108 Zen Geschichten Koan - Mihu Daomonk - E-Book

108 Zen Geschichten Koan E-Book

Mihu Daomonk

0,0

Beschreibung

Tauche ein in die faszinierende Welt der Chan-Geschichten, die seit Jahrhunderten Menschen inspirieren und tiefgründige Weisheiten vermitteln. In diesem dritten Buch nehme ich dich mit auf eine Reise durch altbekannte sowie unveröffentlichte Erzählungen, die das Herz reinigen und die Verbindung zur Seele stärken. Chan-Geschichten eröffnen neue Perspektiven, lassen uns den Alltag vergessen und führen uns zu innerer Ruhe und Erkenntnis. Einige sind rätselhaft wie ein Gongan, andere gewähren uns sofort Einblicke in die inspirierenden Lehren des Chán, die helfen, unser Denken zu erweitern. Mit einer Mischung aus Klassikern und neuen Inspirationen möchte ich dir diese philosophischen Perlen nahebringen. Mögen diese Erzählungen deine Begeisterung wecken und dir als Begleiter auf deinem eigenen Weg zur inneren Klarheit dienen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 126

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

1.Vorwort

2.Über das Buch

Bedeutung

Unterschied Gōngàn und Chán-Geschichten

Praxis

Ursprung der Chán-Geschichten

Handhabung

3. 108 Chán- Geschichten

1. Eine Tasse Tee

2. Das Geheimnis des Glücklichseins

3. Die Frau am Fluss

4. Wahres Glück

5. Der Mond kann man nicht stehlen

6. Dir fehlt nichts

7. Wén Sānshèng ein Schüler trifft

8. Yang Shan und die Million Dinge

9. Dàowú's grösste Tiefe

10. Glück oder Unglück – Wer weiss das schon!

11. Ein Sila brechen

12. Theorie oder Praxis

13. Lord Dummkopf

14. Der wahrhaftige Weg

15. Einen Apfel pflücken

16. Chán- Bewusstsein

17. Der Mann der niemals umkehrte

18. Der Regen

19. Schüsseln waschen um Chán zu verstehen.

20. Die endlose Suche nach der Wahrheit – Lǎozǐ

21. Lernen wie man still wird

22. Das Handeln des Verweilens

23. Mehr oder weniger meditieren

24. Der Sprössling

25. Die Meeresbrandung

26. Mozi und der Bauer

27. Die Nicht-Ente

28. Die Schöpfung verstehen und vergessen zugleich

29. Die Geschichte der Affen und der Bananen.

30. Die andere Seite des Ufers

31. Hungrig nach Dingen

32. Der Klang einer klatschenden Hand

33. Das Wertvollste auf der Welt

34. Der Heilige Mann

35. Wie ein Fluss - Lǎozǐ

36. Öffne deine eigene Schatzkammer

37. Alles ist das Beste

38. Der Sinn des Leben – Lǎozǐ

39. Was ist Erleuchtung

40. Ein Vogel Im Käfig

41. Angulimala, vom Morden getrieben

42. Die perfekte Mauer

43. Etwas mitbringen

44. Gehen ohne zu gehen

45. Freude überall

46. Die Pforte des Paradieses

47. Noch schnell einen Tee

48. Der verlorene Sohn

49. Der Teich der Selbsterkenntnis

50. Tropfen im Ozean

51. Das Dao in Allem

52. Die Reise zur inneren Harmonie

53. Die verlorene Axt

54. Seine Gegner besiegen, ohne sie zu besiegen

55. Wort und Tat

56. Den Steinerne Buddha Einsperren

57. Die wahre Stärke des Wudang Gong Fu

58. Einen Teemeister ermorden

59. Ein Buddha

60. Anerkennung des Meisters

61. Die Abdeckung des Brunnens

62. Der härteste Stein der Welt

63. Der junge Vagabund

64. Der Geschäftsmann und der Fischer

65. Wie helfen sie Menschen?

66. Eine Pfütze voller Tränen

67. Die Suche nach dem Wahrhaftigen

68. Der Pfirsichstein und der Kern der Weisheit

69. Die Pflege des Erlangten

70. Heute mal kurz halten

71. Die Frage nach der Reinkarnation

72. Soldaten der Menschenliebe

73. Mèngzǐ und der Spiegel der Seele

74. Der Affenkönig und die wahre Kraft

75. Der Meister der Faulheit

76. Das zerbrochene Gefäss

77. Die Flagge bewegt sich

78. Bequemlichkeit oder Natürlichkeit –die Wahl des wahren Weges

79. Das Boot

80. Apfelsaft

81. Die Fesseln des Verlangens

82. Dankbarkeit als innere Haltung

83. Das vorgeburtliche Gesicht

84. Die Rückkehr des Kriegers

85. Der Koch und das Menü

86. Das Licht der Meditation

87. Joshu's Chán

88. Der Verstand

89. Ohne Worte

90. Mitgefühl

91. Wahre Liebe

92. Erleuchtung und das Ende

93. Wieso verstehe ich es noch nicht?

94. Zhuāngzǐ

庄子

und der Schmetterling

95. Die Bedeutung der Worte

96. Der Traum vom Gelben Hirsebrei

97. Grosse Anhaftung

98. Die Blinden und die Hindernisse

99. Blütenregen

100. Der Dieb, der zum Schüler wurde

101. Man kann auch das höchste Vergessen

102. Der geizige Künstler

103. Die Wahrheit der Laterne

104. Keine Abhängigkeit vom Staub

105. Die Weisen und das zerfallende Reich

106. Richtig oder Falsch

107. Die Kunst zu Leben

108. Der Weg der Entscheidung über Hingabe und des Loslassens

4.Über Mich – den Autor

5.Nachwort

6.Wortindex und Interessante Ergänzungen

7. Kontakte und mehr

8.Weitere Bücher der Daomonk's Buchreihe

1. Vorwort

Willkommen zu meinem dritten Buch, das der Faszination der Chán-Geschichten gewidmet ist.

Diese Geschichten erweisen sich stets als wunderbare Mittel, die nicht nur neue Sichtweisen eröffnen, sondern uns auch dabei helfen, den Alltag hinter uns zu lassen und in neue Welten einzutauchen. Sie bieten tiefgründige Weisheiten, die über Jahrhunderte hinweg Menschen inspiriert und geleitet haben.

Schon in meiner frühen Kindheit entdeckte ich meine Begeisterung für diese philosophischen Erzählungen. In diesem Buch findest du sowohl altbekannte Chán-Geschichten als auch noch nie veröffentlichte Erzählungen. Es ist eine Mischung aus Klassikern und neuen Inspirationen, die das Herz reinigen und die Verbindung zur Seele öffnen.

Ich hoffe, dass dieses Buch auch bei dir die Begeisterung für Gōngàn 公案 entfacht oder vertieft. Mögen diese Geschichten dir auf deinem eigenen Weg zur inneren Ruhe und Erkenntnis eine Stütze sein.

Unterschied Gōngàn und Chán-Geschichten

Ein Gōngàn ist ein spezifisches, oft rätselhaftes Werkzeug, das in der Chán-Praxis eingesetzt wird um Erkenntnisse zu fördern. Eine Chán-Geschichte hingegen erzählt von den Erfahrungen und Weisheiten der Praxis, oft durch die Darstellung realer Ereignisse oder Dialoge, und kann auch Einsichten in die Lösung oder Interpretation eines Gōngàn bieten.

Während Gōngàn direkt auf die innere Arbeit und die spirituelle Erkenntnis abzielen, bieten Chán- Gschichten einen breiteren Kontext und Einblick in die Chán-Lehre und Lebensweise.

In diesem Buch werde ich sowohl einige noch nie veröffentlichte Geschichten als auch altbekannte Erzählungen einbinden. So könnt ihr eine frische Brise und altbewährte Weis-heiten gleichermassen geniessen.

Praxis

In der Praxis wurden Gōngàn recht unterschiedlich gehandhabt, je nach den verschiedenen Schulen. Normalerweise wird ein Gōngàn einem Schüler gegeben, der dann darüber meditiert und versucht, eine tiefere Einsicht zu erlangen. Die Lösung ist nicht einfach. Nur eine einfache verbale Antwort oder eine intellektuelle Erklärung ist oft zu wenig, sondern ein direktes Erleben und tiefes Verstehen im Sein und Nicht-Sein. So wird die Antwort meist auf kreative Weise ausgedrückt. Hier zwei nummerierte Beispiele, die ihr in diesem Buch schnell nachschlagen könnt:

32. Der Klang einer klatschenden Hand:

Was ist der Klang einer klatschenden Hand? Dieses Gōngàn fordert dazu auf, über die Natur von Klang und Stille nachzudenken, zudem auch über das, was ist oder nicht ist, und die Erschaffung selbst.

1. Ein Tasse Tee:

Dieses Gōngàn, das auch als eine bekannte Chán- Geschichte gilt, wird verwendet, um die Bedeutung von Offenheit und Leerheit zu verstehen. Wer schon voll ist, hat keinen Platz für Neues und oft eine eingeengte Sichtweise.

Ursprung der Chán-Geschichten

Der genaue Zeitpunkt, wann die ersten Gōngàn formuliert wurden, ist schwierig zu bestimmen. Doch die Tradition, wie wir sie heute kennen, würde man etwa in China auf die Tang-Dynastie (618–907 n.Chr.) zurück-führen. Schon zuvor wurden Schüler auf diese Weise getestet und geschult, da es natürlich erscheint, dem Schüler Rätsel aufzuerlegen, sodass er sich intensiver mit der Thematik auseinandersetzt. Diese Kunst wurde mit der Zeit immer mehr gepflegt und so in der Tang-Dynastie verfeinert, was als der Anfang der Entstehung gesehen wird.

Damals wurden Gōngàn oft mündlich weitergegeben, bevor man begann, sie in Buchform in Sammlungen festzuhalten und so in der Song- Dynastie (960–1279 n.Chr.) systematisierte.

Hier einige bekannte erste Werke:

Die Aufzeichnungen der Übertragung des Lichts (Chuándēng lù傳燈錄) im Jahr 1004 n.Chr.

Diese Sammlung enthält Anekdoten und Lehrreden von Chán-Meistern. Sie ist nicht nur eine Sammlung von Gōngàn, doch hat sie zum Verständnis und der Verbreitung der Chán-Lehren beigetragen.

Das Blaue Klippen-Buch (Bì yán lù碧巖錄) Dieses Werk wurde zwischen 1063 und 1135 n.Chr. komplettiert. Es ist eine der berühmtesten Sammlungen von Gōngàn mit Kommentaren und Versen, die zur Vertiefung des Verständnisses beigetragen haben.

Das Torlose Tor (Wú mén guān無門關): Zusammengestellt von Wúmén Huìkāi无門慧开 im laufe von 1183–1260 n.Chr. Diese Sammlung enthält 48 Gōngàn, die vor allem für die Chán-Praxis dienen.

Felsens und des Sandes (碎石錄, Suì shí lù ) Die Sammlung des Waldes der Anspielungen (語林集, yǔ lín jí)

Diese Aufzeichnungen sind weitere Beispiele für Sammlungen, die Gōngàn und dialogische Auseinandersetzungen zwischen Chán-Meistern und ihren Schülern enthalten.

Der Chán-Buddhismus (Chán Fójiào 禅佛教) und die Praxis der Gōngàn wurden etwa im 12. und frühen 13. Jahrhundert von japanischen Mönchen, die in China den Chán-Buddhismus studierten, nach Japan gebracht. Einer der bekannten Mönche war Yōsai (Róngsài 荣西), auch als Eisai bekannt, der im Jahr 1191 nach Japan zurückkehrte. Er wird oft als der Gründer der Rinzai-Schule (Línzài Zōng 临济宗) des Chán-Buddhismus in Japan angesehen. Ein weiterer bekannter Mönch ist Dōgen (Dàoxián道元), der 1223 nach China reiste, um auch zu studieren, und 1227 wieder zurückkehrte und die Sōtō-Schule (Cǎodòng Zōng 曹洞宗) gründete. Dies hatte grossen Einfluss auf die japanische Religion, Kunst, Philosophie und Kultur.

Handhabung

Es gibt verschiedene Ansätze, philosophische Weisheitsbücher zu handhaben. Man kann sie einfach durchlesen und sich von den Weisheiten und Eindrücken des Seins überwältigen lassen, wodurch man vielleicht regelrecht davongetragen wird. Alternativ kann man eine Geschichte lesen und sie bewusst nachwirken lassen, etwa in einer Meditation oder während des alltäglichen Lebens. Man kann im Fluss des Textes mitgehen oder innehalten, als würde man ans Ufer treten, bevor man sich mitreissen lässt und den Halt verliert. Dies gilt sowohl für das Buch als auch für das Leben selbst.

Ein Buch muss zudem nicht unbedingt von Anfang bis Ende gelesen werden. Man kann es einfach aufschlagen und die Geschichte lesen, die einem ins Auge fällt. Dieselbe Erzählung kann jedes Jahr anders wirken, da sich sowohl die eigene Perspektive als auch die Lebensumstände wandeln.

Ich lese zum Beispiel immer wieder im Dào dé jīng 道德经 (Tao Te King) und Huà hú jīng 化胡经 von Lǎozi 老子, sowie in Chán gùshì 禅故事 (Chán- Gschichten), Weisheitsbüchern und ähnlichen Texten. Diese nutze ich als ständige Begleiter auf meinem Weg der Kultivierung. Im Folgenden gehe ich die verschiedenen Möglichkeiten, solche Bücher zu nutzen, nochmals kurz durch:

Der klassische LeserKlassisch kann man eine Weisheit-Geschichte nach der anderen durchgehen. Doch lasst euch dort etwas Zeit, pro Tag oder Tagesabschnitt einfach eine Weisheit lesen.

Der SpringerEr ist dem Klassischen sehr ähnlich, doch er geht auch einmal wieder zurück oder vor, zum Beispiel ins Wörterverzeichnis, um etwas nachzuschlagen so wird das Buch fast zu einem Studium.

Der ÜberfliegerEr überfliegt das Buch oder liest es im Schnelldurchgang und fängt dann nochmals an, um in den einzelnen Abschnitten in die Tiefe zu gehen.

Der SpontaneDieser lässt den Zufall bestimmen, wo er das Buch aufklappt und welche Weisheit-Geschichte ihm ins Auge sticht. Oder er ist sich schon vor dem Aufklappen bewusst, welche Seite er nimmt, ob links oder rechts.

Der MitgerisseneDieser liest und lässt sich so lange mitreissen, bis er sich selbst verliert und alles vergisst, was ist – und dadurch aus dem Nichts Neues entstehen lässt. Man könnte sagen, dass er unbewusst Zugang zum kosmischen Wissen findet, wie in der Meditation.

3. 108 Chán- Geschichten

1. Eine Tasse Tee

Es war einmal ein Universitätsprofessor, der es liebte, Neues zu lernen und so auch Chán studierte. Er hörte von einem japanischen Meister namens Nan-In (Nán Yǐn 南隠), der in der Meiji-Zeit ( Míngzhì Shídài 明治時代, 1868–1912) lebte. Also machte sich der Professor auf den Weg zu diesem Meister.

Als er dort ankam, bat Nan-In ihn herein und lud ihn auf eine Tasse Tee ein. Der Professor setzte sich und begann sofort, ausführlich darüber zu erzählen, was er machte und studierte.

Nan-In brachte ihm eine Tasse und begann, Tee einzuschenken. Der Professor sprach ohne Pause weiter, während die Tasse sich mehr und mehr füllte, bis sie schliesslich überlief.

Der Professor bemerkte dies und rief: „Meister, die Tasse ist übervoll, mehr passt nicht mehr hinein!“

„So wie diese Tasse Tee sind auch Sie“, sagte Nan- In und fuhr fort: „Sie sind schon voll mit Meinungen und Ansichten. Wie kann ich ihnen Chán zeigen, bevor sie ihre Tasse nicht geleert haben?“

Kommentar:

Diese Geschichte nahm ich mir selbst zu Herzen, als ich nach China in eine Gōng Fu 功夫 Kung Fu Schule ging. All mein vorheriges Wissen über Gong Fu,ca. 20 Jahre, stellte ich in mein ’Bücherregal im Kopf’ – es ist noch da und greifbar, aber ich konzentriere mich auf das, was kommt, und lasse mich nicht von dem blenden, was war. > 6.2021 <

China - Wudangshan 2017

2. Das Geheimnis des Glücklichseins

Griechischer Mythos

Vor langer Zeit waren die Götter besorgt über den raschen Fortschritt der Menschen. Die Menschen hatten bereits das Feuer und den Umgang mit verschiedenen Heilmethoden entdeckt, sogar Schrift und Gebäude hatten sie erschaffen.

Jetzt fehlte ihnen nur noch eins, das Geheimnis des Glücklichseins.

So berieten sich die Götter untereinander: „Wie könnten wir dieses Geheimnis am besten verbergen?“

Da sagte einer: „Verbergen wir es auf dem höchsten Gipfel des Berges.“ „Nein, versenken wir es auf dem Grund des Meeres,“ erwiderte ein anderer. „Wie wäre es mit einem fernen Stern? Da müssten sie lange suchen,“ sprach der Dritte.

Schliesslich trat der klügste der Götter zu ihnen und sagte: „Ich weiss, wo wir es verstecken müssen, wo sie es kaum finden werden – tief in ihrem Herzen!“