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Die Zeitreise der Freunde: Zwischen Flucht, Glaubenskampf und einer neuen Erde Susanne, David und ihre Freunde durchleben eine dramatische Zeitreise durch das von Hitler regierte Deutschland. Flucht und Verfolgung prägen ihre Odyssee. Plötzlich stehen sie vor dem epischen Kampf zwischen Gut und Böse - zwischen Gott und Satan. Wer wird diesen Kampf bestreiten und wer von den Freunden die neue Erde erleben? Eine Welt ohne Leid, Schmerz und Armut - ein Ort des Friedens und des Glücks. Eine fesselnde Geschichte, die historische Ereignisse mit religiösen Elementen verknüpft, zum Nachdenken über Zeit, Glauben und Hoff nung anregt - und vielleicht sogar die eigene Sicht auf die Welt verändert.
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Seitenzahl: 195
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Eine Reise durch Zeiten und Schicksale
2066: Umweltkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen und Christenverfolgungen.
Susanne und David, vereint in Liebe und Glauben, setzen alles daran, Jerusalem zu erreichen, wo eine mysteriöse Kapelle eine Zeitreise verspricht. Doch können sie dem drohenden Gericht entkommen und die Geburt einer neuen Ära miterleben? „Das Ende der Welt vor ihren Augen“ ist ein epischer Roman in drei Bänden voller Spannung, Hoffnung und einer Reise, die die Grenzen von Zeit und Glauben überwindet.
Prolog:
Was bisher geschah …
Kapitel 1
Das Böse ist präsent
Kapitel 2
Die Fahrt wurde immer schneller
Kapitel 3
Ein gewaltiges Erdbeben
Kapitel 4
Zwischen Himmel und Erde ist ein Riss und ein Kampf zwischen Licht und Finsternis
Kapitel 5
Das große Leiden und Sterben begann
Kapitel 6
Zwischen Himmel und Erde
Kapitel 7
Ankunft in der Himmelfahrtskapelle und ein Engel steht vor ihnen – er nimmt sie mit zu Jesus auf seine neue Erde
Kapitel 8
Glücklich und von der Reinheit des Himmels umgeben
Epilog
Der Sieg über den Satan
Über die Autorin
Der Herr geht mit seinen Kindern!
Mit zwei Hubschraubern verlassen Susanne, Jonathan, Anne, Elisabeth mit Samuel, Robert, der Mönch Lukas und Ed, der Pilot, sowie Paul mit seiner Familie und drei der Mönche von der Insel Zypern die Felsenstadt nach einem heftigen Erdbeben in Richtung Israel.
Sie überfliegen überflutetes Land. Ed landet mit Susanne, Elisabeth, Samuel, Jonathan, Anne, Robert und dem jungen Mönch Lukas sicher in Nazareth und für sie alle beginnt ein anstrengender Fußmarsch, bis sie glücklich eine der Beduinensiedlungen erreichen. Dort beginnt für sie ein neues Abenteuer, verkleidet als Beduinen auf dem Rücken von Kamelen. Sicher und ohne von den Soldaten der »Weltgemeinschaft« beachtet zu werden, erreichen sie Jerusalem. Dort beginnt der Aufstieg zur Himmelfahrtskapelle, die sie gerade noch rechtzeitig erreichen, bevor das Unheil über die Menschheit hereinbricht.
Johannes, der Pilot, und David erreichen mit Ariadne, Max und Miriam Samaria. Von dort werden sie durch Gottes Führung, aber ohne Johannes, der als Helfer weitere Flüchtlinge retten muss, bis zu einer kleinen Behausung von gläubigen Beduinen gebracht. Mit alten Fahrzeugen beginnen sie die Fahrt nach Jerusalem. Mit vielen Hindernissen, aber unbehelligt, da der Herr über alle Feinde eine Finsternis gelegt hat, erreichen sie Jerusalem. Dort herrscht ein völliges Durcheinander, da Menschen wie aufgescheucht hin und her laufen. Zwei Zerlumpte, Elia und Mose, predigen vor der Klagemauer, so wie es die Leute erzählen. Gott versucht somit, vor dem Ende Menschen zum Glauben zu bringen. Plötzlich steht Sascha, einst ein Soldat der »Weltgemeinschaft«, vor David. David sieht, wie dieser ein leuchtendes Kreuz auf seiner Stirn trägt. Sascha geht mit seiner jungen Frau in die Katakomben, um gegen die Feinde Gottes zu kämpfen.
David erreicht mit Ariadne, Max und Miriam sicher die Himmelfahrtskapelle. David trifft da seine Eltern und Susanne, das Mädchen mit den strahlenden blauen Augen und dem durchdringenden Blick, das ihn einst so faszinierte.
Jonathan betet und alle sehen, wie sich die Decke der Kapelle öffnet und ein helles Licht alles überstrahlt.
Plötzlich befinden sie sich gemeinsam am See Genezareth wieder, David, Susanne, Johannes, Elisabeth, Samuel, Max mit Miriam, Ariadne, Anne, Robert, der Mönch Lukas, Jonathan und Ed. Von da an erleben sie Jesus und die Jünger. Sie gehen mit ihnen und leben mit ihnen. Nach der Kreuzigung, der Auferstehung und der Himmelfahrt von Jesus erleben sie das Pfingstfest.
Danach beginnt für sie eine neue Zeit. Sie beginnt mit einer der Missionsreisen von Paulus, die in Rom mit seiner Verhaftung und Hinrichtung endet. Sie verlieren bei einer Überfahrt auf die Insel Zypern Robert, Elisabeth und Samuel. Zuvor wird vor ihren Augen Ariadne von Sklavenhändlern geraubt. Aber zwei neue Christen aus einer anderen Zeit werden ihre Begleiter und neue Freunde. Lotta aus Amerika und Adam, ein KZ-Häftling aus dem »Dritten Reich«, gehen mit ihnen, denn auch sie wurden von Gott in eine andere Zeit gesendet.
Die Zeit rennt ihnen davon. Es geht immer schneller voran, denn in ganz kurzen Abständen kommen sie von Ephesus, wo plötzlich Jonathan verschwindet und nicht mehr mit ihnen kommt, ins Mittelalter auf eine Burg in Deutschland. Dort erleben sie Armut und einen Kaplan, der sich geißelt, um nicht in die Hölle zu kommen. Im großen Fluss, der Donau, verlieren sie Anne.
Plötzlich sind sie wieder in einer anderen Zeit. Soldaten sind auf den Straßen und es gibt einen Gasangriff auf feindliche Stellungen.
David wird vermisst, aber glücklicherweise wiedergefunden. Arme Menschen in Kemmel, in der Nähe des berühmt-berüchtigten Kemmelberg, ein Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg in Belgien, werden von den Freunden mit Lebensmitteln versorgt.
Im Ort Kemmel finden sie für die Nacht eine Unterkunft in einem leerstehenden Gebäude.
Ein neuer Tag, es war etwa die siebte Stunde, die Sonne schien durch die Fensterscheiben und machte alles so friedvoll, aber plötzlich wurde es sehr laut. Die Freunde wurden dadurch aus dem Schlaf gerissen.
David war als Erster auf den Beinen, schaute aus dem Fenster und rief sehr aufgeregt: »Steht auf, über uns befinden sich Flieger und auf der Straße vor dem Haus marschieren Soldaten singend im Gleichschritt. Schnell, hier ist etwas im Gange!«
David wollte zu den Frauen in das gegenüberliegende Zimmer und sie wecken. Aber Susanne lief ihm im Hausflur schon entgegen.
»David, was ist hier los! Es ist ohrenbetäubend laut! Und wo sind wir hier? Das ist nicht das Haus von gestern Abend. Sieh dich doch einmal um, die Räume haben Teppiche, schwere Holzmöbel und große goldgerahmte Bilder an den Wänden.«
»Wir sind nicht mehr in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es ist anders. Wir sind auch nicht in Belgien, aber wo sind wir jetzt?« Sie fragte es sehr schnell und ihre Stimme überschlug sich fast.
Mittlerweile waren auch die anderen an ihrer Seite und sie sahen Susanne und David fragend an.
Lotta fand als Erste die Worte und sagte: »Das Haus hier gehört vermögenden Menschen, denn diese Einrichtung ist wertvoll. Schön ist es hier, aber wo sind die Leute, die hier wohnen?«
Da kam Adam ganz außer Atem angelaufen und berichtete: »Die Besitzer dieses Hauses sind Juden oder waren Juden. Das sehe ich an den Bildern im Raum nebenan, aber sie sind nicht mehr da. Ich glaube, die haben die Nazis abgeholt. Denn wir sind, so wie ich es sehe, im Jahr 1939 angekommen. Der Beginn des Krieges mit dem Einmarsch in Polen. Denn was wir vor unserem Fenster sehen, sind deutsche Soldaten. Aber mich verunsichert, dass die Einrichtung mit ihrem Inhalt komplett ist und keine wertvollen Gegenstände entwendet wurden. Demzufolge müssen die Besitzer hier noch irgendwo sein.«
»Aber wo können sie sich aufhalten, denn im Haus sind sie nicht?«, fragte Max, der ebenfalls das Haus in Augenschein genommen hatte.
»Oder halten die sich versteckt?«, fragte Johannes.
»Nein, das glaube ich nicht, denn zu dieser Zeit haben sich unsere Brüder noch nicht versteckt. Die meisten glaubten noch, dass ihnen nichts geschehen würde«, antwortete Adam.
Dann erzählte er ihnen von den Geschehnissen aus seiner Kinder- und Jugendzeit mit der Pogromnacht und den vielen Verhaftungen und Morden an den Juden.
»Aber da wussten sie doch, wie es für die Juden weitergehen würde, oder?«, fragte Max ungläubig.
»Viele von uns sind mit ihren Familien nach Israel oder nach Amerika ausgewandert. Auch unsere Nachbarn, es waren Freunde meiner Eltern, sie haben alles stehen und liegen gelassen und sind über Nacht geflüchtet. Ein Jahr später erhielten meine Eltern Post aus Israel. Sie waren dort gut angekommen, aber sie hatten nichts mehr und mussten sich alles wieder neu erarbeiten. Hier in Deutschland hatten sie alles gehabt, denn ein großes, gutgehendes Warenhaus war ihr Eigentum gewesen.«
»Aber es sind so viele geblieben, obwohl sie es ahnten, was geschehen könnte«, erwiderte Miriam dazu.
»Woher weißt du, dass viele der Juden geblieben sind?«, fragte Max.
»Meine Großmutter erzählte es meiner Mutter und die erzählte es mir. Denn die Großeltern meiner Großmutter lebten damals, während des Zweiten Weltkrieges, in Wien und da gab es viele jüdische Familien, die zum Teil auch aus Deutschland kamen. Diese waren immer froher Hoffnung, dass alles noch gut würde und ihnen nichts passieren könnte, da einige hochangesehene Bürger waren. Meine Mutter erzählte mir, dass ein naher Verwandter, auch jüdischen Glaubens, in der Wissenschaft tätig war. Auch er dachte bis zuletzt, dass ihm nichts passieren würde, da er ja gebraucht würde. Aber es kam doch ganz anders. Eines Tages standen mitten in der Nacht sogenannte SS-Männer vor seiner Tür und holten ihn ab. Sie haben danach nichts mehr von ihm gehört.«
Dann begann Adam zu erzählen: »Diese Vorkommnisse kann ich bestätigen, denn auch in dem Freundeskreis meiner Eltern wurden fast alle, die geblieben waren, abgeholt und in ein Lager gesperrt. Die meisten kamen niemals wieder. Ein guter Freund meines Vaters war ein Industrieller und besaß mehrere Betriebe mit etlichen Angestellten und Arbeitern. Auch ihn haben sie bei Nacht abgeholt und ein paar Tage darauf auch seine ganze Familie. Die Warnungen der Freunde, Deutschland zu verlassen, als es noch möglich war, haben die meisten ignoriert. Auch meine Eltern.« Als das Adam erzählte, hielt er seinen Kopf gesenkt und seine Hände verkrampften sich vor der Brust.
»Das stimmt doch nicht!«, rief Lotta dazwischen. Und dann sagte sie noch: »Wir sind jetzt wahrscheinlich im Jahr 1939 und wann wurden deine Eltern in das Lager gebracht?«
»Das war 1944, mitten im Krieg. Meinen Bruder konnten sie damals nicht mitnehmen, denn er war nicht zu Hause. Ich weiß bis heute nicht, ob er das alles überleben konnte.«
»Sagt doch, wie es ist. Wir sind jetzt vor der Verhaftung der Eltern von Adam hier. Wir können sie doch noch warnen und somit vor dem Tod retten«, erwiderte Lotta darauf.
»Wenn das nur so einfach wäre, aber in die Geschichte eingreifen, das werden wir wohl nicht können«, sagte David und schüttelte bedenklich den Kopf.
»Kommt, wir sehen uns dieses Haus, in dem wir übernachtet haben, einmal genauer an«, sagte Miriam und lief auch schon los durch den hellen Flur mit reichlich Bildern an der Wand bis zur Treppe. Susanne und die anderen folgten ihr und bewunderten das prächtige Haus. Es war ein zweistöckiges Gebäude und auf jeder Etage befanden sich ein Bad mit WC und für die damalige Zeit modisch eingerichtete Zimmer. Im unteren Bereich gab es eine ebenfalls sehr freundliche und helle Gaststube mit vielen Tischen und kleinen Sitzgruppen, die sich zwischen langgezogenen und bis zum Fußboden reichenden Fenstern befanden. Lange, fast weiße, geraffte Vorhänge schmückten die Fensterfronten. Jeder Tisch war gedeckt mit weißen Tischdecken, auf denen Vasen mit frischen Blumen standen. Hinter dem Tresen im Gastraum sahen sie eine breite Tür, die einen kleinen Spalt geöffnet war.
»Dahinter muss die Küche sein, denn da klappert jemand mit dem Geschirr. Hört ihr es auch?«, fragte Adam.
»Was sagt euch das alles? Wir sind hier in einem Hotel, das einer jüdischen Familie gehört«, sagte David dazu und Susanne nickte bestätigend.
Sie standen noch und schauten sich um, als die Tür zur Küche wie zur Bestätigung aufging und ein junger, gutaussehender Mann den Gastraum betrat. »Seien Sie gegrüßt und nehmen Sie bitte Platz. Das Frühstück wird Ihnen gleich serviert.« Der junge Mann drehte sich um und verschwand wieder in der Küche.
Sie setzten sich an die fertig eingedeckten Tische. Kaum dass sie saßen, kam der junge Mann wieder und schob einen Servierwagen voll mit leckeren Speisen an ihre Tische und begann sie zu bedienen. Frische, knusprige Brötchen und Brot, Butter, die goldgelb war, verschiedene Sorten Marmelade, aus Pflaumen, Kirschen, Johannisbeeren, Erdbeeren bestehend, drei Arten von Käse, verschiedene Wurstsorten und Eier wurden serviert. Etwas Obst, wie Äpfel, Birnen, Pflaumen und Erdbeeren, sowie Kaffee und Tee, wurden dazugestellt. Alles, was zu einem vollkommenen Frühstück gehörte.
»So viele gute Sachen haben wir sehr lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das Brot riecht so gut und die Birnen und die Äpfel, so einen Duft habe ich noch nie gerochen«, sagte Miriam kopfschüttelnd und dabei strahlte ihr Gesicht vor Freude.
»Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!«, sagte der junge Mann. Als er mit dem Auftragen der Speisen fertig war, verneigte er sich und ging wieder zurück in die Küche.
Jeder von ihnen bedankte sich und sie ließen es sich recht gut schmecken. Miriam nahm sich als Erstes eine Birne, die so saftig war, und sie genoss den Geschmack, denn sie verdrehte vor Begeisterung die Augen.
Nach einer Weile sagte Susanne: »Ob dieser junge Mann das Hotel ganz allein bewirtschaftet, oder sind noch andere Personen hier beschäftigt? Ist er der Besitzer oder nur ein Angestellter? Und wann haben wir hier eingecheckt, denn ich kann mich nicht daran erinnern?«
»Du kannst ihn doch fragen, wenn er die Tische abräumen kommt. Das würde mich auch interessieren«, meinte Miriam.
Susanne nickte und verzehrte dabei genussvoll ihr Brötchen.
Als der junge Mann wieder auftauchte, sprach sie ihn auch gleich an und fragte: »Sind Sie ganz allein hier in dem Hotel oder haben Sie noch Mitarbeiter?«
»Meinem Vater, dem Hotelier Siegmund Baginski, gehört das Hotel und ich, sein Sohn, arbeite gemeinsam mit meiner Mutter hier im Hotelbetrieb. Aber zurzeit kommen kaum noch Gäste, da wir Juden sind, und so reicht es aus, dass ich die Küche und die Bewirtung der kleinen Anzahl von Gästen übernehme.«
»Das tut uns sehr leid, denn Ihr Hotel ist ein sehr schönes und hier eine Zeit zu verweilen, muss herrlich sein«, meinte Susanne und lächelte dem jungen Mann aufmunternd zu.
»Hiermit lade ich Sie recht herzlich dazu ein, in unserem Hause so lange zu bleiben, wie Sie es möchten. Wir, meine Familie und ich, würden uns darüber sehr freuen und über die Kosten müssen Sie sich keine Gedanken machen.« Zuerst verstanden die Freunde es nicht, dass sie in diesem Hotel, ohne Bezahlung, Übernachtung und Verpflegung bekommen. David fragte den jungen Mann daraufhin: »Wie kann es sein, dass ausrechnet wir, ohne einen Pfennig zu bezahlen, in Ihrem Hotel unterkommen können?«
»Sie und Ihre Herrschaften, Sie sind für meine Familie, auch für mich, etwas ganz Besonderes. Meine Mutter sagte schon vor ein paar Wochen, dass wir Gäste bekommen werden, die uns der Herr, unser Gott, schicken wird. Diese sollen wir liebevoll aufnehmen und kostenlos nächtigen lassen und mit allem, was wir haben, versorgen. Sie hatte es geträumt und es war so sehr real, dass sie an ihrem Traum nicht zweifelte. Jetzt sehe ich, es ist wahr geworden, Sie sind wirklich gekommen, und Gott hat Sie gesandt.« David, Susanne und die Freunde waren sprachlos, als sie es hörten.
»Vielen Dank! Wir nehmen Ihre Einladung dankend an«, sagte David, auch im Sinne von allen, denn wir fühlten uns hier recht wohl.
»Das ist doch großartig! Wieder ein richtiges, gemütliches Bett nach so einer langen Zeit, das müssen wir genießen«, sagte Johannes.
»Dieses Hotel ist mit eines der besten hier in unserer Stadt. Es nennt sich Hotel de Rome. Viele Durchreisende haben in der vergangenen Zeit unser Hotel als eines der besten weit und breit bezeichnet und kamen immer wieder gerne hierher zurück und wurden zu Stammgästen. Seit der Machtübernahme der Nazis blieben leider immer mehr Gäste aus, sodass kaum noch einer unser Haus betritt. Sie sind seit mehreren Wochen die ersten Gäste und wir sind sehr froh darüber.«
»Ja, wir bleiben sehr gerne. Aber sagen Sie uns doch bitte, wie heißt diese Stadt, in der wir uns befinden?«, fragte David den verdutzt dreinschauenden jungen Mann.
»Die Stadt heißt Rosenberg und die Grenze nach Polen ist von hier aus nicht sehr weit. Woher sind Sie denn gekommen? Denn unsere Ortsschilder sind gut leserlich an allen Eingangsstraßen zu sehen.«
»Leider ist es uns entgangen, denn wir waren gestern Abend, als wir in die Stadt kamen, alle sehr müde. Das Militär mit seinen vielen vorbei- und aufmarschierenden Soldaten auf dem Platz vor dem Hotel, den tief fliegenden Bombern, die uns heute Morgen weckten, was bedeutet das? Kann es sein, dass jetzt ein Krieg beginnt?«, fragte David.
»Ja, leider ist es so. Jetzt haben wir Krieg!«
»Lebt Ihre Familie auch hier im Haus und haben Sie, außer dass keine Gäste kommen, noch andere Schwierigkeiten mit den Nazis?«
»Sie lassen uns in Ruhe und wir hoffen, dass es so bleibt und es für uns wieder besser wird.«
»Wir wissen aus sicherer Quelle, dass es für all diejenigen, die jüdischen Glaubens sind, noch viel schlechter wird. An Ihrer Stelle würde ich fortgehen von hier, solange es möglich ist. Denn es dauert nicht lange und Sie werden nicht mehr aus Deutschland herauskommen. Hier im Land wird noch eine größere Verfolgung und Vernichtung anlaufen, die viele tausende anders Denkende und Kriegsgefangene das Leben kosten wird. Ganze Familien werden sterben. Lassen Sie lieber alles stehen und liegen und gehen Sie nach Israel, zurück in Ihr Ursprungsland, solange Sie noch können.«
»Wir jungen Leute wollen gehen, aber die Eltern hängen an ihrem Zuhause und wollen ihre Heimat nicht verlassen. Und die Eltern allein hierlassen, das können wir nicht. Vater sagte erst gestern Abend, dass wir diese schlimme Zeit schon noch überstehen würden. Wir lassen uns nicht so einfach vertreiben.«
»Steht Ihre Synagoge noch oder ist sie auch dem Wahnsinn der Nazis zum Opfer gefallen?«
»Die haben sie bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Sie brannte mehrere Tage lang. Und an dem ersten Tage, auch noch danach, wurden einige unserer jüdischen Familien verhaftet. Wir haben keinen von ihnen wiedergesehen. Die Leute in der Stadt erzählen sich, dass alle in ein großes Lager bei Auschwitz kommen, das ist gar nicht so weit von hier. Dann sagen viele, dass man die Menschen, die dorthin kommen, nie wiedersieht. Das ist alles sehr erschreckend für uns und bereitet uns große Sorgen.«
»Das ist nur der Anfang! Gehen Sie bitte fort von hier, denn Sie kommen als Jude in dieses Lager und dort werden die Menschen umgebracht. Auch meine Eltern und meine kleine Schwester sind im Lager umgekommen. Gott, der Herr, hat nur mir einen Weg aus dem Todeslager gezeigt und mich gerettet«, erzählte daraufhin Adam.
»Sie sind Jude und waren in so einem Lager der Nazis?«
»Ja, ich bin Jude und kann es Ihnen nur ans Herz legen: Gehen Sie aus Deutschland weg und versuchen Sie in Israel oder Amerika eine neue Heimat zu finden, denn hier werden Sie nicht mehr lange leben dürfen. Die Nazis wollen alle Juden töten, ohne Ausnahme. Sie nennen es die ethnische Reinigung, die es seit 1934 schon gibt, und das heißt, nur sogenannte reinrassige Deutsche dürfen hier leben und die Juden, Roma und Sinti und auch Kriegsgefangene werden in den Lagern, die in ganz Deutschland entstehen, ermordet.«
»Dies kann ich mir nicht richtig vorstellen, obwohl es einige von unseren jüdischen Bekannten und Freunden hinter vorgehaltener Hand erzählen, wie schlimm sie Juden und Andersdenkende in Auschwitz behandeln und dass viele von ihnen nicht mehr wiederkommen.«
»Wir, meine Freunde und ich, wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie, dass Sie sich entschließen, von hier fortzugehen«, sagte Adam.
»Ich werde mit meinen Eltern intensiv darüber beraten. Danke für Ihren Rat und Ihre Informationen.«
Der junge Mann nahm ihre Namen auf und schrieb sie in ein ledergebundenes Hotelbuch. Danach zeigte er ihnen ihre Zimmer, die sich in der ersten Etage des Hauses neben einem großen Saal befanden. Die Frauen bekamen ein Zimmer mit Blick auf einen kleinen Garten. Die Männer hatten den Ausblick auf die Straße vor dem Hotel, die in Richtung Bahnhof führte, und den sogenannten Ring, den Marktplatz der Stadt. Neben dem Hotel befand sich das Augustinerkloster, das ebenfalls als Hotel genutzt wurde.
»Schön ist es hier! Wenn doch nur nicht dieser Krieg wäre«, meinte Miriam, die sich mit Susanne und Lotta eines der Zimmer teilte.
»Was wird das alles mit uns machen, was wird der Herr mit uns vorhaben? Ich bin gespannt, was wir hier erleben werden«, sagte Susanne und ein leichtes Frösteln durchlief sie.
»Kannst du mir sagen, wo Adam herkommt, wo er zu Hause war?«, fragte Miriam.
»Nein, ich weiß es nicht. Wir werden ihn fragen und können versuchen, seine Eltern ausfindig zu machen. Vielleicht ist es möglich, seine Familie noch zu retten.«
»Sollte es Gottes Wille sein, dass wir die Eltern von Adam retten?«
»Dies könnte schon sein, aber was Gottes Wege sind und was sein Wille ist, das werden wir erleben und wir müssen warten und sehen, wie es weitergeht.«
»Komm, wir machen es uns hier im Hotelzimmer gemütlich und beten um Klarheit.«
Jede vertiefte sich ins Gebet. Danach machten sie sich für einen Abendspaziergang fertig. Gemeinsam mit den Freunden verließen sie das Hotel.
Aus der Ferne hörten sie dumpfe, grollende Geräusche. David sagte: »Das sind Einschläge, da wird geschossen.«
»Diesen Lärm kennen wir«, sagte er noch und sah dabei sehr ernst aus.
Susanne ging näher an Adam heran und fragte ihn: »Sag doch, Adam, wo war dein Zuhause?«
»Susanne, ich bin hier in der Gegend aufgewachsen und zuletzt hatten meine Eltern ein Haus in Kreuzburg gekauft. Die Stadt ist nur ein paar Kilometer von hier entfernt.«
»Wir müssen dorthin und seine Familie warnen!«, rief Lotta aufgeregt, als sie es hörte.
»Aber Lotta, ich kann mir nicht vorstellen, wie das passieren soll, denn in die Geschichte können wir nicht eingreifen, das kann nur Gott. Seht doch, Adam ist hier bei uns durch den Willen des Herrn. Ihn hat er somit vor dem Tod im Lager der Nazis gerettet. Ob wir durch unsere Warnung die Hotelbesitzer retten können, ist auch fraglich, denn was damals passierte, wissen wir nicht. Alles liegt in Gottes Hand«, sagte Max, der neben Adam lief und alles mitanhörte.
Susanne erwiderte: »Ja, das stimmt. Aber wenn sie doch noch den Nazis entwischen konnten, dann war es Gottes Wille und nicht unsere Warnung jetzt. Und Adam wurde mit verhaftet, da er zu dieser Zeit bei seinen Eltern lebte. Aber er ist hier bei uns! Das können wir nicht verstehen, das kommt von Gott.«
Adam sagte: »Wie schon zu den anderen Zeiten unseres Aufenthaltes werden wir nichts ändern können, nur in bestimmten Fällen dort, wo wir helfen sollen. Das wird uns der Herr zeigen, denn deswegen sind wir hierherbestellt worden.«
»Adam hat recht. Wir sind hier, um Menschen zu helfen, so wie es sein Wille ist«, sagte Lucas und schlug dabei die Bibel von Ariadne auf, um darin zu lesen. Auch während des Laufes musste er nachsehen und lesen, denn es war ihm wichtig.
Und er sagte noch: »Ein jegliches hat seine Zeit und alles unter dem Himmel hat seine Stunde.«
Dann las er aus der Bibel: »Geboren werden und sterben, Pflanzen und ausrotten, was gepflanzt ist. Suchen und verlieren, behalten und wegwerfen, lieben und hassen. Streit und Frieden hat seine Zeit. Was geschieht, das ist zuvor geschehen, und was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen; und Gott sucht wieder auf, was vergangen ist.«
Die Tage vergingen und sie fühlten sich in der kleinen Stadt recht wohl, besuchten die Gottesdienste in der evangelischen Kirchgemeinde und sahen in den Menschen eher eine friedliche und gottesfürchtige Gemeinschaft und keine, die den Krieg gewollt hätte. Auch in den katholischen Kirchen wurden die Gottesdienste gepflegt und viele Besucher kamen. Susanne und David erlebten, dass doch viele Einwohner der Stadt glaubten, dass die neuen Machthaber durch den Aufschwung der Wirtschaft eine gute Lösung für ihre Zukunft seien, und so mancher von ihnen trat in die Nazi-Partei ein. Sie bekamen mit, dass viele Familien jüdischen Glaubens ängstlich gemieden wurden. Die Menschen hatten große Angst, als Sympathisanten von Juden selbst abgeholt zu werden und in ein sogenanntes Lager zu kommen. So geschah es, dass Juden aus ihren Häusern geholt und verschleppt wurden, ohne dass sie eingriffen.