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Zehn Gäste und ein Mord E-Book

Hauke Schlüter

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Beschreibung

Kleos Henry Mehlos und Joanna Santow von der Hyde Park Agency sind eingeladen auf Lansdowne Manor in Wimbledon. Der Chef eines hoch bewerteten Start-up-Unternehmens stellt ein sensationelles digitales Produkt vor. Mitten in seiner Key Note stirbt er live unter den Augen von Millionen Zuschauern aus dem Internet. Auf dem prächtigen Herrensitz mit Ballsaal, Park und Wintergarten ermitteln Mehlos & Santow zwischen Lordschaften, Influencern und exzentrischen Persönlichkeiten. Alle haben etwas zu verbergen. Und welche Rolle spielt der Butler? Für Gentleman Mehlos und die hinreißende Santow werden die zwei Tage auf Lansdowne zu einer Spurensuche voller Geheimnisse und Überraschungen – oder wie sie selbst sagen würden: »Sind Sie sicher, dass Anagramme wichtig sind, Mehlos?« »Elementar, Santow.«

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Hauke Schlüter
Zehn Gäste und ein Mord
Ein Mehlos & Santow Krimi aus Wimbledon
Wimbledon-Krimi

Inhaltsverzeichnis

Zehn Gäste und ein Mord

WIDMUNG

CAST

DIE E-MAIL

TEIL I

ERSTES KAPITEL: Die Einladungen

ZWEITES KAPITEL: Das Eintreffen der Gäste

DRITTES KAPITEL: Auf Lansdowne Manor

VIERTES KAPITEL: Im Ballsaal

FÜNFTES KAPITEL: Die Keynote

TEIL II

SECHSTES KAPITEL: Ermittlungen Tag I

SIEBENTES KAPITEL: Ermittlungen Tag II

TEIL III

ACHTES KAPITEL: Eine Art Dinner

NEUNTES KAPITEL: Eine Drohne zum Dessert

ZEHNTES KAPITEL: Zwei Paar Handschellen

ELFTES KAPITEL: »Bumm!«

NACHWORT

CREDITS

IMPRESSUM

Orientierungsmarken

Inhaltsverzeichnis

Für aşkım

CAST

Kleos Henry Mehlos, 35, Inhaber Hyde Park Agency
Joanna Santow, 28, Partnerin Hyde Park Agency
Craig Lloyd, 36, Chief Executive Officer Sphereglobe
Peer Holsbeg, 61, sein Butler
Oliver Barlow-Gardener, 36, Vice President Technology Sphereglobe
Daniel Murray, 39, Vice President Marketing Sphereglobe
Dr. Anne Murray, 34, seine Frau, Ärztin
Dr. Pekin Koç, 44, Rechtsanwältin für Sphereglobe
Claire Woolfeson, 29, Influencerin und Freundin von Craig Lloyd
MiaAmi, 26, Bloggerin
William Arthur Benedict Lord Blenheim, 71, Milliardär und Investor
Indira Patel, 33, Krankenpflegerin
Herr Dinger, Patient
Hausangestellte, Polizisten, Entwickler und weitere Menschen, die über jeden Verdacht erhaben sind.

DIE E-MAIL

Craig LLOYD | [email protected]
03. Juni – 10:33
AN:Daniel MURRAY | [email protected]; Oliver BARLOW-GARDENER | [email protected]; Dr. Pekin Koç | [email protected]; Kleos Henry Mehlos | [email protected]; Joanna Santow | [email protected] CC: Peer HOLSBEG | [email protected] Betreff: Keynote – Produkt-Launch: 17.09.
dear all,
wir streamen wie geplant:
1100 hrs precise.
alle tests perfekt. bitte seid schon ab 0700 vor Ort.
@daniel: anne gerne auch, ab 1100
@kleos & joanna: 1000 langt
cheers, c
Craig Lloyd tippte auf seinem Smartphone auf »Senden« und hatte nach dem Wuuusch!,

TEIL I

ERSTES KAPITEL:

Die Einladungen
Kleos Henry Mehlos und Joanna Santow
»Wir sind zur Launch-Keynote von Sphereglobe eingeladen, Santow. 17. September. 10 Uhr. Alles wie geplant, wie es sich liest.«
Kleos Henry Mehlos stand am alten Schreibtisch der Hyde Park Agency in London, Green Street, Ecke Park Lane, unweit der Speaker’s Corner. Eine elegante Etage in einem edwardianischen Stadthaus mit einem halbrunden Erker aus weißgestrichenem Holz und wunderbarem Blick auf den Hyde Park. Mehlos, dessen Familie das ganze Haus seit Jahrhunderten besaß und der sich daher nicht mit den völlig absurden Mieten und Leaseholds des Duke of Westminster als wesentlichem Immobilienbesitzer in Mayfair herumärgern musste, hatte im ersten Stock eine Art Büro eingerichtet und exquisit ausgestattet.
Er blickte auf Joanna Santow, die tief versunken in einem riesigen Chesterfield-Sofa aus rotem Samt auf ihrem Tabletcomputer herumwischte. Er selbst hielt ein völlig antiquiertes und stark mitgenommenes Mobiltelefon hoch. Santow hatte es geschafft, dass er damit trotzdem E-Mails als Nachrichten empfangen konnte. Sie war die Digitale von beiden. Dann steckte Mehlos es wieder in seine Tasche zurück und erfreute sich an der kompakten Schwere des Geräts.
Mehlos stand ihr in einem Tweed-Anzug mit Weste ohne Krawatte direkt gegenüber, trug keine Jacke und hatte seine Ärmel bis zum Ellenbogen hochgerollt. Er wischte sich eine struppige blonde Tolle, die er mit teurer Creme des Gentlemen’s Barber in der St. James’s Street bändigte, aus der Stirn. Mit dem Barber, zu dem ihn sein Vater seit seinem siebten Lebensjahr geschleppt hatte, verband ihn eine engere Freundschaft als diejenige zu seinem älteren Bruder. Dann sah er Santow neugierig an, wie ein Golden Retriever, der von seinem Frauchen ein Leckerli erwartete.
Santow auf dem Sofa in einem schlichten karamellfarbenen Kleid war elegant und hatte dunkelbraune, schulterlange Haare. Feingliedrige Bernsteinkette. Wenn sie lachte, tauchten auf den Wangen rechts und links zwei kleine Grübchen auf.
Sie sah auf seinen Mund. Dann machte sie eine kurze Bewegung mit einer Hand und schnipste.
Es war eine besondere Form der Kommunikation, die beide verband. Santow hatte ihr Gehör verloren, als sie etwas mehr als drei Jahre alt war. Bei einer Explosion. Das Einzige, an das sie sich erinnerte, war ein großes, prächtiges Haus mit Angestellten. Offenbar das Anwesen ihrer Eltern. Danach war sie in einem anderen Land aufgewacht. England. Bei zwei älteren Damen, die miteinander verheiratet waren, ohne ein Liebespaar zu sein. Sie nannte sie ihre mothers. Beide führten ein Hotel in Brighton. Als das Zimmermädchen eines morgens die Suite abgereister Gäste in Ordnung bringen wollte, fand es das Kind Joanna Santow nur mit einer Karte, auf der ihr Name stand, schlafend im Bett. Niemand hatte je nach ihr gefragt.
Mehlos selbst war mit einer schwerhörigen Tante aufgewachsen, von der er von Anfang an Gebärdensprache in allen Facetten gelernt hatte. Die jüngere Schwester seines Vaters, die dem kleinen Kleos Henry ähnlicher war als sonst jemand in der Familie. Sie war Mouse, er Mousie. Eine innige Liebe, die bis heute anhielt und die Eifersucht von Kleos Bruder Francis so sehr schürte, dass dieser als Kind und Jugendlicher ihre Konversation ohne Verständnis für ihren Inhalt oder die Psyche der beiden pantomimisch nachgestellt hatte. Das Verhältnis der Brüder zueinander war seitdem keines mehr.
Mehlos sah auf Santows Schnipsen, verstand und nickte.
Craig?, fragte sie so. Es war das Zeichen für »Craig Lloyd« in ihrer Gebärdensprache.
»Ja.«
Mail? zeigte Santow.
»Text. Geht auch.«
Sphereglobe war ein junges Unternehmen. Eines der digitalen Start-ups, die cool waren und bei den Medien dementsprechend beliebt. Mehlos und Santow hatten Craig Lloyd bei einem Frühstück in der Bombay Brasserie in South Kensington kennengelernt. Mehlos war aufgestanden, um hinter den Kulissen diskret die Rechnung zu übernehmen, und hatte sich, wie für ihn nicht ungewöhnlich, mit dem Kellner verquatscht, ohne auf die Uhr zu sehen. Als er zum Tisch mit Santow zurückkam, saß dort Craig Lloyd auf seinem Platz und redete seinerseits auf Joanna Santow ein, was ihm sichtlich Mühe bereitete, sie aber amüsierte. Mehlos sah eine Weile zu. Er war es gewohnt, dass sie Blicke und Männer anzog. Es war ihm selbst nicht anders gegangen. Die meisten gaben aber auf, wenn die Kommunikation für sie zu anstrengend wurde. Nach einer Weile entschied Mehlos, dass es ihm selbst nun zu anstrengend wurde, denn dieser ungebetene Gast ließ einfach nicht ab. Er ließ sich vom Kellner einen weiteren Stuhl bringen, setzte sich hinzu und lud den Mann im weißen Rollkragenpullover ein, das Frühstück gemeinsam fortzusetzen. Ob er dem Herrn etwas Naan-Brot und einen Mango-Lassi bestellen dürfte? Oder vielleicht auch seinen Mantel aus der Garderobe?
Craig verstand, nahm das sportlich und sich zurück. Er entschied sich für den Lassi. Und zwischen den Dreien entspannte sich eine ebensolche Konversation, die sich zwischen völlig Fremden nur selten so spontan ergab und an deren Ende die zarte Pflanze einer aufkommenden Freundschaft keimte. Man beschloss, sich wiederzusehen. Mehlos und Santow trafen Craig Lloyd dann häufiger. Auch in der Hyde Park Agency in der Park Lane, die Craig häufiger aufsuchte, um sich dort von den beiden zum Umgang mit seinen jeweils aktuellen Damenbekanntschaften beraten zu lassen.
»Was macht ihr eigentlich in dieser Agentur?«, fragte er eines Tages, als es ausnahmsweise einmal nicht um sein Dauerthema ging.
Die Antwort darauf konnte niemand so recht geben, am wenigsten Santow und Mehlos selbst. Mehlos war durch seine Familie schon immer von allem unabhängig gewesen, was die Notwendigkeit betraf, ein geregeltes Einkommen zu erwirtschaften, und hatte die Agency vor allem gegründet, um sich unter dem Deckmantel sündhaft teurer Visitenkarten von Smythsons aus Bütten mit Stahlstichprägung in das Leben anderer einzumischen und deren Probleme meistens ungefragt zu lösen.
So hatte er auch unter den dramatischen Umständen eines Kunstraubs in London vor zwei Jahren Joanna Santow kennengelernt. Und sie ihn. Von da an begleitete sie ihn gelegentlich, aber in seinen Augen viel zu selten, bei seinen selbst gewählten Aufgaben, die sie mal in die Welt der Galerien, dann in die Pubs der Abgeordneten im Westminster Palace und manchmal in unsägliche Gegenden der Londoner Suburbs brachte, in denen sich Santow wunderte, dass sie als erkennbare Vertreter einer anderen Gesellschaft überhaupt eine Überlebenschance hatten. Mehlos war von seinem Naturell gefährlich unbekümmert, aber Santow nahm wahr, dass er in entscheidenden Momenten ihre Sicherheit über seine eigene stellte. So erinnerte sie sich, wie er in einem dunklen Pub in Brixton mit frechen Kommentaren zwei Hooligans provoziert hatte, die dann auf sie beide losgegangen waren. Durch die Tür nach draußen brachte er sie in Sicherheit. Dann ging er wieder zurück, um die tobenden Schläger von einer Verfolgung abzuhalten. Als er nur ein paar Minuten später wieder auftauchte, hatte er zwar einen blutigen Mund, eine zerrissene Weste und rieb sich die roten Wangen – aber niemand kam hinter ihm her. So sehr Santow ihn auch fragte, sie erfuhr mit keinem Wort von ihm, was im Pub geschehen war.
»Hyde Park Agency«, hatte Craig zu den beiden gesagt, »Cool! Kennt ihr euch vielleicht auch mit Kommunikation aus? Public Relations, Veranstaltungen und so? Online?«
Ein wenig. Das war untertrieben gewesen. Santow war brillant im Digitalen.
»Geht so«, hatte Mehlos gemeint, der einmal für einen Freund, der eine Werbeagentur besaß, einen Wettbewerb gewonnen hatte, an dem er aus reiner Neugier und Spaß an der unbekannten Herausforderung teilgenommen hatte, und diesem mit einem gut strukturierten und neuartigen Konzept einen Großkunden gerettet hatte.
»Okay. Sehr gut«, hatte Craig gesagt, dessen Miene sich plötzlich verdüstert hatte. Jetzt war es spannend für Mehlos geworden.
Warum? hatte Santow gezeigt. Craig hatte das mittlerweile verstanden.
»Welch’ Schatten huscht über dein Antlitz?«, hatte Mehlos gefragt.
Craig Lloyd hatte mit sich gerungen. Mehlos hatte gesehen, dass eine direkte Frage die Konversation sofort hätte verstummen lassen, also hatte er gar nichts gesagt.
Die Rechnung war aufgegangen. Craig Lloyd hatte herumgedruckst, aber angedeutet, dass in seinem Unternehmen Sphereglobe vielleicht Dinge passierten, die nicht in seinem Sinne waren.
»Was meinst du?«
Welche Dinge?
»Sagt es mir. Kommt, seht es euch an und sagt es mir.«
Mehlos angeborene Neugier war aus dem Sumpf seines Unterbewusstseins aufgetaucht wie eine Moorleiche.
Mehr konnte oder hatte Craig nicht sagen wollen.
»Wie können wir hinein?«
»Ihr seid ab jetzt meine neue Kommunikationsagentur. Noch Fragen?«
Und so waren Mehlos und Santow in Kontakt mit dem Verantwortlichen für Marketing von Sphereglobe gekommen, und aufgrund des Eindrucks, den man von ihnen gewonnen hatte, zum Auftrag, Impulse für eine geplante Veranstaltung zu geben.
Ich mag Craig, zeigte Santow und sah aus dem Chesterfield-Sofa hoch zu Mehlos.
»Da sind Sie in guter Gesellschaft etlicher Ihrer Geschlechtsgenossinnen, Santow.«
Nicht so, das wissen Sie doch, Mehlos.
Beruhigt kehrte Mehlos zu Craig Lloyds Einladung zurück, las Santow den Text der Mail mit deutlichen Mundbewegungen vor und haderte dabei mit dem kleinen Display seines alten Telefons.
Sollten Sie sich nicht endlich mal ein richtiges Smart­phone zulegen, Mehlos? Es nervt langsam! Ihre Gesten waren energisch.
Mehlos schüttelte den Kopf.
»Damit es mir so geht wie Ihnen und dem Rest der Menschheit? Wenn es spannend wird: Akku leer. Ich kann mit diesem hier wochenlang telefonieren, es mit Schwung aus dem vierten Stock werfen und wenn ich es unten auf der Straße irgendwann einmal einsammeln sollte, denn es klaut ja keiner, wird es keinen einzigen Kratzer haben und immer noch fünf Striche auf der Anzeige.«
Hilfe! – Ich arbeite mit Fred Feuerstein, zeigte Santow und sah wieder auf ihr Tablet.
* * *
Daniel Murray
Ding!
Daniel Murray bekam im The Wolseley in London Piccadilly gerade seinen zweiten Tee, als die Mail von Craig Lloyd kam.
Der Waiter stellte die Kanne neben den silbernen Halter mit hellem Toast auf seinen Tisch.
»Thank you, Sir.«
Daniel sah auf das Display seines Smartphones und lächelte die blonde Frau ihm gegenüber an. 09:33. Die District Line der London Tube zurück nach Wimbledon musste er gegen 12:00 nehmen, um im glaubwürdigen Zeitplan zu bleiben. Schade. Aber wenn das hier alles vorbei war, würde er in London bleiben können, solange es ihm passte. Und dann auch in seinem eigenen Vierzimmer-Flat in South Kensington, den er sich regelmäßig beim Makler ansah.
Er sah auf seine Uhr. Ja, es reichte noch für einen kurzen Gang in die Jermyn Street, er brauchte schließlich ein paar neue Hemden. Sie hatte sowieso was anderes vor. Zum Glück.
Daniel beantwortete die Mail.
»Sehr gut!«
* * *
Oliver Barlow-Gardener
Oliver Barlow-Gardeners bärtiges Gesicht spiegelte sich in allen Bildschirmen auf seinem Arbeitstisch, als das kleine Fenster mit Craig Lloyds E-Mail aufging.
Zwei Schirme im Dark Mode, voll mit kleinformatigen Codezeilen und Tabellen; auf dem dritten drehte sich das Strukturmodell eines Datenglobus, der in einen anderen überging. Auf den Schnittpunkten verschwammen die Linien und öffneten zahllose neue und kleinere Globes wie Seifenblasen in einem Schaum. Auf dem mittleren Schirm entstanden und verschwanden kleine und große Tabellen im selben Rhythmus. Oliver zog an einer E-Zigarette und beantwortete die Mail mit einem »Yup!«.
Es ertönte das leise Geräusch einer digitalen Explosion.
* * *
Dr. Pekin Koç
Pekin Koç erhielt die Mail in ihrer Kanzlei auf dem Boulevard Royal in Luxemburg, eine freistehende Stadtvilla neben dem Top-Hotel mit Luxusrestaurant.
Sie sah kurz durch die offene Tür in das Vorzimmer ihrer Sekretärin. Die Mails von dieser Adresse teilte sie mit ihrer Mitarbeiterin nicht. Die Sekretärin blickte kurz auf und sah ihre Chefin an deren Schreibtisch sitzen. Wie immer in schwarzem Business-Kostüm, die glatten dunklen Haare exakt gescheitelt. Ihre Freunde zogen sie damit auf, statt für eine Wirtschaftsanwältin für einen durchgestylten Fashion-Roboter zu arbeiten.
Pekins Büro war klar und funktional eingerichtet. Farben waren hier fehl am Platz. Die einzige Ausnahme war ein gläsernes Objekt über ihrem Schreibtisch, etwa von der Größe einer alten DVD: ein breiter Ring in Königsblau. Nach innen weitere, immer kleiner werdende Kreise in schwarz, weiß und hellblau. Im Zentrum war ein schwarzer Punkt. Die Pupille eines Auges. Es sah jeden Besucher aufmerksam an.
Sie wandte sich wieder ihrer Tastatur aus Aluminium zu und tippte:
»Natürlich, sehr gern. Werde da sein.«
Enter.
* * *
Peer Holsbeg
Peer Holsbeg antwortete:
»OK.«
* * *
Lord Blenheim
William Arthur Benedict Lord Blenheim fand die Korres­pondenz am späten Nachmittag auf dem Schreibtisch seines Domizils nahe des Porthchapel Beach in Cornwall, Wales.
Der handschriftlich adressierte und mit »persönlich« gekennzeichnete Brief in cremefarbenem Umschlag mit Wasserzeichen lag angenehm rau in seiner Hand und war von seinen Hausangestellten nicht geöffnet worden. Er ergriff einen Silberhalter mit elfenbeinernem Blatt, schlitzte den Umschlag auf und las.
»Mein lieber Lord Blenheim,
natürlich wissen Sie um unseren Termin am 17. September, denn schließlich arbeiten wir gemeinsam seit zwei Jahren darauf hin.
Es ist mir eine besondere Freude, Ihnen heute zu schreiben und Ihnen meine persönliche Einladung zu meiner Keynote des Produkt-Launches von Sphereglobe auch in dieser Form auszusprechen. Eine E-Mail wie sonst hielt ich anhand der Bedeutung unseres Vorhabens ganz sicher nicht für angemessen; wir haben viel vor und können unsere einzigartigen Ziele nun dank Ihrer Unterstützung auch erreichen.
Ich freue mich daher sehr, Sie auf Lansdowne Manor begrüßen zu dürfen. Für den Vorabend haben wir ein Dinner im kleinen Kreis vorgesehen.
Bitte lassen Sie mich wissen, wie Sie anreisen werden, unsere Assistenten werden dann Ihren Aufenthalt entsprechend koordinieren.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr sehr ergebener
Craig Stevens Lloyd«
Lord Blenheim ließ den Brief sinken, blickte in die Ferne des Sonnenuntergangs auf dem Meer und wies einen Angestellten an, Kontakt mit dem Butler von Craig Lloyd aufzunehmen.
* * *
Claire Woolfeson und MiaAmi
In der Garderobe des Flagship-Stores auf der Kings Road in Chelsea, London roch es nach den Raumdüften des Labels und jetzt auch noch aggressiv nach einer Kombination aus Jasmin, Flieder und seifiger Rose, dass man Angst haben musste, diese Blumen würden gleich nach einem schnappen.
Die große Blondine im engen roten Kleid machte einen Kussmund, reckte den Busen vor und drehte ihren Po zu den Spiegeln. Sie bewegte ihn hin und her und beobachtete, ob sich eine Pantyline auf den Backen abzeichnete.
Die kleine Blauhaarige mit asiatischen Gesichtszügen fotografierte sie dabei mit ihrem Smartphone und spielte mit Filtern.
»Duckface!«, kommandierte sie. Claire gehorchte und MiaAmi machte eine Fotoserie. Ihre schwarzen Lippen formten ein bewunderndes »Top!«.
Claire Woolfeson und MiaAmi updateten gerade ihre Social Media Accounts mit neuen Bildern vom Shoppen am Sloane Square. Überlaute Unterbrechung kam durch einen Klingelton mit einem Song von Billie Eilish.
»Craig, Claire?«, fragte MiaAmi.
Claire zog eine Schnute und ihr Smartphone aus der Handtasche. Sie hörte kurz zu, sagte etwas und steckte es wieder weg. Die Schnute blieb.
»Urgent?«, wollte MiaAmi wissen.
Claire schüttelte den Kopf und sagte nichts. Zurück zu den Fotos. Viel wichtiger.
Später im Café wurde sie konkreter:
»Er schon wieder so: voll Stress wegen Produkt-Launch demnächst, hat auch heute keine Zeit. Soll mir aber das Bag gönnen. Ich dann so: hab ich schon. Und er so: Top! Und wir machen Samstag was. Ja, geht klar, ich dann. Komm du doch mit.«
MiaAmi überlegte kurz.
»Ich weiß nicht, es ist euer Abend. Macht etwas daraus. Ihr seht euch zurzeit nicht oft.«
»Er ist voll komisch zurzeit.«
MiaAmi nickte und fuhr sich durch ihre blauen Haare.
* * *
Dr. Anne Murray
Anne Murray sah auf ihre Armbanduhr.
Halb acht. Sie lief zum Parkplatz vor ihrer Praxis und stieg in ihren Wagen. Handtasche und Krankenakten zum Lesen für heute Abend auf den Beifahrersitz, die kurze rote Pagenfrisur geschüttelt und ihren Sitz im Rückspiegel überprüft. Alles gut.
Ding!
Oh, eine Mail von Daniel:
»Nimm dir am 17. September nichts vor. Wir sind zusammen in Wimbledon bei Craig. Fahren am Vorabend hin.«
Interessant. Zweimal war sie schon dort gewesen und hatte Craig kennengelernt. Sehr ungewöhnlich. Craig. Und Lansdowne Manor. Sie rief sich kurz ins Gedächtnis, was sie über das Anwesen wusste.
1844 für eine englische Prinzessin im viktorianischen Stil erbaut beeindruckte es Anne vor allem mit seiner schieren Größe und leicht Gotham-City-haften Anmutung, besonders des Nachts.
Nach dem zweiten Weltkrieg wechselte es wohl mehrmals den Besitzer. Unter anderem an den Gitarristen einer der größten Rockbands der Siebziger und Achtziger, und wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends von einem Investorenkonsortium erworben, das es im Jahr 2017 an ein Unternehmen verpachtete, aus dem kurz darauf Sphereglobe hervorging. Vor etwa drei Jahren fing Daniel dort an.
Craig nutzte Lansdowne Manor als Wohnsitz und zugleich als Headquarters für die Entwicklungsmannschaft. Dazu diente es als Thinktank für das Management und Repräsentationsobjekt für Gäste zugleich.
Sie überlegte, ob sie ihn dort allein treffen könnte, und freute sich fast.
* * *
Indira Patel und Herr Dinger
Indira Patel saß in ihrer Krankenschwesteruniform im ersten Geschoss eines Flügels von Lansdowne Manor mit Blick auf den Parkplatz und einen Abschlag des nahegelegenen Golfplatzes.
Ab und zu kamen Golfspielerinnen und -spieler vorbei, die je nach Handicap mehr oder weniger fröhlich ihr Spiel unterbrachen, sich auf den Ball konzentrierten und ihn weiterschlugen. Indira hätte ihnen gern länger zugesehen, aber die meisten verschwanden schon nach wenigen Minuten. Wie schade. Oder einmal mitspielen. Das wäre eine Freude gewesen. In ihrer Heimat hatte sie viel und sehr gut Golf gespielt. Sie war sicher, dass sie die Menschen in ihrer neuen Umgebung überrascht hätte.
Ihr Patient, Herr Dinger, allerdings war arm an Überraschungen. Er bewegte sich nicht. Aber die Maschinen liefen. Wie immer. Es war ihre Aufgabe, das sicherzustellen. Sie wusste nichts über ihn, nur dass er wohl aus Deutschlnd stammte.
Das Zimmer war antik und teuer eingerichtet. Etwas zu rötlich und zu verstaubt für Indiras Geschmack. Auch die alten Daguerreotypien des deutschen Reichskanzlers Bismarck waren nicht ihr Fall. Was sollte das? Etwas Frischeres hätte ihr und ganz sicher auch dem Patienten gutgetan. Der junge Hugh Grant vielleicht. Jude Law. Oder Spiderman Tom Holland. Der wohnte wenigstens hier in Wimbledon. Genial, seine Akrobatik und wie er überall hochkam. Na, wie auch immer, diese Pflegerolle auf Lansdowne Manor war eine angenehme und verantwortungsvolle Aufgabe.
Heute Morgen die Routine des Morgenbesuchs von Craig Lloyds Butler Peer Holsbeg. War alles in Ordnung mit dem Großvater von Herrn Lloyd?
Ja, war es. Wie immer.
Ah ja. Am 17. September habe man eine Veranstaltung im Manor, sagte der Butler. Manche Gäste würden schon am Vortag anreisen. Bitte ganz besonders darauf achten, im Zimmer zu bleiben. Mittagessen für sie werde gebracht.
Ja, das sei okay.
Wie immer.

ZWEITES KAPITEL:

Das Eintreffen der Gäste
Mittwoch, 16. September – 13:00
In der Reihe der wartenden Fahrer entdeckte Pekin Koç ihren Namen unter dem Sphereglobe-Logo auf einem halbhoch gehaltenen iPad.
Sie nickte dem Mann zu, der sie jedes Mal vom Heathrow Airport abholte und auch wieder zurückbrachte, und der sie trotz ihrer Corona-Maske erkannte. Sein Name war ihr nicht wichtig, es war irgendein türkischer, wie ihrer.
»Merhaba, Dr. Koç! Rahat bir uçuşunuz oldu mu?«
Ja, sie hatte einen angenehmen Flug gehabt. Pekin gab ihm grußlos ihren Aluminium-Trolley und antwortete nicht.
Der Chauffeur nahm ihn und wollte ihr auch ihren Alu-Aktenkoffer zur Erleichterung abnehmen. Pekin wies es mit einer brüsken Geste ab. Es gab Dinge, die sollte man niemals aus den Händen geben, auch wenn es noch so bequem war.
Sie ließ sich vom Fahrer die Tür des Jaguar XJ aufhalten, nahm im Fond Platz und strich ihr schwarzes Kostüm zurecht, ohne den Fahrer über die Rückspiegel aus den Augen zu lassen. Der sah nicht zu und startete den Motor fast unhörbar.
Pekin genoss die vierzigminütige Fahrt über die M25 und dann die A3 in der dunklen Limousine. Sie roch noch nach neuem Leder. Privilegien machten Spaß, wenn man selbst welche hatte. Im Kopf ging sie noch einmal die rechtlichen Konstruktionen durch. Wasserdicht, unangreifbar, wie es ihr Auftraggeber von ihr erwartete. Trotz allem wollte sie hier einen perfekten Job abliefern. Pekin dachte an Craig und trommelte mit den Fingerspitzen auf ihren Knien.
Sie war überzeugt, ihr exorbitantes Zeithonorar wert zu sein. Internationales Gesellschafts- und Steuerrecht konnte ein Minenfeld werden, das den Betretenden schneller in die Luft jagte, als man einen investigativen Leitartikel in einer Wirtschaftszeitung lesen konnte. Speziell, wenn die Schweiz involviert war, und dann noch einmal verschärft, wenn es um einen Firmensitz im Kanton Zug ging. Die Eidgenossen waren für sie bürokratischer und detailbeharrlicher als jede andere Nation. Aber ihr dortiges Netzwerk, insbesondere ihre Büronachbarschaft und private Freundschaft mit dem russischen Inhaber einer der größten Metallbörsen der Welt, vereinfachte vieles. Pekin war beruhigt. Es war safe. Very. Kein Risiko. Nur eines. Aber dafür gab es auch eine Lösung.
Sie fuhren durch den Cannizaro Park und kamen zur Vorfahrt von Lansdowne Manor mit dem Parkplatz, auf dem einige Wagen standen, die direkt vom Genfer Automobilsalon zu stammen schienen. Sie mochte diese Welt.
Vor der Treppe zum Eingang stand der Butler von Craig Lloyd zusammen mit einem jüngeren Hausangestellten und erwartete sie. Peer trug seine Livree mit den weißen Handschuhen und begrüßte sie. Er wies den Angestellten mit einem unmerklichen Nicken an, ihr die Tür aufzuhalten und sich um ihr Gepäck zu kümmern.
»Willkommen, Dr. Koç, schön, dass Sie wieder bei uns sind.«
»Guten Tag, Peer, ich freue mich auch.«
»Es ist alles für Sie vorbereitet.«
Pekin sagte nichts und folgte dem jungen Mann, der ihren Trolley nahm.
Auch er durfte ihren Aktenkoffer nicht einmal anfassen.
Mittwoch, 16. September – 18:30
Daniel Murray klickte die Automatik seines Range Rovers im Scheitelpunkt der Kurve auf »N« und gab kurz Zwischengas, was den Motor zum Aufbrüllen brachte und ihm selbst ein Lächeln bescherte. Dann ging er wieder auf »D« und fuhr weiter. Anne auf dem Beifahrersitz kannte das.
»Spielratz!«, sagte sie.
»Harmloser Spaß.«
»Sinnlos CO2 erzeugt.«
»Eins mit der Maschine geworden.«
»Das nächste Mal kommen wir mit dem Fahrrad. Wir können doch ein Stück durch den Richmond Park fahren.«
»Viel zu weit. Ich habe keine Lust, bei Craig verschwitzt anzukommen. Wenn du Rad fahren möchtest, leihen wir uns welche bei ihm«, sagte Daniel.
»Ja, kenn’ ich. Du rollst irgendwo abwärts runter und Peer kann sehen, wie er die Räder wieder zurückbekommt.«
Daniel kniff kurz die Lippen zusammen. »Weiß nicht, ob das seine Aufgabe ist.«
»Was habt ihr für morgen genau geplant? An eurem großen Tag?«
»Ich treffe Craig und die anderen schon früh. Wie ich ihn kenne, machen wir noch Testläufe bis zum Erbrechen. Aber das ist okay. Seine Keynote fängt Punkt elf an. Sie muss sitzen, wir können uns keine Fehler erlauben. Es wird aber auch keine geben. Dafür haben wir alles zu oft durchdacht.«
»Euer Ollie hat alles im Griff?«
»Wenn jemand, dann er.«
»Was mache ich solange? Ich kenne doch niemanden richtig.«
»Genieß die Aussicht und den Tee im Wintergarten.« Daniel sah kurz in den Rückspiegel und auf die Straße, dann tippte er und schickte auf seinem Smartphone eine Message ab.
Gleich da.
Minuten später bogen sie von der Landstraße zur Anfahrt nach Lansdowne Manor. Sie mussten einige Meter dahinter kurz warten, da ein verirrter Flight von Golfern den Weg zum Club suchte. Unter den Golfern waren zwei Damen, die ins Auto hineinsahen und sich über den Fahrer freuten, der sie in seinem dunkelblauen Blazer mit den Messingknöpfen an den jüngeren Paul McCartney erinnerte. Sie lächelten.
Anne sah ihren Mann von der Seite an und dachte lieber an John Lennon.
Daniel schlug auf dem Parkplatz die Räder schräg ein, hörte sie durch das offene Fenster auf dem Kies knirschen und stieg aus. Er öffnete seiner Frau die Tür.
Peer begrüßte sie distanziert-korrekt und der Angestellte kümmerte sich um das Gepäck von Herrn und Frau Murray.
Donnerstag, 17. September – 01:45
Woooarrrrr!
Der Lichtkegel der bis zum Maximum optimierten Kawasaki-Rennmaschine sauste zwischen rechts und links hin und her, wie bei einem hypernervösen Scanner, als der Motorradfahrer auf der schlechten Straße wedelte und die Grenzen der Physik austestete. Dann schaltete er das Licht aus. Nachts durfte man nicht durch den Richmond Park fahren. Hunderte freilaufende Hirsche und Rehe mussten geschützt werden.
Der Fahrer schlug sein Handgelenk bis zum Anschlag nach unten, spürte die Beschleunigung im Becken und jagte mit absurd hoher Drehzahl auf die nächste Kurve zu. Von außen durch das Visier mussten seine Augen mit dem »V« der Augenbrauen auf der Stirn aussehen wie die eines Kamikaze-Piloten bei der Erfassung seines Ziels. Plötzliche Vollbremsung ohne Grund. Das Stottern des ABS gab einen weiteren Kick. Und Vollgas bei maximaler Drehzahl.
Fünfmal den Park durchquert und dabei den Asphalt in den Kurven bei völlig absurder Geschwindigkeit leicht auf den Knien gespürt. Nur so ging es. Drifting at its finest. Unbedingte Konzentration bei Einsatz des eigenen Lebens förderte die klare Sicht auf das eigene Tun und das Treffen richtiger Entscheidungen. Als ob sie es gewusst hätten, blieben die Tiere im Unterholz.
Oliver Barlow-Gardener hatte zur Beruhigung noch ein paar Runden über die M25 gedreht, bevor er zu Lansdowne Manor fuhr. Who cares? Mit einem Slide drehte er vor dem Treppenaufgang bei. Der Staub legte sich.
»Sie treffen heute spät ein, Herr Barlow-Gardener. Darf ich fragen, ob alles in Ordnung ist? Herr Lloyd war schon beunruhigt.«
Peer sah Oliver Barlow-Gardener an, der von seiner giftgrünen Maschine stieg, den silbernen Integralhelm absetzte und seine schwarzen Karbonhandschuhe auf den Sattel knallte. Oliver ignorierte eine mögliche Missbilligung seines Auftritts konsequent. Er war hier der Technikchef. Wichtiger ging es wohl kaum.
»Blödsinn«, sagte er.
Ein Angestellter stand schon bereit, die beiden Hartschalenkoffer in Empfang zu nehmen. Das Motorrad tickte wie verrückt vor Hitze und roch nach Öl und Brand.
»Ich schrieb bereits. Es ist alles okay.«
»Das freut mich zu hören. Bitte kommen Sie. Sie werden erwartet.«
Donnerstag, 17. September – 02:35
Die Tür des Konferenzraums schloss sich mit einem leisen Klicken und Craig Lloyd war allein.
Er ließ sich breitbeinig und ein wenig erschöpft auf einen der Stühle fallen und überlegte mit einem Lächeln, wo sie doch gleich nochmal seinen Gürtel hingeworfen hatte. Er fand ihn schließlich irgendwo auf dem Boden, zog ihn wieder an und wunderte sich, wie stabil der Tisch gewesen war.
Craig wartete noch die verabredeten Minuten und untersuchte Tisch und zwei Stühle auf mögliche Spuren. Man wusste ja nie. Als er keine fand, verließ er zufrieden den Raum.
Die Frau, die ein paar Minuten vor ihm aus dem Konferenzraum gegangen war, ging zu ihrem Zimmer zurück. Sie kam durch das schwach erleuchtete Treppenhaus und sah dort auf einem Absatz einen Mann stehen, der zur Eingangshalle hinuntersah. Als er sie hörte, drehte er sich um.
»Schlafen Sie nie, Peer?«, fragte sie.
»Nicht heute, Frau Dr. Murray. Nicht heute.«
Donnerstag, 17. September – 06:00
Der Morgennebel über dem Rasen hatte sich noch nicht verzogen, als der rot-schwarze 1953er Rolls Royce Silver Wraith die Auffahrt zu Lansdowne Manor entlangglitt.
William Arthur Benedict Lord Blenheim im Fond sah durch sein iPad hindurch, auf dem er sich über die Entwicklungen seiner Investitionen informierte. Er fokussierte seinen Blick auf sein Spiegelbild auf der Hochglanzoberfläche. Ein distinguiertes, leicht gebräuntes Gesicht, dem jedwede Müdigkeit trotz der frühen Uhrzeit nicht anzusehen war, sah ihm zuversichtlich und gespannt auf den beginnenden Tag entgegen. Mit der Spitze des linken Zeigefingers fuhr er sich über den weißen gestutzten Oberlippenbart und blickte nachdenklich, aber erwartungsfroh links aus dem Wagenfenster.
Er sah wieder auf sein iPad, das noch die Umsatz- und Gewinnentwicklung eines jüngeren E-Healthcare Unternehmens seines Portfolios anzeigte. Nicht zufriedenstellend. Blenheim hatte es seit über einem Dreivierteljahr regelmäßig zur Sprache gebracht, mit dem Management detailliert besprochen und seine Kontakte und Hilfe mehrfach und mit Nachdruck angeboten. Es war zwecklos gewesen. Nach der Anfangseuphorie über ihn als Investor und Geber von Private Equity hatte das Management seinen eigenen Kopf. Halsstarriges Middle-Management aus einem großen Konzern, das jetzt Unternehmer spielen wollte und meinte, alles besser zu wissen. Und mit Mitte 50 den Anforderungen an funktionierende und durchgängige Digitalisierung wohl kaum mehr gewachsen. Es kam für ihn nicht darauf an, es selbst besser zu können, aber es war entscheidend, zu erkennen, wer das Richtige wollte und dies dann auch richtig tun konnte. Eine Frage des Vertrauens. Weit über reines Unternehmertum hinausgehend. Sie hatten sein Vertrauen ignoriert, also hatte er auch keins mehr.
Er nahm seinen digitalen Pen, der sich kalt anfühlte, und löste den Verkaufsvorgang seiner Anteile aus. Die Zukunft dieses Unternehmens und der Menschen darin war nun nicht mehr Teil seiner Gedanken.
Der Silver Wraith rollte auf dem Parkplatz von Lansdowne Manor aus.
»Mein lieber Lord Blenheim, herzlich willkommen bei Sphereglobe! Sie sind ein früher Vogel!«
Craig Lloyd stand in weißer Rollkragen–beige­farbene-Chinos–weiße-Sneakers-Uniform vor der Eingangstreppe.
»Der frühe Vogel fängt den Wurm, Craig«, sagte Lord Blenheim und ließ sich von Peer die Tür aufhalten.
Craig lachte laut und breit und blickte zu Peer.
Dass die zweite Maus den Käse bekam, sagte er nicht.
Donnerstag, 17. September – 08:00
»Ich freue mich immer, nach Lansdowne Manor zu kommen«, sagte Kleos Henry Mehlos, »es ist so herrlich analog. Zumindest von außen. Wie sehen Sie das, Santow?«
Klar, dass Ihnen das gefällt. Symbol des Gestern. Und jede Menge Geheimnisse. Old school and spooky you are, zeigte sie.
Sie warf einen letzten Blick auf ihr Tablet und ließ es in ihrer Handtasche verschwinden.
Das Verdeck des herzlich verschrammten Austin Healey 3000 MKII im seltenen Ice Blue war heruntergeklappt und beide genossen die Fahrt durchs Grüne bis zu Lansdowne Manor. Mehlos schaltete mit der Linken einen Gang zurück und erfreute sich am kernigen Röhren des Vierzylinders und an der Sonne im Auto.
»Wir haben noch viel Zeit für einen launigen Rundgang über unser zeitweiliges Anwesen, bevor es losgeht. Wir könnten so tun, als gehöre das alles uns, bevor wir uns im Wintergarten vom distinguierten Peer in Livree den Morning Tea servieren lassen. Ich nehme die Gurken-Sandwiches.«
Träumen Sie weiter, Mehlos.
Sie erreichten den Parkplatz und hielten neben einem dunkelgrünen Range Rover. Mehlos sah nach Links zu seiner Beifahrerin. Beide blickten nach oben.
Aus einem Fenster im Haus über ihnen winkte Daniel Murray fröhlich herunter, tippte auf seine Armbanduhr und blinkte zweimal mit all seinen Fingern und gab damit zu verstehen, dass man sich in zwanzig Minuten treffen sollte. Dort oben. Dann mache er das Daumen-hoch-Zeichen.
Unaufgefordert kam ein Angestellter zum Austin Healey und brachte das Gepäck von Mehlos und Santow auf ihre Zimmer.

DRITTES KAPITEL:

Auf Lansdowne Manor
Kommt man am All England Lawn Tennis & Croquet Club in Wimbledon vorbei, meint man leise, aber deutlich das dumpfe Bupp! zu hören, mit dem ein Tennisschläger auf den Ball trifft. Fährt man dann weiter in Richtung Wimbledon Village, gelangt man zum Rand der großen Grünfläche des Wimbledon Common und erkennt einen Golfplatz. Der Royal Wimbledon Golf Club. In der Nachbarschaft Cannizaro Park und davor die edle West Side Common. Teurer als bei Monopoly Parkstraße und Schlossallee zusammen. Dort gibt es ein breites eisernes Tor mit dem Buchstaben »S«. Hat man eine Einladung, teilt es sich in der Mitte und geht nach innen auf.
Über die gekieste Auffahrt kommt man zu einem runden Pool mit Seerosen. Hecken mit bunten Blumen säumen die Seiten.
Dann taucht in der Mitte der Eingang des riesigen Hauses auf. Rechts und links eine weiße Säule. Der mittlere Teil der alten Backsteinfassade ist mit Efeu überwachsen. Lansdowne Manor. Das alte viktorianische Herrenhaus. Ein herrlicher Anblick. Edel. Würdevoll.
Die weißen Türen schwingen nach innen auf und man sieht englisch eingerichtete Räume, Fenster, grüne Tapeten, roten Teppich auf Parkett. Bis man zum prächtigen Ballsaal kommt.
Schwarzweißer Marmorboden, schräg einfallendes Licht aus großen Fenstern. Kristalllüster.
In der Mitte des Saals steht eine große Glaskugel. Sie schimmert bläulich.
Der Globe.
Im Hintergrund silbern das runde ikonische Logo von Sphereglobe.
Hier liefen die Vorbereitungen für die Keynote.
Der Globe auf dem Marmorboden war von Scharen von Kameras und Lampen umringt. Rechts hatte man einen Regiestand installiert, an dem vielfarbige LEDs und kleine Displays undurchschaubare Informationen vermittelten. Dahinter drei riesige Screens, die zu einem gekoppelt waren. Ein Regisseur rief über Headset seinen Technikerinnen und Technikern Kommandos zu, die diese sofort umsetzten. Ein am ganzen Körper tätowiertes Mädchen mit leuchtpinkfarbenem Undercut im Camouflage-Overall steuerte eine schwirrende Kameradrohne, deren Bild in Echtzeit auf die Schirme übertragen wurde und mit aufregenden Fahrten und Perspektiven beeindruckte. Im Globe selbst bewegte sich ein Schauspieler, der ein ganz passables Craig-Lloyd-Double abgab. Ein weiteres Mädchen in schwarzem Overall hielt ein Klemmbrett, stoppte Zeiten und gab dem Regisseur stakkatohafte Handzeichen. Männer mit SECURITY-Schriftzug auf dem schwarzen T-Shirt waren überall im Raum verteilt.
Nichts wurde dem Zufall überlassen. Improvisation würde hier keinen Raum haben.
* * *
»Ich habe ein Himmelbett«, sagte Mehlos zu Santow, die halb auf dem Geländer saß, und in ihrem elfenbeinfarbenen Kleid aussah wie eine der höheren Töchter aus einem Jane-Austen-Film, als beide sich auf der Galerie vor der Treppe nach unten trafen, »Sie auch«?
Nein. Offensichtlich weiß man hier, wer was bekommen soll.
»Nicht ganz, ich vermisste eine Praline auf meinem Kopfkissen.«
Ich hatte drei.
»Her damit!«
Santow war von seiner Leidenschaft für Schokolade genervt, sagte nichts und verzog ihren Mund. Zusammen schritten sie die Treppe hinab und betrachteten die großformatigen Ölportraits, die futuristische Szenen mit Menschen im Stil der Alten Meister zeigten.
Vor einem Bild blieb Mehlos stehen. Es zeigte eine Vorstandssitzung in einem Boardroom. Der Vorsitzende hielt eine Präsentation, der Rest hörte und sah zu. Die Figuren waren leicht in die Länge gezogen und hatten einen ekstatischen Gesichtsausdruck. Goya hätte es gemalt haben können.
»Manche Dinge ändern sich nie«, sagte Mehlos, »der Chef ordnet an und keiner widerspricht.«
Neidisch?
Sie gingen weiter und bogen ab auf einen Gang in die Tiefe des Herrenhauses.
Bei den Konferenzräumen blieben sie vor dem zweiten Raum stehen.
»Hier sind wir richtig.«
Neben der Tür war ein Display in die Vertäfelung eingelassen. PRIVACY war zu lesen, darunter die Fotos, alle im selben Stil, von Craig Lloyd, Daniel Murray und Oliver Barlow-Gardener.
Mehlos blickte kurz auf seine Taschenuhr, die er an einer Kette trug, und steckte sie in die Weste zurück.
»Daniels zwanzig Minuten sind um. Wir sind hier.« Mit einem Ruck öffnete er ohne Klopfen die Tür.
Santow und er sahen in den Raum und traten ein. Es war mehr ein intimes Besprechungszimmer mit Möbeln in Schwarz und Chrom, das Platz für etwa sechs Personen bot. Am Kopfende leuchtete weiß ein großer Bildschirm, der eine Zeitreihe mit anwachsenden Balken und vielen Zahlen zeigte. Davor stand Peer in Livree, der sie irritiert ansah, dann zu einer Flasche griff und Craig frisches Wasser in ein volles Glas nachschenkte. Neben ihm saßen Oliver Barlow-Gardener und Daniel Murray, der aufsprang und lächelnd auf sie zukam.
»Hey, Joanna. Kleos. Sorry!« Murray breitete die Arme aus und ging mit den beiden in Richtung Tür. »Wir haben uns verquatscht. Tut mir leid, brauchen noch etwas …«
Dann waren sie zu dritt wieder im Vorraum. »Ich denke, halbe Stunde Nachspielen und wir sind durch. Nee, kommt, gebt mir 45 Minuten. Am besten pinge ich euch mobil an. Geht doch solange zum Tee in den Wintergarten. Sorry noch mal, werde pünktlich fertig sein. See you!«
Schon war er wieder zurück im Konferenzraum und die Tür geschlossen. Mehlos hob die Schulter mit einem »Na, dann« und Santow sah, dass auf einem Tisch vor dem Raum vier Teller mit Sandwiches und eine Thermoskanne standen.
»Finger weg, Santow, wir gehen lieber in den Wintergarten.«
Der Wintergarten war zu einem Drittel besetzt. Mehlos erkannte ein paar Sphereglobe-Mitarbeiter, die in der Entwicklung beschäftigt waren und sicher von Oliver Barlow-Gardener für den heutigen Tag auf Stand-by gehalten wurden, sollte ihr spontaner Eingriff nötig sein. Er winkte zu ihnen hinüber und wurde freundlich zurückgegrüßt.
Die Etagere mit Gebäck war schneller leer, als ein Keks brauchte, um auf den Boden zu fallen, und wurde von einem Angestellten durch eine neue ersetzt.
»Darf ich Ihnen von diesen hervorragenden Keksen anbieten, Santow? Einen natürlich.«
Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nichts wegesse? Sie wirken … ausgehungert. So sehr, dass es schon fast peinlich ist. Nein, nicht fast. Es ist peinlich …
Santow nutzte geschickt den Raum, um sich mit ihren Gebärden auszudrücken.
»Machen Sie sich keine Gedanken, Santow. Wir haben genug. Ich habe gerade das Krümelmonster überfallen und Sie helfen lediglich beim Vernichten von Beweisen.«
Na, dann.
»Wie fanden Sie übrigens die Scones mit der Clotted Cream und der Orangenmarmelade, Santow? Jetzt haben wir doch unseren Morning Tea gehabt. Sogar samt Earl Grey. Das ist doch was. Schon rein kulinarisch und stilistisch lohnt sich ein Klient wie Sphereglobe.«
Dann sollten wir aber parallel eine Fitnessstudio-Kette akquirieren.
Ping! Das Echolot eines U-Bootes hallte durch den Wintergarten. Mehlos erhielt eine Textnachricht. Daniel.
Wo seid ihr?
Er textete umständlich zurück, die Tasten waren mehrfach belegt.
Wintergarten
»Komme hin«, war Daniels Antwort.
Wenige Minuten später erschien er in Jeans und dunkelblauem Blazer mit weißem Hemd. Er passte hierher.
»Sorry noch mal für vorhin«, sagte er, »aber ihr kennt das ja. Interne Meetings überziehen wir meistens. Ach, was sag ich, eigentlich immer. Man sollte meinen, dass wir in kleinen Runden disziplinierter sind, aber wie ihr seht, schaffen wir das nicht einmal zu viert. Also: Begrüßung noch mal, schön, dass ihr da seid.«
Er stupste Mehlos Faust kurz mit seiner an und küsste Santow rechts und links auf die Wangen. Mehlos missfiel, dass er kurz, aber intensiv an Santow roch. Umso länger er sie kannte, umso stärker verspürte er den Wunsch, sie endlich seiner Tante Mouse vorzustellen. Aber irgendetwas sagte ihm, dass die Zeit noch nicht gekommen war. Von ihrer Seite. Nicht von seiner.
»Ich nehme an, alles läuft immer noch so, wie ihr es geplant habt«, sagte Mehlos. Er und Santow hatten einige Meetings mit ihm und anderen bei Sphereglobe hinter sich. Noch war ihnen nichts aufgefallen, was sie mit Craig hätten besprechen können. Alles ganz normal. Ein Start-up auf dem Weg zur Weltherrschaft.
Daniel nickte.
»Ja, das können wir gut. Unsere Keynotes nehmen wir schon fast dramatisch ernst und erlauben uns keine Fehler. Wir proben mehr und drehen mit mehr Aufwand als Ridley Scott. Aber haben ja auch Erfolg. Insbesondere bei der Kommunikation. Und deswegen machen wir sie ja auch mit euch. Craigs Empfehlung hat funktioniert.«
Da hatte er wohl recht. Die Klickzahlen für die Keynotes waren insanely hoch. Millionen von Follow­ern ließen sich inspirieren. Für Mehlos lag das an drei Faktoren: hochinteressantes Thema, eine strukturierte und klare inhaltliche Aufbereitung mit Bildern und Emotionen und eine formale Sorgfalt in Design und Ausführung, die höchsten Ansprüchen an Information und Unterhaltung genügte. Er hatte zusammen mit seinem Freund aus der Werbeagentur und viel Intuition die Keynotes aufgebaut wie eine Serie auf Netflix. Santow wunderte sich, woher er das konnte.
Daniel Murray verantwortete Marketing und Kommunikation bei Sphereglobe, Kleos Mehlos lieferte Storylines, Texte und Skripte für die Keynote. Joanna Santow stellte die Medien-Strategie zusammen, die dann von den Mitarbeitern Daniels auf allen Kanälen umgesetzt wurde.
Ihre mothers hatten sie zum Studium an die London School of Economics geschickt, wo sie ihren Master in Media & Communications machte. Sie hatte einige Zeit bei internationalen Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie sich entschied, sich selbständig zu machen. Sie war von Brighton nach London gezogen. Nur in einer großen Stadt fühlte sie sich zu Hause. Sie fragte sich, warum das so war und versuchte, sich daran zu erinnern, was vor der Explosion war, die sie nach Brighton und dann nach London brachte. Vielleicht war sie in einer großen Stadt geboren und zu Hause gewesen. Aber so sehr sie auch versuchte, sich zu erinnern, es gelang ihr nicht. Das Haus. Das Anwesen. Ein Kindermädchen in Angestellten-Uniform. War da noch jemand? Es muss doch Eltern gegeben haben! Eine Mutter. Einen Vater. Fast immer dachte sie darüber nach. Überall. Aber es war zu dunkel und zu tief in ihr versteckt. Trotzdem musste doch irgendetwas sein. Sie hatte alles versucht. Hypnose. Rückführung-Seminare von Spezialisten. Zwecklos. Das Einzige, was sie feststellte, war, dass sie einen Hang zu osteuropäischen Sprachen hatte, den sie sich nicht erklären konnte. Sie hatte diese Länder auch bereist. Im Internet. Und richtig. Die Hauptstädte besucht. Große Städte. Russland. Polen. Zagreb, Belgrad, auch Tirana. Häuser angesehen, Schlösser. Aber es klingelte nie. Es war alles fremd. Umso verwunderlicher fand sie es, dass sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlte, der meistens ohne Krawatte in einem Tweedanzug mit Weste herumlief, seine Nase überall hineinsteckte und sich nur zu oft mit irgendwelchen Bemerkungen spontane Feinde machte.
War sie in einem Affengehege aufgewachsen?
Daniel schnappte sich einen von den restlichen Scones, schob ihn in die Backe und redete weiter.
»Craig fand eure Texte genial und hat sie perfekt drauf. Gleich könnt ihr sehen, wie sie live wirken. Ich bin sicher, wir haben eine große Show. Danke dafür. Wollte ich euch mal sagen. Wenn ihr um halb elf im Ballsaal sein könnt, ist das perfekt. Plätze für euch sind reserviert. Müsst ihr noch mehr wissen?«
»Wer macht das Gebäck hier?«, fragte Mehlos.
»Was?«
»Na, die Scones?«
Daniels Mundwinkel gingen nach unten. »Keine Ahnung …«
»Dann fragen wir mal Peer.«
»Lasst den besser mal in Ruhe. Im Stress, wie alle hier. Geht einfach in die Küche und deckt euch ein. Ich muss los. Bis gleich. Drückt uns die Daumen.«
Mit einem Lächeln stand er auf und war verschwunden.
* * *
Es klopfte und Indira Patel sah von ihrem Buch auf. Stolz und Vorurteil. Peer Holsbeg kam herein und sah sich im Zimmer um. Alles wie immer.
»Wie geht es ihm heute?«
»Herr Dinger stabil. Werte okay. Keina Problema.«