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... Ich öffne meinen Kapuzensweater. Mein T-shirt ist abgewetzt, feucht und es klebt an mir, sodass er meine Piercings sehen kann. Er checkt meine Arme ab, sieht die Farbkleckse auf den Tätowierungen. Farbe, die sich wie eine Form auf die Farbe in meiner Haut gelegt hat. Das Licht der Lampe spiegelt sich in meinen Fingerringen, als ich meine Hand langsam hin zu meinem Schritt gleiten lasse – über meinen Brustkorb – meine Brustwarzen strecken sich durch den Stoff in seine Richtung. Ich ziehe es aus. Er genießt den Augenblick ...
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Seitenzahl: 25
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Kolofon
360 Grad - Skopelos
Aus dem Dänischen von Julia Pfeiffer
Originaltitel: 360 Grader
© 2013 Henriette Rostrup
Alle Rechte der Ebookausgabe: © SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711514153
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: Epub 3.0
SAGA Egmont www.saga-books.com
- a part of Egmont, www.egmont.com
Skopelos
Sie empfindet die Wärme wie eine Welle, die ihre schlaftrunkenen Glieder umschmeichelt, als sie frühmorgens die Hafenpromenade entlangschlendert, noch bevor das Dorf erwacht. Nur sie und die Fischer der Insel, die gerade mit ihrem Fang an Land schippern, sind zu diesem Zeitpunkt schon wach und munter. Die Schaufenster der Boutiquen sind noch mit den Rollläden verschlossen, dort wo die Kellner in wenigen Stunden mit Tellern mit Keftedakia, Auberginensalat und Taramosalata herumschwirren werden, sind die Stühle in den Hafenrestaurants jetzt noch an die Tische gelehnt. Die Touristensaison hat noch nicht begonnen. In einigen Wochen aber wird es hier ganz anders aussehen.
Am Hafen stehen bereits die ersten Kisten mit Fisch aus dem Wasser, das in Kürze ihren Körper umarmen wird. Das Mittelmeer wird dann zwischen ihren Zehen prickeln, wie kühlende Zungen an den Füßen lecken, an den Schenkeln, weiter über den Schritt – immer ein Schock aus Kälte und Ergebung – über den Nabel, bis sie sich gänzlich fallen lässt und mit Händen und Kopf untertaucht, mit offenen Augen, die noch immer – selbst nach all den Jahren – über die Klarheit des Wassers verwundert sind, über den Anblick der Seeigel und Seesterne, der Einsiedlerkrebse und der silbrigen Sardellen, die um ihren Körper herumflitzen, an ihrer salzigen Haut nibbeln und sie für eine kurze Zeit ein Teil ihres Universums sein lassen. Schließlich wird sie mit einem tiefen Ausatmen die Wasseroberfläche durchbrechen, sich im Wasser wenden und die Morgensonne ihr Gesicht wärmen lassen, während sie den kleinen, tuckernden Motorbooten, den Rufen der Fischer und dem langsam erwachenden Dorf lauscht, bevor sie mit langen, kräftigen Schwimmzügen den Strand mit den Bergen am Horizont entlangschwimmt.
Es ist ihr erster Morgen alleine auf der Insel. Ohne Otto. Zwei Jahre sind vergangen, seit sie das letzte Mal hier gewesen ist. Das Haus hat sie unter Seufzen und Stöhnen empfangen. Die Fensterbalken knarrten, als sie sie aufstemmte, die Scharniere wanden sich und der Staub wirbelte auf und wurde in den Strahlen der Sonne zum Leben erweckt, als das Licht endlich hineinströmte. Sie wanderte durch die Räume des Hauses, ließ die Finger über die Möbel streichen, die sie und Otto seinerzeit zusammengesucht und auf der Ladefläche des Pickuptrucks, den Otto einem alten Imker in den Tiefen des Palouki-Waldes abgekauft hatte, nach Hause gebracht hatten. Den Abend verbrachte sie mit kühlem Mythos-Bier, das sie in großen Zügen auf der Dachterrasse trank, den Sternenhimmel über und die Lichter der Hafenfront unter sich.