10357 gelebte Tage! 26552 ungelebte Tage! 2. Auflage - Wolfgang Meyer - E-Book

10357 gelebte Tage! 26552 ungelebte Tage! 2. Auflage E-Book

Wolfgang Meyer

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Beschreibung

Nach Erscheinen des vierten Bandes fand die Rubrik "Marineoberstabsarzt Dr. Hans-Eberhard Ebberfeld" ein überraschend großes mediales Echo. Nach interessanten Gesprächen mit Ärzten und anderen Fachleuten u.a. mit der Marinesanität der Bundesmarine hat sich der Autor entschlossen, dem Thema "Medizinische Versorgung und Hygiene auf U-Booten im Zweiten Weltkrieg" in dieser Dokumentation einen größeren Rahmen zu geben. Ergebnis der Recherchen ist eine Dokumentation der sanitären Gegebenheiten und der Hygiene an Bord von deutschen U-Booten aus Sicht des Autors. Auch die medizinische Versorgung im Mikrokosmos "U-Boot" durch Bordärzte oder den als Sanitätern ausgebildeten Besatzungsmitgliedern wird eingehend betrachtet. Das Thema Motivation, physische und psychische Belastung gehört ebenfalls zu diesem Themenkreis und wird durch die Berichte von Kriegsberichter Dr. Wolfgang Frank über die 9. Feindfahrt von U-47 in seinem Buch "Prien greift an!" und von Prof. Dr.-Ing. Herbert Schneekluth am Beispiel "Feindfahrt als Fähnrich z. See auf U-509" beschrieben.

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IN MEMORIAM

OBERSTEUERMANN WILLY MEYER

FÜR MEINE ENKEL

LEENA, PAUL UND TEO

860 -1960 - -1100 Jahre Weyhe

Heimat verpflichtet

Jahrhunderte gingen - Jahrhunderte kommen - gesaet wird immer

Taten der Vergangenheit verpflichten zu Taten in der Zukunft

Zum Gedenken an die erste urkundliche Erwähnung Weyhes, aufgestellt im Jahre 1960 anlässlich der 1.100-Jahrfeier vor der Hachebrücke an der Grenze der ehemaligen Ortsteile Kirchweyhe und Sudweyhe.1

1Foto: Wolfgang Meyer am 20. Oktober 2020

DER AUTOR.

Wolfgang Meyer, 1946 in Kirchweyhe bei Bremen geboren, Ausbildung als Schriftsetzer und Druckereikaufmann, Arbeit als Produktions- und Herstellungsleiter in einem internationalen Buch- und Fachzeitschriftenverlag in München, als Projektleiter für Sonderprojekte bei einem großen Zeitungsverlag in Bayern, sowie als Senior Consultant und Projektleiter in einer europaweit tätigen Unternehmensberatung. Als assoziiertes Mitglied des Vorstandes eines konfessionellen Zeitschriften-Verlages konnte er seine breitgefächerte Expertise im Medienbereich einbringen.

Nach langjährigen beratenden Tätigkeiten im Bereich der Print- sowie der elektronischen Medien in München, Würzburg, Frankfurt, Berlin und Wien lebt er mit seiner Frau Brigitte wieder in Weyhe bei Bremen. Auf den 1.728 Seiten der fünf Bände der Dokumentation gewährt er Einblick in den kurzen Lebensweg seines Patenonkels Willy Meyer. Die einzigartigen privaten Fotos und Dokumente wurden über viele Jahre sorgfältig archiviert und werden jetzt im Kontext mit den Unterlagen anderer, auch internationaler Archive, erstmals veröffentlicht.

Nach Erscheinen des vierten Bandes fand die Rubrik „Marineoberstabsarzt Dr. Hans-Eberhard Ebberfeld“ ein überraschend großes mediales Echo. Nach interessanten Gesprächen mit Ärzten und anderen Fachleuten u.a. mit der Marinesanität der Bundesmarine hat sich der Autor entschlossen, dem Thema „Medizinische Versorgung und Hygiene auf U-Booten im Zweiten Weltkrieg“ in dieser Dokumentation einen größeren Rahmen zu geben.

Ergebnis der Recherchen ist eine Dokumentation der sanitären Gegebenheiten und der Hygiene an Bord von deutschen U-Booten aus Sicht des Autors. Auch die medizinische Versorgung im Mikrokosmos „U-Boot“ durch Bordärzte oder den als Sanitätern ausgebildeten Besatzungsmitgliedern wird eingehend betrachtet. Das Thema Motivation, physische und psychische Belastung gehört ebenfalls zu diesem Themenkreis und wird durch die Berichte von Kriegsberichter Dr. Wolfgang Frank über die 9. Feindfahrt von U-47 in seinem Buch „Prien greift an!“ und von Prof. Dr.-Ing. Herbert Schneekluth am Beispiel „Feindfahrt als Fähnrich z. See auf U-509“ beschrieben. Willy Meyer wird in diesem Text in einer Krisensituation, Wasserbombenbeschuss, in wörtlicher Rede zitiert.

Weitere bislang nicht veröffentlichte offizielle Dokumente und private Unterlagen sowie Originalfotos von U-509 während der 3. Feindfahrt zum Kap der guten Hoffnung ermöglichen es unter anderem, eine überarbeitete und erweiterte Auflage des vierten Bandes der Dokumentation neu aufzulegen. Das Thema „Tauchretter“ und deren Anwendung konnte in den Archivräumen der Firma Drägerwerke in Lübeck mit kompetenten Fachleuten intensiv diskutiert werden.

Zahlreiche Quellen, die allerdings erst Zug um Zug nach der Erstveröffentlichung entdeckt wurden, lieferten eine Fülle von neuen Unterlagen. Sie hätten es ermöglicht, diese Dokumentation noch wesentlich auszuweiten. Der Autor hat davon abgesehen, weil dann die Übersichtlichkeit und die Struktur gelitten hätten.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2016

Wolfgang Meyer

© 2020

Wolfgang Meyer, 2. durchgesehene und erheblich erweiterte Ausgabe

Verlag:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg www.tredition.de

ISBN: 978-3-347-18336-0 Paperback

ISBN: 978-3-347-18337-7 Hardcover

ISBN: 978-3-347-18338-4 e-Book

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: //dnb.d-nb.de abrufbar.

„Wir waren jung, wir haben geglaubt, und alles ertragen.

Wir haben gekämpft, uns bitter und tapfer geschlagen.

Wir haben gelitten und wurden geschunden, ohne zu klagen.

Wir haben gehofft und haben Treue erwiesen, ohne zu fragen.

Wir haben gestritten, bis wir alle waren erschlagen.

Wir haben gehorcht, ihr Alten aber, ihr habt uns alle verraten.

Ein ehemaliger U-Boot-Offizier

RECHTLICHE WÜRDIGUNG.

Die Wiedergabe der Berichte, Zitate und Beschreibungen in dieser Dokumentation enthalten die Sichtweise, den Wissensstand, aber auch die Diktion der damaligen Zeit.

In dieser Dokumentation werden verfassungsfeindliche Symbole (Hoheitssymbole des Dritten Reichs etc.) gezeigt, da diese der wissenschaftlichen, militär- sowie der kunsthistorischen Forschung dienen.

Wenn Beteiligte die geschichtlichen Ereignisse beschreiben, muss man das als ein authentisches Zeitdokument ansehen, zumal es im Stil der Zeit geschrieben wurde. Das bedeutet nicht, dass der Inhalt dieser Dokumentation und die damals geltende Geschichtsschreibung die Auffassung des Autors darstellt.

Die Dokumentation des Lebens des jungen Marinesoldaten Willy Meyer und der begleitenden Darstellungen dient ausschließlich der Beschreibung des Zeitgeschehens bzw. der Geschichte.

Die Wiedergabe von Symbolen, Texten, Musikstücken oder Reden aus der Zeit von 1939 bis 1945 berührt den § 86 des StGB. Dieser Paragraph stellt das „Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“ unter Strafe.

Im Absatz 3 dieses Paragraphen wird jedoch eine Verwendung dieser Symbole, Texte, Musikstücke und Reden, wenn es der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient, nicht verboten.

Die Abbildungen in dieser Dokumentation stammen unter anderem aus dem Privatarchiv des Verfassers und sind mit einer Quellenangabe versehen. Die Urheberschaft anderer Fotos war nicht in jedem Fall zweifelsfrei feststellbar. Falls durch die Darstellung dieser Fotos die Rechte Dritter verletzt werden, steht der Autor bei berechtigten Ansprüchen gerne zur Abstimmung bereit.

Erste Auflage:

2016

Zweite Auflage:

2020

Autor:

Wolfgang Meyer

Herausgeber:

Wolfgang Meyer

Autorenfoto:

Querformat, Weyhe

Layout:

Claas Meyer, Oldenburg

Titelgestaltung:

Alexandra Decker, Berlin

Herstellung:

h2l Kommunikation, Wersabe / Hagen im Bremischen

OBERSTEUERMANN WILLY MEYER

Ein Ölgemälde des Kirchweyher Kunstmalers Alfred Wegwerth aus dem Jahre 1946 auf Sperrholz nach einem Foto.

VORWORT.

Warum lege ich den vierten Band der Dokumentation über meinen Onkel jetzt in zweiter Auflage auf?

Nun, zunächst will ich mein Versprechen einlösen, das ich in den bisher veröffentlichten, vier Bänden über den kurzen Lebensweg meines Onkels Willy Meyer gegeben habe, nämlich die Klärung offener Fragen und die Dokumentation der Ergebnisse. Des Weiteren wollte ich den noch lebenden Wegbegleitern meines Onkels oder deren Nachkommen ein Forum geben. Einige der in den Büchern gestellten Fragen konnte ich erst jetzt entsprechend beantworten, da sich natürlich erst nach dem Erscheinen der Bücher die hinterbliebenen Angehörigen, Freunde oder Kameraden zu Wort melden konnten. Um die über fünfjährige Recherche zu den drei ersten Büchern vollständig zu machen, müssen die Ergebnisse der Gespräche mit dem Sohn des Kommandanten von U-509, Werner Witte, Wolf-Werner Witte, sowie dem Sohn des Maschinenmaates von U-509, Karl Gärtner, Horst Gärtner beschrieben werden.

Horst Gärtner, Rudolf Kronacker, Dr. Wolf Ackermann, Prof. Dr.-Ing. Herbert Schneekluth, Hellmut Weyershausen

Wolf-Werner Witte hatte durch die Bombardierung des Wohnhauses der Familie in Berlin-Friedenau keinerlei Unterlagen, Briefe, Fotos etc. von seinem Vater mehr in seinem Besitz und konnte deshalb seinen Nachkommen keine Dokumente zeigen. Nach einem ersten Telefonat konnte ich ihm einige Fotos seines Vaters aus meinem Archiv zusenden. Leider konnte ein Treffen, auf dem die Geschichte der posthumen Beförderung zum Korvettenkapitän, die posthume Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold sowie das Geschehen nach dem Kriege besprochen werden sollte, nicht mehr realisiert werden.

Horst Gärtner konnte mir zu meiner großen Überraschung von einem Ehemaligen-Treffen der vier verbliebenen Kameraden von U-509 im Mai des Jahres 2002 in Aachen im Hause von Professor Herbert Schneekluth berichten. Teilnehmer waren Dr. jur. Wolf Ackermann, I. WO Oblt. z. See, Prof. Dr.- ng. Herbert Schneekluth, Fähnrich z. See, der Funkmaat Rudolf Kronacker sowie der Torpedo-Mechanikergefreite Hellmut Weyershausen. Horst Gärtner wurde während des Treffens zum Ehren-Crewmitglied des U-Bootes U-509 ernannt. Ein Ergebnis dieses Treffens war die Übergabe von bislang nicht bekannten Unterlagen und Fotos der Mannschaft von U-509. Die Fotos waren unter anderem aus dem Bestand von Wolf Ackermann, die auch das U-Boot-Museum in Cuxhaven-Altenbruch im Archivbestand hat. Doch die Bilder, die die anderen Teilnehmer mitbrachten, waren für mich absolut neu. Von Horst Gärtner habe ich die Genehmigung bekommen, die Fotos und Unterlagen auch im fünften Band zu veröffentlichen.

Im Zuge der Recherchen fand ich auf einer Versteigerungsplattform die Korrespondenz des Bordarztes von U-509, Marineoberstabsarzt d. R. Dr. med. Hans-Bernhard Ebberfeld. Leider wurde ich erheblich überboten und konnte die Feldpostbriefe nicht ersteigern. Dann kam aber der Kontakt mit dem Anbieter zustande und ich konnte andere Briefe und Fotos der Ebberfelds direkt kaufen. Diese Unterlagen sind in der Dokumentation nachzulesen. Die Handschrift von Dr. Ebberfeld ist nur sehr schwer lesbar. Unser Gemeindearchivar Hermann Greve transkribierte die Briefe, die aus einer Mischung aus Sütterlin und Arzthandschrift bestehen, bis auf einige wenige nicht lesbare Worte komplett. Großartige Leistung!

Ebenfalls bei ebay konnte ich Originalfotos des Aircraft-Carriers US „SANTEE“ ersteigern. Zu meiner großen Überraschung waren die Mannschaftsaufnahmen der Squadron VC-29 mit den Piloten Barton und Anderson sogar namentlich gekennzeichnet. Das weitere Leben des Piloten Lieutenant Barton konnte ich anhand der Todesanzeige und des Nachrufes in der Zeitung „The Oklahoman“ vom 22.04.2003 nachvollziehen und mit einem Portrait-Foto dokumentieren. Einzelheiten, wie u.a. die in den Kriegstagebüchern dokumentierten Tagesberichte der U-Bootkommandanten oder die Darstellung der versenkten und beschädigten Handels- und Kriegsschiffe findet der Leser in den ersten drei Bänden der Trilogie.

In dem jetzt vorliegenden überarbeiteten und erheblich erweiterten fünften Band (2. Auflage des vierten Bandes) werden die nach dem Erscheinen der ersten vier Bände bei mir eingegangenen Informationen, Fotos und Dokumente zusammengefasst und dokumentiert.

Von einem Leser der Dokumentation über U-47 bekam ich im vergangenen Herbst eine Mail mit dem Hinweis, dass der Wehrpass meines Onkels Willy Meyer in einer geschützten Community im Internet zur Versteigerung anstand. Dort wurde ich auf Antrag registriert und konnte feststellen, dass das tatsächlich der Originalwehrpass war. Unter anderem lag dem Wehrpass ein Schreiben an meinen Vater Karl-Heinz bei. Einzig das beiliegende Schwarz-Weiß-Foto eines Marinesoldaten zeigte nicht meinen Onkel. Die persönlichen und militärischen Daten stimmten mit den Angaben der WAST in großen Teilen überein. Die Versteigerung wurde auf meinen Antrag hin sofort gestoppt. Der Hinweis, dass sich dieser Wehrpass als Hehlerware herausstellen könnte, tat ein Übriges. Der Versteigungswert lag zu dieser Zeit mittlerweile bei 600 €! Die ganze Geschichte beschreibe ich im Kapitel U-509 auf Seite 523.

Im September diesen Jahres konnte ich in Lübeck das Firmenarchiv der Drägerwerke AG zur Recherche zum Thema „Tauchretter“ für diese Dokumentation nutzen. Dort wurde ich von den Herren Herbert Glass und Dieter Harfst mit allen Informationen versorgt, die für das Thema „Tauchretter und Gegenlunge“, erforderlich waren, bestens versorgt. Ich habe die Genehmigung bekommen, die Informationen, Dokumente und Fotos in dieser Dokumentation zu veröffentlichen. Ich bedanke mich ausdrücklich noch einmal für die Gastfreundschaft und die vielen Informationen und die klärenden Gespräche. Dieter Harfst ist Wasserbauwerker-, Spreng- und Tauchermeister i. R.. Er ist der kompetente Ansprechpartner für die Frage „Kann ein Besatzungsmitglied mit dem Tauchretter durch das Torpedorohr eines U-Boote aussteigen, das Boot freibekommen und über den gleichen Weg wieder einsteigen?“ Dieter Harfst gibt dazu eine eindeutige Antwort auf Seite 275.

INHALTSVERZEICHNIS.

10.357 GELEBTE TAGE! 26.552 UNGELEBTE TAGE!

DER AUTOR

VORWORT

DIE JUGENDZEIT IN KIRCHWEYHE BEI BREMEN AUF DEM MOORDAMM

AUSBILDUNG ZUM FRISEUR BEI FRANZ-LOUIS BORCHERS IN SYKE

VORBEREITUNG ZUM EINTRITT IN DIE DEUTSCHE REICHSMARINE

INFANTERIE-GRUNDAUSBILDUNG

AUSBILDUNG AN DER 2. TECHNISCHEN HOCHSCHULE DER REICHSMARINE

DIENSTZEIT AUF DEM MINENRÄUMBOOT R4

DIENSTZEIT AN DER U-SCHULE IN KIEL

DIENSTZEIT AUF DEM HOCHSEE-TORPEDOBOOT „LEOPARD“

AUSBILDUNG ZUM BOOTSMANN AUF DEM SEGELSCHULSCHIFF „GORCH FOCK“

WINTERLEHRGANG 1939 AUF DER 1. MAINE-UNTEROFFIZIER- LEHRABTEILUNG

BESCHRÄNKUNGEN DES U-BOOTBAUES IN ZEITEN DES VERSAILLER VERTRAGES

U-47 UND DAS EINDRINGEN IN DEN BRITISCHEN MARINEHAFEN SCAPA FLOW

U-47 2. FEINDFAHRT

EMPFANG DER SIEGREICHEN BESATZUNG VON U-47 IN DER REICHSKANZLEI IN BERLIN

TORPEDOSCHÜSSE UND IHR ECHO IN DER WELT

VERLEIHUNG DES EISERNEN KREUZES 1. KLASSE

PROF. DR.-ING. HERBERT SCHNEEKLUTH, ERINNERUNGEN AN SEINE DIENSTZEIT AUF U-509

U-509 DAS MONSUNBOOT

AIRCRAFT-CARRIER USS „SANTEE“

DER SANITÄTSDIENST AUF DEN U-BOOTEN DER DEUTSCHEN KRIEGSMARINE

MARINEOBERSTABSARZT D. R. DR. MED. HANS-EBERHARD EBBERFELD

LEBENSDATEN WEITERER BESATZUNGSMITGLIEDER

ULTRA / ENIGMA

TAUCHRETTER / GEGENLUNGE

WIEDERSEHEN VON VIER VETERANEN DES MONSUN-BOOTES U-509 IM JAHRE 2002 IN AACHEN

DIE MERKWÜRDIGE REISE DES WEHRPASSES VON WILLY MEYER

SUCHE NACH DEN PILOTEN DER USS „SANTEE“

ANHANG

DIE JUGENDZEITIN KIRCHWEYHE BEI BREMEN AUF DEM MOORDAMM

Lass dir von der Vergangenheit nicht das Leben diktieren,

aber lass sie dir für die Zukunft ein guter Ratgeber sein.

Chinesische Weisheit

DIE GEMEINDE KIRCHWEYHE.

Kupferstich von Matthäus Merian dem Älteren, 1654, Edition Topographia Saxoniae Inferioris.2

Kaiser Karl der Große hatte im Jahre 787 den aus England stammenden Mönch Willehad zum Bischof mit Sitz in Bremen ernannt. Nach seinem bereits zwei Jahre später erfolgten Tod war er heiliggesprochen worden. Am Orte seines Begräbnisses im Dom zu Bremen, wurde in der Folgezeit besondere Zeichen vernommen, die, wie sein Leben, in einer Handschrift aufgezeichnet worden sind.

Der Ortsname Weyhe tauchte schon um 860 auf. Grund war ein Bericht über die Wunderheilungen am Grabe Willehads. Erzählt wird im 17. Kapitel der Handschrift von einem Mädchen aus „Wege“ („Wege villa publica“) (Kirch- oder Sudweyhe), das seit langem keine Kraft mehr in ihrem Körper hatte.

„Porro de Wege villa publica, quaedam puella multo tempore omnibus infirmata membris, nihil omnio virium in proprio retinebat corpore. Ad confessionem itaque deducta Sancti, divinae largitatis munificentia et virium possibilitatem et totius corporis recepit sanitatem.“

„Ferner war im Dorfe Weyhe ein Mädchen, welches lange Zeit an allen Gliedern geschwächt, in seinem ganzen Körper keine Kraft mehr hatte. Dieses wurde dann an das Grab des Heiligen gebracht und erhielt durch Gottes reiche Güte den Gebrauch seiner Kräfte und die Gesundheit seines Körpers zurück. “

Etwa 400 Jahre später ist in der sogenannten Weserbrückenliste von „zwei Dörfern“ die Rede. Man kann ziemlich genau sagen, dass es sich um Kirchweyhe und Sudweyhe handelt.

Kirchweyhe und Sudweyhe sind bald darauf in anderen historischen Quellen als „Kerckwege“ (1277) und „Suthweige“ (um 1300) zu finden.

In der Westhälfte der heutigen Gemeinde Weyhe erstreckten sich die Ortsteile Angelse, Erichshof, Hagen, Hörden und Melchiorshausen, die der damaligen Gemeinde Leeste angehörten. Früheste schriftliche Hinweise stammen aus der Zeit um 1185. Erwähnt wird dabei unter anderem der Verwalter des erzbischöflich-bremischen Meierhofes in „Leste“ (Leeste).

Um 1800 fand ein reger Warenaustausch zwischen Bremen und Weyhe statt. Nicht nur landwirtschaftliche Produkte, sondern auch gewerbliche Erzeugnisse wurden in der Weserstadt getauscht oder zum Verkauf angeboten. 1873 eröffnete die Reichsbahn die über Kirchweyhe führende Eisenbahnstrecke Bremen–Osnabrück. In der Folge entstand in Kirchweyhe ein sechs Kilometer langer, südwärts bis zum benachbarten Weiler Barrien reichender Rangierbahnhof mit vielen Gleisen.

Eisenbahner zogen mit ihren Familien nach Kirchweyhe und sorgten für einen rapiden Bevölkerungsanstieg in der Wesergemeinde. Wenn sich die Eisenbahner im Ort begegneten, riefen sie sich gegenseitig den Eisenbahnergruß „Fahrwohl“ zu.

Der 2. August 1914 war für das deutsche Heer der 1. Mobilmachungstag zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Der Aufmarsch der deutschen Streitkräfte konnte durch eine mustergültige Planung und Organisation in allen Einzelheiten reibungslos durchgeführt werden.

Auch die großen Gleisanlagen des Bahnhofes Kirchweyhe spielten hier eine beachtenswerte Rolle. Bis zum 9. August fuhr auf dem Bahnhof Kirchweyhe fast alle halbe Stunde ein Militärzug ein und später in Richtung Osnabrück wieder aus.

Früh am 1. Mobilmachungstag wurden auf dem Bahnhof (Westseite) sieben große Baracken (mit Kücheneinrichtungen und Speiseräumen etc.) für die Verpflegung der Truppen errichtet. Damit erhielt der Ort die Aufgabe einer bedeutenden Kriegsverpflegungsanstalt für die gesamte Dauer des Krieges zugewiesen. Alle Truppentransporte erreichten ohne Verzögerung den befohlenen Einsatzort.

Noch um 1925 ernährte die Eisenbahn rund zwei Drittel aller Einwohner in Kirchweyhe, außerdem viele Familien aus den damaligen Nachbargemeinden. Der Rangierbahnhof ist nach seiner Stilllegung 1968 verkleinert worden, ein Teil der alten Gleisanlage und Reste des Nordschuppens werden auch heute noch von einem Eisenbahnwaggon-Reinigungsunternehmen genutzt.3

Der Kegelverein „FAHRWOHL“ der Eisenbahner in Kirchweyhe im Jahre 1909.4

Dieses Bild zeigt gleich zwei deutsche Redewendungen: 1. Mit Schlips und Kragen; meint komplett angezogen und 2. Er „hat eine weiße Weste“; meint ohne Fehl und Tadel. Die Kegler haben sich für das historische Foto vor dem Gasthaus von Heinrich Koch aufgestellt.

Mittlere Reihe 2. von rechts Wilhelm Meyer, Willy’s Vater. In der Mitte hinter dem Tisch, der Herr mit den Orden am Revers ist der Pastor der evangelischen Kirche in Kirchweyhe, Superintendent Wilhelm Goßmann.

In der Gründerzeit (1896) durften nur aktive Eisenbahner Vereinsmitglied werden.

Die evangelische Felicianus-Kirche in Kirchweyhe im Jahre 1936 mit den zum Hademstorff’schen Gut gehörenden, am 09. April 1945 abgebrannten Fachwerkhäusern.5

Meine Großmutter Lena Austermann ging gerne sonntags in die Kirchweyher Kirche. Aber keines ihrer fünf Kinder wollte sie begleiten. Eines Sonntags lockte sie ihren Sohn Karl mit dem Versprechen, ihm nach dem Kirchgang einen „richtigen“ Affen zu zeigen!

Nun wohnte in einem der auf der oben abgebildeten Postkarte gezeigten Strohdachhäuser der langjährige Kassenwart des Reichsbahn-Turn- und Sportverein RbTSV Kirchweyhe, Emil Tronnier. Er besaß tatsächlich einen kleinen Affen, der mit einer langen dünnen Kette gefangen auf einem Zaunpfahl saß. Karl stimmte begeistert zu.

Sie kamen zum Gotteshaus, nahmen auf einer der harten Holzbänke in der Kirche Platz und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten.

Dann kam würdevoll der Pastor Hermann Rudloff in den Altarraum, bestieg die Kanzel und wollte gerade mit seiner Predigt beginnen. Karl bekam große Augen und fragte lauthals: „Mutter, ist das der Affe?"

Lena schnappte mit hochrotem Kopf ihren kleinen Sohn und verließ schnellen Schrittes das Gotteshaus. Seitdem hat sie ihre Kinder nicht mehr um Begleitung gebeten. Oma Lena hat übrigens ihr Versprechen gehalten und ihrem Karl den kleinen Affen später doch noch gezeigt.

Die unbefestigte Bahnhofstraße in Kirchweyhe in Richtung Bahnhof im Jahre 1929.6

Rechts das Haus des Schlachters Steinbeck. Davor zweigt heute nach rechts die Straße „Auf dem Geestfeld“ ab. Deutlich sichtbar sind die Spuren der Pferdefuhrwerke, die damals das Ortsbild Kirchweyhes bestimmten.

Die Bahnhofstraße in Kirchweyhe in Richtung Bahnhof im Jahre 1929.7

Rechts das Haus von Dr. med. Turner, auf der linken Seite die Abzweigung in den „Heidfeldweg“. Rechts zweigt heute die „Kleine Heide“ ab. Dieser Teil der Bahnhofstraße ist bereits mit sogenannten „Katzenköpfen“ aus Basalt gepflastert. Links befindet sich der schmale Radweg und rechts gibt es einen von der Fahrbahn abgetrennten Fußweg. Damals konnte der Fotograf seinen Fotoapparat mit Stativ noch mitten auf der nur wenig befahrenen Hauptstraße aufbauen.

Blick auf den Richtweg (Schwarzer Weg) in Richtung Bahnhof.8

Bei dieser Aufnahme stand der Fotograf auf dem vorderen Balkon des „Großen Konsums“. Im Hintergrund die standardisierten Eisenbahnerhäuser am Papenkamp.

Links unten mit dem „Pilzeingang“ das Elternhaus von Willy’s späterer Frau Lina Sudhop. Der Fahnenmast im Vorgarten durfte natürlich nicht fehlen.

Eine Mehrbild-Postkarte aus den Vorkriegsjahren mit vier Fotos aus Kirchweyhe.9

Die Bahnhofstraße mit Blick in Richtung Bahnschranke.

Der Richtweg, auch „Schwarzer Weg“ genannt, weil als Straßenbelag die schwarze Schlacke aus den Dampfloks benutzt wurde. Mittig im Hintergrund der „Große Konsum“ der Konsumgenossenschaft Vorwärts e.V. Ganz links das „Ledigenheim“ für die Übernachtung des fahrenden Personals der Reichsbahn.

Der Papenkamp mit seinen standardisierten Mehrfamilienhäusern. Die Häuser haben im hinteren Teil des Grundstücks einen recht großen Garten, mit dem die Bewohner sich in Teilen selbst versorgen konnten.

Im Goldenen Winkel entstanden ebenfalls Mehrfamilienhäuser für die Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn. Papenkamp und Goldener Winkel sind auch heute noch beliebte Wohngebiete in Kirchweyhe.

8. März 1915 in Kirchweyhe/Lahausen bei Bremen.10

Willy wird als ältestes Kind des damaligen Lokomotivheizers der Deutschen Reichsbahn, Wilhelm Meyer und seiner Frau Hilkea, genannt Käthe, geborene Ostermann, geboren. Wilhelm Meyer war später als Oberlokomotivführer in Kirchweyhe stationiert. Als das kaiserliche Heer in den Augusttagen des Jahres 1914 zu den verschiedenen Einsatzorten transportiert werden mußte, nahm der Bahnhof Kirchweyhe infolge seiner günstigen Aufnahmefähigkeit für die zahlreichen Truppentransporte auf der sogenannten „Renn“-Strecke Hamburg– Bremen–Osnabrück,, einen wichtigen Platz ein. Auch der immense Kohlebedarf der kaiserlichen Marine, sowie der Stahl für den Schiffbau auf den norddeutschen Werften aus dem Ruhrgebiet wurde zu einem großen Teil über den Bahnhof Kirchweyhe geleitet.

Der Rangierbahnhof Lahausen – Kirchweyhe.11

Insbesondere fielen diesem Bahnhof als Verschiebe- und Zugbildungsbahnhof in den Kriegsjahren neue Aufgaben zu, deren Bewältigung bei der großen Knappheit an Material und Menschen ganz erhebliche Anforderungen an die Bahnhofsanlagen und das Personal stellte.

Der Bahnhof Kirchweyhe entwickelte sich nach der Beendigung der großen Erweiterungen und der Ausstattung mit den modernsten Anlagen zu einem der größten Verschiebebahnhöfe in Preußen. Im Jahre 1927 rollten täglich 12 Schnellzüge, 26 Personenzüge und 120 Güterzüge durch Kirchweyhe.12

Schon im Jahre 1922 wurden über 4.900 Waggons in Kirchweyhe zu neuen Zügen zusammengestellt und rollten zu ihren neuen Bestimmungsbahnhöfen in ganz Deutschland.13

Der Moordamm mit seinen Eisenbahnerhäusern im Winter 1927.14

Früher gab es bei den Eisenbahnern ein geflügeltes Wort: Lok- und Zugführer wohnen mit ihren Familien in Kirchweyhe; Heizer aber wohnen auf der anderen Bahnseite im Nachbarort Leeste.

Zu der Zeit war das Denken in Hierarchien eben noch weit verbreitet. So mussten die Heizer auf der Dampflok den Lokführer noch „siezen“!

Meine Großelternpaare haben sich bis an ihr Lebensende gesiezt, denn Heinrich Austermann war Zugführer,15 der mit der roten Schirmmütze, und Wilhelm Meyer war Oberlokführer, der mit der schwarzen Lederschirmmütze.

DIE SCHWEINE VOM MOORDAMM.16

Weyhe ist ganz schön urban geworden. Wann sieht man dort mal ein Schwein? Früher war das anders. Da konnten Schweine sogar Mittelpunkt von Anekdoten sein.

So auch auf dem Moordamm in Kirchweyhe. Da gab es die stabil gebauten, geräumigen Vier-Familien-Eisenbahnerhäuser.

Und zu diesen Wohnungen gehörten vier Ställe. Das gab natürlich Ansporn, neben dem Fahrdienst bei der Reichsbahn auch noch „Kleinbauer“ mit Schweine- und Hühnerstall zu sein. Ein Kleingartenbereich lag etwas weiter entfernt am Bahndamm der Kleinbahn. Man war quasi Selbstversorger.

Also, je nach Umfang der Familie wurden ein oder zwei Ferkel gekauft und mit einiger Sorgfalt großgezogen. So auch in unserem Haus Gartenstraße 245.

Ergo vier Familien – vier Schweineställe. Am Sonntagvormittag war dann Visite „von Stall zu Stall“. Dann wurde festgestellt, ob sich das „Schlachtobjekt“ auch „gemacht“ hatte und mit Kennerblick das Gewicht geschätzt.

Absoluter Fachmann war der Nachbar Arthur Beyeler. Er war von Beruf Melker, ist dann aber zur Reichsbahn als „Abrüster“ gegangen. Ein Abrüster mußte die aus Osnabrück oder Eidelstedt heimkehrenden Lokomotiven entschlacken und für die nächste Tour vorbereiten.

Wir hatten in einem Jahr ein ziemlich wildes Borstenvieh im Stall.

Es mußte, so glaube ich, seinen Stammbaum bei einer Wildschweinfamilie gehabt haben.

Denn, sowie man die Stalltür öffnete, stand es fast senkrecht im Stall. Die Vorderbeine auf der Tür zum Koben sah es die Besucher mit den kleinen Augen und der rosaroten Steckdose (Schnauze) an und gab wildgrunzende Töne von sich.

Beyeler kannt diese Art und sagte zu meinem Vater: „Wilhelm, du musst ihm strukeln, denn wird er tamm“. Wahrscheinlich hatte Beyeler in der Deutschstunde des Öfteren gefehlt.

Die Anweisung sollte wohl heißen „Du musst ihn streicheln, dann wird er zahm“. Warum Beyeler das Schwein mit „er“ bezeichnete, war auch stilistisch falsch. Es war doch eine Sau!

Wenn die Schweine so um die 450 Pfund auf die Waage brachten, nahte das Schlachtfest. Immer in den Monaten mit „R“ kam der Hausschlachter, ein alter Bekannter aus Lahausen.

Wenn das Schwein dann an der vorher ordentlich abgewaschenen Leiter hing, wurde Heini Behrends, auch Dr. Schwein genannt, Bescheid gegeben. Er wohnte in einem Einfamilienhaus an der Moordammstraße und war „Trichinendompteur“ – sprich Fleischbeschauer.

Er hatte also die Gesundheit des Schlachttieres zu prüfen. Arbeitsgerät: ein scharfes Messer, Mikroskop, Stempel und Stempelkissen.

In den Zeiten bis 1945, also im Tausendjährigen Reich pflegte er als Amtsperson seine Gebührenkunden so zu begrüßen: „Heil Hitler, wo hängt das Schwein?“ Heini Behrends war bestimmt kein Brauner!

Das Foto (oben) aus dem Jahre 1927 zeigt die Gartenstraße in Richtung Kleinbahnberg. Das Foto unten wurde im Jahre 2018 vom gleichen Standort aus aufgenommen.17

Rechts in der Mitte das Elternhaus der Meyer-Kinder. Der neunjährige Junge vorne auf der Straße ist Karl-Heinz Meyer. Das sehr schlanke Mädchen im Hintergrund könnte nach der Schilderung auf Seite 28 Traudi Otto sein.

Übrigens: Die langen Wollstrümpfe und die kurze Hose mussten die beiden Söhne tragen, weil das im Geburtsort ihres Vaters in Groß-Berkel bei Hameln „so üblich“ war.

HAUS DER DICKEN FRAUEN.18

In Kirchweyhe in der Gartenstraße auf dem Moordamm gab es ein Haus mit der Nummer 245, dass – wie alle Häuser in der Nachbarschaft – von Eisenbahnern bewohnt wurde. Dieses Haus wurde hinter vorgehaltener Hand, ohne die Männer und Kinder zu erwähnen, dass „Haus der dicken Frauen“ genannt. Diese Titulierung war natürlich maßlos übertrieben. Wie man weiss, macht der Volksmund gern aus der Mücke einen Elefanten. Vor allem mußte man sich in dem Gewirr der Moordammbeamtenwohnungen ja auch irgendwie zurechtfinden. Diese vier Beamtenfrauen waren nicht dick – sie waren nur „wohlproportioniert“.

Auch die nachfolgende Generation der Damen vom Moordamm feierte gerne. Treffpunkt der Mädels ist der Hof eines Eisenbahnerhauses. Meine Großmütter haben sich „fein gemacht“ und schauen dem Nachwuchs huldvoll zu. Foto vom Sonntag, 25. 08. 1940. Archiv Wolfgang

Also diese vier Damen wollten bei einer Feier, sei es ein Geburtstag oder ein Jubiläum, einen lustigen Vortrag halten – aber in Verkleidung. Was lag für die Maskierung nahe? Die Uniformen ihrer Männer. Gesagt, getan – es passte alles prima. Die Hosen wurden einfach etwas umgekrempelt, der Haardutt fand unter der Mütze Platz. Man mußte zum Papenkamp. Also vom Moordamm am Lokschuppen und dem sogenannten „Führerzimmer“ vorbei. In diesem Zimmer debattierte stets lautstark bei offenem Fenster die Lok-Reserve. Diese mußte Tag und Nacht parat sein, wenn mal eine Lok-Besatzung nicht zum Dienst antreten konnte.