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10 Spitzen-Western Juni 2022: Glorreiche Western Sammelband 10 Romane (899) von Alfred Bekker, Heinz Squarra, Pete Hackett, Larry Lash Über diesen Band: Männer im Kampf um Recht und Rache. Dramatische Romane, die im amerikanischen Westen spielen und dessen einzigartige Weite widerspiegeln. Top-Autoren des Western-Romans haben diese Geschichten meisterhaft in Szene gesetzt. Diese Ebook enthält die folgenden Western: Heinz Squarra: Carringo und die erlorenen Heinz Squarra: Das Rudel der Fünf Heinz Squarra: Der gnadenlose Slim Alfred Bekker: Höllenjob in Kansas Alfred Bekker: Die Todesreiter vom Rio Pecos Larry Lash: Die Verlorenen Pete Hackett: Handlanger des Todes Pete Hackett: Desperados Pete Hackett: Gnadenlose Jagd Pete Hackett: McQuade und die Patrouille der Todgeweihten Bruderzwist führt dazu, dass Jack von der Ranch weggeht. Sein Bruder Slim will es nicht auf sich beruhen lassen. Nein, auch das Land der hübschen Hedy, Jacks Verlobter, soll ihm gehören. Um seinen Willen durchzusetzen, schreckt er vor keiner Gewalttat zurück.
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Seitenzahl: 1477
10 Spitzen-Western Juni 2022: Glorreiche Western Sammelband 10 Romane
von Alfred Bekker, Heinz Squarra, Pete Hackett, Larry Lash
Über diesen Band:
Titelseite
10 Spitzen-Western Juni 2022: Glorreiche Western Sammelband 10 Romane
Copyright
Verlorene Gringos: Western Großband 3 Romane 7/2021
Heinz Squarra | Verlorene Gringos: Western Großband 3 Romane 7/2021
Verlorene Gringos: Western Großband 3 Romane 7/2021 | Heinz Squarra
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Carringo und die Verlorenen
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Das Rudel der Fünf
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Der gnadenlose Slim
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Verlorene Todesreiter: Western Großband 7 Romane 5/2021
Alfred Bekker & Larry Lash & Pete Hackett | Verlorene Todesreiter: Western Großband 7 Romane 5/2021
Verlorene Todesreiter: Western Großband 7 Romane 5/2021 | von Alfred Bekker, Larry Lash, Pete Hackett
Copyright
Höllenjob in Kansas | von Alfred Bekker
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Die Todesreiter vom Rio Pecos | von Alfred Bekker
Die Verlorenen
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Handlanger des Teufels
Desperados
Gnadenlose Jagd
McQuade und die Patrouille der Todgeweihten
Männer im Kampf um Recht und Rache. Dramatische Romane, die im amerikanischen Westen spielen und dessen einzigartige Weite widerspiegeln. Top-Autoren des Western-Romans haben diese Geschichten meisterhaft in Szene gesetzt.
Diese Ebook enthält die folgenden Western:
Heinz Squarra: Carringo und die erlorenen
Heinz Squarra: Das Rudel der Fünf
Heinz Squarra: Der gnadenlose Slim
Alfred Bekker: Höllenjob in Kansas
Alfred Bekker: Die Todesreiter vom Rio Pecos
Larry Lash: Die Verlorenen
Pete Hackett: Handlanger des Todes
Pete Hackett: Desperados
Pete Hackett: Gnadenlose Jagd
Pete Hackett: McQuade und die Patrouille der Todgeweihten
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Bruderzwist führt dazu, dass Jack von der Ranch weggeht. Sein Bruder Slim will es nicht auf sich beruhen lassen. Nein, auch das Land der hübschen Hedy, Jacks Verlobter, soll ihm gehören. Um seinen Willen durchzusetzen, schreckt er vor keiner Gewalttat zurück.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Dieser Band enthält folgende Romane:
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Carringo und die erlorenen
Das Rudel der Fünf
Der gnadenlose Slim
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Bruderzwist führt dazu, dass Jack von der Ranch weggeht. Sein Bruder Slim will es nicht auf sich beruhen lassen. Nein, auch das Land der hübschen Hedy, Jacks Verlobter, soll ihm gehören. Um seinen Willen durchzusetzen, schreckt er vor keiner Gewalttat zurück.
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© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Western von Heinz Squarra
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 108 Taschenbuchseiten.
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Die Papagos haben gewagt, ihr Land zu verteidigen. Nun werden sie dafür bestraft. Die letzten Überlebenden sollen in die Reservation gebracht werden. Als sie durch Prescott fahren, sehen die Einwohner mit Entsetzen, wie die Indianer von ihrer Eskorte behandelt werden. Die Menschen versuchen, den Geschundenen Brot und Wasser zu geben, doch die Soldaten verhindern dies. Einer der Indianer schaut Carringo an. Er erkennt die Medaille, die Carringo trägt und nennt ihn Bruder. Carringo hofft mehr von ihm zu erfahren, aber der Major verbietet ihm mit dem Mann zu sprechen.
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© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Sie waren vernichtend geschlagen worden, aber ein furchtbarer Leidensweg lag noch vor ihnen.
Einer der sechs Wagen hielt auf der Overlandstraße nach Prescott an, als sich die Häuser bereits in Sichtweite befanden.
Major Kent, ein sechs Fuß großer, raubeiniger Offizier, lenkte sein Pferd neben den staubigen Karrenweg, zügelte es und schaute zurück.
Die fünf übrigen Wagen bewegten sich weiter der Stadt entgegen. Kents Soldaten schlugen auf die erschöpften, ausgemergelten Zugpferde ein.
„Was ist denn da hinten los?“, brüllte der Major und stellte sich in den Steigbügeln auf. Er war vierzig Jahre alt, schwer und massig. Schwarzes Haar ließ sich unter dem Hutrand erkennen. Böse funkelten die Augen. Ein sichelförmiger Schnauzbart prangte in seinem Gesicht und unterstrich das finstere Aussehen.
Da sah er es.
Einer der gefangenen Papago Krieger war abgesprungen und geflüchtet. Obwohl in Ketten geschmiedet, versuchte der ausgelaugte junge Mann zu entwischen.
„Den hole ich!“ Major Kent riss sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Das große Tier streckte sich, hart trommelten die Hufe über den Boden. Der Reitwind bog dem hartgesichtigen Major die Hutkrempe nach oben. Er grinste bösartig, als er den jungen Indianer in der zerfetzten Kleidung zurückschauen sah und rief: „Warte, Rothaut, das wirst du gleich bitter bereuen!“
Der junge Krieger schleifte die klirrende Kette durch das brechende Gestrüpp. Die Glieder blieben am Geäst hängen und rissen es zwar los, aber dennoch wurde es für ihn immer schwerer, weiterzulaufen. Major Kent rollt die Bullpeitsche aus. Sein Hengst flog durch das Gestrüpp, die Peitsche schwang über den Kopf und zuckte nach unten. Der junge Indianer wurde auf den Rücken getroffen.
Der Papago schrie auf. Taumelte und stürzte in das verbrannte Grammagras. Kent ritt im Bogen um die zuckende Gestalt herum und schrie: „Steh auf!“ Er zügelte das große Pferd und ließ die
Peitsche links des Tieres hängen, die Hände aufs Sattelhorn gestützt. Der junge Papago stöhnte, zog ein Bein an und krallte die schmutzigen Finger in den Boden. Er wollte gehorchen, aber die Kraft dazu fehlte ihm. Nicht einmal bis auf die Knie schaffte er es. dann versagte seine Kraft, und er lag abermals am Boden.
„Bist du taub?“, fauchte Kent ihn an, „Du willst nicht gehorchen, was?“
Der junge Krieger versuchte es noch einmal. Mit zusammengepressten Lippen gelang es ihm, aber er schwankte wie ein Strauch im Wüstensturm und drohte, jede Sekunde wieder umzukippen.
Kent schaute über den misshandelten Burschen hinweg.
Alle sechs Wagen hielten inzwischen auf der Overlandstraße. Sie befanden sich von Prescott noch weit genug entfernt, dass dort niemand etwas von den Geschehnissen bemerken konnte. Aber das interessierte Kent und seine Männer auch herzlich wenig. In seiner Abteilung gab es keinen Mann, der einen Indianer höher als eine Ratte eingestuft hätte.
Noch vor den Büschen schwankte der Indianer wieder stärker, verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie.
„Ich zähle bis drei!“, drohte Kent. Er hielt schräg hinter dem jungen Burschen und packte die Bullpeitsche fester.
Auf den Wagen jammerten ein paar Indianer. Eine junge Squaw tat durch lautes Wehgeschrei kund, dass sie mit dem Geschundenen fühlte.
Kent schaute über das Gestrüpp hinüber und grinste höhnisch.
„Stopft denen doch mal die Mäuler, Sergeant! Was sollen denn die Leute in der Stadt da vorn dazu sagen, wenn die so herumschreien, dass es Tote aufweckt!“
„Jawohl, Sir!“ Der Sergeant winkte den Soldaten, die sofort mit ihren Peitschen auf die Insassen der Wagen einschlugen, bis einigermaßen Stille herrschte.
Inzwischen stand der junge Krieger wieder, ohne dass Kent zu zählen brauchte.
„Na fein, du kannst also doch, wenn du willst!“ Kent holte aus und schlug zu, und so traf die Peitsche den Geschundenen noch einmal. Er wurde vorwärtsgestoßen. Die Fetzen des Hemds umflatterten den von Striemen gezeichneten Rücken, die Kette klirrte im Sand hinterdrein.
Der Papago erreichte den letzten Wagen und prallte kraftlos gegen die hohen Bretter der Bordwände.
„Helft ihm, ihr stinkenden Teufel!“, brüllte Kent. „Sonst werdet ihr alle durchgepeitscht!“
Die Indianer zogen den Krieger über die Bordwand und ließen ihn auf die von Dreck, Urin und Kot bedeckte, übel stinkende Strohschütte sinken.
Im Wagen davor stand eine junge, wie alle anderen in Lumpen gehüllte Squaw auf und schaute nach hinten. Aber die Peitschenschläge der gnadenlosen Soldaten schleuderten sie auf die Bretter zurück.
„Vorwärts!“, befahl Kent.
„Marsch!“, brüllte der Sergeant.
Die sechs Wagen setzten sich wieder in Bewegung und rollten weiter der in Dunst gehüllten Stadt entgegen.
Ich stand am Fenster im Marshal’s Office, als der traurige Zug Prescott erreichte.
„Straße frei!“, schrie einer der beiden vorausreitenden Soldaten. „Weg da, es gibt nichts zu sehen!“
Die Dielen knarrten unter Chacos Stiefeln. Als er neben mich trat, brach sich ein Sonnenstrahl auf dem Marshalstern an seinem Poncho.
Hinter den Vorausreitern gerieten die kleinen Wagen ins Blickfeld. Ich erkannte die ausgemergelten Gestalten, die man auf den Ladeflächen, wie Vieh zusammengepfercht, transportierte. Alte und junge Männer, Frauen und Kinder saßen dicht gedrängt zwischen den Bordwänden. Die hohlen Gesichter mit den hohen Backenknochen und den tiefliegenden, leicht geschlitzten Augen verrieten die Strapazen, die hinter ihnen lagen, aber auch Hunger und quälenden Durst.
„Papagos“, sagte ich leise. „Die haben mit ihrem Widerstand der Armee schwer zugesetzt. Wahrscheinlich die letzten, die die Kämpfe überlebten.“
Chaco nickte düster. „Und vermutlich auf dem Weg nach Oklahoma. Ins Reservat.“
Noch vor dem Office hielten die sechs Wagen mitten auf der Straße im glühenden Sonnenlicht an.
Menschen strömten aus den Häusern und liefen in der Hauptstraße von beiden Seiten aus zusammen.
Die Soldaten bildeten einen großen Ring um die alten Gefährte und hielten Gewehre drohend in den Händen.
„Alles Zurückbleiben!“, befahl der Offizier, der entlang der Reiterkette nach vorn strebte.
„Der sieht übel genug aus“, murmelte Chaco.
Ich öffnete die Tür und trat auf den Gehsteig hinaus. Chaco folgte mir. Wieder brach sich das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne auf seinem Stern.
Der Major sah uns, umritt die Männer vor seinem Treck und zügelte das Pferd. Er musterte uns, vor allem Chaco neben mir und grinste dreckig.
An mich gewandt, fragte er: „Ist das wirklich der Marshal dieser Stadt?“
„Ich denke schon“, entgegnete ich.
„Chaco Gates“, setzte mein Amigo hinzu.
„Kent.“ Der Major tippte flüchtig mit dem Gewehrlauf an seinen Hutrand. „Wir wollen die Pferde wechseln. Und meine Leute brauchen Wasser.“
„Ihre Gefangenen sicher auch“, sagte ich.
Kents Grinsen verstärkte sich. „Nein, die nicht. Das sind hartgesottene Wilde, die es auch so ganz gut aushalten. Vielleicht ein paar Liter Milch für die Kinder.“
„Wir haben genug Wasser, um auch die Indianer versorgen zu können“, erklärte Chaco hart.
„Es sind meine Gefangenen, Marshal. Und die brauchen kein Wasser. Das läuft denen nur alles ins Stroh, wenn Sie wissen, was ich meine. Und dann stinken diese Rothäute noch mehr. Das möchte ich meinen Männern nicht zumuten.“
„An was Sie alles denken“, sagte ich höhnisch.
Hinter uns drängte sich die Menschenmenge ebenso wie auf der anderen Straßenseite zusammen.
„Eine Schande ist das!“, rief eine Frau empört.
Kent wuchs im Sattel und kniff die Augen zusammen. „Das sind unsere Feinde, Madam! Räudige Wilde, die Ihnen die Kehle durchschneiden würden, wenn sich dazu eine Gelegenheit bieten sollte.“
„Es sind wehrlose Gefangene!“, beharrte die Frau. „Und Gefangene behandelt man anders. Als Offizier sollten Sie das eigentlich wissen!“
„Sehr richtig!“, stimmte ein älterer Mann zu.
Kent lenkte sein Pferd herum und ritt weg.
Das Murren der Menschen nahm zu. Ich musste mich nach hinten stemmen, um nicht vom Gehsteig auf die Fahrbahn geschoben zu werden.
„Hört auf“, verlangte Chaco. „Die schießen auf uns, wenn es ihnen einfällt!“
An der nächsten Ecke verlangte Kent inzwischen wieder Milch. Eine Frau mit einer Kanne und einem Becher betrat die Straße. Mehrere Soldaten stiegen von den Pferden. Zwei gingen an den Wagen entlang und verteilten spartanische Rationen an die kleinsten Kinder der Indianer. Andere schirrten die Pferde aus.
Major Kent tauchte auf der anderen Straßenseite auf seinem großen Pferd wieder auf.
„Stallmann, wir brauchen Wechselpferde!“, schrie er durch die Straße.
Chaco verließ den Gehsteig und wollte zu den Wagen.
Mehrere der noch auf Pferden sitzenden Bewacher sprangen ab, und versperrten dem Marshal mit vorgehaltenen Gewehren den Weg.
„Ich will sie nur mal ansehen“, sagte Chaco.
„Hier gibt's nichts anzusehen!“, blaffte der Mann in der Mitte, der Chaco an eine Klapperschlange erinnerte.
„Aber ich bin der Marshal.“
„Und wenn du der Gouverneur von Arizona wärst, gingen dich unsere Gefangenen einen Dreck an“, sagte der nächste grinsend.
Kent kehrte zurück. „Was ist hier los?“
„Dieser Sternträger will die Rothäute ansehen, Sir!“
Kent zügelte sein Pferd. „Sie sind wirklich der Marshal hier?“ Er schüttelte den Kopf. „Ist doch nicht zu fassen!“
„Der würde ganz gut auf einen unserer Wagen passen!“, höhnte ein Soldat auf der anderen Straßenseite.
Chaco trat zurück.
An der Straßenecke vor der City Hall tauchten die ersten Schulkinder auf, deren Unterricht gerade zu Ende ging.
Ich verließ den Gehsteig ebenfalls, trat neben Chaco und sagte: „Mister Kent, die Kinder kommen aus der Schule.“
„Na und?“
„Sollen die wirklich mitansehen, dass Indianer wie Vieh behandelt werden?“
Duncan und ein paar andere Männer erfassten die Situation bereits und liefen den lärmenden Schulkindern entgegen, um sie abzudrängen.
„Meine besten Männer sind unter den Pfeilen, Lanzen und Äxten dieser roten Teufel gefallen, mein Lieber. Ich sehe nicht die mindeste Veranlassung, das Pack anders zu behandeln. Und jetzt ziehen Sie sich endlich mit Ihrem komischen Marshal zurück.“
Ich wusste, dass mit diesem arroganten Kerl nicht zu reden sein würde, und stieß Chaco an.
„Im übrigen schadet es den Kindern nicht, wenn sie beizeiten erkennen, dass Rothäute Ungeziefer sind“, fuhr Kent fort. „Ungeziefer, das es auszumerzen gilt. Je früher, desto besser!“
„Lass ihn, Chaco.“ Ich wandte mich ab.
„Jagt diese Schinder doch aus der Stadt!“, rief eine helle Frauenstimme.
Kent ritt zum Saloon an der Plaza, stieg dort vom Pferd und verschwand unter dem Vordach.
Hinter den Wagen tauchten ein halbes Dutzend Frauen auf, die kleine Pakete bei sich trugen und zu den Wagen eilten.
Ein Pfiff rief ein halbes Dutzend Soldaten schneller hinter der Wagenkolonne zusammen, als die Frauen diese erreichten.
„Lasst uns durch, wir wollen den armen Leuten etwas zu essen geben!“, rief eine ältere Frau.
Ich eilte mit Chaco zu dem rasch sich bildenden Pulk, dem sich immer mehr Menschen zugesellten.
„Zurück!“ Einer der Soldaten richtete das Gewehr über die Köpfe und feuerte in die Luft.
Das Krachen raste donnernd durch die Stadt.
Kent tauchte vor dem Saloon auf, schwang sich in den Sattel und galoppierte heran.
Chaco und ich waren schneller bei den Frauen und wollten ihnen helfen, eine Gasse zwischen die Soldaten zu schlagen. Wir gelangten jedoch nicht weit genug. Eine Frau warf ihr Paket über die Köpfe weg, doch es landete noch vor dem letzten Wagen im Staub.
Ich konnte schon fast nach der hinteren Bordwand greifen, als die Soldaten von beiden Seiten nach mir griffen. Ich riss mich los, wirbelte herum und wollte den Uniformierten rechts von mir zur Seite stoßen. Doch der andere hielt mich fest. Mein Hemd spannte sich auf der Brust. Die Knöpfe rissen ab. In der Sonne glitzerten die Medaillons, die ich trug.
Auf dem Wagen richtete sich ein Papago auf, starrte darauf und rief: „Bruder!“
Die Soldaten drängten mich zurück. In Staub gehüllt, schloss sich die Mauer.
Ich starrte hinüber zu dem Indianer. Er stand immer noch auf dem Wagen. Sein lederhäutiges, ausgemergeltes Gesicht erweckte den Eindruck, als wäre er ein steinalter Mann. Ich nahm jedoch an, dass er wenig älter als ich selbst war.
Ein Reiter schlug den Papago mit dem Gewehrkolben zusammen.
Kent zügelte vor mir so hart das Pferd, dass das Tier mit einem schrillen Wiehern auf die Hinterhand stieg. Vor mir wirbelten die eisenbeschlagenen Hufe und schlugen krachend gegeneinander.
Ich blieb stehen.
Kent beruhigte das Pferd. Fuchsteufelswild blickte er mich an. „Wollen Sie sich mit Gewalt mit der Armee anlegen, Mister?“
Ich war in Gedanken noch bei dem Papago, der mich Bruder genannt hatte, und ich ahnte, dass sich eine neue Spur in meine Vergangenheit öffnete.
„Ich will mit einem der Indianer reden!“, verlangte ich schroff.
„Bei Ihnen stimmt was im Kopf nicht mehr, wie?“ Kents böses Gesicht verzerrte sich zu einem gemeinen Grinsen.
Seine Soldaten hatten die Frauen indessen endgültig in die Flucht geschlagen.
Chaco tauchte bei mir auf und flüsterte: „Gib’s auf. Sie sind formal im Recht.“
„Los, haut ab!“, befahl der Sergeant. Er und seine Leute nahmen die Gewehre quer und hielten sie mit beiden Händen fest. Wie eine Barriere rückten sie gegen uns vor und schoben uns bis zur Veranda des erstbesten Hauses zurück.
„Hast du den Papago gehört?“ Ich stieg die beiden Stufen hinauf.
»Ja.“
„Der erkannte die Medaillons auf einen Blick.“
„Der Major lässt dich trotzdem nicht mit ihm reden. Dem kannst du auch nichts erklären. Als normaler Mensch ist er auch nicht zu bezeichnen.“
Kent sprengte auf seinem großen Pferd rund um den abgeriegelten Transport und schrie: „Wenn sich noch einmal jemand den Wagen nähert, gebe ich Feuerbefehl!“
„Das bringt der glatt fertig“, murmelte Chaco. „Los, wir gehen zu Manuela. Es ist Essenszeit. Jellico ist auch aus der Schule zurück. Sie warten sicher schon auf uns.“
Nachdem sich alle Menschen wieder unter den Vordächern befanden und die Postenkette um die sechs Wagen wie ein Wall stand, ritt der Major zum Silver Bell Saloon zurück, saß dort ab und ging ins Haus.
Der bärbeißige Sergeant stand jetzt beim letzten Wagen, blickte aber zu mir herüber.
„Den würde ich nicht fragen, ob er dich mit dem Indianer reden lässt“, flüsterte Chaco. „Der wartet geradezu darauf, dir eine Abfuhr zu erteilen!“
„Ich sehe es.“
„Dann lass uns jetzt gehen.“
„Aber es ist vielleicht eine einmalige Chance, etwas zu erfahren, was sonst für immer im dunkeln bleibt.“ Ich wollte einfach nicht glauben, dass es unmöglich sein sollte, mit einem gefangenen Indianer zu sprechen, der sich nur zehn Yards von mir entfernt befand.
Da erhob sich der Krieger wieder und schaute sich suchend um. Er sah mich nicht gleich. Ein Soldat schlug ihn zusammen, so dass er zwischen die anderen auf die Strohschütte fiel.
Zwar verließ ich den Gehsteig, doch der Sergeant und seine Männer richteten die Gewehre auf mich und repetierten sie.
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
„Noch einen Schritt!“, rief der Sergeant. „Dann hörst du das Knallen nicht mehr, Freundchen!“
Schritt um Schritt trat ich zurück. Chaco zog mich am Ärmel.
„Gehen wir!“
Mein Inneres befand sich in Aufruhr. Das Hemd wechselte ich, ohne es richtig zu bemerken, und was ich aß, wurde mir auch nicht bewusst.
Manuela blickte fragend zu Chaco, der unmerklich den Kopf schüttelte.
Jellico, der mir gegenüber am Tisch saß, sagte auf einmal: „Es sind böse Soldaten!“
Ich schaute auf. Manuela schien nicht zu wissen, was sie tun sollte, die Bemerkung überhören oder Jellico tadeln.
„Sie sind noch schlimmer“, setzte da Chaco hinzu. „Ich erkläre sogar, sie sind hundsgemein.“
„Um was geht es denn?“, fragte Manuela.
Chaco erzählte von den Gefangenen, von denen Manuela noch nichts wusste.
„Hast du die Wagen nicht gesehen?“, fragte ich.
„Ich hatte mit den Zwillingen zu tun. Da kann man sich nicht um das kümmern, was auf der Straße passiert.“
„Sie schlagen mit Peitschen“, sagte Jellico. „Was haben die Indianer ihnen denn getan?“
„Sie verteidigten ihr Land“, erklärte Chaco. „Und nach Ansicht der Armee ist das für einen Indianer verboten.“
Ein Klopfen am Fenster unterbrach den Disput.
„Ist Carringo da?“
Ich stand auf, umging den Tisch und öffnete das Fenster. Es war einer von Duncans Stallknechten.
„Der Boss wünscht Sie zu sprechen.“
„Ja, gut.“
„Es ist besser, ihr lasst euch dort nicht sehen“, sagte Chaco. „Es regt euch nur auf. Und helfen könnt ihr den Papagos doch nicht.“
Ich schloss das Fenster und kehrte an den Tisch zurück. Hunger hatte ich keinen, aber um Manuela nicht zu beleidigen, aß ich den Rest der Suppe. Als ich aufstand, sagte Chaco, dass er mich begleiten wolle.
„Und der Spaziergang, den ich jeden Tag mit dem Kinderwagen unternehme?“ Manuela erhob sich, als ich bereits an der Tür stand.
„Es wäre wirklich besser, du bleibst heute im Haus“, erwiderte ich. „Man weiß nie, was passiert, wenn die Menschen der Zorn übermannt.“
Chaco und ich verließen das Haus und gingen über die Straße.
Die Situation zeigte sich unverändert. Von den Soldaten umstellt, hockten die ungefähr fünfzig Gefangenen auf den verdreckten Wagen und eine dichte Menschenmenge säumte die Fahrbahn. Der Offizier schien noch im Silver Bell Saloon zu weilen.
Duncan, der Agenturleiter der Wells Fargo, stand vor der Station. Bevor wir uns trennten, sagte Chaco: „Ich werde zum Fort reiten und versuchen, eine Sprechgenehmigung mit dem Indianer zu erwirken.“
„Wahrscheinlich muss ich Prescott verlassen.“
„Dann rede ich mit dem Indianer, der dich Bruder nannte. Bereite dir darum keine Sorgen.“
Wir trennten uns.
„Das ist ja eine Sauerei, wie sie im Buche steht!“, entrüstete sich Henry Duncan. „Aber leider haben wir nicht den geringsten Einfluss darauf.“ Er griff nach meinem Arm und führte mich durch die offenstehende Tür.
Im Haus war es angenehm kühl und niemand anwesend.
„Leider muss ich dich dringend wegschicken. In der Nähe von Willow ist einer unserer Transportwagen verschwunden, mitsamt der Pferde und des Fahrers.“
„Wann?“
„Ich erhielt diese Meldung eben erst. Leider keine Einzelheiten. Sicher nur eine kleine Sache. Du kannst bald wieder zurück sein.“
Ich schaute nach draußen und suchte bei den Wagen nach jenem Indianer, der mir keine Ruhe mehr ließ. Aber ich sah ihn nicht mehr. Vielleicht lag er auf der Ladefläche und wurde von den anderen und den Bordwänden verdeckt.
„Der Wagen war nach Willow unterwegs“, berichtete Duncan weiter. „Er fuhr bei einer Station vorbei, die ein gewisser Williamson mit seiner Familie bewirtschaftet. Danach tauchte er nicht mehr auf.“
„Was hatte er denn geladen?“
„Das ist ja die kuriose Sache daran. Saatgut. Nichts weiter als Saatgut.“
„Also, wenn er überfallen wurde, dann deswegen, weil jemand wegen Saatgut in Verlegenheit war?“, fragte ich erstaunt.
Duncan zuckte mit den Schultern. „Ich kann mir auch keinen Reim darauf machen.“
„Na gut, ich reite gleich weg. Da die Station südlich von Willow liegt, müsste ich sie morgen früh erreichen können.“
„Genau meine Meinung.“
Ich verließ die Agentur, blieb auf der Veranda noch einmal stehen und schaute zu den Wagen.
Der Major ritt gerade von der Plaza herüber auf die Kolonne zu.
Da sah ich den Indianer, der mich die ganze Zeit beschäftigt hatte. Er saß noch auf dem letzten Wagen, aber er blickte nicht zu mir herüber.
Chaco erschien vorm Marshal's Office. „Und?“
„Ich muss nach Norden. Wegen eines verschollenen Transportwagens.“
Major Kent ritt vor seinen Soldaten am Straßenrand heran. Als er sein Pferd zügelte, wandte ich mich ab und ging, da ich keine Lust hatte, von ihm wieder angemotzt zu werden.
Manuela und Jellico waren mit dem Abwasch beschäftigt. Jellico sagte: „Wir wollen den Gefangenen Brot bringen.“
„Es ist besser, ihr bleibt hier. Und was mich betrifft, ich muss weg. Nach Willow. Bin wahrscheinlich in zwei oder drei Tagen zurück.“
„Was ist denn passiert?“
„Auf dem Weg nach Willow ist ein Wagen mit Saatgut verschwunden.“ Ich ging in die Kammer und zog mich um. „Mehr weiß hier bis jetzt niemand.“
„Ist es wirklich gefährlich, den Indianern Brot zu bringen?“ Manuela stand auf der Türschwelle.
Ich zog das Hemd über und knöpfte es zu. „Die Soldaten wollen nicht, dass die Papagos etwas erhalten. Weder zu essen noch zu trinken.“
„Wollen sie, dass ihnen die Gefangenen unterwegs zur Eisenbahn sterben?“
„Das könnte man fast denken.“ Ich schnallte als letztes den Patronengurt um.
„Was sollte das für einen Sinn haben?“
„Das weiß ich auch nicht. Denk nicht darüber nach, Manuela. Wir können gegen die Soldaten nichts unternehmen. Keiner kann das. Leider!“
Manuela trat zurück, und ich verließ die Kammer.
„Wo ist Jellico?“
„Schon im Stall.“
„Also, bis bald.“ Ich küsste Manuela und verließ das Haus hinten hinaus.
Jellico mühte sich mit meinem schweren Sattel ab, konnte ihn aber nicht auf den Rücken des Hengstes bringen. Ich nahm ihn und legte ihn Fox auf.
„Kann ich ein Stück mitreiten? Star könnte dringend etwas Auslauf gebrauchen.“
Ich strich dem Jungen über das blonde Haar und lächelte. „Heute ist es besser, wenn du hier bleibst.“
Manuela brachte zwei volle Wasserflaschen und einen Beutel Proviant, als ich Fox aus dem kleinen Stall in unseren Hof führte. Ich nahm es ihr ab und hängte es ans Sattelhorn.
„Sei vorsichtig.“
Jellico ging mit hinaus. Unten, an der Straßenecke, stand einer der schmutzigen Karren mit den ausgemergelten Indianern darauf.
„Denke nicht daran.“ Ich schlug meinem Sohn kameradschaftlich auf die Schulter, stieg auf und ritt los.
An der Ecke zügelte ich den Hengst.
Der Indianer, an den ich beinahe pausenlos dachte, erhob sich auf dem Wagen, aber ein Kolbenhieb des Wächters daneben warf ihn auf die Ladefläche zurück.
Ganz sicher glaubte ich daran, dass dieser ausgemergelte Krieger eine Spur in meine Vergangenheit kannte.
Aber zwischen mir und dem Wagen rückten drei Reiter zusammen, grinsten gemein und richteten die Gewehre auf mich. Es bereitete ihnen Spaß, was sie da vorführten, und sie lauerten geradezu darauf, dass ich gegen sie vorging, damit sie den drohenden Gebärden Taten folgen lassen konnten.
Ich lenkte den Hengst nach rechts und ritt an ihnen vorbei, hoffend, dass es Chaco gelingen würde, eine Unterredung mit dem Papago im Fort zu erzwingen.
Ein halbes Dutzend Frauen liefen aus der Phoenix Street auf die Wagen zu und warfen Brotlaiber über die Soldaten weg.
Geschrei erfüllte plötzlich wieder die Stadt. Peitschen knallten. Die Reiter galoppierten an der Wagenschlange entlang, rissen die Pferde zurück und beugten sich in die Wagen.
Den heißhungrig ins Brot beißenden Indianern wurde die Nahrung entrissen.
„Das fehlte noch, dass ihr euch mästet, bis die Gäule die Wagen nicht mehr ziehen können!“, brüllte der Major.
Das Brot landete unter den Wagen und wurde vom Staub bedeckt.
„Ihr Teufel!“, rief eine junge Frau wütend.
In geschlossener Front rückten die Kavalleristen an der Straßenecke zusammen und drängten die Menschenmenge zurück.
Dennoch versuchten einige Leute, weitere Lebensmittel zu den Wagen zu werfen.
„Sir, der Widerstand nimmt zu!“, rief der Sergeant. „Das gibt Ärger, wenn wir uns noch lange aufhalten.“
Inzwischen versuchten die Menschen auf der anderen Straßenseite, an die Wagen zu gelangen. Die wenigen Bewacher dort feuerten aus ihren Gewehren in die Luft und versuchten, den Frauen und Männern den Weg zu versperren.
Eine ältere Frau gelangte mit einem Topf Milch bis an den vorletzten Wagen und reichte ihn einer Squaw, die ein Kind festhielt, das noch kein Jahr alt sein konnte.
Doch bevor die Indianerin mit der Milch etwas anfangen konnte, sprengte ein Soldat heran und schlug mit der Peitsche nach ihrem Arm. Der jähe Schmerz öffnete die Finger der Frau. Der Topf landete im stinkenden Stroh, der Inhalt lief durch die Bodenbretter und tropfte auf das Brot im Staub.
„Abmarsch!“, befahl Major Kent.
Die Wagen setzten sich in Bewegung. Unter den Rädern wurden die Brote zerquetscht.
Schmährufe begleiteten die Abfahrt der Wagen.
Chaco betrat hinter dem traurigen Zug die Straßenmitte und breitete die Arme aus, als wollte er die Fahrbahn sperren. „Lasst sie! Bleibt zurück! Ihr könnt gegen sie nichts tun und den Indianern nicht helfen!“
Nur einzelne Personen hasteten vorbei und folgten dem Elendszug. Die Menge blieb stehen und schaute entsetzt und empört hinter den Wagen her.
„Wir sind gegen die Willkür der Soldaten machtlos“, sagte Chaco. „Aber ich reite sofort ins Fort und melde das. Nicht alle Soldaten können so sein wie diese.“
Ein Murren lief durch die Menschenmauer.
„Geht nach Hause!“, verlangte Chaco. „Wenn ihr könnt, dann vergesst, was ihr gesehen habt“
Ich sah die Station am Morgen, ungefähr eine Stunde nach Sonnenaufgang. Sie bestand aus ein paar flachen Adobelehmhütten, eine hässlicher als die andere, zwei Korrals und einem Maisfeld westlich der Gebäude. Im Hof neben dem Brunnen stand eine ungefähr fünfundfünfzigjährige Frau von hagerer, krummrückiger Gestalt mit einem Gesicht, das an einen Geier erinnerte, und Warzen am Kinn. Sie trug das graue Haar straff zurückgekämmt, was den Eindruck unterstrich, dass sie ein gestrenges Weib sein musste.
„Ein Reiter, Buz!“, rief sie mit schriller, durchdringender Stimme.
Ich hielt auf die Zügelstange neben dem Brunnen zu und brachte Fox zum Stehen.
Mit einem Gewehr im Anschlag trat der Stationer aus dem Haus. Er mochte zwei bis drei Jahre älter als die Frau sein, hatte eine mittelgroße Gestalt und breite Schultern, einen Stiernacken und einen struppigen Bart, der das Gesicht völlig verdeckte. Strähniges Haar hing ihm bis auf die Schultern. Tückisch blitzten die kleinen Augen mich an.
Der Mann und die Frau trugen schäbig gewordene Kleidung, die Frau ein Kattunkleid, der Mann kariertes Hemd und Cordhose.
„Was wollen Sie?“, bölkte er mich an.
„Ist das hier keine Raststation, wo ein Reiter und sein Pferd etwas für ihr Wohl tun können?“, fragte ich zurück.
Rechts und links des Stationshauses tauchten die Söhne der beiden auf. Auch sie hielten ihre Gewehre in den Händen. Der ältere von ihnen mochte dreißig sein, der jüngere vielleicht fünfundzwanzig. Es handelte sich um finstere, bärtige Kerle. Der ältere hatte eine hochgewachsene Gestalt und sah eher dem Stationer ähnlich, der jüngere war hager und krummrückig, wie die Frau, und hatte etwas Schlangenhaftes an sich.
Eine feine Sippschaft, dachte ich, stieg aus dem Sattel und ließ den Zügel los. „Könnten Sie etwas Wasser in die Tränke laufen lassen?“
Die Frau schaute in die leere Rinne bei der Zügelstange. „Hier wird nichts verschenkt, Mister!“
„Mein Name ist Carringo. Ich bin Sicherheitsagent der Wells Fargo aus Prescott.“
Die Frau fuhr herum und starrte den Mann an der Tür an.
Buz Williamson ließ das angeschlagene Gewehr sinken und trat näher heran. Unter seinen ausgelatschten Stiefeln knirschte der Sand.
„Ein Schnüffler der Wells Fargo?“, fragte der ältere Sohn.
„Halt's Maul!“, herrschte der Alte ihn an, ohne hinter sich zu blicken. Am Brunnen blieb er stehen. „Was wollen Sie?“
„Zunächst mal Wasser für das Pferd. Das sagte ich doch.“
„Wir verschenken nichts!“, rief die Frau gehässig.
Ich legte eine Münze auf den Brunnenrand. „Genügt das?“
Mit der Gewehrmündung schob Williamson die Münze auf die andere Mauerseite, griff nach ihr, biss darauf und betrachtete sie. „In Ordnung. Gib ihm einen halben Eimer, Lora!“ Die Frau drehte an der Kurbel der auf die Brunnenmauer montierten Seilwinde. Im Schacht schlug ein Zinkeimer scheppernd gegen die Wände. Die Frau hängte den auftauchenden Eimer ab, schüttete ihn halb aus und goss den Rest in die Tränke. Fox soff das kühle, klare Wasser. „Ihr seid ziemlich teuer“, sagte ich ruhig.
„Unser Wasser braucht niemand zu kaufen!“, zeterte die Alte mit dem Warzenkinn.
Die beiden Söhne näherten sich von den Ecken. Alle vier starrten mich finster an und wünschten mich offenbar in die Hölle. Das war eine Sippschaft, der man bei Nacht in der Wildnis besser nicht begegnete. Wie sie an einen Vertrag mit der Wells Fargo gelangt waren, gab mir Rätsel auf.
„Ich würde auch gern eine Tasse Kaffee trinken und etwas essen.“ Mein Blick fiel auf das Gatter, in dem sie Hühner hielten. Es stand im Schatten eines Schuppens, der offensichtlich auch als Remise diente.
„Kaffee haben wir nicht!“, erklärte die Frau schroff.
,,Und ein Wells Fargo Agent zu sein, kann jeder behaupten“, sagte der ältere Sohn.
Ich zeigte meinen Ausweis.
Der Alte kniff die Augen zu winzigen Schlitzen zusammen, ging ein Stück um den Brunnen herum und reckte den Hals, als könne er nur schwer lesen.
„Carringo. Er heißt Carringo und ist tatsächlich Sicherheitsagent der Wells Fargo.“
„Von mir aus kann er der Kaiser von China sein“, erklärte die Frau giftig. „Hier hat er nichts verloren.“
Ich steckte den Ausweis ein. „Hier fuhr vor ein paar Tagen ein Frachtwagen vorbei, der Saatgut geladen haben sollte.“
Sie starrten mich finster an. Was sie dachten, ließ sich diesen verkniffenen Gesichtern nicht entnehmen.
„Na und?“, herrschte der Alte mich schließlich an. „Natürlich fahren hier hin und wieder Wagen vorbei. Schließlich haben wir einen Pachtvertrag mit der Wells Fargo abgeschlossen!“
Die Söhne grinsten höhnisch.
„Der Wagen sollte nach Willow fahren, traf dort aber nicht ein“, setzte ich hinzu.
Williamson legte das Gewehr auf den Brunnenrand.
Fox hatte das Wasser gesoffen und schnaubte.
„Du kannst nichts mehr kriegen, die Leute sind zu teuer“, sagte ich.
Die Williamsons blickten auf den Hengst, und der Alte sagte: „Ihre Zugehörigkeit zu der Wells Fargo hat mit unserem Wasser absolut nichts zu tun.“
„Wir haben keinen Verpflegungsvertrag mit der Gesellschaft“, ergänzte die Frau.
„Aber wenn eine Kutsche hier die Pferde wechselt, müssten Sie doch die Fahrgäste bewirten und folglich darauf eingerichtet sein. Mit Kaffee und so weiter.“
„Heute erwarten wir keine Kutsche“, entgegnete die Frau. Sie war von einer bestrickenden Liebenswürdigkeit, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.
„Können Sie mir verraten, wie der Mann heißt, der mit dem Saatgutwagen hier hielt?“
„Pete Bain“, erwiderte der Alte unwillig.
„Und wie lange hielt er sich hier auf?“
Die beiden Söhne rückten dichter an den Vater heran.
„Er aß und trank etwas und erhielt frische Pferde. Dann ist er weiter. So läuft das immer.“
„Warum erzählst du dem Schnüffler das alles?“, herrschte die krumme Frau ihren Mann an. „Ich denke, der ist ein Agent? Soll er doch selbst herausfinden, was er wissen will!“
„Wissen Sie, ob der Wagen noch etwas anderes geladen hatte, was vielleicht nicht extra in den Frachtpapieren erwähnt wurde?“ Ich schaute von einem zum anderen.
„Bildet der sich vielleicht ein, wir würden die Wagen durchstöbern?“ Der jüngere Sohn legte den Kopf schief.
Auf den beiden Brunnenseiten rückten die Kerle mit den Gewehren in den Händen näher.
„Und überhaupt gefallen uns die blöden Fragen nicht!“, stieß Les, der ältere, hervor.
„Verdrück dich in den Sattel, Freundchen!“ Stan, der jüngere, schob sich noch näher heran. „Wir haben keine Zeit für einen lausigen Schnüffler, kapiert?“
„Warum seid ihr eigentlich so unfreundlich? Ich arbeite für die Gesellschaft, mit der ihr einen Pachtvertrag habt, und ich stelle ein paar Fragen, weil Wells Fargo Eigentum verschwunden ist. Alles in allem eine völlig normale Sache. Also, warum stellt ihr euch deswegen so an? Sind euch die Fragen unangenehm?“
Die Kerle stutzten. Les schaute über die Schulter.
„Was meint er damit, Dad?“
„Er will andeuten, dass wir was zu verbergen hätten“, sagte die Frau wütend.
Auch der Alte umging den Brunnen. Seine Söhne lehnten die Gewehre gegen die Brunnenmauer. Les spuckte in die Hände.
„Wirklich, Schnüffler, willst du das?“
„Ich stelle Fragen, und dazu bin ich berechtigt“, erwiderte ich eisig. „Wenn ihr mir keine Auskunft gebt, werde ich das den Agenturleitern in Willow und Prescott melden. Und die melden es ihrerseits an die Zentrale weiter.“
„Jetzt droht er uns“, sagte die Alte. „Wie lange wollt ihr euch das noch mitanhören. Buz? Hast du etwa Angst vor diesem dahergelaufenen Burschen?“
„Also los, Mister, schwingen Sie sich in den Sattel!“ Buz Williamson drängte das Pferd zurück. „Sie stehlen uns die Zeit, das sollten Sie allmählich merken.“
Les umging den Hengst und baute sich hinter mir auf. Stan rückte neben den Vater.
„Ich muss trotzdem noch Fragen stellen“, beharrte ich. „Und ich rate Ihnen, zu antworten!“
„Er droht schon wieder!“, rief die Warzenalte über den Brunnen hinweg.
„Was ist dieser Fahrer für ein Mensch?“, wollte ich wissen.
„Nun reicht’s aber wirklich!“, erklärte Les hinter mir. „Was soll denn der Schwachsinn, Dad?“
Buz Williamson nahm den Zügel und wollte ihn mir in die Hand geben.
Ich zögerte erst, griff aber, dann doch zu. „Hat Bain Alkohol getrunken?“
„Hier nicht.“
„War er sehr alt? Oder vielleicht krank?“
„Mann, hau ab!“, schnaubte Stan. „Du gehst uns auf den Nerv, Mister. Los, in den Sattel.“ Drohend näherte sich der Kerl.
Ich wandte mich um, so dass Fox hinter mir stand und ich beide Söhne und den Allen sehen konnte. „Wollt ihr auf mich losgehen, weil ich ein paar harmlose Fragen stelle?“ Ich sah sie kalt an. „Und das auch noch für denselben Geldgeber, dem ihr auch dient?“
Sie stutzten und schauten abwartend zu dem Alten.
„Der Vertrag mit der Wells Fargo berechtigt niemanden, uns von der Arbeit abzuhalten!“, meldete sich die hässliche Frau von der anderen Brunnenseite wieder zu Wort.
„So ist es!“ Der Alte schien erleichtert über die Hilfe der schlagfertigen Frau.
„Der Wagen ist also von hier weggefahren, und der Kutscher wollte nicht zu einer Farm oder einer Ranch? Oder sagte er etwa, dass er von der Straße abbiegen müsste?“
„Er fuhr von hier weg und sagte gar nichts“, erwiderte der Alte unhöflich. „Und uns interessiert es auch nicht, was er vorhat und welchen Weg er nimmt. Das ist seine Sache.“
„Helft ihm endlich in den Sattel!“, keifte die Alte am Brunnen. „Und dann kümmert euch um das Vieh. Jetzt hält uns der Kerl schon fast eine Stunde auf!“
„Dass ihr in allem so maßlos übertreiben müsst.“ Ich stieg auf, weil ich keine Lust hatte, mich mit den Kerlen herumzuprügeln. Der Alte drängte den Hengst, von der Tränke und der Zügelstange zurück.
Les versetzte Fox einen Schlag auf die Hinterhand.
Ich zog den Zügel an und dirigierte das Pferd so scharf zur Seite, dass Les einen Huftritt gegen den Oberschenkel empfing und brüllend zu seinem Gewehr humpelte.
„Lass es stehen!“, brüllte der Alte.
Ich galoppierte bereits auf der Overlandstraße weiter nach Norden und tauchte im Buschland zwischen der Station und dem nächsten Felsmassiv unter.
Die seltsame Familie mit ihrem unverständlichen Verhalten beschäftigte mich ziemlich. Über diese Leute musste ich unbedingt Erkundigungen einziehen, wo immer es nur ging.
Der Transport gefangener Papagos rollte durch die Ausläufer der Black Forrest Mountains. Dumpf vor sich hinstarrend saßen die halbverhungerten Indianer auf den Wagen. Manche schliefen vor Erschöpfung, andere blickten zu den immer höher werdenden Hügeln und die vulkanischen Felsgebilde, die hier und da aus dem Sand ragten, ohne die Bilder wirklich in sich aufzunehmen.
Rechts und links der Wagen ritten die Soldaten und schlugen hin und wieder nach einem Gefangenen, um die eigene Müdigkeit zu bekämpfen.
Vor der Kolonne erhob sich eine Steilwand. Im roten Felsgestein klaffte eine breite Lücke. Bevor der Wagenzug sie erreichte, hob der Major an der Spitze des Zuges die Hand und zügelte sein Pferd.
„Halt!“, rief der Sergeant.
Die Wagen blieben stehen. Überrascht hoben die schmutzigen Indianer die Köpfe. Es irritierte und ängstigte sie, dass sie mitten in der Wildnis anhielten, da sie zu einer Bahnstation und von dort in ein fremdes Land transportiert werden sollten.
Kent deutete nach Nordwesten und redete mit dem Sergeant, der daraufhin nickte. Kent schaute zurück und winkte.
„Weiter!“ Der erste Kutscher knallte mit der Peitsche.
Wieder setzten sich die Wagen in Bewegung. Im ersten Moment schien es, als habe der kurze Aufenthalt keinen Sinn gehabt, dann jedoch schwenkten die drei vorderen Wagen im scharfen Bogen jäh um den letzten Hügel und rollten nach Nordwesten.
Lautes Geschrei erhob sich bei den Indianern, die es zuerst sahen.
Danago, der tags zuvor trotz seiner Ketten einen Fluchtversuch unternommen hatte, sprang auf dem letzten Wagen auf und schaute zu seiner Familie, die auf Wagen Nummer drei davon rollte.
Auch andere Papagos reagierten durch lautes Klagen.
Danago sprang vom Wagen. Seine Kette schepperte über die Bordwand und klatschte in den Sand. Obwohl sein Versuch, die drei anderen Wagen zu erreichen, von vornherein zum Scheitern verurteilt war, konnte er nicht anders.
Zwei Soldaten lenkten die Pferde an seine Seite. Der eine riss das Tier herum. Danago lief dagegen und erhielt einen Tritt gegen die Schulter, der ihn umwarf.
Der andere Soldat versetzte ihm einen Peitschenhieb. „Zurück, Rothaut, sonst fährst du zur Hölle!“
„Danago!“, rief die junge Frau.
Ein Kolbenhieb schleuderte sie auf den Wagenboden.
Indessen erreichte der Major den Liegenden und schrie: „Na los, prügelt ihn auf den Wagen zurück!“
„He, Rothaut, hast du verstanden! Vorwärts, auf den Wagen!“
Unter wildem Gelächter prügelten die beiden Soldaten den Gefangenen auf die Beine. Danago schleppte sich geduckt zurück, wagte aber immer wieder Blicke über die Schulter. Seine junge Squaw sah er nicht mehr. Dafür seinen Bruder, der herüberblickte.
Die Wagen standen. Ein letzter Peitschenhieb warf Danago gegen das Gefährt. Andere Leidensgenossen zogen ihn herauf, weil er zum Aufsteigen selbst keine Kraft mehr hatte.
„Weiter!“, befahl der Major.
Unter dem Wehklagen der Indianer rollten die schmutzigen Gefährte weiter, drei nach Nordwesten, die anderen in den Canyon. Das Geschrei erreichte den Höhepunkt, als die Wagen außer Sicht gerieten. Dann flaute es langsam ab.
Der Betroffenheit folgten unsichere Blicke der Papagos. Sie wussten nicht mehr, was die Reitersoldaten wirklich mit ihnen vorhatten.
Danago raffte sich auf. Seine Leidensgefährten versuchten, ihn festzuhalten. Doch er riss sich los und wollte wieder vom Wagen springen. Allein die wachsamen Soldaten verhinderten es durch ein paar brutale Schläge, die den unglücklichen Krieger zurückschleuderten.
„Schneller!“, befahl der Major.
Die Zugtiere wurden zu einer schnelleren Gangart angetrieben. Hügel schoben sich vorbei und verdeckten bald den Canyon, in den die anderen Wagen gerollt waren. Felswände ragten auf. In dieser Richtung ging es bald in die Berge.
Ein Wagen auf der Overlandstraße tauchte aus der Staubwolke auf, die ich vor mir seit ein paar Minuten beobachtet hatte. Zwei Pferde zogen das Gefährt, und zwei Männer waren auf dem Bock zu erkennen.
Ich lenkte Fox neben den Trail und zügelte ihn. Mein Blick kehrte zur Overlandstraße zurück. Infolge der Trockenheit wies der Boden Risse auf. Räder und Hufe, die über ihn hinweggingen, hinterließen, wenn überhaupt, nur oberflächliche, kurzfristig sichtbare Spuren. Die Mühe, die Spur des Frachtwagens zu finden, der vor Tagen hier gerollt sein musste, hatte ich gleich hinter Williamsons Station aufgegeben.
Das Knallen einer Peitsche ließ mich wieder zu dem Wagen schauen. Das Gefährt rückte näher. Ich konnte bereits erkennen, dass es eine Concordkutsche war. Der Begleitmann nahm sein Gewehr zur Hand und repetierte es. In der Sonne schimmerte das Messingschloss der Winchester.
Der Kutscher ließ die Pferde langsamer gehen. Aus dem Wagenfenster blickte ein Mann, der seinen breitrandigen, hellen Hut festhielt und etwas rief. Wegen der noch zu großen Entfernung verstand ich nichts, auch nicht, was der Fahrer erwiderte. Sein Transportbegleiter deutete mit dem Gewehr auf mich.
Vor mir hielt der Wagen. Der Staub hüllte ihn ein. Aus dem Wagen schaute das rosige Gesicht eines Mannes, und daneben tauchte ein schwerer Colt auf.
„Carringo. Wells Fargo Sicherheitsagent aus Prescott“, stellte ich mich vor.
„Ah, Sie sind das.“ Der Transportbegleiter schob seine Winchester in das Futteral am Bock.
Irgendwie sah der Fahrer auch erleichtert aus.
Der Mann im Wagen blaffte: „Warum wird hier gehalten? Bezahle ich eine Extrakutsche, damit sie an jedem Strauch stehenbleibt?“
„Ich sagte Ihnen doch schon in Willow, dass Sie viel schneller daheim wären, wenn Sie vier Pferde bezahlen, Sir“, erwiderte der Kutscher.
„Ich will, dass man weiterfährt“, verlangte der Reisende. „Und ich werde mich beschweren.“
„Nur zu, Mister.“ Der Kutscher fluchte verdrossen und spuckte in den Sand. „Sie sind wegen des verschollenen Wagens unterwegs?“
„Ja“, entgegnete ich.
„Merkwürdige Geschichte. Der kam auch nicht mehr in Willow an.“
„Das hatte ich eigentlich nur fragen wollen“, sagte ich. „Hätte ja sein können, dass sich der Kutscher nur verspätet hat.“
„Nein, hat er nicht. Der ist spurlos verschwunden. Der Frachtwagen ebenfalls. Und was der transportierte, hat meines Wissens noch nie einen Banditen veranlasst, auch nur eine Patrone abzufeuern.“
„Die Halunken müssen sesshaft werden, wenn sie mit dem Saatgut was anfangen wollen“, setzte der Transportbegleiter grinsend hinzu. „Kaufen wird das von ihnen kaum jemand.“
„Reicht es endlich mit dem Geschwätz?“, zeterte der Reisende.
„Danke.“ Ich tippte an meinen Hut. „Fahren Sie besser weiter, bevor der Gentleman durchdreht.“
„He, Ihnen juckt wohl das Fell?“, fuhr mich der Mann mit dem rosigen Schweinsgesicht an, öffnete den Schlag und zwängte seine zwei Zentner schwere Figur aus dem Wagen.
„Sir, es geht weiter!“ Der Kutscher knallte mit der Peitsche und löste den Fußhebel, der die Bremsklötze bewegte.
Der dicke Mann stand auf dem Trittbrett, als der Wagen anrollte.
„Auf Wiedersehen, Sir!“, rief ich freundlich.
„Warte nur, Freundchen!“, drohte er noch. Dann hüllte ihn der Staub ein, und er musste zusehen, ins Innere zu gelangen, wenn er nicht abstürzen wollte.
Ich ritt neben der Overlandstraße weiter, aber ich wusste jetzt überhaupt nicht mehr, wo ich nach dem Transportwagen suchen sollte, den offenbar die Williamsons als letzte gesehen hatten, aber eine Auskunft darüber verweigerten.
Stellenweise konnte ich Spuren von der Concordkutsche und den beiden Zugpferden entdecken. Je weiter ich jedoch ritt, desto spärlicher wurden diese Anzeichen, bis sie völlig verschwanden.
Waldgebiete schoben sich von beiden Seiten an die Straße heran.
Plötzlich zügelte ich den Hengst.
Zwischen zwei auseinandergerissenen Mesquitebüschen, vier Yards von der Overlandstraße entfernt, hatten Räder das trockene Gras niedergewalzt. Nur weil es sich wegen der Trockenheit nicht mehr aufgerichtet hatte, sah ich davon noch etwas.
Ich glitt aus dem Sattel und ging auf das Dickicht zu. Gebrochene Äste hingen noch, lediglich von Fasern gehalten, an den Büschen. Im Sand hatten sich Hufe eingeprägt. Die Spur war unscharf, weil die Ränder abgebröckelt waren. Sie konnte durchaus zwei oder drei Tage alt sein.
Mit Fox am Zügel ging ich durch das Buschwerk und folgte den Eindrücken zum Waldsaum. Auch im Gehölz entdeckte ich eine Schneise im Unterholz und nur zwanzig Yards weiter den Wagen. Er musste es sein, wie die Aufschrift an den flachen Bordwänden verriet. Die Ladefläche
enthielt nichts mehr. Auch die Pferde standen nicht im teilweise dornigen Dickicht zwischen den Krüppelkiefern.
Ich ließ Fox zurück und bahnte mir einen Weg um das Gefährt. Den Kutscher fand ich weder daneben noch darunter oder davor. Das niedergewalzte Buschwerk deutete auf den Weg, über den die Pferde weitergeführt worden waren. Doch schon ein Stück weiter wurde das Unterholz spärlicher. Moos bedeckte den Boden. Von Spuren sah ich hier nichts mehr.
Ich suchte noch fünfzig Yards weit den Boden ab, kehrte dann jedoch um. Die Sache war aussichtslos.
„Immerhin“, murmelte ich vor mich hin. Der Zufall hatte mir geholfen. Anders konnte ich es wirklich nicht nennen, die zerfetzten Büsche bemerkt zu haben.
Die Suche nach dem verschollenen Fahrer gestaltete sich so ergebnislos wie die nach den beiden Zugtieren. Auch von der Ladung fand ich absolut nichts, wie groß ich auch die Kreise um den versteckten Wagen zog. Es deutete auch nichts auf einen Kampf hin, der hier stattgefunden haben könnte. Im Gegenteil, das Gestrüpp war bis auf die Stelle, an der der Wagen stand, unversehrt. Man hatte Pete Bain also keinesfalls hier vom Bock gezerrt.
Ich führte Fox aus dem Wald, ritt am Saum des Gehölzes entlang und hoffte die Stelle zu finden, an der die Banditen mit den Pferden den Schutz des Dickichts verlassen hatten. Auch diese Mühe erwies sich als ergebnislos. Es schien, als wären die Pferde nicht aus dem Wald geführt worden, es sei denn, ganz oben im Norden. Aber dahin erstreckte sich der Wald noch meilenweit. Ich würde einen ganzen Tag, wenn nicht noch länger brauchen, wollte ich ihn umreiten.
Noch unentschlossen, umzukehren, um den Wagen mit Fox aus dem Wald zu fahren und nach Willow zu bringen, oder ob ich so in die Stadt reiten sollte, entdeckte ich Dächer über dem Buschland westlich der Straße. Im Sonnenlicht schimmerte es auf den Flachdächern, als stünde Wasser darauf.
Erst hinter den Büschen und Kakteen sah ich auch ein paar Felder vor und hinter den weißen Gebäuden. Im Hof gab es einen Korral mit einigen mageren Longhorns darin und einem schweren Wagenpferd. Abgeteilt davon lebten Ziegen und schwarze Schweine innerhalb der Umzäunung.
Aus der größeren Hütte trat ein Mann mit einer doppelläufigen Schrotflinte in der Armbeuge. Er trug einen riesigen Schlapphut, der sein Gesicht so sehr beschattete, dass ich davon nichts erkannte. Sein Arbeitshemd hatte keinen Kragen, war an den Ärmeln geflickt und aus der Hose gerutscht. Die Hosenbeine waren ausgebeult und rissig, das Schuhwerk sah nicht besser aus.
Eine Frau schaute aus dem Haus und strich sich das strähnige Grauhaar mit gespreizten Fingern hinter die Ohren. Die beiden mochten um die vierzig sein.
Ich zügelte den Hengst im Hof und glitt aus dem Sattel. „Mein Name ist Carringo, Mister. Sicherheitsagent der Wells Fargo.“
Der Mann trat an den Brunnen und lehnte das Gewehr dagegen. Offenbar lag es nicht in seiner Absicht, sich ebenfalls vorzustellen. Er bewegte die Winde, zog den Eimer herauf, hängte ihn aus und goss die Tränke voll.
„Es verdunstet wie nichts“, brummte er missmutig, hängte den Eimer an und ließ ihn in den schwarzen Schacht sinken. Die Trommel spulte sich ab.
Fox soff. Ich verkniff mir die Frage, ob es was kosten würde, während ich den Farmer musterte. Er hatte ein von Falten zerrissenes Ledergesicht, war mittelgroß und schmal. Und vielleicht war er auch älter, als ich es zuerst geschätzt hatte. „Kennen Sie die Williamsons?“
„Wieso sollte ich sie nicht kennen?“, fuhr mich der Farmer an. „Das sind schließlich meine nächsten Nachbarn.“
„Was sind das für Leute?“
Der Farmer fluchte vor sich hin. „Es handelt sich darum, dass ein Frachtwagen unserer Gesellschaft auf dem Weg von den Williamsons nach Willow vor einigen Tagen verschwunden ist. Ich fand ihn jetzt wieder. Da hinten, im Wald.“ Ich deutete über die Schulter.
Der Mann schaute mit weiterhin mürrisch verzogenem Gesicht an mir vorbei.
„Er transportierte Saatgut. Leider fand ich nur noch den leeren Wagen. Auch die Pferde und der Kutscher sind verschwunden.“
„Wie weit weg von hier?“
„Knapp zwei Meilen ungefähr.“
„Ich habe niemanden gesehen. Ist der Fahrer überfallen worden?“
„Nichts deutet auf einen Kampf hin.“
„Die Williamsons sind Schurken!“, sagte der Farmer. „Halsabschneider und Betrüger!“
Ich gewann immer mehr den Eindruck, dass dieser Farmer auch mit Vorsicht genossen werden wollte. Vielleicht lag es an der trockenen Gegend mit ihrem ziemlich unfruchtbaren Boden, der die Menschen zu solcher Bärbeißigkeit veranlasste, dass man meinen musste, sie könnten sich selbst nicht ausstehen.
„Wüstlinge und Schurken“, brummte der Farmer, der immer noch von den Williamsons redete. „Einer so schlimm wie der andere.“
„Wissen Sie etwas Konkretes?“, fragte ich und blickte abwartend zu dem Farmer.
„Was denn, Konkretes?“
„Sie geben den Leuten eine Menge gewiss nicht feiner Namen. Das muss doch einen Grund haben?“
„Und ob es den hat. Ich gebe jedem den Namen, den er verdient. Und die Williamsons sind Schurken, Halsabschneider und Tagediebe. Wüstlinge eben!“
Er wollte offenbar nicht über seine Erfahrungen mit den Leuten von der Wells Fargo Station sprechen.
„Haben Sie Angst, weil es drei Männer sind?“ Ich lächelte dünn und hoffte, ihn so beim Ehrgeiz packen und doch noch aus der Reserve locken zu können.
„Geben Sie sich keine Mühe“, erwiderte er frostig. „Ich lege mich mit denen nicht an. Wenn die erfahren, dass ich was über sie gesagt habe, ist der Teufel los!“
„Ich kriege es schon noch heraus.“ Mein Blick fiel wieder in den Korral. „Würden Sie mich nach Willow begleiten und ihr Wagenpferd vor das Gefährt spannen?“
„Ich? Warum sollte ich?“ Die Stirn des lederhäutigen Mannes furchte sich noch mehr.
„Vielleicht, weil ich dafür bezahle.“
„Wie viel?“
„Drei Dollar.“
„Für drei lumpige Dollar?“, rief der Mann verächtlich.
„Dafür reitet ein Cowboy zwei oder drei Tage lang jeweils sechzehn Stunden hinter halbwilden Rindern her und riskiert hundertmal sein Leben, Mister. Aber bitte, Sie müssen ja nicht.“
Der Farmer fluchte wieder.
Ich zog Fox den Sattelgurt nach und führte ihn von der Tränke weg. „Besten Dank für das Wasser. Es ist bei den Williamsons übrigens so teuer wie guter Whisky.“
„Sagten Sie, drei Dollar für die Fuhre nach Willow?“
„Richtig.“
„Also gut. Warten Sie ein paar Minuten.“ Der Mann nahm die Schrotflinte und wandte sich der Hütte zu.
Ich lächelte verhalten hinter ihm her.
Das Unterholz knackte unter den Hufen. Leise schnaubten die Tiere. Das Halbdunkel nahm uns gefangen. Der Wagen war noch dort, wo er schon vor knapp zwei Stunden gestanden hatte.
Der Farmer rutschte vom ledigen Rücken des Wagenpferdes und umging das Gefährt. Er wirkte ein bisschen anfgetaut und freundlicher und hatte natürlich auch im voraus kassieren wollen.
„Die Planken hat keine einzige Kugel getroffen“, stellte er sachkundig fest.
„Auch kein Pfeil oder was anderes“, setzte ich hinzu, um ihm anzudeuten, dass ich das Gefährt daraufhin selbstverständlich auch schon untersucht hätte.
Er begriff es sofort und brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Dann führte er sein Pferd durch das Gestrüpp.
Ich half ihm das schwere Zugtier einzuspannen. Er kletterte auf den Bock.
„Konnten Sie nicht sagen, dass hier keine Peitsche mehr ist?“
„Der Wagen ist doch leer. Das wird das Pferd schon hinkriegen.“
Schimpfend brachte der Farmer sein Pferd in Bewegung. Der Wagen beschrieb einen Bogen im Gehölz und rollte hinaus.
Ich suchte die Umgebung noch einmal ab und sah den Boden vor allem dort genauer an, wo der Wagen gestanden hatte. Aber da gab es auch keinen Hinweis. Er interessierte mich mehr als das transportierte Saatgut oder die Pferde unserer Gesellschaft.
Als ich aus dem Wald ritt, winkte mir der Farmer und rief: „Nun beeilen Sie sich schon ein bisschen, damit wir heute noch Willow erreichen. Ich kann doch für drei Dollar nicht noch länger als ein Cowboy arbeiten, zur Hölle!“
Der Mann nahm die Overlandstraße und trieb sein schweres Arbeitspferd durch Zurufe zum Trab an.
Die drei Wagen mit den gefangenen Papagos unter dem Kommando des Sergeanten rollten inzwischen inmitten der Black Forrest Mountains durch einen weiten Canyon. Verstaubte Kakteen wuchsen unter den Wänden steil aufragender, teilweise skurriler Felsformationen. In allen Richtungen führten die Schluchten auseinander.
Der Sergeant ritt unbeirrt nach Nordwesten. Eine schmale, schwarze Rauchsäule voraus diente ihm als Richtungsweiser und schälte sich allmählich immer deutlicher aus dem Dunst des Hochsommertages.
Bald konnte der Sergeant Pferde und dann auch Gestalten um das Feuer erkennen.
Die Männer erhoben sich bei der Annäherung der Reiter. Es handelte sich um verwildert aussehende Kerle. Die meisten von ihnen trugen zwei schwere Revolver an den Hüften. Jeder hielt ein Gewehr in der Hand. Die stoppelbärtigen Gesichter waren den heranrollenden Wagen zugewandt.
Im Schutz einer Felswand tauchten zwei größere Planwagen auf, die selbst der Sergeant erst sah, als er an dem Feuer mit der schwarzen Rauchsäule anhielt.
Einer der Stoppelbärtigen trat auf ihn zu und griff nach dem Kopfgeschirr des Pferdes. „Alles klar?“
„Ich denke schon“, erwiderte der Sergeant. „Übernehmen Sie Ihre Fracht.“
„Los. Leute!“
Die Zivilisten legten ihre Gewehre weg, ergriffen am Feuer liegende Peitschen und rollten sie aus.
Die Soldaten lenkten ihre Pferde von den Wagen weg. Die Kutscher stiegen ab und traten zur Seite, um den Kerlen Platz zu lassen.
„Los, ihr roten Halunken, abgestiegen!“, brüllte der Anführer des wilden Haufens.
Die erste Peitsche knallte. Das scharfe Geräusch hallte von den kahlen Felsen zurück. Die Pferde scheuten. Auf den Wagen begannen Kinder zu schreien.
„Abgestiegen. Und ein bisschen schneller, wenn ich darum bitten darf, Herrschaften!“, höhnte der Anführer der wilden Männer.
Gelassen sahen die Soldaten zu, wie die ersten Indianer im Staub über ihre Ketten stolperten und zusammenbrachen. Die Frauen weinten, und das Geschrei der Kinder nahm immer mehr zu.
Die Hiebe trieben die Indianer dennoch in die gewünschte Richtung zu den beiden Planwagen an der Felswand, wo zwei Mann bereits die hinteren Bordwände aushängten.
„Da hinein!“, befahl der Wortführer.
Eine Frau wollte mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm die Flucht ergreifen. Doch ein Soldat warf ihr das Gewehr zwischen die Füße. Sie stürzte. Das Kind rollte durch den Staub und schrie noch fürchterlicher.
Die Squaw raffte das Kind auf und lief den anderen nach.
So kletterten die Indianer weiterhin von Schlägen zur Eile angetrieben in die Planwagen. Von den raubeinigen Männern wurden die hinteren Bordwände eingehängt und die rückwärtigen Planen geschlossen und sorgsam an den Spriegeln verknüpft, damit kein noch so naher Beobachter die traurige Fracht darin sehen konnte.
Inzwischen saßen die Soldaten, sofern sie als Kutscher fungierten, wieder auf den Böcken und trieben die Pferde an. Der Sergeant ritt voraus den Weg zwischen Felsen und Kakteen zurück. Die Reiter begleiteten die Wagen. Keiner drehte sich um.
Auch die Planwagen setzten sich in Bewegung, umringt von Reitern in Zivil wie vorher von Soldaten. Die Fahrt ging weiter nach Nordwesten. Aber die verstörten Papagos sahen davon nichts. Die grauen Planen entzogen ihren Blicken, wohin die Reise ging. Ihre Angst vor der Zukunft wuchs mit jeder Sekunde.
„Schlaft nicht ein, Leute!“, rief der Anführer. „Wir wollen heute noch ein paar Meilen zurücklegen!“
Die Kutscher und Begleitreiter schlugen so brutal wie vorher auf die Indianer jetzt auf die Wagenpferde ein. Holpernd sprangen die Räder durch den breiten Canyon. Die Papagos im Inneren wurden durcheinander geworfen, und das Weinen der Kinder setzte erneut ein.
„Still da drin!“ Der Anführer schlug mit der Peitsche gegen die Plane des vorderen Gefährts. „Wir brauchen keine Begleitmusik!“
Willow tauchte in einer Senke im Buschland vor uns auf. Das kleine Nest bestand ausnahmslos aus Kistenholzbrettern und erweckte einen armseligen Eindruck.
Der Farmer zügelte das Pferd am Korral neben der Wells Fargo Station, stieg ab und schirrte sein Tier sofort aus.
Vor der Station stand ein gesatteltes Pferd, dem ich zunächst keine große Beachtung schenkte.
„So, das war’s wohl. Ich pumpe mir im Mietstall einen Sattel für den Rückweg, Mister. Aber damit haben Sie ja nichts zu tun.“
„Vielen Dank noch.“ Mir fiel ein, dass ich immer noch nicht wusste, wie der wortkarge Mann hieß, aber ich sagte nichts.
Der Farmer führte sein Pferd schräg über die Straße und schenkte mir keinen weiteren Blick.
„Merkwürdiges Volk in dieser Gegend“, murmelte ich, ritt bis vor die Agentur und stieg ab.
„Da ist der Kerl ja!“, rief eine Stimme, die ich zu kennen meinte, hinter dem offenstehenden Fenster.
Aufschauend sah ich Les Williamson, den älteren Sohn des Stationers in der Wildnis.
„Das ist der Kerl, der angeblich Sicherheitsagent sein will, Mister Homer!“
Die Tür schwang auf, pendelte herum und donnerte gegen die Wand. Die Fensterscheiben klirrten.
Ben Homer trat heraus. Der hiesige Agenturleiter war ein korpulenter Fünfundvierziger, ein friedfertiger. ausgeglichener Mann, den so rasch nichts aus der Ruhe bringen konnte. Das passte mit seiner Eigenart zusammen, Konflikten möglichst aus dem Wege zu gehen. Er kleidete sich städtisch und korrekt und trug keinen Hut auf der Halbglatze. Von seinem angegrauten Haar zog sich ein buschiger Backenbart nach unten, was sein Gesicht mehr breit als lang aussehen ließ und den friedlichen Eindruck seines Wesens unterstrich.
„Carringo.“ Ich tippte an meinen Hut.
„Ben Homer.“ Der Agenturleiter gab mir die Hand. „Mister Williamson beschwert sich über Sie!“
„Tatsächlich.“ Ich grinste den jungen Kerl an. „Warum denn das?“
„Er meint, Sie hätten sich auf der Station seines Vaters anmaßend benommen.“
„So? Die haben mich zu dritt mit Gewehren bedroht und gesagt, ich würde ihnen die Zeit stehlen.“
„Wir empfangen Fremde immer vorsichtig“, sagte Williamson sofort. „Das ist da draußen auch nötig, wenn man nicht unversehens ins Gras beißen will.“
„Hat er sich denn nicht sofort ausgewiesen?“ Ben Homer runzelte die Stirn.
„Na, und wenn schon! Das gibt ihm noch lange nicht das Recht, überall herumzuschnüffeln!“