Zhuangzi-Schlüssel - Michael Wittschier - E-Book

Zhuangzi-Schlüssel E-Book

Michael Wittschier

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Beschreibung

Wer die »wilden Worte der Weisheit« des altchinesischen Weisen Zhuang Zi (365-290 v.u.Z.) liest, versteht sofort, warum Kaiser Xuanzong seinem Werk, dem ZHUANGZI, im Jahre 742 den Ehrentitel »Das wahre Buch vom südlichen Blürtenland« verlieh. Darin verwandelt der geistreiche und originelle Dichter und Denker Zhuang die tiefsinnigen Sprüche des »Daodejings« von Lao Zi (6. Jh. v.u.Z.) in wunderbar tiefsinnige Geschichten und Gleichnisse. Der vorliegende ZHUANGZI-SCHLÜSSEL bietet den Lesern in alphabetischer Anordnung eine Auswahl von 300 Weisheiten aus dem ZHUANGZI. Sie sollen das Interesse für für die daoistische, altchinesische Philosophie der Lebenskunst wecken, den Horizont unserer abendländischen Kultur erweitern und das eigene Denken bereichern.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Aale und Affen

Abschmelzen von Eis

Alltagsmenschen

Alter

Ameisen

Andere

Anfang und Ende

Angel

Ängstlich

Anständigkeit

Argumente

Arm und erbärmlich

Arm und reich

Asche

Atemkraft

Atmung

Aufrichtigkeit

Augenbrauen

Aussehen

Axt

Begräbnis

Belohnung und Strafe

Der Betrunkene

Bitter

Blockade

Blume

Blumensträußchen und Schreibtäfelchen

Boot

Brunnenfrosch

Bücher

Chaos

Dachziegel

Dao

Diebe

Dinge

Drache

Drachen schlachten

Drachen und Schlange

Dreh- und Angelpunkt

Dumm

Dummköpfe und Wirrköpfe

Elstern

Ende

Errungenschaft

Erleuchtung

Erschöpfung

Fadheit

Fallen und Reusen

Fasten

Ferse

Feuer

Finsternis

Fische

Fischen

Flaumhaar

Fluss des Lebens

Fohlen

Freude (natürlich)

Freude (vollkommen)

Freundlichkeiten

Frühling

Fuchs

Fünf Dinge

Füße und Schuhe

Fürsorglichkeit

Galopp

Gans

Garten

Gedanken

Gefühle

Gegebene

Gelenke

Gesäß

Gewinnstreben

Gleichgewicht

Götterbaum

Gott

Gottesanbeterin

Gras

Grashalm

Grashüpfer

Grob- und feinkörnig

Groll

Härchen

Haken

Halbschatten

Halskragen

Handeln

Harfen

Hecheln, Tschilpen und Summen

Heiterkeit

Herrscher

Herz-Geist

Himmel

Himmelssohn

Holz

Hühner und Hunde

Hügel und Dörfer

Hügel und Berge

Huhn

Hund

Hunde

Hundun

Hut

Insekt

Insekten

Jacke

Jadesiegel

Jahreszeiten

Jung bleiben

Käfig

Kalb

Kampfhähne

Karpfen

Kinderangst

Klangwelt

Kind

Kinder

Koch Ding

Kopf und Steiß

Körper

Korndreschen

Krämergeist

Krank

Krüppel

Krüge

Krugworte

Künstler

Kürbis

Kultiviertheit

Kung und Peng

Lachen

Lack

Laster

Leben

Lebenskräfte

Lebensspanne

Leere

Lehrmeister

Lektionen

Lernen

Licht

Licht (natürlich)

Liebe

Lohn und Strafe

Markt

Maschinen-Herz

Maßband

Mauscheln

Medizin

Meeresvogel

Menge

Menschentypen

Menschlichkeit

Mitleid

Moden

Morgens drei

Mücke

Musik

Nahrung

Natur

Natürliche

Neigungen

Nestbewohner

Nichtsdazutun

Nichtstun

Nichtwissen

Nirgendwo

Nutzen

Nutzen und Schaden

Nutzlose

Perle

Opferhunde

Opferrind

Peinlich

Pelikane

Pferde

Pilz

QiGong

Räuber-Dao

Recht und Unrecht

Rechtschaffenheit

Reden und Schweigen

Regieren

Reiche

Reisende

Reiskörner

Rennpferde

Rinder und Pferde

Rindvieh und Pferd

Ruhm

Sägespäne

Schaden

Schädelknochen

Schafe

Schatten und Fußspuren

Scheinwissen

Schießen

Schildkröte

Schlaf

Schläfen massieren

Schlupfwespe

Schmelzofen

Schmetterling

Schönheit

Schönes

Schüler

Schwan

Schweine

Schweigend reden

Schwimmer

Selbstlosigkeit

Silberreiher

Sinn

Sitzen und vergessen

Sonne und Wind

Spatz

Spuren und Wege

Sorgenvoll

Spazieren

Sperling

Spiegel

Spiegelbild

Staub

Stein

Sterben

Stille (Große)

Strafen

Sumpffasan

Tag und Nacht

Tasche und Seil

Tauben und Eulen

Täubchen

Taishan

Tal

Tausendfüßer

Teilnahmslosigkeit

Tiger

Tod

Tod und Leben

Trauer und Freude

Traum

Tricks und Täuschungsmanöver

Trommelstock

Tür

Überflüssig

Unerschöpfliche

Unmenschlichkeit

Unvoreingenommenheit

Ursprung

Verachtung

Verbitterung

Verfeinerung

Vergangenheit

Vergessen

Verrückt

Verschiedenheit

Verständnis

Verursacher

Verwandtschaft

Verwirrt

Vorlieben und Abneigungen

Wachtel

Wandern mit dem Herz-Geist

Wahrhaftigkeit

Wandern

Wandlung

Wasser

Weg

Weinschalen und Glöckchen

Weise

Weite

Welt

Werkzeuge

Wertvoll und wertlos

Widerprüchliches

Wildkraut und Hühnergras

Wissen

Wort

Worte und ihre Bedeutung

Worte übermitteln

Wurzel

Wurzelgrundlage

Yin und Yang

Yue

Zaunkönig und Maulwurf

Zehenspitzen

Ziegelworte und Knotenschnüre

Ziele

Zusammen gehen

Zweige und Rehe

Vorwort

Wer die wilden Worte der Weisheit des altchinesischen Weisen Zhuang Zi (4. Jh. v.u.Z.) liest, versteht sofort, warum Kaiser Xuanzong seinem Werk, dem ZHUANGZI, im Jahre 742 den Ehrentitel Das wahre Buch vom südlichen Blütenland verlieh.

Darin verwandelt der geistreiche und originelle Dichter und Denker Zhuang die tiefsinnigen Sprüche des Daodejings von Lao Zi (6. Jh. v.u.Z.) in faszinierende Geschichten und Gleichnisse.

Das Chinesische kennt zwar kein Alphabet, aber für unseren abendländischen Kulturkreis ist es ein bekanntes und bewährtes System, um die Welt von Alpha bis Omega übersichtlich nach Stichworten zu ordnen. Dieses Prinzip wurde auch für die Zusammenstellung der Schlüsselstellen aus dem ZHUANGZI fruchtbar gemacht.

Ich hoffe, dass meine Auswahl die Leserinnen und Lesern neugierig auf das ZHUANGZI macht und ihr Interesse für die daoistische Philosophie der Lebenskunst weckt, die den Horizont unserer abendländischen Kultur erweitert und unser Denken reicher macht.

Wer das ZHUANGZI näher kennenlernen möchte, dem seien die Übersetzungen von Viktor Kalinke (Das Buch der daoistischen Weisheit, 2019), Victor Mair (Das Buch der Spontaneität, 22013) oder die älteste deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1920 von Richard Wilhelm (Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland) empfohlen. Die Kapitelnummerierung folgt dem Chinese Text Project/Zhuangzi (https://ctext.org/zhuangzi); von mir verfasste Zusätze, die das Textverständnis erleichtern sollen, erscheinen in eckigen Klammern.

Der Begriff 10.000 steht für eine sehr große, unüberschaubare Vielzahl von Lebewesen bzw. Dingen. Das Dao (wörtlich: der Weg) wird von mir mit dem Ausdruck der Große Wandel übersetzt, François Billeter spricht vom »Wirken in den Dingen«. Die Begriffe »Schwarz« und »weiß« bzw. »richtig« und »falsch« stehen für die Daoisten für alle fragwürdig konstruierten Extreme.

Aale und Affen

Wenn die Menschen an einem feuchten Ort schlafen, bekommen sie einen kranken Rücken und können sich am Ende nicht mehr bewegen; geht es aber einem Aal ebenso? Wenn Menschen auf einem Baum leben, zittern sie vor Furcht und sind ängstlich besorgt; geht es aber einem Affen ebenso? Wer von diesen drei Geschöpfen weiß nun, was der richtige Ort zum Leben ist? 2.11

Abschmelzen von Eis

Nanrong Chui: »Wie bezeichnet man die Wirkkraft eines vollkommenen Menschen?«

Lao Zi sagt: »Das nennt man das Abschmelzen von Eis. Der vollkommene Mensch teilt mit anderen die Nahrung, die uns die Erde schenkt, und die Freuden, die uns die himmlische Natur zuteilt; er streitet nicht mit seinen Mitmenschen über die Frage, ob und was für ihn von Vorteil ist und was ihm schaden könnte; er verführt niemanden dazu, etwas Unnatürliches zu tun, irgendwelche Unternehmungen zu planen oder geschäftliche Angelegenheiten zu verfolgen. Er verschwindet unauffällig wie ein Landstreicher und kommt gutmütig zurück. So bewahrt er sein Leben – damit ist alles Wichtige zu diesem Thema gesagt. 23.6

Alltagsmenschen

Die Alltagsmenschen sind froh, wenn sie von morgens bis abends beschäftigt sind. […] Sie lassen sich gerne von Äußerlichkeiten ablenken und sind nur dann glücklich, wenn sich etwas verändert. Sie verwenden ihre Zeit darauf, etwas Nützliches zu tun und können nicht untätig sein. Dies tun sie mit der gleichen Regelmäßigkeit, wie die Jahreszeiten aufeinander folgen, und daran ändert sich auch nichts. Sie galoppieren mit ihrem Körper und ihrer Natur durch das Leben, verlieren sich in der Welt der 10.000 Dinge und beenden ihr Leben, ohne jemals zur Besinnung zu kommen. Das ist traurig. 24.4

Alter

Meister Blütenkraut fragte Nü Yu: »Ihr seid schon sehr alt und habt doch die frische Wangenfarbe eines Kindes. Wie ist das möglich?« Nü Yu antwortete: »Ich habe das Dao empfangen.« 6.4

Ameisen

Wenn ein Fisch, der so groß ist, dass er ein Boot verschlucken kann, auf dem Strand landet, dann können ihn dort Ameisen schrecklich leiden lassen. Deshalb bevorzugen Vögel und Tiere einen hochgelegenen Aufenthaltsort, Fische und Schildkröten dagegen am liebsten das tiefe Wasser. Menschen, denen Leib und Leben lieb ist, verstecken sich an einem unbekannten, verborgenen Ort – mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 23.2

Andere

Der Weise geht mit allen anderen eine untrennbare Verbindung ein, sie bilden zusammen mit ihm einen einzigen sozialen Körper – ohne zu wissen, wie das auf ganz natürliche Art und Weise geschieht. 25.2

Anfang und Ende

Menschen, die im Einklang mit dem Dao leben, suchen nicht nach dem Ursprung von allem und fragen nicht danach, was über das Ende einer Sache hinausgeht. 25.11

Angel

Wer mit einer kleinen Angel in Teichen oder Gräben Jagd auf Sprotten und Karpfen macht, bekommt schwerlich einen großen Fisch an den Haken. 26.3

Ängstlich

Die Reichen leben zu Hause in ständiger Sorge vor Einbrechern, Bettlern und Dieben, und wenn sie das Haus verlassen, haben sie Angst davor, dass Banditen sie bestehlen. Ihr Haus beherbergt viele leere Zimmer und Kammern, und sie wagen sich nicht allein auf die Straße – diese Art von Verhalten nennt man ängstlich. 28.3

Anständigkeit

Der anständige Mensch denkt nicht darüber nach, wie er sich verhalten soll und bewegt sich sorglos durch das Leben; die Vorstellungen von »richtig«, »falsch«, »schön« und »böse« interessieren ihn nicht. Zwischen den vier Weltmeeren genießt er gemeinsam mit anderen, was er hat, und das macht ihn froh; er teilt gerne mit anderen, und das stimmt ihn friedlich.

Er ist traurig wie ein kleines Kind, das seine Mutter verloren hat, und bewegt sich suchend wie ein Wanderer, der sich verirrt hat.

Er hat mehr, als er für sich braucht, und kann nicht erklären, woher das alles kommt; er hat reichlich zu essen und zu trinken, weiß aber nicht, von wem er es bekommen hat.

Solch einen Menschen nennt man anständig. 12.12

Argumente

Wo scharfzüngig diskutiert wird, wird leicht etwas übersehen. Das Dao, der Große Weg, kommt ohne Worte aus, wahrhaftige Argumente wirken wortlos. 2.10

Arm und erbärmlich

Wer nichts besitzt, denn nennt man arm; wer etwas gelernt hat und es nicht anwenden kann, der ist zu bedauern. Ja, ich bin arm, aber nicht bedauernswert. 28.2

Arm und reich

Wer das Leben ehrt, lässt es als reicher Mensch nicht zu, dass denjenigen, die durch ihre Arbeit für seinen Wohlstand sorgen, Schaden zugefügt wird; als armer und verachteter Mensch weiß er zu verhindern, dass seine Arbeiter um seines Vorteils willen ihre Gesundheit ruinieren. 28.2

Asche

Nanquo Ziqi (Meister verborgene Vielfarbigkeit vom Südwall) saß auf einem Stuhl, richtete seinen Blick zum Himmel und beklagte den Verlust eines Freundes.

Sein Schüler Yancheng Ziyou (Vollendeter Meister im Umherwandern) stand ehrerbietig neben ihm und sagte: »Wie ist das möglich? Bist du wirklich in der Lage, deinem Körper das Aussehen von dürrem Holz zu geben und deinen Herz-Geist in tote Asche zu verwandeln? Der Mann, der jetzt vor mir sitzt, ist nicht derselbe, dem ich früher begegnet bin.«

Meister Qi sagte: »Hör nicht damit auf, so gute Fragen zu stellen! Ich bin gerade dabei, mich zu verlieren.« 2.1

Atemkraft

Unter dem Himmel ist alles von derselben Lebenskraft durchdrungen. Der weise Mensch ist daher darauf bedacht, im Einklang mit allen und allem zu leben. 22.1

Atmung

Um leben zu können, muss der Mensch atmen. Atmend leben wir, ohne Atem sterben wir. Leben und sterben sind untrennbar miteinander verbunden. Weshalb sollte ich mir deshalb Sorgen machen? 22.1

Aufrichtigkeit

Wer andern Beistand leistet, muss selbst aufrichtig sein. Wer mit seinem Herz-Geist nicht zu dieser Einsicht gelangt, dem bleibt der Zugang zum Natürlichen verschlossen. 14.5

Augenbrauen

Als [die schöne] Xishi Schmerzen hatte, begegnete sie ihren Nachbarn mit gerunzelter Stirn. Das sah eine hässliche Frau und fand das schön. Sie ging nach Hause, presste ihre Hände vor die Brust und begegnete ihren Nachbarn ebenfalls mit gerunzelter Stirn. Bei ihrem Anblick verschlossen die reichen Dorfbewohner jedoch ihre Haustür und wagten sich nicht mehr auf die Straße; die armen Dorfbewohner nahmen ihre Frau und ihre Kinder an die Hand und ergriffen vor ihr die Flucht.

Die hässliche Frau hatte zwar verstanden, dass eine gerunzelte Stirn schön aussehen kann, aber nicht, was diesen Anblick schön macht. 14.4

Aussehen

Pflege deinen Herz-Geist, tue nichts, und die Dinge geschehen von selbst. Kümmere dich nicht um dein Äußeres, pfeif auf das, was du hörst und siehst; vergleiche dich nicht mit anderen, lebe im Einklang mit dem großen Wandel; befreie dich von deinen Vorlieben und Abneigungen, hör auf, über etwas nachzudenken, bis du innerlich leer bist. 11.4

Axt

In Ying lebte ein Mann, der hatte ein Stück Schlämmkreide auf der Nase – so klein wie der Flügel einer Fliege. Er ließ Meister Shi (Stein) rufen, damit er es ihm mit seiner Axt entferne. Meister Shi erfüllte die Bitte und ließ seine Axt durch die Luft sausen. Er hieb dem Mann das winzig kleine Stückchen Schlämmkreide von der Nase, ohne ihn dabei zu verletzen. Und der Mann aus Ying ließ die Prozedur über sich ergehen, ohne die Miene zu verziehen.