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20 Krimis für den Urlaub auf 2402 Seiten von Alfred Bekker, Robert Gruber, Peter Haberl Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Neun spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Mal lokal-deutsch, mal amerikanisch. Und immer anders, als man zuerst denkt. ALFRED BEKKER ist ein Schriftsteller, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Daneben schrieb er Krimis und historische Romane und war Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X. Dieses Buch enthält folgende Krimis: Peter Haberl/Robert Gruber: Der Erbmord Alfred Bekker: Das Elbenkrieger-Profil Alfred Bekker: Ein Killer läuft Amok Alfred Bekker: Mord am East River Alfred Bekker: Stadt der Schweinehunde Alfred Bekker: Im Zeichen der Fliege Alfred Bekker: Der Hacker Alfred Bekker: Kahlgeschoren Alfred Bekker: Mörder-Chip Alfred Bekker: Erwürgt! Alfred Bekker: Die namenlose Tote Alfred Bekker: Abendessen mit Konversation Alfred Bekker: Kubinke und die Katze Alfred Bekker: Ein Fall für den Norden Alfred Bekker: Tod in Tanger Alfred Bekker: Die programmierten Todesboten Alfred Bekker: Mörderpost Alfred Bekker: Amok-Wahn Alfred Bekker: Bilder eines Mordes Alfred Bekker: Die Tour des Mörders
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20 Krimis für den Urlaub auf 2402 Seiten: Krimi Paket
Alfred Bekker et al.
Published by Alfred Bekker, 2023.
Title Page
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20 Krimis für den Urlaub auf 2402 Seiten
Der Erbmord: Alpen-Krimi: Kommissar Dampfmoser ermittelt 1
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Das Elbenkrieger-Profil
Prolog
Die Tote in Telgte
Der Irre aus Münster
Letzte Ausfahrt Ladbergen
Der Freak aus Kattenvenne
Ein Elbenkrieger in der Achtermannstraße
Traumhenker und Schwarzer Tod
Mit den Augen eines Elben
Elbenmagie in Borghorst
Eine Warnung in Tecklenburg
Der Würger von Osnabrück
Um ein Haar in Borghorst
Zwei Verhöre und der Traumhenker
Die Nacht der Toten
Morgengrauen
Leichenschau
Verdächtige und Zeugen
Zugriff in Kattenvenne
Gefährten
„Nichts als die Wahrheit, die reine Wahrheit!“
Die Augen der Mörderseele
Ein Killer läuft Amok
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Mord am East River
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Stadt der Schweinehunde
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Im Zeichen der Fliege
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Der Hacker
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Kahlgeschoren
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Urlaubsleichen Juni 2017: Krimis für Strand und Urlaub auf 1052 Seiten
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Alfred Bekker Kommisar X #10: Die Namenlose Tote
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Kommissar X - Die namenlose Tote | Neal Chadwick
ABENDESSEN MIT KONVERSATION
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Kubinke und die Katze
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Die Tour des Mörders
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Alles rund um Belletristik!
von Alfred Bekker, Robert Gruber, Peter Haberl
––––––––
Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Neun spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.
Mal provinziell, mal urban. Mal lokal-deutsch, mal amerikanisch. Und immer anders, als man zuerst denkt.
ALFRED BEKKER ist ein Schriftsteller, der vor allem durch seine Fantasy-Romane und Jugendbücher einem großen Publikum bekannt wurde. Daneben schrieb er Krimis und historische Romane und war Mitautor zahlreicher Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair und Kommissar X.
Dieses Buch enthält folgende Krimis:
Peter Haberl/Robert Gruber: Der Erbmord
Alfred Bekker: Das Elbenkrieger-Profil
Alfred Bekker: Ein Killer läuft Amok
Alfred Bekker: Mord am East River
Alfred Bekker: Stadt der Schweinehunde
Alfred Bekker: Im Zeichen der Fliege
Alfred Bekker: Der Hacker
Alfred Bekker: Kahlgeschoren
Alfred Bekker: Mörder-Chip
Alfred Bekker: Erwürgt!
Alfred Bekker: Die namenlose Tote
Alfred Bekker: Abendessen mit Konversation
Alfred Bekker: Kubinke und die Katze
Alfred Bekker: Ein Fall für den Norden
Alfred Bekker: Tod in Tanger
Alfred Bekker: Die programmierten Todesboten
Alfred Bekker: Mörderpost
Alfred Bekker: Amok-Wahn
Alfred Bekker: Bilder eines Mordes
Alfred Bekker: Die Tour des Mörders
Roman von Peter Haberl & Robert Gruber
nach einem Exposé von Robert Gruber
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Vier Kinder hatte der Bierbichler Korbinian, und mit allen lag er im Streit. Aber hat ihn wirklich eines davon umgebracht? Der gutmütige Kommissar Dampfmoser und sein Kollege Berger müssen sich wortwörtlich bis zum Äußersten anstrengen, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Authors /COVER HENDRIK BEKKER
Robert Gruber ist ein Pseudonym von Alfred Bekker
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Eigentlich hätte es ein schöner Abend werden können.
Ein richtig schöner Abend.
Aber erstens kommt es oft anders und zweitens anders als man denkt.
Und diesem Fall kam einfach ein Mord dazwischen.
Aber Reihe nach!
Es war kurz vor acht Uhr abends, als Kriminalhauptkommissar Dampfmoser seinen beachtlichen Bauch hinter den großen, runden Stammtisch im Gasthof „Zum Bierdümpfl“ zwängte, dabei ächzte und sich schließlich mit seinem Hinterteil auf die Holzbank fallen ließ, dass sie trotz der Polsterung mit einem Sitzkissen bedenklich knarrte.
Aber so war das nunmal.
Einer der Männer, die schon an dem Tisch saßen, stieß lachend hervor: „Wird Zeit, dass du dich für eine vernünftige Diät entscheidest, Ludwig. Von deinem Hemd werden bald die Knöpf‘ davonfliegen, wenn du so weitermachst. An deiner Stell‘ würd‘ ich kein Weißbier, sondern Mineralwasser trinken.“
Die anderen lachten. Es waren drei Burschen zwischen dreißig und vierzig Jahren.
„Wasser nehm‘ ich zum Waschen, Toni“, versetzte Dampfmoser.
„Im Ernst?”
„Den Magen will ich mir damit net verderben.“
„Na, dann...”
„In diesen Dingen habe ich nunmal meine Standpunkte...”
„Mei, wenn’s so ist!”
Dampfmoser machte eine wegwerfende Handbewegung.
Die Bedienung, eine dralle Mittfünfzigerin, kam zum Tisch. „Servus, Ludwig. Was darf ich dir denn bringen?“ Sie lächelte überaus freundlich.
„Dreimal darfst du raten!”
„Ich mag nicht raten, Ludwig!”
„Na was wohl?“, brummte der Gefragte. „Eine Halbe Weißbier, wie gehabt. Wenn auch der Toni meint, ich sollt‘ mich mit Wasser begnügen.
„Hat der das gesagt?”
„Rindviecher saufen Wasser – ich net.“ Er schaute Toni an, seine linke Braue war in die Höhe gezuckt. „Im Übrigen gibt‘s ein Sprichwort.”
„Was denn für ein Sprichwort?”
„Es heißt, ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel.“
„Krüppel hin, Krüppel her – so eine Plauze kann net gesund sein“, erwiderte Toni und bekam einen wichtigtuerischen Gesichtsausdruck. „Männer mit viel Bauchfett sind herzinfarktgefährdet.“
„Geh! So ein Schmarren. Schau dich an, Toni. Lieber rund und gesund, als schlank und krank. Du lamentierst allweil, jeden Tag tut dir was anderes weh. Ich steh gegen dich da wie ein Fels in der Brandung. Wenn ich einmal kräftig Luft hol‘, hängt mir ein schmales Manderl (= Männlein) wie du quer vor der Nase.“
Die Bedienung brachte das Weißbier, und Kommissar Dampfmoser bekam ganz glänzende Augen. Er nahm das Glas, hob es, prostete seinen Stammtischfreunden zu und nahm einen herzhaften Schluck.
„Aaah“, machte er hinterher, „das zischt.“ Er rülpste.
„Es meldet sich der Landfunk!”, rief der Toni daraufhin.
Dampfmoser zuckte die Schultern. „Als die Mönche das Bier erfunden haben, kann das doch nur auf göttliche Anweisung erfolgt sein“, fügte er hinzu und trank gleich noch einen Schluck, setzte das Glas ab und wollte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen wischen – da dudelte das Handy in seiner Jackentasche. Kommissar Dampfmoser holte es heraus und registrierte, dass ihn jemand aus der Polizeiinspektion kontaktierte, nahm das Gespräch an und hob das Mobiltelefon vor sein Gesicht. „Dampfmoser“, grummelte er in das Smartphone.
Er lauschte kurz, dann entfuhr es ihm: „Was sagen S‘? Den Bierbichler hat jemand ...“ Er brach ab, denn er verschluckte sich fast, hüstelte einige Male und fuhr fort: „Entschuldigen S‘. Aber sagen S‘ das doch bitte noch einmal, damit ich es glaub‘.“
Wieder lauschte er. Schließlich nickte er und sagte: „Okay, okay, ich fahr‘ sofort hin. Weiß der Roderich schon Bescheid?“
Im Gesicht Dampfmosers arbeitete es. „Gut, dann brauch‘ ich ihm net Bescheid sagen. Bestellen S‘ ihm, dass wir uns am Tatort treffen und die Spurensicherung schon unterwegs ist?“
Das Gespräch war beendet, Kommissar Dampfmoser versenkte das Handy wieder in seiner Jackentasche und knurrte: „Na sauber. Net mal ein Feierabendbier ist einem gegönnt. Sakra, Sakra, der Bierbichler. Es will mir immer noch net in den Kopf.“
Er fühlte die neugierigen Blicke aller auf sich gerichtet, nahm sein Bierglas und trank einen kräftigen Zug.
„Was ist denn mit dem Bierbichler?“, fragte schließlich der Bursche namens Toni, als er seine brennende Neugier nicht mehr länger im Zaum halten konnte.
„Er hat in einer Blutlache tot im Kuhstall gelegen“, antwortete Kommissar Dampfmoser. „Wahrscheinlich wurd‘ er erschossen. Seine Zugehfrau, die ihre Brille vergessen hatte, ist noch einmal auf den Hof zurückgekehrt und war verwundert, weil das Tor zum Kuhstall sperrangelweit offen gestanden hat, der Bauer aber nirgends zu sehen war und von ihm auch keine Resonanz gekommen ist, obwohl sie mehrere Male seinen Namen gerufen hat.“
Er erhob sich.
„Das – das ist ja allerhand“, stammelte einer der anderen Stammtischler völlig perplex und fassungslos. „Ein Mord in unserer Gemeinde. Und ich hab‘ immer gedacht, bei uns wär‘ die Welt noch in Ordnung.“
„Tja, dieses Bild von unserer Welt hier wirst du mit dem heutigen Tag wohl revidieren müssen, Sepp“, erwiderte Kommissar Dampfmoser brummig. „Aber der Kollege, der mit mir telefoniert hat, konnt‘ mir auch nix Genaueres sagen. Blöd, dass ich mit dem Fahrrad ins Wirtshaus gefahren bin. Bis zum Bierbichler-Hof sind‘s schätzungsweise zehn Kilometer.“
„Fahr halt heim und hol dein Auto“, schlug einer seiner Kameraden vom Stammtisch vor.
„Mit einer Halben Weißbier im Bauch setz‘ ich mich nimmer ans Steuer“, entgegnete Kommissar Dampfmoser. „Ich werd‘ wohl in den sauren Apfel beißen ... Nein, ich ruf den Roderich an. Er soll beim Bierdümpfl vorbeikommen und mich mitnehmen.“
Gesagt – getan.
Kommissar Roderich Berger, der soeben auf dem Weg zu seinem Auto war, sagte Kommissar Dampfmoser zu, dass er ihn abholen würde.
Kommissar Dampfmoser zahlte seine Zeche, verabschiedete sich von den Stammtischlern und der Bedienung, dann hielt der VW Golf vor dem Wirtshaus, Kommissar Dampfmoser stieg zu und sein Kollege fuhr wieder an.
„Hat man dir was Näheres verraten?“, fragte er Roderich.
„Nur, dass der Bierbichler tot – erschossen – mitten im Kuhstall liegt und ein Selbstmord wahrscheinlich ausscheidet“, gab Roderich Berger preis, was er wusste.
Dampfmoser seufzte. „Jetzt geht das bei uns auch schon an“, stieß er dann hervor. „Die halbe Welt spielt verrückt, und ich war mir sicher, dass wir hier in den Bergen verschont bleiben. Ich hab‘ das Gefühl, dass unsere heile Welt gar net so heil ist, wie wir immer denken.“
„Wär‘ sie so heil, bräucht‘ man uns net“, verlieh Roderich Berger seiner Meinung Ausdruck.
Auf dem Bierbichler-Hof wimmelte es schon von Polizisten und Profilern. Die Beamten der Spurensicherung hatten sich bereits ihre weißen Schutzanzüge übergezogen. Am Rand des Hofs hatten sich einige Zuschauer eingefunden, denn die Nachricht vom Tod des Großbauern war wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde gegangen. Ein Trassenband, das die Polizisten gespannt hatten, hielt die kleine Gruppe davon ab, den Hof zu betreten.
Hauptkommissar Dampfmoser und Kommissar Berger betraten den Kuhstall. Der Leiter des Spurensicherungsteams begleitete sie. Das unruhige Muhen der Kühe empfing sie, der Geruch von Heu, Stroh und tierischen Ausdünstungen stieg den Polizisten in die Nase. Korbinian Bierbichler lag bäuchlings am Boden. Die Konturen seiner Gestalt waren mit Kreide auf dem Boden nachgezeichnet worden.
Einer der Männer, die einen Schutzanzug trugen, sagte: „Der Tod dürfte so gegen achtzehn Uhr eingetreten sein. Das Gewehr, mit dem auf den Bauern geschossen wurde, hat im Stall gleich neben dem Tor gelegen. Der Bierbichler hat die Schrotladung in den Rücken bekommen. Wahrscheinlich hat er seinen Mörder net mal gesehen.“
„Könnt‘s eventuell ein Raubmord sein?“, fragte Roderich Berger.
„Dem ersten Augenschein nach net“, antwortete der Profiler. „Im Haus ist alles unberührt, und ein Raubmörder würd‘ wahrscheinlich net seine Flinte zurückgelassen haben. Im Übrigen wissen wir von der Frau Hochegger, das ist die Zugehfrau hier auf dem Hof, die ihn gefunden hat, dass es sich um das Jagdgewehr des Bauern handelt, mit dem er erschossen worden ist.“
„Wo ist die Frau jetzt?“, erkundigte sich Kommissar Dampfmoser.
„Drüben, im Wohnhaus“, antwortete der Leiter des Spurensicherungsteams. „Sie wird von einer Polizistin und einem Psychologen betreut. Sie können sich ja denken, dass die Frau ziemlich unter Schock steht. Wir wollten sie ins Krankenhaus bringen, aber das hat sie abgelehnt.“
„Hier können wir nix tun“, konstatierte Kommissar Dampfmoser. „Allenfalls legen wir ein paar neue Spuren, oder wir zerstören die eine oder andere Spur, die wichtig sein könnt‘. Komm‘, Roderich, versuchen wir mit dieser Frau Hochegger zu reden. – Danke, Herr Kollege“, sagte er an den Beamten im Schutzanzug gewandt.
„Keine Ursache“, erwiderte der Teamleiter.
Ludwig Dampfmoser und sein Kollege Berger überquerten den Hof und betraten im Wohnhaus wenig später das Wohnzimmer. Eine Frau, Ende der vierzig, mit blond gefärbten Haaren und bleichem Gesicht, saß in einem der Sessel. Der Polizeipsychologe und die uniformierte Polizistin, eine noch ziemlich junge Frau, hatten auf der Couch, beziehungsweise ebenfalls in einem der schweren Sessel Platz genommen.
„Habe die Ehre, Frau Hochegger“, grüßte Kommissar Dampfmoser und fing einen mahnenden Blick des Psychologen ein. „Ich bin Hauptkommissar Dampfmoser von der Kripo. Wie schaut‘s denn aus bei Ihnen? Glauben Sie, Sie können mir ein paar Fragen beantworten?“
Anneliese Hochegger strich sich mit fahriger Geste über die linke Wange, Kommissar Dampfmoser registrierte, dass ihre Hand zitterte. Auch ihre Mundwinkel zuckten, ihre Augen flackerten. Sie hatte das Erlebte noch nicht verarbeitet. „Ich – ich weiß net ...“, murmelte sie mit brüchiger Stimme. „Das – das ist alles so furchtbar. Es – es will mir einfach net in den Kopf.“
„Ich glaube nicht, dass die Frau Hochegger vernehmungsfähig ist“, meldete sich der Psychologe zu Wort. Er sprach hochdeutsch, konnte aber nicht verheimlichen, dass er ein Einheimischer war. „Sie ist psychisch dermaßen angeschlagen, dass ich daran denke, sie trotz ihrer ablehnenden Haltung ...“
„Das kommt ja überhaupt net in Frage“, fiel ihm die Zugehfrau des toten Bauern ins Wort, und es klang ausgesprochen resolut. Ihre Abneigung gegen die Klinik war größer als der Schock, den sie angesichts des ermordeten Bauern erlitten hatte.
„Jetzt klingen S‘ aber schon um einiges besser als eben, Frau Hochegger“, konstatierte Kommissar Dampfmoser und ignorierte den leichten, mahnenden Puff, den ihm sein Kollege, der Kommissar, verpasste. „Wissen S‘ was, Frau Hochegger. Sie trinken jetzt ein Glasl Schnaps, und dann unterhalten wir uns. Der Bierbichler Korbinian hat doch mit Sicherheit irgendwo eine Flasche Klaren herumstehen.“
„In der Küche, im Kühlschrank“, sagte Anneliese.
Kommissar Dampfmoser drehte den Kopf ein wenig und schaute seinen Kollegen Berger herausfordernd an. Roderich verzog das Gesicht. Die unorthodoxen Methoden seines Kollegen erregten nicht immer seinen Beifall, aber er wollte keine Diskussion vom Zaun brechen. Also ging er in die Küche, fand die Flasche Steinhäger und ein Schnapsglas, trug es ins Wohnzimmer, schenkte es voll und reichte es Anneliese Hochegger. Sie nippte an dem scharfen Getränk, verzog das Gesicht, setzte das Glas ein weiteres Mal an und trank es leer. Sie schüttelte sich, atmete durch, und murmelte: „Jetzt geht‘s mir in der Tat besser.“
Tatsächlich kehrte etwas Farbe in ihr Gesicht zurück.
Kommissar Dampfmoser suchte sich einen Sitzplatz und ließ sich nieder. Roderich setzte sich neben den Psychologen auf die Couch.
„Dann können wir uns ja ein bissel unterhalten“, erklärte Kommissar Dampfmoser.
„Ich werd‘ Ihnen net allzu viel sagen können“, murmelte Anneliese. „Als ich gegen fünf Uhr den Hof verlassen hab‘, war der Korbinian noch quicklebendig. Daheim hab‘ ich bemerkt, dass ich wieder einmal meine Brille auf dem Hof vergessen hab‘. Nachdem ich ein bissel was gegessen und getrunken und mich ein wenig ausgeruht hab‘, bin ich noch einmal hergefahren, weil ich meine Brille ja zum Lesen und zum Fernsehschauen brauch‘. Und da hab‘ ich den Bauern in einer Lache Blut gefunden. Einen Moment lang hab‘ ich das Gefühl gehabt, ebenfalls sterben zu müssen, so sehr bin ich erschrocken.“
„Das glaub‘ ich Ihnen aufs erste Wort“, sagte Kommissar Dampfmoser. Dann stellte er seine erste Frage: „Wer, denken S‘ denn, Frau Hochegger, käme in erster Linie als Mörder des Bauern in Frage?“
„O mei“, stieß Anneliese hervor, „da gibt‘s einige, die den Bauern net gemocht haben. Auch von seinen vier Kindern hatt‘ jedes möglicherweise einen Grund, den Korbinian ...“ Alles in ihr schien sich dagegen zu sträuben, die beiden Worte zu ermorden auszusprechen. Sie überlegte und endete: „... vom Leben zum Tod zu befördern.“
„Dann erzählen S‘ uns doch mal, was Sie zu diesem schwerwiegenden Verdacht veranlasst, Frau Hochegger.“ Diese Aufforderung kam von Kommissar Berger.“
„Ja, Frau Hochegger“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Reden S‘ frei von der Leber weg. Wir sind ganz Ohr.“
„Der Korbinian und seine Kinder waren total zerstritten“, erzählte die Zugehfrau. „Es war wegen dem Hof gewesen. Korbinians Frau ist ja schon ein paar Jahre tot, und der Korbinian hat sich mit dem Gedanken getragen, eine neue Bäuerin auf den Hof zu holen. Es soll sogar schon jemanden gegeben haben. Was Genaues weiß ich allerdings net.“
„Interessant“, murmelte Kommissar Dampfmoser. „Wenn Sie sagen, es war wegen dem Hof, dann vermute ich, dass es darum gegangen ist, dass die Kinder fürchten mussten, einen Großteil ihres Erbes zu verlieren, wenn ihr Vater noch einmal heiratet und möglicherweise alles seiner neuen Frau vermacht. Sie hätten sich dann mit dem gesetzlichen Pflichtteil zufrieden geben müssen.“
„Wie gesagt, was Genaues weiß ich net. Der Korbinian hat sich von mir net in die Karten schauen lassen.“ Anneliese knetete unruhig ihre Hände. „Meine Aussage, dass er mit seinen Kindern total zerstritten war, ist vielleicht net ganz zutreffend. Mit dem Max, seinem Ältesten, war er ziemlich übers Kreuz, und auch mit der Marie. Der Thomas, der Zweitälteste, und der Bauer haben sich zwar auch gestritten, aber aus dem Streit ist gegenseitiges Desinteresse geworden. Das gleiche gilt für den Hansi. Er war ein Weltenbummler, und das hat dem Korbinian überhaupt net gepasst.“
„Warum war der Bauer mit seinem Ältesten, dem Max, so sehr zerstritten?“, erkundigte sich Roderich.
Der Psychologe saß mit hellwachem Blick dabei und schien nur darauf zu warten, eingreifen zu können.
Die junge Polizistin folgte dem Verhör mit wachem Interesse.
Anneliese musste nicht lange überlegen. „Der Max sollt‘ mal den Hof übernehmen“, sagte sie. „Nach dem Dafürhalten des Bauern war er der einzige, der die Eignung dafür gehabt hätt‘. Der Max war einer, der zugepackt hat, kein Mann großer Worte, sondern ein Mann der Tat. Aber er wollt‘ den Hof net. Es kam immer wieder zum Streit mit seinem Vater, bis es dem Max zu bunt geworden ist. Er hat seine Siebensachen zusammengepackt und ist in die Stadt gezogen. Dort hat er eine Fremdenverkehrsagentur gegründet und war – das glaub‘ ich zumindest – ziemlich erfolgreich. Zwei Jahre lang hat er sich nimmer auf dem Hof blicken lassen. Kürzlich war er da, es ist keine Woche her. Der Korbinian wollt‘ sich mit seinen Kindern versöhnen und hat sie alle zu einer Aussprache auf den Hof eingeladen.“ Anneliese dachte kurz nach. „Es war vorigen Freitag.“
„Und? Sind sie alle gekommen?“, fragte Kommissar Dampfmoser. „Auch der Weltenbummler, wie war doch gleich wieder sein Name?“
„Johann“, antwortete Anneliese. „Aber alle sagen nur Hansi zu ihm. Ja, der war auch da. Sie müssen wissen, er hat berufsmäßig viel mit Computern zu tun und kann seinen Job überall auf der Welt ausüben.“
„Er ist also IT-Fachmann“, stellte Roderich fest.
„Ja, genauso heißt seine Berufsbezeichnung. Jetzt fällt‘s mir wieder ein. IT-Berater ist er. Der Hansi war lange Zeit auf Bali, auch in Afrika und in Amerika hat er sich herumgetrieben. Jetzt lebt er in der Nähe. Wie lange er bleibt, weiß kein Mensch. Er ist kein bissel bodenständig. Sie werden‘s net glauben, Herr Kommissar. Der Hansi hat auf dem Hennenkogel eine Almhütte gemietet. Dort oben haust er wie ein Einsiedler.“
„Er kam aber doch auch als Hoferbe in Frage“, gab Kommissar Dampfmoser zu verstehen.
„Dem hätt‘ der Korbinian nie im Leben den Hof gegeben“, stieß Anneliese hervor. „Außerdem glaub‘ ich net, dass der Hansi Interesse dran gehabt hätt‘. Den zieht‘s immer wieder hinaus in die weite Welt.“ Anneliese schüttelte den Kopf. „Nein, der hätt‘s net lang ausgehalten auf dem Hof.“
„Er und der Bauer waren aber nicht zerstritten“, sagte Kommissar Dampfmoser.
„Nein. Die beiden hatten sich nur nix mehr zu sagen. Auf dem Hof haben wir oft monatelang nix vom Hansi gehört.“
„Er hatte also, wie es sich darstellt, keinen Grund, seinen Vater zu ermorden“, knurrte Kommissar Dampfmoser.
„Den Grund kann der Bauer selbst geliefert haben“, wandte Roderich ein. „Er wollte noch einmal heiraten. Das Erbe war in Gefahr. Das gilt für alle vier Kinder des Getöteten.“ Der Kommissar schaute Anneliese an. „Der Getötete war auch mit seiner Tochter Marie zerstritten, sagten Sie vorhin. Können S‘ uns einen Grund dafür nennen?“
„Der Grund ist, dass sich das Madl in den Greitenhofer Markus verliebt hat“, antwortete Anneliese.
„Hat der Bierbichler Korbinian den Greitenhofer net gemocht?“, hakte sofort Kommissar Dampfmoser nach.
„Net gemocht ist noch gelinde ausgedrückt“, erwiderte Anneliese. „Der Bauer und der Vater vom Greitenhofer Markus haben sich gehasst. Der Korbinian hat dem Greitenhofer Lorenz vorgeworfen, Grenzsteine zu seinen Gunsten versetzt zu haben. Im Umkehrschluss, als Retourkutsche sozusagen, hat der Greitenhofer behauptet, dass der Korbinian das Wasser eines Baches abgeleitet hat, sodass dem Greitenhofer mehrere Wiesen ausgetrocknet sind. Die beiden haben doch nur noch über ihre Rechtsanwälte miteinander verkehrt.“
„Oha!“, stieg es aus Kommissar Dampfmosers Kehle. „Da ist es leicht vorstellbar, dass der Bierbichler mit der Liaison seiner Tochter mit dem Sohn seines Todfeindes net einverstanden war.“
Anneliese seufzte und sagte: „Die Marie und ihr Vater haben sich nur noch gestritten, bis es der Marie zu bunt geworden ist. Sie hat ihre sieben Zwetschgen zusammengepackt und ist zum Greitenhofer gezogen. Sie und der Markus wollen sich verloben und irgendwann auch heiraten. Grund genug für den Bauern, die Marie aus dem Erbe auszuschließen.“
„Er hat sie enterbt?“, mischte sich wieder Roderich in die Befragung ein.
„Noch net. Aber ihm war klar, dass er ihr den Pflichtteil des Erbes net verweigern hätt‘ können. Und da er ja vorgehabt hat zu heiraten, hätt‘ er mal alles seiner Frau vermachen können und seine Kinder hätten sich eh mit dem begnügen müssen, was ihnen gesetzlich zusteht.“
„Wenn der alte Greitenhofer mit dem Bierbichler derart verfeindet war, dann kommt auch er als potentieller Mörder in Frage“, verlieh Kommissar Dampfmoser seinem nächsten Gedanken Ausdruck.
„Wenn die beiden sich übern Weg gelaufen sind“, sagte Anneliese, „dann haben sie sich alle Namen gegeben, nur net die ihren. Idiot und Primitivling waren noch die harmlosesten Ausdrück‘, die sie sich gegenseitig an den Kopf geschmissen haben.“
„Das behalten wir im Auge“, versicherte Roderich. „Was ist mit dem zweitältesten Sohn des Getöteten?“
„Der Thomas hätt‘ den Hof mal nur zu gern übernommen“, erklärte Anneliese. „Aber der Bauer hat ihn für unfähig gehalten. Wenn ich dem Thomas den Hof geb‘, hat er immer getönt, dann hat er ihn innerhalb kürzester Zeit zu Grunde gewirtschaftet‘. Und ich würd‘ mich im Grab umdrehen. – Aber der Thomas hat sein Schäfchen im Trockenen. Er hat die Grünlechner-Dirn geheiratet und spielt jetzt auf dem Glarstein-Hof den Bauern. Glarstein ist der Hausname der Grünlechner-Leut‘.“
„Kommen wir noch einmal auf den vorigen Freitag zurück“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Wenn ich Sie richtig verstanden hab‘, Frau Hochegger, dann waren alle vier Kinder auf dem Hof, nachdem der Korbinian Bierbichler sie zu einem Versöhnungsgespräch eingeladen hatte.“
„Ja, alle vier waren da, und auch der Doktor Hofheim. Er ist Rechtsanwalt und Vermögensberater und war dem Korbinian sein Freund. Der Bauer war der Ansicht, dass die Anwesenheit des Juristen net schaden könnt‘, nachdem möglicherweise auch rechtliche Dinge zur Sprache gekommen wären, wie Erbansprüche für den Fall, dass er sich tatsächlich noch einmal eine Frau nimmt.“
„Er hat seinen Kindern also verraten, dass er beabsichtigte, noch einmal zu heiraten?“, erkundigte sich Roderich.
„Als er ihnen das eröffnet hat, sind die Fetzen geflogen“, berichtete Anneliese. „Die haben gestritten, dass ich schon befürchtet hab‘, die gehen aufeinander los. Was Genaues weiß ich net, das hab‘ ich, glaub‘ ich, schon gesagt, und ich will auch nix Falsches behaupten. Aber nach allem, was ich aufgeschnappt hab‘, wollte sich der Korbinian eine Frau aus Thailand auf den Hof holen.“
Kommissar Dampfmoser und Roderich warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Die Brauen des Polizeipsychologen hatten sich gehoben, Die junge Polizistin lächelte hintergründig.
„Eine Frau aus dem Katalog, wie?“, brummte Kommissar Dampfmoser.
„Das weiß ich net“, versetzte die Zugehfrau. „Der Schnaps hat mir wirklich gutgetan“ sagte sie und schielte auf die Flasche. „Könnten S‘ mir vielleicht noch einen einschenken?“
„Gern“, antwortete Kommissar Dampfmoser. „Aber denken S‘ dran, Frau Hochegger, auch mit dem Fahrrad sind S‘ Verkehrsteilnehmer, und wenn S‘ im Suff einen Unfall bauen, haben S‘ ein Problem.“
„Zwei Schnäps‘ steck‘ ich doch weg wie nix“, behauptete Anneliese.
„Von mir aus“, grummelte Kommissar Dampfmoser und griff nach der Flasche.
Als sie das Haus verließen, war die Sonne untergegangen. Es war Sommer, und die Tage waren lang. Der Himmel im Westen war leuchtend rot, das ganze Tal schien in diesem rötlichen Licht zu baden. Es floss über die Felsketten im Westen und die bewaldeten Berge, die diesen vorgelagert waren. Die Schatten hatten sich aufgelöst. Von Osten her zog amberfarben die Dämmerung ins Tal. Die Berge dort begannen schon mit dem Dämmergrau zu verschmelzen. Ein lauer Wind trug den süßlichen Geruch der blühenden Wiesen heran.
Kommissar Dampfmoser schaute auf die Uhr. Es war halb zehn Uhr vorbei. „Bist du so gut und setzt mich wieder beim Bierdümpfl ab, Roderich“, bat er. „Eine Halbe möcht‘ ich mir gern noch einverleiben, außerdem steht dort mein Fahrrad. – Sakra, Sakra, ich möcht‘s fast net glauben. Hättest du es für möglich gehalten, dass wir es je mit einem richtigen Mord zu tun kriegen? Ich net. Gespannt bin ich, was sich aus dem Bericht der Spurensicherung ergibt. Es kann allerdings ein paar Tage dauern, bis alles ausgewertet ist.“
„Wir können uns in dieser Zeit ja mit den fünf Verdächtigen befassen“, versetzte Roderich. „Außerdem würd‘ ich gern auch diesen Rechtsanwalt befragen. Er war bei dem Streit dabei, und er kann uns sicherlich sagen, ob es Drohungen gegeben hat. Er wird uns auch mehr zu der beabsichtigten Verheiratung des Getöteten verraten können.“
Sie stiegen ins Auto und Roderich fuhr an. Nachdem einige Minuten zwischen ihnen Schweigen geherrscht hatte, fragte Kommissar Dampfmoser: „Wen hältst du, nachdem uns die Frau Hochegger einen ziemlich klaren Einblick in die familiären Verhältnisse ihres Brötchengebers verschafft hat, für den Mörder?“
Roderich bog die Mundwinkel nach unten und wiegte den Kopf. „Schwer zu sagen. Die waren sich alle net grün. Und der Bierbichler war einer der reichsten Bauern im ganzen Tal. Für seine Kinder hat das Erbe auf dem Spiel gestanden. Jeder der vier musste Angst haben, dass ihm eine Menge Geld durch die Lappen geht, sobald der Bauer das Zeitliche segnet und er als Alleinerbin seine neue Frau eingesetzt hat. Jeder kann auf die Idee gekommen sein, es erst gar net soweit kommen zu lassen, sondern dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben, indem er den Erblasser über den Jordan schickt, ehe der die Erbansprüche regeln kann.“
„Vielleicht gibt es ein Testament“, mutmaßte Kommissar Dampfmoser. „Aber dahingehend wird uns der Rechtsanwalt, dieser Doktor ...“
„... Hofheim!“
„Genau, dahingehend wird uns der Doktor Hofheim sicher mehr erzählen können.“ Kommissar Dampfmoser zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Er wirkte versonnen. Plötzlich stieß er hervor: „Wer sagt denn, dass es ein Einzelner war, der die Tat vollbracht hat? Vielleicht steckt ein Komplott dahinter.“
„Du meinst ...“
„Ja. Kann man‘s ausschließen?“
„Ausschließen kann man gar nix“, erwiderte Roderich im Brustton der Überzeugung. „Ich hab‘ schon Pferde kotzen sehen. Möglich ist alles. Es wird an uns liegen, Licht ins Dunkel zu bringen. Wir müssen abwarten, was die Auswertung der Spuren ergibt, und wir müssen mit den Leuten aus dem unmittelbaren Dunstkreis des Getöteten reden.“
„Wir werden uns auch noch einmal mit der Zugehfrau befassen müssen“, murmelte Kommissar Dampfmoser nach einer Weile. „Sie gehört auch zum unmittelbaren Dunstkreis des Bierbichler Korbinian, und damit zum Kreis der möglichen Täter.“
„Wo du recht hast, hast du recht“, pflichtete Roderich seinem Teamkollegen bei. „Vielleicht wollt‘ sie selber Bäuerin auf dem Bierbichler-Hof werden, und als sie hören musst‘, dass sich der Bierbichler eine andere angelacht hat, hat sie die Nerven verloren.“
„Wie du schon richtig bemerkt hast, Roderich: Ausschließen kann man gar nix.“
„Jetzt warten wir erst mal ab, was die Spurensicherung ergibt“, sagte Roderich Berger, „und dann selektieren wir. Einer von denen, die wir im Verdacht haben, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Täter oder – die Täterin. Dass wir zwei mal in einer Mordsache ermitteln, hätt‘ ich auch net gedacht.“
„Meinst du, ich?“, versetzte Kommissar Dampfmoser. „Aber alles hat ein erstes Mal. Hoffen wir nur, dass wir den Saukerl schnappen, der den Bierbichler über den Jordan geschickt hat, und dass das der erste und letzte Mord in unserer schönen Gemeinde war.“
Sie erreichten das Gasthaus Zum Bierdümpfl, und Roderich ließ seinen Kollegen aussteigen. „Bis morgen Früh also“, verabschiedete sich Roderich, „in alter Frische.“
„Pfüat di, Roderich. Ich genehmige mir jetzt noch eine Halbe, und dann schwing ich mich auf meinen Drahtesel und fahr‘ heim. Morgen erstatten wir dem Chef erst mal Bericht, und dann reden wir mit Doktor Hofheim. Der kann uns gewiss einiges über die Hochzeitspläne des Getöteten erzählen, und auch ein paar Hinweise liefern, wie seine Kinder reagiert haben, als sie darüber in Kenntnis gesetzt worden sind.“
„Servus, Ludwig.“
Der Hauptkommissar warf die Autotüre zu, Roderich fuhr an. Als Kommissar Dampfmoser die Gaststube betrat, war am Stammtisch kein einziger Platz mehr frei. Und auch die meisten anderen Tische waren besetzt. Die Kunde von dem Mord war wie ein Lauffeuer durch den Ort gegangen. Nun hatte sich die männliche Bevölkerung eingefunden, um Näheres zu erfahren und ihren Ehefrauen Bericht erstatten zu können.
Als Kommissar Dampfmoser den Schankraum betrat, versickerten die Gespräche, und schließlich war es so still wie auf einem Friedhof nach dem Jüngsten Tag. Die Augen aller waren auf den Hauptkommissar gerichtet; erwartungsvoll und brennend vor Ungeduld, geradezu herausfordernd. Jeder wollte hören, was Sache war.
Kommissar Dampfmoser brabbelte etwas vor sich hin, das sich anhörte wie „sensationshungrige Bande“ und ging zum Tresen, hinter dem die dralle Bedienung stand und ihn ebenfalls unverhohlen und voll Erwartung anstarrte. „Gib mir eine Halbe Weißbier, Vroni“, bat Kommissar Dampfmoser. Dann drehte er sich um.In dem Moment schrie schon einer am Stammtisch: „Willst du uns net endlich berichten, was auf dem Bierbichler-Hof los war, Ludwig?“
„Das kann ich euch mit fünf Worten sagen“ antwortete Kommissar Dampfmoser. „Der Bierbichler ist ermordet worden. – Mehr weiß ich selber noch net, also unterlasst es, mich zu nerven.“
Gemurmel und Geraune wurde laut.
„Hat man denn schon einen Verdacht?“, rief jemand.
„Selbst wenn‘s einen gäb‘“, versetzte Kommissar Dampfmoser, „ich würd‘s net verraten. Jedes Wort zu viel würd‘ unsere Ermittlungen gefährden oder gar in Frage stellen. Wenn ich mich net irr‘, dann hab‘ ich, als ich den Hof verlassen hab‘, jemanden vom Kurier auftauchen sehen. Ihr werdet also alles, was bekannt ist, morgen in der Zeitung lesen können. Und wenn wir den Mörder erwischen, wird‘s auch im Kurier zu lesen sein.“
Er bekam sein Bier und trank es mit kleinen Schlucken. Um ihn herum war jetzt ein Durcheinander von Stimmen. Der Mord wurde diskutiert, der eine oder andere Verdacht wurde geäußert, Fragen an den Hauptkommissar wurden jedoch nicht mehr gestellt. Jeder der Anwesenden begann sich sein eigenes Bild zu erstellen und abzuwägen, wer wohl das meiste Interesse am Tod des Bierbichler Korbinian gehabt haben konnte.
Als Kommissar Dampfmoser das Bier getrunken hatte, bezahlte er es, dann verließ er das Wirtshaus, schwang sich auf sein Fahrrad und trat in die Pedale. Ihm gelang es nicht, den Mord aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Kommissar Dampfmoser war fest davon überzeugt, dass der Mörder im engsten Dunstkreis des Landwirts zu suchen war. Und dass es ein Mord aus Habgier war, davon war er ebenfalls überzeugt. Es ging um viel Geld – Geld, das es zu erben gab, und es ging um den reichen Besitz des Bierbichler-Bauern. Der Grund und Boden, der zum Hof gehörte, war ja schon ein Vermögen wert.
Um acht Uhr trat Kommissar Dampfmoser seinen Dienst in der Polizeiinspektion an. Vorher war er mehr als eine halbe Stunde mit dem Auto von seinem Wohnort – es handelte sich um die Gemeinde, in der der Mord stattgefunden hatte – in die Stadt gefahren. Roderich Berger wartete schon in ihrem gemeinsamen Büro auf ihn. „Guten Morgen“, empfing er Kommissar Dampfmoser. „Wir sollen gleich beim Chef antanzen.“
Sie erstatteten Kriminaldirektor Schrotz Bericht und ergänzten sich dabei. „Nähere Erkenntnisse haben wir net“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Die Ergebnisse der Spurensicherung sind abzuwarten. Außerdem wird der Bierbichler obduziert. Den Personenkreis der Verdächtigen werden wir vorab schon ein bissel unter die Lupe nehmen. Vielleicht locken wir den Täter aus der Reserve. Zunächst wollen wir uns mit dem Anwalt des Bauern unterhalten. Es ist der Doktor Hofheim. Er betreibt seine Kanzlei hier in der Stadt.“
„In Ordnung“, sagte der Kriminaldirektor. „Ich übertrage Ihnen beiden die Federführung in dem Fall und geb‘ Ihnen die Bezeichnung Soko Erbmord. Einverstanden?“
„Soko Erbmord“, wiederholte Roderich. „Greifen wir mit dieser Titulierung net den Ermittlungen vor? Wir wissen ja noch gar net, ob die zu erwartende Erbschaft ursächlich war für den Mord.“
„Das ist doch im Endeffekt wurscht“, knurrte Kommissar Dampfmoser. „Wenn von der Soko Erbmord die Rede ist, dann wissen wir und jeder andere, dass wir gemeint sind. Und das ist der Sinn des Namens.“
„Die potentiellen Erben könnten sich zu Unrecht verdächtigt fühlen“, hakte Roderich nach.
„Der eine oder andere vielleicht sogar zu Recht“, versetzte Kommissar Dampfmoser. „Wie ich schon angedeutet hab‘: Vielleicht locken wir den Täter aus der Reserve und er bietet uns einen Ermittlungsansatz.“
„Lassen wir uns überraschen“, murmelte Roderich.
„Bei Ihnen beiden weiß ich den Fall in guten Händen“, gab der Kriminaldirektor zu verstehen. „Ich wünsch‘ Ihnen einen schnellen und umfassenden Ermittlungserfolg.“
Sie bedankten sich, suchten ihr Büro auf, schrieben einen Bericht über das, was ihre ersten Eindrücke am Tatort gewesen waren, dann fuhren sie zur Kanzlei des Dr. Ernst Hofheim, seines Zeichens Rechtsanwalt und Vermögensberater.
Der Jurist war Mitte fünfzig, verfügte über ein weltmännisches Gehabe, und zeigte sich ausgesprochen kooperativ. Nachdem sich die beiden Polizisten vorgestellt hatten, bat er sie in sein Besprechungszimmer und bot ihnen dort Plätze zum Sitzen an.
Er war eine ansehnliche Erscheinung. Er war ungefähr eins-achtzig groß, schlank und mit einem grauen Maßanzug sowie einem weißem Hemd bekleidet, dazu trug er eine passende, dunkelblaue Krawatte. Sein Gesicht war aristokratisch geschnitten, die grauen Haare kräuselten sich am Hinterkopf. Dr. Hofheim verströmte ein hohes Maß an Autorität. Er war ein Mann, der auf andere wirkte und den man respektierte.
„Ich hab‘s heut‘ Morgen in den Lokalnachrichten gehört“, begann der Anwalt, „und vermocht‘s kaum zu glauben. Wer kann denn Interesse am Tod des Bierbichler Korbinian gehabt haben? Gibt es denn schon irgendwelche Ermittlungsergebnisse? Der Nachrichtensprecher hat berichtet, dass man den Bauern im Kuhstall gefunden hat. Hat man denn was gestohlen?“ Er griff sich theatralisch an die Stirn. „Mir will das einfach net in den Kopf.“
„Dass er tot ist, ist Fakt“, versetzte Kommissar Dampfmoser ungerührt. „Dass er in seinem Kuhstall erschossen worden ist, auch, und zwar, wie‘s ausschaut, mit seinem eigenen Gewehr. Wir haben erfahren, dass es zwischen dem Bauern und seinen vier Kinder am vorigen Freitag zu heftigen Streitereien gekommen sein soll. Sie waren Augen- und Ohrenzeuge, Herr Doktor. Um was ist es bei dem Gespräch, zu dem der Bierbichler-Bauer seine Kinder auf den Hof geholt hat, genau gegangen?“
Der Anwalt schob die Unterlippe vor, schien kurz nachzudenken, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sagte: „Der Korbinian wollt‘ sich mit seinen Kindern wieder vertragen. Sie waren nämlich alle net besonders gut aufeinander zu sprechen. Mit dem Max, seinem ältesten Sohn, und der Marie, seiner Tochter, war er sogar ziemlich zerstritten ...“
Roderich winkte ab. „Das ist uns bekannt, Herr Doktor“, sagte er, als der Anwalt schwieg. „Die Zugehfrau hat uns eingeweiht. Mit den Kindern des Getöteten werden wir noch sprechen. Sie befinden sich im Moment ja alle in der Gegend.“
„Sie denken doch net, dass einer von denen ...“ Der Rechtsanwalt schaute fast entsetzt von Roderich auf Kommissar Dampfmoser. „Den eigenen Vater ...“, ächzte er. „Das – das wär‘ ja ...“ Wieder sprach er den Satz nicht zu Ende. Der Gedanke allein schien in ihm eine ganze Gefühlswelt wachzurufen. Er strich sich mit fahriger Geste über das Gesicht. „Das ist für mich unvorstellbar.“
„Sie haben meine Frage net beantwortet, Herr Doktor“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Ich will wissen, worum es bei dem Gespräch zwischen dem Bauern und seinen Kindern gegangen ist. Es war doch net nur, dass er auf Versöhnung gedrängt hat. Die Sach‘ soll ja ziemlich aus dem Ruder gelaufen sein. Was hatte es mit der Absicht des Bauern, sich noch einmal zu vermählen, auf sich?“
„Nun ja, er hatte vor, eine Thailänderin zu ehelichen. Er lernte sie kennen, als er vor zwei Jahren Urlaub in Thailand machte und vorher eine Agentur den Kontakt zwischen ihm und ihr vermittelte. Irgendwann in nächster Zeit will sie nach Deutschland kommen. Dann wollt‘ sich der Korbinian mit ihr verloben, und später wollte er sie heiraten. Am vergangenen Freitag hat er seine Kinder gebeten, sich darauf einzustellen, dass ihr Vater demnächst noch einmal heiratet.“
„Hat die Dame auch einen Namen?“, erkundigte sich Kommissar Dampfmoser.
„Natürlich. Leider habe ich ihn mir nicht gemerkt. Aber ich müsste ihn in den Unterlagen Korbinians notiert haben. Einen Moment ...“
Der Anwalt erhob sich und verließ das Besprechungszimmer. Kommissar Dampfmoser schaute sich um. Die der Tür gegenüberliegende Wand wurde von einem Einbauschrank verdeckt. In der rechten Längswand befand sich eine Tür, die jedoch geschlossen war. Über dem Tisch hing ein großes Bild an der Wand. Was es darstellte, konnte Kommissar Dampfmoser nicht einmal erahnen. Aber die Farben waren schön aufeinander abgestimmt und so war das Kunstwerk ein Hingucker.
Dr. Hofheim kam zurück. Er hielt einen Zettel in der Hand. Nachdem er sich wieder niedergelassen hatte, las er vor: „Narisara Tongkham. Das ist der Name der Frau. Sie lebt in Bangkok, ist einunddreißig Jahre alt, ledig, und hat keine Kinder.“
„Ein schönes paar Jahre jünger als der Bierbichler“, stellte Roderich fest, zuckte mit den Achseln und fügte hinzu: „Dass darüber die Kinder des Korbinian Bierbichler net begeistert waren, kann ich mir vorstellen. Die Lady ist ja net viel älter als der älteste Sohn des Getöteten.“
„Das war ja auch der Grund, aus dem am Freitagnachmittag die ganze Chose schließlich aus dem Ruder gelaufen ist“, gab der Anwalt zu verstehen. Sein Blick wurde durchdringend, geradezu stechend. „Haben Sie denn schon einen Verdächtigen?“
„Verdächtig sind alle“, antwortete Kommissar Dampfmoser. „Sogar die Zugehfrau.“
Der Anwalt prallte regelrecht zurück. „Verdächtigen Sie etwa mich auch?“
„Wenn ich sag‘ alle“, erwiderte der Hauptkommissar, „dann mein‘ ich auch alle, die dem unmittelbaren Dunstkreis des Bauern zuzuordnen waren. Aber erst mal sind die Ergebnisse der Spurensicherung von Bedeutung. Und dann werden wir nach dem Ausschlussprinzip vorgehen. Das heißt, wir sortieren die aus, die nach unseren Recherchen für den Mord net in Frage kommen, in der Hoffnung, dass der Täter übrig bleibt.“
„Grund, den Korbinian umzubringen, hatten eigentlich nur seine Kinder“, erklärte Dr. Hofheim, nachdem er sekundenlang den Worten Kommissar Dampfmosers hinterher gelauscht hatte. „Der Streit ist in der Tat wegen des Erbes, um das die Kinder fürchten mussten, entstanden. Vom Thomas weiß ich, dass der Glarstein-Hof, in den er eingeheiratet hat, modernisiert werden muss, dafür aber das Geld fehlt. Der Johann haust zurzeit in der Almhütte auf dem Hennenkogel. Er lebt gewissermaßen von der Hand in den Mund. Wie der Max mit seiner Fremdenverkehrsagentur finanziell dasteht, weiß ich leider net. Der Marie geht‘s gut. Die Leute auf dem Greitenhofer-Hof haben ihr Auskommen. Die Marie war also auf das Erbe net angewiesen. Sie hätt‘ aber sicher auch net nein gesagt, wenn irgendwann mal was rübergewachsen wär‘.“
„Der Greitenhofer Lorenz und der Bierbichler Korbinian waren verfeindet“, gab Kommissar Dampfmoser preis, was ihm die Zugehfrau erzählt hatte.
„Das ist richtig. Die zwei waren sich überhaupt net grün.“ Der Anwalt fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Gut möglich, dass sie sich wieder einmal gestritten haben und dem Greitenhofer die Gäule durchgegangen sind ...“
„Selbst wenn der Greitenhofer auf dem Bierbichler-Hof war und sich mit dem Bierbichler gestritten hat“, Kommissar Dampfmoser atmete durch. „Glauben S‘ denn, Herr Doktor, dass der Bierbichler dem Greitenhofer seine geladene Flinte in die Händ‘ gedrückt hat, damit der auf ihn schießen kann? Ich kann mir auch net vorstellen, dass die feuerbereite Büchse griffbereit im Kuhstall herumgestanden hat.“
„Den Bierbichler hat jemand erschossen, der sich vorher die Flinte im Wohnhaus besorgt und sich dann in den Kuhstall geschlichen hat, in dem der Bauer zu tun hatte“, mischte sich wieder Roderich ein. „Er hat die Ladung Schrot in den Rücken bekommen. Der Mörder hat ihn meiner Meinung nach ohne jede Vorwarnung niedergeschossen.“
„Das ist auch meine Meinung“, schloss sich Kommissar Dampfmoser den Ausführungen seines Kollegen an.
„Und warum hat sich die Zugehfrau verdächtig gemacht?“, fragte der Rechtsanwalt verständnislos.
„Vielleicht hat sie sich ausgerechnet, Bäuerin auf dem Bierbichler-Hof zu werden“, beantwortete Kommissar Dampfmoser die Frage. „Weiß man‘s denn? Sie könnt‘ gewusst haben, wo das Gewehr des Bauern steht. Als sie gehört hat, dass er sich eine junge Thailänderin auf den Hof zu holen gedenkt, ist sie möglicherweise durchgedreht. – Aber verstehen S‘ mich net falsch, Herr Doktor. Das ist reine Spekulation. Die Zugehfrau ist kein bissel verdächtiger als die übrigen potentiellen Täter.“ Kommissar Dampfmoser kniff die Augen leicht zusammen. „Sie sind doch der Anwalt des Korbinian Bierbichler gewesen, Herr Doktor. Also müssten S‘ doch auch wissen, ob‘s ein Testament gibt. Vielleicht können S‘ uns sogar sagen, wer dem Testament entsprechen mal erben sollt‘.“
„Ich weiß nix von einem Testament“, behauptete der Rechtsanwalt. „Ich glaub‘ auch net, dass es eines gibt. Der Korbinian hat doch net ans Sterben gedacht. Der hat sich doch für unverwüstlich und unkaputtbar gehalten. Wahrscheinlich tritt die gesetzliche Erbfolge ein. Das heißt, seine Kinder erben alles, was er hinterlassen hat.“
„Wenn‘s ein Testament gibt, dann liegt‘s gegebenenfalls beim Nachlassgericht oder beim Notar“, sagte Roderich. „Wir werden abwarten müssen, bis das Gericht die Nachlassangelegenheiten geregelt hat. – Wen würden denn Sie an die erste Stelle auf der Liste der Verdächtigen setzen, Herr Doktor?“
Hofheim wiegte nachdenklich den Kopf, dann zuckte er mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich trau‘ den Mord keinem zu, ich schließ‘ aber auch net aus, dass der eine oder andere so voll Hass auf seinen Vater war, dass er zum letzten Mittel gegriffen hat.“
„Also haben S‘ eines von seinen Kindern in Verdacht“, schloss Kommissar Dampfmoser aus den Worten des Rechtsanwalts.
„Ich wüsst‘ sonst niemanden, der einen Grund gehabt hätt‘, den Korbinian zu ermorden“, antwortete Dr. Hofheim.
„Ein kleines bissel schlauer sind wir“, gab Kommissar Dampfmoser zu verstehen, als sie wieder im Dienstwagen saßen. „Wir kennen jetzt zumindest den Namen der Frau, die der Getötete heiraten wollte.“
„Ich hab‘ ihn schon wieder vergessen“, gestand Roderich.
„Drum hab‘ ich mir, als wir uns verabschiedet haben, das Blatt Papier von Doktor Hofheim geben lassen, auf dem er den Namen notiert hat.“
„Du bist halt ein Fuchs“, knurrte Roderich und verzog den Mund. „Mit allen Wassern gewaschen.“
„Danke. Ich nehm‘s als Kompliment. – Jetzt schlag‘ ich vor, fahren wir zum Sohn des Korbinian Bierbichler und reden mit dem.“
„Zu welchem der Söhne?“, fragte Roderich.
„Na, zu dem, der hier in der Stadt lebt. Zu dem, der für den Fremdenverkehr arbeitet.“
„Die Rede ist vom Max“, erklärte Roderich. „Wo finden wir die Agentur?“
Kommissar Dampfmoser nannte den Straßennamen.
Roderich, der im Gegensatz zu Kommissar Dampfmoser in der Stadt aufgewachsen war, wusste, wohin er sich wenden musste. Er war nämlich derjenige, der normalerweise den Dienstwagen fuhr, wenn er und sein Kollege auf Außendienst waren. Kommissar Dampfmoser setzte sich eigentlich nur ans Steuer, wenn es unabdingbar war. Er lag mehr als er saß auf dem Beifahrersitz und hatte die Hände über dem beachtlichen Bauch verschränkt.
Dabei konnte man Ludwig Dampfmoser nicht als unförmig oder fett bezeichnen. Er war zwar etwas übergewichtig, aber diese Pfunde hatte er ausschließlich seinem Bauchumfang zu verdanken. Er war, wie man so schön sagt, ein „g‘standenes Mannsbild“.
„In Kenntnis wird man seine Kinder ja schon gesetzt haben“, mutmaßte Kommissar Dampfmoser.
„Das wollen wir doch hoffen“, erklärte Roderich. „Ich hasse es nämlich, den Überbringer schlechter Nachrichten spielen zu müssen.“
„Wir werden‘s sehen“, knurrte Kommissar Dampfmoser lakonisch und gähnte. Die Lider fielen halb über seine Augen, es sah aus, als würde er jeden Moment einschlafen. Aber dieser schläfrige Eindruck täuschte. Kommissar Dampfmosers Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Er bereitete alles, was er über die drei Söhne und die Tochter des Getöteten erfahren hatte, im Kopf noch einmal auf. Und er nahm sich vor, jede Reaktion, jedes Mienenspiel, jedes Wort zu registrieren und zu analysieren. Jeder noch so kleine verräterische Hinweis konnte einen Hebel bieten, an dem sie – er und sein Kollege Berger – ansetzen konnten.
Nachdem Roderich mehrere Kreuzungen überquert hatte und einige Male abgebogen war, bremste er vor einem mehrstöckigen Gebäude, das in einer Reihe mit vielen anderen Gebäuden ähnlicher Bauweise errichtet worden war, den Dienstwagen ab und knurrte: „Wir sind da.“
Kommissar Dampfmosers Lider zuckten hoch, er schob sich in eine aufrecht sitzende Haltung und schaute aus dem Seitenfenster. Sein Blick erfasste ein großes Schaufenster, in dem Plakate auf verschiedene Wanderziele in der Region aufmerksam machten und für Ausflüge mit einer Omnibusgesellschaft warben. „Maximilians Tourismus Agentur“ stand in großen Buchstaben auf einem Schild über der Ladentür und dem Schaufenster.
Der Wagen stand, Kommissar Dampfmoser öffnete den Verschluss des Sicherheitsgurts und sogleich die Autotür, schwang die Beine ins Freie und stemmte sich ächzend aus dem Sitz. „Warum gibt man uns keinen Wagen mit einem höheren Einstieg?“, lamentierte er. „Einen Landrover oder einen Jeep. Aus diesem Vehikel kommt einer wie ich ja kaum heraus.“
Roderich war schwungvoll ausgestiegen und warf die Autotüre zu. „Alles eine Frage der Geschmeidigkeit, Kollege. Vielleicht denkst du mal an eine Diät.“
„Jetzt fängst du auch noch an. Jeder will mir so einen Schwachsinn einreden. Diät, Diät! Was denn für eine Diät? Sakra, Sakra! Soll ich Hunger und Durst leiden, nur um ein paar Pfund abzunehmen, die ich innerhalb kürzester Zeit wieder auf den Rippen hab‘?“
„Abnehmen und das Gewicht halten“, knurrte Roderich. „Das ist die Kunst.“
„Die ich net beherrsch‘.“ Kommissar Dampfmoser winkte ungeduldig ab. „Ich will nix mehr hören, Roderich.“ Er klatschte sich mit der flachen Hand leicht vor den Leib. „Dieser Gockerlfriedhof hat mich eine Menge Geld gekostet. Es gibt für mich keinen Grund, ihn wegzuhungern. Basta! – Gehen wir in den Laden.“
Sie traten ein. Die Türglocke bimmelte. Die Wände waren vollgepflastert mit Plakaten und Regalen, in denen Prospekte und Flyer angeboten wurden. In der Raummitte stand ein Schreibtisch mit einem Computer, dahinter befand sich ein Stuhl, vor dem Schreibtisch standen zwei Besucherstühle. Niemand befand sich in dem Laden.
Doch im nächsten Moment wurde eine Tür, die in einen weiteren Raum führte, geöffnet und ein mittelgroßer, untersetzter Mann von ungefähr dreißig Jahren trat in Erscheinung.
Den hätt‘ der Bierbichler net verleugnen können, durchfuhr es Kommissar Dampfmoser. Der schaut ja aus wie eine jüngere Ausgabe von ihm.
Max Bierbichler musterte die beiden Beamten fragend. Er war mit einer blauen Jeans und einem weißen T-Shirt bekleidet, auf das der Name seines Touristikunternehmens gedruckt war. „Grüaß Eahna“, murmelte er. „Ich vermut‘, dass Sie von der Polizei sind.“
„Das heißt, Sie wissen Bescheid“, zog Kommissar Dampfmoser den richtigen Schluss aus Max‘ Äußerung.
„Gestern Abend hat man mich noch angerufen“, antwortete Max. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Vorigen Freitag haben wir uns noch auf Teufel komm‘ raus gestritten, und ein paar Tage später erhalt‘ ich die Nachricht, dass jemand den Papa erschossen hat.“
„Woher wissen S‘ denn, dass Ihr Vater erschossen wurde?“, hakte Roderich sofort nach.
„Das hat mir der Polizist gesagt, der mich von seinem Ableben in Kenntnis gesetzt hat.“
„Dann bleibt es uns nur, Ihnen unsere Anteilnahme auszudrücken“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Wir würden uns gern ein bissel mit Ihnen unterhalten – ungestört unterhalten, Herr Bierbichler.“
„Ich verstehe“, sagte Max und zeigte ein verkniffenes, um nicht zu sagen verkrampftes Grinsen. „Ich gehör‘ zum Kreis der Verdächtigen. Und jetzt soll ich vernommen werden.“
„Womit Sie den Nagel auf den Kopf getroffen haben“, versetzte Kommissar Dampfmoser ungerührt. „Am besten, Sie sperren den Laden für die nächste halbe Stunde zu. Und dann unterhalten wir uns in aller Ruhe.“
„Ich sag‘s Ihnen gleich“, stieß Max hervor, „ich war‘s net. Ich war zwar mit meinem Vater ziemlich übers Kreuz, aber auf die Idee, ihn umzubringen, wär‘ ich im Leben net gekommen. – Aber jetzt sperr‘ ich erst mal zu, dann setzen wir uns, und dann können S‘ mir Ihre Fragen stellen. Vorher aber würd‘ ich gern Ihre Namen wissen und einen Dienstausweis sehen. Sie verstehen sicher?“
„Ich bin Hauptkommissar Dampfmoser, das“, Kommissar Dampfmoser wies mit einer knappen Geste seiner linken Hand auf seinen Kollegen, „ist Kommissar Berger.“ Er holte seinen Dienstausweis aus der Jackentasche und hielt ihn Max vor die Augen. „Meine Legitimation ...“
„Danke“, stieß Max hervor, dann sperrte er die Ladentür zu und bat die beiden Polizisten, auf den Stühlen vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er setzte sich auf seinen Arbeitsplatz. „Dann fangen S‘ ruhig mal an mit der Befragung“, forderte er die beiden Beamten auf. „Wenn wir fertig sind und ich Ihnen meine Unschuld bewiesen hab‘, sag‘ ich Ihnen vielleicht, wen ich für den Mörder halt‘.“
„Sie müssen Ihre Unschuld net beweisen“, wurde Max von Roderich berichtigt. „In Deutschland gilt die Unschuldsvermutung, solang der Schuldige net überführt ist.“
„Mir werden S‘ nix beweisen können“, sagte Max, „denn ich war‘s net.“
„Na schön“, knurrte Kommissar Dampfmoser. „Dann verraten S‘ uns doch mal, wo S‘ gestern am späten Nachmittag, zwischen fünf Uhr und sieben Uhr, gewesen sind, Herr Bierbichler.“
Max spitzte die Lippen. „Da geht‘s schon an“, murmelte er dann. „Ich hab‘ um fünf Uhr den Laden zugesperrt und bin nach oben in meine Wohnung gegangen. Und dort bin ich geblieben, und zwar bis heut‘ früh um halb neun Uhr, als ich den Laden geöffnet hab‘.“
„Haben S‘ dafür einen Zeugen?“, wollte Roderich wissen.
„Nein. Ich bin alleinstehend. Meine Frau und ich leben seit zwei Jahren getrennt.“
„Das ist net so gut, Herr Bierbichler“, erklärte Kommissar Dampfmoser. „Kein Alibi, aber einen guten Grund, um Ihren alten Herrn vom Leben zum Tod zu befördern. Den hatten S‘ doch?“
Sein durchdringender Blick war auf Max gerichtet. Dessen Mundwinkel kippten ein wenig nach unten, er nickte und sagte: „Er hat uns letzten Freitag zu einem Gespräch auf den Hof eingeladen. Wir – meine Geschwister und ich – waren davon überzeugt, dass er sich mit uns aussöhnen wollte. Tatsächlich aber hat er uns eröffnet, dass er sich eine Thaimieze angelacht hat, dass diese demnächst zu ihm kommt, und er sie ehelichen wird.“
„Da waren S‘ von den Socken, net wahr?“, sagte Kommissar Dampfmoser.
„Wir sind aus allen Wolken gefallen“, gestand Max.
„Und haben zu überlegen begonnen, wie Sie Ihr Erbe retten können“, mischte sich Roderich ein. Der Blick, mit dem er Max Bierbichler maß, war geradezu hypnotisch, als versuchte er damit in Max‘ Kopf einzudringen und seine geheimsten Gedanken zu ergründen und zu analysieren.
Max verzog nur den Mund. „Ich hab‘ freiwillig auf den Hof verzichtet“, sagte er, „weil ich net zum Landwirt geboren bin. Das war ja auch der Knackpunkt, aus dem es zum Streit mit meinem alten Herrn gekommen ist. Nein, nein, versuchen S‘ net, mir was in die Schuhe zu schieben. Ich hab‘ den Alten net umgebracht. – Herrschaft, wie könnt‘ ich nur beweisen, dass ich‘s net gewesen bin?“ Er schlug sich mit der flachen Hand leicht gegen die Stirn. „Jetzt weiß ich‘s. Ich hab‘ mal einen Krimi angeschaut, da haben die Kriminaler anhand der Handydaten eines Verdächtigen genau feststellen können, um welche Zeit er sich wo aufgehalten hat. Mein Smartphone können S‘ gern haben, damit Sie‘s auswerten. Dann werden S‘ gleich sehen, dass ich gestern den ganzen Abend zu Hause war.“
„Erstens müssen Sie uns – und darauf hat Sie mein Kollege schon hingewiesen – net Ihre Unschuld beweisen, Herr Bierbichler“, sagte Kommissar Dampfmoser, „und zweitens kann Ihr Handy ohne weiteres daheim gewesen sein, während Sie zum Hof Ihres Vaters gefahren sind, um ihm das Lebenslicht auszublasen.“
„Sakra, Sakra, das Handy ist also auch kein sicheres Alibi“, grummelte Max. „Ich kann Ihnen net mehr sagen, als dass ich daheim war und den alten Herrn net erschossen hab‘. Warum auch? Ich hätt‘ im Falle seines Ablebens sowieso nur den gesetzlichen Pflichtteil zugesprochen bekommen, wenn er den Hof einem von meinen Geschwistern vermacht hätt‘. Den Pflichtteil hätt‘ ich irgendwann mal auch bekommen, wenn‘s zu der Hochzeit gekommen wär‘ und mein Vater die Thaibraut als alleinige Erbin eingesetzt haben würd‘.“
„Wenn kein Testament vorhanden ist, erhalten Sie ein Viertel des gesamten Vermögens, das Ihr Vater hinterlassen hat“, sagte Roderich. „Ich weiß ja net, was Ihr Vater an Vermögen angesammelt hat und was der Hof samt Grund und Boden wert ist. Ich schätze aber, dass da einiges zusammenkommt. Wussten Sie, dass Ihr Vater ein Jagdgewehr besitzt?“
Max blinzelte. „Natürlich. Er war passionierter Jäger. Ich glaub‘, er hat ein halbes Dutzend Flinten besessen. Er hat sich dafür eigens einen Safe angeschafft, in dem er sie aufbewahrt hat.“
„Und wo bewahrte er den Schlüssel für den Safe auf?“, kam wie aus der Pistole geschossen die Frage Kommissar Dampfmosers.
Max zuckte mit den Schultern. „Da fragen S‘ mich zu viel, Herr Hauptkommissar.“
„Okay“, knurrte Kommissar Dampfmoser, „es macht wohl kaum Sinn, weitere Fragen zu stellen. Ihr Mobiltelefon nehmen wir aber trotzdem mit und lassen es auswerten. Haben Sie uns noch irgendetwas zu sagen?“
„Nehmen S‘ sich mal den Greitenhofer Lorenz zur Brust. Der künftige Schwiegervater meiner Schwester und mein Vater waren richtige Todfeinde. Wenn die beiden sich übern Weg gelaufen sind, dann war der Hass offen da. Da sind die Schimpfwörter und Beleidigungen nur so hin und her geflogen. Der Greitenhofer ist als Choleriker bekannt. Dem trau‘ ich‘s zu, dass er dem Papa die Ladung Schrot verpasst hat.“
„Und wie sollt‘ er sich die Waffe besorgt haben, wenn sie wohlverwahrt in einem Safe gestanden hat?“, fragte Roderich. „Glauben Sie, Ihr Vater hat seinem ärgsten Feind verraten, wo er den Safeschlüssel versteckt hat?“
Max schaute ziemlich ratlos drein. „Das ist auch wieder wahr“, murmelte er schließlich.
„Sie wollten uns sagen, wen Sie für den Mörder halten“, sagte Kommissar Dampfmoser. „Ich nehm‘ an, es ist der Greitenhofer.“
„Da bin ich mir jetzt nimmer so sicher“, erwiderte Max.
„Haben Sie Kontakt zu Ihren Geschwistern?“, erkundigte sich Kommissar Dampfmoser.
Max schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Dass Ihr Bruder Johann eine Almhütte gemietet hat, auf der er zurzeit haust, dass wissen S‘ aber?“, fragte Roderich.
„Das hab‘ ich erfahren, als wir uns am Freitagnachmittag auf dem Hof getroffen haben.“ Max atmete durch. „Der Hansi ist ein Spinner. Er hat mit Computern zu tun und hat schon die halbe Welt bereist. Der wird wohl nie sesshaft. Zurzeit macht er einen auf Einsiedler. Die Alm ist auf dem Hennenkogel. Da führt net mal ein Wirtschaftsweg hinauf. Lediglich ein Versorgungsaufzug verbindet ihn mit dem Tal. Ich weiß net mal, ob er da oben ein Handynetz oder einen Zugang für seinem Computer hat.“
„Wie hat ihn denn Ihr Vater verständigt? Kontakt muss er ja mit ihm aufgenommen haben, andernfalls wär‘ ihr Bruder am Freitagnachmittag ja kaum auf dem Hof erschienen.“
„Da haben S‘ sicher recht“, knurrte Max. „Ich hab‘ allerdings keine Ahnung, was für eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse er hat. Redens einfach mal mit der Marie oder mit dem Thomas. Vielleicht weiß von denen jemand, wie man den Hansi kontaktieren kann.“
Kommissar Dampfmoser erhob sich, Roderich folgte seinem Beispiel. „Ihr Handy“, forderte Kommissar Dampfmoser und hielt Max die geöffnete Hand hin. „Wenn die Auswertung keine Verdachtsmomente ergibt, kriegen Sie‘s wieder. Falls Sie‘s mir net freiwillig geben, werden wir mit einem richterlichen Beschlagnahmebefehl zurückkehren.“
„Sie können von mir alles haben, Herr Kommissar“, erklärte Max. „Sie werden nix anderes feststellen als meine Unschuld.“
Nach diesen Worten zog er sein Handy aus dem Etui, das er am Gürtel trug und reichte es dem Hauptkommissar. Kommissar Dampfmoser nahm es und steckte es in die Jackentasche. „Danke. Es ist uns immer eine Freude, wenn sich die Leut‘ im Rahmen unserer Ermittlungen als kooperativ erweisen. – Auf Wiedersehen, Herr Bierbichler. Bis zum nächsten Mal.“
„Widmen S‘ trotzdem dem Greitenhofer Lorenz einen etwas intensiveren Blick“, trug Max den beiden Beamten zum Abschied noch einmal auf.
„Ganz gewiss“, versicherte Kommissar Dampfmoser, dann bat er Max, ihnen die Ladentür aufzusperren. Eilfertig kam Max der Bitte nach.
„Wen nehmen wir uns als nächstes vor?“, fragte Ludwig Dampfmoser.
„Es bleiben im Moment nur der Sohn Thomas, die Tochter Marie und deren zukünftiger Schwiegervater, der Greitenhofer Lorenz“, gab Roderich zu verstehen. „Den Sohn Johannes können wir im Augenblick net erreichen, weil wir weder seine Telefonnummer noch eine eventuelle E-Mail-Adresse kennen.“