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»Der Klimawandel lässt sich nicht aufhalten!«, »Wir nutzen nur zehn Prozent unseres Gehirns.«, »Bald lebt die Menschheit auf dem Mars!«
Solche Aussagen sind überall zu hören — im Informationszeitalter, in dem wir uns befinden, prasseln Fakten, Halbwahrheiten, Fake News und Meinungen ungefiltert auf uns ein. Das französische Kollektiv curieux! entlarvt Verschwörungstheorien und Fake News, wartet mit Erklärungen, Überraschungen und ganz praktischen Ideen auf, wie wir wieder den Überblick über die Informationsflut bekommen. So werden 100 Fake News entlarvt und widerlegt und wir gehen nie wieder ahnungslos in eine Diskussion.
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Seitenzahl: 204
»Der Klimawandel lässt sich nicht aufhalten!«, »Wir nutzen nur zehn Prozent unseres Gehirns«, »Bald lebt die Menschheit auf dem Mars!«.
Solche Aussagen sind überall zu hören — im Informationszeitalter, in dem wir uns befinden, prasseln Fakten, Halbwahrheiten, Fake News und Meinungen ungefiltert auf uns ein. Das französische Kollektiv curieux! entlarvt Verschwörungstheorien und Fake News, wartet mit Erklärungen, Überraschungen und ganz praktischen Ideen auf, wie wir wieder den Überblick über die Informationsflut bekommen. So werden 100 Fake News entlarvt und widerlegt und wir gehen nie wieder ahnungslos in eine Diskussion.
Curieux! ist ein französisches Kollektiv, das Fake News und Halbwissen entkräftet. Unterstützt von vier regionalen Wissenschaftszentren informiert die Website curieux.live über ihren Newsletter mehr als 650000 Menschen.
Als Autor:innen sind Alexandre Marsat, Chefredakteur von curieux!, Alexandrine Civard-Racinais und Florence Heimburger verantwortlich.
Von Klimalügen, Ernährungsmythen und anderen Arten des gefährlichen Halbwissens
Aus dem Französischen von Nadine LippMit Illustrationen von Clémence Gouy
Die französische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »100 Fake News face à la Science« bei Éditions First, Paris. Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autor:innen und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Deutsche Erstausgabe November 2023
Copyright © 2021 der Originalausgabe: Éditions First, un departement d’Édi8
Copyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Illustrationen: Clémence Gouy, © iStock Abb. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35 186, 36 191, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58
Umschlag: Uno Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: Clémence Gouy
Redaktion: Ariane Novel
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
GS · CB
ISBN 978-3-641-31035-6V002
www.goldmann-verlag.de
VORWORT
ERNÄHRUNG
1 Ein Glas Wein am Tag ist gesund
2 Auf Kaffee sollte man lieber verzichten
3 Während der Schwangerschaft kann ein Gläschen nicht schaden
4 Zucker ist nicht gefährlich
5 Fett macht dick
6 Spinat verleiht Superkräfte
7 Schokolade hat viele Kalorien
8 Gesünder ohne Gluten!
9 Brot macht dick
10 Ein Bier nach dem Sport ist gesund
11 Möhren machen liebenswert und sind gut für die Augen
12 Olivenöl ist gesund
13 Orangensaft schützt vor Viren
GEHIRN & GEDÄCHTNIS
14 Männer und Frauen haben unterschiedliche Gehirne
15 Das Gedächtnis ist entweder gut oder schlecht, visuell oder auditiv
16 Alle Bereiche des Gehirns lassen im Alter nach
17 Das Gehirn ist der Kontrollturm unseres Körpers
18 Vor dem dritten Lebensjahr können sich Kinder an nichts erinnern
19 Man kann das Gedächtnis trainieren!
20 Der Schlaf hat keine Auswirkungen auf Gedächtnis und Konzentration
21 Nur Fisch ist gut fürs Gedächtnis!
22 Wir nutzen nur zehn Prozent unseres Gehirns
23 Man kann im Schlaf lernen!
24 Ein großes Gehirn steht für eine hohe Intelligenz
25 Dass Linkshänder:innen Genies sind, liegt an ihrem Gehirn
MATHE & PHYSIK
26 Mathe ist langweilig
27 Wissenschaftler:innen sind immer gut in Mathe!
28 Der Akku muss vor dem Aufladen vollständig entladen werden
29 Frauen können kein Mathe
30 Wir können nicht übers Wasser laufen
31 Wolken bestehen aus Wasserdampf
32 Ein Elektroauto hat eine schlechtere Öko-Bilanz als ein Diesel!
33 Wenn das Packeis schmilzt, steigt der Meeresspiegel
34 Der Erdmantel besteht aus geschmolzenem Magma
35 Blitze schlagen nie zweimal an derselben Stelle ein
36 Der Satz des Pythagoras ist nach seinem Entdecker benannt
37 Die arabischen Zahlen wurden von den Arabern erfunden
UMWELT & KLIMAWANDEL
38 Fleisch zu essen, ist natürlich!
39 Chemtrails – Mythos oder Wahrheit?
40 Eine vegane Ernährung ist gut für den Planeten!
41 Man kann nichts gegen die Erderwärmung tun
42 Mode ist ein harmloses Vergnügen
43 Pestizide töten nur die Feinde der Kulturpflanzen
44 Der Mensch hat keinen Einfluss auf die Erderwärmung
45 Bäume pflanzen gegen die Erderwärmung
46 Auf dem Land ist die Luft besser!
47 Die Pflanzen sind unsere Freundinnen
48 Zigarettenstummel wegzuschnippen, ist nicht schlimm
49 Avocados essen ist gut
50 Regnet es in der Bretagne mehr als in anderen Regionen Frankreichs?
51 Der Wald ist unsere grüne Lunge!
ARTENVIELFALT
52 Katzen zu halten, bringt nichts
53 Wespen sind zu nichts nutze
54 Mensch und Wolf können nicht koexistieren!
55 Hilft Urin bei einem Quallenstich?
56 Delfine stranden und sterben aufgrund von Stürmen
57 Schlangen sind kalt, schleimig und stechen
58 Goldfische haben ein Drei-Sekunden-Gedächtnis
59 Der Stier reagiert aggressiv auf die Farbe Rot
60 Fledermäuse sind gefährlich!
61 Schlafen wie ein Siebenschläfer
62 Nachts beißen uns die Spinnen
63 Haie sind Menschenfresser
64 Ratten sind schmutzige Tiere
WELTALL
65 Schwarze Löcher verschlucken alles
66 Man kann die Chinesische Mauer aus dem Weltall sehen
67 Im Weltall schwebt man
68 Das Weltall ist unendlich
69 Es ist unmöglich, einen Asteroidengürtel zu durchqueren!
70 Der Mond hat eine dunkle Seite
71 Der Weltraum ist leer!
72 Im Weltraum hört dich niemand schreien!
73 Bald werden wir auf dem Mars leben!
74 Es gibt keine Außerirdischen!
75 Ein Satellit fällt immer auf die Erde
76 Es gibt Tausende Sterne
GESUNDHEIT
77 Die Mikrowelle ist nicht gesundheitsschädlich
78 Ohne Pestizide geht es nicht
79 Um gut in Form zu sein, braucht man mindestens acht Stunden Schlaf!
80 In meinen Kosmetikprodukten ist doch kein Plastik!
81 Ein Muttermal aufzukratzen, kann Krebs verursachen
82 Glatze, Haarausfall, graues Haar – ein unumgängliches Schicksal
83 Eier sind ungesund!
84 Je größer die Brüste, desto besser fürs Stillen
85 Gebräunte Haut ist schön und gesund!
86 Akne haben nur Jugendliche
87 Blasenentzündungen betreffen nur Frauen
88 Cellulite hängt mit dem Gewicht zusammen
SEXUALITÄT
89 Masturbieren macht taub
90 Männer sind sexbesessen
91 Ein vorzeitiger Samenerguss ist selten
92 Frauen haben entweder einen klitoralen oder einen vaginalen Orgasmus
93 Pornografie ist gefährlich
94 Der G-Punkt ist der Schlüssel zum Orgasmus
95 Ingwer und Austern sind starke Aphrodisiaka
96 Alte Menschen sind nicht mehr sexuell aktiv
97 Guter Sex muss lange dauern
98 Männer haben nur wenige erogene Zonen
99 Simulieren bedeutet lügen
100 Eine Morgenerektion zeigt eine Erregung an
DANK
ANMERKUNGEN
Frauen sind schlecht in Mathe, Spinnen beißen, Sex ist nur dann gut, wenn er lange dauert – solche und andere Verallgemeinerungen, halb gare Annahmen und Fake News kursieren gern in unserer kollektiven Vorstellungswelt. Sie sind zum Teil so fest verankert, dass wir ihnen allzu leicht Glauben schenken könnten. Und auch wir, die Wissenschaftsjournalist:innen Florence Heimburger, Alexandre Marsat, Alexandrine Civard-Racinais sowie die Illustratorin Clémence Gouy, müssen zugeben, einige dieser Behauptungen geglaubt zu haben, bevor wir dieses Buch geschrieben und illustriert haben. Sie sind omnipräsent, wurden auch noch reichlich mit Theorien unterfüttert, um sie glaubwürdiger zu machen und mit individuellen Erfahrungen ausgeschmückt, die ihre Richtigkeit beweisen sollen. Dabei sind sie aber alle durchweg falsch.
In diesem Buch stützen wir uns ausschließlich auf Fakten und den wissenschaftlichen Konsens. Wir haben nacheinander 100 Fake News widerlegt, doch leider gibt es noch sehr viel mehr. Wir haben uns entschieden, die wichtigsten zu überprüfen, jene, die am häufigsten vorkommen und am gefährlichsten sind. Denn es ist nie harmlos, wissenschaftliche Beweise zu ignorieren, um halb gares oder schlicht falsches Wissen zu propagieren und zu unterstützen. Indem wir unseren kritischen Geist schulen und uns informieren, können wir jedoch dagegenhalten.
Das Kollektiv curieux.live, das dieses Buch geschrieben hat, hat sich diese Aufgabe zum Ziel gemacht. Curieux! sieht sich in der Pflicht, täglich gegen Fake News, Desinformation und vorgefasste Meinungen zu kämpfen, indem es Artikel, Comics und Videos auf seiner Website und auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht. Dieses Buch soll das Denken und die Diskussion anregen, ohne persönliche Meinungen zu verurteilen. Wir wollen dabei locker und humorvoll vorgehen, manchmal auch unkonventionell, aber immer mit einem ernsthaften wissenschaftlichen Interesse am Thema. Auf geht’s! Bleiben Sie neugierig!
Alexandre Marsat, Chefredakteur von Curieux!
Wir alle kennen jemanden, der ein besonders hohes Alter erreicht hat und sich bester Gesundheit erfreut. Sein angebliches Geheimnis: täglich ein Glas Wein! Kann das stimmen?
Vielen gilt diese Annahme als eine Lebensweisheit. Als Beispiele werden die 100-jährige Oma oder der betagte Großonkel genannt, die täglich ein Glas Wein getrunken haben. Manch einer pariert dann damit, dass diese Oma auch täglich Wasser getrunken, die Zeitung gelesen und ihre amerikanische Seifenoper geguckt hat.
Aber schauen wir uns das genauer an, wir wollen ja keine Legende festigen, ohne uns damit auseinandergesetzt zu haben.
Jede Generation kennt die Präventionskampagnen zum Alkoholkonsum. Aber dieses französische Paradox hat nicht nur die französischen Gastronomen, sondern auch die größten Skeptiker überzeugt: Es heißt, dass die Franzosen, trotz einer ähnlichen Lebensweise wie die Briten – mit einem ähnlichen Verzehr von tierischen Fetten –, weniger Herzprobleme hätten als ihre Nachbarn – dem Wein sei Dank!
Serge Renaud und Michel de Lorgeril haben dieses französische Paradox 1992 theoretisch untermauert. Die Ergebnisse ihrer Forschungen, die in der berühmten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden, zeigten, dass der Weinkonsum Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 40 Prozent reduzieren könne.
Schon damals wurden jedoch Stimmen laut, dass sich dieser Unterschied eher durch den geringeren Anteil der Transfette in ihrer Ernährung erklären lasse.
Auch wenn das französische Paradox heute noch oft als Argument für die Vorteile des Weins herangezogen wird, sind viele Wissenschaftler:innen entsetzt, dass der Alkoholkonsum derart banalisiert wird.
Auch wenn wir nicht mehr durchschnittlich rund einen Liter Alkohol am Tag trinken wie im letzten Jahrhundert, hat ein regelmäßiger Alkoholkonsum langfristig schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit: Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Hirnblutungen und anderen Erkrankungen ist erhöht. Ärzt:innen haben sieben Krebsarten identifiziert, die »nachweislich mit einem Alkoholkonsum ab einem Glas pro Tag in Verbindung stehen«[1]: Mund- und Rachenkrebs (Kehlkopf, Rachen), Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs sowie Brustkrebs.
Die Aussichten sind düster und das französische Paradox hat ausgedient. Der einzige Vorteil von Trauben – und somit auch von Wein – ist, dass sie Polyphenole und insbesondere Resveratrol enthalten, das reich an Antioxidantien ist.
Der Schlüssel liegt in der Mäßigung: »Mehr als zwei Gläser Wein pro Tag sollten es nicht sein und das nicht jeden Tag.« Kurz: Genießen Sie guten Wein, aber übertreiben Sie es nicht!
Alexandre Marsat
Für die einen hat Kaffee einen schlechten Ruf, für die anderen viele Vorteile. Wer hat recht?
Um die Kaffee-Aficionados nicht zu verärgern, beginnen wir mit seinen Vorteilen. Ein Forschungsteam der University of Southampton hat eine sogenannte Metaanalyse durchgeführt, in der 200 Studien zu diesem Thema zusammengestellt und interpretiert wurden. Infolgedessen wird eine Dosis von bis zu vier Tassen Kaffee pro Tag empfohlen. Warum? Bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag senken deutlich das Risiko, an bestimmten Krebsarten, Diabetes, neurologischen Störungen und Leberproblemen zu erkranken. Andere Studien weisen auch auf die Reduzierung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Eindämmung von neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer und Parkinson) hin.
Im Fall von Diabetes ist eine Erhöhung der Kaffeedosis sogar vorteilhaft: Bei vier bis sechs Tassen pro Tag sinkt das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 30 bis 50 Prozent. Die Chlorogensäure im Kaffee stoppt angeblich die Freisetzung von Glukose im Blut. Da diese Säure nicht im Koffein enthalten ist, können wir also auch auf koffeinfreien Kaffee umsteigen … Aber was sagen die Kritiker:innen dazu?
Wir trinken Kaffee, um morgens wach zu werden oder um keinen Mittagsschlaf halten zu müssen. Es stimmt, Koffein ist ein Aufputschmittel, das sich auf die Aufmerksamkeit auswirkt. Aber es unterdrückt auch die Produktion des Schlafhormons Melatonin für mindestens sechs Stunden. Wenn Sie abends vor 23 Uhr einschlafen möchten, sollten Sie es vermeiden, zwischen 16 und 17 Uhr noch eine letzte Tasse Kaffee zu trinken. Wenn Sie viel Kaffee trinken, sollten Sie auf den gegenteiligen Effekt achten: Zu viel des Aufputschmittels macht müde … Und die Auswirkungen von Kaffee und Koffein sind individuell unterschiedlich. Es kann zu Herzrasen, Aggressivität, Schlafstörungen oder Eisenmangel kommen.
Alexandre Marsat
Bei diesem Thema sind wir heutzutage am meisten sensibilisiert: Alkohol schadet dem Embryo. Aber gilt das auch für ein kleines Gläschen Champagner? Schauen wir es uns genauer an – der werdende Vater bleibt auch nicht verschont …
In der Schwangerschaft gelten viele Verbote. Frauen, die schon einmal schwanger waren, berichten von einem erstaunlichen Alltag angesichts all dieser Vorgaben. Wenn eine Schwangere es wagt, den einen oder anderen medizinischen Rat zu übergehen, bringt sie ihr gesamtes Umfeld gegen sich auf: Da sie gebären wird, tut die Gemeinschaft so, als gehöre ihr Körper nicht mehr ihr. Die Angehörigen meinen es gut und mischen sich in ihre Privatsphäre ein, dabei steht an erster Stelle der Verbote der Alkohol. In Werbespots, am Eingang jeder Arztpraxis und vor allem auf Alkoholflaschen prangt die Warnung: »Alkohol ist für Schwangere schädlich.« Genauer gesagt, für den Fötus, der in ihrem Körper heranwächst.
Auch wenn allgemein bekannt ist, dass der Alkoholkonsum während der Schwangerschaft schädlich ist, denken viele, dass »ein kleines Gläschen in den neun Monaten zu einem besonderen Anlass nicht schlimm ist« oder dass »es am gefährlichsten ist, in den ersten drei Monaten Alkohol zu trinken«.
Wer mit einem Glas in der Hand einer schwangeren Frau sagt: »Du solltest nicht trinken«, verdient es, ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet zu bekommen.
Dabei ist jedes einzelne Glas potenziell gefährlich. Das Fetale Alkoholsyndrom ist zwar auf einen zu hohen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft zurückzuführen, aber schon ein einziges Glas zum falschen Zeitpunkt (während der Organbildung) ist schädlich für den Fötus. Diesen Zeitpunkt kann man unmöglich kennen, deshalb ist es so, als würde man russisch Roulette spielen. Das gilt sowohl für die ersten zwei Monate – die sehr empfindliche Phase der Embryogenese, in der sich der Embryo entwickelt – als auch für die folgenden Monate.
Um schwangere Frauen zu unterstützen und ihnen kein schlechtes Gewissen zu machen, ist es am besten, nicht in ihrer Gegenwart zu trinken. Wenn man selbst trinkt, sollte man andere nicht belehren.
Und der werdende Papa? Aus Solidaritätsgründen sollte er auch abstinent bleiben. Vor allem aber ermutigt eine kürzlich im European Journal of Preventive Cardiology veröffentlichte medizinische Studie Väter, sechs Monate vor der Empfängnis mit dem Trinken aufzuhören, da das Risiko einer Herzerkrankung für das ungeborene Baby um 44 Prozent erhöht ist, wenn Männer vor der Schwangerschaft Alkohol konsumiert haben.[2]
So kann man auch Männern ein schlechtes Gewissen machen und sie belehren.
Alexandre Marsat
Sommers wie winters halten wir Ausschau nach gutem Essen mit wenig Kalorien. Alle, die auf eine gute Figur Wert legen, haben dem Fett den Kampf angesagt. Dabei gewinnt der Zucker die Oberhand gegenüber dem Fett. Fett gegen Zucker – wer siegt am Ende?
Das Fett wird bereits seit 100 Jahren für alles Übel verantwortlich gemacht und bekämpft, nun ist der Zucker ins Visier der Ernährungswissenschaft und Medizin geraten. Die glorreiche Zeit des Zuckers ist bald vorbei, auch wenn es sich schwierig gestaltet, ihn vom Sockel zu stoßen – so sehr, dass Expert:innen beschlossen haben, die Formel »Zucker wird in Fett umgewandelt« zu verwenden. Aber sowohl Zucker als auch Fett können gut oder schlecht für den Körper sein. Es kommt auf die Menge an und vor allem auf die Herkunft.
Zucker ist nicht gleich Zucker. Die Zuckermenge zweier Lebensmittel zu vergleichen, wäre, als vergleiche man ein Kilo Salat mit einem Kilo Fleisch. Der glykämische Index (GI) ist ein präziser Maßstab, um sich zu orientieren. Der höchste GI ist in den raffiniertesten (weißen) Zuckersorten zu finden, die von der Zucker- und Lebensmittelindustrie verarbeitet werden. Zu den Spitzenreitern gehören Süßigkeiten und natürlich auch Limonaden.
Der übermäßige Verzehr von Produkten mit einem hohen GI kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen. An erster Stelle steht Karies, gefolgt von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Zunächst entsteht Karies, darauf folgt eine Kette von weiteren Krankheiten.
Es kann aber auch zur Entstehung einer nicht-alkoholischen Fettleber (Steatosis hepatis) kommen. Diese sogenannte »Soda-Krankheit«[3] ist eine Entzündung der durch Zuckerkonsum zu fett gewordenen Leber. In Frankreich sind zehn Prozent der Bevölkerung davon betroffen, in Deutschland sind es sogar 20 bis 30 Prozent.[4]
Das heißt nicht, dass Sie Zucker komplett aus Ihrer Ernährung verbannen sollten (das wäre auch ziemlich kompliziert), denn er ist ein hervorragender Brennstoff für den Körper. In erster Linie ist er wichtig fürs Gehirn, weil die Neuronen Zucker brauchen. Damit die Glukose ins Gehirn gelangt, müssen wir aber nicht reinen Zucker essen. Es ist sinnvoller, wenn unser Körper ihn aus nährstoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse oder Obst gewinnt, weil reiner Zucker nur aus Zucker besteht – ohne die weiteren notwendigen Nährstoffe. Die empfohlene Tagesmenge liegt bei etwa 100 Gramm. Ein Apfel enthält bereits zehn Gramm (drei Stück Würfelzucker). Wenn Sie zu viel Zucker zu sich nehmen, kann dies auch negative Auswirkungen auf das Gehirn haben: Gedächtnisprobleme, Depressionen sowie ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Krankheiten.
Alexandre Marsat
Um Himmels willen! Schon beim Anblick von etwas Fettigem auf Ihrem Teller befürchten Sie, zuzunehmen. Vom Fett auf dem Teller bis zum Fett am Bauch ist es nur ein kleiner Schritt. Aber das muss nicht so sein.
Feinschmecker:innen und Gourmands werden Ihnen versichern: »Auf das Fett kommt es an!« Ein Slogan, der jede Person, die auf ihre Figur achtet, blass werden lässt. Doch selbst in der Ernährungswissenschaft wird das Fett nicht per se verurteilt. Zunächst einmal ist Fett tatsächlich lebensnotwendig! Es ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Wichtig ist, zwischen verschiedenen Arten von Fetten zu unterscheiden: den einfach ungesättigten Fettsäuren, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und gesättigten Fettsäuren.
Fette wurden lange Zeit für die schlimmsten Übel wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht verantwortlich gemacht. Das lag an einer Studie, die Fette mit einem zu hohen Body-Mass-Index (BMI) in Verbindung gebracht hat. Wissenschaftler:innen kämpfen schon lange gegen diese Theorie, meist leider vergeblich.
Lipide ermöglichen die Synthese verschiedener Hormone.
Fette – oder besser gesagt Lipide (Moleküle) – sind interessant. Die französische Gesundheitsbehörde ANSES erinnert daran, dass Lipide neben Kohlenhydraten und Proteinen zu den drei Hauptbestandteilen von Lebensmitteln gehören und daher eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung spielen. Sie speichern Energie und spielen eine »strukturelle« Rolle, die essenziell für unsere Zellen ist. Die Forschung an Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch wie Lachs oder in Raps- und Sojaöl enthalten sind, zeigt, dass sie für eine gute Gehirnfunktion von Bedeutung sind.
Lipide ermöglichen die Synthese verschiedener Hormone und können sich sogar positiv gegen Krebs auswirken.
Obwohl dem Fett der Krieg erklärt wurde, gibt es keine eindeutigen Hinweise auf einen Rückgang von Fettleibigkeit oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um Fett zu rehabilitieren, muss man nicht mehr, wie im Film Das Glück liegt in der Wiese, behaupten: »Gänseconfit ist nicht fett.« Auch der Verzehr einer kleinen, verführerisch-weichen Brioche bleibt nicht folgenlos. Denn alles ist eine Frage des Gleichgewichts: Wir müssen uns abwechslungsreich ernähren, damit wir die notwendigen Nährstoffe zu uns nehmen, und gleichzeitig sollten wir nicht zu viel sitzen. Eine Tüte Chips zu essen, bevor man sich vor den Fernseher setzt, ist daher nicht ratsam. Aber zurück zum Bauchfett: Das überschüssige Fett erhöht das Risiko eines vorzeitigen Todes. Dieses Fett hängt nicht direkt mit den fettreichen Lebensmitteln zusammen, die wir essen, sondern mit einem Energieüberschuss, der durch die gesamte Ernährung, unseren Stoffwechsel und unseren Lebensstil verursacht wird. Fett allein ist also nicht unser Feind!
Alexandre Marsat
»Iss deinen Spinat, damit du so stark wirst wie Popeye (und nicht so müde bist)« – wer kennt diesen Spruch nicht? Dabei ist er falsch. Genau wie die angebliche fettverbrennende Wirkung von Ananasextrakten oder der schlechte Ruf von Avocados.
Popeye hat sich geirrt! Spinat ist bei Weitem nicht das eisenreichste Lebensmittel – oder zumindest nicht das eisenhaltigste. Denn das Eisen, das aus Pflanzen stammt, wird vom Körper nicht am besten verwertet. Innereien, rotes Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte enthalten Häm-Eisen, das vom Körper besser verwertet wird als Nicht-Häm-Eisen, das in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist. Und selbst unter ihnen steht Spinat ganz hinten. Thymian (> 80 Milligramm pro 100 Gramm), einige Gewürze wie Kreuzkümmel (> 60 Milligramm pro 100 Gramm) oder Curry, Hülsenfrüchte wie Linsen oder Kräuter wie frische Petersilie enthalten mehr Eisen als Spinat, der weniger als drei Milligramm Eisen pro 100 Gramm enthält.
Diese Behauptung gehört zu den Ernährungsmythen, genauso wie der schlechte Ruf der Avocado oder die Anti-Cellulite-Eigenschaften der Ananas. Das Bromelain, ein Inhaltsstoff der Ananas, ist ein Protease-Enzym, das aus dem frischen Stiel der Ananas gewonnen wird. Es soll Cellulite bekämpfen und zur Erhaltung eines normalen Körpergewichts beitragen. Diese Behauptung ist jedoch falsch. Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die dies belegen.
Am besten isst man Obst und Gemüse der Saison aus lokaler Produktion.
Die europäischen Gesundheitsbehörden haben 2012 sogar bestimmt, dass Nahrungsergänzungsmittel, die Bromelain oder Ananasextrakt enthalten, keine derartigen gesundheitsbezogenen Angaben machen dürfen. Im Rahmen einer normalen Ernährung mit fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag kann diese tropische Frucht jedoch durchaus ab und zu auf den Tisch kommen.
Dasselbe gilt für die Avocado. Mit 164 Kalorien pro 100 Gramm ist die mexikanische Frucht zwar kalorienreicher als die meisten frischen Früchte, aber es wäre schade, sie von unseren Tellern zu verbannen. Der Großteil der Energie wird von den Lipiden geliefert, die überwiegend aus einfach ungesättigten Fettsäuren bestehen und sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Da die Avocado auch sehr reich an Ballaststoffen und Vitamin B9 (Folsäure) ist, ist sie für Frauen, insbesondere während der Schwangerschaft, zu empfehlen. Diese Frucht sollte also wieder rehabilitiert werden, wobei man selbstverständlich bedenken sollte, dass es am besten ist, (wenn möglich) saisonales, frisches Obst und Gemüse aus lokaler Produktion zu essen.
Alexandrine Civard-Racinais
Es ist nicht verboten, eine Tafel Schokolade zu naschen, während Sie dieses Buch lesen – das kann sogar guttun. Schokolade wird sowohl gepriesen als auch verteufelt. Ist sie nun also gut oder schlecht? Oder beides?
Schokolade enthält etwa 550 Kalorien pro 100 Gramm, einschließlich Zucker und Fett. Wenn Sie es also übertreiben, wird der Zeiger Ihrer Waage nicht zu Ihrem Vorteil ausschlagen. Im Durchschnitt essen die Franzosen sieben Kilogramm Schokolade pro Jahr, in Deutschland kommt man auf fast 13 Kilogramm.[5] Bei übermäßigem Verzehr soll Schokolade die Leber belasten. Sie enthält zwar auch Ballaststoffe, aber diese reichen nicht aus, um Ihnen einen Toilettengang zu ermöglichen. Wenn Sie es jedoch an Feiertagen mit den verschiedenen Leckereien und Weinen übertreiben, wird Ihr Magen es Ihnen heimzahlen.
Dunkle Schokolade und Milchschokolade haben den gleichen Kaloriengehalt. Dunkle Schokolade ist hingegen fettreicher, während Milchschokolade süßer ist. Fett oder Zucker – Sie haben die Wahl.
Wir finden immer eine gute Ausrede, um eine Tafel Schokolade zu verputzen: Sie hebt unsere Stimmung und hält uns wach und produktiv. Das stimmt auch, denn Schokolade enthält Magnesium, das immer nützlich ist, wenn man sich konzentrieren muss, und Tryptophan, eine Aminosäure, die für die Synthese von Serotonin benötigt wird. Das »Glückshormon« Serotonin reguliert zahlreiche physiologische Prozesse wie etwa den Schlaf, die Stimmung, Aggressionen und Depressionen.
Schokolade enthält Magnesium, das die Gehirnaktivität unterstützt, und Tryptophan.
Tryptophan ist in zahlreichen Lebensmitteln enthalten – von Milchprodukten über Fleisch bis hin zu Reis –, aber es ist nicht das, was uns süchtig macht. Verantwortlich dafür ist das Molekül Anandamid, ein Cannabinoid, das, ähnlich wie Cannabis, Gefühle verstärken und Euphorie hervorrufen kann und dadurch (in seltenen Fällen) abhängig macht.