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Den ganzen Tag fantasiert sie. Erinnerungen von letzter Nacht, Gedanken an den besten Freund ihres Sohnes, Erwartungen an das, was die kommende Nacht noch bringen mag. Dann hält sie einen Vortrag und im Publikum sitzt ein Mann mit einem besonders eindringlichen Blick, dem sie schließlich ins Bad folgt...-
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Seitenzahl: 27
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Kolofon
360 Grad - Winterstahl an meinem strahlenden Fleisch
Aus dem Dänischen von Julia Pfeiffer
Originaltitel: 360 Grader - Vinterstå mod mit strålende køb
© 2013 Susanne Staun
Alle Rechte der Ebookausgabe: © SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711514146
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: Epub 3.0
SAGA Egmont www.saga-books.com
- a part of Egmont, www.egmont.com
Winterstahl an meinem strahlenden Fleisch
von Susanne Staun
Ich bleibe noch ein bisschen liegen, sondere einen Geruch ab und schnüffle an mir, denn so ist es nun einmal: Ich mache beides. Ich mag den Geruch am Tag danach, das Gefühl im Körper, das noch undeutlicher ist als der Geruch. Ungern gehe ich nach Nächten wie diesen ins Bad; mag es, den Geruch zu konservieren und mir vorzustellen, wie die Flüssigkeiten zu weichen Krusten trocknen. Etwas beinahe Pulverartiges an den Fingern, wenn ich diese dann in mein Höschen stecke und noch weiter, bis der Geruch auf den Fingerspitzen sitzt, auf dass auch meine Nase bald in den Genuss kommt.
Ich dirigiere den Geruch mit dem Gefühl in der Muschi, das sich wie eine Schlange anfühlt, die sich in rhythmischen Stößen fortbewegt und die Wände mit dem Echo von gestern erfüllt. Die Muschi sehnt sich nach mehr von dem, was sie gestern bekommen hat: Mehr Schwanz, mehr Haut, mehr benebelnde Küsse – unersättliche, benebelnde Küsse.
Ich dirigiere den Geruch mit Bildern: die Pobacken – prall, wie aufgepumpte Bälle; sein Gesicht, wie ich es mir vorstelle, wie ich es kenne, besessen, bewundernd, mit Augen, die hinter lüstern verschlossenen Lidern verschwinden; sein startklarer Rohrkolben, wenn ich die Lippen um ihn stülpe, die Eichel am Gaumen spüre und sie mit der Zunge andrücke; die Art, wie das Wort Schatz durch seinen Mund pfeift, genau in dem Moment, als er sich in mir leert und über meinem Rücken zusammenbricht. Sein Gewicht, die Haare auf den Armen, die Haare auf der Brust, seine harten Flächen, die in meinen Armen weicher werden.
Ich bleibe noch ein bisschen liegen und sehne mich sehr.
Bald ist Weihnachten. Draußen wird die Dunkelheit vom Licht der Straßenlaternen durchbrochen. Ich liege hier und werde so schwer und schließe die Augen. Ich könnte das Gefühl in meinem Körper dämpfen, es mit den Fingern besänftigen, doch ich will nicht, weil ich davon noch Gebrauch machen werde. Ich werde das Gefühl zum Strahlen nutzen, ganz bald. Doch zuerst muss ich Kräfte sammeln und – warum auch nicht? – den Augenblick genießen. Mein Körper ist schwer und zufrieden und unzufrieden auf der Matratze.
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