Vormittag
Kaiser-Maximilian-Platz – SiebenSteinBrunnen – Reichenstraße – Krippkirche St. Nikolaus – Stadtbrunnen – Kloster St. Mang – Museum der Stadt Füssen – Stadtpfarrkirche St. Mang – Hohes Schloss – Staatsgalerie – Städtische Gemäldegalerie – Veitskapelle – Heilig-Geist Spitalkirche – Lechuferweg – Bleichertörle – Franziskanerkloster – Sebastiansfriedhof.
Mittag
Mittagspause im italienischen Restaurant Il Pescatore (vgl. S. 31).
Nachmittag
Stadtmauer – Brotmarkt – Lautenbacherbrunnen – Wohnhaus Anton Sturm – Kornhaus – Schrannenplatz – Ausflug: Kalvarienberg und Lechfall oder Bad Faulenbach.
Die folgende Stadttour ist auf dem Stadtplan rot eingezeichnet.
Luftaufnahme von Füssen
Nähert man sich vom Norden dem sogenannten Königswinkel, fällt der Blick meist zuerst auf das hoch aufragende Schloss Neuschwanstein, das alljährlich mehr als eine Million Besucher aus der ganzen Welt anlockt. Beinahe unauffällig wirkt dagegen die Kleinstadt Füssen F9/10, die sich am Ufer des Lech erstreckt, einem der letzten Wildflüsse Europas, der etwas weiter am Stadtrand in den Forggensee mündet. Verwinkelte Gassen, Teile der Stadtmauer und nicht zuletzt die von fernher sichtbaren Wahrzeichen Füssens, das Hohe Schloss und das Kloster St. Mang, bezeugen die lange und ereignisreiche Geschichte des Ortes. Sanfte Hügel umgeben die 15 600 Einwohner zählende Stadt und bieten romantische Ausblicke auf die spätgotischen und barocken Bauten. Dahinter bestimmt das imposante Ammergebirge den Horizont und wirkt, je nach Wetterlage, mal beschützend und mal bedrohlich.
Abendstimmung am Lech
Füssen eignet sich nicht nur als Ausgangsort für Ausflüge zu den herrlichen Seen und in die wunderschöne Gebirgslandschaft, sondern hat auch selbst viel zu bieten. Hervorragende Unterkünfte, vorzügliche Restaurants und zahlreiche Wellnessmöglichkeiten runden einen Aufenthalt in dieser mehr als 700-jährigen Stadt ab. Die Siedlungsgeschichte reicht bis ins 3. Jahrhundert, als auf dem heutigen Schlossberg eine Abteilung der dritten römischen Legion mit dem Namen Foetibus stationiert wurde, um den Nachschub zu sichern. Grund dafür war der Bau der alten Römerstraße Via Claudia Augusta, die unter anderem in Altino im Gebiet des heutigen Venedig begann und über Füssen und Augsburg bis an die Donau führte. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste erhaltene namentliche Nennung Füssens, eine römische Inschrift des 4. Jahrhunderts, in der von einem praepositus militum fotensium (Offizier der Soldaten von Füssen) die Rede ist.
Bildstock in Roßhaupten: Der Wandermönch Magnus tötet den Drachen
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches spielte der Ort erst wieder mit dem Auftauchen des St. Gallener Wandermönchs Magnus eine Rolle. Dieser ließ sich im 8. Jahrhundert am Schlossberg nieder, nachdem er der Legende nach in Roßhaupten einen Drachen getötet und in Füssen die gefürchteten »Lechgeister« vertrieben haben soll. Andererseits soll er aber auch in dem Bestreben, eine zusätzliche Erwerbsquelle für sich und seine Mönchsgemeinschaft zu finden, auf dem Säuling mit Erfolg nach Eisenerz gesucht haben. Seine Mönchszelle und das von ihm erbaute Oratorium wurden nach seinem Tod zwar zerstört, jedoch durch den Augsburger Bischof Sintbert im 9. Jahrhundert wieder aufgebaut. Bis heute gilt Magnus als Gründer und erster Abt des bis 1802 bestehenden Benediktinerklosters St. Mang. In der »Vita s. Magni«, einer umstrittenen biografischen Schrift über Magnus, ist auch von Fauces (Schlund) die Rede. Damit ist zwar eigentlich der Lechfall gemeint, dennoch gilt der Name seither als möglicher Ursprung des Stadtnamens. In abgewandelter Form taucht er im 12. Jahrhundert in verschiedenen Varianten als Fuzin, Fozen, Fießen oder eben Fuessen auf, was dann aber fälschlicherweise als die »Mehrzahl von Füße« übersetzt wurde. Aus diesem Grund sind auch drei Füße auf dem im 13. Jahrhundert entstandenen Wappen von Füssen zu sehen.
Vermutlich war Füssen seit 1286 Reichsstadt, im Jahr 1313 sprach man das Kloster und die Stadt jedoch dem Augsburger Hochstift zu. Das hatte Bestand bis zur Auflösung des weltlichen Territoriums des Hochstifts im Jahre 1802/03. Den Höhepunkt seiner Macht erlebte Füssen im 15. und 16. Jahrhundert, als es sich zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelte und sich angeblich Kaiser Maximilian I. um 1500 über dreißig Mal in der Stadt aufhielt. In diese Zeit fällt auch der Beginn des Lauten- und Geigenbaus in Füssen, das im Laufe der Zeit zu einem der bedeutendsten Zentren des Musikinstrumentenbaus in Europa aufstieg.
Reichenstraße: Bummeln und entdecken in der autofreien Altstadt
Ein wichtiger Einschnitt war die Besetzung des katholischen Füssens 1546 im Schmalkaldischen Krieg durch eine Truppe der oberdeutschen Städte unter der Führung des protestantischen Landsknechtführers Sebastian Schertlin von Burtenbach. Und spätestens im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Füssen vor allem durch die Schweden zwischen 1632 und 1642 schlimmste Verwüstungen und Zerstörungen, von denen sich die Stadt nur langsam wieder erholte. Überregionale politische Bedeutung erlangte der Ort im Jahr 1745, als der Österreichische Erbfolgekrieg in den Räumlichkeiten des Füssener Gasthofes »Zum goldenen Horn« beendet und ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde. Im Zuge der sogenannten Säkularisation, die durch die militärischen Erfolge Napoleons ausgelöst worden war, wurde 1803 das Benediktinerkloster aufgelöst und die Stadt Füssen dem Kurfürstentum Bayern zugesprochen.
Einen neuerlichen Aufschwung erlebte Füssen im Zuge der Industrialisierung, als 1861 die wirtschaftlich sehr erfolgreiche Mechanische Sailerwarenfabrik errichtet wurde, die die Wasserkraft des Lechs nutzte. Infolgedessen bekam Füssen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Mit der Öffnung des Schlosses Neuschwanstein für Besucher, sechs Wochen nach dem Tod König Ludwigs II. am 13. Juni 1886, entwickelten sich Füssen und Umgebung schnell zu einer beliebten Tourismusregion.
Die Touristen-Information am Kaiser-Maximilian-PlatzaE5 ist ein idealer Startpunkt für einen Stadtrundgang durch die Altstadt von Füssen. Hier kann man sich mit zusätzlichen Informationen eindecken oder an einer der regelmäßig stattfindenden Stadtführungen teilnehmen. Direkt vor dem Gebäude der Touristen- Information fällt der Blick unweigerlich auf den SiebenSteinBrunnen aE5 von Christian Meier Tobin, dessen obere Steine sich allein aufgrund des künstlich erzeugten Wasserdrucks drehen. Der Brunnen wurde 1995 errichtet und soll an die 700-jährige Geschichte der Stadt erinnern.
Der SiebenSteinBrunnen soll an die Geschichte der Stadt erinnern
Vom Kaiser-Maximilian-Platz zweigt die Reichenstraße E5 ab, die schon seit Jahrhunderten die zentrale Achse der Stadt bildet und auf den Spuren der Via Claudia Augusta verläuft. Ihren Stellenwert als Handelsstraße verlor sie mehr oder weniger im Jahre 1975, als sie zur Fußgängerzone umgestaltet wurde. Nun laden zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen und elegante Boutiquen zum Einkaufen ein. Gut erhaltene Bürgerhäuser aus der Spätgotik und dem Barock bilden hier eine harmonische Einheit, und auch die kleine Krippkirche St. NikolausaE5 in der Reichenstraße 3 fügt sich übergangslos in die Reihe der meist zweistöckigen Häuser ein. Sie wurde im Jahr 1717 im Auftrag der Franziskaner als Nachfolgebau eines Oratoriums der Jesuiten von Johann Jakob Herkomer errichtet (und nach dessen Tod durch seinen Neffen Johann Georg Fischer beendet). Ein Besuch des Innenraums lohnt sich vor allem wegen des Hochaltars aus Stuckmarmor von Dominikus Zimmermann aus Wessobrunn, dem bedeutendsten Stuckaturzentrum Europas im Rokoko. Aufmerksamkeit verdient auch ein Schild am Gebäude in der Reichenstraße 11aE5, in dem derzeit die Kaufhauskette Woolworth ihre Räumlichkeiten hat. Hier stand nämlich ehemals das »Gasthaus zur alten Post«, in dem am 22. April 1745 der Friedensvertrag zwischen Bayern und Österreich unterzeichnet wurde, der das Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges besiegelte.
In den Gassen der Altstadt von Füssen
Die Reichenstraße endet am 1968 errichtete Stadtbrunnen aE5, der dem 1965 abgetragenen neugotischen Magnusbrunnen folgte. Wie sein Vorläufermodell ist auch der Stadtbrunnen dem Heiligen Magnus gewidmet: Der Füssener Bildhauer Alois Vogler erinnert an den bedeutenden Missionar in Form einer aus Epprechtstein-Granit geschlagenen, knapp zweieinhalb Meter hohen Statue, die den Heiligen beim Kampf gegen einen Drachen zeigt.
Klosteranlage St. Mang in der Altstadt
Wenige Schritte weiter gelangt man über die Ritterstraße zum ehemaligen AKloster St. MangaE/F5 am Magnusplatz, das zwischen 1696 und 1726 nach Entwürfen von Johann Jakob Herkomer im Zuge der Gegenreformation errichtet wurde. Das gut erhaltene Barockgebäude soll an derselben Stelle stehen, an der die Mönchszelle des Einsiedlers Magnus gestanden hat. Jahrhundertelang war es Sitz des Benediktinerordens, bis dieser 1803 durch die Säkularisierung aufgelöst wurde. In den alten Gemäuern residiert heute unter anderem die Stadtverwaltung.
Hausfigur Reichenstraße 11
Einen Großteil des Gebäudekomplexes, nämlich den Südtrakt, nimmt seit 1913 das Museum der Stadt FüssenaE5 ein. Zu den Museumsräumen gelangt man über einen Kreuzgang, in dem Ausgrabungen aus der Frühzeit des Klosters zu bestaunen sind. Das Museum widmet sich der Stadtgeschichte, der Geschichte des Klosters St. Mang und der Geschichte der Mechanischen Sailerwarenfabrik, überdies präsentiert es eine Computersimulation des von König Ludwig II.geplanten, aber nie gebauten Schlosses Falkenstein. Vor allem aber präsentiert es in hervorragender Weise die Geschichte des Lauten- und Geigenbaus in Füssen, der prägend war für die Entwicklung der Stadt am Lech. Seltene Instrumente wie beispielsweise eine Prunkgitarre aus dem Jahr 1640 sind neben einer genauen Beschreibung der historischen Technik des Instrumentenbaus zu sehen. Ein weiteres Highlight ist die Annakapelle der vermutlich ersten Klosterkirche des Benediktinerklosters St. Mang. Ihre Besonderheit ist der Füssener Totentanz von Jakob Hiebler aus dem Jahre 1602. Er gilt als der älteste seiner Art in ganz Bayern und zählt zu den bedeutenden Monumental-Totentänzen Europas. Die zwanzig filigran gezeichneten Bilder, die alle unter dem Motto Sagt Ja Sagt Nein Getanzt Muess Sein stehen, versinnbildlichen die zwanzig Stände vom Papst bis zum Maler, denen gemeinsam ist, dass sie alle ausnahmslos in den Tod gehen müssen. Die Annakapelle ist übrigens auch die ehemalige Grablege der Füssener Äbte und Adeligen, wie unschwer an den zahlreichen Epitaphien und Totenschildern aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu erkennen ist.
Bibliothek im ehemaligen Benediktinerkloster St. Mang
Nicht zuletzt stehen im Museumsgebäude auch einige gut erhaltene Barockräume des Klosters zur Besichtigung offen, wie beispielsweise der reich stuckierte und freskierte Kaisersaal, aber auch die Bibliothek, ein ungewöhnlicher Ovalbau, der in seiner Mitte den Blick nach unten durch eine Öffnung in das Refektorium, den ehemaligen Speisesaal der Mönche, erlaubt.
Bayerns ältester noch erhaltener Totentanz in der Annakapelle (Museum der Stadt Füssen im Kloster St. Mang)
Verlässt man das Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters und geht ein paar Schritte Richtung Hohes Schloss, gelangt man schon bald zur Stadtpfarrkirche St. MangaF5, einer Basilika, die wie das Kloster zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Johann Jakob Herkomer entworfen wurde und Kunstkenner mit ihrer stilistischen Geschlossenheit überzeugen wird. So zeigt sich die Kirche noch heute als ein homogenes Werk aus dem Barock mit deutlichen oberitalienischen Einflüssen. Beim genaueren Hinsehen erkennt man jedoch, dass das Gebäude eine weitaus längere Geschichte aufweist. So lässt sich an dieser Stelle eine erste Bautätigkeit schon im 8. und 9. Jahrhundert feststellen, als die bis heute erhaltene und für Besucher zugängliche Magnus-Krypta errichtet wurde. Im 11. Jahrhundert entstand dann eine Basilika, die im 13. Jahrhundert verlängert und mit einem Doppelchor ausgestattet wurde. Beim Neubau von Herkomer wurde der mittelalterliche Grundriss erhalten, auch den Turm aus dem 12. Jahrhundert hat er – nur wenig modifiziert – integriert. Im Kircheninnern sind unter anderem die zahlreichen Stuckaturen sowie die Deckenfresken sehenswert.
Einst Klosterkirche der gleichnamigen Benediktinerabtei: die Stadtpfarrkirche St. Mang
Von der Basilika führt ein schmaler Weg hinauf zum Hohen SchlossaE5, das auf einem Hügel über der Stadt thront und 1269 von Herzog Ludwig von Bayern erbaut wurde, bevor es wenige Jahre später in den Besitz der Augsburger Bischöfe überging. Bei einem groß angelegten Umbau und einer Erweiterung zu einem repräsentativen Burgschloss zwischen 1489 und 1504, der im Auftrag des Bischofs Friedrich II. von Zollern erfolgte, wurden zahlreiche Illusionsmalereien auf den Fassaden im Innenhof hinzugefügt. Sie stammen vom Freskenmaler Fidelis Eichele aus Hechingen und täuschen dem Auge Erker, Türmchen und andere Gestaltungselemente vor. Das Hohe Schloss diente die meiste Zeit sowohl als Pflegeamt als auch als Sommerresidenz für die Augsburger Fürstbischöfe, bevor es im Zuge der Säkularisation dem Königreich Bayern zugesprochen und ab 1862/63 als Amtsgericht genutzt wurde. Heute beherbergt es das Finanzamt und zwei Kunstausstellungen.
Die Staatsgalerie im Hohen Schloss
Illusionsmalereien an den Hoffassaden des Hohen Schlosses
ist eigentlich die Filialgalerie der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen und hat ihren Sitz in den ehemaligen fürstbischöflichen Residenzräumen. Sie präsentiert vor allem Werke bayrischer und schwäbischer Maler aus dem 15. und 16. Jahrhundert, unter anderem ein seltenes Glasgemälde von Hans Holbein d. Ä. Besonders sehenswert ist auch die prachtvoll geschnitzte Kassettendecke im Rittersaal. Im selben Gebäude widmet sich die Städtische Gemäldegalerie Werken des 19. Jahrhunderts, insbesondere denen der »Münchner Malschule«, wozu auch das Gemälde »Die Wache« von Carl Spitzweg zählt.
Blick auf den Uhrturm des Hohen Schlosses in Füssen
Über die Staatsgalerie erreicht man den Wehrgang, von dem aus man im Torturm bis ins sechste Stockwerk hinaufsteigen kann. Dort, im Türmerzimmer, bietet sich dem Betrachter ein fantastischer Ausblick auf die Stadt und das umliegende Füssener Land. Ebenso besichtigt werden können der Uhrturm sowie der Fallturm, der einst als Verlies diente. Einen kurzen Besuch wert ist auch die spätgotische Veitskapelle aE5, die als höchstgelegene Schlosskapelle Deutschlands gilt und die im Inneren vom Wessobrunner Stuckateur Johann Schmuzer ausgestattet wurde.
Mit einer roten Rokokofassade: die Füssener Heilig-Geist Spitalkirche
Nach dem Besuch des Hohen Schlosses führt der Weg wieder am Kloster St. Mang vorbei, wo nicht weit entfernt die kleine Heilig-Geist SpitalkircheaF5 eine nähere Betrachtung verdient. Die großen Fresken auf der roten Rokokofassade sollen den Heiligen Florian und Patron der Flößer, den Heiligen Christophorus darstellen. Noch etwas weiter gelangt man zur Brücke über den Lech. Hier führt der hübsch angelegte Lechuferweg bis zum Forggensee beziehungsweise bis Faulenbach in die andere Richtung. Schon nach wenigen Metern erreicht er das BleichertörleaE6, durch das früher die Bleicher gehen mussten, um bei der Stadtbleiche ihre Leinentücher zu bleichen.
Franziskanerkloster am Lech in Füssen
Von hier aus – über eine schmale Gasse zu erreichen – ist es nicht mehr weit bis zum hoch aufragenden Franziskanerkloster aE6, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Altstadt von Füssen mit dem Hohen Schloss, auf den Lech und die hügelige Landschaft hat. Das weißgestrichene Kloster wurde 1628 errichtet und ist heute ein bevorzugter Ort für ältere Ordensbrüder, die hier ihren Lebensabend verbringen. Im Januar 2013 zerstörte ein Feuer einen Teil der Anlage. Dabei kam tragischerweise auch ein 100-jähriger Franziskanermönch ums Leben. Originell ist ein Schild neben der Klosterkirche St. Stephan, das auf das Ende der von Würzburg kommenden Romantischen Straße hinweist.
Sehr idyllisch mit seinen ungeordneten, historischen Grabmälern zwischen alten Laub- und Nadelbäumen präsentiert sich auch der Sebastiansfriedhof aE6 mit der gleichnamigen Kirche St. Sebastian, einem spätgotischem Bau, der im 18. Jahrhundert barockisiert wurde. Der Friedhof grenzt direkt an Reste der alten Stadtmauer, die ursprünglich 1302 angelegt, 1502 erweitert und schließlich 1812 wieder abgetragen wurde. Ein restaurierter Abschnitt zwischen Friedhof und Kloster mit Satteldach, Wehrgang und Pulverturm erinnert an die alte Befestigungsanlage.
Schrannenplatz in Füssen
Geht man auf dem Pfarrgäßle wieder zurück in Richtung Altstadt, gelangt man bald zum Brotmarkt aE5 mit dem Lautenmacherbrunnen, dessen Bronzefigur von Joseph Michael Neustifter erschaffen wurde und an Caspar Tieffenbrucker (1514–71) aus Tiefenbruck bei Roßhaupten erinnern soll. Aus dessen Familie stammten die bekanntesten Lautenmacher Europas im 16. Jahrhundert. Auch heute noch betreiben mehrere Geigenbauer ihre Werkstätten zwischen Brotmarkt und Schrannengasse. Etwas weiter erhebt sich in der Brunnengasse das ehemalige Wohnhaus von Anton Sturm (Nr. 18)aE5, von einem der bedeutendsten Barockbildhauer Süddeutschlands (1690–1757). Er schuf nicht nur das hübsche Sandsteinrelief über dem Hauseingang, sondern auch Werke in der Stadtpfarrkirche St. Mang und in der Benediktinerabtei Ottobeuren. Sehenswert ist auch das alte Kornhaus am SchrannenplatzaE5, dem einstigen Kornmarkt der Stadt. Das spätgotische, 1483 erbaute Gebäude mit rot-weißen Fensterläden diente lange Zeit als Handelsplatz für Getreide. Heute wird es als Markthalle genutzt, in der man nicht nur gut speisen, sondern auch Feinkost aus aller Welt einkaufen kann.
Mittelalterliches Gassengewirr
Altstadt und Hohes Schloss in Füssen
Füssen, Bayern
Die Aussicht könnte nicht besser sein. Vom Uhrturm des Hohen Schlosses blickt man auf die Häusergiebel der Altstadt Füssens. Die »romantische Seele Bayerns«, wie sich Füssen selbst nennt, zeigt sich von ihrer schönsten Seite: mittelalterliches Gassengewirr, Überreste alter Stadtmauern und reich geschmückte barocke Kirchenbauten am Ufer des Lechs. Bis zum Forggensee reicht von hier aus die Sicht.
Das Hohe Schloss, auf einem Hügel gebaut, thront von allen Seiten gut sichtbar über der Stadt. Ende des 13. Jahrhunderts hatte Ludwig der Strenge von Bayern mit dem Bau der Burg begonnen. Im 15. Jahrhundert wurde sie grundlegend umgestaltet zu einer der bedeutendsten spätgotischen Schlossanlagen Deutschlands mit einem romantischen Innenhof und spätmittelalterlicher Fassadenmalerei. Vierzehnmal war Kaiser Maximilian zu Besuch. Der prunkvolle Rittersaal mit geschnitzter, in Blau, Rot und Silber gefasster Kassettendecke von Jörg Lederer diente früher als Festsaal. Heute werden hier Gemälde und Skulpturen der Staatsgalerie und der Städtischen Galerie Füssen präsentiert.
Direkt unterhalb der Burg erhebt sich die prachtvolle Barockanlage des einstigen Benediktinerklosters St. Mang. Seine Geschichte reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, als der heilige Magnus als Missionar hier eine Mönchszelle gründete. Neben der barocken Basilika ist vor allem das Museum der Stadt Füssen einen Abstecher wert. Der Besucher wird in die Welt des bayerischen Barock mit seiner überschäumenden Lust an Üppigkeit entführt.
Der verträumte Charme der autofreien Altstadt lädt nicht nur zu Entdeckungsreisen in die Vergangenheit ein, sondern auch zu einem Einkaufsbummel. Die alten Handelsplätze am Kornhaus und am Brotmarkt mit zahlreichen Straßencafés sind immer noch geschäftige Treffpunkte. Und in Füssen liegen Kultur und Natur nah beieinander. Es sind kurze Wege in die Ruhe des Faulenbacher Tals, zum Forggensee und zu den weltberühmten Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau.
Direkt vor den Toren der Stadt ist man im Walderlebniszentrum Ziegelwies der Natur ganz nah, z.B. beim Spaziergang auf dem Baumkronenweg in 21 Metern Höhe.
Info: Füssen liegt 100 km südlich von Augsburg bzw. 40 km südöstlich von Kempten. Info Füssen: Füssen Tourismus und Marketing, Kaiser-Maximilian-Platz 1, 87629 Füssen, Tel. (083 62) 938 50, www.fuessen.de. Info Hohes Schloss: Magnusplatz 10, Füssen, Öffnungszeiten April–Okt. Di–So 11–17, Nov.–März Fr–So 13–16 Uhr, Eintritt € 6, ermäßigt € 5. Info St. Mang: Lechhalde 3, Füssen, Tel. (083 62) 90 31 86.
Majestätisch thront das Hohe Schloss über Füssens Altstadt