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Warum sind Schiffe immer weiblich? Auf welchem Kreuzfahrtschiff "lebt" ein Geist? Seit wann gibt es Kreuzfahrten? Die Kreuzfahrtgeschichte und -gegenwart: Rekorde, Unbekanntes, Extremes und Kuriositäten werden vorgestellt. Wagen Sie eine Reise durch Besonderheiten und Geheimnisse dieser speziellen Seefahrten. Informativ und unterhaltsam erlebt jeder Kreuzfahrtfan 101 Aha-Erlebnisse.
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Seitenzahl: 165
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Klaus Viedebantt
Vorwort
1Historie | Seit 1844: Im Winter ab in den Süden!
2Kreuzfahrt zum Ruhm | Vom Schiffslotsen zum Schriftsteller
3Der erste Cruise Liner | Das kurze Luxusleben der Prinzessin Victoria Luise
4Eine Epoche | Vom Ocean Liner zum Cruise Liner
5Ferien mit der Partei | Die Kreuzfahrt-Flotten der Nazis und der DDR
6Rekorde | Schwimmende Kleinstädte
7Unglücke | Albtraum statt Traumschiff
8Mayday! | Geschichte eines Notrufs
9Die größten Reedereien | Carnival, Costa, Cunard & Co
10Der Kreuzfahrt-Kapitän | Brückengott und Entertainer
11Der Offizier | Spitzname »Streifenhörnchen«
12Der Chief | Herrscher der »Maschine«
13Der Wirtschaftsdirektor | Hotman’s großes Reich
14Der Chef | Genuss auf Französisch: Souschef, Maître d‘Sommelier
15Food & Beverage | Tonnenweise Proviant
16Ausflüge | Land in Sicht!
17Der Cruise-Direktor | Veranstaltungen von Mozart bis Rock
18Mega-Unterhaltung | Das Schiff ist das Ziel
19Der Gentleman Host | Seriöse Gigolos in Diensten der Reederei
20Der Lektor | Ein Spezialist für Land und Leute
21Fitness | Ein rundum gesundes Geschäftsmodell
22Körperpflege | Verwöhnprogramme vom Feinsten
23Der Purser | Euro, Pfund, Dollar … ein Blick in die Kassen
24Trinkgeld | Wie viel ist angemessen?
25Der Passagier | Keine klassenlose Gesellschaft
26Reederei-Club | Seemeilen für Stammgäste
27Wohltätigkeit | Spenden für einen guten Zweck
28Hochzeit auf See | Nahezu weltweit möglich
29Kinder an Bord | Nicht immer wird Rundum-Betreuung garantiert
30Gäste mit Handicap | Mit Pool-Lift und Vibrationsalarm
31Routenplanung | Europa lockt mit vielfältigen Attraktionen
32Kurs Ost- und Nordsee | Europas Norden von Finnland bis Island
33Kurs Westeuropa | Entlang der Atlantikküste gen Süden
34Kurs Mittelmeer | Im Zentrum der Antike
35Kurs Atlantik | Afrika, Nord- und Südamerika
36Kurs Karibik | Mit US-Dollar bestens gerüstet
37Kurs Indischer Ozean | »Big Five« in Afrika, »Backwater« in Asien
38Kurs Pazifik | Ikonen des Fernwehs
39Kurs Arktis & Antarktis | Im Trend unserer Zeit
40Tierbeobachtungen (1) | Beeindruckende Erlebnisse
41Tierbeobachtungen (2) | Begegnungen unter Wasser
42Tierbeobachtungen (3) | Geflügelte Vertreter
43Weltreisen | In 377 Tagen um die Welt
44Golf-Reisen | Boommarkt mit zahlreichen Angeboten
45Musik-Reisen | Sinfonien mit Seegang
46Garten-Reisen | Die Karibik ist ein Blumenmeer
47Foto-Reisen | Landgang mit Kamera
48Kulinarische Reisen | Mit Stars und Sternen
49Restaurants an Bord | Die Qual der Wahl
50Lieblingsspeisen | Am liebsten wie zu Hause
51Kreuzfahrt-Bars | Der Roboter serviert Sex on the Beach
52Kabinen | Bye-bye, Bullauge!
53Suiten | Betten zum Preis einer Luxuslimousine
54Decks | Von unten nach oben
55Die große Bühne | Tonnenweise Theatertechnik
56Die Bibliothek | Neue Konzepte auf dem Prüfstand
57Im Kino | Kreuzfahrten auf der Leinwand
58In der Literatur | Mord, Liebe und Satire
59TV-Serien | Vom »Love Boat« zum »Traumschiff«
60Dreharbeiten | 20 Prozent »Traumschiff«-Rabatt
61Reiserecht | Streitfälle vor Gericht
62Pleite des Veranstalters | Die Heimreise ist sicher
63Das Kursangebot | Überraschend vielfältig
64Die Bord-Boutique | Shopping als Wachstumsmarkt
65Das Spielcasino | Die Würfel sind gefallen
66Das Hospital | Hoffentlich gut versichert
67Im Todesfall | »Operation Rising Star«
68Seekrankheit | Wirksame Mittel an Bord
69Geheimcode | »Mr. Mob« – Mann über Bord
70Seemannslieder | Bitte mitsingen!
71Seemannshandwerk | Fachbegriffe und ihre Bedeutung
72Geschwindigkeit | Von Knoten, Seemeilen und Windstärken
73Die Brücke | Das Revier des Kapitäns
74Navigation (1) | Vom Leuchtfeuer zur Satellitenortung
75Navigation (2) | Ein Netz aus unsichtbaren Linien
76Navigation (3) | Wenn neue Inseln entstehen
77Privatinseln | Profitable Strände
78Hafeneinfahrten | Bilder, die man nicht vergisst
79Häfen | Die größten, schönsten, spektakulärsten
80Hafen-Abenteuer | Inseln ohne Landgang-Garantie
81Revierfahrten | Per Schiff über Land
82Kanalpassagen | Von einem Meer zum anderen
83Segelschiffe | »Hart am Wind« in alle Welt
84Fähren | Jeder Neubau wird luxuriöser
85Frachtschiffe | Mit dem Cargo-Dampfer unterwegs
86Expeditionsschiffe | Auf der Suche nach dem Abenteuer
87Schlauchboote | Immer im Einsatz
88Beiboote | Tender- und Rettungsboote
89Sicherheit | Üben für den Ernstfall
90Security | Sound-Kanonen gegen Piraten
91Verbrechen | Mord an Bord?
92Das Wetter | Auf See ist alles möglich
93Die Werft | Attraktion Cruise-Liner-Bau
94Der Schiffbau | 3-D-Puzzle mit Ozeanriesen
95Der Antrieb | Heutzutage möglichst wirtschaftlich
96Propeller & Ruder | Beweglichkeit garantiert
97Treibstoffe | Ende der Dreckschleudern in Sicht
98Schornsteine | Je mehr, desto besser
99Spezielle Wünsche | Törns für Katzenfreunde & Co.
100Schiffstaufe | Natürlich mit Champagner
101Fluss-Kreuzfahrten | Ein Blick in die Kristallkugel
Bildnachweis
Impressum
Kreuzfahrtschiffe gleiten stets auf der Sonnenseite des Lebens entlang. Nicht nur im übertragenen, sondern vor allem im meteorologischen Sinn. Gewiss, auch auf See gibt es raues Wetter, aber die Kapitäne der Sonnenscheinflotte ändern in Front eines hässlichen Tiefs einfach den Kurs – wenn nicht die neue Route sehr viel länger und die Treibstoffrechnung somit sehr viel höher ist. Dieses Rundum-glücklich-Versprechen erklärt auch den enormen Erfolg des Cruise Business: 1999, als »Kreuzfahrt« schon längst kein Fremdwort mehr war in hiesigen Reisebüros, stachen rund 306 000 Deutsche in See. 2019 waren es bereits 2,94 Millionen.
Passagierin mit Corona-Maske
Doch dann der totale Absturz: Corona. Ganze Schiffe mussten mit Mann und Maus in Quarantäne, die prominentesten Reedereien waren betroffen. Weltweit wurden alle Fahrpläne Makulatur, reihenweise machten die Musikdampfer für Monate fest. Hektisch reagierten die Reeder, indem sie Sicherheit und Programme hochfuhren. Nach zwei existenzbedrohenden Jahren zeigte sich Licht am Horizont: 2022 gingen die Flotten – Schiff für Schiff – wieder auf große Fahrt und warben fortan mit »sicherem Urlaub«: Alle Passagiere mussten vor ihrem Törn eine »vollständige Impfung« nachweisen (mit oder ohne dritte Booster-Impfung). Die Schiffe wurden nur noch mit 60 bis 80 Prozent ihrer Kapazität gefüllt, in den Restaurants und Bars waren alle Stühle, auf den Decks alle Liegen auf Abstand gestellt. Zeitweise galt an Bord Maskenpflicht. Auch die Crews wurden in kurzen Abständen auf das Virus getestet. Und (wenn auch) zögerlich kehrten die Passagiere auf die Decks und die Schiffe auf die Sonnenseite des Globus zurück.
Ganz neu waren diese medizinischen Herausforderungen für die Branche nicht. Seit Langem kennen Schiffsärzte die sehr ansteckenden Norovirus-Infektionen, die leicht Hunderte von Passagieren mit Magen-Darm-Erkrankungen plagen können, was auch schon zum Abbruch einiger Reisen geführt hat. Aber Reeder, Kapitäne und Schiffsmediziner haben gelernt, dem Virus mit minutiösem Hygieneregime zu trotzen – mehr oder minder erfolgreich. Erfahrungen, die sich beim Einfall des Covid-Virus in die schöne Welt des Cruising bewährt haben und wohl auch weiter bewähren werden. Und bei kleineren Malaisen hilft nicht zuletzt der Gang in die Bordbar, wo in jedem Fall ein »Doktor« (so der vielversprechende Name eines klassischen Cocktails) auf seine »Patienten« wartet.
Abendruhe auf der Disney Dream: Bei Sonnenuntergang, kurz vor der Dinner-Zeit, ist das Promenadendeck oft menschenleer.
Dieses Buch gibt einen kurzen Überblick zur Geschichte der Kreuzfahrt, stellt auch die Frauen und Männer vor, die auf ihren Arbeitsplätzen an Bord die Ferien auf See erst möglich machen, und beschreibt schließlich die weltweit wichtigsten Kreuzfahrt-Reviere. Das Angebot der Reedereien hat sich in den letzten Jahrzehnten gemäß den Interessen der Passagiere aufgefächert, Musikreisen und kulinarische Touren sind zwei der hier vorgestellten Beispiele. Weitere Kapitel führen hinter die Kulissen der schwimmenden Urlaubsträume, streifen auch Widrigkeiten wie die Seekrankheit und informieren knapp über die Technik auf der Brücke und unter Deck.
Seeleute wünschen sich vor dem Ablegen »allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel«. Für uns Kreuzfahrer möchte ich ergänzen: »Und immer einen Fingerbreit Single Malt Whisky im Glas.« Cheers!
Ihr Klaus Viedebantt
Um das Jahr 1850 wurde Hamburg weltberühmt: Es entwickelte sich zum wichtigsten Hafen für annähernd sechs Millionen Auswanderer in die »Neue Welt«, nach Nordamerika. Sechs Wochen dauerte die Überfahrt unter Segeln, Dampfschiffe brauchten später nur noch zwei.
Alfred Ballin, der Generaldirektor der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag), machte mit seiner damals weltgrößten Schifffahrtslinie zwischen Hamburg und New York klotzige Gewinne, nur im stürmischen Winter nicht. Also sann Ballin auf Abhilfe: 1891 schickte er seinen Schnelldampfer Augusta Victoria auf eine »Bildungs- und Vergnügungsfahrt« ins Mittelmeer. Der Versuch war ausgebucht, die Kreuzfahrt war geboren.
So zumindest sagen es die Hamburger. Die Briten sehen das ganz anders, sprich sich selbst als Erfinder der Kreuzfahrt. Nicht zu Unrecht, denn schon 1844 reisten Passagiere mit der englischen P&O Line »zum Vergnügen« ins Mittelmeer.
Mit der Augusta Victoria gingen am 22. Januar 1891 in Cuxhaven 241 Passagiere auf eine nahezu zweimonatige Reise. Erste Häfen waren Southampton, Gibraltar und Genua. In Alexandria blieb das meist »Kaiserin« genannte Schiff fünf Tage, in Jaffa, Beirut und Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) jeweils vier Tage – Zeiten, die für Ausflüge genutzt wurden, etwa nach Kairo zu den Pyramiden oder nach Jerusalem. Auf dem Rückweg wurden Piräus (Athen), Malta, Palermo, Neapel und Lissabon angelaufen, ehe kurz vor Cuxhaven in Southampton die dort zugestiegenen Briten das Schiff wieder verließen.
Die Augusta Victoria 1891 unter deutscher Flagge
Ornament über dem Eingang der Hapag-Lloyd-Zentrale in Hamburg
Wegen der guten Winternachfrage versuchte Ballin 1894 auch seine erste Sommer-Kreuzfahrt. Sie führte entlang der norwegischen Küste bis nach Spitzbergen. Eine neue, heute sehr gefragte Kreuzfahrt-Destination zierte fortan die Kataloge. 1896 lief die Columbus, ein Schwesterschiff der Augusta Victoria, zu einer »Vergnügungsreise« in die Karibik aus – heute ist es das weltweit wichtigste Kreuzfahrt-Revier.
Ein Königreich als Kreuzfahrt-Pionier
Wenn es um die erste Kreuzfahrt geht, kann auch Italien mitreden: 1833 stach die Francesco I in Neapel in See und fuhr nach Konstantinopel und zurück. Das zwei Jahre zuvor nahe Neapel erbaute Dampfschiff mit zwei Segelmasten (die für damals stattlichen 120-PS-Maschinen sorgten für flotte Fahrt) ging unter der Flagge des »Königreichs beider Sizilien«, einem Vorläufer des Staates Italien, auf den Törn. An Bord vergnügten sich drei Monate lang Prinzessinen, echter und Finanzadel.
Es war wahrscheinlich das ungewöhnlichste Kreuzfahrtschiff, das je auf große Fahrt ging: Die Quaker City hatte sich zuvor ihre Meriten als Kriegsschiff der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg erworben. Umgebaut startete der 70 Meter lange Seitenraddampfer 1867 in New York zu einer fünfeinhalb Monate langen »Vergnügungsreise« nach Europa und via Jaffa nach Jerusalem ins Heilige Land. »Pilgerreise« hätte wohl auch gepasst, denn es war eine überwiegend fromme und reiche Schar, die sich zu diesem von der P&O Line organisierten Törn versammelt hatte.
Ein junger Mann, der als Reporter mit auf Reisen ging, passte nicht ganz in diesen Kreis: Samuel Langhorne Clemens, ein strammer Zecher, der seit drei Jahren unter dem Namen »Mark Twain« schrieb. Damals kaum bekannt, sollte sich das nun ändern, denn die Artikel, die er von unterwegs an eine Zeitung in Kalifornien schickte, fanden großen Anklang. Twain machte 1869 daraus ein Buch: »The Innocents Abroad« (»Die Arglosen im Ausland«, 1875) hieß sein erster Bestseller, der den Autor zunächst in Amerika, dann weltweit berühmt machte.
Twain hielt wohl nicht viel von seinen rund 70 Mitreisenden. In einem privaten Brief schrieb er von »Psalmen singenden Rindern«. Aber auch umgekehrt waren die Reisegefährten von ihrem schreibenden Begleiter nicht sonderlich angetan. Immerhin: Ein Passagier, Charles Langdon, stellte Twain seine Schwester Olivia vor – eine geziemende Zeit später wurde sie seine Ehefrau.
Mark Twains Quaker City im Sturm auf dem Atlantik
Mark Twain – vom Mississippi-Lotsen zum erfolgreichen Schriftsteller
Apropos »Mark Twain«
Samuel Clemens, der ausgebildeter Mississippi-Lotse war, benutzte als Autor gleich mehrere Pseudonyme. »Mark Twain« bedeutete in der Lotsen-Fachsprache »Markierung zwei« auf der Schnur, mit der Matrosen die Wassertiefe unter dem Schiff maßen, die sie dem Steuermann zuriefen. Der Flussschiffer, der Clemens das Navigieren lehrte, unterschrieb kurze, sachliche Informationen für eine Zeitung mit »Mark Twain«.
Es war sozusagen ein Jahrhundertereignis: 1900 lief das erste nur für diesen Zweck gebaute Kreuzfahrtschiff vom Stapel: Prinzessin Victoria Luise. Der Hamburger Reeder Alfred Ballin hatte zuvor schon Hapag-Linienschiffe im Winter vom Atlantik abgezogen und auf Kreuzfahrt geschickt. Ein gutes Geschäft, deshalb ließ er ein neuartiges Schiff bauen, das sich allein diesem Vergnügen widmen sollte.
Es wurde ein eleganter Dampfer, eher einer Jacht ähnlich als den damaligen Passagierdampfern. Ballins Freund Kaiser Wilhelm II. war sehr angetan von dem Projekt und steuerte sogar Ideen zum Innenausbau bei. Und da Ballin das Schiff nach der Tochter des Monarchen nennen wollte, konnte er den Kaiser auch als Taufpaten gewinnen. Alles schien prächtig, nur am Rande merkte Wilhelm II. (angeblich doch etwa säuerlich) an, Prinzessin Victoria Luise sei länger als seine royale Jacht, die Hohenzollern.
Das Luxusschiff, dem das einflussreiche US-Magazin »Scientific American« eine Titelseite widmete, hatte 120 Kabinen, jede mit Wohn- und Schlafraum, Bad und Toilette. Es gab eine Bibliothek, ein »Gymnasium« (Fitnessraum) und eine Dunkelkammer für fotografierende Passagiere. Die erste Kreuzfahrt führte nach New York und anschließend in die Karibik, das heutzutage bedeutendste Kreuzfahrt-Revier der Welt. Weitere Ziele waren das Mittel- und das Schwarze Meer. In der Karibik allerdings, vor der Küste Jamaikas, lief die Prinzessin 1906 nach einem Fehler des Kapitäns auf einen Felsen. Es war ein Totalverlust. Alle Menschen an Bord konnten zwar gerettet werden, der Kapitän hatte sich jedoch bereits in seiner Kabine erschossen.
Erstes vs. größtes Kreuzfahrtschiff
Prinzessin Victoria Luise
vs.
Wonder oft the Seas
Länge (m)
138
362
Breite (m)
14
66
Passagiere (max.)
192
6988
Crew
16
2394
Vermessung (BRT)
4409
235 600
Geschwindigkeit (kn)
15 (28 km/h)
25,1 (46 km/h)
Die elegante Prinzessin Victoria Luise – das erste Kreuzfahrtschiff …
Wegen der großen Nachfrage nach Kreuzfahrten hatte die Reederei allerdings schon im Jahr zuvor den britischen Dampfer Scot gekauft, ließ ihn umbauen und schickte ihn anschließend als Oceana auf Kreuzfahrt. 1911 kehrte außerdem eine Victoria Luise zurück in die Kreuzfahrt: die viel größere vormalige Deutschland. Sie kreuzte bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Und aus der Reederei Hapag ging später die heutige Luxus-Kreuzfahrtlinie Hapag-Lloyd hervor.
… im Vergleich zum größten
Abgebrannt, abgesoffen, abgewrackt … die glanzvolle Epoche der Transatlantik-Liner endete für viele dieser bewunderten Schiffe auf traurige Weise. Für einige der berühmten Dampfer gab es jedoch ein zweites Leben als Cruise Liner. Das bekannteste Beispiel war die elegante, treibstoffdurstige France, die von 1962 an die Route Le Havre–New York befuhr. Im Winter ging sie auch auf Kreuzfahrtkurs, finanziell reichte es aber trotzdem nicht. Deshalb waren bereits 1974 ihre Tage gezählt. 1979 erwarb der norwegische Reeder Knut Kloster (Norwegian Cruise Line/NCL) Frankreichs einstigen Stolz und ließ die nun auf Norway getaufte Luxusbarke mit dem blauen Rumpf für den US-Massenmarkt umbauen. Das Schiff wurde ein großer Erfolg – bis 1999 der Maschinenraum ausbrannte. Ein Jahr später übernahm die asiatische Star Cruises die NCL und setzte die Norway wieder in der Karibik ein. 2003 schließlich explodierte in Miami ein Kessel des Schiffs, was drei Jahre später zum Abwracken der »Blue Lady« führte.
Lego-Modell der Queen Mary 2 im Maritime Museum Hamburg
Die France nach ihrer Jungfernfahrt vor der Skyline von Manhattan
Die QM2 im Hamburger Hafen, mit Großsegler und Museumsschiff Cap San Diego
Eine Reihe anderer Atlantik-Liner führte bereits Jahre zuvor dieses »Doppelleben« und wurde im Winter aus wirtschaftlichen Gründen für das Urlaubsgeschäft eingesetzt. Ein Beispiel ist die britische Mauretania von 1907, ein anderes ein Schiff gleichen Namens von 1939, die vorausschauend so gebaut worden war, dass sie zum Cruise Liner umgerüstet werden konnte. Auch die America (1940) kreuzte ab dem Jahr 1952 unter diversen Flaggen und Namen durch die Ferienreviere, bis sie im Jahr 1994 im Sturm an der Küste von Fuerteventura ihr maritimes Leben beendete. Zur Nobelklasse gehörte nicht zuletzt die Queen Elizabeth 2 (1969), die Cunard auf der Route Southampton–New York so lange einsetzte, bis Cunards Queen Mary 2 2004 fertiggestellt war und die sommerlichen Transatlantikfahrten übernahm. Seither erfreut QE 2 nur noch Touristen.
Heimlicher Heimathafen Hamburg
Als Queen Mary 2 Anfang 2004 in Dienst ging, war es das größte und teuerste Passagierschiff aller Zeiten. Kein Wunder also, dass die Hamburger neugierig waren, als die QM 2 einige Monate später in Hamburg einlief. Dennoch hatte niemand mit 500 000 Sehleuten nebst Verkehrschaos gerechnet. Seither ist das Schiff quasi adoptiert und Hamburg sein »inoffizieller Heimathafen« (offiziell sind es die Bermudas). Die Queen ist jährlich zu Gast bei den Hanseaten – und jedes Jahr versammeln sich immer noch Tausende am Elbufer und Hafenrand.
Heute ist nur einer der Atlantik-Liner, die zum Cruise Liner wurden, noch im Einsatz: die Astoria, die 1946 als Stockholm erstmals auf große Fahrt ging. 1956 stieß sie vor der US-Insel Nantucket mit dem doppelt so großen Atlantik-Liner Andrea Doria zusammen. Während das italienische Schiff sank, konnte die Stockholm mit zerstörtem Bug zurück nach New York fahren. Später wurde sie zum Cruise Liner umgebaut und schipperte unter zahlreichen Namen und Flaggen durch die Urlaubswelt.
Mit Panem et circenses – Brot und Spielen – hielt schon das alte Rom die Bürger ruhig. Das wissen alle Diktatoren. Und wo wären Futter und Vergnügen besser vereint als auf Kreuzfahrten? Deshalb unterhielten die Nazis ebenso wie die DDR Kreuzfahrt-Flotten. Das NS-Regime hatte mit seiner Freizeitorganisation »Kraft durch Freude« (KdF) bis zu sieben Schiffe im Dienst. Vier stellten den Kern der Flotte: Dresden (ab 1934), Der Deutsche (1935), Wilhelm Gustloff (1938) und Robert Ley (1939). Die Dresden lief gleich im ersten Jahr unter KdF-Flagge vor Norwegen auf Grund; das Wrack ist heute Ziel vieler Taucher. Der Deutsche wurde 1945 von einer Bombe getroffen und beim Feuerschiff Fehmarnbelt auf Grund gesetzt. Ebenfalls 1945 wurde die mit Flüchtlingen überfüllte Wilhelm Gustloff torpediert und sank mit 9343 Menschen in der Ostsee – die größte Schiffskatastrophe der Welt. Knapp zwei Monate später brannte die Robert Ley nach Bombentreffer im Hamburger Hafen aus.
Sonnenbad auf dem DDR-Urlaubsschiff Fritz Heckert
Bau der Fritz Heckert 1960 in Wismar
Die Ivan Franko lief 1963 vom Stapel.
Die DDR schickte von 1960 bis 1990 insgesamt drei Kreuzfahrtschiffe auf See – zur »Erholung der Werktätigen«. Von den fast 300 000 Bürgern, die Tickets für eine Reise ergattern konnten, gehörten allerdings nur wenige zur »Arbeiterklasse«. Die Passagiere und Crew-Mitglieder kamen nur nach Stasi-Check an Bord, und die Staatssicherheit reiste auch immer mit. Politbüro & Co. hatten schließlich Angst vor »Republikflüchtigen« – gut 200 Personen gelang dennoch die maritime Flucht.
Das erste Schiff, die 1960 in Wismar gebaute Fritz Heckert, war technisch außergewöhnlich: Neben den Dieselmotoren gab es auch eine Gasturbine, damals einzigartig auf See. Sie bildete eines der vielen baulichen Probleme des Dampfers, weshalb der einzige in der DDR gebaute Cruise Liner schon 1972 wieder außer Dienst gestellt wurde. Parallel zu diesem Schiff hatte die DDR 1960 ein anderes gekauft, die vormalige Stockholm (s. S. 19 und 173).
Aus Gründen der »Völkerfreundschaft« war sie in der sozialistischen Welt unterwegs und wurde 1985 verkauft. Die Arkona entstand 1981 als Astor in Hamburg. Über einen politischen Umweg kam sie 1985 zur DDR und blieb bis zu deren Ende. Alle drei Schiffe machten Millionenverluste.
Die einst als »Musikdampfer« verspotteten Kreuzfahrtschiffe sind heute ein lukratives Geschäft, die Branche hat sich vor allem in den letzten Jahrzehnten an gigantische Ziffern gewöhnt. Im Folgenden lesen Sie ein paar davon …
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