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Der Kontakt zu dem organischen Raumschiff ist gelungen. Paurusheya holt Alethea im Sternhaufen Omega Centauri ab. Alethea denkt noch immer, dass sie Sigurd im Erdsystem des Jahres 2269 wiederfindet. Es ist fast 1 Jahr vergangen, seit die beiden durch das Schwarze Loch gestürzt waren. Umso enttäuschter ist sie, als Sigurd nicht dort ist. Sigurd liegt im Jahre 2019 im Koma, während Alethea im Jahr 2269 nach ihm sucht. Im honduranischen Regenwald, in der Region La Mosquitia erwacht das riesige Standbild des Affengottes zu neuem Leben. Die Figur besteht aus Ur-Xxiin. Niemand bemerkt, wie über die Figur, deren Korpus noch über eine Restmenge ‚Magische Energie‘ verfügt, das in Teneriffa unter dem Vulkan Teide-Pico Viejo vergrabene Schiff Paurusheya einen telepathisch-magischen Impuls erhält. Sigurd wurde unter Arrest gestellt! Als ersichtlich wird, dass die außerirdischen Fremden von der Erde die Daten der Zeitkapsel gestohlen haben, will Commander RReggchrah zur Erde aufbrechen, um die Aliens daran zu hintern, eine Zeitreise in die Zukunft zu machen.
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Seitenzahl: 144
AlienWalk 15
Zeitfolge unbekannt
Jens F. Simon
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
1.Auflage
ISBN: 978-3-96674-470-6
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Newton hat behauptet, dass Zeit absolut sei und überall im Universum gleich verlaufe, unabhängig von einem äußeren Beobachter. Gemäß der einsteinschen Relativitätstheorie ist die Zeit jedoch vom Raum nicht zu trennen.
Inhaltsverzeichnis:
Prolog
Im Erdsystem des Jahres 2269
Ishtar City Planet Venus
Schwarze Löscher
Reinkarnation
Das Raumschiff Paurusheya
Der Affengott lebt
Cellas Vermächtnis
Paranormale Magie
Alternierendes Universum *Sigurd*
Takaarraths Entscheidung
Eine Seele, zwei Leben
Takaarrath
Commander RReggchrahs Ende
Der neue Commander der KO
Seitenwechsel
Machtwechsel
Kampfgebiet AREA 51
Das ganze organische Raumschiff durchdrang ein besonderes Vibrieren. Intensive, rhythmische Klänge ließen die Naniten euphorisch werden. Seit Ewigkeiten war der Ruf wieder erklungen. Das Schiffsgehirn wurde aus seiner Lethargie gerissen.
Energie begann durch die stillgelegten Leitern zu fließen. Die Schiffszentrale wurde von taghellen Lichtfluten überschüttet, als sich nacheinander die gesamte Beleuchtung aktivierte.
Das Schiffsgehirn hatte in Sekundenschnelle eruiert, woher der Ruf der ‚Alten‘ gekommen war. Dann realisierte es die Quasi-Anwesenheit zweier Entitäten.
Es dauerte nochmals nur den Bruchteil einer Sekunde, und das Schiff erkannte in einem der Zwei den mentalen Abdruck seines ehemaligen Avatars, Alethea.
Der hadronisch-positronische Schiffscomputer zeigte weder Erstaunen noch Erschrecken. Laut seiner Altspeicher handelte es sich nur um eine Kontaktaufnahme über eine sehr große Entfernung hinweg. „Ich grüße dich Alethea und auch dich Fremdling. Was ist euer Begehr?“
„Starte sofort“, halte es noch in Paurusheyas Quasibewusstsein nach.
Dann hatte sich das holografische Abbild von Alethea, ihres ehemaligen mentalen Abdrucks und Avatars und der Fremden wieder verflüchtigt. Ziel des Fluges sollte ein kleines Sonnensystem am Rande des übriggebliebenen Kerns der ehemaligen Zwerggalaxie Omega Centauri, in den Sternenkatalogen der Erdbewohner auch als NGC 5139 verzeichnet, sein.
Die Entfernung dorthin betrug 15790 Lichtjahre.
Die genauen Koordinaten lagen bereits verarbeitet und abrufbereit in der Datenbank des Steuersystems.
Die Entfernung zum Erdsystem stellte für das Xxiin Schiff keine große Herausforderung dar.
Das organische Raumschiff ging sofort auf Notstart. Die Dringlichkeit seiner Mission war von Anfang an klar definiert worden.
Sämtliche Energiemeiler und Speichereinheiten fuhren auf höchstmögliche Energieabgabe.
Unvermittelt herrschte im Innern des Schiffs ein akustisches Chaos, das sich erst langsam wieder zurückbildete, als das Schiff Paurusheya innerhalb des Hangars etwa zwei Meter vom Stahlboden abhob.
Das Hangartor begann sich viel zu langsam zu öffnen und das Schiffsgehirn überlegte bereits, das Tor durch gezielten Beschuss zu sprengen.
Der Kollateralschaden an der Station MAITRI stand jedoch in keinem Verhältnis zu dem dadurch gewonnen, zeitlichen Vorteil.
Ein kurzer Funkspruch ging an Calgulla, den Chef der neuen MBF, sowie an Elrik Merkler, amtierende Vorsitzender der kleinen Menschengemeinschaft innerhalb der Xxiin- Station MAITRI.
Das Raumschiff schoss mit zunehmender Geschwindigkeit durch die Hemisphäre der Magier und ging noch innerhalb der ehemaligen Zetschn’cha Halbwelt in Überlicht.
Der mit dringend ausgewiesene Funkanruf von Calgulla, welcher gerade mit dem MBF-Schiff RECON den Raumhafen MIRACLE auf der Venus anflog, ging genauso ins Leere, wie Merklers Versuch, Paurusheya zu kontaktieren.
Das Xxiin-Raumschiff befand sich bereits auf dem Weg zu Alethea.
Alethea blickte immer noch in die gebrochenen Augen der alten Krsutnerin. Cella war gestorben noch während sie im Geiste mit Paurusheya sprach.
Die Verbindung war augenblicklich zusammengebrochen.
Alethea fühlte sich plötzlich mehr als unwohl in der kleinen Kabine auf dem Flaggschiff von Mullokk.
Die MOOR war eines von insgesamt noch 13 Schiffen des selbstständigen Händlers. Das vierzehnte Schiff MARSCH war im Kampf um das Sternen-Zikkurat vernichtet worden.
Dort, tief unterhalb der Planetenoberfläche, in den Katakomben des riesigen, turmförmigen Gebildes, hatte man Cella gefunden.
Sie war die letzte, noch lebende Angehörige der uralten Spezies der Krsutner.
Sie galten als die Ur-Ahnen der Ur- Xxiin und der organischen Weltraumnaniten.
Alethea starrte immer noch auf die gleiche Stelle, als sich der Körper von Cella bereits vollständig aufgelöst hatte.
Er war in minutenschnelle zu Staub zerfallen. „Starte sofort“, war das Letzte, was Cella zu Paurusheya sagte.
Es war die letzte, wirkliche Hoffnung, die Alethea nunmehr noch hatte. Die Hoffnung, dass das Xxiin-Raumschiff diese letzte Anweisung der alten Krsutnerin auszuführen gedachte.
Die Hoffnung stirbt zuletzt“, dachte sie mit Wehmut. Das war ein Spruch der Menschen.
So saß sie eine Zeitlang völlig regungslos und starrte vor sich hin.
Ihre Gedanken schienen sich aufgelöst zu haben, schwebten frei durch Raum und Zeit. Irgendwann öffnete sich das Kabinenschott.
Zwei Besatzungsmitglieder der MOOR standen davor, traten jedoch nicht ein. Sie wirkten etwas nervös.
„Der Patron will die Fremde sehen. Du sollst sie begleiten. Sofort!“
Aletheas Gedanken kamen langsam, wie aus weiter Ferne, zurück. Sie blieb völlig gelassen. Ihr Aufenthalt hier an Bord war sowieso nur noch temporär.
Als Mullokk sie an Saviier hatte übergeben wollen, hatte dies Cella mit ihren mentalen Kräften verhindert.
Cella war nicht mehr und wie es jetzt mit ihr weiterging, konnte sie nur erahnen.
„Cella ist dahingegangen. Auch Mullokk wird sie nicht mehr belästigen können!“
Ihre Antwort schien den beiden Maul’aaf überhaupt nicht zu gefallen.
„Du hast uns wohl nicht verstanden. Ihr beide werdet augenblicklich mitkommen!“
Der eine sprach noch, als ihn der andere bereits mit der Faust leicht in die Seite stieß.
„Sie ist tatsächlich allein in der Kabine, siehst du das nicht?“
Er ging vorsichtig zwei Schritte weiter und lugte um die Ecke des Kabinenschotts.
„Auch gut, dann wird nur sie mitkommen!“ Sein Kollege war da eher der pragmatische Typ.
„Der Patron wird ungehalten sein!“
„Was können wir dafür? Hier ist nur die eine, also können wir auch nur sie mitnehmen!“
Alethea war inzwischen aufgestanden und beobachtete die beiden während ihres kurzen Disputs.
Sie waren nicht die hellsten, das hatte sie sofort bemerkt. Auf dem Weg zu Mullokks Arbeitszimmer beschlich Alethea ein ungutes Gefühl.
Sie hoffte nur, nicht schon wieder dem Akkattarier Saviier zu begegnen.
Wieso ließ sie sich eigentlich wie eine Gefangene behandeln? Schließlich hatte sie Mullokk bereits mehrmals einen Dienst erwiesen.
Als sie jetzt die Korridorbiegung vor dem Arbeitszimmer erreichten und mehrere Besatzungsmitglieder ihnen entgegenkamen, entschloss sich Alethea dazu, sich den Anweisungen des Händlers zu widersetzen.
Beim Ausweichen sprang sie blitzschnell durch das sich gerade wieder schließende Kabinenschott, aus dem gerade ein Maul’aaf getreten war.
Ihre beiden Begleiter sahen sich plötzlich allein im Korridor stehen, ohne bemerkt zu haben, wohin sie verschwunden war. Der Raum, der sich vor Alethea auftat, war bar jeglicher Einrichtung.
Lediglich zwei weitere Schotts zeigten, dass es sich hierbei wohl um einen Durchgangsraum handelte.
Sie bemerkte jedoch schnell, dass die beiden Durchgänge an der Wandseite vor ihr besonders gesichert waren.
Ein spezielles Code-Display war in der Mitte eines Schotts angebracht. Ihr blieb nichts anders übrig, als wieder umzukehren.
Andererseits war sie hier zunächst vor Mullokk sicher. Kurz entschlossen ließ sie sich an der rechten Seitenwand zu Boden sinken und blieb dort mit dem Rücken an die Wand gelehnt, sitzen.
Sie schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken.
Sie musste wohl eingeschlafen sein, denn als sie die Augen wieder öffnete, lag sie den Oberkörper leicht gebeugt auf der Seite. Unvermittelt erschallte in allen Abteilungen ein lautes Sirenengeheul.
In der Zentrale der MOOR verdunkelte sich die Beleuchtung und wich einem düsteren Rot.
„Kollisionsalarm! Fremdes Raumschiff verlässt soeben Überlicht mit einer Restgeschwindigkeit von 112.000 Kilometern/Sekunde. Entfernung zur Moor 520.000 Kilometer. Kollisionsalarm! Ausweichkurs wird gesetzt!“
Die ruhige Stimme des Positronengehirns der MOOR passte so gar nicht zur aktuellen Gefahrensituation.
Sämtliche Energiemeiler wurden unter Missachtung der Sicherheit auf Volllast hochgefahren.
Es dauerte ganze drei Sekunden, bis das Schiff zu reagieren begann, aber immer noch zu langsam versuchte, dem Kurs des heranbrechenden Fremdschiffes auszuweichen.
Es verblieben weniger als zwei Sekunden, um einen Frontalzusammenstoß zu verhindern, und das war viel zu wenig.
Mullokk blickte mit eisernem Blick auf den sich hastig über seinem Schreibtisch stabilisierenden Holoschirm, der das ganze Ausmaß des sich abzeichnenden Unglücks sehr plastisch wiedergab.
Seine Augäpfel begannen zu tränen, als Paurusheya die Fahrt mit Extremwerten von 1200 Kilometer pro Sekundenquadrat reduzierte und gleichzeitig einen kleinen Schwenk einleitete, die das Xxiin-Raumschiff direkt nach Backbord zur MOOR brachte.
Auch für einen Angehörigen einer fremden Spezies wie der Maul’aaf, sie wiesen eine gewisse Ähnlichkeiten zu den Pavianen der Erde auf, war es ein mehr als befremdender Anblick, als sich krakenähnliche Tentakel von Paurusheyas Rumpf lösten und peitschenartig auf die MOOR zueilten.
„Der Kontakt wird hergestellt. Bitte Fahrt zurücknehmen, damit der Passagier übernommen werden kann!“
Die fremde, weibliche Stimme wurde in alle Abteilungen der MOOR übertragen. Sie kam direkt aus dem fremden Schiff.
Mullokk sah sich unvermittelt in die Defensive gedrängt. Bevor er jedoch auf dumme Gedanken kommen und seinerseits Abwehrmaßnahmen ergreifen konnte, öffnete sich das Schott zu seinem Arbeitsraum und Alethea trat sehr selbstbewusst und unaufgefordert ein.
„Ich werde abgeholt, du hast es gehört. Ich werde deine Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen müssen!“
Alethea befand sich tatsächlich auf dem Rückflug zur Erde.
Alles erschien ihr zunächst wie ein Traum. Sie würde in weniger als 25 Stunden Sigurd wiedersehen. Nur das zählte.
Sie wollte schnellstmöglich Kontakt zur MBF aufnehmen. Nachdem sie Paurusheya durch eine der Behelfsschleusen eines Tentakels betreten hatte, ging das Xxiin-Raumschiff sofort auf Überlicht.
Alethea betrat die Zentrale nur wenige Minuten später.
„Eine Subraumverbindung zur Erde ist frühstens in 20 Stunden erfolgreich“, kam die Antwort des Schiffgehirns auf Aletheas erste Frage.
Die Frage nach Sigurds Aufenthalt hatte das Schiff nicht beantworten können. Das war für Alethea schon außergewöhnlich.
Sie hatte damit gerechnet, dass er sofort nach seiner Ankunft Kontakt zu Paurusheya aufnehmen würde.
Irgendetwas in ihren Überlegungen war faul. Sie musste sich also noch etwa 20 Stunden gedulden.
Das fiel ihr teuflisch schwer. Nach der langen Zeit, die nach Sigurds Verschwinden vergangen war, schienen sich die letzten Stunden bis zum Wiedersehen wie Gummi zu ziehen. Sie musste sich ablenken.
„Wie sieht es im Erdensystem aus? Wie ist die politische, wirtschaftliche Situation? Wie sieht es auf MAITRI aus?“
Das Schiff begann ihr eine ganze Wust an Daten zu übermitteln.
Alethea stürzte sich regelrecht auf die Informationen. Dabei bemerkte sie selbst nicht einmal, dass sie unbewusst darauf hoffte, Sigurds Namen irgendwo in den Meldungen und Ausführungen zu entdecken.
Calgulla atmete kurz und tief durch. Nachdem das Xxiin-Raumschiff Paurusheya die MAITRI Station auf dem Mond Serk ohne Abgabe einer Erklärung in einer Art ‚Nacht und Nebelaktion‘ wie die Menschen sagen würden, vor mehr als einem Tag verlassen hatte, kam der Funkruf jetzt mehr als unerwartet.
Alethea meldete sich so selbstverständlich, als hätte sie das Erdensystem niemals verlassen.
„Calgulla, ich freue mich dich wohlbehalten wiederzusehen. Ich befinde mich auf dem Weg ins Sonnensystem der Erde und werde in etwa fünf Stunden eintreffen. Kann ich Sigurd sprechen? Leider konnte mir das Schiffsgehirn der Paurusheya keine näheren Informationen über Sigurds Verbleib nennen. Ich nehme an, du bist besser darüber informiert.“
Calgulla kräuselte die Stirn. Das war eine Angewohnheit, die er sich bei den Menschen abgeguckt hatte.
Bei seinem Haarlosen Schädel wirkte es jedoch sehr übertrieben.
„Auch ich grüße dich Alethea. Schön zu wissen, dass es dir gut geht. Deine Frage nach Sigurd kann ich jedoch nicht logisch einordnen. Er war mit dir zusammen nach der gewaltigen Explosion der Hemisphäre der Magier verschollen und ich nehme an, dass du besser über seinen Verbleib Bescheid weißt.“
Die Kommunikation lief über den Zentralschirm des MBF-Schiffs RECON, sodass Calgulla Aletheas nun ebenfalls gekräuselte Stirn in Übergröße deutlich sehen konnte.
„Du weißt nichts über Sigurds Rückkehr ins Sonnensystem?“
„Nein, wieso sollte ich? Was geht hier vor sich, Alethea? Ich dachte, ihr würdet zusammen auf der Paurusheya sein.“
Es dauerte eine Weile, bis Alethea diese Information verdaut und sich wieder gefangen hatte.
Calgulla konnte deutlich an ihren Gesichtszügen erkennen, dass sie regelrecht bestürzt war.
„Paurusheya wird auf dem Raumhafen MIRACLE landen. Bitte sei so freundlich, und hole mich dort ab. Wir müssen dringend reden. Sigurd ist durch ein Schwarzen Loch gestürzt und anscheinend seitdem verschollen.“
Die Verbindung wurde von ihrer Seite unterbrochen, der Zentralschirm der RECON war kurz dunkel geworden, bevor er sich wieder erhellte und die Gebäudefront von MIRACLE wiedergab, wo das Schiff zurzeit stand.
In Calgullas Geist halten noch ihre letzten Worte nach.
Es schien, als wären Alethea und Sigurd zwar dem hinterhältigen Anschlag des Lebenden Programms entkommen, aber danach hatte sie eine Odyssee erwartet, die wohl nicht so glimpflich ausgegangen war, jedenfalls nicht für Sigurd Westall.
„Wir werden eine Neuauflage herausbringen, auch wenn dieser Mellraner mit dem merkwürdigen Namen Calgulla etwas dagegen hat!“
Francis Eron Fuller, Chefredakteur im SORAYYE Verlag, donnerte mit seiner Faust auf den aus Leichtmetall bestehenden Schreibtisch, dass es laut und vernehmlich durch den gesamten Raum tönte.
Sein Büro befand sich im höchsten Tower der Hauptstadt des Zentralkontinents Ištar, Ishtar City auf dem Planeten der Erd-Union mit der Bezeichnung Venus. Fuller war ein typischer Choleriker.
Er sprang unvermittelt von seinem Stuhl auf, stampfte mit beiden Füßen fest auf den Boden und bewegte sich ruckartig in Richtung der Fensterfront.
Das Büro befand sich im 36. Stock und damit im oberen Drittel des Gebäudes.
„Von wegen Geheimnisverrat. Schließlich waren die Abenteuer von Sigurd Westall bereits in der 1. Auflage erschienen. Die MAF-Serie war ein voller Erfolg gewesen. Und das Beste kam jetzt noch dazu; es waren unveröffentlichte Manuskripte aufgetaucht. Anscheinend hatte die damalige Eigentümerin des SORAYYE Verlags ihre Redakteure nicht richtig im Griff gehabt. Für die Neuauflage war der Fund jedoch ein außerordentlicher Glücksfall.“
Fullers Gedankengänge liefen auf Hochtouren. Leider hatte er bisher nicht herausfinden können, wo sich der Autor momentan aufhielt.
Auch über die MbF war nicht in Erfahrung zu bringen und der Chef dieses Vereins schien sowieso zu mauern.
Mittlerweile hatte er bereits zweiundzwanzig Reporter auf Sigurd Westall angesetzt, jedoch auch nach zwei Wochen immer noch ohne Erfolgsmeldung.
Er trommelte mit beiden Händen, die zu Fäusten geballt waren, mehrmals gegen die energetisch verstärkte Fensterscheibe.
„Ich lasse mir doch nicht so ein Geschäft einfach durch die Lappen gehen.“
Ein Bild-Anruf längte ihn ab. Es war Kreztma, ein sehr fähiger und ihm besonders ergebener Reporter.
Sofort blitzte es in Fullers Augen hoffnungsvoll auf.
„Ja, was gibt es?“
„Ich habe Informationen erhalten, dass das ehemalige Raumschiff von Sigurd Westall auf dem Raumhafen MIRACLE gelandet ist. Der einzige Passagier soll eine gewisse Alethea sein!“
Fuller horchte auf. Diese Alethea, war das nicht Sigurds Partnerin in seinen Geschichten?
„Bleiben Sie dran. Ich will, dass Sie mit ihr ein Interview vereinbaren. Vielleicht bekommen wir so heraus, wo sich dieser Westall aufhält.“
Die Dinge entwickelten sich genau in die richtige Richtung.
Calgulla nahm Alethea an der unteren Einmannschleuse des Xxiin-Schiffs in Empfang.
Als Alethea ihn erkannte, blieb sie kurz stehen und atmete kräftig durch.
„Calgulla, du glaubst nicht, wie froh ich bin, ein bekanntes Gesicht zu sehen!“
Calgulla nickte kurz. Diese Gestik hatte er sich bei den Menschen abgeschaut.
„Wir waren alle sehr betroffen, nachdem es zu dem Anschlag gekommen war. Wir wussten nicht, was mit dir und Sigurd überhaupt geschehen war.“
„Ja, das ist eine lange Geschichte. Leider scheint ihr Ausgang nicht glücklich geworden zu sein; zumindest nicht für Sigurd. Er ist wohl verschollen. Das muss ich zunächst erst einmal verdauen. Ich hatte so sehr damit gerechnet, ihn wohlbehalten hier im Erdensystem wiederzutreffen. Aber wenn ich mir das Ganze genau überlege, sprachen die Fakten von vornherein dagegen, nur wollte ich es nicht wahrhaben.“
Alethea war regelrecht am Boden zerstört, das Calgulla deutlich an ihrer Körpersprache ablesen.
„Wir sollten zunächst über alles sprechen. Komm mit mir hinüber zur RECON. Dort kannst du mir eure gemeinsamen Erlebnisse schildern. Wir haben gute Wissenschaftler in der MBF-Organisation, die wir auf Sigurds Spuren ansetzen können, wenn es sie gibt.“
Calgulla zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das in etwa 250 Metern Entfernung stehende MBF-Schiff.
Alethea folgte ihm schweigend. Normalerweise war es nicht erlaubt, das Landefeld per Fuß zu überqueren.
Calgulla genoss jedoch eine Sonderstellung und er galt ebenfalls als sehr verantwortungsbewusst. Schließlich war er der Chef der MFG in diesem Sonnensystem.
Der Fußmarsch tat Alethea gut und die frische Brise auf dem Landungsfeld förderte ihr Wohlergehen.
Etwa einen Kilometer östlich landete gerade ein Passagierraumer.
Der dadurch entstehende Luftwirbel erreichte sie tatsächlich nur wenige Sekunden, nachdem das Schiff aufgesetzt hatte. Es war nicht ganz ungefährlich, aber dann standen sie bereits im Windschatten der RECON.
Der Fußmarsch war schweigsam verlaufen.
Als sie an der untersten Luftschleuse des MBF-Schiffs standen, sagte Calgulla: „Die RECON dient der Organisation zurzeit als Hauptquartier. Der Bürotrakt in Ishtar City wird umgebaut, das heißt man könnte auch sagen aufgerüstet.“
Das Außenschott öffnete sich und sie betraten das Schiff.
„Was meinst du damit?“
„Nach einer ganzen Anschlagsserie auf das Büro der MBF im letzten Jahr hat sich unser Physiker Doktor Ravel ein paar technische Spielereien ausgedacht, um die Mitarbeiter besser zu schützen.“
Alethea war kurz stehengeblieben und blickte Calgulla irritiert an.
„Es gab Anschläge? Wer, wie…?“ Calgulla unterbrach sie bereits im Ansatz.
„Das ist Schnee von gestern. Aber ich würde zumindest Doktor Jesaja Ravel zu unserer Unterhaltung dazu bitten, wenn du nichts dagegen hast. Er könnte sogar wertvolle physikalische Daten liefern. Außerdem sollte auch mein Stellvertreter Saalbuck dabei sein. In Ordnung?“
„Ja, ja, kein Problem!“
Alethea war gedanklich nicht bei der Sache, das bemerkte Calgulla sofort.
Er war jetzt mehr als gespannt, was sie zu berichten hatte, insbesondere über Sigurds Verbleib.
Calgulla Bürotrakt lag direkt auf dem Deck über der Brücke. Von hier aus gab es auch eine Notverbindung, die ihn per Antigrav sofort nach unten zum zentralen Steuerpult befördern konnte.
Kurz vor dem Eingangsschott trafen sie auf die MBF-Agentin Severin Kotchesko.
Sie grüßte sofort respektvoll und erwiderte auf Calgullas erstaunten Gesichtsausdruck: „Saalbuck hat mich gebeten dazuzukommen!“
Der Genannte wartete bereits in Calgullas Arbeitszimmer auf die Eintretenden. Ebenfalls anwesend war Doktor Jesaja Ravel, seines Zeichens Wissenschaftler und Physiker.
„Darf ich euch bitten, Platz zu nehmen.“
Calgulla deutete auf die im Raum neben seinem Schreibtisch-Pult befindliche Sitzmöbel, welche um eine holografische Protektionsplatte gruppiert waren.
Der Holo-Projektor war deaktiviert, so dass alle Anwesenden sich in die Augen blicken konnten.
„Der Anlass dieser kurzfristig anberaumten Zusammenkunft ist kurz gesagt die Information von Alethea über das Verschwinden von Sigurd Westall“, eröffnete Calgulla die Gesprächsrunde.
„Ich weiß, es klingt wie Wunschdenken, aber Sigurd lebt, da bin ich mir ganz sicher. Wir müssen nur einen Weg finden, der uns zu ihm bringt!“
Aletheas Gedanken waren momentan wieder sehr sprunghaft.
Calgulla versuchte zunächst für alle verständlich gemeinsame Grundinformationen zu bekommen.
„Alethea, das Beste wird sein, du berichtest uns zunächst grob über die Ereignisse eures Verschwindens.“
Während die MBF-Agentin und Calgullas Vertreter nur gespannt den Ausführungen lauschten, begann Doktor Ravel bereits nach wenigen Minuten sich auf dem mitgebrachten Digital-Memory Notizen zu machen.
Für ihn waren die beschriebenen physikalischen Abläufe mehr oder weniger Neuland und er wollte keine einzige noch so geringe Angabe wieder verlieren.
„Dieser sogenannte Gravo-Designer hat tatsächlich ein Schwarzes Loch künstlich erzeugt, und das in seinem Labor?“
Doktor Ravel war regelrecht fassungslos, als Alethea von Saviier berichtete.
„Ja, hat er. Ich denke, diesbezüglich war er selbst den Wissenschaftlern seines Volkes um Jahrzehnte voraus. Das war auch einer der Gründe, weswegen wir seinen Aussagen widerspruchslos akzeptierten!“
„Das ist unvorstellbar. Welche Art von Energie hat er denn verwendet, um das extreme Gravitationsgefüge einzudämmen? Die Massenanziehung muss doch so gewaltig sein, dass das Schwarze Loch alles um sich herum verschlingt.“