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Wussten Sie, dass es eine Ziege war, die einst die wach machende Wirkung von Kaffee entdeckte? Ja? Doch wo auf der Welt trug sich diese Entdeckung zu? Und haben Sie schon von der Toilette aus purem Gold gehört? Vielleicht. Doch an welchem Ort kann man sie aktuell benutzen? Unternehmen Sie mit diesem Buch eine Reise zu skurrilen Fakten, Fettnäpfchen und Irrtümern, die Sie unterhaltsam und humorig auf allen Reisewegen begleiten werden.
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Seitenzahl: 194
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KLAUS VIEDEBANTT
ÜBERALL IST WUNDERLAND …
EUROPA
Albanien 1–Andorra 6–Belgien – 11, 12, 13, 14, 15–Bulgarien 16, 17, 18, 19, 20–Dänemark 21, 22, 23, 24, 25–Deutschland 26, 27, 28, 29, 30–Estland 33, 35–Finnland 36, 37, 38, 39, 40–Frankreich 41, 42, 43, 44, 45–Georgien 46, 47, 48, 49, 50–Griechenland 51, 52, 53, 54–Großbritannien 55, 56, 57, 58, 59, 60–Irland 61, 62, 63, 64, 65–Island 66, 67, 68, 69, 70–Italien 71, 72, 73, 74, 75–Kroatien 76, 77, 78, 79, 80–Lettland 31, 32, 35–Liechtenstein 7, 8–Litauen 34, 35–Luxemburg 81, 82, 83, 84, 85–Malta 86, 87, 88–Mazedonien 2, 3–Moldawien 91, 92, 95–Monaco 96, 97, 98, 99, 100–Montenegro 4–Niederlande 101, 102, 103, 104, 105–Norwegen 106, 107, 108, 109, 110–Österreich 111, 112, 113, 114, 115–Polen 116, 117, 118, 119, 120–Portugal 121, 122, 123, 124, 125–Rumänien 126, 127, 128, 129–Russland 130, 131, 132, 133, 134–San Marino 9, 10–Schweden 135, 136, 137, 138, 139, 140–Schweiz 141, 142, 143, 144, 145–Serbien 5–Slowakei 146–Slowenien 151, 152, 153, 154, 155–Spanien 156, 157, 158, 159, 160–Tschechien 147, 148, 149, 150–Türkei 161, 162, 163, 164, 165–Ukraine 93, 94, 95–Ungarn 166, 167, 168, 169, 170–Vatikan 171, 172, 173, 174, 175–Weißrussland 176, 177, 178, 179, 180–Zypern 89, 90
AMERIKA
Argentinien 261, 262, 263, 264, 265–Belize 203, 204–Bermuda 181, 182, 183, 184, 185–Bolivien 266, 267, 268, 269, 270–Brasilien 271, 272, 273, 274, 275–Chile 276, 277, 278, 279, 280–Costa Rica 209, 210–Ecuador 221, 222, 281, 282, 285–El Salvador 211, 212–Galápagos-Inseln 284–Grenada 202–Grönland 186, 187, 188, 189, 190–Guatemala 201–Guayana 286–Honduras 206, 207–Islas de Baia 208–Kanada 191, 192, 193, 194–Karibik 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260–Kolumbien 289, 290–Mexiko 216, 217, 218, 219, 220–Nicaragua 213, 214, 215–Panama 221, 223, 224, 225–Paraguay 287–Peru 283, 291, 292, 293, 294, 295–Suriname 288–Uruguay 296, 297, 298, 299, 300–USA 195, 196, 197, 198, 199, 200
NAHOST
Abu Dhabi 322, 323, 324, 325–Dubai 321–Iran 301, 302, 303, 304, 305–Israel 306, 307, 308, 309, 310–Jordanien 311, 312, 313, 314, 315–Saudi-Arabien 316, 317, 318, 319, 320
ASIEN
Afghanistan 326, 330–Bangladesch 331, 332, 333, 334, 335–Bhutan 336, 337, 338, 339, 340–Brunei 341, 342, 343, 344, 345–Burma 396, 397, 398, 399, 400–China 346, 347, 348, 349, 350, 351–Hongkong 353, 354–Indien 356, 357, 358, 359, 360–Indonesien 361, 362, 363, 364, 365–Japan 366, 367, 368, 369, 370–Kambodscha 371, 372, 373, 374, 375–Macao 355–Malaysia 381, 382, 383, 384, 385–Malediven 386, 387, 388, 389, 390–Mongolei 391, 392, 393, 394, 395–Nepal 401, 402, 403, 404, 405–Nordkorea 406, 407, 408, 409, 410–Pakistan 330, 411, 412, 413, 414, 415–Philippinen 416, 417, 418, 419, 420–Singapur 421, 422, 423, 424, 425–Sri Lanka 426, 427, 428, 429, 430–Südkorea 376, 377, 378, 379–Tadschikistan 327–Taiwan 431, 432, 433, 434, 435–Thailand 436, 437, 438, 439, 440–Tibet 351, 352–Turkmenistan 328–Usbekistan 329–Vietnam 441, 442, 443, 444, 445
OZEANIEN
Australien 448, 449, 450, 451–Kiribati 446, 447–Mikronesien 467–Nauru 470–Neuseeland 452, 453, 454, 455, 456–Niue 469–Papua-Neuguinea 457, 458, 459, 460, 461–Samoa 462, 463, 464, 465, 466–Tonga 471, 472, 473, 474, 475–Tuvalu 468
AFRIKA
Ägypten 476, 477, 478, 479, 480–Äthiopien 481, 482, 483, 484, 485–Elfenbeinküste 538, 539–Gambia 536, 537–Kapverden 487, 488, 489, 490–Kenia 491, 492, 493, 494, 495–Madagaskar 496, 497–Makaronesien 486–Marokko 501, 502, 503, 504, 505–Mauritius 498, 499–Mosambik 506, 507, 508, 509, 510–Namibia 511, 512, 513, 514, 515–Sambia 516, 517, 518–Senegal 540–Seychellen 500–Simbabwe 519, 520–Südafrika 521, 522, 523, 524, 525–Tansania 526, 527, 528, 529, 530–Tunesien 531, 532, 533, 534, 535
DIE POLE UND DER MOND
Antarktis 541, 542, 543, 544, 545–Arktis 546, 547, 548, 549–Grönland 550–Mond 551, 552, 553, 554, 555
IMPRESSUM
In Frankreich bringt nicht der Osterhase die Eier, sondern die Kirchenglocken. Warum dieser Brauch das Schweigen der Glocken in der Karwoche erklärt, lesen Sie unter Nr. 42.
Wer in der Kleinstadt Kuldiga in Lettland zur Sommersonnwende morgens um 3 Uhr nackt durch die Stadt rennt, wird belohnt. Womit erfahren Sie unter Nr. 32.
Ende September treffen sich gut 100 Senner aus Deutschland, Italien, Liechtenstein und der Schweiz im Tiroler Galtür zur Almkäse-Olympiade und werden von einer Fachjury bewertet. Warum sich ein Besuch lohnt erklärt Ihnen Nr. 111.
Da es auf den Cayman Islands nie schneit, versorgen sich die Einheimischen in der Adventszeit mit dem weißen Sand der Strände. Wie ihnen das zu »Weißen Weihnachten« verhilft erzählt Nr. 237.
In Italien und Spanien ist es Brauch in der Silvesternacht vom Partner geschenkte rote Unterwäsche als Liebesgarantie für die nächsten zwölf Monate zu tragen. Was man tun muss, damit es »wirklich« funktioniert lesen Sie unter Nr. 71.
… überall ist Leben – so leitet Joachim Ringelnatz sein wohl bekanntestes Gedicht ein (die nächsten zwei frechen Zeilen wollen wir hier einmal züchtig überspringen). Recht hat er, der »Kuttel Daddeldu«, überall gibt es Wundersames zu bestaunen, auch in den eigenen Breiten: In Sachsen-Anhalt etwa reift eine Käsedelikatesse, die Milben mit ihrem Verdauungsprozess schaffen.
Auf einem griechischen Eiland sucht man als Tourist an Ostern besser volle Deckung: Denn dann beschießen sich die Gemeinden zweier orthodoxer Kirchen mit selbst gebastelten Raketen. Und der schrägste Weltrekord findet sich in Abu Dhabi: Dort neigt sich – pardon, Pisa! – das mit 18 Grad Neigung schiefste Gebäude der Welt. Der Torre pendente in der Toskana bringt es nur auf 4 Grad.
»Überall ist Leben« – und eine der schönsten Lebensäußerungen ist fraglos das Küssen. Insbesondere, wenn der Kuss mit einem auf 15 Jahre garantierten Liebesglück einhergeht. Vorausgesetzt, man knutscht in der »Kussgasse« im mexikanischen Guanajuato. Und nach 15 Jahren legt man nach, zumal die Stadt, ein Weltkulturerbe, auch abseits von Lippenbekenntnissen eine Reise wert ist. Ein wesentlich robusteres Zeichen der Zuneigung findet sich viel weiter südlich: In der Antarktis passieren die meisten Kreuzfahrtpassagiere zwei Bergspitzen, die nach einer im südpolaren Großraum bekannten Sekretärin benannt wurden.
Unser Planet ist reich an Kuriosem und Überraschendem und manch Überraschendes kann durchaus peinlich werden – wenn es nämlich um die gesellschaftlichen Spielregeln geht. Die »Fettnäpfchen« haben wir warnend über die kommenden Seiten verteilt. Ganz ohne Warnung, im Gegenteil, mit einer Empfehlung versehen sind die Hinweise auf ungewöhnliche Arten und Bräuche, Feste und Feiertage im Jahreslauf zu zelebrieren. Etwa wenn in Frankreich zu Ostern süßer die Glocken nie klingen oder wenn zum Jahreswechsel in Schottland ein Fuß Gutes verheißt.
Willkommen zur Wunderland-Weltreise!
Klaus Viedebantt
Albanien. Albaniens bekannteste Attraktion ist ein bizarres Erbe seines Diktators Enver Hoxha (1908–1985). Der war fast krankhaft davon überzeugt, sein Land werde von fremden Mächten erobert, und ließ überall kleine Bunker bauen, meist in Pilzform. Vier Albaner sollten bei Gefahr je einen der »Pilze« bemannen. Das wären insgesamt 750 000 Bunker. Es wurden »nur« 200 000. Aber sie verschandeln nun die schöne Landschaft.
Mazedonien. Für die orthodoxe Kirche in Mazedonien ist Ostern neben Weihnachten das bedeutendste Fest. Rote Eier symbolisieren das Blut Christi, die ersten drei sind die wichtigsten, die Hausfrauen am Gründonnerstag vor Sonnenaufgang färben. Das erste, Jesus gewidmet, wird neben der Haustür und in Richtung Sonnenaufgang platziert. Am Samstag bringen alle Familien ihre Eier mit in die Nachtmesse und wenn die Glocken zur Mitternacht läuten, rufen alle »Christus ist auferstanden«. Dann werden die Eier geditscht.
Vevchani. Mit seinem Karneval feiert das Dorf Vevchani in Mazedonien vom 12. bis 14. Januar das Jahresende (nach dem julianischen Kalender). Die Bürger treiben hinter selbstgemachten Masken alles Böse des alten Jahres aus. Noch gilt in vielen Häusern, dass sie zum Karneval jedermann offen stehen. Zum Abschluss des Festes werden die meisten Masken gemeinsam verbrannt – das wird dann garantiert ein gutes neues Jahr.
Gospa al Skrpjela. Auch in Montenegro versetzt der Glaube die Berge nur im übertragenen Sinn. Aber eine Insel hat er dort schon geschaffen: Gospa al Skrpjela in der Bucht von Kotor. Dort versenken seit langem glücklich heimkehrende Fischer und Seeleute Steine für die Gottesmutter. Daraus wurde schließlich eine Insel, die heute eine Kirche trägt. Jedes Jahr am 22. Juli fahren Einwohner wie Touristen hin und versenken weitere Brocken.
Belgrad. Die Bürger von Belgrad haben ihr eigenes »Silicon Valley«. Diesen Spitznamen trägt nämlich der Teil der Altstadt, in dem die meisten Cafés und Bars vereint sind, weil man dort besonders häufig auf junge Belgraderinnen trifft, die sich mithilfe plastischer Chirurgie haben »aufpolstern« lassen. Spötter buchstabieren das Viertel auch gerne als »Sillycon Valley«, Bezug nehmend auf das englische silly (»dumm«).
Andorra. Die Gegend in den Pyrenäen kennen die meisten nur in Zusammenhang mit Wintersport oder als billiges, da steuerfreies Shoppingparadies. Dass der Zwergstaat vom französischen Präsidenten und vom Bischof in Urgell gemeinsam regiert wird, wissen die wenigsten. Beide haben zwar fast nur repräsentative Funktionen, aber da der Bischof wie alle seine Kollegen vom Papst selbst eingesetzt wird, ist Andorra laut Verfassung ein Ko-Fürstentum.
Liechtenstein. Das Fürstentum ist neben Usbekistan das einzige Land in Europa ohne Küstenzugang, das nur von Ländern umgeben ist, die ihrerseits ebenfalls ohne Meer sind: Österreich und die Schweiz. Eine Lage quasi wie in einem Safe. Als solcher wurde Liechtenstein denn auch genutzt: Hier hat man Milliarden Euro, Dollar und Pfund abseits des Zugriffs gieriger Finanzämter gebunkert. Aber: Temps perdu! Seit Neuestem kassiert der deutsche Fiskus auch in Liechtenstein.
Liechtenstein. Britische Touristen fühlen sich hier ganz heimisch, wenn‘s offiziell wird: Die Nationalhymne des Fürstentums klingt fast wie God Savethe Queen. Das bestritt auch Josef Frommelt nicht, als er 1983 dem Fürstentum seine Komposition vorstellte. Er hatte sich an ein altes Lied der Region angelehnt, dessen Melodie vielleicht von Liechtensteinern aus England mitgebracht worden war.
San Marino. Der fünfte der europäischen Zwergstaaten ist zurecht stolz auf seinen Titel als »älteste aktive Republik der Welt«. Das kleine Land in den Bergen, eine recht unauffällige Enklave in Italien – die Amtssprache ist auch Italienisch – und unweit des Adria-Badeorts Rimini gelegen, kann überdies seit dem Jahr 1600 eine der ältesten Verfassungen der Erde vorweisen. Und wie die einstige Republik Venedig trägt auch San Marino den Ehrentitel »La Serenissima«, die Verehrungswürdige.
San Marino. Die drei Türme der Festung La Guaita auf dem Monte Titano sind nicht nur das Wahrzeichen von San Marino, sondern auch die Paten der Torta Tre Monti. Für die »Torte der drei Berge«, das kulinarische Markenzeichen der Mini-Republik, werden zwischen runde Waffellagen Schichten von Schoko- oder Haselnusscreme gestrichen und zu guter Letzt überzieht man das Ganze mit einer Schokoladenschicht. Lecker!
Belgien. Was eint das zerstrittene Belgien? Natürlich Schokolade, Bier und Fritten. Letztere sind nicht umsonst weltberühmt, denn die möglichst von Hand geschnittenen Kartoffelstäbchen werden gleich zweimal frittiert. »Innen weich, außen kross« ist das Motto. Die Nationalspeise ist schon gesetzlich geschützt, der Welterbestatus wird angestrebt. Viele Fritteure brutzeln die Leckereien übrigens in Pferdeschmalz.
Amikejo. Im deutschsprachigen Teil von Belgien sollte um das Jahr 1900 herum der erste Esperanto-Staat der Welt entstehen: Amikejo, der »Ort der Freunde«. Der 3,4 Quadratkilometer große Landstrich bei Moresnet war damals zwischen den Niederlanden und Preußen umstritten und deshalb neutral. Der Plan von Amikejo zerschlug sich letztlich, aber Esperanto-Fans pilgern noch heute in die Region, wo es Sprachkurse gibt und Restaurants die Gerichte auf ihren Speisekarten in Esperanto anbieten.
Geraardsbergen. Fisch und Wein ist eine gute Kombination. Auch wenn der Fisch im Rotwein noch lebt, meinen zumindest die Belgier in Geraardsbergen, wenn sie beim »Krakelingen«-Festival am letzten Sonntag im Februar die kleinen grondlinge herunterspülen. Tierschützer haben erreicht, dass nur 20 Leute dem alten Brauch (»Lebendes revitalisiert«) folgen, ihr Ziel wäre aber: nur noch Marzipanfische ins Glas!
Steenkerque. Der Ort in Wallonien fand 1692 zwischen Franzosen und Niederländern einen Platz in der Historie – auch in der der Mode: Weil die Offiziere der Grande Nation bei einem Überraschungsangriff ihre Krawatten nicht mehr ordentlich binden konnten, wurden die Enden des Halstuchs in Knopflöcher gesteckt. Dieser steenkirk kam in Mode und blieb es rund 50 Jahre – trotz französischer Niederlage.
Wer mit Belgiern speist, sollte aufessen, alles andere gilt als unhöflich, verschwenderisch und, insbesondere bei Privateinladungen, als Kritik an den Kochkünsten des Gastgebers. Dies kann dann auch das (quasi obligatorische) Kompliment an die Hausfrau nicht mehr herausreißen. Apropos privat: Blumen als Gastgeschenk sind immer geschätzt, nur bitte immer in ungerader Zahl – außer 13 – und keine weißen Chrysanthemen (Trauerblumen).
Bulgarien. Am 1. März schenken sich die Bulgaren martenitsi, rot-weiße, gewebte Armbänder oder Quasten fürs Revers, die man trägt, bis man den ersten Storch, die erste Schwalbe oder den ersten blühenden Baum sieht. Dann hängt man die Bänder in einen Baum, um den Frühling zu begrüßen. Rot steht für Sonne, Leben, Feuer, Weiß für Gesundheit und Langlebigkeit.
Rozova dolina. Das »Tal der Rosen« in Bulgarien sollte man im Mai oder Juni besuchen, denn dann duftet es stark nach den Blüten. Kurz darauf werden sie geerntet und zu Rosenöl verarbeitet. Für ein Gramm des duftenden Öls, einer der teuersten Rohstoffe etwa für Parfüms, benötigt man 1000 der weißen, roten oder rosafarbenen Damaszenerrosen. Das bulgarische Tal allein liefert mindestens 70 Prozent der Welternte.
Sofia. Die Bulgaren bezweifeln es zwar manchmal, aber ihre Hauptstadt ist ein Hort der Weisheit. Dafür steht die Namenspatronin der Stadt, die heilige Sofia – das altgriechische Wort, von dem der Name kommt, bedeutet »Weisheit«. Sofia ist überdies eine der ältesten Städte Europas, Archäologen haben dort eine 8000 Jahre alte Siedlung entdeckt. Apropos Alter: Bulgarien ist das älteste Land Europas, das nie seinen Namen geändert hat.
Varna. Der Baggerfahrer Raitscho Marinow erlebte 1972 5 Minuten Weltruhm. Bei Kanalarbeiten in der Nähe von Varna stieß er auf ein 6000 Jahre altes Gräberfeld, in dem Archäologen den ältesten Goldschmuck der Welt fanden, bestehend aus rund 3000 Stücken hoher Handwerkskunst. Die bisherigen Funde summieren sich auf 6 Kilogramm Gold.
Es ist verwirrend: Die Bulgaren schütteln den Kopf, wenn sie »ja« meinen, und nicken für »nein«. Glücklicherweise sind viele von ihnen an irritierte Ausländer gewöhnt, deshalb setzen sie meist gleich noch ein da »ja« hinzu. Entgegenkommende Autofahrer, die Sie anblinken, wollen Sie desweiteren nicht ärgern, sondern warnen: »Achtung, Polizei!« Und zu Privateinladungen sollte man neben den weithin verpönten Lilien oder Chrysanthemen auf keinen Fall Gladiolen mitbringen.
Dänemark. Wer in Dänemark Auto fährt, muss, bevor er sein bil (»Automobil«) startet, zuvor nicht nur Bremsen, Lenkung und Licht überprüfen, sondern auch nachschauen, ob nicht vielleicht ein Mensch unter der Karosse liegt. Es könnte ja ein Betrunkener sein! Und für diese gilt: Sitzen sie mit 2 Promille oder mehr am Steuer, sind sie nicht nur den Führerschein, sondern auch das Vehikel los.
Bornholm. Die Bewohner der Insel mitten in der Ostsee nennen ihre Fähigkeit, Silber in Gold zu verwandeln, »Bornholmer Alchemie«. Konkret geschieht das binnen 4 Stunden über glimmendem Erlenholz, denn dann sind die silbernen Heringe zur goldenen Bornholm-Spezialität geräuchert. Mangels Heringen gibt es aber nur noch zehn Räuchereien auf der Insel – die meisten der Räucheröfen bleiben kalt.
Kopenhagen.Smørrebrød ist der wohl leckerste Beitrag Dänemarks zum kulinarischen Weltatlas. Die fantasievoll belegten »Butterbrote« sind im Königreich als kleines Mittagsmahl hochgeschätzt. Der Nabel der smørrebrød-Welt ist das 1888 eröffnete Restaurant von Ida Davidsen in Kopenhagen: Seine Speisekarte ist 1,40 Meter lang und versammelt mehr als 250 verschiedene Varianten.
Louisiana. Dänemarks erste Adresse in Sachen moderner Kunst liegt 35 Kilometer nördlich von Kopenhagen direkt an der See und heißt »Louisiana«. Mit dem US-Staat an der Mississippi-Mündung hat der Name nichts zu tun. Er stammt vielmehr vom einstigen Besitzer des Grundstücks, der so seine Ehefrauen ehrte: Er war dreimal verheiratet und jede Gattin hieß Louise.
Die Dänen sind seit der Zeit der Wikinger weltweit unterwegs. Vielleicht haben sie die Sitte, an der Tür die Schuhe abzustreifen, aus Asien mitgebracht. Für Gäste, die sie zu sich nach Hause einladen, heißt das: Sockenlochalarm! Übrigens: Die der Dame zugedachten Blumen lassen die Dänen oft am Tag zuvor schicken. Und zum Abschied gilt ein nachdrücklicher Dank als höflich.
Donau. Zwischen Günzburg und Ulm warnt ein Verkehrsschild davor, dass hier »kopflose Paddler kreuzen«. Das Gute daran ist, dass die Sportler an der Donau zumindest nicht quasi blind in einen Bären stolpern können – so geschehen einem deutschen Touristen bei einer Portage im kanadischen Busch. Meister Petz suchte ob des ungewohnten Aggressors das Weite. Er hätte den Paddler ja auch einen Kopf kürzer machen können …
Berlin. Es ist selbstverständlich eine böswillige Unterstellung, dass es in Berlin einen (politischen) Sumpf gäbe. Geologisch ist dies jedoch eine Tatsache: In der Sprache der ersten Siedler, der Slawen, bedeutet das Wort berl oder birl schlichtweg »Sumpf«. Und 1542 entstand Berlins große Promenade, der Kurfürstendamm, als Knüppeldamm. Heute werden Knüppel in der Hauptstadt zu anderen Zwecken genutzt …
Rüdesheim. Die »Germania« hoch über Rüdesheim, eines der bekanntesten deutschen Monumente, blickt über den Rhein. Sie, 1883 errichtet, habe den damaligen Erzfeind Frankreich im Blick, heißt es oft. Falsch: Die wehrhafte Dame ist gen Süden gerichtet, ihr Blick wendet sich aber nach Osten. Der Rhein fließt hier nämlich nicht von Süd nach Nord, sondern von Ost nach West. Das Denkmal gilt der Einigung Deutschlands 1871.
Zeitz-Wurchwitz. Milben? Igitt! Doch Moment, in Sachsen-Anhalt sieht man das anders, denn dort wird der wohl weltweit einzigartige Milbenkäse hergestellt. Dazu kommt gewürzter Quark in eine Milbenkiste, wo er mithilfe der Ausscheidungen der Spinnentiere mindestens drei Monate lang reift. Kenner, so heißt es, essen die Milben im Käse mit. Würchwitz dürfte außerdem das einzige Milbenkäse-Museum des Planeten besitzen.
München. Das Oktoberfest hat eine Regel: Maß aller Dinge ist der Maßkrug. Er fasst einen Liter Bier, enthält im Festzelt aber meist nur 0,9 Liter – eine Münchner Sonderregel. Die Krüge sind gefragte Souvenirs, gekauft und oft auch als Diebesbeute. Aber Polizei und Wachleute sind auf der Hut und fischen jeweils bis zu 150 000 Krüge aus Taschen und Rucksäcken. Die Folge? Anzeige! Und die Richter verhängen dann bis zu 360 Tagessätze, Wiederholungstäter landen sogar oft im Knast.
Kolka/Mazirbe. Die Liven in Lettland gelten als Europas kleinste ethnische Minderheit: Nur 230 haben sich registrieren lassen, 30 sprechen noch fließend Livisch. Das Fischerdorf Kolka gilt als ihr Zentrum. Die livische Kultur kann man aber am besten am ersten Augustwochenende in Mazirbe erleben, wo die Liven das Ende der Unterdrückung in der Ära der Sowjetunion feiern.
Lettland. Die Sommersonnwende markiert das Fest des heiligen Johannes, das in vielen Teilen der Welt mit großen Johannisfeuern gefeiert wird – ein Rückgriff auf vorchristliche Zeiten. In Lettland zieht überdies das mit Kränzen geschmückte Jungvolk von Hof zu Hof und wünscht Gesundheit, Segen und Fruchtbarkeit. Zum Mittsommermahl gibt es Kümmelkäse und Bier. In der Kleinstadt Kuldīga hat sich seit 2000 ein schräger Mittsommerkult entwickelt: Morgens um 3 Uhr rennen nackte Einheimische durch die Stadt. Belohnt werden sie mit einem Bier.
Tallinn. Es gibt einige Hotels rund um den Globus, die ein – meist kleines – Museum beherbergen. Das »Viru-Hotel« in der estländischen Hauptstadt Tallinn beispielsweise konnte 1991 nach Abzug der russischen Truppen gleich ein nahezu komplett ausstaffiertes Museum übernehmen: eine hastig geräumte Abhöranlage des Geheimdienstes KGB in der obersten Etage des Hochhauses. Das Hotel versichert seinen heutigen Gästen aber: keine Wanzen mehr, in keinem Zimmer, nirgendwo.
Vilnius. Touristen sind in Litauens Hauptstadt gut beraten, stets korrekt zu parken, denn der Bürgermeister hat ein striktes Programm gegen das ausufernde Wildparken gestartet. Für ein Warnvideo im Internet hat er sogar eigenhändig mit einem Panzer einen illegal abgestellten Mercedes plattgemacht. Eigentlich aber halb so wild: Die Karosse war gebraucht und eigens für diesen Zweck gekauft worden.
Die drei kleinen Ostseenationen Estland, Lettland und Litauen sind stolz auf ihre dem russischen Nachbarn abgerungene Eigenständigkeit. Das Thema Russland ist bei ihnen mit vielen Emotionen befrachtet, als Gast meidet man es daher besser. Esten, Letten und Litauer mögen es auch nicht, wenn sie mit ihren Nachbarn verwechselt werden, deshalb sollte die Gemeinschaftsbezeichnung Balten nur benutzt werden, wenn sie auch passend ist. Generell sind die Bewohner des Baltikums eher zurückhaltend, Privates besprechen sie ungern.
Helsinki. Am 1. Mai feiern in Finnland die Studenten: Vappu, die Walpurgisnacht, beginnt schon am Abend zuvor. Halb Finnland, ob Studiosus oder nicht, trägt dann die weißen Studentenmützen. Prominenteste Trägerin ist die hübsche und nackte »Havis Amanda« am Hafen der finnischen Hauptstadt Helsinki. Tausende verfolgen, wie Studenten die Seejungfrau waschen, anschließend geht’s zum Massenpicknick in den Kaivopunto-Park.
Kolari. Schwitzend bergan kann jeder. Aber im finnischen Ylläs-Skigebiet bietet sich dazu eine Sauna-Gondel an, die in die Drahtseilbahn zum 718 Meter hohen Gipfel eingehängt wird. Jeweils vier Saunagäste können das nicht ganz billige Vergnügen hinter von außen nicht einsehbaren Fenstern ganzjährig erleben.
Oulu. 1987 gründeten einige seriöse Herren Mieskuoro Huunatajat, den »Chor der Schreier«. Die stets schwarze Gummikrawatten tragenden Sänger brüllen ihre Chorwerke ins Publikum, oft mithilfe von Megafon und Ofenrohr. Sie waren weltweit auf Tournee, treten aber auch oft in ihrer Heimat Finnland auf. Zum Repertoire gehören Bearbeitungen von Nationalhymnen und lautstark vertonte EU-Gesetze.
Sonkäjarvi.