und ich danke ihm mit einem Lächeln.
»Ja. Eine Verlobte sollte doch förmlich herumhüpfen wie ein Flummi. Oder macht man das heute nicht mehr so?«
»Da ist was dran. Aber wie gesagt, die meisten Verlobten kommen nicht von einer Fortbildung und wir beide haben nicht wirklich Einblick in so eine Fortbildung. Sie ist Erzieherin. Eine Fortbildung bei uns Köchen ist bestimmt vollkommen anders als bei Louisa. Darf ich daran erinnern, dass du nach einer Fortbildung mal so erschöpft warst, dass du im Zug eingeschlafen bist und den Bahnhof verpasst hast?« Ich schlage ihn spielerisch, denn er hat natürlich vollkommen recht.
»Ja. Aber ich habe die Vermutung, dass das nicht der Grund für die Erschöpfung ist. Denn sie hat auch kaum gegessen. Ryan, sie hat die Reispfanne, ihr Lieblingsessen nicht gegessen oder besser gesagt ich musste sie förmlich zum Essen zwingen.«
Ryan nippt belustigt an seiner Tasse. »Schatz, deine Kochkünste sind grandios, aber Louisa hat schon eine ganze Weile nicht mehr bei uns gegessen. Vielleicht haben sich Geschmäcker verändert.«
»Lio hat das Essen alle paar Wochen gemacht, als sie noch die WG hatten – und wir wissen beide wie sehr Lio das hasst.« Denn im Gegensatz zu Louisa isst mein leiblicher Sohn nicht wirklich gerne Reis. Aber für seine Ziehschwester geht der Junge sogar durchs Feuer, genau wie Nathan.
»Okay. Aber sie kann sich auch einfach gestern Abend nicht wohlgefühlt haben. Es kam sehr viel zusammen. Die Heimkehr, die Verlobung und das Haus war auch noch voller Leute.«
»Sie hat mir gesagt, sie habe die letzten Nächte nicht gut geschlafen. Sie tat es ab mit der Begründung, dass sie Nathan vermisst habe und das Bett im Hotel nicht so toll war, aber ich bin anderer Meinung. Die Erschöpfung, der Appetitverlust und auch der schlechte Schlaf sprechen meiner Meinung nach für eine Schwangerschaft.«
Ryan lässt die Tasse wieder auf den Tisch sinken, sieht mich an und lacht. Er lacht mich aus! Schließlich fängt er sich und sieht mich dann wieder an. »Isa, woher willst du das wissen?«
»Ich hatte diese Symptome zu Beginn der Schwangerschaft auch und ich tat es ab. Genau wie du jetzt.«
Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht und scheint über die Zeit damals nachzudenken.
»Du könntest recht haben. Aber was willst du denn nun hören?«, fragt er mich und nimmt die Tasse wieder in die Hand, um einen Schluck Kaffee zu trinken.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich würde ihr gerne sagen, was ich vermute.« Er verschluckt sich und sieht mich panisch an.
»Lass das sein. Mach ihr keine Angst. Falls es stimmt, wird sie es sowieso bald herausfinden. Du kannst es ja im Auge behalten, aber sagen solltest du nichts. Sie würde nur panisch werden und Angst bekommen und sich fragen, ob sie das kann. Ich meine, sie hat ja auch anfangs Angst gehabt, die Mutterrolle für Zoe zu übernehmen, sie kommt gerade erst in dieser Rolle richtig an. Wenn du ihr jetzt sagst, dass sie womöglich schwanger ist, geht diese Angst wieder von vorne los. Und wer weiß, vielleicht ist es ihr bewusst, aber sie sagt noch nichts, weil sie erstmal selbst damit klarkommen will.«
Louisa hat zu Beginn der Beziehung große Angst gehabt, Zoe die Mutter zu nehmen. Erst ihr Therapeut, Dr. Heiland, hat ihr vor einiger Zeit klar machen können, dass dies schon passiert ist durch Zoes Entscheidung Louisa als Mutter anzuerkennen. Erst dadurch hat sich diese Angst gelegt und sie hat ihre Rolle angenommen. Ryan könnte recht haben. Wenn wir Louisa von meiner Vermutung erzählen, könnte sie wieder Angst bekommen, auch wenn sie sich scheinbar gut in ihre Rolle eingefunden hat. Angst macht sie Louisa immer noch.
Ich öffne Louisa die Tür. Sie hat mich gestern noch angerufen und gefragt, ob ich Zeit hätte, denn sie würde gerne mit mir über einige Dinge sprechen. »Louisa, komm rein«, begrüße ich sie liebevoll und nehme ihr den Mantel ab.
»Wie fühlt man sich als Verlobte?«, frage ich sie als wir uns im Wohnzimmer auf die Couch fallen lassen und sie kurz zu ihrem Verlobungsring schielt.
»Es ist unglaublich. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich meine ... Ich hätte niemals damit gerechnet. Ich war sogar sauer und dachte, er macht eine Einweihungsparty und gibt mir nicht Bescheid. Aber als ich dann im Flur die Rosen sah ... Mein Herz hat einen Satz gemacht und dann ging alles so schnell. Es wirkte fast surreal.«
Ich lächle. »Das ist vollkommen normal. Ryan und ich freuen uns auf jeden Fall für dich. Du solltest wissen, dass Nathan sich sogar extra die Erlaubnis bei uns geholt hat.«
»Im Ernst?«, fragt sie überrascht.
»Ja. Er war hier und sprach von seinem Vorhaben. Aber nun sag mir mal, warum du hier bist.« Sie nickt und greift nach der Keksdose auf dem Tisch.
»Ich bin wegen der Hochzeitsplanung hier. Nathan ist, wie du ja weißt, nicht die Geduld in Person. Er hat mich gebeten mit ihm am 03. März zum Standesamt zu gehen. Die Überlegung ist, dass nur die Trauzeugen und wir aufs Standesamt gehen.«
»Aber ihr werdet auch groß heiraten?«, frage ich und bete, dass sie ja sagt, denn ich wünsche mir für meine Ziehtochter eine wunderschöne Hochzeit.
»Ja und da kommst du ins Spiel. Beziehungsweise du und Katharina. Es wäre super, wenn ihr uns beiden bei der Planung helfen würdet. Wir haben uns auf ein Datum geeinigt und würden gerne im August heiraten. Am 03. August.« Normalerweise plant man eine Hochzeit über ein Jahr, die beiden scheinen allerdings die Norm zu brechen, denn wir haben Anfang Dezember, das sind also nur noch acht Monate. Sie fährt fort. »Ich habe mir auch schon einiges überlegt, wollte es aber mit dir und Katharina absprechen. Nathan hat mir nämlich freie Hand gelassen im Bezug auf die kirchliche oder freie Trauung. Das überlege ich gerade noch. Aber für die Deko habe ich schon Wunschfarben. Ich hätte gerne als Primärfarbe ein Marineblau, so wie Nathans Anzüge, als Sekundärfarbe und Besteckfarbe Gold und als dritte Dekofarbe dann Weiß.«
Ich notiere mir die Farben in dieser Reihenfolge und mache mir Gedanken. »Wir kriegen bestimmt etwas tolles hin. Mit diesen Farben lässt sich etwas sehr schönes machen. Ich werde mal mit Katharina telefonieren. Weiß sie schon von den Farben?«
»Ja. Nathan hat oder wird sie noch im Laufe des Tages über meine Wünsche informieren. Die Karten sollen auch diese Farben haben«, erklärt sie und holt sich einen weiteren Keks aus der Dose. Heißhunger notiere ich gedanklich und frage mich, ob Louisa eigentlich klar ist, was sie da isst? Denn die Kekse, die sie inzwischen isst, sind mit Schokolade überzogen und das mag sie nicht so gerne. Doch ich werde nichts sagen, denn ich weiß, das Ryan das nicht gutheißen würde.
»Gut. Ich mache mir Gedanken wegen den Einladungen und du stresst dich bitte nicht so sehr, es sind zwar nur acht Monate bis zu eurem großen Tag, aber das schaffen wir. Kein Grund zur Eile. Aber lass uns das Thema wechseln. Wie fühlst du dich in dem neuen Haus? Immerhin hattest du noch nicht viele Tage dort.« Sie nickt zustimmend und schluckt den Keks hinunter.
»Es ist einfach wundervoll. Ich freue mich darauf, das Haus mit Erinnerungen zu füllen. Doch zunächst steht jetzt erstmal Weihnachten und dann die Hochzeit an.«
»Apropos Weihnachten. Wollen wir die Feiertage zusammen verbringen?«, frage ich sie.
»Gute Frage. Ich werde mit Nathan darüber sprechen, denn seine Familie ist ja auch noch da.«
»Mach das. Gib mir dann einfach Bescheid«, sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und sie nickt.
Gut gelaunt verlasse ich das Verlagshaus und mache mich dann auf den Weg zu Zoes Kita. Weihnachten steht vor der Tür und da nur noch zwei Bücher in diesem Jahr in unserem Verlag erscheinen, habe ich mir vorgenommen, bis Weihnachten nur halbtags zu arbeiten und die freie Zeit mit meiner Familie zu nutzen. Als ich die Tiefgarage erreiche, öffne ich eine der hinteren Autotüren und lege meine Jacke neben Zoes Kindersitz, als mir das Pferd auf dem Sitz auffällt. Ich nehme das Schleichtier in die Hand und betrachte es.
Zoe hat die letzten Wochen vermehrt mit den paar Pferden gespielt, die sie in ihrer Tiersammlung hat und wollte auch zu Nikolaus ein Pferd haben. Ich frage mich, ob sich aus dieser Konzentration auf Pferde ein Hobby entwickeln könnte oder ob das nur eine Phase ist. Ich lege es wieder in den Sitz, damit Zoe es nicht suchen muss.
Im Kindergarten angekommen begrüßt mich eine der Erzieherinnen mit einem freundlichen Nicken. »Die Kinder präsentieren gerade noch etwas. Wir würden Sie bitten hier im Flur zu warten, Herr King.«
»Natürlich. Ich habe damit kein Problem«, sage ich gelassen und sehe mich im Flur um, als sie mich alleine zurücklässt. Da das noch einen Moment dauern kann, checke ich meine Mails am Handy.
»Hey Nathan.« Jackson kommt auf mich zu und wir begrüßen einander freundschaftlich. »Schön dich zusehen. Wie geht es dir?«
»Ganz gut. Was gibt es bei dir neues?«
»Nicht viel.« Ich nicke und wir stehen beide stumm im Flur, als mich ein Gedanke packt. »Ihr habt doch mal erzählt, dass Emily Pferde mag.«
»Ja. Meine Schwägerin ist Reitlehrerin auf einem Hof im Norden und wir verbringen dort als Familie manchmal den Sommer. Wieso fragst du?«
»Zoe hat Schleichtiere Zuhause. Früher spielte sie mit allen möglichen Tierarten. Seit ein paar Tagen spielt sie vermehrt mit zwei Pferden aus dieser Kiste. Zu Nikolaus wollte sie ein drittes Pferd. Ich habe mich einfach gefragt, ob das etwas zu bedeuten hat«, erkläre ich ihm und erwähne zudem, dass eins dieser Pferde im Auto liegt.
»Ich würde mal abwarten, was passiert. Vielleicht ist es ja auch nur eine Phase. Aber ich würde mal Louisa fragen. Sie ist immerhin Erzieherin und hat vielleicht nochmal einen anderen Blickwinkel auf dieses Verhalten.«
Ich nicke und will ihm danken, als die Tür der Gruppe aufgeht und Zoe mit Emily in den Flur tritt.
Ich habe Jacksons Rat befolgt und gestern beim Mittagessen das Thema Pferde angesprochen und Zoe bat mich, mit ihr Fakten über die Tiere zu googeln. Anschließend ist sie mit ihrem neuen Wissen nach oben und hat begonnen, mit den Schleichtieren zu spielen.
Am Abend, als Zoe schon schläft, stehle ich mich leise in ihr Zimmer und nehme ihren Malblock vom Schreibtisch. Neben diesem liegt eines der Pferde, die anderen stehen auf dem Nachttisch. Ich verlasse leise das Zimmer und öffne, in meinem Büro angekommen, den Block und werde fündig. Sie hat versucht, das Pferd nachzumalen. Immer wieder, mal ist es grau, mal schwarz, weiß oder braun.
Zoe mag also Pferde recht gerne. Doch wie sehr?
Die Frage hilft nicht wirklich, weshalb ich den Block schließe und dann nach unten gehe, wo ich Louisa auf der Couch entdecke. Ich stupse sie leicht an um zu sehen, wie fest sie schläft.
»Ich bin wach«, sagt sie mit einem Lächeln und öffnet dann die Augen. Ihr verwirrter Blick bleibt an dem Malblock in meinen Händen hängen. »Das ist nicht deiner.« Das Lächeln in ihrer Stimme ist unüberhörbar.
Ich grinse, lasse mich auf die Couch fallen und zeige ihr die Bilder auf dem Block. »Was ist das?«, will ich von ihr wissen.
Sie betrachtet die Motive auf dem Block einen Moment. »Das sind alles Pferde.«
Ich nicke und fasse zusammen, was mir in letzter Zeit aufgefallen ist. »Sie spielt nur noch mit diesen Tieren und hat mich gebeten, mit ihr Fakten rauszusuchen. Sie mag Tiere, aber ich glaube das hier ist etwas anderes. Sie scheint förmlich besessen.«
Sie überlegt einen Moment und legt den Block auf den Wohnzimmertisch. »Jetzt wo du es sagst, mir ist das die letzten Tage auch aufgefallen. Sie hat mich gefragt, ob ich Pferde mag und mal geritten bin.«
»Und bist du?«, frage ich bewusst zweideutig.
Sie wirft mir eines der Dekokissen an den Kopf und lacht. »Tatsächlich ja. Einmal, über Umwege. Das Heim hat mal einen Reitausflug mit einer Reitschule angeboten und dort war ich dabei«, sagt sie und scheint einen kurzen Flashback zu haben, denn sie wirkt für ein paar Sekunden abwesend.
»Und das habe ich ihr auch gesagt. Sie hatte große Augen und meinte, dass das bestimmt cool sei. Also ja, ich weiß was du meinst und das, was du mir berichtest, klingt stark nach einem großen Interesse. Ich wäre sogar dafür, gebe ich ganz offen zu. Zoe ist sehr verschlossen. Ich meine, sie ist nur unterwegs, wenn sie mit uns etwas macht oder bei Emily ist. Ansonsten ist sie meist Zuhause und allein. In der Reitschule würde sie unter Leute kommen, wenn sie reiten lernen sollte.«
Ich lasse mir Louisas Vorschlag durch den Kopf gehen. »Ich bringe sie morgen früh erstmal in die Kita und frage dort die Leitung, ob den Erzieherinnen auch etwas aufgefallen ist. So oder so, könnten wir uns über möglichen Reitunterricht informieren.«
»Gute Idee«, sagt sie, beugt sich zu mir und küsst mich, um das Thema für den Moment zu beenden.
Am nächsten Tag bringe ich Zoe wie abgemacht in den Kindergarten. Als sie in ihrer Gruppe verschwunden ist, gehe ich zum Büro der Leitung und klopfe an. Nach einem kurzen Moment höre ich ein herein. »Herr King, schön, dass ich Sie sehe. Ich wollte Sie heute im Laufe des Tages anrufen und um ein Gespräch bitten.«
Ein Gespräch? Wieso das denn? »Dann passt es ja umso besser, dass ich auch mit Ihnen reden wollte.«
Sie bittet mich, Platz zu nehmen und fragt, ob ich einen Kaffee oder ein Glas Wasser möchte. Ich lehne dankend ab. Sie nickt, nimmt dann ebenfalls wieder Platz und sieht mich an. »Fangen Sie an«, fordert sie mich auf und ich fasse meine Beobachtung zusammen.
»Haben Sie hier in der Kita vielleicht etwas ähnliches bemerkt?«
Sie überlegt einen Augenblick und nickt dann. »Ja. Seit einigen Wochen hat die Kita einen großen Reiterhof mit Spielfiguren. Immer, wenn Zoe nichts zu tun hat, spielt sie dort.«
»Danke für die Information. Aber nun erzählen Sie mir doch von Ihrem Anliegen.«
Sie nickt und holt Luft. »Sie wissen sicher noch von der Aktion mit Aiden und Zoe.«
»Er hat sie gebissen.«
»Stimmt. Und wir haben uns dieser Sache auch angenommen. Allerdings ist uns in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, dass Zoe nicht mehr mit Jungs spielt. Auch Gruppenaufgaben in der Vorschule macht sie nur, wenn Emily oder andere Mädchen eine Gruppe mit ihr bilden. Wenn nicht, dann verschließt sie sich und scheint in gewisser Weise Angst zu haben.«
Verdammt! Ich hatte gehofft, dass genau das nicht passiert. Zoe ist eh schon introvertiert und eine solche Abschottung wird diesen Charakterzug womöglich nur noch verstärken. »Ich verstehe. Zoe hat nichts davon erzählt. Aber das ist ja nichts neues. Ich werde mit ihr reden. Danke.«
Sie nickt höflich und wir verabschieden uns. Als ich im Auto sitze, habe ich auf meiner To-Do-Liste zwei Punkte: Eine Reitschule finden und mit Zoe über Jungs reden.
Da die erste von zwei Hochzeiten schon im März stattfindet, habe ich einen Termin bei einem Brautmodengeschäft in der City vereinbart.
Ich treffe Lio, Isabella und Katharina vor dem Eingang. »Bist du bereit?«, möchte Lio von mir wissen und hakt sich bei mir ein.
»Das hoffe ich. Ich bin ehrlich gesagt nervös und konnte kaum etwas essen.«
»Das ändern wir nach dem Termin. Ich lass dich nicht verhungern, ansonsten dreht mir ein gewisser Mann den Hals um«, erklärt er mir amüsiert. Das würde Nathan wirklich tun. Ich lache und wir betreten gemeinsam das Geschäft.
Kaum sind wir alle eingetreten, kommt eine Frau mittleren Alters auf uns zu. »Herzlich Willkommen. Mein Name ist Kim. Wer ist denn die glückliche Braut?«
Ich hebe meine Hand. »Das wäre ich.« Vor Glück breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.
»Dann kommt mal alle mit in unsere Lounge mit einer angeschlossenen Umkleide.« Die drei setzen sich dort auf eine Couch, während ich auf einem Sessel Platz nehme und Kim auf einem Hocker. Alle Möbelstücke hier sind in einem altrosa gehalten und verleihen dem Raum etwas Beruhigendes.
Nachdem wir alle ein Wasser oder einen Sekt haben, greift Kim nach einem Block. »Bevor wir anfangen, kannst du als Braut mir erstmal etwas über dich erzählen. Was trägst du denn gerne? Eher etwas Weites oder Enges? Erzähl mir einfach von deinen Vorstellungen.«
Ich nicke. »Also ich bin Louisa oder auch von vielen Lou genannt. Insgesamt trage ich eher engere Kleidung, aber im Privatleben auch gerne mal lockere, taillierte Kleider. Ich denke daher, dass es wahrscheinlich in Richtung Prinzessin geht.«
Sie schreibt sich etwas auf und nickt. »Das klingt doch schonmal gut. Hast du ein Budget?«, fragt Kim.
Gerade als ich antworten möchte, kommt mir Isabella zuvor. »Das Budget ist kein Thema. Wir als deine Familie übernehmen das.« Ihre Worte rühren mich zu Tränen.
»Ich danke euch so sehr. Das könnt ihr euch überhaupt nicht vorstellen«, sage ich gerührt und umarme sie.