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"Eine Handpuppe schließt durch ihre Direktheit das Innerste der Menschen auf", so Puppenspieler P.K. Steinmann. Apathie und Teilnahmslosigkeit sind Zustände, die bei Demenz den Alltag der Erkrankten dominieren. Puppen gegenüber wurde in fast allen Fällen beobachtet, öffnen sich die Menschen. Dieses Buch zeigt Ihnen wie Sie selbst mit großen Handpuppen erfolgreich Ihre eigenen erfolgreichen 10-Minuten-Aktivierungen durchführen können.
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Seitenzahl: 54
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Vorwort
Aktivierung mit Puppen bei Demenz
Die Therapiefrage
10-Minuten-Aktivierung
Die Aktivierungs-Situation
Große Handpuppen
Bekleidung der SpielerIn
Brauchen Sie einen Hintergrund?
Einsatz von Bühnentechnik
Puppen-Soziogramm erstellen
Sprache und Stimmlagen
Mit der Puppe proben
Wo wohnt eigentlich Ihre Puppe?
Synchrone Mundbewegung ist ein Muss
Blickkontakt ist wichtig
Position der Figur
Bewegung der Puppenhand
Kommunikations-Tipps bei Demenz
Streit unbedingt vermeiden
Ironie ist fehl am Platz
Geduld muss höchste Tugend werden
Verwenden Sie kurze Sätze
Aktives Zuhören unterstützt optimal
Sie kommunizieren immer
Nicht zu viele Fragen stellen
Nebengeräusche stören Aufmerksamkeit
Auf keinen Fall Schulmeistern
Emotionen aufgreifen und nicht gleich bewerten
Tempo, Struktur und Wortwahl anpassen
Stellen Sie geschlossene Fragen
Nicht dauernd über Mankos nörgeln
Wahnsinn und Fata Morgana: Ruhig bleiben
Höflich fragen – Nicht unterbrechen
Humor ist wenn beide lachen
10-Minuten-Aktivierung mit Puppen
Kontaktaufnahme mit Begrüßung
Zählen und Alter
Thema Kindheit als Fortsetzung
Jugend und Beruf
Ende der Aktivierung
Märchen raten
Über den Autor
Therapiepuppen und Märchen
Surftipps zu meinen Webseiten
Bezugsmöglichkeiten für große Handpuppen
Literaturverzeichnis
Professionelles Puppenspiel für Kinder und Jugendliche war lange Jahre mein Beruf. Mit meinem eigenen Theater zog ich durch die Lande und unterhielt meine Zuschauer auch mit pädagogischen Themen. Nach einigen Wandlungen beruflicher Natur geriet ich als Arbeitsvermittler und – berater in Kontakt mit dem Berufsfeld Betreuungskraft nach § 53c. Hier bekam ich zu spüren wie gewaltig die Nachfrage seitens der Seniorenheime nach MitarbeiterInnnen und wie enorm der Bedarf an sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten für SeniorInnen war und auch heute noch ist. Dies gilt bekanntlich ja ganz besonders für den Bereich der Demenzerkrankung. Dieses Thema hat mich regelrecht gepackt: Ich habe recherchiert, gelesen, zahlreiche Gespräche mit Pflegenden, Erkrankten und Angehörigen geführt und war mir dann ganz sicher: Meine damaligen Berufserfahrungen und die bestehenden Bedürfnisse dieser Erkrankung lassen sich auf einen Nenner bringen. Und das war der richtige Weg.
Jetzt ist das kleine Büchlein fertig. Mir bleibt jetzt nur noch Ihnen viel Freude beim Lesen und Spielen zu wünschen. Nutzen Sie die Anregungen für die erfolgreichen 10-Minuten-Aktivierungen Ihrer Bewohner, Patienten oder Angehörigen!
Michael Felske
„Die Handpuppe wird durch ihre Direktheit, im Kontakt mit dem Patienten, sein Innerstes aufschließen“, schreibt der international bekannte Berufspuppenspieler P.K. Steinmann in seinem Buch „Die Theaterfigur auf der Hand.“ Dieser Satz führt kurz und knapp geradeaus ins Ziel: Apathie und Teilnahmslosigkeit sind Zustände, die bei Demenz bei vielen Erkrankten den Alltag dominieren. Puppen gegenüber – und dies trifft besonders auf Tierpuppen zu – wurde in fast allen Fällen beobachtet, öffnen sich die Menschen. Es handelt sich dabei um eine fantastische Möglichkeit eine Kommunikation zu gestalten, die vorher ohne Einsatz von Handpuppen nicht möglich war. So ergibt sich ein Zugang zum Bewusstsein. Große Handpuppen sind aus Stoff und haben ein Klappmaul sowie einen spielbaren Arm und spielbare Hand. Dies bedeutet: Es eröffnen sich dem Spieler/der Spielerin die weite Kommunikationsebene der Körpersprache mit der Puppe. Wie Sie sicherlich wissen läuft bei der herkömmlichen Kommunikation unter Gesunden der Löwenanteil der Kommunikation über Körpersprache ab. Bei Demenzerkrankten kommt diesem Kanal eine besonders große Bedeutung zu, denn die Mitteilung durch Sprache ist oftmals durch Wortfindungsstörungen erheblich beeinträchtigt. Ansprache durch Handpuppen erreicht die Menschen auf der Gefühlsebene und bietet so die perfekte „Bühne“ für Interaktion, die – wie das Wort schon sagt – die Menschen aktiviert. Svenja Forst berichtet im Forum für Ergotherapie bei Demenz www.ebede.net über den Einsatz von Tierhandpuppen in der Ergotherapie. Sie schreibt vom hohen Aufforderungscharakter der Handpuppen, die allerdings lebensecht gespielt werden müssten, damit es zu guten Ergebnissen und gewünschten Effekten kommen könne. Für Sie bedeutet das wie hier im Buch später beschrieben: Proben, Üben und nochmal Proben! Kleine Handpuppen schließt Forst für die Zielerreichung aus: „Kleine Handpüppchen aus dem Spielzeugladen können dem Betroffenen den Eindruck eines Kasperletheaters vermitteln, sodass er sich nicht ernst genommen fühlt.“
Im Praxis-Test mit einer Labradorwelpen-Handpuppe, so Forst, „zeigten viele Demenzpatienten starke Emotionen wie Freude, Überraschung, Neugierde, Begeisterung und das Bedürfnis, Nähe zu der Puppe aufzubauen. Unsicherheit kam nur dann auf, wenn der Hund wild spielte. Niemals aber verspürten die Teilnehmer Abneigung oder Angst.“ Hier zeigt sich die große Bedeutung des Menschen, der die Puppe spielt. Einfühlsamkeit steht an erster Stelle: Der „Star“ ist der Mensch, der von Ihnen aktiviert werden soll, und nicht der oder die SpielerIn. Jenseits von nonverbaler Kommunikation könne die Handpuppe, so Forst, möglicherweise auch als „Auslöser (…) eines biografischen Gesprächs funktionieren. Diese Autorin weist in ihrem Bericht auch noch darauf hin, dass die Beschaffenheit der Handpuppe eine Rolle spiele: Kuschliges Fell z.B. fördere „die taktil-haptische Stimulation (…) und erhöht den Wachheits- und Aufmerksamkeitsgrad der Betroffenen.“ So entstehe eben einfach der Wunsch nach Handlung – die Menschen wollen die Puppe auch einmal anfassen und selbst spüren. Zusammen betrachtet erreichen die Handpuppen ein höheres Maß an Kommunikation, „funken“ verstärkt auf der Gefühlsebene und erwecken Wünsche, die auch erfüllt werden. Meine Meinung dazu: Was will man mehr? Nutzen Sie Ihre Chance, proben Sie mit einer großen Handpuppe und verschaffen Sie den Menschen einen schönen Moment in Ihrem Alltag!
Wenn Sie bei einer Suchmaschine die Vokabel „Therapiepuppe“ eingeben, dann finden Sie sofort Angebote für die großen Handpuppen, über die ich hier schreibe. Bloß: Ist dann das, was Sie mit Ihrer Puppe tun, automatisch auch eine Therapie oder im weitesten Sinne eine therapeutische Tätigkeit?
An dieser Stelle empfehle ich ein vorsichtiges und bedächtiges Argumentieren, will dabei megaselbstbewusste Schnellschüsse vermeiden. Ich verrate Ihnen auch, warum. „Therapie“ stammt vom griechischen Wort „therapeia“ ab. Es bedeutet Diener oder Pfleger. Wer eine Therapie für einen anderen macht, will ihm dienen, ihn pflegen – kurz gesagt: er will ihm helfen. Dienen und Pflegen „ist etwas Langwieriges, Kontinuierliches. Wer also meint, dass therapeutisches Puppenspiel eine schnelle Hilfe für irgendein Leiden ist, der denkt (…) nicht an Therapie. (…) Unsinn ist es zu glauben, mit therapeutischen Puppenspiel könne man die Welt verändern“, schreibt Barbara Scheel in ihrem Aufsatz „Arbeit mit Puppen, Figuren und Schatten – Sinn und Unsinn des therapeutischen und pädagogischen Puppenspiels“ im Buch von Gudrun Gauda (Hg.) Puppen- und Maskenspiel in der Therapie.