Zwei Blüten für den Mörder - Andreas Erlenkamp - E-Book
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Zwei Blüten für den Mörder E-Book

Andreas Erlenkamp

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Beschreibung

Falschgeld-Skandal im Moseltal

Clarissa freut sich auf das große Dorffest in Niedermühlenbach - aber kurz vor den Feierlichkeiten tauchen im Ort Falschgeldnoten auf! Und dann wird auch noch der junge Diakon Bernhard Wohlgemuth erhängt aufgefunden - in seiner Hand zwei gezinkte 50-Euro-Scheine. Woher stammen die Blüten? Die Polizei kommt der kriminellen Vergangenheit des jungen Geistlichen auf die Spur und deklariert den Tod als Selbstmord. Aber Clarissa kann das nicht glauben und ermittelt auf eigene Faust ...

"Zwei Blüten für den Mörder" ist der zweite Band der spannenden Mosel-Krimi-Reihe von Andreas Erlenkamp um die ehemalige Kommissarin Clarissa von Michel und die charmanten Mitglieder des Krimi-Clubs Niedermühlenbach.

Alle bisherigen Bände der charmanten Krimi-Reihe:

Ein Prosit auf den Mörder
Zwei Blüten für den Mörder
Ein dreifaches Hoch auf den Mörder
Vier Leichen und ein Todesfall

Das sagen waschechte Krimi-Fans zur Reihe:


»Clarissa und die Niedermühlenbachler haben mein Herz im Sturm erobert. Die Truppe ist eigenwillig und auch ein wenig skurril, hat aber das Herz am rechten Fleck. Solche Freunde wünscht man sich, da wird einem nicht langweilig.« (Redrose, Lesejury)

»Für Cosy-Crime-Fans und solche, die es werden wollen.« (Stein2203, Lesejury)

»Das Buch ist ein wirklich sehr guter und humorvoller Krimi. Der Schreibstil hat mir super gut gefallen. Die Charaktere sind sehr sympathisch und gut beschrieben, genau wie der Örtlichkeit. Ich komme von der Mosel und bin begeistert.« (Alex1208, Lesejury)

»Der Autor hat die Atmosphäre in diesem Buch gut umgesetzt. Mosel, Wein, Mord und Zwiebelkuchen, dies sind die Zutaten für diesen erfrischenden Regionalkrimi. Für mich ist es ein Wohlfühlkrimi für gemütliche Lesestunden.« (UlrikesBuecherschrank, Lesejury)

Für Leserinnen und Leser von Susanne Hanika, Ellen Barksdale oder Jessica Müller - und alle, die gerne unblutige Cosy Crimes und Provinz-Krimis lesen, die zum Miträtseln einladen.

ebooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 292

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Weitere Titel des Autors

Über dieses Buch

Über den Autor

Die wichtigsten Personen in diesem Buch

Titel

Impressum

Widmung

Zitat

Tschüs, Stadtleben

Vorbereitungen

Publicity für den Krimi-Club

Pläne für den Bauerngarten

Mister Stringer

Neue Aufgaben für Kurt

Tanz in den Mai

Ein Abend mit Schloss Falkenreich

Neue Blüten und ein paar Gartenideen

Stadtbesuch

Tante Bruni ermittelt

Im Gartenmarkt

Kein Entkommen

Der Mann in der Kapelle

Dienstbesuch

Lisa

Der Krimi-Club ermittelt

Ein Hinweis

Ermittlungen im Hintergrund

Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache

Blüten im Moseltal

Eine satte Million

Hannes

Kein Höflichkeitsbesuch

Nachhilfe in Sachen Falschgeld

Ein Date mit der Tierärztin

Hauptverdächtiger oder Sündenbock?

Training und drei Rätsel

Akim

Zwei Telefonate

Frauke

Verfolgungsjagd durch die Domstadt

Jochen erinnert sich

Funkenmariechen

Der letzte Hinweis

Mit Speck fängt man Mäuse

Treffen in der Kapelle

Termin beim Polizeipräsidenten

Ein neues Mitglied für den Krimi-Club

Zwei Wochen später

Anmerkungen

Danksagung

Weitere Titel des Autors

Ein Prosit auf den Mörder

Ein dreifaches Hoch auf den Mörder

Über dieses Buch

Clarissa freut sich auf das große Dorffest in Niedermühlenbach – aber kurz vor den Feierlichkeiten tauchen im Ort Falschgeldnoten auf! Und dann wird auch noch der junge Diakon Bernhard Wohlgemuth erhängt aufgefunden – in seiner Hand zwei gezinkte 50-Euro-Scheine. Woher stammen die Blüten? Die Polizei kommt der kriminellen Vergangenheit des jungen Geistlichen auf die Spur und deklariert den Tod als Selbstmord. Aber Clarissa kann das nicht glauben und ermittelt auf eigene Faust ...

Über den Autor

Andreas Erlenkamp ist das Pseudonym des erfolgreichen deutschen Krimiautors Andreas J. Schulte. Zusammen mit seiner Frau Christine schreibt er als Barbara Erlenkamp unterhaltsame Frauenromane. Mit seiner neuen Mosel-Krimi-Reihe um die ehemalige Kommissarin Clarissa von Michel und die Mitglieder des Krimi-Lese-Clubs in Niedermühlenbach verbindet er seinen Erfolg als Krimischriftsteller mit den Erlenkamp-Wohlfühlromanen. Der Autor wohnt mit seiner Familie am Rande der Osteifel.

Die wichtigsten Personen in diesem Buch

Clarissa Freifrau von MichelClarissa war mehr als dreißig Jahre lang Polizistin, bevor sie mit einundsechzig Jahren in den Ruhestand ging. In den letzten zwölf Jahren hat sie als Erste Kriminalhauptkommissarin das Dezernat Kapitaldelikte geleitet. Kurz: Clarissa war die Leiterin der Mordkommission. Den Titel „Freifrau“ unterschlägt sie bei jeder Vorstellung ganz bewusst. Sie liebt Wein und gutes Essen, Blumen und Gartenarbeit ... und sie hat ein feines Gespür für Mörder.

Alexander Freiherr von Michel, genannt AlexEr ist Clarissas einziger Neffe. Mit nicht einmal dreißig Jahren hat er bereits sieben Bestseller geschrieben, allerdings unter dem Pseudonym Alexandra von Seifenberg. Alex’ größter Wunsch ist es, einen Krimi unter seinem eigenen Namen zu veröffentlichen. Kein Wunder, dass er regelmäßig Clarissa besucht, um sich Anregungen zu holen.

Kriminalkommissarin Lisa-Marlene BellenbergDie junge Frau ist Clarissas ehemalige Mitarbeiterin. In Clarissas Augen hat Lisa großes Potenzial als Polizistin. Lisa will sich immer noch nicht damit abfinden, dass über Clarissa getuschelt wird, sie habe einen Einsatz verpatzt und trage deshalb die Verantwortung dafür, dass ein junger Polizist schwer verletzt wurde.

Clarissas Neffen Alex hielt Lisa lange Zeit für einen selbstverliebten Schnulzenschreiber. Er sie dagegen für eine Zicke ... aber diese Ansichten beginnen sich zu ändern.

Jochen BremmerDer Seniorchef eines Moselweinguts ist nicht nur begeistert von Clarissas feinem Gespür für Wein. Er hätte nichts dagegen, sie öfter zu sehen.

Die Mitglieder des Krimi-Clubs NiedermühlenbachAlle vierzehn Tage treffen sich die Mitglieder des Krimi-Clubs, um über Kriminalromane zu sprechen. Seit Clarissa dort Mitglied ist, hat der Krimi-Club manchmal auch mehr zu tun, als nur über Bücher zu reden ...

Die Mitglieder sind:Vera AdenauDie Bäckerin kennt so ziemlich jeden in Niedermühlenbach. Mit dem Aussehen und der guten Laune eines Puttenengels fällt es Vera nicht schwer, auf Menschen zuzugehen. Und dass sie den besten Kirschstreuselkuchen der ganzen Region backt, ist auch kein Geheimnis.

Luise HackenrothIst mit ihren zweiundfünfzig Jahren sozusagen das Küken im Krimi-Club. Als vor acht Jahren ihr Mann überraschend starb, verkaufte Luise die Firma und engagiert sich seitdem ehrenamtlich in der Gemeindebücherei. Luises ständiger Begleiter ist der Goldendoodle Ray, ein wollweißes Energiebündel.

Ferdinand TeichmannWar im ersten Leben Wirtschaftsprüfer, bevor er in den Schuldienst wechselte. Der bekennende England-Fan trägt am liebsten Tweed. Seit seiner Pensionierung ist Ferdinand begeistertes Mitglied des Krimi-Clubs. Genau wie Jochen Bremmer fühlt er sich in Clarissas Gegenwart sehr wohl.

Andreas Erlenkamp

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Clarissa Czöppan

Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer

Covergestaltung: Guter Punkt, München unter Verwendung von Motiven © Meinzahn / iStock / iStock / Getty Images Plus | Thomas_Renz / iStock / Getty Images Plus | t_trifonoff / iStock / Getty Images Plus | ChoochartSansong / iStock / Getty Images Plus | Mistercheezit /iStock / Getty Images Plus

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0776-3

be-ebooks.de

lesejury.de

In Liebe für die Frau, der ich immer wieder Rosen schenke.

»Schöne Blumen wachsen langsam, nur das Unkraut hat es eilig.«

William Shakespeare

Tschüs, Stadtleben

Wenn man aus dem Moseltal zurück in Richtung Autobahn fuhr und sich damit wieder auf das höhergelegene Hinterland begab, stieß man auf einige kleine Dörfer, die den bekannten Orten an der Mosel in Sachen Idylle in nichts nachstanden.

Niedermühlenbach war so ein Dorf. Anders als im deutlich größeren Obermühlenbach hatte hier der alte Dorfkern mit seinen Bruchsteinhäusern und den Fachwerkscheunen die Jahrhunderte überdauert. Außer einem kleinen Neubaugebiet am Dorfrand gab es fast ausschließlich alte Bausubstanz. Überragt wurde das Dorf von der St.-Hubertus-Kirche, die auf einer kleinen Anhöhe stand.

Touristen, die diese Idylle bestimmt geschätzt hätten, gab es allerdings nur wenige. Und diese waren auch eher auf der Durchreise zu den bekannten Weinorten im Moseltal. Es fehlte Niedermühlenbach schlicht an Winzern, Weinstuben und Restaurants. Nicht einmal ein Heimatmuseum gab es, das möglicherweise den einen oder anderen Touristen an der direkten Durchreise gehindert hätte. Dafür besaß das Dorf eine altmodische Beschaulichkeit, einen Bach, der am Marktplatz vorbei durchs Dorf floss, und – dank der Bäckerei Adenau – den besten Kirschstreuselkuchen, den man sich vorstellen konnte. Vermutlich waren die Niedermühlenbacher zufrieden mit sich selber und ihrer einigermaßen intakten Dorfgemeinschaft.

Fuhr man aus Niedermühlenbach wieder heraus, was nicht allzu lange dauerte, konnte man nach wenigen Kilometern auf der Landstraße links in einen Feldweg abbiegen und erreichte nach kurzer Fahrt das alte Forsthaus.

Clarissa Freifrau von Michel – auf den Titel Freifrau verzichtete sie für gewöhnlich – bog an diesem strahlenden Apriltag auf den Feldweg ein. Fröhlich sang sie ein Stück von Aretha Franklin mit, das gerade im Autoradio gespielt wurde, während ihr Kombi über den Weg holperte.

Seit fast zwei Monaten war sie im Ruhestand und hatte, um ein wenig Abstand von ihrer Arbeit als Leiterin der Mordkommission zu gewinnen, von ihrer Kusine Elli das alte Forsthaus gemietet. Das mit dem Abstand hatte funktioniert. Ihre Zeit im Forsthaus, die Arbeit im Garten und das Leben ohne Termindruck und Bürokratie hatten schon nach wenigen Wochen dafür gesorgt, dass sie kaum noch an ihre Berufsjahre dachte. Sie hatte die Arbeit als Polizistin genossen, aber jetzt war sie froh, alles hinter sich gelassen zu haben.

Endlich lag das Forsthaus vor ihr: weiß verputzt, mit einem Sockel aus hellbraunen Bruchsteinen und einem Giebel aus dunklem Holz.

Sie parkte neben dem Haus, stieg aus und holte die vollen Einkaufstaschen aus dem Kofferraum. Eine mittelgroße Frau, die mit ihren silbergrauen Haaren und dem modischen Kurzhaarschnitt eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Judi Dench aufwies. Einer Judi Dench, wie sie mit einundsechzig Jahren ausgesehen hatte.

Auf dem kiesbedeckten Vorplatz blieb Clarissa einen Moment stehen, um die Stille, die das Haus wie ein schützender Kokon umgab, in sich aufzunehmen. Dann ging sie zum Briefkasten an der Hauswand und holte die Post heraus. Mit einem Lächeln schloss sie die alte Haustür auf. Im Flur des Forsthauses hatte sich seit Jahrzehnten nur wenig verändert. Der Flur zeigte daher sozusagen Jagdidylle pur, dafür sorgten nicht nur die dunkle Holzvertäfelung und die zahlreichen Geweihe an den Wänden, sondern auch der große ausgestopfte Hirschkopf, der über dem Durchgang zum Rest des Hauses an der Wand hing.

»Na, Hubertus, ist irgendwas in meiner Abwesenheit passiert? Nein? Du hast hier einfach nur so die ganze Zeit abgehangen? Ich gönn's dir, alter Junge«, sagte Clarissa.

In der geräumigen Landhausküche stellte sie ihre Einkäufe ab und schaltete die große Espressomaschine ein. Während die mit einem sanften Gurgeln zum Leben erwachte, schaute Clarissa die Post durch. Die Werbung von einem Supermarkt in Obermühlenbach wanderte direkt ins Altpapier. Dann war da ein Verkaufsprospekt von einem Weingut an der Mosel. Ich muss unbedingt Jochen anrufen, dachte sie, während sie den Prospekt durchblätterte.

Der letzte Umschlag trug einen Poststempel aus Berlin. Neugierig griff Clarissa zu einem Küchenmesser und schlitzte den Umschlag auf. Sie überflog den Brief, brummte missbilligend und holte kopfschüttelnd ihr Handy aus der Umhängetasche. In ihrer Kontaktliste fand sie die gesuchte Nummer und wählte.

»Stockmann, hallo?«

»Hallo, Elli, ich bin's, Clarissa.«

»Kusinchen, das ist aber nett, dass du anrufst. Sag bloß, mein Brief ist schon angekommen? Und, was sagst du zu meinem Vorschlag?«

Clarissa schmunzelte, als sie die Begeisterung in Ellis Stimme hörte. Ihre Kusine war nur wenige Monate jünger als sie, aber am Telefon klang Elli kein Jahr älter als euphorische sechzehn.

»Du bist ein total verrücktes Huhn. Ich hatte dir doch gemailt, dass ich das Haus bis zum Ende des Jahres mieten will, sofern ihr keine anderen Buchungen vorliegen habt.«

»Haben wir nicht – also keine anderen Buchungen, und im Mietvertrag steht doch auch, dass du das Haus gerne mieten kannst. Das ist doch nicht verrückt.«

»Ja schon, ihr sagt mir zu, dass ich mieten kann, ich hatte aber auch geschrieben, dass wir über eine angemessene Miete sprechen müssen. In den letzten Wochen habe ich ja nur die Nebenkosten übernommen, das war damals ein wirklich großzügiges Angebot von euch. Aber das geht natürlich bei einem längeren Zeitraum nicht, ich komme mir vor wie eine Schmarotzerin.«

»Bingo, Kusinchen. Deshalb habe ich mit Stefan alles genau überlegt. Ich finde zweihundertfünfzig Euro pro Monat wirklich angemessen.«

»Elli, nun mal Scherz beiseite. Dieses große Haus durfte ich bis jetzt praktisch umsonst bewohnen ...«

»Na, na. Du hast die Nebenkosten übernommen – wie du selber gerade gesagt hast. Du hast dich mit Handwerkern und einer kaputten Heizung herumgeschlagen, und du bist dabei, den Garten auf Vordermann zu bringen. Das alles zählt ja auch.«

»Aber du kannst doch nicht diesen Witz von Miete verlangen«, protestierte Clarissa.

»Ich sag dir jetzt mal was.« Ellis Stimme klang plötzlich ernst. »Wir hätten in den letzten Monaten entweder regelmäßig selbst aus Berlin anreisen müssen, oder wir hätten ein Vielfaches von dem, was wir dir an Miete erlassen haben, für einen Hausmeisterservice bezahlt. So oder so, das alles wäre richtig teuer geworden. Stefan und ich sind sehr froh, dass du in dem Haus wohnst. Wir spielen mit dem Gedanken, im Spätsommer mal für eine Woche runterzukommen, dann hätten wir gerne das große Gästezimmer. Ansonsten wirst du wohl akzeptieren müssen, dass es bei den Zweihundertfünfzig bleibt, wir sind schließlich die Vermieter. Was willst du tun, eine Mieterhöhung einklagen?« Der letzte Satz endete wieder in einem Elli-typischen Kichern. Ein Kichern, das Clarissa zum Lächeln brachte. So war Elli, gegen ihre gute Laune kam man einfach nicht an.

»Also gut, dann unterschreibe ich diesen Vertrag und schicke euch ein Exemplar zurück nach Berlin. Nur der Ordnung halber. Und natürlich könnt ihr jederzeit das Gästezimmer haben. Alex war auch schon hier, aber er hat das kleinere Eckzimmer für sich in Beschlag genommen.«

»Ach, Alex – grüß ihn schön von uns. Ich lese gerade seinen neuesten Roman. Diese Schicksale in der Grafenfamilie von Schloss Falkenreich – herrlich!«

»Das werde ich ihm ausrichten.«

»Schön. Du, sei mir nicht bös, aber ich muss jetzt zum Yoga. Wir sprechen uns bald mal wieder, ja?«

»Das machen wir, Elli. Tschüs.« Clarissa beendete das Telefonat, nahm einen Kugelschreiber und unterschrieb schwungvoll den Mietvertrag. »Wie du willst, Elli«, sagte sie halblaut. »Beschwer dich hinterher nicht, ich hätte es dir nicht angeboten.« Zweihundertfünfzig Euro Miete im Monat für dieses Haus sind ein Witz, dachte sie, aber wenn Elli sich erst einmal was in den Kopf gesetzt hat, kann man nur noch wenig dagegen tun. Clarissa legte den Vertrag zur Seite und widmete sich ihrem Kaffee. Zischend floss der Espresso in einen großen Becher. Routiniert schäumte Clarissa Milch auf und goss sie dazu.

Von der Küche führte eine Tür direkt auf die Stein-Terrasse hinter dem Haus. Zwischen den sandfarbenen Bruchsteinplatten mäanderten Fugen voller Moos. Clarissa nahm ihren Kaffee und ging nach draußen. Ob sie anfangen sollte, die Fugen sauber zu kratzen? Vielleicht konnte sie das Moos auch einfach in den Fugen lassen, im Grunde störte der Bewuchs sie nicht. Im Gegenteil, sie fand das zarte Grün zwischen den Platten richtig hübsch. Man konnte einen Garten auch zu ordentlich machen.

Direkt an die Terrasse schloss sich der mit einer Trockenmauer umgebene Küchengarten an. In diesen Bereich hatte Clarissa in den letzten Wochen die meiste Energie gesteckt. Sie hatte die Mauern ausgebessert, eine anstrengende Arbeit, aber sie war stolz darauf, es geschafft zu haben. Anschließend war die Kür gekommen: Liebevoll hatte sie Mauerpfeffer, Steinkraut und Seifenkraut in die Ritzen gepflanzt. Als Nächstes waren die beiden Hochbeete an der Reihe gewesen. Clarissa hatte sie gejätet, Vogelmiere und Löwenzahn entfernt und anschließend frische Erde aufgefüllt. Die übrigen Gartenbeete brauchten weniger Aufmerksamkeit, aber auch sie mussten zumindest gelockert und für die Aussaat vorbereitet werden. Dazu waren drei Komposthaufen gekommen, die umgeschaufelt werden wollten. Das alles waren Arbeiten, die Clarissa inzwischen erledigt hatte, was sie mit einer tiefen Zufriedenheit erfüllte. Sie blickte mit Stolz auf die letzten Wochen zurück.

Wenn sie ganz ehrlich zu sich selber war, dann war da noch etwas, auf das sie mit Hochgefühl zurückschaute: Sie hatte es genossen, wieder auf die Jagd zu gehen. Auf die Jagd nach einem Mörder.

Genauer gesagt, nach zwei Mördern, und um noch genauer zu sein: Sie war es auch nicht alleine gewesen, die das mörderische Pärchen am Ende überführt hatte. Der Krimi-Club hatte ihr dabei zur Seite gestanden. Bei dem Gedanken an die drei anderen Mitglieder des kleinen Vereins musste Clarissa unwillkürlich lächeln. Sie freute sich darauf, die drei am Abend zu bewirten. In Gedanken ging sie die Vorbereitungen für das Abendessen durch. Keine Frage, sie hatte noch mehr als genug Zeit. So viel Zeit, dass sie zuerst im Garten arbeiten konnte, bevor sie anfing. Clarissa setzte sich auf die alte Holzbank und seufzte glücklich. Diese Bank war ihr Lieblingsplatz, denn von hier aus konnte sie die breiten Steinstufen sehen, die zur Obstwiese führten. Und unmittelbar hinter den alten Obstbäumen begann ein lang gestrecktes Tal. Bei dem Blick in die unbebaute Weite fühlte sich Clarissa wie die Herrin über einen riesigen Landbesitz. In ihrer Stadtwohnung hatte sie nie die Möglichkeit gehabt, ihre Leidenschaft für Blumen, Stauden und selbst angebautes Gemüse auszuleben. Hier dagegen gab es mehr zu tun, als an einem einzigen Frühlingstag zu schaffen war – einfach herrlich. Entschlossen trank Clarissa den Kaffeebecher leer und ging ins Haus, um sich für die Gartenarbeit umzuziehen.

»Tschüs, Stadtleben«, murmelte sie.

Vorbereitungen

Das Forsthaus besaß neben dem großen Wohnzimmer und der geräumigen Küche auch eine wundervolle Bibliothek mit viktorianischen Bücherregalen und einem Kaminofen. Außerdem gab es im Erdgeschoss noch ein kleines Zimmer, das ursprünglich der Aufbewahrung von Jagdwaffen gedient hatte. Im Obergeschoss befanden sich neben dem Schlafzimmer noch zwei Gästezimmer. Clarissas erklärtes Lieblingszimmer war eindeutig die Bibliothek. Sie liebte es, am Abend den Kaminofen anzuzünden und es sich in einem der alten Ohrensessel bequem zu machen. Zu einem solchen Kaminabend gehörten auch ein Glas Wein und ein guter Krimi. Die deckenhohen, mit Schnitzereien versehenen Bücherregale waren hauptsächlich mit Fachliteratur zum Thema Wald und Forst bestückt – kein Wunder, schließlich war der verstorbene Vorbesitzer Gregor Goethe fast vierzig Jahre lang Förster gewesen. Zum Glück gab es aber auch ein paar Buchmeter Kriminalromane. Die meisten davon kannte Clarissa bereits, aber es machte ihr nichts aus, den einen oder anderen Fall ein zweites Mal zu lesen. Außerdem wurde sie mittlerweile von Luise mit Nachschub aus der örtlichen Bibliothek versorgt, an Lesestoff mangelte es Clarissa also nicht.

Luise fand für die Mitglieder des Krimi-Clubs regelmäßig neue Titel, die ihr aufgefallen waren, und sie sorgte dafür, dass jeder ein Exemplar erhielt. Für die Treffen des Krimi-Clubs gab es keine komplizierten Regeln. Man traf sich alle zwei Wochen reihum bei einem der Mitglieder, um sich über das jeweils aktuelle Buch auszutauschen. Üblicherweise sorgte dann der Gastgeber für einen kleinen Imbiss und Getränke.

Clarissa hatte sich für den heutigen Abend besonders ins Zeug gelegt, aus einem einfachen Grund: Luise, Vera und Ferdinand hatten sie nicht nur mit offenen Armen in Niedermühlenbach willkommen geheißen, sie hatten auch wesentlich dazu beigetragen, dass Clarissa die beiden Mörder hatte überführen können. Dafür wollte sie sich heute Abend noch einmal mit einem besonderen Essen bedanken.

Vorsichtig nahm Clarissa eine dünne Scheibe Räucherlachs, strich Meerrettich-Kräuter-Creme darauf und rollte die Lachsscheibe auf.

»Nicht schlecht«, sagte sie, »das sieht doch sehr anständig aus, altes Mädchen.«

Weil sie an diesem Abend in der Bibliothek sitzen wollten, hatte sie sich für Fingerfood entschieden. Das Zimmer war zwar gemütlich, aber es gab keinen großen Esstisch, sondern nur drei kleine Beistelltische neben den Sesseln. Die würden genügen, um die Teller und Gläser darauf abzustellen. In der Küche hatte Clarissa das Essen aufgebaut: die Servierplatte mit den Lachsröllchen, einen Avocado-Tomaten-Salat, einen gemischten Salat, ein paar Chili-Hähnchen-Ananas-Spieße, Oliven, Brot und eine Käseplatte. Einmal mehr fragte sie sich, ob die Häppchen für vier Personen ausreichen würden. Zur Sicherheit hatte sie reichlich Käse eingekauft.

Mit dem guten Gefühl, alles für ihre Gäste vorbereitet zu haben, nahm Clarissa den großen Weidenkorb, in dem sie das Brennholz ins Haus brachte, und ging nach draußen. Der Brennholzvorrat des Forsthauses war in der Waschküche untergebracht. Sie ging ums Haus herum und schloss die niedrige Holztür auf. Als sie den alten schwarzen Drehschalter betätigte, flammte eine einzelne Glühbirne auf, die ihr spärliches Licht auf den Holzstapel an der Wand warf. Ach herrje, dachte Clarissa beim Anblick des niedrigen Stapels, ich muss mich dringend um Nachschub kümmern. Als sie ins Forsthaus eingezogen war, hatte der Holzvorrat bis fast zur Decke gereicht, aber jetzt lagen die Holzscheite nur noch kniehoch. Das Problem werde ich bald angehen, nahm sich Clarissa vor. Und während sie den Weidenkorb mit Scheiten füllte, fiel ihr wieder ein, dass Jochen beim letzten Treffen etwas von einem Brennholzlieferanten erzählt hatte, der das Hotel Moselkrug und das Weingut mit Holz versorgte.

»Wenn das kein Fingerzeig des Schicksals ist«, sagte sie halblaut. »Ich muss Jochen mal wieder anrufen.« Würde er sich freuen, wenn sie ihn anrief? Doch, da war sie sich sicher. Clarissa vermerkte sich den Anruf auf ihrer inneren To-do-Liste.

Sie löschte das Licht und schloss die alte Holztür. Bevor sie zurück ins Haus ging, stellte sie den Korb ab und schaute in den Abendhimmel. Die ersten Sterne waren schon zu sehen, es würde eine klare Nacht werden. Sie atmete die kühle Luft tief ein. Beim Anblick des weiten Himmels durchströmte sie ein warmes Glücksgefühl. Hier draußen zu leben war so anders als in der Stadt. Und dann wurde ihr plötzlich klar, dass sie auf dem besten Weg war, sich in dieses Landleben für immer zu verlieben.

Publicity für den Krimi-Club

Clarissa stand auf und hob ihr Weinglas. »Ich möchte einen Toast aussprechen: Ein Hoch auf den Krimi-Club. Ich danke euch für die herzliche Aufnahme und eure Unterstützung.«

»Prost zusammen – auf den Krimi-Club!« Vera war die Erste, die mit Clarissa anstieß. Feierlich trank sie einen Schluck, dann räusperte sie sich und schob nervös mit dem Zeigefinger die runde Hornbrille auf der Nase zurecht. »Kinder, ich habe auch eine Ankündigung zu machen. Das heißt, eigentlich keine Ankündigung, sondern eine Überraschung.«

»Du machst es aber spannend«, sagte Ferdinand.

»Nun sag schon«, drängte Luise.

»Normalerweise treffen wir uns ja immer sonntags, aber wie gut, dass wir uns heute schon sehen. Nadine Biermann war heute Morgen bei mir in der Bäckerei. Nadine ist ja mit dem Thorsten seit ein paar Monaten zusammen, nachdem Simon, ihr Mann, bei der Weihnachtsfeier in seiner Firma zuerst zu tief ins Glas und dann zu tief in den Ausschnitt seiner Assistentin geschaut hat.« Wie so oft, wenn sie zuhörte, verlor Clarissa nach kürzester Zeit den Faden und ihre Gedanken schweiften ab. Als sie das bemerkte, gab sie sich allerdings einen Ruck und hörte wieder zu. »Jedenfalls ist der Thorsten im Vertrieb beim Mosel-Verlag tätig, und deshalb sitzt er direkt an der Quelle. Zumindest sagt das meine Kusine Veronika, die ...«

Bei ihrer Erzählung hatte die Bäckerin vor Aufregung rote Wangen bekommen. Jetzt sah sie einem barocken fröhlichen Puttenengel noch ähnlicher, fand Clarissa. Luise ging zu Vera und legte ihr den Arm um die Schultern. »Liebe Vera, ich schätze deinen Streuselkuchen, ich mag deine Krimi-Empfehlungen, überhaupt bist du eine wirklich gute Freundin, aber wäre es dir möglich, auf den Punkt zu kommen?«

Der Vorwurf, langatmig zu sein, perlte an Vera ab wie Regen an einer Plastikwand. »Nun, ich wollte euch nur erklären, was wir für ein unverschämtes Glück haben, das jetzt schon zu sehen.«

»Und was genau sehen wir?«, fragte Ferdi und unterdrückte ein Schmunzeln.

»Habe ich das noch nicht gesagt? Ach herrje, ihr habt wohl recht, ich bin ein wenig vom Thema abgekommen.« Vera stellte ihr Glas ab und zog eine Zeitung aus der Handtasche. »Hier ist der Mühlenbach-Kurier von Montag und wir sind – taadaa – auf der Titelseite.«

»Unmöglich!«

»Auf der Titelseite?«

Neugierig umringten die anderen Vera und die Zeitung. Das Foto nahm fast die gesamte obere Hälfte der Seite ein. Clarissa erinnerte sich, dass sie mit den drei anderen auf dem Marktplatz in Niedermühlenbach fotografiert worden war, aber sie hatte nicht damit gerechnet, es gleich auf die Titelseite zu schaffen. Zugeben, nur die Titelstory im Mühlenbach-Kurier, dachte sie, aber trotzdem.

»Krimi-Club auf den Spuren von Miss Marple & Co – Hobby-Kriminalisten aus Niedermühlenbach überführen Mörder-Paar«, las Ferdinand laut vor. »Ach Clarissa, das tut mir leid, die können ja nicht wissen, dass du als langjährige Leiterin der Mordkommission ein Profi bist.«

»Schon gut, Ferdi. Ich bin nun mal im Ruhestand – Hobby-Kriminalistin klingt doch gut«, versicherte Clarissa.

Der Fotograf beherrscht sein Handwerk, dachte sie, wir alle sind wirklich gut getroffen. Vera, klein und stämmig, strahlte im Vordergrund fröhlich in die Kamera. Daneben Ferdinand, der wie immer ganz in Tweed gekleidet war und mit seinem weißen Schnäuzer und der Schirmmütze mehr nach einem englischen Gentleman auf Moorhuhnjagd als nach einem ehemaligen Oberstudienrat aussah. Und schließlich Luise. Mit einem Anflug von Neid registrierte Clarissa, dass Luise auch auf diesem Foto wie ein ehemaliges Supermodel aussah. Die hohen Wangenknochen, die etwas zu große Nase, die dem perfekten Gesicht erst etwas Außergewöhnliches gab. Ein Gesicht, in dem ein Lächeln lag, das herausfordernd und verletzlich zugleich wirkte.

»Du siehst klasse aus, Luise«, sagte Vera im Brustton der Überzeugung.

»Ach was, der blöde Wind hat mir die Haare in die Augen geweht, aber ich finde, wir sind als Gruppe ganz gut getroffen. Sogar Ray ist mit auf dem Bild.« Luises Goldendoodle hob, als er seinen Namen hörte, kurz den Kopf und winselte leise.

Immer wenn Luise mit Ray im Forsthaus zu Gast war, wich der Hund Clarissa nicht von der Seite. Auch jetzt lag er neben dem Sessel, in dem Clarissa eben noch gesessen hatte, bevor sie aufgestanden war, um ihren Toast auszusprechen.

»Also, wenn ich gewusst hätte, dass wir auf die Titelseite kommen, hätte ich was anderes als die alte Barbour-Jacke angezogen«, sagte Clarissa.

»Ach was, das sieht doch alles stimmig aus«, meinte Ferdi. »Lies doch bitte mal vor, was die schreiben.«

Clarissa nahm die Zeitung, setzte sich in den Sessel und begann laut vorzulesen.

»Wenn sie sich treffen, dann sprechen sie über Mord und Totschlag, über Diebstahl und Entführungen: Für die Mitglieder des Krimi-Clubs aus Niedermühlenbach gehören Verbrechen zur Tagesordnung. Aber eben nur, wenn sie in Büchern begangen werden. Die Mitglieder des kleinen Clubs sind begeisterte Krimi-Fans und lesen alle zwei Wochen mindestens einen Kriminalroman, um sich bei ihren Treffen über den jeweiligen Fall auszutauschen. Vor sechs Jahren haben Vera Adenau (54), Luise Hackenroth (52) und Ferdinand Teichmann (65) den literarischen Zirkel gegründet.« Clarissa schaute kurz hoch. »Ich wusste gar nicht, dass es den Club schon seit sechs Jahren gibt.«

»Ja, das war in dem Jahr, in dem ich einen Monat in Schottland gewesen war«, sagte Ferdi. »Aber lies doch bitte weiter.«

»Okay, wo war ich? Ach ja, hier: ... den literarischen Zirkel gegründet. Neu im Bunde der Krimi-Freunde ist Clarissa von Michel (61), die erst vor Kurzem nach Niedermühlenbach gezogen ist. Von Michel ist die Einzige in der Runde, die schon früher mit Verbrechen zu tun hatte. Sie war bis zu ihrem Ruhestand bei der Kriminalpolizei ... Moment mal, das habe ich aber nicht erzählt.«

Man brauchte kein Sherlock Holmes sein, um zu sehen, dass Vera plötzlich sehr verlegen wirkte. »Upps, kann sein, dass ich das gegenüber dem Reporter kurz erwähnt habe. Ich meine, er wollte schließlich wissen, was wir alle ... äh ... beruflich machen.«

Clarissa schüttelte lächelnd den Kopf. »Mann, Mann, Mann, da kann ich ja auch gleich eine Plakatwand mieten. Na gut, ich wollte meine berufliche Vergangenheit zwar nicht an die große Glocke hängen, aber es ist auch nicht tragisch, wenn es jetzt in der Zeitung steht.«

»Lesen vielleicht auch nicht viele«, überlegte Luise.

»Ach, da täuschst du dich aber«, sagte Vera, »das liest in Niedermühlenbach wirklich so gut wie jeder.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Hoppla, wenn ich es richtig überlege ... oje.«

»Wie gesagt, alles halb so schlimm«, beruhigte Clarissa ihre Freundin, denn Vera sah jetzt wirklich zerknirscht aus. »Okay, ich lese mal weiter: Jetzt aber haben die Mitglieder des Krimi-Clubs bewiesen, dass sie nicht nur Verbrechern in Romanen auf die Spur kommen können. Während der jährlichen Dorffahrt starb einer der Teilnehmer, ein bekannter Immobilienberater, an Herzversagen, so die Diagnose. Die Mitglieder des Krimi-Clubs glaubten aber nicht an einen natürlichen Tod und begannen mit ihren Ermittlungen. Am Ende konnten sie der Polizei tatsächlich die Täter präsentieren. Dem Mörder-Paar wird jetzt in Koblenz der Prozess gemacht, den Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe. Und der Krimi-Club? Der wird sich auch weiterhin alle zwei Wochen mit Mord und anderen Verbrechen beschäftigen – wenn auch nur zwischen zwei Buchdeckeln.« Clarissa faltete die Zeitung zusammen. »Der Artikel ist wirklich gut geschrieben. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir demnächst neue Mitglieder bekämen, bei der Publicity.«

»Ach, ich finde unsere Treffen im kleinen Kreis ganz angenehm«, sagte Luise. »Hast du dich denn schon entschieden, wann du zurück in die Stadt fährst, Clarissa? Du wirst natürlich trotzdem weiter bei uns Mitglied bleiben, ganz gleich, wo du wohnst.«

»Ich bleibe noch eine Weile im Forsthaus, auf jeden Fall bis Ende des Jahres. Ich habe heute früh den Mietvertrag unterschrieben.«

Ferdi hob sein Glas. »Das sind ja fantastische Neuigkeiten. Wir freuen uns alle sehr. So, und jetzt wollen wir doch nicht den eigentlichen Grund für unser Treffen vergessen. Luise – du bist an der Reihe, hast du einen neuen Vorschlag für uns?«

»Ich habe ein tolles Buch für uns ausgewählt.« Luise griff in ihre Tragetasche und holte vier dunkelrote Bücher heraus, auf denen ein schwarz-weißer Vogel zu sehen war. »Wir lesen Die Morde von Pye Hall von Anthony Horowitz.«

»Horowitz? Der hat doch auch den neuen Holmes-Roman geschrieben«, warf Ferdi ein.

»Den und natürlich alle Alex-Rider-Bände«, ergänzte Clarissa. »In dem Haus, in dem meine Eigentumswohnung liegt, wohnt ein Dreizehnjähriger, der ein großer Fan der Jugendbuchreihe ist.«

»Ihr habt beide recht«, bestätigte Luise. »Ich denke, dieser Roman wird euch gefallen, ich habe reingelesen und finde ihn großartig. Der Detektiv im ersten Teil des Buches – Atticus Pünd – erinnert ein wenig an Hercule Poirot.« Luise stand auf und verteilte die Bücher. »Also, bei unserem nächsten Treffen feiern wir weniger und dafür wird wieder über Bücher gesprochen – einverstanden?«

»Selbstverständlich«, versicherte Vera. »Außerdem: Wenn wir jedes Mal so gut essen würden wie heute, würde ich im Handumdrehen zunehmen. Das Essen war wirklich köstlich, Clarissa.«

»Herzlichen Dank, Vera. Und lieben Dank auch für das Buch, Luise. Ich freue mich schon auf den nächsten Mord.«

Clarissa konnte nicht ahnen, dass der schneller kommen würde, als ihr lieb war.

Pläne für den Bauerngarten

Völlig in Gedanken versunken saß Clarissa auf der Bank an der Hauswand. Den ganzen Sonntag über hatte es geregnet. Kein Wetter für die Gartenarbeit, wohl aber für einen ausgiebigen Spaziergang, bei dem Clarissa noch mal ihre Pläne für die Anpflanzungen überdacht hatte. Erst in der Nacht hatte der Regen aufgehört. Jetzt war es kurz nach zehn Uhr, sie hatte gefrühstückt und sich dann mit einem Becher Tee nach draußen gesetzt. Der Himmel war zwar verhangen, aber es regnete nicht mehr, und mit ihrem dicken Wollpullover, den sie vor Jahren in Dublin gekauft hatte, der Barbour-Jacke und einem Sitzkissen ließ es sich auf der windgeschützten Bank gut aushalten. Sie musste jetzt draußen sein, denn heute war der Tag, an dem sie alle Entscheidungen zur Beetgestaltung treffen wollte. Auf ihren Knien lag ein großes Notizbuch, in dem sie schon vor Wochen angefangen hatte, nicht nur die einzelnen Beete zu skizzieren, sondern auch verschiedene Einfälle zu notieren. Was konnte man wo pflanzen? Welche Stauden passten zusammen? Welches Gemüse wollte sie anbauen? Zu vielen Fragen hatte sie bereits Stichpunkte notiert, doch es gab immer noch genug zu überdenken.

Nur Anfänger pflanzen und säen ohne Plan und wundern sich am Ende, warum sie fünfunddreißig Tomatenpflanzen gar nicht unterbringen können oder wieso ihr Garten wie ein wüstes unharmonisches Durcheinander aussieht. Das hatte ihr mal ein Gärtner vor vielen Jahren erklärt. Als Antwort, wie man es besser machen konnte, hatte er Clarissa ein Buch des englischen Gartendesigners John Brookes in die Hand gedrückt. Damals hatte Clarissa gelacht und das Ganze nicht wirklich ernst genommen, das Buch war knapp angelesen in ihr Bücherregal gewandert. Warum hätte sie sich auch damit beschäftigen sollen? Sie hatte in ihrer Stadtwohnung nur einen Balkon gehabt und abgesehen davon auch kaum Zeit, sich neben ihrer Arbeit bei der Kriminalpolizei um Pflanzen und Stauden zu kümmern. So war es in den letzten Jahren bei ein paar Töpfen und einem Pflanzkasten voller Gartenkräuter geblieben.

Jetzt aber standen ihr alle Möglichkeiten offen. Platz in den Beeten gab es genug, aber genau das hatte sie zunächst fast gelähmt. Was sollte sie nur wählen? Welche Pflanzen waren es wert, diesen wunderbaren Küchen- und Blumengarten zu bevölkern? Am Ende hatte sie sich an das Buch von John Brookes erinnert. Sie war extra in ihre Stadtwohnung gefahren, um es aus dem Regaldasein zu erlösen. Nach zwei langen Leseabenden am Kamin hatte sie gewusst, was sie zu tun hatte. Das war der Moment gewesen, in dem sie damit begonnen hatte, das große Notizbuch mit Ideen, offenen Fragen und Skizzen zu füllen.

Clarissa griff nach ihrem Teebecher, der neben ihr auf der Bank stand.

»Was für eine Augenweide, ein Garten, bereit zu wachsen!«

Die Stimme kam von der Seite und Clarissa hätte vor Schreck fast den Becher fallen gelassen. Sie zuckte so heftig zusammen, dass ihr der heiße Tee über die Finger schwappte.

Über der brusthohen Bruchsteinmauer, die den Küchengarten umgab, war ein Gesicht aufgetaucht. »Himmel, Herr Diakon, haben Sie mich erschreckt.«

»Oh, ach Gott, das tut mir leid, ich dachte, man hätte mich schon vor Minuten gehört, weil ich doch alles andere als leise durch den Wald gestampft bin.« Diakon Bernhard Wohlgemuth verzog entschuldigend das Gesicht. »Ich wollte eigentlich nur kurz Hallo sagen, Frau von Michel. Außerdem war ich natürlich neugierig, wie weit Sie mit dem Garten sind.«

Clarissa winkte ihn mit der Hand zu sich. »Kommen Sie ruhig näher, das Gartentor ist offen. Möchten Sie vielleicht einen Becher Tee oder Kaffee?«

»Zu einem Tee würde ich nicht Nein sagen.«

Ein paar Minuten später kam Clarissa mit einem Tablett heraus. Der Diakon hockte an einem der Beete und zerrieb ein wenig Gartenerde zwischen den Fingern. Sein fülliges, glatt rasiertes Gesicht strahlte dabei, die dünnen hellbraunen Haare waren ihm in die Stirn gefallen. Als er bemerkte, dass Clarissa aus dem Haus zurückgekommen war, stand er hastig auf, klopfte die Erde von den Fingern und strich sich die Haare zur Seite. »Was für ein Boden. Sie haben schon Kompost eingearbeitet, nicht wahr? Noch vor ein paar Wochen, bevor Sie hier angefangen haben, hat mir jedes Mal das Herz geblutet, wenn ich den Garten und die zugewucherten Hochbeete gesehen habe. Aber jetzt – jetzt ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht.«

»Ich muss nur noch entscheiden, was ich pflanzen will. Ich wusste nicht, ob Sie Ihren Tee mit Milch und Zucker oder mit Zitrone trinken. Ich habe einfach mal alles mit nach draußen gebracht.«

»Ach, zwei Löffel Zucker und Milch wären klasse. Ich versuche, weniger Süßes zu essen.« Wohlgemuth klopfte sich mit der flachen Hand auf den Bauch. »Aber Tee und Kaffee schmecken mir süß einfach besser.« Er setzte sich auf einen der Gartenstühle.

»Hier, bitte schön.« Clarissa reichte dem Diakon den Teebecher hinüber, dann nahm sie ihm gegenüber Platz. »Ich bin gerade dabei, den Pflanzplan zu überdenken«, erklärte sie. »Haben Sie einen Tipp für mich? Sie haben mir doch damals erzählt, dass Sie fast Profi geworden wären, bevor Sie sich für Theologie entschieden haben.«

»Gärtner – das hat mich schon gelockt. Was Handfestes tun, etwas wachsen sehen, mit seinen eigenen Händen etwas zum Blühen bringen. Ich meine, unser Juniorchef«, Wohlgemuth deutete grinsend mit dem Zeigefinger nach oben, »war schließlich der Sohn eines Zimmermanns, der hat bestimmt auch einiges mit seinen Händen geschaffen.«

Clarissa hatte den jungen Mann während der Dorffahrt an die Mosel kennengelernt. Bernhard Wohlgemuth hatte beim Abendessen mit an ihrem Tisch gesessen und mit großer Begeisterung vom Gärtnern geschwärmt.

»Also dann, schauen Sie sich um, der Garten ist eine Leinwand, was würden Sie darauf malen? Ich habe schon tagelang Skizzen und Notizen angefertigt.«