Der Weg zu den "Grauen Wölfen" - Wolfgang Meyer - E-Book

Der Weg zu den "Grauen Wölfen" E-Book

Wolfgang Meyer

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Beschreibung

Der erste Band der Trilogie über Willy Meyer berichtet über die kurze Jugendzeit, die Ausbildung zum Friseur, den Eintritt in die Reichsmarine sowie die Zeit auf dem Hochsee-Torpedoboot "LEOPARD" und dem Segelschulschiff "GORCH FOCK" vor dem II. Weltkrieg. Willy Meyer hat sich nach der Ausbildung zum Friseur im Jahre 1934 freiwillig zur Reichsmarine gemeldet. Das Abschlachten auf hoher See hat er nicht überlebt. Mit nur 28 Jahren wurde er mit seinen Kameraden auf U-509 am 15. Juli 1943 durch Trägerflugzeuge des US-Carriers USS "SANTEE" südöstlich von Madeira versenkt. Bislang unveröffentlichte Fotos und Dokumente aus dem Archiv des Autors werden in diesem ersten Band der Trilogie erstmals gezeigt.

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DER WEG ZU DEN „GRAUEN WÖLFEN“

Im vorliegenden ersten Band der Dokumentation über Willy Meyer beschreibe ich seine Jugendzeit, die Ausbildung zum Friseur in Syke, den Eintritt in die Reichsmarine sowie die Zeit auf dem Hochsee-Torpedoboot „LEOPARD“ und dem Segelschulschiff „GORCH FOCK“ vor dem II. Weltkrieg. Für mich war es sehr wichtig, gerade die Kindheit und die kurze Jugendzeit Willys in Kirchweyhe zu erforschen. Das Beispiel meines Vaters, Bruder von Willy Meyer, hat mir gezeigt, dass den jungen Männern eine Jugendzeit, wie wir sie erleben durften, nicht vergönnt war. Karl-Heinz hat nach seiner Ausbildung zum Tabakkaufmann den zunächst obligatorischen Arbeitsdienst und dann den gesamten II. Weltkrieg mitmachen müssen. Er ist aber, wenn auch schwer verwundet, aus diesem schrecklichen Krieg zurückgekehrt. Sein Bruder Willy hat sich nach seiner Ausbildung freiwillig zur Reichsmarine gemeldet und überlebte das Abschlachten auf hoher See nicht. Mit nur 28 Jahren wurde er mit seinen Kameraden auf U-509 am 15. Juni 1943 durch Trägerflugzeuge des US-Carriers USS „SANTEE“ südöstlich von Madeira versenkt.

Leider gibt es nur wenige Fotos aus der Jugendzeit von Willy. Viele der in diesem Buch beschriebenen Anekdoten aus dem Eisenbahnermilieu auf dem Moordamm in Kirchweyhe hat mein Vater mir in amüsanten Sitzungen gerne erzählt. Auch andere Personen, die Willy ja noch persönlich kannten, haben, wie z.B. Meta Koch vom Hotel Koch, mein Onkel Horst Austermann oder Ernst Peters, zu diesen Geschichten beigetragen.

Der zweite Band der Trilogie über Willy Meyer, „Der Stier von Scapa Flow. Willy Meyer, Bootsmannsmaat auf U-47“ beschreibt den Eintritt des jungen Bootsmanns in die Elitetruppe der Reichsmarine, die neue U-Bootwaffe und die „glückliche Zeit“ der grauen Wölfe, die Zeit der Jäger. Natürlich wird die mutige Fahrt dieses Unterseebootes in den „angeblich sicheren“ Marinehafen von Scapa Flow sowie die Versenkung des britischen Schlachtschiffes HMS „ROYAL OAK“ und die siegreiche Rückkehr nach Deutschland ausführlich beschrieben.

Der darauf folgende Empfang in Adolf Hitlers Arbeitszimmer in der Reichskanzlei in Berlin wird u.a. durch die Bilder des „Leibfotografen“ Heinrich Hoffmann dokumentiert. Die Berichte über die gesamten zehn Feindfahrten beschreiben detailliert die neun erfolgreichen Unternehmungen sowie die letzte Feindfahrt von U-47.

Im dritten Band „U-SEEWOLF“, 280 Seetage auf U-509“ werden die vier Feindfahrten von U-509 unter Anderem anhand der offiziellen, seinerzeit als „Geheime Kommandosache“ behandelten Kriegstagebücher dokumentiert. Die aus meinem privaten Archiv stammenden Fotos hat Willy Meyer gesammelt und vor seiner letzten Feindfahrt mit U-509 bei seinen Eltern deponiert. Mit diesen Fotos, den privaten und offiziellen Unterlagen habe ich eine einzigartige Beschreibung des Lebensweges eines jungen Seemannes von seiner Geburt bis hin zu seinem frühen Tod auf dem U-Boot U-509 südöstlich von Madeira erstellen können.

DER AUTOR

Wolfgang Meyer, 1946 in Kirchweyhe bei Bremen geboren, Ausbildung zum Schriftsetzer und Druckereikaufmann, Arbeit als Produktions- und Herstellungsleiter in einem internationalen Buch- und Fachzeitschriftenverlag sowie als Projektleiter in einer großen deutschen Unternehmensberatung, gewährt in den drei Bänden der Dokumentation Einblick in den kurzen Lebensweg seines Patenonkels Willy Meyer. Die einzigartigen privaten Fotos und Dokumente wurden über viele Jahre sorgfältig archiviert und jetzt im Kontext mit den Unterlagen anderer, auch internationaler Archive erstmals veröffentlicht.

In diesem Rahmen wurden offizielle Dokumente und private Unterlagen und Fotos aus der Jugendzeit, der Lehrzeit als Friseur sowie die Zeit des U-Bootkrieges im II. Weltkrieg zusammengefasst und einer interessierten Öffentlichkeit bislang noch nicht gezeigt.

Der Unternehmensberater strukturiert und sichtet akribisch die Dokumente und

Fotos, kommentiert und bewertet diese zurückhaltend unter Berücksichtigung der historischen Gegebenheiten.

Nach langjährigen Tätigkeiten im Bereich der Print- sowie der elektronischen Medien in München, Würzburg und Berlin lebt er nun mit seiner Frau Brigitte wieder in Weyhe bei Bremen.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2015

Wolfgang Meyer

Verlag:

tredition GmbH

www.tredition.de

ISBN: 978-3-7323-6376-6 Paperback

ISBN: 978-3-7323-6377-3 Hardcover

ISBN: 978-3-7323-6378-0 e-Book

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Willy Meyer, Matrose der Kriegsmarine in Ausgehuniform. 01.07.1935 (lt. WAST). Am linken Ärmel sehen wir den Stern als Laufbahnabzeichen für den seemännischen Dienst. 1

RECHTLICHE WÜRDIGUNG

Die Wiedergabe der Berichte, Zitate und Beschreibungen in dieser Dokumentation enthalten die Sicht, den damaligen Wissenstand, aber auch die Diktion der damaligen Zeit.

In dieser Dokumentation werden verfassungsfeindliche Symbole (Hoheitssymbole des Dritten Reichs etc.) gezeigt, da diese der wissenschaftlichen, militär- sowie der kunsthistorischen Forschung dienen.

Wenn Beteiligte die geschichtlichen Ereignisse beschreiben, muss man das als ein authentisches Zeitdokument ansehen, zumal es im Stil der Zeit geschrieben wurde. Das bedeutet nicht, dass der Inhalt dieser Dokumentation und die damals geltende Geschichtsschreibung die Auffassung des Autors darstellt.

Die Dokumentation des Lebens des jungen Marinesoldaten Willy Meyer und der begleitenden Darstellungen dient ausschließlich der Beschreibung des Zeitgeschehens bzw. der Geschichte.

Die Wiedergabe von Symbolen, Texten, Musikstücken oder Reden aus der Zeit von 1939 bis 1945 berührt den § 86 des StGB. Dieser Paragraph stellt das „Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen“ unter Strafe.

Im Absatz 3 dieses Paragraphen wird jedoch eine Verwendung dieser Symbole, Texte, Musikstücke und Reden, wenn es der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient, nicht verboten.

Die Abbildungen in dieser Dokumentation stammen unter anderem aus dem Privatarchiv des Verfassers. Die Urheberschaft anderer Fotos war nicht in jedem Fall zweifelsfrei feststellbar. Falls durch die Darstellung dieser Fotos die Rechte Dritter verletzt werden, steht der Autor bei berechtigten Ansprüchen gerne zur Abstimmung bereit.

Erste Auflage:

Herausgeber:

Layout:

Titelgestaltung:

Herstellung:

2015

Wolfgang Meyer

Claas Meyer, Edewecht

Alexandra Decker, Berlin

h2l Kommunikation, Stuhr

1 Foto: Archiv W. Meyer

VORWORT

„Unser Willy ist ja dein Patenonkel posthum und hätte dir diese Bilder sowieso geschenkt.“ Mit diesem Hinweis übergab meine Großmutter mir eines Tages einen großen Karton mit der gesamten Hinterlassenschaft ihres ältesten Sohnes Willy.

Immer wenn ich als Schüler meine Großeltern im Wischweg in Kirchweyhe besuchte, bekam ich von meiner Großmutter Hilkea, genannt Oma Käthe, diesen Karton mit Fotos meines gefallenen Onkels Willy zum Stöbern. Das wurde schnell zu einem geliebten Ritual; Oma konnte von ihrem gefallenen Sohn erzählen („Unser Willy, das war einer…!“) und ich konnte meiner Phantasie mit Unterstützung der Bilder freien Lauf lassen.

Ich fand das faszinierend; Bilder eines Lebens! Bilder, die mein Onkel, den ich leider nie kennengelernt hatte, von seinen Reisen auf dem Segelschulschiff „GORCH FOCK“, dem Torpedoboot „LEOPARD“ und den U-Booten U-47 und U-509 mitbrachte.

Nach vielen Gesprächen mit meinem Vater habe ich die Fotos dann in eine zeitliche Reihenfolge gebracht und in ein dickes Fotoalbum eingeklebt. Als ich das Ergebnis meiner Arbeit nach Kirchweyhe brachte, hat das meine Oma sehr glücklich gemacht.

Gerade die Bilder aus seiner Dienstzeit auf den U-Booten U-47 und U509 interessierten mich besonders. Selbstverständlich gab es in unserer Familie auch das Buch des damaligen Kommandanten von U-47, Günther Prien, mit dem Titel „Mein Weg nach Scapa Flow“.

In diesem Buch wird Willy Meyer an mehreren Stellen in wörtlicher Rede zitiert und ist auf Bildern während seiner diversen Tätigkeiten an Bord abgelichtet.

Es ist eines der wenigen Bücher das ich mehrfach gelesen habe. Immer wieder hat mich das Leben auf einem so beengten Raum, in einer solchen engen Stahlhülse zig Meter unter dem Meeresspiegel fasziniert.

Das ging damals sogar so weit, dass ich U-47 als Modell, „Wilhelmshavener Modellbaubogen“, nachbaute und als Staubfänger in mein Zimmer stellte. Wenn ich Literatur zum Thema U-Boote fand, habe ich die Bücher gekauft.

So hat sich in den Jahren ein Bestand von mehr als 500 Büchern von in- und ausländischen Autoren zum Thema „Marine/U-Boote“ aufgebaut.

Das Thema U-Boote hat mich auch in den Jahren meiner Ausbildung, meiner eigenen Militärzeit im Pionierbataillon 1 in Holzminden, meiner beruflichen Karriere und natürlich der Gründung meiner Familie bis heute nicht los gelassen. Als ich so um meinen fünfzigsten Geburtstag herum Karl Neuköther, Cousin meiner Mutter Erika, in Hünxe anrief, um nach alten Familienunterlagen und Geschichten zu fahnden, sagte er mir:

„Ja, ja, in diesem Alter möchte jeder Mann gerne wissen, wo seine Wurzeln liegen. Weißt du was ein Mann in Deinem Alter macht? Er pflanzt einen Baum und beginnt mit der Erforschung seiner Ahnen“.

Eines der seltenen Fotos mit meinem Großvater Wilhelm. Hochzeit meiner Eltern am 09. April 1944 mit Heinrich und Helene Austermann und Wilhelm und Hilkea (Käthe) Meyer.

Der zweite Auslöser, mich mit unserer Familiengeschichte zu befassen, war die Frage meines Sohnes Claas, nach der Herkunft unserer Familie. Aus vielen Gesprächen mit den Altvorderen hatte ich mir bruchstückhaft einige Geschichten gemerkt. Allerdings war mir klar, dass mein Vater Karl-Heinz viel mehr wusste und dazu komplette Unterlagen der Familie Meyer und Teile von Unterlagen der Familie Austermann penibel dokumentiert und archiviert hatte.

Deshalb war meine Antwort: „Frag Opa, der weiß das alles und kann Dir schöne Geschichten erzählen“.

Nun hatte ich allerdings die Rechnung ohne den Wirt, resp. meinen Vater gemacht. Bei einem der Besuche in Brinkum übergab er mir etliche, prall gefüllte Ordner und sagte: „So, das ist nun Deine Aufgabe!“ Und, das Material hat mich fasziniert!

In einem dieser Ordner fand ich zu meiner Überraschung intensiven Schriftverkehr nach Willy Meyers Vermisstenmeldung meiner Großeltern mit dem Chef der 10. U-Flottille, Fregattenkapitän Günther Kuhnke. Auch ein persönlicher Briefwechsel vom Friseurlehrling Willy mit einer unbekannten Amerikanerin fand sich dort wieder.

Aber auch die deprimierenden Seiten wie der Auflistung der persönliche Habe des Obersteuermanns Willy Meyer und die bürokratische Verwaltung solcher notwendigen Maßnahmen sind wichtige Dokumente aus dieser Zeit.

Das alles bringe ich hier zu Papier um es den interessierten nachfolgenden Generationen unserer Familie erhalten.

Als ausgebildeter Schriftsetzer bin ich ein medienaffiner Mensch und hatte sofort konkrete Vorstellungen der unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten. Und als Unternehmensberater habe ich die verschiedenen Ausgabekanäle gleich mitgeplant. Zunächst wurden alle vorhandenen Unterlagen digitalisiert und fehlende Teile recherchiert. Bei einem meiner ersten Besuche in Cuxhaven-Altenbruch im U-Boot-Archiv wurde ich vom Archivleiter Horst Bredow aufgeklärt, dass ich einer von vielen Besuchern sei, die angeblich einen Verwandten auf U47 hatten. Nun, ich konnte ihm beweisen, dass mein Onkel Willy Meyer als Bootsmannsmaat auf U-47 gefahren ist und auch an der spektakulären Fahrt in den Hafen von Scapa Flow teilgenommen hatte. Die mitgebrachten Exponate und Dokumente überzeugten ihn dann aber vollends. Da ich keinerlei schriftliche Nachweise für die Dienstzeiten von Willy hatte, bat ich Herrn Bredow um die entsprechenden Informationen. Ein Anruf von ihm bei der WAST in Berlin (war mir bislang gar nicht bekannt!) und ich hatte innerhalb von vier Wochen ein aussagekräftiges Dokument mit Stempel in Händen.

Auf der Basis dieser Informationen habe ich den Lebensweg meines Onkels zwar zunächst nur rudimentär nachvollziehen können, aber die intensive Beschäftigung mit in- und ausländischen Archiven und der vielen hundert Websites zum Thema „U-Boote“ haben meine offenen Informationslücken relativ schnell geschlossen. Jedoch haben sich etliche der pseudowissenschaftlichen Websites als fehlerbehaftet dargestellt und mich zu weiteren, tiefergehenden Recherchen gezwungen.

INHALTSVERZEICHNIS

DER WEG ZU DEN GRAUEN WÖLFEN

BRIEF EINER DAME AUS KNIPPA /USA

JUGENDZEIT AM MOORDAMM IN KIRCHWEYHE

AUSBILDUNG ZUM FRISEUR

VORBEREITUNG ZUM EINTRITT IN DIE REICHSMARINE

INFANTERIE-GRUNDAUSBILDUNG

AUSBILDUNG AN DER 2. TECHNISCHEN HOCHSCHULE

DIENSTZEIT AN DER U-SCHULE KIEL

DIENSTZEIT AUF DEM HOCHSEETORPEDOBOOT „LEOPARD“

AUSBILDUNG AUF DEM SEGELSCHULSCHIFF „GORCH FOCK“

AUSBILDUNG ZUM BOOTSMANN

AUSZÜGE AUS DEM WEHRGESETZ VOM 21. MAI 1935

BESOLDUNG DER SOLDATEN IN DER DEUTSCHEN WEHRMACHT

ANHANG

Das Ochtumbad in Kirchweyhe im Jahre 1930. 2

2 Quelle: Archiv W. Meyer

WILLY MEYER, DER WEG ZU DEN „GRAUEN WÖLFEN“

13. März 1915 in Kirchweyhe/Lahausen bei Bremen.

Willy wird als ältester Sohn des Lokomotivheizers der Deutschen Reichsbahn, Wilhelm Meyer und seiner Frau Hilkea, geborene Ostermann, genannt Käthe, geboren.

Wilhelm Meyer war später als Lokführer in Kirchweyhe stationiert. Als das deutsche Heer in den Augusttagen des Jahres 1914 zu den verschiedenen Einsatzorten transportiert werden mußte, nahm der Bahnhof Kirchweyhe infolge seiner günstigen Aufnahmefähigkeit für die zahlreichen Truppentransporte auf der sogenannten „Renn“Strecke Hamburg – Bremen – Osnabrück, einen wichtigen Platz ein. Auch der immense Kohlebedarf der kaiserlichen Marine sowie der Stahl für den Schiffbau der norddeutschen Werften aus dem Ruhrgebiet wurde zu einem großen Teil über den Bahnhof Kirchweyhe geleitet.

Insbesondere fielen diesem Bahnhof als Verschiebe- und Zugbildungsbahnhof in den Kriegsjahren neue Aufgaben zu, deren Bewältigung bei der großen Knappheit an Material und Menschen ganz erhebliche Anforderungen an die Bahnhofsanlagen und das Personal stellte.

Der Bahnhof Kirchweyhe entwickelte sich nach der Beendigung der grossen Erweiterungen und Ausstattungen mit den modernsten Anlagen zu einem der größten Verschiebebahnhöfe Preussens. Im Jahre 1927 rollten täglich 12 Schnellzüge, 26 Personenzüge und 120 Güterzüge durch Kirchweyhe. 3

WAS GESCHAH NOCH IM JAHRE 1915?

Der Bericht über Versenkung des Luxusliners „LUSITANIA“ löste weltweit Entsetzen aus.

Die RMS „LUSITANIA“ (Royal Mail Ship) war ein Passagierschiff der britischen Reederei Cunard Line. Das nach der römischen Provinz Lusitania benannte Schiff wurde ab 1907 im Transatlantikverkehr zwischen Liverpool und New York City eingesetzt und war bis zur Indienststellung des Schwesterschiffs RMS „MAURITANIA“ das größte Schiff der Welt. Die beiden Turbinenschiffe setzten in vielerlei Hinsicht – Abmessungen, Antrieb und Ausstattung – neue Maßstäbe im Schiffbau und stellten einen wesentlichen Entwicklungsschritt hin zum modernen Passagierschiff dar.

Die Proteste der USA über den Tod von 128 US-Amerikanern (Lusitania-Affäre) führten zur Einstellung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich bis zum Februar 1917. Gemessen an der Zahl der Todesopfer war die Versenkung der „LUSITANIA“ der größte Schiffsverlust im Ersten Weltkrieg; hinsichtlich der Tonnage der drittgrößte Verlust nach dem der HMHS „BRITANNIC“ 1916 und dem der HMS „JUSTITIA“ 1918.