You Are the Dark - Lenore Gregor - E-Book
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You Are the Dark E-Book

Lenore Gregor

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Beschreibung

Gefangen – und verführt: Der prickelnde Mafia-Romance-Roman »You Are the Dark« von Lenore Gregor jetzt als eBook bei dotbooks. Der schmale Grat zwischen Angst und Leidenschaft … Als Kara das abgelegene Ferienhaus im Wald betritt, freut sich die Studentin auf eine entspannte Zeit fernab der Großstadt. Doch als plötzlich Marek auftaucht, wirft das ihr ganzes Leben aus der Bahn: Nach einem brutalen Banküberfall hat er sich ausgerechnet ihr Haus ausgesucht, um unterzutauchen! Eingesperrt auf engstem Raum ist sie seinen dunklen Blicken machtlos ausgeliefert – und spürt plötzlich Gefühle für den Verbrecher, die so gar nicht zur Angst passen, die sie lähmt. Kann Kara Mareks finsterer Anziehungskraft widerstehen – oder wird ihr gefährliches Begehren ihr Untergang sein? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der abgründige Liebesroman »You Are the Dark« von Lenore Gregor – atemberaubend und voller Emotionen für alle Fans der Dark-Romances von L. J. Shen und Ambra Kerr. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 209

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Über dieses Buch:

Der schmale Grat zwischen Angst und Leidenschaft … Als Kara das abgelegene Ferienhaus im Wald betritt, freut sich die Studentin auf eine entspannte Zeit fernab der Großstadt. Doch als plötzlich Marek auftaucht, wirft das ihr ganzes Leben aus der Bahn: Nach einem brutalen Banküberfall hat er sich ausgerechnet ihr Haus ausgesucht, um unterzutauchen! Eingesperrt auf engstem Raum ist sie seinen dunklen Blicken machtlos ausgeliefert – und spürt plötzlich Gefühle für den Verbrecher, die so gar nicht zur Angst passen, die sie lähmt. Kann Kara Mareks finsterer Anziehungskraft widerstehen – oder wird ihr gefährliches Begehren ihr Untergang sein?

Über die Autorin:

Lenore Gregor ist das Pseudonym einer Autorin, die in der Fiktion das Abgründige in all seinen Ausprägungen liebt. Außer dem Lesen und Schreiben von Romanen begeistern sie Horrorfilme und Psychologie.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihren dunklen Liebesroman »Heal My Scars«.

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Überarbeitete eBook-Neuausgabe Juli 2022

Dieses Buch erschien bereits 2015 unter dem Titel »Stockholm Syndrom« bei Cupido.

Copyright © der Originalausgabe 2015 Cupido Books / Karin Struckmann, Köln

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Kristin Pang, unter Verwendung von Motiven von Weerayuth Kanchanacharoen / shutterstock.com und Zenobillis / shutterstock.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (fb)

ISBN 978-3-98690-266-7

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Lenore Gregor

You Are the Dark

Roman

dotbooks.

Kapitel 1Unerwünschter Besuch

Ich verstaute die letzten Teller im Geschirrschrank und seufzte. Abwasch erledigt. Beinahe wünschte ich mir, der Stapel mit Geschirr wäre nie kleiner geworden, denn das Ende der Hausarbeit bedeutete den Anfang der eigentlichen Arbeit. Ein bislang unbeachteter Stapel mit wissenschaftlichen Artikeln lag auf dem kleinen Wohnzimmertisch, direkt neben meinem Laptop.

Etwas Ruhe und Entspannung hatte ich mir doch verdient, bevor ich endlich anfangen würde, meine Bachelorarbeit zu schreiben. Mit einem Seufzen ließ ich mich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Promi-News, Dokusoaps, Realityshows. Gab es eigentlich auch noch irgendwo gutes Fernsehprogramm? Wenn ich wenigstens Internet gehabt hätte und nicht so gottverdammt vernünftig gewesen wäre, mir einen Ort zum Arbeiten zu suchen, an dem mich weder Instagram noch TikTok ablenken konnten. Mein Smartphone war hier zu einem Handy degradiert worden, dazu noch zu einem Handy mit schlechtem Empfang. Blieb also nur der Lokalsender über Antenne, auf dem glücklicherweise gerade keine Volksmusik, sondern die Nachrichten liefen.

Ich sah auf den Fernsehbildschirm und stutzte. Das war die Sparkassenfiliale, an der ich gestern angehalten hatte, um den Geldautomaten zu benutzen, in der kleinen Stadt, die etwa 10 Kilometer entfernt lag. »Jungs?«, rief ich.

Es dauerte einige Augenblicke, bis sich mein Freund Sebastian und sein Kumpel Marco von ihren Aufgaben lösen konnten und ins Wohnzimmer kamen. »Was gibt’s?«

Ohne Worte deutete ich auf den Fernsehbildschirm.

»Soeben erreichte uns die Meldung, dass die Sparkassenfiliale in Heiserode von vier maskierten Bankräubern überfallen wurde. Augenzeugen zufolge bedrohten sie Kunden und Bankangestellte mit einer Pistole und forderten sie zur Übergabe von mehreren zehntausend Euro auf. Der Angestellte einer Sicherheitsfirma wurde angeschossen und mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Täter auf der Flucht. Die Polizei fahndet und hat die Zugänge zur Stadt abgeriegelt. Anwohner werden gebeten, Personalausweis oder Reisepass bereitzuhalten.«

»Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet hier was Aufregendes passieren würde?«, fragte Marco.

Ich nickte. »Wahrscheinlich ist es sonst schon eine Sensation, wenn der Kegelklub 75-jähriges Jubiläum feiert.«

Sebastian zuckte mit den Schultern. »Bedeutet wohl, dass wir heute nicht mehr einkaufen können. Aber bis heute Abend sollten sie die vier wohl haben, oder? Also, wenn das alles war, gehen wir wieder rüber. Wir haben Probleme mit dem Datensatz. Keine Ahnung, wie ich daraus ein präsentierbares Ergebnis zaubern soll.« Sebastian beugte sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss, was ich mit einem Lächeln quittierte.

»Wann soll ich anfangen, das Essen vorzubereiten? Seid ihr schon hungrig?«

Sebastians Augen strahlten. »Wenn du kochst, bin ich immer hungrig. Ich weiß nie, ob du leckerer bist oder dein Essen.«

Ich gab ihm eine kleine Kopfnuss und die beiden verschwanden wieder im angrenzenden Arbeitszimmer. Die Ferienwohnung war klein, bot aber dennoch mehr Platz als Sebastians und meine eigene Wohnung. Die altmodische Möblierung roch leicht muffig und erinnerte mich an meine Großeltern, und das Tapetenmuster schmerzte in den Augen und war wohl zuletzt in den siebziger Jahren akzeptabel erschienen war. Zum Essen quetschten wir drei uns immer hinter den kleinen Metallcouchtisch vor dem Sofa.

Der einzige Vorteil des kleinen Ferienhauses war, dass es keinerlei Ablenkung bot, und damit genau das war, was wir drei jetzt brauchten. Der Abgabetermin war erschreckend nahe gerückt.

Gleich. Gleich würde ich anfangen.

Mein Blick wanderte zur Terrassentür in das Gewirr sich endlos erstreckender Bäume. Eine winzige Bewegung schreckte mich auf. Es war nur eine Hirschkuh, die den Kopf in die Höhe riss und mich anstarrte, als spüre sie meinen Blick sehr genau. Ich schluckte.

Mit einem Ruck erhob ich mich, wandte dem Tier den Rücken zu, bewegte mich zur Küchenzeile hin und holte mit leicht zitternden Händen Schneidebretter und Messer heraus, als ich ein merkwürdiges Geräusch an der Tür hörte. Erst ein Schaben, dann ein Kratzen, Knacken. Wahrscheinlich nur ein Tier – vielleicht eine Katze, die in der Gegend herumstreifte. Trotzdem kam es mir komisch vor.

Mit dem Messer in der Hand ging ich zur Haustür hinüber und öffnete sie.

Vor mir kniete ein junger Mann mit einem schmalen Werkzeug in der Hand, das mich entfernt an eine Nagelfeile erinnerte. Hinter ihm standen drei weitere Männer. Noch bevor ich einen Laut von mir geben konnte, blickte ich in die schwarze Mündung eines Pistolenlaufes und ließ das Messer fallen. Mein Herz schien stillzustehen.

Ich starrte wie paralysiert auf die Pistole. Bevor ich wieder zu mir kam, wurde ich zurückgedrängt und vier schwarzgekleidete Männer traten herein. Der Letzte schloss die Tür hinter sich und legte mir einen Finger auf die Lippen. Ich hätte ohnehin kein Wort gesagt, denn meine Kehle war so fest zugeschnürt, dass ich das Gefühl hatte, ersticken zu müssen.

Neben mir öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer und Sebastian steckte seinen Kopf heraus, wahrscheinlich um zu fragen, wer an der Tür sei, aber auch ihm blieb die Frage im Hals stecken.

Der Kerl mit der Pistole winkte meinen Freund zu mir herüber, aber der rührte sich nicht. »Okay, keinen Ton ihr zwei, oder es wird ungemütlich. Ist hier noch jemand?«

Ich nickte stumm und deutete mit meinem Kopf auf das Arbeitszimmer, woraufhin einer der vier, ein Muskelpaket mit Stiernacken und kurz geschorenen Haaren, Sebastian ins Wohnzimmer zog und in meine Richtung schubste. Danach verschwand er im Arbeitszimmer und schnappte sich Marco, hielt ihm den Mund zu und kam mit ihm zu uns herüber. Ein weiterer, ein kleiner Blonder mit einer spitzen Nase, sagte: »Super Arbeit, Marek! Ein einsames Ferienhaus, in dem schon seit Jahren keiner mehr gewohnt hat! Garantiert verlassen! Perfekter Rückzugsort! Verdammtes Arschloch, jetzt haben wir ein Problem.«

Marek war offensichtlich der mit der Pistole. Er hatte lange, schwarze Haare und dunkle Augen. Sein Kinn war stoppelig und unter seinen Augen lagen Schatten. »Du warst derjenige, der einen Übergabeort in der Nähe wollte. Diskutieren können wir später.« Er wandte sich mir, Sebastian und Marco zu, ohne seine Pistole zu senken, und lächelte eisig. »Tut mir wirklich leid, dass wir euch Unannehmlichkeiten bereiten, aber ich fürchte, daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Setzt euch doch.«

Einen Augenblick starrten wir ihn verdutzt an, dann deutete er mit der Pistole auf den Boden. Sebastian, Marco und ich bewegten uns vorsichtig auf die Knie und sahen zu unseren Kidnappern auf.

Das Muskelpaket grunzte unheilverkündend. »Wartet.« Er verschwand eine Minute lang, kam dann mit drei Paar Handschellen zurück und kettete Marco, Sebastian und mich an je eines der Beine des Tisches. Eine darunter geschweißte Metallplatte verhinderte, dass wir die Handschellen abstreifen konnten. Mein Blick suchte nach eventuellen Schwachpunkten, aber ich konnte nichts entdecken.

»Wow, Alter.« Der Jüngste von ihnen, der mit der spitzen Nase, warf dem Stiernacken einen fragenden Blick zu. »Wieso schleppst du denn sowas mit dir rum?«

Der Vierte im Bunde, ein ungepflegter, älterer Mann mit dichtem, grauem Vollbart, gab eine Mischung aus Grunzen und Lachen von sich. »Lass dir mal ein paar Haare am Sack wachsen, dann verstehst du es irgendwann.«

Stiernacken warf dem Alten einen Blick zu, und einen Augenblick lang glaubte ich, Spott darin zu erkennen.

Sebastian war erstarrt, jeder einzelne seiner Muskeln zum Zerreißen angespannt. Marco hatte die Augen weit aufgerissen, sein Atem ging flach und hektisch.

Marek hielt weiterhin die Waffe auf uns gerichtet, während der Alte ins Schlafzimmer ging und mit drei Halstüchern zurückkam, die er in meinem Reisekoffer gefunden haben musste und mit denen wir schließlich geknebelt wurden.

Dann richtete sich Marek wieder an uns. »Entschuldigt bitte die Vorsichtsmaßnahmen. Wenn ihr euch anständig benehmt und wir uns einigen können, werden sie sich wieder lockern. Die Lage sieht wie folgt aus: Wir vier brauchen für ein paar Tage eine angenehme und vor allem unauffällige Unterkunft und haben uns für diese Ferienwohnung entschieden. Wir wollen nichts anderes, als ein paar Tage hier bleiben und dann verschwinden. Wir stehlen euch nichts, und wir wollen auch nichts von euch. Ihr müsst einfach nur die Nerven behalten und ruhig bleiben. Kriegt ihr das hin?«

Keiner von uns rührte sich.

Marek kniete sich vor mich, sodass sich sein Gesicht mit meinem auf Augenhöhe befand. Wieder lächelte er und seine Augen sahen aus der Nähe fast schwarz aus. »Du siehst vernünftig aus. Wenn ich das richtig sehe …« Er deutet auf ein Foto, das Sebastian auf den Telefontisch gestellt hatte. Darauf trug mein Freund mich durch einen See und lachte; ich trug lediglich einen Bikini. Augenblicklich wünschte ich mir, das Bild würde nicht dort stehen. » ... seid ihr zwei ein Paar, richtig?«

Ich nickte widerwillig. Der Knebel trocknete meinen Mund aus.

Marek hielt seine Pistole auf Augenhöhe. »Wir sind hier mitten im Nirgendwo. Niemand würde es hören, wenn ich schieße. Keiner würde es hören, wenn jemand schreit. Wenn also einer von euch Mist baut – und dazu gehört, dass ihr ein Smartphone in der Hand haltet, euch am Laptop zu schaffen macht, oder versucht, euch eine Waffe zu besorgen – werde ich mit dieser Pistole deinem Freund ins Knie schießen. Ich möchte das nicht, aber ich sehe in diesem Fall keine andere Möglichkeit. Wenn ihr euch dann noch immer nicht anständig benehmt, werde ich ihn erschießen. Auch das tue ich nur sehr ungern, denn es reicht, wegen Bankraubes gesucht zu werden, ein Mord muss nicht unbedingt dazukommen. Ich schätze, das wollen wir beide vermeiden, oder?«

Mein Blick wurde wie magisch von der Waffe angezogen und vor meinem geistigen Auge zogen Bilder von einem erschossenen Sebastian vorbei. Mein Herz raste und ich schüttelte den Kopf.

»Gut. Dann machen wir einen Deal. Du sorgst dafür, dass keiner deiner Freunde Ärger macht. Ich mache dich dafür verantwortlich, wenn sie sich nicht daran halten sollten. Und wenn du das schaffst, sorge ich dafür, dass niemand verletzt wird. Einverstanden?«

Wieder nickte ich.

»Gut. Ich nehme dir jetzt den Knebel ab und du wirst mir sagen, wie du heißt.« Er reichte dem Grauhaarigen die Waffe und löste den Knoten hinter meinem Kopf. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren konnte. Nachdem er mir den Knebel abgenommen hatte, atmete ich tief ein. »Kara.«

»Ich bin Marek. Freut mich, dich kennen zu lernen, Kara.«

Kapitel 2Einrichtung

Ich konnte nichts anderes tun, als wie hypnotisiert aus der Terrassentür zu starren. Wo vorhin noch eine einsame Hirschkuh im Laub gewühlt hatte, gesellte sich nun eine zweite hinzu, als wollten sie Zeugen unserer misslichen Lage werden oder wären die Vorboten noch folgenden Unheils.

Marek und das Muskelpaket verließen die Wohnung, um mit vier Reisetaschen zurückzukehren, von denen sie eine ins Schlafzimmer brachten, die anderen drei neben der Küchenzeile abstellten. Die Spitznase und der mit dem Vollbart hatten die einzelnen Zimmer durchsucht, unsere Smartphones und Laptops eingesammelt und das Kabel des uralten Wählscheiben-Telefons durchgeschnitten.

Langsam begann mein Rücken, von der unangenehmen Position auf dem Fußboden zu schmerzen, und meine angewinkelten Beine kribbelten.

Meine Jungs waren noch immer geknebelt und während Sebastian konzentriert unsere Kidnapper beobachtete, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und leise miteinander sprachen, begann Marco, röchelnde Laute durch den Knebel hinweg auszustoßen.

Ich räusperte mich. »Entschuldigung?«

Der ältere Mann mit dem grauen Vollbart funkelte mich böse an. »Was? Wer hat dir erlaubt zu sprechen?«

Ich wies mit meinem Kopf auf Marco, dessen Gesicht eine leicht violette Färbung angenommen hatte. »Er hat Asthma. Ihr solltet ihm den Knebel abnehmen.«

Der Alte sah Marco reglos zu, der seine Augen wieder geschlossen hatte und sichtlich versuchte, die Ruhe zu bewahren. In den Augen des Alten glaubte ich ein Lächeln zu erkennen.

»Bitte!«, fügte ich hinzu.

Noch immer rührte sich der Alte nicht, bis schließlich der Muskelberg hinter Marco trat und ihm seinen Knebel abnahm. Dessen Atmung ging noch immer zu schnell und ein Rasseln kam aus seiner Brust, aber seine Gesichtsfarbe normalisierte sich etwas.

Jetzt lachte der Alte. »Ach, komm schon, Bär. Wenn wir hier schon festsitzen, sollten wir uns in der Zeit wenigstens ein bisschen Spaß gönnen.« Sein Blick fiel auf mich, und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Magen zusammenzog.

»Du bist ein Arsch, Steinbach«, antwortete der, den der Alte zuvor Bär genannt hatte.

Dabei ließen beide es bewenden, und Marco flüsterte mir leise ein Danke zu. »Ich habe das Asthmaspray im Arbeitszimmer liegen lassen.«

Schicksalsergeben nickte ich, um mich dann wieder auf Sebastian zu konzentrieren, der versuchte, im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas näher an mich zu rücken. Ich schaffte es, meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen. »Wir haben eine gute Ausrede, um die Bachelorarbeit nicht pünktlich abzugeben. Ich denke, mit der Sache sollten wir bei einem Härtefallantrag durchkommen«, murmelte ich. Schwach lächelte ich ihn an, konnte in seinem Blick aber nichts als Wut erkennen. Da er nicht antworten konnte, sah ich in seine haselnussbraunen Augen und legte dann meinen Kopf an seine Brust, so gut es mit Handschellen und trotz der Entfernung zwischen uns eben ging. Seine Gegenwart beruhigte mich und es tat gut, seine Wärme durch den Stoff seines T-Shirts zu spüren.

Hinter uns ließ der mit der spitzen Nase sich auf das Sofa fallen und griff nach der Fernbedienung. »Ihr drei sitzt im Weg, ich kann den Fernseher nicht sehen. Rückt mal!« Er zerrte erst an Sebastian, dann an mir herum, und seine Finger gruben sich schmerzhaft in meinen Oberarm. »Wir sind festgekettet, wie genau stellst du dir das vor, du Intelligenzbestie?« Noch bevor ich darüber nachgedacht hatte, waren mir die Worte herausgerutscht, und Steinbach, Spitznase, Bär und Marek sahen mich an.

»Ähm. Ich meinte: Wir sind festgekettet und können nicht weg.«

»Du hast eine verdammt große Klappe für ein Mädel«, sagte Steinbach, und ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihn nicht zu fragen, in welchem Jahrhundert er stecken geblieben war.

Noch einen Augenblick lang sahen alle mich an, dann wies Marek uns an, den Tisch anzuheben und ihn aus dem Sichtfeld zu tragen. Da nur unsere Hände gefesselt waren, konnten wir immerhin aufstehen und gebückt gehen. Bei einem Fluchtversuch würde das aber nicht helfen.

Spitznase kramte in einer der Reisetaschen, und zog eine Playstation und eine Dose Bier daraus hervor.

Marek schüttelte den Kopf. »Ist das dein Ernst, André? Ich sage euch, ihr sollt Verpflegung für ein paar Tage mitbringen, und du hast eine Scheißspielkonsole und Bier dabei?«

Grinsend öffnete André die Dose und nahm einen großen Schluck. »Fünf Bier ersetzen ein Schnitzel, oder? Da muss ich mich ranhalten.« Bär ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen und der Lattenrost im Inneren gab ein ungutes Knacken von sich.

Ich sah zwischen Bär und André hin und her, aber keiner der beiden schenkte mir Beachtung. Lediglich Marek sah zu mir herüber. »Wie lange genau werdet ihr hier sein?«, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. »Nicht lange. Ein paar Tage.«

Das Wort Tage hallte in meinem Kopf wider, während ich zusah, wie das Bier von Andrés Kinn auf die Couch tropfte.

Kapitel 3Ein Ausflug

Zwei Stunden lang blieb uns nichts übrig, als unseren Entführern dabei zuzusehen, wie sie sich häuslich einrichteten; oder zumindest das taten, was sie darunter verstanden. Marek überprüfte noch einmal alle Schubladen und Schränke nach Kommunikationsgeräten, ohne jedoch fündig zu werden. Steinbach machte sich mit einer Flasche Wodka auf der Couch breit, während Bär eine Reisetasche in einer Zimmerecke abstellte und dann reglos stehen blieb und seine Komplizen beobachtete. Es wirkte unheimlich, nicht wie etwas, das ein normaler Mensch tun würde. André verursachte Chaos, indem er nutzlosen Plunder überall im Haus verteilte und in verschiedenen Taschen herumwühlte. »Mann, Alter, du hast jeden Scheiß mitgenommen, was ist das alles?« Er riss eine der Reisetaschen auf und zog wahllos Zeug daraus hervor, um es auf den Wohnzimmerboden zu werfen. »Was ist das für ein Müll? Ein ganzer Berg Klamotten, ein Buch ... Wer zur Hölle braucht Bücher? Und das hier … ein Foto von einem kleinen Mädchen. Abartig. Stehst du auf so was?«

Marek packte André am Kragen, riss ihn in die Höhe und schleuderte ihn gegen die Wand. Sein Gesichtsausdruck war so beängstigend, dass selbst ich, im Rahmen meiner angeketteten Möglichkeiten, ein Stück zurückwich.

»Fass noch einmal meine Sachen an …« Er packte Andrés Arm und verdrehte ihn auf den Rücken. Der quiekte, was Steinbach ein finsteres Lachen entlockte. »Okay, Alter, schon klar, komm wieder runter!«

»Beim nächsten Mal ist er gebrochen.« Marek ließ los, und André rieb sich über den Oberarm mit einer Mischung aus Trotz und Wut.

»Wo ist das Essen?« Bärs Stimme hatte einen leichten Akzent, den ich nicht zuordnen konnte. Er sprach erstaunlich leise – dennoch waren seine Worte gut zu verstehen.

Marek nickte in Richtung André, der noch immer mit seiner schmerzenden Schulter beschäftigt war. »Frag ihn. Er hat es irgendwo im Auto abgestellt.«

André erstarrte. »Hä? Wieso ich?«

Mareks Blick verfinsterte sich. »Weil – du es gekauft hast?«, zischte er.

Einen Augenblick lang war es ungeheuer still im Wohnzimmer. »Tja, jetzt wo du es sagst …«, begann André, machte dann aber keine Anstalten, den Satz zu beenden.

»Du hast es vergessen?« Mareks Tonfall schwankte innerhalb dieses einen Satzes zwischen Fassungslosigkeit und Wut.

Hinter den beiden lachte Steinbach wenig amüsiert auf. »Jetzt gib dem Kleinen nicht allein die Schuld. Du hättest nachprüfen müssen, ob er’s auch wirklich gemacht hat. Du bist doch unser großer Diktator.« Jedes einzelne seiner Worte troff vor Schadenfreude und Zynismus.

»Ich habe mir das nicht ausgesucht«, erwiderte Marek.

»Und es ändert auch nichts an der Scheiße, in der wir stecken. Die Kiddies hier ...«, Steinbach nickte in unsere Richtung, » … haben kaum genug Essen für einen Tag, geschweige denn für eine Woche, jetzt wo sie unerwarteten Familienzuwachs bekommen haben.«

Marek biss die Zähne zusammen und schien nach einer Lösung zu suchen. Ich hätte eine parat gehabt: Sachen packen und abhauen. Aber ich schätze, es wäre nicht allzu gut angekommen, hätte ich diesen Vorschlag gemacht. »Wo kann man hier einkaufen?«, fragte er schließlich zerknirscht.

»12 Kilometer von hier entfernt gibt es einen Supermarkt«, antwortete ich. »In einem kleinen Nachbarort.« Ich hoffte, dass sie hinfahren würden. Uns genug Zeit lassen, abzuhauen und die Polizei zu rufen oder im Notfall auch in den Wald zu verschwinden. Ich hoffte, dass man sie im Supermarkt erkannte und sofort festnahm. Oder jemand ihr Auto aus den Fahndungsbildern in den Nachrichten erkannte.

»Habt ihr ein Auto?«, fragt Marek.

Ich lächelte ihn unschuldig an. »Ihr denn nicht?«

Marek lächelte kühl zurück. »Netter Versuch. Für wie blöd hältst du uns?«

Für blöd genug, eine Bank zu überfallen. Für blöd genug, sich einen Unterschlupf zu suchen, den man sich mit Unschuldigen teilen muss. Für blöd genug, nicht mal ein paar Konservendosen mitzunehmen.

Ich zuckte mit den Schultern. »Im Carport hinter dem Haus.«

Sein Blick bohrte sich in meinen als könne er jeden einzelnen meiner Gedanken lesen. »Also, wärst du so freundlich, mitzukommen und mir den Weg zu zeigen?«

Ich meinte zu spüren, dass ich blass wurde, und konnte die gleiche Reaktion in Sebastians Gesicht sehen.

Meine Gedanken überschlugen sich. Vielleicht konnte ich jemanden im Supermarkt aufmerksam machen! Mein Herz schlug schneller und obwohl mich Sebastian alarmiert ansah, nickte ich.

»Gut.« Marek nickte. »Ich bin mir sicher, dass du keine Dummheiten anstellen wirst, solange deine Freunde hier sind. Sollten wir nicht innerhalb einer Stunde zurück sein oder die Polizei hier aufkreuzen, hat dein Freund eine Kugel im Kopf.«

Das stoppte meine Gedanken und ließ mich trocken schlucken.

Steinbach sah aus, als würde er sich jetzt schon darauf freuen.

Ich kniff die Augen zusammen. »Unter einer Bedingung: keine Knebel mehr!« Kommunikation konnte nicht schaden, wenn wir gemeinsam einen Plan aushecken wollten, um hier herauszukommen.

Steinbach grunzte. »Ich frage mich, wie du auf die Idee kommst, Bedingungen stellen zu können?«

Gute Frage. Ich ging besser nicht näher darauf ein, sondern konzentrierte mich auf Marek.

Der runzelte die Stirn, nickte dann aber. »Wenn alles reibungslos läuft – okay.«

»Frauenversteher«, murmelte Steinbach abfällig.

Genervt sah Marek in seine Richtung. »Warum willst du es dir unbedingt mit den dreien verscherzen? Wir haben einen Deal. Sie machen uns keinen Ärger, wir machen ihnen keinen Ärger. Es gibt keinen Grund, unhöflich zu werden, solange sich jeder daran hält.«

»Aber Ärger macht mehr Spaß«, entgegnete Steinbach.

»Wenn du auf Ärger aus bist, lauf los in die nächste Polizeikontrolle«, antwortete Marek.

»Ja, denn du bist hier ja der Boss! Der, der alles organisiert, damit die Übergabe reibungslos läuft.« Steinbach verzog hämisch die Lippen.

»Ich bin der mit der Knarre.«

Steinbach spuckte auf den Fußboden und ich konnte nicht anders, als mein Gesicht angeekelt zu verziehen.

Marek winkte Bär zu sich heran und nahm die Pistole hinten aus dem Hosenbund. »Du weißt was zu tun ist, falls ich nicht zurückkomme.«

Bär nickte ernst und sah mich an, als wollte er mir einschärfen, keinen Fehler zu machen. Vielleicht, weil er keine Lust hatte, irgendjemanden zu erschießen.

Fast schon routiniert löste Marek meine Handschellen und ich konnte aufstehen. Meine Beine kribbelten so sehr vor Schmerz, dass ich gleich wieder zusammengesackt wäre, hätte er mich nicht aufgefangen. Ich musste mich an ihm festhalten, bis der Schmerz nachließ.

Dann gab ich ihm unseren Autoschlüssel und wir machten uns auf den Weg. Fahren sollte ich nicht und da meine Beine sich ziemlich wackelig anfühlten, war ich auch verdammt froh darüber. Weil mein ursprünglicher Plan, irgendjemanden zu alarmieren, im Keim erstickt war, musste ich mir etwas anderes ausdenken.

»Gibt es nicht vielleicht einen besseren Ort, an dem ihr unterkommen könntet?«, fragte ich vorsichtig. In unserem winzigen Fiat Panda konnte man jedes einzelne Schlagloch auf dem verlassenen Waldweg überdeutlich spüren. Die Bäume und Büsche standen dicht wie eine Mauer.

»Tut mir leid, Süße. Wie stellst du dir das vor?«

Mein Blick wanderte durch die Seitenscheibe, damit ich nicht in Gefahr geriet, dass mir mein Entführer ins Gesicht sehen konnte. Eine gute Lügnerin war ich noch nie gewesen. »Na ja, bei uns ist es gefährlich. Es könnte jederzeit einer unserer Freunde vorbeikommen und sich wundern, warum wir nicht aufmachen.«

Marek lachte. »Wirklich rührend, wie du dich um unser Wohlbefinden sorgst.«

Mein Gesicht fühlte sich heiß an. Zwischen den Bäumen glaubte ich, mehrere Hirschkühe zu erkennen, die reglos in unsere Richtung starrten, und meine Hand verkrampfte sich um den Haltegriff oberhalb des Autofensters.

»Ein Ort wie dieser …«, fügte er langsam hinzu, » … ist wie dafür geschaffen, um sich von der Welt abzuschotten. Ein Ferienhaus mitten im Wald – eure Freunde sind vermutlich mehrere Stunden entfernt und bei dem schlechten Handyempfang darauf vorbereitet, euch nicht erreichen zu können.«

Ich schluckte hart. Ich hatte gehofft, dass mein Bluff wenigstens nicht ganz so leicht zu durchschauen war. Nicht nur, dass wir von fast allen Freunden über 150 Kilometer entfernt waren, wir hatten ihnen sogar noch mitgeteilt, dass sie uns in Ruhe arbeiten lassen mögen und uns niemand stören solle. Im Nachhinein hätte ich mich selbst ohrfeigen können.