33 Mutausbrüche - Thomas Heisig - E-Book

33 Mutausbrüche E-Book

Thomas Heisig

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Beschreibung

Für eine Kirche der Zukunft. In Zeiten kirchlicher Ratlosigkeit und Verzagtheit braucht es neues Denken und neues Handeln. Nicht Warten auf "die da oben", nicht Ausstieg und Rückzug, nicht Kampf gegen das System. Als "Kooperationspartner Gottes" können wir selbst viel tun! Daher sind die "Mutausbrüche" in diesem Buch Mutproben, Erprobungen, Tests, Experimente. Kleine Nuggets, die vielleicht etwas Überwindung kosten, aber so besondere Momente – auch besondere Momente des Glaubens – und überraschende und inspirierende Erfahrungen schaffen. So entsteht Kirche neu als Zukunftslabor.

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Seitenzahl: 117

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Tobias Heisig

33 Mutausbrüche

für mehr Glaube im Alltag

Vier-Türme-Verlag

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2022

ISBN 978-3-7365-0424-0

E-Book-Ausgabe

© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2022

ISBN 978-3-7365-0468-4

Alle Rechte vorbehalten

E-Book-Erstellung: Dr. Matthias E. Gahr

Lektorat: Marlene Fritsch

Covergestaltung: wunderlichundweigand

Covermotiv: angkrit / shutterstock.com

www.vier-tuerme-verlag.de

Inhaltsverzeichnis
Graswurzelinitiativen
Kirche als Zukunftslabor
Kleinmut, Hochmut, Heldenmut?
Mut macht mutig
Gedanken verändern
Den inneren Kritiker zähmen
Das Dynamische in uns
Zu wem willst du gehören?
Entscheiden lässt mich wachsen
Raus aus der Selbstsabotage
Ich achte dich — und du mich
Spannungen machen stark
Überzeug mich doch!
Ich wage es
Wohlwollen – auch mit mir selbst
Wege – Gabelungen – Irrwege
33 Mutausbrüche
1. Steh dazu!
2. Unter Fremden vom eigenen Glauben sprechen
3. Sport gegen Gott – das lässt sich lösen
4. Für andere Glaubensrichtungen einstehen
5. In meiner Wohnung hängt ein Kreuz
6. Wer vor dem Essen betet, gewinnt
7. Gott ist ein Camper
8. Ein Kreuzanhänger – mehr als Schmuckstück
9. Den Tod und das Danach ins Leben holen
10. Christsein im Beruf – das geht!
11. Kirche auf der Straße
12. Gott – Leserbrief – Tweet – Blog
13. Schweigen gibt Kraft
14. Die afrikanische Krippe im Restaurant
15. Glaube direkt
16. Unbekannte Kirchenbesucher zu Bekannten machen
17. Mit Scheitern und Misslingen kreativ umgehen
18. Medien nutzen
19. Risikoübung
20. Hausgottesdienste? Aber bitte!
21. Gott in seinem Wohnzimmer
22. Neues Denken macht stark
23. Gönn dir einen Wüstentag!
24. Gottlos glücklich?
25. An Aufhören ist nicht zu denken
26. Lange Leitung
27. Onlinegottesdienst mit Pfiff
28. Gastfreundschaft – digital
29. Telefonanrufe gegen Einsamkeit
30. Sich einmischen – mitmischen
31. Geistliche Freundschaft
32. Schwierige Fragen helfen weiter – auch wenn es keine einfachen Antworten gibt
33. Hoffnung!
Es ist Zeit!
In Sandalen – Schreiben Sie das Buch fort!
Literaturverzeichnis
Anregungen
Weiterführende Literatur
Weblinks
Danksagung

Brich auf, mein Herz, und wandre! Es leuchtet der Stern. Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und vieles geht dir unterwegs verloren. Lass es fahren. Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht, Myrrhe der Schmerzen hast du ja bei dir. Er wird sie annehmen. Und wir werden finden.

Karl Rahner, Kleines Kirchenjahr, 1954, Schluss der Meditation zu Epiphanie

Graswurzelinitiativen

Was geschieht mit uns Gläubigen und mit unserem Glauben angesichts der unsicheren Situation in unserer Kirche und in der Welt? Auf der einen Seite die Sehnsucht, die besten Traditionen dankbar anzunehmen, unsere spirituellen Quellen, die Schrift, unsere Liturgien, die künstlerischen Werke aus Vergangenheit und Gegenwart, aber auch das vielfältige Engagement, zu dem sich Christinnen und Christen im Glauben motiviert fühlen. Auf der anderen Seite die frustrierende Erkenntnis, dass das, was man für »gut« gehalten hat, in wesentlichen Facetten unglaubwürdig geworden ist. Als Christen wurden wir seit Jahren und sehr deutlich damit konfrontiert, dass Menschen auch in der Kirche beschädigt und ausgegrenzt werden. Längst haben wir bemerkt, dass vieles, was wir in der Kirche erfahren, uns kaum anregt und unser Leben nicht wirklich bereichert. Kirche scheint weit weg zu sein. Viel zu wenige Menschen, die sich engagieren. Alles wirkt unsicher und fragil, oft stumpf und schlecht gemacht.

Zwar gab es auch in der Kirche selbst immer wieder die Einsicht und die Auffassung, dass sie »semper reformanda«, also immer wieder zu erneuern ist. Unsere Erfahrung ist aber eine andere: Entwicklungen gehen gar nicht oder viel zu langsam vonstatten. Irgendwie hat uns das kalt erwischt und wir wissen nicht wirklich, wie wir damit umgehen können. Es ist eben nicht so, dass der »Glutkern unseres Glaubens« davon unberührt bleibt. Wir hinterfragen heute das Ganze: die Kirche als Institution sowieso, aber auch das christliche Zeugnis. Und schließlich unseren eigenen Glauben. Nicht selten entgleitet er, löst sich auf. Das »Geschäftsmodell« der Kirche steht auf der Kippe.

Szenenwechsel: Als Unternehmensberater mache ich die Erfahrung, dass die Mehrzahl der Unternehmen, die ich begleite, in folgender Situation sind: Globalität, weltweite Krisen, Digitalisierung und ein durch Niedrigzins und politische Unsicherheiten gekennzeichnetes Marktumfeld erschweren die strategische Ausrichtung. Da die Welt volatil, unsicher, komplex und widersprüchlich ist, muss kurzfristiger und radikal neu gedacht werden. Geschäftsmodelle, die bis heute erfolgreich waren, sind es voraussichtlich morgen nicht mehr (zum Beispiel Verbrennungsmotoren). Die Kundennachfrage wird im Bestandsgeschäft vermutlich dramatisch einbrechen. Neue Ideen müssen her (zum Beispiel im Bereich der Wasserstofftechnologie).

Gleichzeitig möchten viele Firmen die bestehenden Stärken und den sinnhaften Kern des Unternehmens als Potenzial nutzen. Dabei einen Beitrag zur Verbesserung der ganzen Welt zu leisten, ist für manche ein wichtiger Wert. In den meisten Firmen werden umfangreiche Projekte gestartet, in denen es zentral um gemeinsames Lernen geht. Prozesse zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sollen ebenso neu gestaltet werden, wie das dafür erforderliche Miteinander. Oft wird ausprobiert und getestet. Ein wichtiges Motto im agilen Kontext ist dabei »fail fast« – scheitere schnell, um daraus zu lernen und die Kosten für Fehler gering zu halten. Das erfordert Mut, weil es teuer ist und voller Risiken steckt und weil Misslingen sichtbar und damit natürlich auch Kritik laut wird.

Zurück zur Kirche: Ließen sich hier nicht einige Parallelen ziehen? Brechen uns nicht auch die »Kunden« weg? Längst ist doch klar, dass wir so nicht weitermachen können. Müssen wir nicht den Mut haben, neue Wege zu gehen? Braucht es nicht ein »Engineering«, bei dem wir den Kern unseres Glaubens ganz neu mit Leben füllen und das uns hilft, endlich die vielen drängenden Fragen zu lösen, mit denen wir immer wieder konfrontiert sind? Müssen wir nicht neue Erfahrungen auch für die Kirche nutzen, als globales und lokales Lernprogramm? Sollte es nicht mehr gemeinsame Perspektiven statt dem Kampf der unterschiedlichen Lager geben? Wäre heute nicht ein spannender Dialog aus Theologie (»Entwicklung«), Kirchenleitung (»Management«) und dem Volkes Gottes (»selbstbestimmte Praxis im richtigen Leben«) an der Zeit, inklusive des Mutes zu mehr Ergebnisoffenheit? Reflexhaft kommt bei solchen Gedanken der Hinweis, dass der Vergleich hinke. So sei das Amtsverständnis der Kirche von einem Managementverständnis zu unterscheiden. Ebenso schnell folgt der Einwand, dass wir dann das Wesentliche unseres Glaubens verraten könnten, und die Sorge, dass wir auf diese Weise viele Menschen nicht »mitnehmen« würden.

Genau das sind jedoch Muster, die uns bremsen. An dieser Stelle braucht es Mut – Mut zu Graswurzelinitiativen, also zu Initiativen, die aus dem Leben kommen, von der Basis, aus der Mitte, von uns. Ohne offiziellen Auftrag und vielleicht auch gegen die Konventionen. Graswurzelinitiativen sind gekennzeichnet durch Offenheit gegenüber dem Neuen, ohne die Angst, dass sich dann unser Glaube verflüchtigt; durch den Mut, frei und neu zu denken und zu handeln, zu stören, aber zugleich in Loyalität zur Kirche zu stehen. Alle Menschen sind eingeladen, sich darauf einzulassen. Gleichzeitig vertrauen wir aber darauf, dass es auch dann gut wird, wenn die Eingeladenen vielleicht nicht kommen. Denn ohne Risiko geht es nicht. Und damit nicht ohne Mut. Auch nicht ohne den Konflikt. Das Wagnis gehört zu unserem Glauben dazu. Ebenso das Vertrauen. »Bin ich nur ein Gott aus der Nähe – Spruch des Herrn – und nicht auch ein Gott aus der Ferne?« (Jeremia 23,23). Gott ist auch im »Exil« mit uns, in der Außenseiter- und Minderheitensituation, im Zweifel, in der Unsicherheit.

Man sagt, die Kirche sei an Pfingsten gegründet worden. Ebenso, dass Jesus die Kirche durch die Verleihung der Vollmachten an Petrus und die Apostel stiftete. Aussagen, die sich nicht widersprechen, aber verschiedene Facetten von Kirche betonen. Auf der einen Seite der belebende Geist, auf der anderen Seite der Blick auf das strukturelle Moment und das Amt. Die Zusage, dass der Herr immer in seinem Geist bei der Kirche bleiben werde, gilt auch für die Amtskirche – und genauso für all jene Frauen und Männer, die kein Amt innehaben. Auch durch sie leitet Gott die Kirche unmittelbar, wie der Theologe Karl Rahner bereits 1958 meinte. Das Entscheidende für den Zusammenhalt der Kirche ist der Geist Gottes. Kirche muss sich als charismatische Kirche verstehen. Es ist ihre Pflicht, vielfältige Anregungen anzunehmen. Und es gehört nicht zu ihren Aufgaben, alle Fäden in der Hand zu haben, selbst dann, wenn die charismatischen Antriebe etwas Schockierendes und Unverständliches an sich haben.

Dies bedeutet aber auch: keiner ist das Ganze, keiner hat alle Funktionen. Wir dürfen also die anderen anders sein lassen. Gleichzeitig müssen wir den Mut haben, Nein zu sagen, wo dies uns unser Gewissen empfiehlt – stets in dem Bewusstsein, dass wir selbst mit unserer Position nicht zu einhundert Prozent richtig liegen werden. Damit stellt die Kirche, so, wie sie sich selbst versteht, allen Menschen großartige Ressourcen zu ihrer eigenen Erneuerung zur Verfügung. Jeder Mensch kann und soll mitgestalten. Wir sind ermutigt, unserer Inspiration zu folgen und »first dancer« auf ungekanntem Parkett zu sein. Wenn einer anfängt zu tanzen und andere folgen, dann entfalten Graswurzelinitiativen ihre Wirkung. Somit sind wir nicht nur aufgerufen, Probleme zu beschreiben oder Prognosen abzugeben. Vielmehr gilt es, selbst Neues zu initiieren und sich nicht von äußeren Rahmenbedingungen beirren zu lassen.

Kirche als Zukunftslabor

Ich schreibe dieses Buch, weil es mir ein Anliegen ist, aktiv zu sein, Wege auszuprobieren, etwas zu tun. Ich möchte nicht geduldig sein. Ich möchte niemanden ausgrenzen, aber auch nicht zu lange auf andere warten. Ich wünsche mir, dass wir vor Ort unmittelbar mutig sind und dabei klein und groß zugleich denken – das Ganze im Blick haben, aber auch die kleinen Möglichkeiten im Alltag. Bei all dem bin ich bewegt von der schmerzlichen Erkenntnis, dass sich die Kirche angesichts von Skandalen und mangelnden Reformen im Kreis dreht und in der Sackgasse steckt. Und von der Wut, die ich angesichts der (für mich medial vermittelten) mangelnden Empathie und Resonanzfähigkeit seitens unserer kirchlichen Leitung empfinde. Die Angst vor dem Verschwinden der Kirche treibt mich um, aber auch die Freude, die ich aufgrund persönlicher Begegnungen im Nahbereich innerhalb und außerhalb der Kirche zu existenziellen Fragen, auch Glaubensfragen, erfahren darf.

»Der Herr sprach zu Abraham: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!« (Genesis 12,1). Abraham, der Vater aller Glaubenden, wird aufgefordert, Heimat und Familie hinter sich zu lassen. Er soll Unbekanntes suchen und Neuland betreten. Dieses Neue ist vielleicht auch von Angst geprägt. Aufbruch und Mut sind aber stärker. Nicht das alte festzuhalten ist der Anspruch, sondern das Neue zu wagen: Dynamik statt Stabilität. Wie Abraham das schaffen soll, wird nicht erklärt – aber warum er es tun soll: »Ein Segen sollst du sein« (Genesis 12,2–3). Mut zu proben heißt, sich engagiert auf Experimente einzulassen. Wir riskieren Neues, ohne sicher zu sein, wie es ausgeht. Und wir setzen dabei darauf, dass Gott das Neue mitgestaltet, dass er wirkt und bei uns ist. Das gibt Kraft.

Noch einmal zurück in die Welt der Unternehmen: Manche Firmen schaffen für solche neuen Wege spezielle Umgebungen in Form von »Innovation Labs« oder »Inkubatoren«, also Labore und spezielle Teams als »Brutkästen« für Neues. Unser Laboratorium ist die eigene Wohnung, der Zug, der Arbeitsplatz, das Kirchengemeindezentrum. Am Küchentisch haben wir gute Möglichkeiten, Kirche zu bauen und zu leben. Kirche als Zukunftslabor. Hier können Gründergeist und Mut sich entfalten. Mutproben sind eine Möglichkeit, sich zu erproben. Sie finden in konkreten Kontexten statt und vereinen die biblische Radikalität mit dem heutigen Leben. Mut hat etwas mit Neugierde zu tun. Mit gewagtem Experimentieren. Mit Tun. Mit Fehler-Machen. Mit Lernen, Bestätigt-Sein. Mit Überschreiten und Wachsen. Mut ist energetisch.

Kleinmut, Hochmut, Heldenmut?

Mut betrifft uns selbst und bedeutet auch, uns selbst zu hinterfragen. Zum Beispiel, ob wir aufgrund von festgefahrenem Denken nicht selbst in der Gefahr stehen,

» zu spalten, indem wir Lager bilden (fortschrittlich – konservativ ...), uns gegenseitig das Recht absprechen, so zu reden, wie wir es tun, und so eine Konfliktdynamik entfachen, die tiefe Wunden hinterlässt.

» zu verkrampfen, indem wir angespannt nach oben (das heißt zur Kirchenleitung) schauen und auf Reformen warten, die dann doch nicht kommen.

» Gemeinschaft vor allem als Opposition zu verstehen: im Kampf gegen irgendetwas (das Kapital, die Traditionalisten ...) und sich damit abzugrenzen, ohne zu schauen, was die eigenen Kraftquellen sind.

» permanent im Defizit zu sein, vor Ort die Mangelerfahrung machen: zu wenig engagierte Menschen, zu viele Aufgaben.

» kaum Resonanz zu erfahren im Freundeskreis, der in Hinblick auf Kirche mindestens gleichgültig, wenn nicht ablehnend ist.

Hochmut und Kleinmut gehen oft Hand in Hand. Die Versuchung, sich vollständig abzuwenden oder sich zumindest der Fraktion der »Melancholisch-Katholischen« anzuschließen, wird größer. Doch was wäre der Preis dafür? Wir würden Potenziale übersehen, die im Evangelium und der Tradition der Kirche liegen. Wir würden auch denjenigen nicht die Treue halten, die auf dem Weg der Kirche mutig gewesen sind, darunter viele bekannte und unbekannte Menschen – Hildegard von Bingen, Franziskus, Franz Jägerstätter, Hans Küng, mein Nachbar, meine Großmutter, meine Kollegin ... Wir würden die visionären Antworten, die Papst Franziskus zum Beispiel in seinem nachsynodalen apostolischen Schreiben »Querida Amazonia« auf unsere existenziellen Fragen gibt, nicht nutzen. Und wir würden vor allem die Notwendigkeit einer radikalen Veränderung in der Kirche nicht ernstnehmen, die heute ansteht und zu der wir im Kleinen, im Nahbereich beitragen können.

Also liegt es doch an uns, und wir brauchen Tapferkeit und Heldenmut? Die Mutausbrüche, die in diesem Buch beschrieben sind, gehen in eine ganz andere Richtung. Ziel ist nicht, durch Heldentaten Status und Geltung zu erlangen. Heroismus ist nicht gemeint. Ein geplantes Martyrium steht ebenso wenig auf der Agenda. Ich denke nicht so groß. Es geht um höchstpersönliche Wagnisse in kleinen Schritten, die jede und jeder selbst dosieren kann. Um Schritte, die in der Alltagspraxis greifen. Es geht um Erfahrungen, die uns helfen können, das Christliche (wieder) zu entdecken. Die teilweise ein wenig frech, aber immer von einer positiven Grundhaltung und dem Willen zur Verbundenheit getragen sind. Sozusagen ein »Parcours auf fremdem Terrain«, wie der Jesuit Michel de Certeau es formulierte.

Mut macht mutig

Gedanken verändern

Mut spüren wir in uns zunächst als eine Frage, die sich oft als Mischung aus Neugierde, Erwartung, Zweifel und Sicherheitsbedürfnis meldet. Soll ich’s tun – oder soll ich’s lassen? Ein innerer Dialog, der mal mehr oder wenig bewusst stattfindet. Ausgelöst wird er an der Grenze zwischen Vertrautem und Neuem. Grenzüberschreitung bedeutet Transzendenz – eine Situation, die wir als schwierig oder fordernd erleben und die uns zum Handeln auffordert.