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»Es ist Zeit, zu zeigen, daß das deutsche Volk mit der Arbeit wieder eine ehrbare Ehe zu führen weiß.« Mit diesen Worten beschloss Thomas Mann Ende Januar 1919 seinen Appell an die Deutschen. Argumentativ orientiert sich der Text weiterhin an der tendenziell demokratiefeindlichen Sichtweise der ›Betrachtungen eines Unpolitischen‹ und identifiziert einmal mehr die Vertreter der Zivilisationsliteratur als Verantwortliche für die »Ehrlosigkeit« Deutschlands, derer sich das Land durch Selbstaufgabe und seine Hingabe an die Niederlage schuldig mache. Nur wenige Tage, bevor Mann seinen ›Zuspruch‹ verfasste, hatte in Versailles die Friedenskonferenz begonnen, deren vertragliches Ergebnis ein harter Schlag für das besiegte Deutschland werden sollte. Der Text wurde in der Frankfurter Zeitung vom 14. Februar 1919 abgedruckt (dort allerdings teilweise gekürzt) sowie am 20. Oktober 1919 in der Berliner Studentenzeitung Die Warnung in der vollständigen, geringfügig überarbeiteten Version.
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Seitenzahl: 13
Thomas Mann
Zuspruch
Essay/s
Fischer e-books
In der Textfassung derGroßen kommentierten Frankfurter Ausgabe(GKFA)Mit Daten zu Leben und Werk
Es ist einmal amtlich gefragt worden, ob man etwa in der deutschen Revolution nichts als Zusammenbruch und Zersetzung sehe. Ich antwortete: Nein, keineswegs. Die deutsche Niederlage erscheint mir als eine Niederlage recht besonderer Art, und ich hatte den Eindruck, daß die Nation nicht nur nicht gebrochen sei, sondern sich auch heute noch, wie 1914, von den Kräften der Zukunft getragen fühle. Das war aufrichtig und, wie ich glaube, auch wahr gesprochen. Aber es hob absichtlich nur eine Seite der Dinge hervor und ließ die andere in einem für den Augenblick wohltätigen Dunkel.