Zombie Zone Germany: Hoffnung - Hanna Nolden - E-Book

Zombie Zone Germany: Hoffnung E-Book

Hanna Nolden

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Beschreibung

So eine Zombie-Apokalypse ist eine prima Sache, solange man genug Kaffee und ein Regal voll ungelesener Bücher hat. Das redet sich Dany zumindest ein. Trotzdem fällt es ihr mit jedem Tag schwerer, aus dem Bett zu kommen. Doch dann treibt sie der Versorgungs-Notstand aus dem Haus und sie stolpert unversehens über einen Hoffnungsschimmer, der ihr ganzes bisheriges Leben gründlicher auf den Kopf stellt, als die Apokalypse es vermochte. Ich werde sterben. Für eine Handvoll Tampons. Zombie Zone Germany: Unsere Städte wurden Höllen. Sie kamen über Nacht. Ihr Hunger war unstillbar. Sie fielen wie Heuschreckenschwärme über die Lebenden her. Zerrissen sie, fraßen, machten aus ihnen etwas Entsetzliches. In den Straßen herrscht verwestes Fleisch. Zwischen zerschossenen Häusern und Bombenkratern gibt es kaum noch sichere Verstecke.In Deutschland ist der Tod zu einer seltenen Gnade geworden. Hohe Stahlbetonwände sichern die Grenzen. Jagdflieger und Kampfhubschrauber dröhnen darüber. Es wird auf alles geschossen, was sich (noch) bewegt. Deutschland wurde isoliert – steht unter Quarantäne. Die wenigen Überlebenden haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen, oder agieren auf eigene, verzweifelte Faust. Gefangen unter Feinden. Im eigenen Land. Doch ist der Mensch noch des Menschen Freund, wenn die Nahrung knapp wird und ein Pfad aus kaltem Blut in eine Zukunft ohne Hoffnung führt? Bisher in der Reihe erschienen: ZZG: Die Anthologie ZZG: Trümmer (Simona Turini) ZZG: Tag 78 (Vincent Voss) ZZG: Letzter Plan (Jenny Wood) ZZG: Zirkus (Carolin Gmyrek) ZZG: Blutzoll (Matthias Ramtke) ZZG: Fressen oder gefressen werden (Thomas Williams) ZZG: XOA (Lisanne Surborg) ZZG Anthologie: Der Beginn ZZG: Hoffnung (Hanna Nolden)

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Inhaltsverzeichnis
Titel
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf

Zombie Zone Germany

Hoffnung

Hanna Nolden

Herausgegeben von Claudia Rapp

© 2020 Amrûn Verlag Jürgen Eglseer, Traunstein

Idee: Torsten Exter

Herausgeberin der Reihe: Claudia Rapp

Lektorat: Claudia RappUmschlaggestaltung: Christian Günther Atelier Tag Eins - tag-eins.de

Alle Rechte vorbehalten

ISBN TB – 978-3-95869-153-7Printed in the EU

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar

v2/20

Für Birk

Träge blinzelte Dany sich wach. Die Tage, an denen sie schweißgebadet aus blutigen Albträumen aufgewacht war, lagen hinter ihr. Es war nicht so, dass sie sich sicher fühlte. Nein, das gewiss nicht! Es war eher so, dass es ihr allmählich egal war, ob sie lebte oder starb. Letzteres wäre vielleicht sogar die bessere Alternative. Eine Einstellung, die allerdings nicht das Geringste an der gesunden Paranoia änderte, die sie sich zugelegt hatte.

Dany drehte sich auf die Seite und betrachtete die drei Lichtstrahlen, die durch die Risse in den Brettern ins Zimmer fielen.

Das Licht war jeden Tag gleich. Gelb, warm, verheißungsvoll. Trügerisch. Staub schwebte darin, genauso träge, wie Dany sich fühlte. Gab es überhaupt einen Grund, aufzustehen? Ihr Bett war so schön warm. Es war still. Friedlich.

Trügerisch, wiederholte diese listige Stimme in ihrem Kopf. Dieses gehässige Biest, das sie immer wieder davon abhielt, zu träumen.

Bilde dir ja nicht ein, du könntest deiner Situation entfliehen, Daniela, mahnte diese Stimme, sobald Dany sich wegträumte in die heile Vergangenheit.

Du bist eine Idiotin, verhöhnte die Stimme sie, wenn sie sich fragte, ob ihre Eltern noch am Leben waren. Oder ihre Brüder? Selbst einen unliebsamen Ex hätte sie genommen. Irgendwen, den sie von früher kannte.

Träumerin! Die Stimme spie dieses Wort aus wie eine Beleidigung. Niemand ist am Leben. Das weißt du genau. Und die, die es sind, willst du lieber gar nicht kennenlernen.

Nun, damit hatte die Stimme jedenfalls recht. Dany war schon vor dem Zombieding nicht unbedingt ein Mensch gewesen, der anderen vertraute. Und seit dem Zombieding war sie erst recht froh, wenn sie nur auf Tote traf. Die waren wenigstens berechenbar. Die hatten bloß eines im Sinn: fressen. Außerdem waren sie dumm. Und langsam. Menschen hingegen … die waren in der Lage, ihr Dinge anzutun, die sie sich in ihren übelsten Albträumen nicht hätte ausdenken können. Nein. Menschen ging sie besser aus dem Weg.

Dany setzte sich auf und rieb sich die Augen. Wie spät es wohl war? Am Anfang hatte sie dauernd auf ihr Handy gestarrt. Auch dann noch, als der Akku schon längst tot war. Mittlerweile war der Reflex abgeklungen, aber das Handy hatte sie behalten. Falls sie es doch irgendwann einmal laden konnte, würde sie darauf Fotos von ihrer Familie ansehen können. Richtige Fotos hatte sie nicht. Nicht in ihrer Wohnung. Warum auch? Die lagen ja wohlbehalten im Haus ihrer Eltern. Und man sah sich ja eh jeden zweiten Tag. Früher.

Seufzend schwang sie die Beine über die Bettkante und lauschte. Es war wirklich still. Sogar ihr Nachbar, Herr Fassoulas, schien ruhig zu sein. Herr Fassoulas war inzwischen natürlich ein Zombie und nicht mehr mit ihrem alten Nachbarn zu vergleichen. Von dem hatte sie nie viel gehört. Der neue Herr Fassoulas hingegen randalierte regelmäßig in der Wohnung nebenan und versuchte, irgendwie aus seinem Gefängnis zu entkommen. Klar, wenn man noch Grips im Hirn hatte, war das nicht so schwer.

Die Wohnungstür war nicht einmal abgeschlossen. Bloß die Kette war vorgelegt. Lustigerweise hatte er das mit der Türklinke echt drauf. Mal war die Tür offen und mal war sie zu. Aber die Kette hatte er bisher nicht überwunden. Dany stand auf und streckte sich. Sie beugte ein paar Mal die Zehen und freute sich über das Gefühl des Teppichs unter den Fußsohlen. Es wurmte sie, dass sie nicht staubsaugen konnte. Sie liebte ihren eismeerblauen Teppich. Eine Wahnsinnsfarbe. Und so seidig! Sie griff sich die Kleider vom Vortag und schlüpfte hinein.

Den Blick in eine der Türen des Spiegelschranks vermied sie allerdings. Sie mochte es nicht, sich anzusehen. So blass und verhuscht. Das Haar ausgeblichen und schlaff herunterhängend. Mager und knochig war sie geworden, sehnig, drahtig. Wie auch immer. Sie hatte jedenfalls abgenommen und dafür ein paar Muckis zugelegt, obwohl sie stets versuchte, Kämpfe zu vermeiden.

Dany ging zur Tür und schob die Kommode zur Seite. In ihrem Schlafzimmer fühlte sie sich nach einer gewissenhaften Kontrolle einigermaßen sicher. Eigentlich in der ganzen Wohnung, trotzdem war es ihr zum Schlafen lieber, die Kommode vorzuschieben. Auch jetzt legte sie vorsichtshalber ein Ohr gegen die Tür und lauschte, für den Fall, dass jemand oder etwas in ihrer Wohnung war. Zu holen gab es bei ihr nämlich allerhand. Aber es war unverändert leise.

Langsam öffnete sie die Tür und spähte in den kleinen Flur. Die Dunkelheit in der Wohnung ärgerte sie. Früher war es hier so schön hell gewesen. Leider waren die Bretter vor den Fenstern eine Notwendigkeit, obwohl sie im ersten Stock wohnte. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Flur verlassen war, machte sie einen Schritt nach vorn. Rechts von ihr lag nun das Badezimmer. Die Tür war geschlossen, und der Klebestreifen verriet ihr, dass niemand sie geöffnet hatte und sich jetzt darin versteckte. Das musste sie also nicht überprüfen.

Geradeaus ging es ins Wohnzimmer, das vollgestopft mit Vorräten war. Nur ein schmaler Gang führte noch zu dem roten Sofa, auf dem sie gern unter einer Wolldecke lag und las. Sie hatte eine Menge Zeit zum Lesen. Und Bücher gab es in ihrer Wohnung reichlich. Sie ließ ihre Taschenlampe aufblitzen und leuchtete ins Wohnzimmer, aber das war verlassen. Auch in der Diele mit den Bücherregalen, dem blauen Sessel und der Garderobe, an der ihre Jacken hingen und vor der ihre Schuhe standen, war alles unberührt. Sehr schön. Sie betrat die Diele und wandte sich wieder nach links.

Ihr Arbeitszimmer war inzwischen ebenfalls eine Vorratskammer und der einzige Raum mit etwas Licht. Von dort ging es nämlich zum Balkon. Den Balkon hatte sie mit einem Stahlnetz gesichert und sie war überzeugt, dass da nichts durchkommen würde. Daher hatte sie Fenster und Tür nicht mit Brettern vernagelt. Sie brauchte den Balkon, um ab und zu mal etwas Luft zu schnappen. Außerdem hatte sie dort etwas Obst, Gemüse und Kräuter angebaut. Nicht genug, um sich wirklich davon zu ernähren, aber ausreichend, um ab und zu etwas Frisches zu haben. Jetzt war das meiste jedoch abgeerntet. Die letzten goldenen Herbsttage waren vorüber, und der Winter lag bereits in der Luft.

Mit einem zufriedenen Gefühl ging Dany in die Küche, setzte einen Topf auf den Campingkocher und gab Wasser aus einer PET-Flasche hinein. Alles war an seinem Platz. Niemand war in ihre Wohnung eingedrungen. Wunderbar. Dann konnte sie den Tag entspannt genießen.

Kaffee gehörte zu den ersten Dingen, die sie aus dem Supermarkt um die Ecke geholt hatte. Was war ein anständiger Weltuntergang ohne die richtige Dosis Koffein? Mit ihrem Kaffee ging sie ins Wohnzimmer und schaltete die Gaslampe ein. Es war ihr Glück gewesen, dass der Discounter gerade Campingwochen gehabt hatte, als es mit der Apokalypse losging. Sonst hätte sie ziemlich alt ausgesehen. Sie wickelte sich in ihre Decke – die Heizung war neben fließendem Wasser das, was ihr am meisten fehlte – und griff nach ihrem Roman. Am Anfang war es sehr ungewohnt gewesen, dieses absolute Lesen. Wann hatte man das schon mal in der Hektik des Alltags?

Ständig lief irgendwo ein Fernseher oder das Radio, das Handy lag bereit, um zwischen den Seiten auf Facebook nach Neuigkeiten zu gucken, das Telefon klingelte, Termine schwirrten einem im Kopf herum. Das alles gab es jetzt nicht mehr. Es hätte das Paradies sein können, wenn es nicht die Hölle gewesen wäre. Dany schüttelte diese Gedanken ab und begann zu lesen. Es gab nichts, worüber sie sich Sorgen machen musste. Ihre Vorräte würden für viele Wochen reichen. Es gab keinen Grund, aus dem Haus zu gehen und sich in Gefahr zu begeben. Und nachdem sie ein paar Wochen lang mehrmals täglich zum Supermarkt gelaufen war und Einkaufswagen um Einkaufswagen herangeschafft hatte, hatte sie sich die Ruhepause redlich verdient.

Sie war bei ihrem dritten Kaffee angelangt und hatte 15 Kapitel gelesen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch ihren Körper schoss. Dany stöhnte auf und kniff die Augen zusammen. Verdammt. Das konnte nur eines bedeuten. Wie zur Bestätigung zog es erneut in ihrem Bauch. Dany klappte das Buch zu, schälte sich aus der Decke und schlurfte in den Flur. Die Lampe nahm sie mit. Obwohl sie mittlerweile nicht mehr auf ihr Handy guckte, war der Impuls, beim Betreten eines Raumes den Lichtschalter zu betätigen, immer noch da. Sie löste den Klebestreifen von der Badezimmertür und zog sie auf. Auch das Badezimmer glich inzwischen mehr einer Vorratskammer als einem Bad. Was hätte sie nicht dafür gegeben, die große, graue Wanne voll Wasser laufen zu lassen und ein ausgiebiges, duftendes Schaumbad zu nehmen. Aber abgesehen von der Tatsache, dass aus den Hähnen schon lange kein Wasser mehr kam, war ihre Wanne vollgestopft mit Drogerieartikeln.

»Im Ernst, Körper«, sagte Dany. »Du kannst dir den Scheiß sparen. Ich werde in diesem Leben nicht mehr begattet werden und keine hübschen Babys in diese hübsche Welt setzen.«Leider war ihr Körper Argumenten nicht zugänglich. Wo in diesem Chaos hatte sie bloß die Tampons untergebracht? Sie stopfte sich schnell etwas Klopapier zwischen die Beine und begann zu suchen. Gleichwohl sie dazu neigte, ihre Periode zu verdrängen, war sie überzeugt, vorgesorgt zu haben. Diese Abteilung des Supermarktes hatte sie mit Sicherheit ebenfalls leergeräumt und in ihre Wohnung geschleppt. Genervt fing sie an, Pappkartons und Schachteln aus der Badewanne zu heben und neben sich auf dem Boden zu stapeln. Da gab es Kartons voll Seife, flüssige und feste, Waschpulver und Weichspüler, Schaumbäder – warum auch immer, ein bisschen Träumerei war ja wohl erlaubt – Zahnpasta und Zahnbürsten.

Der riesige Vorrat Toilettenpapier befand sich im Arbeitszimmer. Endlich! Sie griff nach dem ersten Karton Tampons, der zum Vorschein kam, stieß dabei jedoch eine Flasche Franzbranntwein vom Badewannenrand. Scheppernd fiel die Flasche in die Badewanne und zerbrach in tausend Teile.

»Oh Scheiße nein!«, rief Dany und fischte den Karton aus der Wanne. Der beißende Geruch erfüllte ihr kleines Badezimmer. Schlimmer war jedoch, dass ihr Vorrat an Binden und Tampons sich gerade mit Franzbranntwein vollsog und wenn es etwas gab, mit dem ihre Schleimhäute bestimmt keinen Kontakt haben wollten, war es Franzbranntwein! In Windeseile räumte sie die Badewanne leer, sammelte die Scherben ein und warf sie ins Klo. Sie wischte die Wanne mit einem Handtuch aus und sah sich die Bescherung an. So gut eingeschweißt Tampons und Binden auch gewesen waren, die meisten davon waren nicht mehr zu gebrauchen.

Da ging er hin, ihr Vorrat.

Dany lehnte sich an die Badewanne und betrachtete das kümmerliche Häuflein weißer, gepresster Watte.

»Für eine Handvoll Tampons«, murmelte sie. Sie angelte das antibakterielle Handreinigungsgel vom Waschbecken, säuberte sich die Hände und versorgte sich mit einem der Tampons. Frustriert betrachtete sie das angerichtete Chaos. Das würde sie aufräumen müssen, aber dafür war später noch Zeit.

Sie überschlug im Kopf, wie lange sie mit ihrem geschrumpften Vorrat wohl kommen würde. Das Ergebnis war ernüchternd. So stark und lang, wie sie immer blutete, reichte das nie bis zum Ende ihrer Periode. Oder vielleicht mal gerade so. Wie aufs Stichwort jagte wieder dieser bohrende Schmerz durch ihren Leib.

Himmel, Körper, geht’s noch? Sie hielt sich die schmerzende Seite und dachte wehmütig an das angebrochene Päckchen Paracetamol in ihrem Medizinschrank. In die Apotheke war sie bisher nicht hineingekommen. Die Fenster und Türen waren mit Metallgittern gesichert. Wichtiger waren jetzt ohnehin die blöden Tampons. Zur Drogerie lief sie 20 Minuten. Zombiebegegnungen nicht eingerechnet. Und sie hatte keine Ahnung, wie es dort aussah. Sie war mit Sicherheit nicht der einzige noch lebende Mensch in dieser Stadt und hatte mit dem Discounter einfach nur Glück gehabt. Die Drogerie hatte gewiss schon jemand leergeräumt. Aber was sollte sie sonst tun? Wieder ein Krampf. Dany biss die Zähne zusammen.

»Du bist nicht hilfreich, Körper!«, tadelte sie und schleppte sich aus dem Badezimmer. Eigentlich war ihr Impuls, sich eine Wärmflasche zu machen, sich mit dem Buch ins Bett zu verkrümeln und das Problem auf morgen zu verschieben. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war oder wann die Sonne untergehen würde. Doch da war ein sonderbares Gefühl, ein Gefühl, das ihr sagte, dass sie jetzt gehen musste. Und in den letzten Wochen hatte sie gelernt, ihren Gefühlen zu vertrauen. Also griff sie nach der Motorradkluft und legte ihre Rüstung an. Die Übergänge von Bündchen zu Stiefeln bzw. Handschuhen versiegelte sie mit Panzertape. Zum Schluss folgte der Helm. Das Visier ließ sie erst einmal offen.

Sie setzte sich ihren Rucksack auf, den sie mit Tampons vollstopfen würde, bis er platzte. Fehlten noch die Waffen. Sie nahm die Axt mit dem langen Stiel in die linke Hand und das Beil mit dem kurzen Stiel in die rechte. Noch etwas, das ihr die Campingwoche beim Discounter beschert hatte, obwohl Dany nicht wusste und nicht wissen wollte, bei welcher Art von Camping man Beile und Äxte benötigte.

Ihre ersten Zombiebegegnungen waren katastrophal verlaufen, und sie konnte von Glück sagen, dass sie dabei nicht draufgegangen war. Mehr Glück als Verstand und flinke Beine. Auch heute zog sie Wegrennen einem Kampf vor, doch wenn es zu einem kam, war sie gerüstet. Mit der Axt auf ein Knie zielen – zack, Zombie ging zu Boden. Und dann mit dem Beil auf den Kopf. In Sicherheit hatte sie sich diese Strategie zurechtgelegt und anschließend draußen geübt. Das waren ziemlich beschissene Tage gewesen, aber verdammt noch mal notwendig. Sie hatte keine Ahnung, wie oft sie damals hatte kotzen müssen. Ausnahmezustand für alles. Körper, Geist und Seele. Sie war danach nicht mehr derselbe Mensch gewesen und sie konnte nicht gerade sagen, dass sie die neue Dany mochte.

Aber es ging eben nicht anders, wenn man überleben wollte. Und da gab es zu viele Bücher in ihren Regalen, die gelesen werden wollten, bevor sie abtreten konnte. Die Stiele der Waffen schob sie in die Lederschlaufen, die sie für diesen Zweck links und rechts an ihre Hose genäht hatte. Nun konnte es losgehen. Sie entfernte die drei Holzriegel und die Sicherheitskette und schloss die Wohnungstür auf. Dann öffnete sie die Tür und kniff die Augen zu. Gleißendes Sonnenlicht stach ihr in die Augen.

Sie nahm sich immer wieder vor, das Treppenhaus zu sichern und einen Blick in die anderen Wohnungen zu werfen, hatte sich jedoch bisher nie dazu aufraffen können. Und abgesehen davon hatte sie auch keine Ahnung, wie man eine Tür aufbrach. Vermutlich hatte sie das richtige Werkzeug dafür gerade in eine Lederschlaufe an ihrer Hose geschoben, aber zum einen vermied sie es, zu viel Lärm zu machen, und zum anderen hatte sie ein wenig Sorge, ihre Waffen bei so einer Aktion zu beschädigen.

Das Treppenhaus lag verlassen da. Wie immer eigentlich. Sie hatte stets Magengrummeln, wenn sie es betrat, obgleich ihr hier noch nie etwas aufgelauert hatte. Sie zog die Tür hinter sich zu und schloss sie gewissenhaft ab. Als sie an der Tür des Nachbarn vorbeiging, warf sie einen verstohlenen Blick über die Schulter. Heute war die Tür offen, aber die Kette lag noch vor, und von Herrn Fassoulas war nichts zu sehen oder zu hören.

Ob Zombies wohl schliefen? Oder konnten die Dinger vielleicht doch eines natürlichen Todes sterben?