Zum Tode verurteilte NS-Kriegsverbrecher und ihre Gnadengesuche im Wortlaut - J.M. Müller - E-Book

Zum Tode verurteilte NS-Kriegsverbrecher und ihre Gnadengesuche im Wortlaut E-Book

J.M. Müller

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Beschreibung

Zum Tode verurteilte NS-Kriegsverbrecher und ihre GNADENGESUCHE im Wortlaut. Die Gnadengesuche der Gnadenlosen: Nach Verkündung ihrer Todesurteile reichten zahlreiche NS-Kriegsverbrecher eines ein und hofften so, dem Strang doch noch entgehen zu können. Eigenhändig verfasst, oder von Familienmitgliedern oder ihren Verteidigern formuliert und eingereicht - manche sind im Wortlaut bereits dokumentiert, viele bislang noch in den Archiven in Vergessenheit geraten oder verschollen. Im Rahmen dieser Dokumentation erfolgt die systematische, und noch lange nicht abgeschlossene Recherche nach diesen Dokumenten. Band 1 startet mit einer Reihe von ausgewählten Gnadengesuchen der bekanntesten NS-Kriegsverbrecher. Erfahren Sie außerdem alles über die Spurensuche nach den verschollenen Gnadengesuchen aus dem ersten Bergen-Belsen-Prozess von 1945, und lesen Sie die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe im Wortlaut für die zum Tode verurteilte "Belsen-Gang."

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Die hier abgedruckten Gnadengesuche wurden in ihrer ursprünglichen Rechtschreibform übernommen, nicht ergänzt und auch nicht korrigiert. Die Inhalte dieser Gesuche sind die subjektiven Ansichten und Äußerungen der Verfasser, die jedoch nicht mit den historischen Fakten übereinstimmen müssen. Es ist nachvollziehbar, dass Inhalte und Verantwortungen neu gedeutet oder verzerrt dargestellt wurden, die eigene Bedeutung herunter gespielt oder mitunter auch einfach nur gelogen wurde. In den beigefügten Kurzbiografien wird auf solche widersprüchlichen Inhalte hingewiesen.

04. April 2022, J.M. Müller

Inhaltsangabe

Vorwort

Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer und Leiter des „Eichmannreferates"

Das handschriftliche Gnadengesuch von Adolf Eichmann

Das Gesuch von Vera Eichmann für ihren Ehemann

Das Gnadengesuch der Geschwister Adolf Eichmanns

Maria Mandl, „Die Bestie," KZ-Oberaufseherin im SS-Gefolge

Das handschriftliche Gnadengesuch von Maria Mandl

Amon Leopold Göth, „der Schlächter von Plaszow"

Das handschriftliche Gnadengesuch von Amon Göth

Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher

Martin Bormann, Leiter der Parter-Kanziei und „Sekretär des Führers"

Das Gnadengesuch für Martin Bormann von seinem Verteidiger

Hans Frank, Generalgouverneur im Generalgouvernement Polen

Das Gesuch für Hans Frank von seinem Verteidiger

Wilhelm Frick, Reichsminister des Inneren

Das Gnadengesuch für Wilhelm Frick von seinem Verteidiger

Hermann Göring, Reichsmarschall

Das Gesuch für Hermann Göring von seinem Verteidiger

Alfred Jodl, Chef des Wehrmachtführungsstabes im OKW

Das Gesuch von Alfred Jodl

Das Gesuch von Luise Jodl für ihren Ehemann

Das Gesuch für Alfred Jodl von seinen Verteidigern

Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht

Das Gesuch von Wilhelm Keitel

Das Gnadengesuch für Wilhelm Keitel von seinem Verteidiger

Joachim von Ribbentrop, Reichsaußenminister

Das Gnadengesuch für Joachim von Ribbentrop von seinem Verteidiger

Das Gnadengesuch von Anneliese von Ribbentrop für ihren Ehemann

Alfred Rosenberg, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete und Chefideologe

Das Gesuch für Alfred Rosenberg von seinem Verteidiger

Fritz Sauckel, Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz

Das Gesuch von Fritz Sauckel

Das Gnadengesuch für Fritz Sauckel von seinem Verteidiger

Arthur Seyß-Inquart, Reichskommissar der Niederlande

Das Gnadengesuch für Arthur Seyß-Inquart von seinem Verteidiger

Julius Streicher, Herausgeber der Hetzschrift „Der Stürmer"

Das Gesuch für Julius Streicher von seinem Verteidiger

Die verschollenen Gnadengesuche der Verurteilten des ersten Bergen-Belsen-Prozesses. Eine Spurensuche in den Archiven

Josef Kramer, KZ-Kommandant - „die Bestie von Belsen"

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Josef Kramer

Auszüge aus dem handschriftlichen Gnadengesuch von Josef Kramer

Dr. Fritz Klein, KZ-Arzt

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Dr. Fritz Klein

Franz Hößler, stellvertretender Lagerkommandant in Bergen-Belsen

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Franz Hößler

Das Gnadengesuch für Franz Hößler von seiner Ehefrau Maria Hößler

Irma Grese, KZ-Aufseherin - „Die Hyäne von Auschwitz"

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Irma Grese

Johanna Bormann, KZ-Aufseherin - „Die Frau mit dem Hund"

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Johanna Bormann

Elisabeth Volkenrath, KZ-Oberaufseherin

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Elisabeth Volkenrath

Karl Franzioh, SS-Rottenführer

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Karl Franzioh

Ansgar Pichen, Leiter der Lagerküche B1

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Ansgar Pichen

Franz Stärfl, SS-Hauptscharführer

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Franz Stärfl

Wilhelm Dörr, SS-Oberscharführer

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Wilhelm Dörr

Peter Weingärtner, SS-Hauptscharführer und KZ-Blockführer

Die vor Gericht vorgetragenen Milderungsgründe für Peter Weingärtner

Erich Zoddel, Funktionshäftling und Lagerältester im KZ Bergen-Belsen

Das Gnadengesuch für Erich Zoddel von seinem Anwalt

Quellenangaben

Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer und Leiter des „Eichmannreferates“

Der in Solingen geborene Adolf Eichmann (* 19. März 1906; † 1. Juni 1962) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer, der das Berliner „Eichmannreferat“ leitete, welches zum Reichssicherheitshauptamt gehörte, von wo aus die Verfolgung und Deportation der europäischen Juden organisiert wurde. Eichmann war als Schreibtischtäter mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen im weitgehend vom NS-Staat besetzten Europa. „Er gilt als Personifikation des nüchternen Beamten, der zum Massenmörder wird.“1)

1914 zog die Familie Eichmanns in das österreichische Linz, wo der Vater eine Stelle als Buchhalter antrat. Nach der Schule fing Eichmann eine Ausbildung als Mechaniker an, die er jedoch abbrach. Stattdessen verdiente er sein Geld als Verkäufer und Vertreter. Im April 1932 wurde Eichmann Mitglied der österreichischen NSDAP und der SS, und nachdem die Partei in Österreich verboten wurde (19. Juni 1933), ging er nach Bayern und trat dort 1934 dem Sicherheitsdienst (SD) der SS bei und durchlief dort diverse Stationen. Nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 erfolgte seine Versetzung als SD-Führer zum SS-Oberabschnitt Donau. Während der „Reichskristallnacht“ befehligte er Zerstörungs-Einheiten,1.1) und im August des Jahres baute er die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien“ auf, die die erzwungene Emigration österreichischer Juden organisierte und vorantrieb (weiteres Ziel der Zentralstelle war der Raub des Vermögens der Zwangs-Emigranten).1.2 Im Juli 1939 folgte die Eröffnung der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag,“ die nach dem Wiener Vorbild aufgebaut wurde. Später wurden diese Dienststellen auch zur Deportation in die Vernichtungslager genutzt. Anfang 1940 übernahm er die Leitung der „Reichszentrale für jüdische Auswanderung“ in Berlin und wurde Leiter des Referats IV D 4 (Räumungsangelegenheiten und Reichszentrale für jüdische Auswanderung) beim Reichssicherheitshauptamt. Ab Juli 1941 war Eichmann verantwortlich für die Organisation der gesamten Judendeportation in Deutschland und den besetzen europäischem Ländern (Transportkoordination, Fahrpläne und Auslastungen der Züge). Nachdem die Wehrmacht am 19. März 1944 Ungarn besetzte (Unternehmen Margarethe), wurde das rund 230 Mann starke1.3) „Sondereinsatz-Kommando Eichmann“ gegründet, dass unter seiner Leitung stand. Ziel war es, „die ungarischen Juden aus dem öffentlichen Leben auszuschalten und zu konzentrieren, danach zu deportieren und sie mit Ausnahme der voll Arbeitsfähigen zu vernichten.“1.4) Am selben Tag traf sich Eichmann in Budapest deshalb mit SS-Hauptsturmführer Wisliceny, dem „Beauftragten für jüdische Angelegenheiten“ in Ungarn und SS-Obersturmbannführer Hermann Krumey, der als Vertreter Eichmanns vor Ort die Transporte organisierte. Allein bis zum 09. Juli 1944 wurden unter Eichmanns Leitung 437 402 ungarische Juden nach Auschwitz gebracht.1.5) Kurz vor Kriegsende tauchte Eichmann unter und gab sich als ein gewisser SS-Untersturmführer Otto Eckmann aus, jedoch geriet er in amerikanische Kriegsgefangenenschaft, konnte aber fliehen und erneut untertauchen. Nach dem Krieg lebte er mit gefälschten Papieren zunächst in Deutschland, bis er 1950 nach Argentinien auswanderte und dort unter dem Namen Ricardo Element bescheiden in Buenos Aires lebte und arbeitete. Nach einigen Monaten folgten ihm seine Frau und seine Kinder. Eichmann gab 1957 in Argentinien dem Nationalsozialisten und ehemaligen NS-Propagandisten Willem Sassen ein umfangreiches Interview,1.6) in dem er sich ungezwungen zur Judenverfolgung und seiner Rolle äußerte: „Ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen, hätten wir von den 10,3 Millionen Juden (...) 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet“1.7.) Und auf eine Nachfrage Sassens: „Sie waren ein Trottel? Sie haben nicht mitgedacht?“ antwortete Eichmann: „Mitgedacht? Ja, mitgedacht habe ich selbstverständlich. Ein Idealist war ich. Ich war ein Befehlsempfänger. Und ich habe diese jüdische Angelegenheit mit Idealismus solange gemacht, solange es sich um auf bauende Werte handelte, nicht ab dem Augenblick, als es sich um abbauende Werte handelte.1.8)"Weiterhin sagte er: „Unsere Aufgabe für unser Blut und für unser Volk und für die Freiheit der Völker hätten wir erfüllt, hätten wir den schlauesten Geist der heute lebenden menschlichen Geister vernichtet. Denn das ist's, was ich Streicher (siehe Seite →) sagte, was ich immer gepredigt habe, wir kämpfen gegen einen Gegner, der durch viel viel tausendjährige Schulung uns geistig überlegen ist."1.9) Am 11. Mai i960 wurde er vom israelischen Geheimdienst festgenommen und nach Israel ausgeflogen. Der Eichmann-Prozess vor dem Jerusalemer Bezirksgericht, bei dem er sich als nicht schuldig bekannte, dauerte vom 11. April bis 15. Dezember 1961. Er wurde schuldig gesprochen und zum Tode durch Erhängen verurteilt. Am 29.05.1962 schrieb Eichmann ein handschriftliches dreiseitiges Gnadengesuch an den israelischen Präsidenten Jizchak Ben Zwi. Eichmanns Frau und seine Geschwister reichten ebenfalls Gesuche ein, die aber allesamt abgelehnt wurden. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni, um 0.02 Uhr, wurde Eichmann im Ajalon-Gefängnis in Ramla hingerichtet. Jahrzehnte lang galt sein Gnadengesuch als verschollen, bis es in den Archiven des Präsidenten bei Digitalisierungsarbeiten wieder auftauchte. Anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde dieses Dokument von Israels Präsident Reuven Rivlin veröffentlicht.

Das handschriftliche Gnadengesuch von Adolf Eichmann:

An den

Herrn Staatspräsident!

Ich schließe mich dem Gesuch meines Verteidigers an und erlaube mir, aufFolgendes noch hinzuweisen:

Den Richtern ist in der Beurteilung meiner Person ein entscheidender Irrtum unterlaufen, da sie sich nicht in die Zeit und in die Lage versetzen können, in der ich mich während der Kriegsjahre befunden habe. Der Irrtum ist dadurch hervorgerufen, daß nur einzelne Urkunden in meinem Verfahren vorgelegen haben, die ohne Zusammenhang mit dem gesamten Befehlsmaterial, ein falsches Bild ergeben müssen.

Es ist nicht richtig, daß ich eine so hochgestellte Persönlichkeit gewesen wäre, daß ich die Verfolgung der Juden selbstständig hätte betreiben können, und betrieben hätte. Gegen eine solche Machtfülle spricht deutlich die von den Richtern im Urteil übergangene Tatsache, daß ich niemals einen solch hohen Dienstrang hatte, der mit so entscheidenden, selbstständigen Befugnissen hätte verbunden sein müßen.

So habe ich auch keine einzige Anordnung im eigenen Namen gegeben, sondern stets nur „im Auftrag“ (i.A.) gehandelt.

Wäreich, wie die Richter annahmen, der anerkannte eifrige Treiber in der Verfolgung der Juden gewesen, so würde dies auch durch Beförderung und andere Vergünstigungen zum Ausdruck gekommen sein. Mir ist aber keinerlei Vorteil gewährt worden.

Es ist auch nicht richtig, daß ich mich niemals von menschlichen Gefühlen hätte beeinflussen lassen. Ich habe gerade unter dem Eindruck der erlebten unerhörten Greuel sofort um meine Versetzung gebeten. Ebenso habe ich bei meiner polizeilichen Vernehmung aus mir heraus die bis dahin unbekannten Greuel offen gelegt, um dadurch mitzuhelfen, die Wahrheit als unbestreitbarfestzustellen.

Ich erkläre nochmals, wie bereits vor Gericht geschehen: Ich verabscheue die an den Juden begangenen Greuel als größte Verbrechen und halte es für gerecht, daß die Urheber solcher Greuel jetzt und in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden. Es ist dabei aber die Grenze zu ziehen, zwischen den verantwortlichen Führern und den Personen, die wie ich, lediglich Instrument der Führung sein mußten.

Ich war kein verantwortlicher Führer und fühle mich daher nicht schuldig. Den Spruch des Gerichtes kann ich nicht als gerecht anerkennen, ich bitte Sie Herr Staatspräsident, von dem Gnadenrecht Gebrauch zu machen und anzuordnen, daß das Todesurteil nicht vollstreckt wird.

Adolf Eichmann Jerusalem, den 29.5.1962

Das Gesuch von Vera Eichmann für ihren Ehemann:

(Es wurde als Telegramm geschickt)

STAATSPRAESIDENT BEN ZWI JERUSALEM ISRAEL

NACH ABLEHNUNG BERUFUNG LIEGT DAS SCHICKSAL MEINES MANNES IN IHRER HAND. ALS FRAU UND MUTIER VON VIER KINDERN BITTE ICH EUER EXCELLENZ UM DAS LEBEN MEINES MANNES. VERA EICHMANN.

Das Gnadengesuch der Geschwister Adolf Eichmanns:

Eure Excellenz!

Nachdem das oberste israelische Gericht die Berufung unseres Bruders Adolf Eichmann verworfen und das Todesurteil gegen ihn bestätigt hat, richten wir Geschwister Adolf Eichmanns an Eure Excellenz die Bitte um Begnadigung.

Aus der Kenntnis des Charakters unseres Bruders, seiner Erziehung und der Einstellung unserer Familie, können wir mit Überzeugung sagen, dass unser Bruder aus eigenem Antrieb nie und nimmer mit den ethischen Prinzipien der Gesellschaftsordnung in Konflikt geraten wäre, wenn ihn nicht die Gesetze und Befehle der damaligen Staatsführung, an die er sich als Offizier durch Eid gebunden fühlte, in eine unwiderstehliche Zwangslage versetzt hätten.

Die schreckliche Vergangenheit ist in dem abgelaufenen Prozess noch einmal aller Welt vor Augen geführt worden. Wenn die Menschen dadurch zur Toleranz und brüderlichen Verständigung finden, wäre der Zweck des Prozesses erreicht.

Ein Akt der Gnade als Abschluss dieser weltweiten Mahnung würde die Grossmut des jüdischen Volkes unterstreichen und ihm dienlich sein, durch die Förderung der Freundschaft unter den Völkern und Rassen.

Diese Grossmut walten zu lassen, bitten Eure Excellenz aus tiefem Herzen

die Geschwister Adolf Eichmanns

Emil Rudolf Eichmann

Irmgard Müllner

Otto Eichmann

Friedrich Eichmann

Dr. Robert Eichmann

Maria Mandl, „Die Bestie," KZ-Oberaufseherin im SS-Gefolge

Maria Mandl (*10. Januar 1912; † 24. Januar 1948 in Krakau) war die Tochter eines österreichischen Schuhmachermeisters. Nach Abschluss der Volksschule und einem längeren Aufenthalt in der Schweiz arbeitete sie ab 1937 zunächst bei der österreichischen Post und zog im September 1938 nach München. Durch Vermittlung ihres Onkels trat sie im Oktober 1938 in den Dienst des SS-Gefolges ein und wurde Aufseherin im Konzentrationslager Lichtenburg. Am 15. Mai 1939 erfolgte der Wechsel als Kommandoführerin in das KZ Ravensbrück, 1940 wurde sie Arrestaufseherin im Zellenbau.2) Am 1. April 1941 erfolgte die Aufnahme in die NSDAP. Im April 1942 wurde sie zur Oberaufseherin befördert. Unter Mandl wurden die Häftlinge grausam geschlagen und misshandelt,3) auch suchte sie Frauen für Menschenversuche aus.4) Im Oktober 1942 erfolgte die Versetzung ins KZ Auschwitz-Birkenau, wo sie von August 1943 bis Januar 1944, zusammen mit Franz Hößler (Siehe Seite →), das Frauenlager leitete. Mandl gründete unter Anderem das Mädchenorchester von Auschwitz, jenes Orchester, dass spielen musste, wenn die Häftlinge zur Zwangsarbeit gingen oder zurück kehrten. Durch ihre Brutalität, gezielt versuchte sie beispielsweise bei Schlägen möglichst viele Zähne auszuschlagen oder den Kiefer zu brechen, und ihrer Teilnahme an Selektionen, nannten die Häftlinge sie bald „Die Bestie.“5) Sie war eine „Sadistin und Mörderin... und machte in Himmlers industriell geplanter Todesmaschinerie auf eigene Initiative eine steile Karriere.“6) Im November 1944 erfolgte die Versetzung Mandls, die das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse erhielt, in ein Außenlager von Dachau. Ihre Position wurde von Elisabeth Volkenrath (siehe Seite →) übernommen. Anfang Mai 1945 floh sie in die Alpen und versuchte, im Haus ihres Vaters in Münzkirchen unter zu kommen, was dieser ihr jedoch verwehrte. So versteckte sie sich im Haus ihrer Schwester im nahe gelegenen Luck, wurde jedoch am 10. August von amerikanischen Soldaten festgenommen und im September 1946 an Polen ausgeliefert. Im Krakauer Auschwitzprozess (24. November bis zum 22. Dezember 1947) wurde 40 SS-Angehörigen der Prozess gemacht, zu denen auch Mandl gehörte. Er endete mit 23 Todesurteilen, von denen jedoch zwei begnadigt wurden.71 Am 22. Dezember 1946 wurde sie zum Tode durch den Strang verurteilt, in der Urteilsbegründung hieß es unter Anderem: „Die Angeklagte misshandelte sogar die Häftlingsfrauen, die bereits von ihr auf dem Selektionswege zum Tode ausgesondert waren.“8) Mandl selbst sagte im Prozess: „Man konnte an dem Lager (Ravensbrück) absolut nichts Schlechtes finden.“91 Ihr handschriftliches Gnadengesuch datiert auf den 24.12.1946 und wurde abgelehnt. Die Hinrichtung erfolgte am 24. Januar 1948 im Montelupich-Gefängnis in Krakau. Das Original befindet sich heute im Zweigarchiv des Instituts für Nationales Gedenken in Krakau.

Das handschriftliche Gnadengesuch von Maria Mandl:

Krakau 24.12.1947

An den Herrn Präsidenten

des Staates Polen!

Endes Unterzeichnete erlaubt sich an Herrn Präsidenten des polnischen Staates die Bitte um Begnadigung vor zu bringen. Als Tochter eines Handwerkermeisters war ich gezwungen, mein Brot selbst zu verdienen. Beim Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich verlor ich meine Stelle als Postangestellte, da ich keine Angehörige der Partei N.S.D.A.P. war. Ich war gezwungen mir eine neue Stellung zu suchen. Mein Onkel verschaffte mir durch die bessere Verdienstmöglichkeit die Stellung als Aufseherin im Frauenlager Lichtenburg. Ich war somit Zivilangestellte des Reiches. 1942 wurden alle Konzentrationslager automatisch von der SS übernommen. Ohne eigene Einwilligung wurde ich in die Gefolgschaft der SS eingegliedert, blieb aber trotzdem Zivilangestellte. Wie ich erst jetzt erfahren habe in den Verhandlungen, wurden wir von SS Fond bezahlt. Die ersten Jahre meiner Tätigkeit war das Verhältnis einwandfrei und ich hatte dabei auch keine Bedenken. Bis Ende 1940 waren nur Deutsche Frauen interniert, dann kamen Polen und andere Nationen. Polinnen wurden soweit sie die deutsche Sprache beherrschten in Büros und Reviere eingeteilt. Mir selbst wurde zur Last gelegt, im Zellenbau 2 geisteskranke Frauen dem Hungertod ausgesetzt zu haben. Diese Frauen unterstanden dem Arzt, ob sie durch dessen Spritzen bei Anfällen getötet wurden weiß ich nicht. Mir unterstanden sie nicht. Meine Versetzung von Ravensbrück nach Auschwitz erfolgte von den Herren Glücks9.1) sowie Pohl9.2) nur unter Zwang. Meine Kündigung mußte ich zurückziehen, da dies böse Folgen auf mich gezogen hätte, weil jeder dort Dienst tuen mußte, wohin ihn die Vorgesetzten befahlen durch den totalen Kriegseinsatz. In Auschwitz war ich für Ordnung und Sauberkeit des Blocks verantwortlich sowie für die Richtigkeit der Zählappelle und den Ein und Ausgang der Lagerpost. Ich wurde zur Verantwortung gezogen für Versuche von Professor Gebhardt9.3) Ravensbrück, Professor Clauberg9.4) und Schuhmann9.5) Auschwitz, für Selektionen und Enlausung. Dies waren rein ärztliche Angelegenheiten, ich musste einige Male auf Befehl vom Kommandanten bei Selektionen zugegen sein, die Verantwortung hatte jedoch der Arzt. Ich wurde beschuldigt im Besitz eines Hundes und einer Peitsche gewesen zu sein und Frauen durch Fausthiebe und Fußtritte schwer verletzt zu haben. Ich kann mir nur denken dass es sich hier um eine andere Person handelt, da keine dieser Anschuldigungen betrifft. Ich selbst habe im Lager nicht gearbeitet. Zur Kontrolle kam ich nur alle 10 - 20 Tage ins Lager. Bestrafung jeder Art der Frauen ging nur vom Kommandanten aus, so wie alle übrigen Anordnungen. Für das Bodell wurden nur freiwillige Frauen genommen, die vom Lagerführer Hössler (siehe Seite →) ausgesucht wurden. Als Entlastung möchte ich hinzu fügen, dass ich von entlassenen Häftlingen Briefe bekommen habe, davon zwei dem Gerichte vorliegen. Mit Rücksicht auf die Zwangslage, in welcher ich mich befand und meinen alten Vater, der auf sich selbst angewiesen ist bitte ich den Herrn Präsidenten Gnade walten zu lassen.

Maria Mandl

Gefängnis Monte Lupich.

Amon Leopold Göth, „der Schlächter von Plaszow“

Amon Leopold Göth (* 11. Dezember 1908 ; † 13. September 1946 in Krakau, Polen) stammte aus gutbürgerlichen Kreisen und wurde großteils bei seiner Tante, die ihn liebevoll „Moni“ nannte,10) aufgezogen, da seine Eltern als erfolgreiche Buch- und Kunsthändler nur wenig Zeit für ihren Sohn hatten. 1925 brach er die Schule ohne Abschluss ab und fing eine Lehre im elterlichen Betrieb an. Im März 1940 meldete er sich freiwillig zur Waffen-SS und stieg, nicht zuletzt wegen seines Organisationstalentes, schnell auf. Es traten aber auch erste Korruptionsfalle auf.10.1) Im Sommer 1942 kümmerte er sich um die Beschaffung von Baumaterialien für sogenannte „Geheime Baumaßnahmen,“ wahrscheinlich ging es dabei um den Bau der Krematorien von Treblinka, Sobibor und Belzec. Da der Ausbau des Konzentrationslagers Plaszow nur zögerlich voran ging, wurde Göth mit der Leitung des Ausbaus betraut und ihm auch die Lagerleitung in Aussicht gestellt. Mit aller Härte trieb er die Arbeiten, unter Verkürzung der Bauzeiten und Androhung der Todesstrafe, voran. Seine sadistische Neigung brachte ihm den Beinamen „Schlächter von Plaszow“ ein. Willkürlich schoss er mit seinem Gewehr von seinem Balkon aus auf Häftlinge,11) oder ließ sie von seinen Hunden zerfleischen. Der jüdische Häftling Mietek Pemper, der für Göth als persönlicher Stenograph arbeiten musste, berichtete, dass Göth nahezu täglich willkürlich tötete.12) Mitunter nur, weil ihm der Blick des Häftlings missfiel. Am 13. und 14. März 1943 war er für die Liquidierung des Krakauer Ghettos verantwortlich. Dabei wurden die arbeitstauglichen Juden in das Konzentrationslager Plaszow deportiert, und ungefähr 2300 alte Menschen, Kranke und Kinder kamen in das KZ Auschwitz-Birkenau.13) Auffällig war sein brutales Auftreten bei der Liquidierung: „Estera Schwimmer, eine 36jährige Jüdin ... wird Zeugin des Blutrausches. Sie steht in einer Fünferreihe ... an der Hand hält sie das zweieinhalbjährige Kind ihrer Schwester, die bereits 1942 ermordet worden ist Plötzlich taucht Göth vor ihr auf, entreißt ihr das Kind und schmettert es auf den Boden. Estera beginnt zu schreien und will sich um das Kind kümmern, doch Göth tritt sie zurück in die Reihe ... Immer wieder reißt er Müttern die Kinder aus den Händen, schlägt ihnen mit der Reitpeitsche ins Gesicht.“14) Göth zelebrierte seine Morde regelrecht. Mal mit klassischer Musik unterlegt oder mit ausgewählter Garderobe, setzte er seine Verbrechen in Szene.15) Die Lagerinsassen begriffen schnell, dass die Wahl der Kopfbedeckung die von Amon Göth im Dienst getragen wurde, ein Zeichen dafür war, ob er gerade mordlustig war. Trug er ein Käppi, war das Risiko recht gering. Trug er hingegen eine Offiziersmütze, so „signalisierte dies unmittelbare Gefahr.“ Wenn er aber einen Tirolerhut mit weißen Handschuhen oder einem weißen Schal hatte, dann „wusste jeder, ... dass er sich jetzt ein Opfer suchen würde.“16) Auch führte er drakonische Strafen im Lager ein. Wurde ein Häftling beispielsweise beim Schmuggel von Lebensmitteln erwischt, so erhielt dieser zur Strafe 100 Peitschenhiebe.17) Im Frühling 1943 richtete Göth für den Industriellen Oskar Schindler ein separates Außenlager für die Zwangsarbeiter seiner Emailwarenfabrik ein. Der klassische Musik liebende Göth, der nebenbei Schwarzmarktgeschäfte betrieb, wurde aus diesem Grund am 13. September 1944 von der Gestapo verhaftet und nur das rasche Kriegsende rettete sein Leben, da es einen Prozess gegen ihn verhinderte. Unter falschem Namen und in Wehrmachtsuniform versuchte er, sich als Kriegsheimkehrer bei den amerikanischen Soldaten durchzumogeln. Diese erkannten ihn aber als SS-Angehörigen und lieferten ihn nach Polen aus. In Krakau wurde ihm vom 27. August bis zum 5. September 1946 der Prozess gemacht. Beschuldigt wurde er, verantwortlich für die Ermordung von 8000 Häftlingen im Lager Plaszow zu sein, die Mitverantwortung vom Tod von 2000 Menschen bei der Liquidierung des Krakauer Ghettos zu tragen, die Deportation von 8000 Menschen bei der Liquidierung des Ghettos Tarnow angeordnet zu haben, ebenso angeordnet zu haben, eine nicht bekannte Zahl an Menschen bei der Liquidierung des Lagers Szebnie zu ermorden und zu deportieren, und abschließend, sich widerrechtlich im großen Umfang an jüdischen Vermögenswerten bereichert zu haben. Am 05. September reichte Göth ein handschriftliches Gnadengesuch an den Staatspräsidenten Polens ein, in dem er von sich in der dritten Person spricht. Es wurde abgelehnt und Göth am 13. September 1946 gegen 18 Uhr im Krakauer Montelupich Gefängnis hingerichtet. Das Original befindet sich heute im Zweigarchiv des Instituts für Nationales Gedenken in Krakau.

Das handschriftliche Gnadengesuch von Amon Göth:

Krakow, 5.9.1946

An den Herrn Staatspräsidenten der Polnischen Republik.

Der Gefertigte bittet die ihm auferlegte Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe umzuwandeln. Er begründet seine Bitte damit daß er:

Nicht in der Lage war Gegenzeugen oder Gegenbeweise zu stellen.

daß er als Soldat lediglich Befehle ausgeführt hat und sich diesen nach den damals gültigen deutschen Wehrmachtsgesetzen nicht entziehen konnte

damit ihm Gelegenheit geboten sei zu beweisen, daß er als brauchbares Mitglied der menschlichen Gesellschaft sich in diese einzuordnen gewillt ist.

Indem ich mich nochmals der Gnade des Herrn Präsidenten empfehle

Zeichnend

Amon Göth

Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher

Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher war der erste von insgesamt 13 Nürnberger Prozessen nach Beendigung des zweiten Weltkrieges und sie gelten als Meilenstein in der Geschichte des Völkerrechts.18) Er dauerte vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 und angeklagt wurden insgesamt 24 führende Politiker, Militärs und NS-Funktionäre. Vier Anklagepunkte wurden ihnen zur Last gelegt:

Erarbeitung und Ausführung eines Planes zur Begehung von Verbrechen gegen den Frieden, das Kriegsrecht und die Humanität.Teilnahme an der Planung und Führung von Angriffskriegen.Kriegsverbrechen gegen Mitglieder feindlicher Truppen und Zivilbevölkerungen besetzter Gebiete.Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Verfolgung, Deportation, Versklavung und Ermordung von Oppositionellen und Zivilbevölkerungen).