15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband - Alfred Bekker - E-Book

15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband E-Book

Alfred Bekker

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband (1299) Von Alfred Bekker, Pete Hackett, Thomas West, Larry Lash, Joachim Honnef, Heinz Squarra Dieses Buch enthält folgende Western: Heinz Squarra: Trail nach Abelene Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy Pete Hackett: Die wilde Louella Thomas West: Weidekrieg Larry Lash: Rinder führ Fort Sutter Joachim Honnef: Procters Ultimatum Pete Hackett: Ein Rudel Bluthunde Pete Hackett: Bis zum letzten Tropfen Blut Pete Hackett: Tag der Abrechnung Pete Hackett: Longhorn-Trail Pete Hackett: Die lange Jagd Pete Hackett: Für Recht und Gesetz Pete Hackett: Ich hol dich aus der Hölle, Bonny Pete Hackett: Sharons Rache Als Kid Danagan Major Curtys Auftrag annahm, ahnte er noch nicht, dass der Trail nicht nur der steckengebliebenen Herde und den vier Planwagen galt, sondern dass sich ihm Schwierigkeiten von unübersehbarer Tragweite entgegenstellen würden. Kid wusste genau, dass weder ihm noch seiner erprobten Treibherdenmannschaft von irgendeiner Seite Hilfe entgegengebracht werden konnte, und somit gab es für ihn nur einen Grundsatz: Retten, was zu retten war. Ohne Rücksicht darauf, dass der Winter vor der Tür stand, dass das Treiben für ihn und seine Leute bereits beendet war, und dass die Armee in dieser Sache keinen Finger krümmen konnte. Doch er blieb im heißen Sattel, trotzte Allem, was sich ihm entgegen stellte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 2070

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband

Alfred Bekker et al.

Published by Alfred Bekker, 2022.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Copyright

15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband | Von Alfred Bekker, Pete Hackett, Thomas West, Larry Lash, Joachim Honnef, Heinz Squarra

Trail nach Abilene | Western von Heinz Squarra

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

ENTSCHEIDUNG IN NOGALES | von Alfred Bekker

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

ENDE | Copyright

Das heiße Spiel von Dorothy | Western von Alfred Bekker

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

Die wilde Louella | Western von Pete Hackett | 1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

Weidekrieg | Western von Thomas West

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

Rinder für Fort Sutter | Western von Larry Lash

Copyright

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Procters Ultimatum | Western von Joachim Honnef

Copyright

Die Hauptpersonen des Romans:

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

Sammelband 7 (Band 49-56) | U.S. Marshal Bill Logan | von Pete Hackett

Über den Autor

www.AlfredBekker.de | INHALT

Band 49 | Ein Rudel Bluthunde

Band 50 | Bis zum letzten Tropfen Blut

Band 51 | Tag der Abrechnung

Band 52 | Longhorn-Trail

Band 53 | Die lange Jagd

Band 54 | Für Recht und Gesetz

Band 55 | Ich hol dich aus der Hölle, Bonny

Band 56 | Sharons Rache

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER TONY MASERO

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

15 Wildwestromane großer Autoren August 2022: Super Western Sammelband

Von Alfred Bekker, Pete Hackett, Thomas West, Larry Lash, Joachim Honnef, Heinz Squarra

Dieses Buch enthält folgende Western:

Heinz Squarra: Trail nach Abelene

Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales

Alfred Bekker: Das heiße Spiel von Dorothy

Pete Hackett: Die wilde Louella

Thomas West: Weidekrieg

Larry Lash: Rinder führ Fort Sutter

Joachim Honnef: Procters Ultimatum

Pete Hackett: Ein Rudel Bluthunde

Pete Hackett: Bis zum letzten Tropfen Blut

Pete Hackett: Tag der Abrechnung

Pete Hackett: Longhorn-Trail

Pete Hackett: Die lange Jagd

Pete Hackett: Für Recht und Gesetz

Pete Hackett: Ich hol dich aus der Hölle, Bonny

Pete Hackett: Sharons Rache

––––––––

Als Kid Danagan Major Curtys Auftrag annahm, ahnte er noch nicht, dass der Trail nicht nur der steckengebliebenen Herde und den vier Planwagen galt, sondern dass sich ihm Schwierigkeiten von unübersehbarer Tragweite entgegenstellen würden.

Kid wusste genau, dass weder ihm noch seiner erprobten Treibherdenmannschaft von irgendeiner Seite Hilfe entgegengebracht werden konnte, und somit gab es für ihn nur einen Grundsatz: Retten, was zu retten war. Ohne Rücksicht darauf, dass der Winter vor der Tür stand, dass das Treiben für ihn und seine Leute bereits beendet war, und dass die Armee in dieser Sache keinen Finger krümmen konnte. Doch er blieb im heißen Sattel, trotzte Allem, was sich ihm entgegen stellte.

Trail nach Abilene

Western von Heinz Squarra

Der Umfang dieses Buchs entspricht 125 Taschenbuchseiten.

Ein 100 000-Dollar-Geschäft! Matt Miles und Tom Hale schlagen dem Rancher Logan in Texas einen Rinder-Trail bis Abilene vor, denn dort gibt es eine Bahnlinie. Auf dem Weg erweist sich Matt Miles jedoch als hart und unbarmherzig, es scheint, als wollte er den Rancher um das Geld betrügen. Tom Hale stellt sich gegen ihn, und damit entbrennt ein tödliches Duell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Erfahre Neuigkeiten hier:

https://alfred-bekker-autor.business.site/

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

1

Tom Hale reißt sein Pferd kurz vor den Büschen zurück, als er das schnappende Knacken des Repetierverschlusses hört.

Matt Miles hält neben ihm an. Sie haben beide die Hand am Kolben ihrer Colts und blicken zu den Büschen hin. Da die Nacht sehr dunkel ist, sehen sie jedoch so gut wie nichts.

„Absteigen, Gents!“, kommandiert von dort eine raue Stimme.

Tom und Matt wechseln einen kurzen Blick.

„Wir müssen dicht bei der Ranch sein“, knurrt Miles. „Wahrscheinlich ist es nur ein Herdenboy!“

„Na, wird‘s bald?“, schnaubt es aus den Büschen. „Ich habe einen verdammt nervösen Finger, Leute!“

„Bleib schön ruhig, Fellow“, wirft Miles hin. „Wir wollen zu Rancher Nick Logan. Gehörst du zufällig zu seinem Verein?“

„Absteigen, habe ich gesagt!“, kommt es kalt und scharf zurück.

„Na schön“, gibt sich Miles geschlagen und rutscht auf der linken Seite seines Pferdes aus dem Sattel.

Tom Hale steigt ebenfalls ab. Sie treten vor die Köpfe der beiden Pferde und fassen die Zügel kurz. Gespannt blicken sie zu den Büschen hinüber.

Dort knacken Zweige. Es sind drei Männer, die sich gleich darauf zeigen. Sie haben moderne Mehrladegewehre unter den Armen und sehen aus, als könnten sie auch damit umgehen.

„Schon mal einen der beiden gesehen?“, wendet sich der mittlere der drei Männer an seine Begleiter.

„No, Slim“, sagen sie wie aus einem Mund.

Der mit Slim Angesprochene ist ein großer dunkler Mann mit scharf geschnittenem Gesicht. Er trägt Weidekleidung und hat lederne Chaps über seine Hose geschnallt. Er mag achtunddreißig Jahre all sein.

„Ihr wollt zu unserem Boss?“, fragt er.

„Genau“, erwidert Tom Hale. „Ihr könnt also eure Knallinstrumente wegnehmen. Sie irritieren uns.“

„Immer langsam, Stranger. – Was wollt ihr denn von Nick Logan?“

„Das sagen wir ihm selbst“, sagt Matt Miles kalt. „Wenn du uns nicht glaubst, kannst du ja mitkommen.“

„Ich schätze, ihr werdet morgen früh noch einmal kommen“, entgegnet Slim aufsässig. „Unser Boss liebt es nicht, mitten in der Nacht gestört zu werden.“

Matt Miles grinst vage. Er angelt Papier und Tabak aus der Westentasche und rollt sich eine Zigarette.

„Es geht für deinen Boss um eine Stange Geld, Großer“, dehnt er. „Wir wollen ihm ein Geschäft vorschlagen. Ich fürchte, morgen früh haben wir dazu die Lust verloren. Willst du nun?“

Slim macht einen Schritt vorwärts. Er stemmt sein Gewehr mit der Kolbenplatte auf den Boden und lehnt den Ellenbogen auf den Lauf. Er grinst auf eine herausfordernde Art.

„Nein, ich will nicht“, brummt er. Das Grinsen in seinem Gesicht verstärkt sich.

Auch die beiden anderen Boys grinsen plötzlich, als würden sie einen prächtigen Spaß erwarten.

„Es geht aber nicht nur für deinen Boss um ein Geschäft“, redet Miles schleppend weiter und brennt seine Zigarette an. „Auch für uns soll es eins werden. Well, Freunde, auch aus diesem Grund wollen wir sofort weiter und ihn sprechen. – Habt ihr immer noch etwas dagegen?“

Miles nimmt die Zigarette aus dem Mund und bläst den Rauch zum dunklen Himmel.

Slim grinst noch breiter.

„Well, wir haben immer noch was dagegen“, meint er mit satter, zufriedener Stimme.

Da schnallt Miles seinen Revolvergurt ab und lässt ihn mit dem Peacemaker in dem Halfter ins Büffelgras gleiten. Er nickt Slim zu und sagt: „Go on, Brother. Wir werden gleich wissen, ob wir deinen Boss jetzt sprechen können oder nicht.“

Slim blickt über die Schulter zu seinen Begleitern, wirft dann dem einen das Gewehr zu. Er schnallt seinen Gurt ebenfalls ab und macht einen Schritt vorwärts. Er ballt die Hände zu mächtigen Fäusten, rudert damit durch die Luft und springt urgewaltig vorwärts.

Miles rollt die Zigarette über die Zunge in den anderen Mundwinkel. Er tritt blitzschnell einen winzigen Schritt zur Seite.

Slim rennt mit vorgerecktem Kopf an ihm vorbei, und Miles hämmert ihm die Handkante ins Genick, ohne dabei Anstrengung zu zeigen. Slim wird von der Wucht des Schlages von den Beinen gerissen, landet im Gras und bewegt sich nicht mehr.

Miles zieht an seiner Zigarette und nimmt sie aus dem Mund.

„So ein Narr“, wendet er sich kopfschüttelnd an die beiden anderen. „Wie ist es nun, Freunde? Zeigt uns einer den Weg?“

Die beiden wechseln einen Blick.

„Alan wird es machen“, sagt dann der eine und nickt zu dem anderen hin, der höchstens zwanzig Jahre ist.

„Dann auf, Alan“, nickt Miles. „Wir haben wirklich nicht viel Zeit.“ Er dreht sich um, zieht seinen Rappen um den immer noch liegenden Slim herum und sitzt auf.

Tom Hale zieht sich ebenfalls wieder in den Sattel. Er findet, dass Miles sehr schnell und glatt gearbeitet hat, und es kommt ihm der Verdacht, dass er immer versuchen wird, seinen Kopf durchzusetzen. Er blickt ihn an, als Miles den Kopf dreht. Er sieht ihm in die kalten Augen, und plötzlich glaubt er genau zu wissen, dass sie in ihrer Art sehr verschieden sind.

Miles treibt sein Pferd einen Meter vorwärts und hält es wieder an.

„Sei so nett und hebe meinen Gurt auf, Cowboy“, wendet er sich an den Mann, der sein Gewehr wie einen nutzlosen Gegenstand in den Händen dreht.

Alan verschwindet eben zwischen den Büschen. Der andere hebt den Gurt auf und wirft ihn Miles zu.

„Dann wünsche ich euch noch eine angenehme Nacht“, grinst Matt und treibt sein Pferd weiter auf die Büsche zu.

Tom Hale folgt ihm auf seinem Falben.

2

Als sie auf der Höhe der Hügelkuppe halten, bricht der Mond durch die Wolken. Sie sehen unten in der Senke die Gebäude der Ranch. Miles verzieht die Mundwinkel, denn diese Ranch ist kein Besitz, der neidisch machen könnte.

Alan Geary, der das sieht, sagt: „Nick Logan hat nie viel davon gehalten, sich hier so anzusiedeln, dass er es einmal bedauern würde, den Platz zu verlassen. Aber er besitzt fünftausend Rinder! Einen Teil davon habt ihr ja gesehen. Er will sie gewinnbringend verkaufen und in ein anderes Land gehen, ich glaube, nach dem Osten zurück. Das Klima hier ist für ihn ungesund.“

„Das Klima?“, forscht Miles.

„Yeah, die Sandstürme, die Hitze und die Trockenheit. Als ich hierher kam, hatte es zwei Jahre nicht geregnet.“

Miles schnalzt mit der Zunge. Sein Rappe setzt sich wieder in Bewegung.

Tom Hale folgt den beiden Männern langsam. Er blickt noch immer auf die Ranch hinunter. Im Gegensatz zu den großen Weiden wirken die Gebäude kümmerlich. Es sind nur Hütten, die aus dünnen Stämmen zusammengefügt sind. Ein einfacher Brunnen steht davor, und eine Pferdetränke, die nur ein ausgehöhlter Baumstamm ist.

Am Fuß des Hügels hört das Gras auf. Eine große, sandige Fläche zieht sich bis zu den Hütten hin.

„Hallo, Ranch!“, schreit Miles plötzlich.

Ein wütendes Kläffen antwortet. Um eine der Hütten kommt ein niedriger Schatten geflogen und rast auf der Männer zu.

„Der Hund!“, schreit Alan und wird bleich um die Nase. „Er muss die Leine zerfressen haben!“

Der Hund setzt mit einem gewaltigen Sprung über die Pferdetränke hinweg und geht Miles mit einem mächtigen Satz an.

Matt beugt sich im Sattel zurück.

Da kracht ein Schuss.

Kurz vor Miles‘ Gesicht wird der Hund wie von einer mächtigen Faust gestoppt und fällt kraftlos zur Seite.

Miles schluckt den Kloß hinunter, der plötzlich in seinem Hals steckt. Er dreht den Kopf und blickt Tom an, der den Rauch aus der Mündung seines 45er Bisbee Colts bläst.

„Thanks, Tom“, sagt er schwach. „Ich habe doch immer gewusst, dass kein Mensch sagen kann, ob du schneller ziehen oder besser treffen kannst. Vermutlich bringst du beides.“

Tom schiebt seinen Colt ins Halfter zurück und blickt zum Haus hinunter. Hinter einem Fenster ist flackernder Lichtschein zu sehen. Gleich darauf knarrt die Tür. Eine lange Lichtbahn

fällt in den Hof, als sie sich öffnet. Der Schatten eines Mannes wird sichtbar.

„Das ist Mr. Logan“, sagt Alan, der noch immer etwas grünlich im Gesicht aussieht.

Miles treibt sein Pferd wieder an. Tom und Alan folgen ihm. Sie reiten um die Tränke herum und halten vor dem Rancher.

Miles beugt sich im Sattel etwas vor, stützt den rechten Arm auf das Sattelhorn und tippt an seinen flachen Stetson.

„Matt Miles, Mr. Logan. Entschuldigen Sie die Störung. Mein Partner und ich wollen Ihnen ein Geschäft vorschlagen.“

Logan ist ein etwa mittelgroßer hagerer Mann, der fünfundfünfzig Jahre alt sein mag. Das Mondlicht spielt in seinem Silberhaar und lässt die Runzeln in seinem Gesicht tiefer erscheinen.

„Sie haben meinen Hund erschossen!“, grollt er.

„Das war ich“, wirft Tom hin.

„So, Sie.“

„Yeah.“

„Ein Einhunderttausend-Dollar-Geschäft“, redet Miles weiter. „Lohnt es sich da noch, von einem Bastard zu sprechen, der seine Leine zerfetzt?“

Logan hat sich gedreht. Er blickt Miles forschend an.

„Ein Einhundert...“

„Einhunderttausend“, nickt Miles. „Aber zuerst wollen wir beide einen guten Whisky, und wenn es geht, einen weichen Stuhl. Wir sind von Amarillo in einem Stück geritten. Ich schätze, das ist keine Kleinigkeit.“

3

Der Raum, in den Logan sie geführt hat, ist lang und niedrig. Die Fenster sind klein und durch hölzerne Klappen gesichert. Ein langer Tisch steht in der Mitte, um den sich selbstgefertigte Stühle gruppieren.

Logan hat eine Flasche Kentucky Whisky auf den Tisch gestellt und vor jeden ein Glas.

Der junge Alan Geary lehnt am Türrahmen und tritt von einem Bein auf das andere.

„Sie können ihn zur Herde zurückschicken, Logan“, meint Miles. „Wenn wir einig sind, lassen Sie die Tiere am besten sofort zusammentreiben.“

Logan rückt näher zum Tisch und lehnt die Ellenbogen auf. Er blickt Miles an der Whiskyflasche vorbei scharf an.

„Einig sind?“, fragt er. „Bis jetzt weiß ich nur, dass Sie in Amarillo gehört haben, ich wollte meine Herde verkaufen und das Land verlassen. Und ich weiß ferner, dass Sie die Herde nach Abilene treiben wollen. Das ist noch kein Geschäft.“

„Stimmt“, nickt Miles und trinkt einen Schluck. „Sie wissen meinen Preis noch nicht. Well, er beträgt zwanzigtausend Bucks. Zehntausend für mich, zehntausend für meinen Partner.“

Logan blickt zu Tom Hale hinüber, der an der Schmalseite des Tisches sitzt.

„Zwanzigtausend?“, fragt er. „Ist das nicht sehr hoch gegriffen?“

„Nein“, sagt Miles. „Es bleiben achtzigtausend für Sie übrig, wenn wir alle fünftausend Rinder bis Kansas bringen. Und es bleiben mindestens sechzigtausend Dollar übrig, wenn unsere Verluste groß sind. Haben Sie eine Ahnung, wo Sie ein ähnlich gutes Geschäft machen können?“

Logan verzieht das Gesicht zu einer Grimasse.

„Ich könnte die Rinder allein nach Abilene treiben“, dehnt er.

Miles lehnt sich zurück, rollt sich eine Zigarette und reißt ein Schwefelholz über die Tischplatte. Als seine Zigarette brennt, sagt er: „Das könnten Sie. Aber da Sie vermutlich keine Ahnung haben, wo Abilene ist, könnten Sie in Kanada ankommen.“

„Sie kennen den Weg? Gibt es wirklich eine Eisenbahn in Kansas?“

„Es gibt eine. Und wir kennen den Weg. Haben Sie davon gehört, dass ein Halbblut namens Jesse Chisholm im letzten Sommer eine Herde durch das Indianerland nach Abilene trieb?“

„Ein Cowboy erzählte mal davon“, murrt der Rancher. „Aber ich kann nicht glauben, dass es eine Eisenbahn gibt, die über die Plains führen soll.“

„Dann wissen wir mehr als Sie“, grient Miles und beugt sich wieder vor. „Mein Partner und ich haben die Eisenbahn gesehen. Wir waren bei Jesse Chisholm. Wir hatten eigentlich nach Missouri gewollt. Unterwegs hatte man uns von der Bahnlinie erzählt, wie wir Ihnen jetzt davon erzählen. Jesse ist ein Mann, der ein Kämpferherz hat. Er trailte mit uns auf Verdacht nach Norden. Und wir kamen in Abilene an. Wissen Sie, was das für ihn bedeutete? Er sparte ein glattes Drittel seines Weges. Und er erzielte den doppelten Preis. Der Aufkäufer bot ihm für das Rind zwanzig Dollar.“

Logan schenkt sich sein Glas wieder voll, trinkt es zur Hälfte aus und stellt es hart auf den Tisch zurück.

„Zwanzig Dollar. – Und wie groß war seine Herde?“

„Neuntausend Longhorns, als wir zwischen dem Colorado River und dem Brazos River aufbrachen. Und nur zweihundertfünfzig weniger, als wir in Abilene ankamen.“

„Ihr seid also Cowboys bei ihm gewesen?“

„Genau.“

Logan zeigt die Zähne.

„Und jetzt wollt ihr das Geschäft eures Lebens machen, weil ihr zufällig den Weg zur Eisenbahn wisst?“

Miles nickt.

„Das ist genau unsere Absicht“, bekennt er. „Sie, Logan, haben hier eine Ecke Land, die Sie wahrscheinlich keinen Cent gekostet hat. Sie haben eine Mannschaft, weil Sie vielleicht ein paar hundert Dollar in der Tasche hatten, Sie haben im Busch verwilderte Longhorns gefangen, die die Mexikaner nach ihrer Flucht zurückließen. Und Sie sitzen jetzt auf dem Fleisch und können es nicht verkaufen.“

Miles unterbricht sich, trinkt von seinem Whisky und zieht an seiner Zigarette.

„Jeder will aus dem, was er hat, Kapital schlagen“, fährt er dann fort. „Sie aus Ihrer Herde, wir aus unserem Wissen. – Und noch etwas: weiter unten im Süden sitzen noch mehr Rancher. Hier in Texas gibt es tausendmal soviel Rinder als Menschen. Der Weg zu den großen Flüssen ist von Drahtzäunen, Heimstättensiedlern und Banditen versperrt. Jeder Rancher weiß es. Kaum eine Herde kam in den letzten fünf Jahren durch. Die Chance ist jetzt die Eisenbahn. Natürlich können Sie es allein versuchen. Aber Sie werden Pech haben, weil Sie einfach nicht wissen, wo Sie Abilene finden können. Hinter dem Red River kommen Hunderte von Meilen Indianerland. Kein Mensch kann Ihnen sagen, wo es nach Abilene geht. Wenn Sie die Stadt wirklich finden, haben Sie mehr als zwanzigtausend Dollar eingebüßt.“

Miles zieht wieder an seiner Zigarette und trinkt sein Glas aus.

Plötzlich knarrt eine Tür.

Tom Hale dreht den Kopf und sieht ein Mädchen, das im Hintergrund in den niedrigen Raum kommt. Sie mag fünfundzwanzig Jahre alt sein, ist ungefähr mittelgroß, hat Rehaugen und kastanienbraunes Haar.

Logan steht auf.

„Meine Nichte“, sagt er.

Miles und Hale sind ebenfalls aufgestanden, und Logan murmelt ihre Namen an das Mädchen gewandt.

„Setz dich, Jenny“, sagt er schließlich. „Konntest du nicht mehr schlafen?“

„Ihr habt so laut gesprochen, dass ich erwachte“, entgegnet sie. Sie blickt Tom dabei an und lächelt wie entschuldigend. „Die Wände sind hier sehr dünn“, setzt sie hinzu.

„Dann brauche ich nichts zu wiederholen“, meint der Rancher. „Was sagst du zu dem Vorschlag, Jenny?“

„Ich weiß nicht, Onkel Nick. Du willst doch hier fort. Und du weißt doch, dass deine Rinder ein wertloser Besitz sind, wenn sie nicht von hier weggebracht werden können.“

„Yeah, ich weiß.“

Das Mädchen blickt Tom prüfend an.

„Dann solltest du es vielleicht riskieren. Die beiden Männer verlangen doch offenbar nur einen Lohn, wenn wir in Abilene ankommen und die Rinder noch haben.“

„So ist es“, nickt Miles.

„Wie lange brauchen wir bis Abilene?“, fragt Jenny.

„Etwa zwei Monate“, erklärt Miles.

„Und es geht genau nach Norden?“

„Nein.“

„In welcher Richtung dann?“

Miles grinst sie an und sagt: „Das ist unser Geheimnis, Miss. Es ist doch klar, dass wir wertlos sind, wenn Sie den Weg selbst wissen. – Also, Logan, wird etwas aus unserem Geschäft?“

Nick Logan schenkt die Gläser voll.

„Okay“, nickt er. „Wir gehen in einer Woche nach Kansas!“

4

Krachend rast eine Explosion über das Land, bricht sich an den Sandsteinfelsen in der Ferne und kommt grollend zurück.

Bretter und Balken fliegen durch die hitzeflimmernde Luft. Dort, wo eben noch die Ranchgebäude standen, quillt eine schwarze Wolke auf, schießt in die Höhe und breitet sich schnell aus.

Nick Logan, der auf der Höhe des Hügels neben dem Chuckwagen steht, reibt sich die Augen.

„Tut es dir leid?“, fragt Jenny, die am Rad lehnt und die Arme vor der Brust verschränkt hat.

„Nein, Jenny. Du weißt, dass ich nie etwas zurücklasse. Wir kommen hier nie mehr her. Vielleicht fahren wir mit dem Zug, der unsere Rinder befördert, nach Osten. Wir haben dann genug Geld.“

„Du vertraust Miles also?“

„Du nicht?“

„Ich weiß nicht. Er hat so kalte Augen, sieht gefährlich aus.“

„Darauf kann man nichts geben. Du weißt es. Gefällt dir der andere besser?“

„Er sieht nicht so gefährlich aus. Aber du hast recht, man kann darauf wirklich nichts geben.“ Sie stemmt sich vom Rad los und geht an ihrem Onkel vorbei um den Wagen herum.

Auf der anderen Seite der Hügelkuppe kann sie die mächtige Herde sehen. Wie eine unübersehbare Masse leuchten die erdbraunen Rücken und die gebleichten Gehörne durch den wallenden Staub, der wie ein Vorhang in der Luft hängt.

Tom Hale kommt auf seinem Falben aus der Wand des Staubes und hält auf den Chuckwagen zu. Er springt neben Jenny aus dem Sattel, blickt den Rancher an und sagt: „Die Boys sind alle versammelt, Boss. Sie warten auf Sie.“

Nick Logan geht wortlos zu seinem Pferd, das an ein Vorderrad des Wagens gebunden ist. Er macht die Zügel los, steigt steifbeinig in den Sattel und reitet den Hügel hinunter.

Tom Hale blickt das Mädchen neben sich an. Dann schaut er über sie hinweg auf die Trümmerstätte.

„Unsere ganze Hoffnung ist jetzt die Herde“, hört er das Mädchen sagen.

„Das war wohl immer so“, gibt er matt zurück. „Ein paar Hütten mitten in einem Land, in dem nichts als Gras und trockene Mesquitesträucher gedeihen können, sind nichts wert. Die Hoffnung für Sie und Ihren Onkel war immer die Herde.“

„Sie waren also Cowboy?“

„Yeah.“

„Mein Onkel hat immer behauptet, Cowboys wären mit ihrem Job zufrieden und würden nie nach viel Geld streben. Wieso ist das bei Ihnen anders?“

„Vielleicht deshalb, weil Jesse Chisholm auch nichts war, als ich ihn das erste Mal sah.“

„Wie lange ist das her?“

„Acht Jahre. Wir ritten in einer Mannschaft. Sie sagten Comanche zu ihm. Dabei hat er gar kein Indianerblut in den Adern. Er ist ein reicher Mann geworden.“

„Und nun wollen Sie auch einer werden?“

Er dreht sich scharf um und blickt sie rau an.

„Warum wollen die, die alles haben, immer mehr haben?“, schnarrt er. „Und warum sollen die, die nichts haben, immer nichts haben?“

„Sie erhalten als Cowboy Ihren Lohn und brauchten sich sonst um nichts zu kümmern“, erwidert sie herb und funkelt ihn an.

Er tritt einen Schritt auf sie zu, riecht den Duft ihres Haares und sieht das Funkeln ihrer Augen.

„Yeah, ich brauchte mich um nichts zu kümmern“, entgegnet er. „Um gar nichts. Aber ich musste für dreißig Dollar im Monat an jedem Tag fünfzigmal mein Leben riskieren. Ich habe Männer gekannt, die sich die Beine brachen. Man ließ sie zurück. Irgendwo in einer Stadt. Man bezahlte für sie die Rechnung, die der Doc im Voraus aufsetzte. Und dann trailte man weiter. Irgendwann waren die Männer wieder gesund und konnten sich einen anderen Job suchen. Viele aber blieben Krüppel. Sie fanden keinen Job mehr. Sie ritten wie streunende Hunde umher, bettelten, stahlen, wurden Banditen und irgendwann erschossen oder gehenkt. – Das ist die Wirklichkeit der Cowboys. Sie sind meistens junge Burschen und machen sich keine Gedanken über das, was später kommt. Aber irgendwann kommt es. Jeder wird alt, jeder kann vom Pferd stürzen, unter die Herde geraten, von Banditen angeschossen werden – jeder! Und was hat er dann noch? Er hat Hunger – und vielleicht noch seinen Colt. Mancher schoss sich damit in den Kopf. – Ich werde mich nicht in den Kopf schießen. Ich verlange von dem etwas, zu dem ich anderen verhelfe. Wenn es Ihnen nicht passt, sagen Sie es ruhig. Matt und ich, wir finden immer noch einen Rancher, der froh ist, für zwanzigtausend Bucks nach Kansas geführt zu werden.“

Er sieht, wie ihr Gesicht kantig wird.

„Es ist die Herde meines Onkels“, erwidert sie unwirsch.

„Dann sollten Sie sich besser nicht in seine Angelegenheiten mischen“, gibt er zurück und schwingt sich wieder in den Sattel.

Jenny schaut ihm nach, als er den Hügel hinunter reitet und in der Staubwolke verschwindet.

5

Sie umstehen den Rancher in einem weiten Kreis. Sie haben ihre langen Bullpeitschen in der Hand, während sie Logan anblicken.

„Ich übergebe den Befehl Matt Miles“, sagt der Rancher. „Den Befehl über die Herde und die Crew. Er und sein Partner kennen den Weg, Leute. Und noch etwas: Jeder von euch bekommt einhundert Dollar extra, wenn wir wenigstens viertausendfünfhundert Rinder nach Abilene bringen!“

Ein paar der Weidereiter stoßen johlende Rufe aus. Logan tritt etwas zurück.

Nun schiebt sich Miles in die Mitte. Tom, der noch im Sattel sitzt und hinter dem Kreis der Männer hält, kann ihn gut sehen.

„Hört mir gut zu“, sagt Miles. „Es geht jeden an. Well, ich kenne den Weg. Ich weiß, dass er mit tausend Gefahren verbunden ist. Aber es gibt keinen Weg für eine Herde, der ohne Gefahren aus Texas herausführen könnte. Wir müssen durch das Land der Cherokee. Es werden Hunderte von Meilen kommen, in denen es keine Stadt gibt! Es werden Banditen auf uns lauern, und vielleicht reichen auch einmal die Vorräte nicht. Jeder, der mit mir geht, riskiert sein Leben! Ich sage das nicht, um die Sache spannend zu machen. Ihr sollt euch Gedanken machen, ob ihr wirklich mitgehen wollt! Jetzt kann jeder noch gehen. Sucht euch irgendwo einen Job. Es gibt schon viele Ranches hier unten. Ich nehme es keinem krumm, wenn er Angst hat. Sagt es und geht. Unterwegs könnt ihr es euch nicht mehr überlegen. Keiner kann auf dem Trail aussteigen! – Also, wer will gehen?“

Tom sieht, wie sich Miles im Kreis dreht. Er bemerkt, wie ein alter Mann etwas vortritt, und er hört ihn sagen: „Ich bin wohl zu alt, um einen solchen Trail noch durchstehen zu können.“

„Wie heißt du?“, forscht Miles.

„Hunter.“

„Okay, Hunter. Du kannst gehen. – Sonst noch einer?“

„Wir wollen die hundert Bucks!“, ruft einer. „Dafür gehen wir durch die Hölle.“

Miles grinst. „Okay, dann sind wir uns ja einig. – An die Arbeit, Männer!“

Die Cowboys rennen zu ihren Pferden und schwingen sich in die Sättel, Peitschen und Colts knallen.

„Auf nach Kansas!“, ruft eine helle Stimme.

Das dumpfe Brüllen der Rinder übertönt sie. Trottend setzt sich die Herde in Bewegung.

Wilder knattern die Colts, und heller knallen die Peitschen.

Die Herde wird schneller.

„Aufhören, sonst versetzt ihr sie in Stampede!“, schreit Miles aus der Nebelwand heraus,

Tom Hale treibt seinen Falben an die rechte Flanke der Herde und hilft den Treibern.

Seitlich der Herde fahren die beiden Wagen, die den Trail nach Abilene begleiten sollen. Auf einem davon kann Tom die Nichte des Ranchers erkennen, die die Peitsche schwingt und die Pferde durch Rufe anfeuert.

Die erste Woche kommen sie gut voran, und bereits am zehnten Tag sind sie am Red River.

Miles lässt die Herde in einer langgestreckten Bodenfalte zusammentreiben und reitet mit fünf Männern zum Fluss. Er schaut zur anderen Seite hinüber, während er ein Bein über das Sattelhorn hängt und eine Zigarette dreht.

„Dort fängt das Indianerland an“, sagt er. „Von jetzt an werden ständig zwei Mann vor der Herde reiten und das Land erkunden. Jack und Neal, ihr reitet jetzt fünf Meilen hinein und seht euch um. Ihr könnt in fünf Stunden zurück sein.“

„Wir könnten alle reiten“, wendet Tom Hale ein. „Die Herde geht erst morgen über den Fluss. Wir brauchen hier nicht soviel Leute.“

„Hast du Befehlsgewalt?“, fragt Miles eisig.

„Nein, Matt. Aber es war nie die Rede davon, dass keiner einen Einwand machen darf. Und noch etwas: Ich gehöre nicht zu der Mannschaft, die du zu kommandieren hast. Ich bin dein Partner, der den Weg auch weiß.“

„Ich sagte zwei Mann. Jack, Neal, seid ihr immer noch da?“

Die beiden Cowboys treiben ihre Pferde an, reiten zum Fluss hinunter und durchqueren ihn. Auf der anderen Seite sind sie noch eine Weile im Grasland zu sehen. Dann tauchen sie unter.

Miles wendet sich an Tom und sagt: „Merke dir, dass ich den Befehl habe! Und vergiss nicht, dass es mein Gedanke war!“

Tom nagt an der Unterlippe. Er dreht wortlos sein Pferd und reitet den Weg zurück, den sie gekommen sind.

6

Es ist Nacht. Sie haben am Fuße des Hügels die Wagen zusammengefahren und in ihrem Schutz ein Feuer angezündet.

Jenny hat die Kaffeemühle zwischen den Beinen und dreht langsam am Griff. Immer wieder blickt sie über die Deichsel des Chuckwagens zum Hügel hinauf. Aber Jack und Neal tauchen noch immer nicht auf.

Tom schiebt frisches Holz ins Feuer. Ein Cowboy bringt den Weißblechkessel, den er an das Gestell über dem Feuer hängt.

„Wie spät ist es?“, fragt der Rancher, der unter einem Wagen liegt.

„Gleich Mitternacht“, erwidert Miles mürrisch. Er hockt Tom gegenüber am Feuer.

„Dann müssten die beiden schon seil Stunden zurück sein.“

„Sie werden sich verspätet haben.“ Miles wendet sich halb uni und gibt den Männern im Hintergrund ein Zeichen mit der Hand. Ihr löst jetzt die Wachen bei der Herde ab.“

Die Männer stehen wortlos auf und nehmen ihre Sättel mit.

Es dauert nicht lange, da beginnt das Wasser im Kessel zu singen.

Jenny steht auf und schüttet das Kaffeemehl ins Wasser. Sie rührt es mit einem langen Holzlöffel um.

Tom rollt sich eine Zigarette, während Logan unter dem Wagen hervorkriecht und Blechtassen aus einem Sack nimmt, die er verteilt. Er hängt eine Eisenkelle in den Weißblechkessel.

„Vielleicht sollten wir ihren Spuren folgen“, sagt er.

„Volles Haus!“, ruft Jared Douglas links triumphierend, der mit James Bissel pokert. „Los, her mit dem Geld, zum Satan!“

„Du hast sechs Karten gehabt!“, knurrt Bissel.

„James, wenn du nicht bezahlst, schieße ich dir ein Loch in den Kopf! Lege sofort das Geld wieder in den Pott!“

Tom sieht, wie Jared Douglas die Hand auf den Kolben seines Revolvers legt.

„Hört auf!“, ruft er scharf.

„Ich habe doch verboten, auf dem Trail zu spielen!“, schreit Miles und springt auf. Er ist mit zwei Schritten neben Douglas, der sich träge dreht.

„Wir machen es doch nur zum Zeitvertreib“, widerspricht er schwach,

Miles hebt die Faust und schlägt zu. Douglas geht mit einem Schrei über die Absätze und reißt Bissel mit zu Boden.

„Her die Karten!“, fordert Miles scharf.

Bissel richtet sich schwer auf und reicht Matt die Karten.

Der geht damit zum Feuer und wirft sie hinein. Die Flammen zehren sie schnell auf.

Logan verteilt Kaffee.

Tom Hale trinkt in langsamen Schlucken. Er blickt Jenny an, die gerade wieder über die Deichsel des Chuckwagens zur Höhe des Hügels blickt. Als sie sich umwendet, begegnen sich ihre Blicke.

„Wollt ihr wirklich nicht nachsehen?“, fragt sie herb.

„Miles hat den Befehl, Miss. Sie müssen es ihm sagen.“

„Sie werden schon kommen“, knurrt Matt. „Irgend etwas hat sie aufgehalten. Macht doch die Sache nicht so spannend.“

Tom schüttet seinen Kaffeerest ins Feuer, dass die Flammen hochzischen und wirft seinen Blechnapf auf den Lederbeutel, neben dem Logan gerade steht.

„Wir reiten jetzt“, sagt er scharf. Er geht um das Feuer herum, hebt seinen Sattel auf und geht zu den Pferden.

Als er dem Falben den Bauchgurt anzieht, steht Miles neben ihm. Sein Gesicht ist gerötet, und der Widerschein der Flammen zuckt darin auf und nieder.

„Wir waren uns doch einig, dass ich den Befehl habe!“, schnarrt er. „Eben hattest du es dem Mädchen noch bestätigt!“

Tom lehnt sich gegen seinen Sattel und blickt den Mann schweigend an. Er fragt sich in dieser Sekunde, warum er eigentlich mit Miles ritt, der so ganz anders ist.

„Ich werde schon den Befehl geben, wenn wir suchen wollen“, spricht Matt weiter. „Jetzt jedenfalls bleiben wir hier. Ist das klar?“

„Nein, Matt. Ich reite jetzt.“

„Dann wirst du allein reiten müssen.“

„Vielleicht, Matt.“

„Ich werde den anderen befehlen, hierzubleiben und zu warten.“

Tom zeigt ein freudloses Lächeln.

„Ich lerne dich von Tag zu Tag mehr kennen“, dehnt er. „Du willst hier deine Macht auskosten. Du bist plötzlich zum Herdenboss aufgestiegen – zu einem Posten, wie du ihn noch nie hattest. Du übersiehst nur, dass es nicht das Befehlen ist, das diesen Posten ausmacht, sondern die Verantwortung. Du hast Neal und Jack über den Fluss geschickt. Du bist für sie verantwortlich. – Dabei ist es dir ganz gleich, was mit ihnen geschehen ist. Du willst hier nur zeigen, wie viel du zu sagen hast. Aber es freut mich, dass du mich nicht unter deinen Befehl zwingen willst.“

„Wie meinst du das?“

„Nun, mich hindert doch offenbar nichts, über den Fluss zu gehen. – Oder?“

Matt zeigt seine kräftigen Zähne, ballt die Hände und schreit: „Auch du bleibst! – Verstanden, Tom? Du bleibst im Camp!“

Tom stemmt die Schulter vom Sattel los und schüttelt den Kopf. „Nein, Matt, du irrst dich. Ich werde jetzt über den Fluss reiten.“

„Du bleibst!“, giftet Matt Miles und schwingt die Faust hoch.

Tom dreht den Kopf zur Seite. Der Hammer explodiert am Sattel, und der Falbe tritt tänzelnd zur Seite und schlägt mit dem Hinterhuf aus. Das Eisen trifft Miles in die Hüfte und schleudert ihn zurück. Er schreit auf und kippt plötzlich um.

Logan und mehrere Männer sind näher getreten. Sie blicken zwischen dem liegenden Herdenboss und Tom hin und her.

„Kümmern Sie sich um ihn, Logan“, sagt Tom schleppend. „Er ist eine raue Natur und kann eine Menge vertragen. Fünf Mann können mit mir kommen, wenn so viele Lust dazu haben. Aber es sollen nur Männer sein, die schon mit Indianern zu tun hatten und sich lautlos bewegen können.“

„Wollen Sie jetzt den Befehl übernehmen, Hale?“, knurrt der Rancher.

„Sie sehen doch, dass Miles im Moment ausgepunktet ist“, lächelt Tom. „Nun, Leute, wer hat Lust?“

Es melden sich zehn Mann, von denen Tom fünf auswählt.

Als Tom mit seinem Pferd zum Feuer kommt, steht Jenny auf und kommt auf ihn zu.

„Sie sollten besser bleiben“, sagt sie belegt. „Es nützt uns doch nichts, wenn noch sechs Mann auf der anderen Seite bleiben. Oder haben Sie noch Hoffnung, die beiden ...“

„Lebend zu finden?“, fragt er.

„Yeah.“

„Ich habe Hoffnung. Wir haben keine Schüsse gehört.“

„Sie sind vielleicht von hinten angefallen worden. Indianer sollen lautlos töten.“

„Wir werden es sehen, Jenny.“ Er sieht, dass in ihren Augen eine Frage sitzt, aber sie spricht sie nicht aus. Er denkt, dass diese Frage ihn und Miles betreffen muss. Er wendet sich zu den Männern um, die nun mit ihren Pferden kommen.

„Können wir?“

Sie nicken.

Da steigt er auf und zieht seinen Falben auf der Hinterhand hoch, dass das Tier mit einem Satz über die Deichsel des Chuckwagens schnellt. Die anderen folgen ihm.

Sie folgen langsam der schmalen Fährte, die sich ins Gras eingeprägt hat. Tom Hale hat die Spitze übernommen. Immer wieder hält er an, schaut nach vorn und zurück.

Sie sind schon mindestens zwei Meilen vom Fluss entfernt.

Plötzlich ist das Heulen eines Kojoten zu hören.

Einer der Boys klappert mit den Zähnen.

„Du kannst jetzt nicht zurück, Berry“, sagt Tom leise. „Wir müssen zusammenbleiben. Ein Mann sollte sich nie melden, weil er Mut beweisen will. Mut ist etwas, das nur in unserer Einbildung lebt. Wir alle haben Angst. Die Frage ist nur, wie der einzelne damit fertig wird. Well, Berry, du musst es jetzt versuchen.“

Der Cowboy nickt heftig.

„Es sind die Kojoten“, meint er flach. „Ihr Heulen kann einen Mann um den Verstand bringen. Verstehst du das?“

„Sicher, Berry. Mir geht es nicht besser. – Weiter!“

Er treibt sein Pferd an, und die anderen folgen ihm. Sie streben einem langgestreckten dunklen Klumpen entgegen, der sich nach zehn Minuten als Hecke entpuppt. Es sind Rotdornbüsche.

Tom reißt plötzlich sein Pferd zurück. Die anderen halten ebenfalls.

„Was ist?“, fragt einer.

„Ruhig!“

Sie halten den Atem an und lauschen in die Nacht hinaus. Links stehen Cottonwoods, die den Blick versperren. Ein leises Krächzen ist zu hören.

„Geier!“, sagt Berry mit zuckenden Lippen.

Tom nickt und reitet langsam weiter. Er hat die Winchester aus dem Scabbard gezogen und den Repetierverschluss schnappen lassen.

Kurz vor den Büschen hält er wieder an.

Berry schreit schrill auf und deutet mit der Hand nach unten. Nur wenig vor ihnen liegen zwei Männer übereinander im Gras, und aus dem Rücken des einen ragen zwei Pfeile.

Berry schreit wieder auf und will sein Pferd herumreißen.

Tom langt hinüber und befördert ihn durch einen Schlag aus dem Sattel.

Berry überschlägt sich auf dem Boden und will wieder aufspringen.

„Fesselt und knebelt ihn!“, ruft Tom unterdrückt. „Er bringt uns die Rothäute auf den Hals!“

Zwei Cowboys werfen sich über ihren Kameraden und zwingen ihn zu Boden.

Tom blickt noch einmal sichernd in die Runde, schiebt dann das Gewehr in den Sattelschuh zurück und steigt ab. Er nimmt den Bisbee Colt in die Hand und nähert sich vorsichtig den beiden liegenden Männern. Ein Schauer rinnt über seinen Rücken, aber er zwingt sich, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

7

Sie haben die beiden Toten begraben. Wade klopft den flachen Erdhügel fest, unter dem beide liegen. Brian wischt sein breites Kampfmesser an der Hose ab und schiebt es hinter seinen Gürtel.

„Ermordet und skalpiert“, sagt er spröde. „Ich wollte so etwas nie sehen. Es ist furchtbar.“

Wade steht auf und nickt ihm zu. Er sieht grün im Gesicht aus.

Tom dreht sich noch immer lauernd im Kreis. Er hat den Colt nicht aus der Hand gelassen.

Von den Cottonwoods her ist das monotone Rufen eines Nachtvogels zu hören. Es wiederholt sich gleich darauf weiter links.

„Bringt die Pferde zu den Büschen und bindet sie fest“, sagt Hale. Er zieht das Gewehr aus dem Scabbard und schiebt den Colt ins Halfter.

„Warum?“, fragt Wade.

„Weil sie gleich kommen werden.“

„Wer?“

Tom dreht sich um und blickt ihn an.

„Na wer schon?“, fragt er zurück. „Mach, was ich sagte!“

Wade nimmt die Zügel der Pferde, während die anderen ihre Gewehre aus den Sattelschuhen ziehen.

„Brian, du bringst Berry zu den Pferden.“

„Okay.“

Tom geht etwas nach rechts. Er winkt den anderen, ihm zu folgen. Er geht in ein kleines Erdloch.

„Wir bleiben hier“, raunt er den Weidereitern zu. „Es hat keinen Sinn, zu fliehen. Sie warten nur darauf. Mit Reitern werden sie leichter fertig.“

„Wie viele mögen es sein?“

„Ich weiß es auch nicht, Cowboy. Ihr dürft nur schießen, wenn ihr ein Ziel habt. Wir sind besser bewaffnet als sie.“

Zehn Minuten geschieht gar nichts. Brian und Wade sind mit ihren Gewehren zurückgekehrt.

Da ist wieder der langgezogene Ton zu hören, der von rechts beantwortet wird.

Die Männer hocken angespannt auf dem Boden.

Plötzlich richtet sich vor ihnen eine bronzefarbene Gestalt aus dem Gras auf. Im ersten Moment sind sie verblüfft, denn die Gestalt trägt eine blaue Uniform mit Sergeantenwinkeln an den Ärmeln. Dann erkennen sie, dass es doch ein Indianer ist, der die Uniform sicher auf einem Kriegszug erbeutete.

Tom hebt den Colt, den er nun wieder in der Hand hat, und schießt.

Der Schrei bleibt dem Cherokee im Hals stecken. Er wirft die Arme hoch und lässt seine Streitaxt fallen. Wie ein schwerer Stein sackt er hinterher.

In diesem Moment bricht es los. Schreie gellen zum Himmel. Sechs – sieben – acht Gestalten springen plötzlich auf und rennen los. Bögen spannen sich, und Pfeile schwirren durch die Luft.

„Feuert!“, schreit Tom und schießt seinen Colt ab. Er drückt immer wieder ab, und die Mündungsflammen stechen aus seinem Revolver. Rechts und links neben ihm kracht es.

Noch mehr Indianer springen aus dem Gras und stürmen mit Geschrei heran.

Tom schiebt den leer geschossenen Colt ins Halfter und nimmt die Winchester. Er feuert aus ihr, bis der letzte Schuss draußen ist.

Da sind es immer noch sechs Gestalten, die auf sie zurennen. Er hört, wie an seinen Seiten die Stecher der Gewehre durchschlagen. Da springt er auf, dreht das Gewehr in der Hand und geht den nächsten Indianer mit dem Kolben an. Er sieht den schwirrenden Pfeil, spürt den feurigen Strich, den er über seine Wange zieht, und schlägt mit dem Kolben zu.

Der schmetternde Hieb schleudert den Indianer wie einen Gummiball zurück.

Einer der Rothäute setzt über das Lager hinweg und rennt zu den Büschen.

Tom wirft sich herum und folgt ihm. Er sieht, wie sich der Indianer dreht und seine Axt hebt.

Tom bleibt stehen, greift nach dem Messer, als die Axt kommt. Er riskiert einen tollkühnen Satz nach vorn.

Die Axt geht über seinen Kopf hinweg und fährt in den Boden. Er fällt den Indianer mit geballter Wucht an und sticht mit dem Messer zu.

Als er sich umwendet, ist es ruhig geworden. Nur Brian steht, der hastig eine Patrone in den Lauf seiner Spencer schiebt. Er hebt das Gewehr an die Wange und schießt.

Sein wilder Fluch zeigt, dass er nicht getroffen hat.

Da ist Tom neben ihm. Er bemerkt den fliehenden Schatten, der auf die Cottonwoods zuhält und dann von der Dunkelheit verschluckt wird.

„Es ist sinnlos, Cowboy“, sagt er leise.

Brian hockt sich auf die Absätze seiner Texasstiefel nieder und blickt Tom Hale ratlos an.

„Es war wohl nur ein Jagdtrupp“, sagt er leise. „Aber der eine wird nun den Stamm verständigen, und sie werden uns bald die Hölle heiß machen.“

Tom nickt und blickt die anderen an. Sie sehen alle bleich aus und haben rußgeschwärzte Gesichter. Aber keinem scheint etwas geschehen zu sein.

Vor dem kleinen Loch liegen die toten Indianer. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, auf geballten Widerstand zu stoßen.

„Reiten wir!“, ächzt Wade. „Jetzt entkommen wir ihnen!“

„Langsam!“, gibt Tom scharf zurück. „Wir haben doch eben festgestellt, dass der eine den ganzen Stamm holen kann. Was haben wir davon, wenn wir ihnen jetzt entgehen und in den nächsten Tagen in ihre Falle laufen?“

„Willst du hinter ihm her?“, forscht Brian.

„Ich will warten, ob er sich noch einmal meldet. Einer sprang über das Feuer. Wahrscheinlich sollte er die Pferde an sich bringen. Der Geflohene kann nicht wissen, dass es nicht klappte.“

Zehn Minuten geschieht nichts. Plötzlich ist der Ruf des Nachtvogels wieder zu hören. Er kommt von den Cottonwoods.

„Kann das einer nachmachen?“, fragt Tom in die Runde.

„Ich“, meldet sich Wade.

„Dann geh an den Büschen nach links und gib ihm Antwort.“

Wade entfernt sich.

Drüben bei den Bäumen ist wieder der Ruf zu hören. Gleich darauf antwortet Wade von den Büschen her. Eine Weile bleibt es wieder still, dann erschallt der Ruf weiter links.

Wade antwortet.

Tom hat die Kammern der Colttrommel nachgeladen. Er steht auf und schleicht zu Wade hinüber.

„Antworte!“

„Ich habe doch.“

„Antworte noch einmal. Das ist so üblich.“

Wade nimmt die Hände vor den Mund und lässt den langgezogenen Ruf hören.

„Ich gehe ihm entgegen“, sagt Tom und verschwindet zwischen den Büschen.

Er geht zehn Meter auf die Cottonwoods zu und bleibt neben einem trockenen Kreosotbusch stehen. Er hat den Colt in der Hand und spürt den Schweiß, der auf seiner Stirn steht.

Vor ihm raschelt etwas. Er steht stocksteif und winkelt den Arm mit der Schusshand an.

Da taucht der Indianer auf. Er ist mittelgroß und hat eine Biberfellmütze auf dem Kopf. Er trägt Mokassins, eine Levishose und eine Lederjacke, die von einem Fallensteller stammen muss. In der Hand hat er einen Arkansas-Zahnstocher, jenes schmale Kampfmesser, das einem Menschen durch den ganzen Körper dringen kann. In der linken Hand hält er eine Long Rifle. Seinen Bogen hat er über dem Rücken.

„Hier bin ich“, sagt Tom und tritt noch einen Schritt nach vom.

Der Indianer bleibt stehen. Das breitflächige Gesicht verzieht sich, und die hasssprühenden Augen scheinen im wilden Zorn dunkler zu werden. Schnell schwingt die Hand mit dem Messer in die Höhe.

Da drückt Tom ab. Er hört den peitschenden Knall und das Knistern, als der Indianer in die Büsche fliegt. Er wendet sich ab und geht zurück. Er weiß nun, dass keine Rothaut mehr in der Nähe ist.

8

Es wird schon hell, als sie zur Herde zurückkommen. Tom sieht Miles neben dem Feuer. Er steht ein wenig krumm.

„Nun, ich sehe sie nicht“, knurrt der Herdenboss, als Tom aus dem Sattel geglitten ist. „Du wolltest sie doch holen, nicht wahr?“

„Sie sind leider tot, Matt. Tot und skalpiert.“

Miles scheint zu grinsen.

„Dann hat sich der Weg also nicht gelohnt, wie?“, knurrt er wie ein Raubtier vor dem Sprung.

„Doch, Matt. Es lohnt sich immer, einen Kameraden zu beerdigen. Außerdem haben wir die Cherokee vernichtet, die über sie hergefallen sind. Ich habe das nicht gern getan, aber es ließ sich nicht vermeiden. Wären sie zu ihrem Stamm zurückgekehrt, hätten wir kaum eine Chance gehabt, ungeschoren durchzukommen.“

„Was du nicht sagst! Noch mehr?“

„Yeah, Matt. Du kannst das Kommando über deine Mannschaft wieder übernehmen.“

Miles scheint der beißende Spott nicht entgangen zu sein. Er dreht sich um, als Tom zum Feuer geht und sich Kaffee aus dem Weißblechkessel schöpft.

Plötzlich hat er die Hand auf dem Kolben seines Peacemakers liegen.

Tom dreht sich um und lässt den Blechbecher fallen. Seine Hand liegt ebenfalls auf dem Colt.

„War noch etwas, Matt?“, fragt er leise. „Wenn ja, dann sage es sofort. Ich bin müde.“

Matt nimmt die Hand vom Kolben und klemmt den Daumen hinter seinen Patronengurt.

„Nur eine Kleinigkeit“, grinst er. „Du wirst nicht schlafen können, weil wir jetzt aufbrechen.“

„Okay. Matt. Wenn mal etwas anderes sein sollte, dann sage es bitte.“

„Sicher, Tom. Ich weiß jetzt, dass der Tag kommen wird, an dem sich zeigen muss, wer von uns schneller ist. Diese Herde und die Mannschaft dulden nur einen Boss!“ Er wendet sich scharf um und geht davon. Sein Gang ist ein wenig schleifend.

Tom hebt den Becher wieder auf und füllt ihn mit der Eisenkelle.

Plötzlich steht Jenny an seiner Seite „Wie sahen sie aus?“, forscht sie.

„Wer?“

„Sie wissen doch, wen ich meine.“

„Ich weiß es nicht, Jenny. Ich habe alles vergessen.“ Er trinkt den Kaffee auf einen Zug, zieht den Bauchgurt seines Pferdes nach und schwingt sich in den Sattel.

Jenny streicht sich über die Augen und kehrt um. Sie sieht, dass ihr Onkel am Chuckwagen lehnt und hinter Hale her blickt. Sie tritt neben ihn.

Ohne sie anzusehen, sagt Logan: „Als sie kamen, dachte ich, sie wären Freunde. Aber nun sehe ich, dass sie das nicht sind. Irgendwie ist Hale anders als sein Partner. Vielleicht ist es für uns ein Vorteil, dass es so ist.“

„Warum?“

„Weil Miles meine Herde schon als sein Eigentum betrachtet. Ich bin ein alter Mann, Jenny.“

„Du bist doch noch nicht alt, Onkel!“, ruft sie, ihn unterbrechend.

„Doch! Für dieses Land, Jenny. Wir müssen beide die Augen offenhalten. Es geht um ein Vermögen!“

„Denkst du ... Miles will dich um den Erlös prellen?“

„Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass er von Tag zu Tag mehr Gefallen an seiner Rolle findet. Und es ist noch ein weiter Weg bis Kansas.“

„Du solltest vielleicht mit Hale darüber sprechen“, erwidert sie matt.

„Das kann ich nicht. Ich habe Miles mein Vertrauen ausgesprochen und ihm die Herde anvertraut. Ich kann daran nichts ändern. Wir können nur die Augen offenhalten.“

„Yeah, Onkel.“

9

Knallend durchschneiden die Peitschen die Luft. Die Crew hält die Herde dicht zusammen, denn rechts und links der Furt ist das Wasser des Red River tief.

Tom hält dicht am Ufer und lässt die Rinder an sich vorbeiziehen. Er blickt hinter Miles her, der vor den ersten Tieren schon am anderen Ufer angekommen ist. Er treibt seinen Rappen jetzt die Böschung hinauf und verschwindet im niedrigen Morgennebel. Auf der Höhe taucht er dann wie ein Schemen wieder auf.

Tom lässt seine Peitsche knallen, treibt die Tiere zusammen, die ausbrechen wollen. Er reitet dabei langsam weiter in den sanft fließenden Fluss hinein, und schon reicht das Wasser bis zu seinen Steigbügeln.

„Hoo! – Hoo!“, schreit Wade auf der anderen Seite. „Wollt ihr wohl zusammenbleiben!“

Eine Stunde später haben sie die ganze Herde am anderen Ufer und ziehen weiter nach Norden. Miles ist nun am Schluss. Er will die Herde in schnellere Bewegung bringen, um an diesem Tag wenigstens fünfzehn Meilen zu schaffen.

Die Sonne ist aufgegangen und bereits eine Handbreit über die Berge gestiegen. Ihre drückende Last brennt auf den Schultern der Männer. Es wird wieder ein sehr heißer Tag werden.

Gegen Mittag reiten sie in kleinen Gruppen zum Chuckwagen. Miles lässt die Herde nicht anhalten.

Am Nachmittag reitet Tom mit drei weiteren Männern voraus. Sie suchen den Horizont nach Rauchzeichen oder streifenden Indianertrupps ab, aber sie sehen keine Rothaut.

Fünf Tage bewegt sich die Herde so nach Norden. Es scheint, als gebe es hier überhaupt keinen Menschen. Die niedergedrückte Stimmung lockert sich. Die Boys reißen Witze. Sie glauben wohl nun, dass die Indianer, falls überhaupt welche in diesem Landstrich sind, Angst vor der Mannschaft haben. Sie haben Neal und Jack vergessen, die weit hinter ihnen in der heißen Erde liegen.

Zehn Tage nach Überschreiten des Red River sehen sie noch immer kein Rauchzeichen und keinen Indianer.

Die Herde ist müde, und die brennende Sonne hat die Rinder fast blind gemacht. Ihr Brummen schallt über das Land.

Tom treibt sein Pferd zu Miles hin, der gerade am rechten Flügel ist und hin und wieder aus der Staubwand auftaucht.

„Wir müssen anhalten“, sagt Hale. „Wir müssen einen Ruhetag einlegen. Die Rinder sind abgeklappert und fast blind.“

„Das sehe ich selbst“, knurrt Miles. „Oder denkst du, die Hitze hätte mich auch schon blind gemacht? Aber es hat keinen Sinn. Hier gibt es keinen Schatten, in dem sich die Herde erholen könnte.“

„Wir werden auch auf den nächsten fünfzig Meilen keinen Schatten finden“, widerspricht Hale. „Deshalb müssen wir jetzt anhalten. Die Herde braucht Ruhe. Die Rinder werden sich trotz der brennenden Sonne erholen, denn auch in Texas brannte die Sonne gnadenlos auf sie herab.“

Miles lächelt verächtlich und schnauft böse.

„Du solltest es glauben, Matt“, sagt Tom eindringlich. „Du weißt doch, dass ich von der Sache etwas mehr verstehe als du. Versuche nicht immer und um jeden Preis deine Macht zu zeigen, die dir Logan anvertraute. Du gewinnst nichts, wenn du mit dem Kopf durch die Wand willst. Wenn die Herde noch vierundzwanzig Stunden so läuft, kann sie die kleinste Erregung in Stampede versetzen. Frage mich nicht, was dann geschieht.“

„Bist du fertig?“, fragt Miles.

Tom blickt ihn einen Moment an, dann zieht er seinen Falben herum und reitet schnell zur Flanke der Herde. Er weiß, dass es sinnlos ist, auf Miles einzureden. Er will nicht hören. Er will machen, was er für richtig hält. Und anscheinend hält er es nur für richtig, die Männer zu quälen, die schon schief und krumm in den Sätteln hängen.

Matt lasst die Herde den ganzen Tag und noch die Hälfte der Nacht weitertreiben. Dann erreichen sie eine langgestreckte Bodenfalte, und hier lässt Miles endlich anhalten. Sie treiben die Herde zusammen und fallen fast aus den Sätteln.

Miles teilt die Wachen ein und geht zum Chuckwagen. Er blickt Logan an, der mit bedenklichem Gesicht neben seiner Nichte steht.

„Was ist?“, forscht der Herdenboss.

„Unsere Vorräte werden knapp, Miles. Irgendwie haben wir uns verkalkuliert. Wie lange werden wir noch brauchen, um bewohntes Land zu erreichen?“

„Wir werden vor Abilene überhaupt keine Stadt erreichen, Logan.“

Der Rancher wird weiß um die Nase.

„Keine Stadt?“

„Nein.“

„Das haben Sie aber nicht gesagt.“

„Nein? Dann hielt ich es wohl für unwichtig. Wir schlachten zwei Rinder.“

„Nur mit Fleisch können wir die Männer nicht satt und zufrieden machen“, wendet Jenny ein. „Sie wissen das ganz genau!“

Miles richtet sich kerzengerade auf.

„Die Verantwortung habe ich“, sagt er scharf. „Folglich ist es meine Sache, ob die Leute satt werden.“

10

Tom erwacht kurz vor Morgengrauen. Er dreht den Kopf auf dem Sattel und fragt sich, was ihn geweckt haben mag. Da hört er ein pfeifendes Geräusch, dem ein Knall und ein Schrei folgen. Er schlägt seine Decke zurück und ist mit einem Satz auf den Beinen.

Da sieht er es. Miles kommt auf seinem Rappen von der Herde heraufgeritten und treibt einen Mann vor sich her, der immer wieder in die Knie bricht. Die Peitsche streicht über seinen Rücken, und das scheint ihm Kraft zu geben, immer wieder auf die Beine zu kommen. So taumelt er bis zum Lager, wo die Männer nun alle munter sind und sich aufgerichtet haben. Hier treibt Miles sein Pferd hart vorwärts. Es rennt dem Mann den Kopf in den Rücken, dass er erneut zu Fall kommt.

Miles zieht den Rappen zurück und bleibt im Sattel.

Der Cowboy liegt keuchend auf der Erde. Er hebt einmal schwach den Kopf, doch er sinkt kraftlos zurück.

„Bist du endlich munter?“, grollt der Herdenboss. Und als keine Antwort kommt: „He, ich rede mit dir!“

Der Weidereiter will wieder den Kopf heben, schafft es aber nicht.

Da hebt Miles die Peitsche über den Kopf, und Tom repetiert seine Winchester, deren Lauf auf Matt gerichtet ist.

Miles hält mit erhobener Peitsche inne und stiert Tom an.

„Was soll das?“, schnappt er.

„Schlage doch zu, Matt“, sagt Tom leise und sehr ruhig. „Immer schlage zu! Es wird das letzte sein, das du im Leben tust!“

Miles blickt im Kreis herum, und was er sieht, ist Verachtung und eisige Ablehnung. Er lässt die Peitsche sinken.

„Er schlief auf der Wache. Er schlief so fest, dass er aus dem Sattel fiel und nicht einmal davon erwachte. Wisst ihr, was das bedeutet?“

Er blickt wieder im Kreis herum, aber die Männer rühren sich nicht. Und Tom Hale hält die Winchester weiter auf den Herdenboss gerichtet.

„Na, weiß es keiner von euch? – Indianer können kommen – Rinder können fortlaufen. Dann haben wir Tage zu tun, um die Herde wieder unter Kontrolle zu bringen!“

Er blickt Hale an und schnauft: „Willst du, dass er dafür keine Strafe bekommt?“

„Genau, Matt. Er kann nichts dafür.“

„Was kann er nicht?“

„Du hast mich ganz richtig verstanden, Matt. Er kann nichts dafür. Er ist müde wie alle unsere Männer. Du hast sie überfordert. Wir sind auf einem Trail nach Abilene und nicht in die Hölle. Ich wollte es dir schon lange sagen. Wenn wir wirklich angegriffen werden, sind wir zu ausgepumpt, als dass wir uns wirkungsvoll verteidigen können. Wir müssen langsamer ziehen. Wir wollen schließlich keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.“

„Hat noch jemand etwas zu sagen?“, forscht Miles.

Die Männer schweigen, und der Kreis um den Herdenboss wird weiter.

Der liegende Mann vor dem Rappen richtet sich langsam auf. Er taumelt auf Tom zu und sagt: „Danke, Tom. Er hätte mich totgeschlagen.“

„Schon gut, Earl. Ich weiß, dass er kein Herz hat.“

Miles lässt ein wütendes Schnaufen hören. Tom stellt die Winchester auf die Kolbenplatte.

„Mach das nie wieder, Matt“, sagt Hale leise. „Ich weiß, dass jeder Mann versucht, sein Bestes zu geben. Mehr können sie nicht. Und noch etwas: es ist weit unter der Würde eines Menschen, wie ein toller Hund geprügelt zu werden. Merke dir das!“

Er geht rückwärts zu seinem Sattel und setzt sich nieder. Das Gewehr legt er neben sich.

Miles steigt aus dem Sattel und zieht sein Pferd zum Chuckwagen hinüber.

Logan kommt zu Hale und setzt sich neben ihm auf den Boden. Er wirft einen kurzen Blick über die Schulter, dann raunt er: „Würden Sie das Kommando über die Herde und die Mannschaft übernehmen, wenn ich Ihnen den Job antrage?“

Tom schüttelt den Kopf.

„Das können Sie nicht, weil Sie ihn Miles schon gegeben haben, Logan. Ich mache das nicht, um ihn zu Fall zu bringen. Ich will ihm nur zeigen, dass auch ihm Grenzen gesetzt sind. Es hat sich nicht das Geringste geändert.“

„Ich nahm an, aus Ihrer Freundschaft zu ihm wäre bittere Feindschaft geworden.“

„Dann haben Sie sich geirrt, Logan. Es war Miles‘ Gedanke, eine Herde nach Norden zu treiben, nicht der meine.“

Logan steht auf und geht zum Feuer zurück.

„Auf Leute!“, schreit Miles von links. „Wir treiben jetzt weiter!“

Tom steht auf und rollt seine Decke zusammen. Er weiß, dass sich die Herde in der kurzen Zeit nicht erholt haben kann. Bald wird die Sonne aufgehen. Die Rinder werden bald gar nichts mehr sehen.

Wohin wird dieser Trail gehen? Wo werden sie ankommen?

Wie ein riesiger glühender Ball steht die Sonne im Westen. Die Herde hält in einer Senke. Dumpf klingt das Brüllen der Rinder. Unruhig drehen sich ihre blutunterlaufenen Augen in den Höhlen.

Tom reitet auf der Höhe der Bodenwelle entlang. Er weiß, dass nur ein Funken genügt, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen. Die Rinder stehen wie auf dem Sprung. Und in jeder Minute können sie durchgehen. Er dreht sein Pferd und blickt über das weite Flachland hinweg. Nirgends sind Rauchzeichen zu sehen. Wurden sie wirklich nicht bemerkt? Er reitet zum Chuckwagen hinüber, steigt steifbeinig ab und bindet die Zügel an einem Rad fest.

Jenny gibt ihm einen Blechteller. Sie lächelt zaghaft. Auch ihr steht die Anstrengung im Gesicht geschrieben.

„Es ist sehr hart“, sagt sie. „Aber je näher wir Abilene und der Eisenbahn kommen, um so mehr frage ich mich, ob ich wirklich nach Osten will. – Was würden Sie tun?“

„Ihr Onkel hat die Ranch vernichtet“, erwidert er gedehnt.

„Nur die Hütten. Der Brunnen ist nicht verschüttet. Es wäre alles leicht wieder aufzubauen.“

„Vielleicht.“

„Wollen Sie mir keinen Rat geben?“

Tom zuckt die Schultern. „Das muss jeder selbst entscheiden, Miss“, entgegnet er.

„Sie sind ein seltsamer Mensch, Tom. Sie sind voller Widersprüche.“

„Weil ich Ihnen keinen Rat geben kann?“

„Nein, überhaupt.“

„Vielleicht denken Sie das nur.“

„Haben Sie Miles etwas zu verdanken?“

„Yeah. Wenn wir Abilene mit der Herde erreichen, verdanke ich ihm zehntausend Dollar, die ich niemals hätte verdienen können. Vielleicht ist es das, wozu Sie Widersprüche sagen.“

„Und was werden Sie damit anfangen?“

„Irgend etwas. Zehntausend Dollar sind für einen Mann, der das Land hier kennt, sehr viel Geld.“

Ein paar Boys kommen jetzt zum Küchenwagen, und Hale entfernt sich mit seinem Teller. Er geht zu dem Feuer, das die Männer angezündet haben und hockt sich nieder.

Während Tom Hale isst, schaut er zu Jared Douglas und James Bissel hin, die sich hinter einem Stein niedergelassen haben. Er kann nur die Hälfte der beiden sehen, aber er bemerkt, dass sie miteinander reden. Was sie sagen, ist nicht zu verstehen.

Plötzlich schreit Jared: „Zehn Dollar, alter Betrüger! Verdammt, ich sage zehn Dollar!“

Bissel dreht den Kopf und blickt Tom direkt an. Der steht auf und geht zu den beiden. Er sieht, wie Douglas die Karten schnell verschwinden lässt.

„Gib sie her!“, sagt Tom und streckt die Hand aus. „Na, mach schon!“

„Was ... was denn?“, knurrt Douglas aufsässig.

„Wenn es Miles erfährt, schießt er dir vielleicht eine Kugel in den Kopf, Jared.“

Jared bringt die Karten zum Vorschein.

Tom nimmt sie ihm ab. „Hast du noch mehr davon?“, erkundigt er sich.

„Nein.“

Tom wendet sich ab, geht zum Feuer zurück und wirft die Karten hinein.

Die Nacht ist dunkel. Ein leichter Wind weht über das Büffelgras. Kojoten heulen in der Nähe. Die Herde ist unruhig. Die Männer liegen in ihre Decken gerollt, aber kaum einer schläft.

„Ich will die zehn Dollar!“, keift Douglas an Bissel gewandt. „Ich hatte ein volles Haus!“

„Du weißt doch gar nicht, was ich hatte“, versetzt James Bissel aufsässig. Er liegt auf der Seite und blickt Jared Douglas neben sich an.

Der zieht ein neues Paket Spielkarten aus der Tasche.

„Wir machen jetzt eine Partie offen“, knurrt er. „Und zwar um die zehn Bucks!“

„Du bist verrückt! Wenn Miles etwas merkt, schießt er dir wirklich in den Kopf.“

„Miles ist unten bei der Herde. Ich sah ihn wegreiten.“

Durch die Nacht hallt wieder das schaurige Heulen eines Kojoten. Grünliche Augen funkeln irgendwo im Gras. Ein Repetierverschluss knackt.