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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Münster (Germanistisches Institut - Abteilung Neuere deutsche Literatur), Veranstaltung: Seminar: Schrift des Lebens: Tagebücher und Autobiographien als literaturwissenschaftliches Problem, Sprache: Deutsch, Abstract: „Viele dieser Aufzeichnungen sind nicht viel mehr als die trockene Bilanz eines beschwerlichen, in treuer Pflichterfüllung gelebten Lebens. Die Welt spielt in ihnen keine Rolle. Die Verfasser sehen ihr Leben weitgehend losgelöst von den großen politisch-gesellschaftlichen Vorgängen ihrer Zeit.“1 Dieses Urteil Karl Wolfgang Beckers über die Tradition der biographischen Vorgehensweise im 18. Jahrhundert steht im Kontrast zu Goethes Autobiographie „Dichtung und Wahrheit. Aus meinem Leben“ und charakterisiert in diesem Zusammenhang einen epochalen Einschnitt in der Betrachtung des einzelnen Menschen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Untersuchung dieses Einschnitts, den ich als ′Individualitätsproblematik′ kennzeichne, wird Gegenstand dieser Arbeit sein. Insbesondere werde ich der Frage nachgehen, welche historischen Voraussetzungen zu einer solchen Umdeutung, die sich im Gebrauch des Begriffs ′Individualität′ manifestiert, geführt haben und wie Goethe sich damit auseinandersetzt. Diese Fragestellung impliziert eine Untersuchung von Goethes Individualitätsbegriffs in „Dichtung und Wahrheit“. Goethes Autobiographie ist, wie noch zu zeigen sein wird, nicht nur der Versuch, seine Individualität darzustellen, sondern auch diese zu entdecken. Daraus ergeben sich die Fragen, ob Individualität überhaupt erkennbar und darstellbar ist, mit welchen Mitteln Goethe versucht das zu erreichen und inwiefern das Vorhaben letztendlich gelingt. Um einen Einstieg in die Problematik zu leisten, wird der Arbeit ein skizzenhafter Überblick über die Begriffsgeschichte von ′Individualität′ vorangestellt. Da nach Fotis Jannidis eine Gesamtdarstellung zu diesem Thema bisher noch fehle,2 habe ich eine philosophische Herangehensweise gewählt. Denn gerade die philosophische Tradition ist für die Bildung von Goethes Individualitätsbegriff von entscheidender Bedeutung gewesen. Als Grundlage für diesen Überblick hat mir das „Historische[...] Wörterbuch der Philosophie“3 gedient. An diese philosophische Betrachtung schließt eine, für meine Fragestellung eine entscheidende Rolle spielende, historische Untersuchung der Bedeutung und Verwendung des Begriffs in der Zeit der anbrechenden ′Moderne′4 an, der die Fragestellung nach den Ursachen zur Entstehung der ′Individualitätsproblematik′ zugrunde liegt.
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