4 Grandiose Western Auswahlband 1001 - Pete Hackett - E-Book

4 Grandiose Western Auswahlband 1001 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Über diesen Band: Dieser Band enthält folgende Western: Diese Lady ist Dynamit (Pete Hackett) Der Mann mit den zwei Pistolen (Charles Alden Seltzer) Räuber mit dem Colt (Charles Alden Seltzer) Reiter der Stille (John Frederick) Sie lehnten an der Theke von 'Larry`s Inn'. Auf ihrem Weg ins Goldland Montana hatten sie in dem Nest Tierra Amarilla Halt gemacht. Hier wollten sie eine Nacht bleiben und ausruhen. Vier Männer und eine Frau. Sie war noch keine 25, schlank und etwa eins siebzig, hatte rote Haare, die in sanften Wellen über ihre Schultern und auf ihren Rücken fielen. Und sie trug zwei schwere, langläufige Remington-Colts am Gürtel. Ihr Name war Shirley Patton. Sie erregte Aufsehen. Nicht nur wegen der beiden Sixshooter am patronengespickten Gurt aus schwarzem Büffelleder. Diese Frau war ungewöhnlich hübsch. Kein richtiger Mann vermochte sich der Faszination, die sie verströmte, entziehen. In El Paso hatten die vier ihr aus einer üblen Klemme geholfen. Sie stand alleine auf der Welt, und sie war eine Abenteuerin. Und als sie hörte, dass die Männer nach Montana wollten, hatte sie sich ihnen kurzerhand angeschlossen. Die Männer tranken Bier, die Frau begnügte sich mit einem Glas Wasser.

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Seitenzahl: 1028

Veröffentlichungsjahr: 2023

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John Frederick, Pete Hackett, Charles Alden Seltzer

4 Grandiose Western Auswahlband 1001

UUID: 57c8f21a-237b-4cf6-8fd8-dde40df2cde3
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Inhaltsverzeichnis

4 Grandiose Western Auswahlband 1001

Copyright

Diese Lady ist Dynamit: Pete Hackett Western Edition 25

Diese Lady ist Dynamit: Pete Hackett Western Edition 25

Copyright

​Diese Lady ist Dynamit: Pete Hackett Western Edition 25

Der Mann mit den zwei Pistolen: Wichita Western Roman 13

Der Mann mit den zwei Pistolen: Wichita Western Roman 13

Der Mann mit den zwei Pistolen: Wichita Western Roman 13

Copyright

KAPITEL I

KAPITEL II

KAPITEL III

KAPITEL IV

KAPITEL V

KAPITEL VI

KAPITEL VII

KAPITEL VIII

KAPITEL IX

KAPITEL X

KAPITEL XI

KAPITEL XII

KAPITEL XIII

KAPITEL XIV

KAPITEL XV

KAPITEL XVI

KAPITEL XVII

KAPITEL XVIII

KAPITEL XIX

KAPITEL XX

KAPITEL XXI

KAPITEL XXII

KAPITEL XXIII

KAPITEL XXIV

Räuber mit dem Colt: Wichita Western Roman 25

Räuber mit dem Colt: Wichita Western Roman 25

Räuber mit dem Colt: Wichita Western Roman 25

Copyright

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Kapitel Sieben

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Kapitel siebzehn

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Kapitel vierundzwanzig

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Kapitel sechsundzwanzig

Kapitel siebenundzwanzig

Kapitel achtundzwanzig

Kapitel neunundzwanzig

Kapitel Dreißig

Einunddreißigstes Kapitel

Reiter der Stille: Wichita Western Roman 57

Reiter der Stille: Wichita Western Roman 57

Reiter der Stille: Wichita Western Roman 57

Copyright

PROLOG

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

KAPITEL 31

KAPITEL 32

KAPITEL 33

KAPITEL 34

KAPITEL 35

KAPITEL 36

KAPITEL 37

KAPITEL 38

4 Grandiose Western Auswahlband 1001

von John Frederick, Pete Hackett, Charles Alden Seltzer

Über diesen Band:

Dieser Band enthält folgende Western:

Diese Lady ist Dynamit (Pete Hackett)

Der Mann mit den zwei Pistolen (Charles Alden Seltzer)

Räuber mit dem Colt (Charles Alden Seltzer)

Reiter der Stille (John Frederick)

Sie lehnten an der Theke von 'Larry`s Inn'. Auf ihrem Weg ins Goldland Montana hatten sie in dem Nest Tierra Amarilla Halt gemacht. Hier wollten sie eine Nacht bleiben und ausruhen.

Vier Männer und eine Frau. Sie war noch keine 25, schlank und etwa eins siebzig, hatte rote Haare, die in sanften Wellen über ihre Schultern und auf ihren Rücken fielen. Und sie trug zwei schwere, langläufige Remington-Colts am Gürtel.

Ihr Name war Shirley Patton.

Sie erregte Aufsehen. Nicht nur wegen der beiden Sixshooter am patronengespickten Gurt aus schwarzem Büffelleder. Diese Frau war ungewöhnlich hübsch. Kein richtiger Mann vermochte sich der Faszination, die sie verströmte, entziehen.

In El Paso hatten die vier ihr aus einer üblen Klemme geholfen. Sie stand alleine auf der Welt, und sie war eine Abenteuerin. Und als sie hörte, dass die Männer nach Montana wollten, hatte sie sich ihnen kurzerhand angeschlossen.

Die Männer tranken Bier, die Frau begnügte sich mit einem Glas Wasser.

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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Diese Lady ist Dynamit: Pete Hackett Western Edition 25

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Pete Hackett

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​Diese Lady ist Dynamit: Pete Hackett Western Edition 25

Western von Pete Hackett

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Sie lehnten an der Theke von 'Larry`s Inn'. Auf ihrem Weg ins Goldland Montana hatten sie in dem Nest Tierra Amarilla Halt gemacht. Hier wollten sie eine Nacht bleiben und ausruhen.

Vier Männer und eine Frau. Sie war noch keine 25, schlank und etwa eins siebzig, hatte rote Haare, die in sanften Wellen über ihre Schultern und auf ihren Rücken fielen. Und sie trug zwei schwere, langläufige Remington-Colts am Gürtel.

Ihr Name war Shirley Patton.

Sie erregte Aufsehen. Nicht nur wegen der beiden Sixshooter am patronengespickten Gurt aus schwarzem Büffelleder. Diese Frau war ungewöhnlich hübsch. Kein richtiger Mann vermochte sich der Faszination, die sie verströmte, entziehen.

In El Paso hatten die vier ihr aus einer üblen Klemme geholfen. Sie stand alleine auf der Welt, und sie war eine Abenteuerin. Und als sie hörte, dass die Männer nach Montana wollten, hatte sie sich ihnen kurzerhand angeschlossen.

Die Männer tranken Bier, die Frau begnügte sich mit einem Glas Wasser.

Es war Nacht. Die Dunkelheit hing wie ein schwarzer Mantel über dem Land. Ein gutes Dutzend Männer lungerte an der Bar herum oder saß an den Tischen. An einem der Tische wurde um kleine Einsätze gepokert.

Einige Kerle hatten die Kopfe zusammengesteckt und flüsterten miteinander. Es waren vier. Auf ihrem Tisch stand eine Flasche Brandy, die schon ziemlich leer war.

Die Kerle lachten. Schließlich erhob sich einer von ihnen. Ehe er sich in Bewegung setzte, trank er mit einem Ruck sein Glas leer. Er hüstelte. Dann näherte er sich dem Schanktisch. Er baute sich an seinem Ende auf und nahm eine lässige Haltung ein.

Der Mann hieß Darren Baxter. An seinem rechten Oberschenkel war ein Colt festgeschnallt. Er war groß, breitschultrig und schmal in den Hüften. Der genossene Alkohol rötete seine Augen.

"Heh, Reddy", rief er rau.

Shirley fühlte sich angesprochen. Darren Baxter starrte sie durchdringend und zwingend an. Deshalb ...

"Meinst du mich?", fragte sie mit dunkler, etwas rauchiger Stimme.

"Yeah, dich, Honey." Baxter grinste breit. Es war ein selbstgefälliges, überhebliches Grinsen. Seine Zähne blitzten. "Du gefällst mir. Ja, wirklich. Eine wie dich könnte ich glatt schon zum Frühstück vernaschen."

Er verdrehte die Augen und schnalzte genießerisch mit der Zunge.

"Sicher", murmelte das Mädchen, "gib aber acht, dass dir eine wie ich nicht im Magen liegenbleibt. Meine Sorte ist nämlich schwer verdaulich. – Also lass mich in Ruhe."

Sein Grinsen wurde maskenhaft. "Heh, du siehst nicht gerade aus, als wärst du prüde, Honey. Was muss man dir bieten, damit du ja sagst? Reicht es, wenn ich dir sage, dass du die nächsten Wochen und Monate von einem wie mir träumen wirst?"

"Du hast gehört, was Shirley gesagt hat, Hombre", mischte sich Tyler Cohan ein, ein indianerhaft wirkender Mann mit kantigen Zügen, von dem etwas Raubtierhaftes, Gefährliches ausging.

"Mit dir rede ich nicht, Mister", knurrte Baxter. "Es sei denn, du bist mit ihr verheiratet. Ansonsten halt das Maul."

Herausfordernd fixierte er Tyler.

"Ich glaube, du hast dir ein Paar Stiefel angezogen, mein Freund, die dir einige Nummern zu groß sind."

Das hatte Jim Hastings ausgesprochen, der links von Shirley stand. Hastings war blond und blauäugig. Er trug den 45er links. Er besaß die Geschmeidigkeit eines Pumas. Seine Wiege hatte in Texas gestanden, genau gesagt in San Antonio.

"Für dich gilt dasselbe wie für deinen Kumpel", fertigte ihn Darren Baxter barsch ab. "Ich will die Rothaarige. So ein Weib kommt nicht alle Tage in ein Nest wie dieses. Sie macht ganz und gar nicht den Eindruck eines Mauerblümchens. Ich will sie – und ich habe mir schon immer genommen, was ich wollte. Also werde ich es auch heute tun."

Im Schankraum war es absolut ruhig geworden. Die Atmosphäre schien vor Spannung zu knistern, war wie mit Elektrizität geladen. Man konnte die Gefahr, die die lastende Stille erfüllte, fast körperlich spüren.

"Du bist betrunken, Mister", kam es ruhig und sachlich von Tyler. "Setz dich wieder auf deine fünf Buchstaben und lass uns in Ruhe. Andernfalls kriegst du Ärger."

Darren Baxters Grinsen erlosch. Seine Züge verkniffen sich. Von ihm ging plötzlich etwas Böses, Unduldsames aus. Er gehörte zu dem Menschenschlag, der auf jede Herausforderung reagiert, der jede Herausforderung annimmt. Er knirschte: "Die Lady wird sich jetzt zu mir an den Tisch setzen. Sie leistet mir Gesellschaft, bis ich ..."

Shirley unterbrach ihn schroff: "Bis du was?"

"Bis ich der Meinung bin, dass wir uns aufs Zimmer zurückziehen sollten, Sweetheart."

Cole Forsyth, ein dunkelhaariger Bursche mit schmalem Gesicht und stechenden Augen, schnappte: "Ich schätze, Großmaul, dir brennt das Hemd. Oder hast du nicht alle Tassen im Schrank? Für wen hältst du dich eigentlich?"

Shirley legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ruhig, Cole, ganz ruhig." Sie lächelte. "Ich werde dem Gentleman Gesellschaft leisten. Yeah ..."

Sie löste sich vom Tresen.

Mit schwingenden Hüften und biegsam in der Taille ging sie langsam auf Darren Baxter zu. Das Lächeln umspielte nach wie vor ihren sinnlichen Mund. Es zauberte kleine Grübchen in ihre sonnengebräunten Wangen. Ihre grünlichen Augen versprühten Blitze.

Unter dem Hemd zeichneten sich satt und prall ihre Brüste ab. Die Nippel waren deutlich auszumachen. Die drei oberen Knöpfe des Hemdes waren geöffnet. Darren Baxter konnte die Ansätze ihrer Brüste erkennen. Sein Blick saugte sich daran fest. Die Gier glitzerte in seiner Iris.

"Na, Sonny, läuft dir das Wasser im Mund zusammen?", fragte Shirley, und ihre Stimme hatte einen geradezu sanften Klang. Anderthalb Schritte vor Baxter war sie stehengeblieben. Ihr Blick wanderte an ihm hinunter. "Ganz klar", sagte sie. "Du bist spitz wie ein läufiger Rüde. Man sieht's."

Tatsächlich beulte sich bei Darren Baxter oberhalb des Schritts die Hose verdächtig aus. Seine Linke tastete sich zu der Stelle, ungeniert begann er sie zu massieren. "Heavens", grunzte er, "spitz ist gar kein Ausdruck. Was hältst du davon, Honey, wenn wir uns erst gar nicht setzen, sondern gleich dein Zimmer aufsuchen?"

Das Lächeln wirkte wie hineingeklebt in ihr rassiges Gesicht. Aber wenn Darren Baxter genau hingeschaut hätte, dann wäre ihm sicherlich aufgefallen, dass es ihre Katzenaugen nicht erreichte. In ihnen war nicht die Spur von Freundlichkeit. Da war im Gegenteil etwas, das ihn hätte warnen müssen.

Es entging ihm. Vielleicht ignorierte er es auch nur. Er fühlte sich verdammt sicher – viel zu sicher.

Shirleys Linke hob sich und ihre Finger begannen in der Flut von Haaren zu spielen, die über ihre Schultern quollen. Spielerisch wickelte sie sich eine Strähne um den Zeigefinger. Ihre Lippen waren ein wenig geöffnet, zwei Reihen perlweißer, ebenmäßiger Zähne schimmerten zwischen ihnen.

Sie war die Verführung in Person, wie sie so dastand.

Darren Baxter leckte sich über die Lippen. Im Geiste sah er sie schon nackt vor sich. "Hölle", entrang es sich ihm. "Einem Weib wie dir begegnet man wirklich nur einmal im Leben."

Aber Shirley verpasste seiner Euphorie einen gewaltigen Dämpfer.

"Ich habe nicht vor, mich mit dir an den Tisch zu setzen, Sonny", gab sie ruhig zu verstehen. "Auf die Gesellschaft von Dummköpfen lege ich nämlich keinen – lege ich nicht den geringsten Wert."

Und mit dem letzten Wort ließ Shirley ihr linkes Bein hochfliegen. Er hatte keine Chance. In dem Sekundenbruchteil zwischen Erkennen und Reagieren traf sie ihn genau auf den Punkt. Er krümmte sich nach vorn und brüllte seinen Schmerz hinaus. Die Augen traten ihm aus den Höhlen. Seine Hände fuhren zwischen seine Beine, verkrampften sich.

Shirley zog blitzartig den rechten Colt. Es war eine glatte Bewegung im Zusammenspiel von Schulter, Arm und Hand. Sie war schnell – höllisch schnell. Das Eisen flirrte hoch. Und dann zuckte ihre Faust nach unten.

Darren Baxter, der noch immer vornübergeneigt dastand und sein malträtiertes bestes Stück mit beiden Händen festhielt, der verstandesmäßig gar nicht erfasste, wie ihm geschah, bekam den Lauf des Sechsschüssers mit stählerner Härte auf den Kopf, und vor seinen Augen schien die Welt zu explodieren.

Er seufzte und fiel um wie ein morscher Baum.

Seine Kumpane am Tisch sprangen auf. Ein Stuhl kippte polternd um. Die Brandyflasche rollte über die Tischkante und fiel auf die Dielen. Ausgelaufener Schnaps sickerte zwischen die Ritzen der Bohlen.

Die Hände der drei Kerle stießen zu den Schießeisen.

Mitten in der Bewegung erstarrten sie. Ihre Hände blieben über den Knäufen hängen wie die Klauen von Greifvögeln.

In Shirleys beiden Fäusten lagen plötzlich die Colts. Es knackte metallisch, als sie die Hähne spannte. Klickend drehten sich die Trommeln um jeweils eine Kammer weiter. Kreisrund, schwarz gähnend und unheilvoll starrten die Mündungen auf die Kerle. Auf keinen bestimmten von ihnen. Aber jeder spürte für sich, dass er es sein würde, den ihr Blei traf, wenn er auch nur falsch mit der Wimper zuckte.

Ungläubig und staunend fixierten sie die rothaarige Schönheit, deren Anblick allein jeden Mann verrückt machte und die ihre Colts beherrschte wie ein Jongleur seine Ringe.

"Das war's", ließ Shirley vernehmen. Ihre Stimme klang völlig gelassen und ohne jede Aggressivität. "Jetzt verschwindet. Und vergesst nicht, diesen notgeilen Narren mitzunehmen. Der wird die nächste Zeit schätzungsweise nichts mit einer Frau im Sinn haben."

"Na, was ist? Seid ihr taub?", rief Lance Shannon, der vierte Mann in Shirleys Begleitung.

In die Kerle kam Bewegung. Mit starren Mienen kamen sie näher. Sie sahen, wie das Mädchen die Colts um ihre Zeigefinger rotieren ließ und in den Holstern versenkte. Sie wagten nichts. Diese Lady war Dynamit. Und die vier Kerle, die sie um sich geschart hatte, vermittelten einen ziemlich hartgesottenen und raubeinigen Eindruck.

Shirley hatte ihnen eine Lektion erteilt. In diesem Land lernte ein Mann seine Lektionen entweder schnell, oder er ging vor die Hunde. Vor die Hunde wollten sie nicht gehen. Also hoben sie Darren Baxter auf und schleppten ihn nach draußen. Ihre Schritte polterten über den Vorbau, schließlich verklangen sie.

Der Keeper meldete sich zu Wort: "Hölle und Teufel. Denen haben Sie's gezeigt, Lady. Aber wissen Sie auch, mit wem Sie sich da angelegt haben?"

"Sollte mich das interessieren?" Shirley fragte es und kehrte zu ihrem Platz zwischen Tyler Cohan und Jim Hastings zurück. Sie nippte an ihrem Wasser.

"Wäre vielleicht ganz gut, es zu wissen."

Die Männer im Schankraum hatten sich von ihrer Lähmung befreit und begannen zu tuscheln. Scheue Blicke trafen das Quintett beim Tresen.

"Na, dann erzählen Sie's", forderte Shirley den Keeper auf zu sprechen.

"Er heißt Darren Baxter. Sein Vater betreibt einige Erzgruben in den Bergen östlich von Chama Creek. Ein reicher Mann, in dessen Schatten wir hier leben. Darren Baxter wird Ihnen den Tritt in den ... hm, in die ..."

Betreten brach er ab.

"... Eier", half ihm Shirley auf die Sprünge.

"Genau." Der Mann schaute sie verblüfft an. "Also gut, er wird Ihnen den Tritt nicht verzeihen. Und dass Sie ihn ausgeknockt haben, erst recht nicht. Er ist nachtragend und rachsüchtig. Sie müssen mit ihm rechnen."

"Danke für die Warnung", sagte Cole Forsyth. "Aber der gute Darren muss sich ziemlich beeilen, wieder auf die Beine zu kommen. Denn wir reiten morgen früh weiter."

"Dann bringen Sie nur viele Meilen zwischen sich und Baxter", mahnte der Keeper. "Er ist gefährlich und hat eine Reihe mindestens ebenso gefährlicher Freunde."

"O ja", versetzte Shirley. "Sehr viele Meilen. Wenn er seine Schwellungen mit kalten Essigumschlägen behandelt, kann er vielleicht in einer Woche wieder auf einem Pferd sitzen. Bis dahin sind wir der Last Chance Gulch schon um einiges näher als diesem lausigen Nest hier."

Die Brauen des Keepers zuckten in die Höhe. "Sie sind auf dem Weg nach Montana?"

"Yeah", antwortete Shirley. "Dort oben soll das Gold regelrecht auf der Straße liegen. Man braucht sich nur zu bücken und es aufzuheben."

"Na dann, viel Glück", entrang es sich dem Barmann zweifelnd.

*

Shirley war auf ihrem Zimmer. Eine Lampe mit grünem Glasschirm an der Wand spendete trübes Licht. Unten, auf der Main Street war es ruhig. In dem Zimmer gab es ein Bett, zwei Stühle, einen kleinen Tisch, einen blinden Spiegel an der Wand und ein eisernes Dreibein mit einer Schüssel voll Wasser. Ein Handtuch hing unter dem Spiegel von einem krummen Nagel.

Shirley hatte den Revolvergurt abgelegt und über die Stuhllehne gehängt. Sie zog ihre staubigen Stiefel aus, dann schlüpfte sie aus der Jeans. Sie war nur noch mit einem kleinen Slip und dem Hemd bekleidet, als es an ihre Tür klopfte.

Sie glitt zum Stuhl, ihre Hand legte sich auf den Knauf eines der Colts. "Wer ist da?"

"Tyler."

"Was willst du?"

"Mit dir reden."

Ein Lächeln huschte um Shirleys Mund. Ein unergründlicher Ausdruck schwamm plötzlich auf dem Grund ihrer Augen.

Sie schob den Riegel zurück. Die Tür schwang auf. Tyler Cohan trat ins Zimmer. Er drückte die Tür zu und lehnte sich dagegen.

Das düstere Licht legte Schatten in sein hartliniges Gesicht. Sein Blick glitt an ihrer Gestalt nach unten. Sie hatte lange, schlanke Beine, wohlgeformt, mit einem kleinen Dreieck zwischen den Oberschenkeln. Ihre Haut war glatt und erinnerte an feinen Samt.

Shirley ließ es über sich ergehen. Sie kannte ihre Wirkung auf Männer. Auf diesem Gebiet war sie abgeklärt genug, um keine Verlegenheit zu empfinden.

Heiser vor Erregung begann der große Mann: "Ich wusste es, Shirley. Ich habe gleich erkannt, nachdem wir uns trafen, dass du die beiden Eisen nicht zum Spaß mit dir herumschleppst. Aber dass du sie so gut schwingen kannst, das hätte ich im Traum nicht erwartet."

Sie lächelte ihn an. In ihren Augen spiegelte sich das Licht. In ihrem Lächeln lag etwas, das er nicht sogleich zu deuten vermochte, das ihn aber berührte. Verunsichert schaute er sie an.

„Ich habe dich also beeindruckt“, erwiderte sie. „Aber um mir das zu sagen, bist du doch nicht in mein Zimmer gekommen. Was werden wohl Lance, Jim und Cole davon halten?“

Er winkte ab und fuhr fort: "Du hast diesen Baxter auf seine richtige Größe zurechtgestutzt. Ja, das hat mich beeindruckt.“ Er zögerte, wieder taxierte er sie von oben bis unten. Tyler Cohan wirkte betreten, unsicher. Er schluckte, schließlich gab er sich einen Ruck. „Himmel“, stöhnte er, „ich muss es dir sagen. Du kannst mich hinterher als Narren bezeichnen und mich aus dem Zimmer werfen. Ich wäre ...“

„Was redest du um den Brei herum, Tyler. Spuck's schon aus.“

Er nickte. „Okay, Shirley." Seine Hände hoben sich, sanken wieder nach unten. Er konnte nicht mehr zurück. Sie sah ihn an, als wollte sie seine geheimsten Gedanken ergründen und analysieren. "Als du so richtig in Aktion warst, da – da ..."

"... ging es dir nicht viel anders als dem Schwachkopf, der glaubte, bei mir nur mit den Fingern schnippen zu müssen. Deine Hormone haben sich gemeldet. Stimmt's?"

Sein Gesicht schien eine Nuance dunkler zu werden. Er schüttelte den Kopf. "Nicht ganz." Tyler räusperte sich, als wollte er sich den Hals frei machen, bevor er wieder ansetzte. Irgendwie fiel es ihm schwer, das zu sagen, was er auf dem Herzen hatte. "Seit ich dich zum ersten Mal sah, warst du für mich was Besonderes. Und heute, nun, da wusste ich, dass ich – dass ich in dich verliebt bin."

Er atmete aus. Ja, es hatte ihn eine Menge Überwindung gekostet, es auszusprechen. Er war ein harter und kompromissloser Bursche, der sich durchzusetzen vermochte und der den einmal eingeschlagenen Weg – wenn es sein musste – bis zum bitteren Ende ging.

Aber er war kein Süßholzraspler.

Jetzt war es draußen.

Und er fühlte sich plötzlich unendlich frei.

"Haben wir nicht ausgemacht, dass zwischen uns fünfen nichts anderes sein wird als Kameradschaft?" Ihre Frage kam fast schnippisch. "Wir wollten Partner sein, sonst nichts ..."

Er nickte. "Ich weiß. Aber ich musste es einfach loswerden." Wieder musterte er sie von oben bis unten.

Shirley schaute auf seine Mitte. O ja, es ging ihm jetzt genauso wie dem widerlichen Darren Baxter am Abend im Saloon. In seiner Hose hatte sich einiges getan. Zwischen Schritt und Gürtel schien sie sich nach vorne auszuweiten.

In Shirleys Mundwinkeln begann es zu zucken. Sie sagte: "Nun, Tyler, auch du warst mir von der ersten Sekunde an nicht egal. Du bist ein Mann – ein richtiger Mann. Auf einen wie dich habe ich vielleicht nur gewartet."

Es kam ohne Umschweife, direkt und klar, und in dem Blick, mit dem sie ihn ansah, lag die unverhohlene Aufforderung, den Worten Taten folgen zu lassen.

Sie trat dicht an ihn heran.

Tyler Cohan nahm sie in die Arme. Shirley stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte sich ihm entgegen. Sie küssten sich. Zunächst war es ein inniger Kuss, ein heißer Kuss, wie ihn frisch Verliebte eben austauschen. Schließlich aber brach die Leidenschaft durch. Bei beiden. Sie fingen an zu keuchen. Ihre Zungen drohten sich ineinander zu verknoten. Tylers Hände waren plötzlich überall. Sie öffnete seinen Gürtel und die Knöpfe seiner Hose.

Plötzlich riss sie sich los von ihm. Sie nahm seine Hand. "Komm!" Es war, als konnte sie es nicht mehr erwarten. Sie zog ihn zum Bett. Sie riss ihm fast das Hemd vom Leib. Dann wand sie sich aus dem ihren. Ihre Brüste quollen hervor. Sie waren prall und fest. Die Knospen standen steil in die Höhe. Ein Feuerwerk der hormonellen Ausschüttung raste bis unter ihre Haarwurzeln. Sie war in wilder, hemmungsloser Leidenschaft entflammt.

Tyler Cohan riss sich die Stiefel von den Füßen. Er sprang nahezu aus seiner Hose. Sein Körper war muskulös und sehnig. Die schwarzen Haare hingen ihm wirr in die Stirn. Sein Glied stand steif wie ein Pfahl. Die Spitze glänzte vor satter Durchblutung.

Shirley saß auf der Bettkante und entledigte sich des Schlüpfers. Jetzt waren sie beide nackt wie Adam und Eva vor dem Sündenfall.

Sie zog ihn zu sich aufs Bett, ließ sich zurückfallen. Ihre Hand legte sich um den Schaft des heiß durchbluteten Stücks zwischen seinen Beinen. Ja, er war ein richtiger Mann. Er strich mit seiner rauen Hand über ihren flachen Bauch, die Hand wanderte nach oben, spannte sich um ihre rechte Brust, knetete sie sanft. Dann tastete sie sich wieder nach unten, wühlte durch ihre Schamhaare, schließlich stimulierte er sie mit dem Finger. Sie war feucht ...

Shirleys Hand bewegte sich locker, schwang leicht hin und her.

Tyler stöhnte.

Er beugte sich über sie, seine Zunge kreiste um den kieselsteinharten Nippel. Shirley warf den Kopf aufs Kissen, ihre Hand begann ihn zu bearbeiten, ihr Mund öffnete sich halb vor Wollust, sie schloss die Augen.

Sie wurden mitgerissen von der Flut aus Leidenschaft und lüsterner Begierde. Es gab nur sie beide. Sonst nichts. Jeder wollte die Befriedigung. Sie waren hungrig, und sie waren heißblütig.

Tyler drängte sich zwischen ihre Oberschenkel. Sein zum Platzen gefüllter Johnny glitt hinein in den feuchten Kanal männlicher Glückseligkeit. Sie erbebte. Ihre Muskeln strafften sich, sie wölbte sich ihm entgegen. Ein Stöhnen kämpfte sich in ihrer Brust hoch und drang über ihre zuckenden Lippen.

Tyler füllte sie aus. Er spießte sie regelrecht auf. Tief war er in ihr drin. Seine Hüften schwangen zurück. Dann stieß er in sie hinein. Erst langsam – dann schneller, immer schneller, schließlich exzessiv und wie rasend.

Beider Atem flog. Schweiß drang ihnen aus den Poren. Sie schlang die Beine um seine Taille. Abgehackte, spitze Schreie aus ihrer Kehle begleiteten den Rhythmus seiner Stöße. Er katapultierte sie regelrecht zum Höhepunkt. Es war wie der Ausbruch eines Vulkans. Shirley röchelte. Ihre Lider flatterten, ihr Gesicht hatte sich gerötet. Das Kribbeln in ihrem Körper breitete sich aus und schien den letzten Nerv zu aktivieren. Ihr Mund klaffte weit auf. Ihr Körper zuckte unter Tyler wie im Krampf.

Und schließlich pulsierte es aus ihm heraus. Stoßweise ergoss er sich in sie. Ein Taumel erfasste ihn, er verdrehte die Augen. Und er schob, bis der letzte Tropfen draußen war.

Das grenzenlose Empfinden, das durch seine Gehirnwindungen zuckte und ihm jeglichen Gedanken raubte, ebbte ab. Der Taumel verschwand. Er spürte die Wärme ihrer Scheide, die eng seinen Lustzapfen umschloss. Tylers Körper erschlaffte.

Tyler Cohan rollte sich zur Seite. Er lag neben ihr. Ihre Hand strich über seinen Leib. Beide waren sie atemlos.

"Das war gut, Sweetheart", murmelte er.

"Yeah", erwiderte sie zwischen zwei tiefen Atemzügen. "Und es war, denke ich, fällig."

Tyler nickte. "Was dagegen, wenn ich bleibe?"

"Wo denkst du hin? Du hast es mir viel zu gut besorgt eben, als dass ich es bei dem einen Mal für diese Nacht belassen könnte. Hoffentlich bereust du's nicht noch, dass du zu mir gekommen bist. Ich kann nämlich unersättlich sein."

Ihre Hand tastete sich nach unten und Tyler spürte, wie sie den müden Krieger zwischen seinen Beinen zu manipulieren begann.

*

Als sich im Osten die Sonne über den Horizont schob und dem Land langsam seine Farben verlieh, zogen sie ihre Pferde aus dem Mietstall. Das Morgenrot legte einen rötlichen Schein auf die Dächer der Häuser und spiegelte sich in den Fenstern.

Es war kühl. Sie saßen auf. In ihren Scabbards steckten Gewehre. Sie hatten Leinensäcke mit Proviant an den Sätteln hängen. Die Wasserflaschen waren gefüllt.

Im Wagen- und Abstellhof saßen sie auf. Sattelleder knarrte, die Gebissketten klirrten. Sie trieben die Pferde an. Dumpf pochte der Hufschlag. Durch das hohe Galgentor bogen sie in die Main Street ein. Die Hufe rissen Staubfahnen in die Morgenluft, der sachte Wind trieb sie als Fontänen vor sich her.

Die Stadt schlief noch. Irgendwo hinter den Häusern bellte ein Hund.

Der kleine Trupp kam nicht weit. Aus einer Gassenmündung löste sich die Gestalt eines Mannes. Er hielt eine Winchester in der Hüfte im Anschlag. Sein Zeigefinger lag um den Abzug. Mitten auf der Fahrbahn hielt er an.

Um die Ecke des Barber Shops schob sich eine zweite Gestalt. Ebenfalls bewaffnet mit einem Gewehr.

Ein dritter Mann kam zwischen General Store und einem Lagerschuppen hervor. Bewaffnet ...

Ein vierter Bewaffneter trat aus dem Schatten eines Gebäudes. Er blieb dicht am Gehsteiggeländer stehen.

Und hinter den Reitern erklang eine gehässige Stimme: "Aus dem Staub machen gilt nicht. Ihr habt bei mir was offen. Vor allem die rothaarige Tigerkatze. Wir werden euch jetzt die Rechnung für gestern Abend präsentieren. Ich schätze, es wird höllisch hart für euch werden."

Sie waren ihren Pferden in die Zügel gefallen. Die Tiere schnaubten, stampften und peitschten mit den Schweifen.

Die Hände der fünf stahlen sich zu den Revolvern.

Tyler Cohan zog sein Pferd herum, wendete es. Jim Hastings zerrte sein Tier halb um die linke Hand. Cole Forsyth nahm Front zu dem Kerl beim Barber Shop ein. Lance Shannon beobachtete den Mister an der Ecke des General Store. Und Shirley ließ den Burschen nicht aus den Augen, der vor ihr mitten auf der Straße stand.

"Und jetzt?", rief Tyler Cohan rau. "Wollt ihr uns von den Pferden knallen? Oder was soll das sonst werden?"

Darren Baxter lachte scheppernd. "Ihr vier Dummköpfe könnt von mir aus die Stadt verlassen. Allerdings zu Fuß, auf Socken, und ohne eure Waffen. Und solltet ihr euch noch einmal in Tierra Amarilla und Umgebung blicken lassen, werden wir euch teeren und federn."

"Ausgesprochen freundlich, Baxter. Und was wird aus Shirley?"

"Aaah, Shirley heißt der rothaarige Teufelsbraten. Nun, sie wird mich entschädigen müssen für den gemeinen Tritt und die brutale Kopfnuss von gestern Abend." Darren Baxter kicherte. "Ich werde der Wildkatze die Krallen ziehen, und sehr bald wird sie schnurren wie ein zahmes Kätzchen."

"Du scheinst sehr von deinen Qualitäten überzeugt zu sein, Baxter", rief Shirley über die Schulter. "Ich denke, du bist nicht mal halb so gut, wie du glaubst."

"Du hast ein loses Mundwerk, Girly. Hoffentlich ..."

Er kam nicht zu Ende. Tyler Cohan zischte: "Jetzt!"

Die vier Männer warfen sich aus den Sätteln. Shirley drosch ihrem Pferd die Fersen in die Seiten. Aus dem Stand vollführte das Tier einen Satz nach vorn. In Shirleys rechter Faust lag wie hineingezaubert der Colt.

Hinter Shirley begannen die Waffen zu dröhnen. Sie schoss am Hals des Tieres vorbei, als es an der Hüfte des Kerls vor ihr grell aufleuchtete. Die Detonationen vermischten sich zu einem einzigen, lauten Knall, der durch die Stadt trieb und sich über die Dächer der Häuser erhob.

Pulverdampf wölkte, Staub wallte. Ein Pferd wieherte, ein anderes stieg auf die Hinterhand. Ein drittes lag am Boden und schlegelte mit den Hufen.

Shirley spürte den Gluthauch der Winchesterkugel an ihrer Wange. Ein zweites Mal bäumte sich die Waffe in ihrer Faust auf. Der Mister mit der Winchester schwankte. Die Mündung der Waffe wies auf die Straße. Noch einmal zog er durch. Das Geschoss pflügte den Staub. Plötzlich sackte er zusammen. Er begrub das Gewehr unter sich.

Shirley zerrte das Pferd um die linke Hand.

Auf dem Gehsteig sah sie einen Mann geduckt die Straße hinunterrennen. Er rannte um sein Leben. Der Kerl beim Barber Shop saß auf der Vorbaukante und presste die Hand gegen seine durchschossene Schulter. Der beim General Store war verschwunden.

Und weiter oben auf der Straße lag Darren Baxter still auf dem Rücken.

Shirleys Begleiter standen mit den Rücken zueinander und sicherten um sich. Bleierne Stille hing nach den Schüssen über der Stadt. Die Echos der Detonationen waren verhallt. Es war wie die Stille des Todes. Der Pulverdampf wurde vom Morgenwind zerpflückt. Aufgewirbelter Staub senkte sich auf die Main Street zurück.

Shirley trieb ihr Pferd zu dem Mister hin, den sie niedergeschossen hatte. Er lag verkrümmt auf der Seite und wimmerte. Seine Hand hatte sich im Hemd über der rechten Brustseite verkrallt. Sie war rot von seinem Blut, das zwischen den Fingern hindurch sickerte und in den Straßenstaub tropfte.

Shirley ritt zurück zu ihren Gefährten.

Sie hatten die Colts sinken lassen. Von keiner Seite drohte mehr Gefahr. Der Mister auf dem Gehsteig war verschwunden.

Tyler Cohan setzte sich ruckhaft in Bewegung. Er bewegte sich geschmeidig, federte leicht in den Knien. Er beugte sich über Darren Baxter. Dessen Augen waren weit geöffnet und starrten mit leerem Ausdruck hinauf zum bleigrauen Himmel. Cohans Kugel hatte ihn mitten ins Leben getroffen. Auf seiner Hemdbrust zeichnete sich ein schnell größer werdender Blutfleck ab.

Tyler Cohan verspürte eine jähe Trockenheit im Mund. "Dieser Narr", murmelte er bitter vor sich hin. "Warum musste er es herausfordern?"

Er kehrte zu den anderen zurück.

Der Bursche mit der zerschossenen Schulter hatte sich erhoben und taumelte nach vorne gekrümmt die Fahrbahn hinunter. Sein Gewehr blieb zurück.

Sie schauten sich um. Hinter den Fensterscheiben der umliegenden Häuser zeigten sich helle Flecke. Es waren die Gesichter der Anwohner. Niemand schob das Fenster hoch und beugte sich heraus. Niemand lief auf die Straße. Einen Sheriff oder Deputy gab es in dem Nest nicht.

Es war, als hielte die Stadt den Atem an.

Lance Shannon ließ seine dunkle Stimme erklingen: "Mein Pferd ist beim Teufel. Ich werde mir ein neues beschaffen müssen." Er stieß seinen Colt ins Holster.

Auch die anderen versenkten ihre Kanonen.

"Der dort braucht einen Arzt", gab Shirley zu verstehen und wies auf den röchelnden und stöhnenden Burschen, den sie niedergestreckt hatte.

"Habt ihr gehört!", brüllte Jim Hastings und drehte sich auf der Stelle. "Ein Arzt wird gebraucht! Also hole jemand den Doc."

Sein lautes Organ musste in den Häusern zu hören sein.

"Nimm deinem Gaul Sattel und Zaumzeug ab, Lance", knurrte Tyler. „Jim, Cole, Shirley, ihr passt auf. Dieses Drecknest scheint immer für eine böse Überraschung gut zu sein."

Tyler Cohan ritt zum Mietstall zurück.

Der alte, gebeugte Stallbursche erwartete ihn beim Tor.

Cohan sagte: "Haben Darren Baxter und sein schießwütiger Anhang ihre Gäule bei Ihnen untergestellt, Oldtimer?"

Der Alte schluckte trocken und nickte.

Cohan hob das rechte Bein über das Sattelhorn und glitt vom Pferd. "Zeigen Sie sie mir."

Der Stallmann nahm eine Laterne vom Haken und wuselte vor Cohan her zum hinteren Ende des Stalles. Hier war es noch ziemlich dunkel. Durch die Ritzen der Bretterwände fiel graues Morgenlicht in schmalen, schrägen Bahnen, in denen winzige Staubpartikel tanzten. Cohan nahm dem Oldtimer die Laterne aus der Hand und ging von Box zu Box. Er entschied sich für einen hochbeinigen Falben mit breiter Brust, was kräftige Lungen und Ausdauer verriet. Er zog das Tier auf den Mittelgang.

"Ich nehme den", erklärte er. "Und es ist kein Diebstahl, Oldtimer, es ist Schadenersatz für eines unserer Tiere, das die Hohlköpfe abgeknallt haben."

"Das – das ist Darren Baxters Pferd", krächzte der Alte, und es klang fast verzweifelt. "Wenn ich es einfach so ..."

"Darren Baxter braucht keinen Vierbeiner mehr", schnitt ihm Cohan das Wort ab.

Der Stallmann zog den Kopf zwischen die hageren Schultern. "Gütiger Gott", entfuhr es ihm fassungslos. "Ist er – ist er etwa tot?"

"Yeah."

Cohan griff in die Mähne des Falben und zog ihn zum Tor. Er hörte den Alten stammeln: "Das nimmt Jason Baxter nicht hin, Stranger. Er wird euch jagen, bis euch die Zungen zum Hals heraushängen. Und am Ende wird er euch töten."

"Er hätte seinen Ableger nicht so sehr verwöhnen sollen. Wenn einer denkt, er kann alles auf der Welt so mir nichts dir nichts kriegen, dann hat jemand bei seiner Erziehung etwas falsch gemacht."

Cohan saß auf. Er nahm sein Lasso und warf die Schlinge über den Kopf des Falben. Mit dem Tier im Schlepptau trabte er zurück auf die Main Street.

Bei dem Verwundeten kniete jetzt ein grauhaariger Mann mit einem Zwicker auf der Nase. Neben ihm stand eine schwarze Ledertasche. Er ließ sich nicht stören, als Cohan kam.

Tyler Cohan half Lance Shannon, den Falben zu satteln und zu zäumen. Sie schnallten die Deckenrolle fest.

"Okay, reiten wir." Cohan drehte die Nase seines Braunen nach Norden.

Ungehindert verließen sie Tierra Amarilla.

*

Man brachte Darren Baxter nach Chama Creek. Dort war Jason Baxter der Starke und Mächtige. Sein Schatten fiel weit. Er bestimmte in diesem Teil des Countys sozusagen die Richtlinien der Politik. Er war der ungekrönte König. Sein Wort war Gesetz.

Darren Baxter wurde ins Leichenschauhaus des Ortes gebracht. Er wurde in einem teuren Sarg aufgebahrt. Vor dem offenen Sarg standen Jason Baxter und Wesley, Darrens Bruder.

Mit erloschenem Blick starrte Jason Baxter auf seinen toten Sohn. Das wächsern anmutende Gesicht Darrens war im Tode verzerrt. Der grenzenlose Schreck der letzten Sekunde seines Lebens prägte es.

Etwas in Jason Baxter schien zerbrochen zu sein. Fassungslosigkeit und Trauer erfüllten ihn. Seine Miene wurde von der ganzen Gefühlswelt geprägt, die ihn erfüllte.

Je länger er aber auf den Leichnam starrte, umso mehr wurden die schmerzhaften Empfindungen vom Zorn verdrängt, der sich steigerte und schließlich in leidenschaftlichen, unversöhnlichen Hass umschlug.

„Sie müssen sterben“, presste er plötzlich zwischen den Zähnen hervor. „Ich will sie tot sehen.“ Die Leidenschaft verdunkelte seine Stimme. „Ja, ich will Rache – blutige Rache. Und ich werde nicht eher ruhen, bis sie tot vor mir liegen.“

Es war ein tödlicher Schwur, den Jason Baxter aussprach.

Wesleys Lippen wurden zu einem dünnen, blutleeren Strich. Harte Linien hatten sich in seine Mundwinkel gekerbt. Er hatte seinen jüngeren Bruder geliebt, obwohl er oftmals mit dessen haltlosem Treiben nicht einverstanden war. Darren war leichtsinnig und wenig verantwortungsbewusst. Er, Wesley, war aus einem anderen Holz geschnitzt. Er war wie sein Vater. Unduldsam, despotisch, eigennützig und skrupellos – alles andere als ein Bruder Leichtfuß, wie es Darren gewesen war.

Wesley Baxter stieß hervor: “Sie ziehen nach Norden, nach Montana. Das verlautbarten sie jedenfalls im Saloon. Der Weg dort hinauf ist mit tausend Strapazen verbunden, und du bist nicht mehr der Jüngste, Dad. Lass mich sie verfolgen. Lass mich Darren für dich rächen – es soll auch meine Rache sein.“

Jason Baxter musterte seinen Sohn mit unergründlichem, fast forschendem Blick. Er hatte die Zähne zusammengebissen. Scharf traten die Backenknochen unter der Haut hervor. Schließlich nickte er: „Gut, Wes. Nimm dir ein halbes Dutzend Männer und reite. Und kehre erst dann nach Hause zurück, wenn der letzte dieser Killer beim Teufel ist.“

„Ich töte sie alle, Dad. Das verspreche ich dir.“

Noch in derselben Stunde brach Wesley Baxter auf.

*

Sie befanden sich längst in Colorado. Zwischen ihnen und Tierra Amarilla lagen etwa 20 Meilen. Eine unbarmherzige Sonne schleuderte ihre Flammenbündel auf das Land, brannte es aus und die Hitze machte das Atmen zur Qual.

Sie zogen durch die gigantische, majestätische Bergwelt der Sangre de Cristo Kette. Bewaldete Hügel und nackte Felsmonumente lösten sich ab. Steile Geröllhänge und mit hartem Galletagras bewachsene Hügelflanken schoben sich weit in die Täler hinein.

Sie mussten Umwege reiten, folgten den Windungen zwischen den Hängen und Felsbastionen.

Bei einem kleinen Fluss rasteten sie. Sie lockerten die Sattelgurte, tränkten die Pferde und ließen sie grasen. Dann wuschen sie sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern. Im Schatten des Ufergebüsches aßen sie etwas von ihrem Proviant.

Shirley und Tyler Cohan verrieten mit nichts, dass sie in der Nacht mehr geworden waren als nur Sattelgefährten. Keinem der beiden entging es jedoch, dass Lance Shannon sie immer wieder mit einem gewissen Lauern im Blick beobachtete.

"Wir sollten mal 'nen Blick auf unserer Fährte zurückwerfen", meinte Cohan, nachdem er seinen letzten Bissen mit einem Schluck Wasser hinuntergespült hatte und sich eine Zigarette rollte. "Wenn sich die Prophezeiung des Oldtimers im Mietstall erfüllt, dann kleben wahrscheinlich schon ein paar zweibeinige Bluthunde auf unserer Spur. Lance, übernimm du das."

Lance Shannon schob das Kinn vor. Mit den gespreizten Fingern fuhr er sich durch seine rötlich-braunen Haare. Gereizt stieß er hervor: "Sag mal, Tyler, wer hat dich eigentlich zu unserem Führer ernannt? Du schaffst hier plötzlich an, als wären wir deine Hampelmänner."

"Einer muss schließlich die Führung übernehmen", warf Shirley hin.

"Ich bin mein eigener Herr", kam es gedehnt von Shannon. "Ich lass mir keine Befehle erteilen. So ist das, Tyler." Shannon wies mit lässiger Geste nach Süden, wo hoch oben die sengende Sonne stand und die Konturen der Gipfel und Grate im flirrenden Glast verschwammen. "Lauf selbst auf den Hügel und schau nach. Du bist dir doch nicht zu schade dazu?"

Tyler Cohans Miene hatte sich verfinstert. Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben wie schwarze Raupen. Abgehackt sagte er: "Hast du plötzlich irgendein Problem, Lance? Es geht hier nicht um Unter- oder Überordnung. Es geht darum, dass ich die meiste Erfahrung von uns allen besitze und dass wir möglicherweise eine ziemlich rachsüchtige und kompromisslose Reiterschar im Genick sitzen haben."

"Kein Streit", mischte sich Jim Hastings in seinem breitesten Texas-Slang ein. "Ich geh schon."

Er stemmt sich hoch, rückte seinen Patronengurt und das Holster zurück und stakste sattelsteif ein Stück den Weg zurück, den sie gekommen waren.

"Er scheint dir zu gehorchen, Tyler", schnappte Shannon. "Vielleicht gehorcht dir auch Forsyth. Frag ihn doch mal, ob er deinem Gaul nicht den Hintern lecken will."

"Was ist plötzlich in dich gefahren, Lance?", entrüstete sich Shirley. "Welcher Teufel reitet dich mit einem Mal?"

"Sei du ganz ruhig, Partnerin."

Er zog das letzte Wort ganz besonders in die Länge, verlieh ihm damit eine besondere Bedeutung.

"Nun spuck's schon aus, Lance", ließ Cohan wieder seine Stimme erklingen. "Was bedrückt dich?"

"Du warst vergangene Nacht bei Shirley!", stieg es dumpf aus Shannons Kehle. "Du hast sie gevögelt. Ich hab euch gehört. Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten, Tyler. Finger weg von Shirley! Wir wollten Sattelgefährten und Partner sein. Du hast am lautesten getönt. Aber das war nichts als der blanke Eigennutz. Du hast uns Sand in die Augen gestreut, Amigo."

Cole Forsyths Kopf war hochgeruckt, er bekam schmale Augen. Er schürzte die Lippen: "Stimmt das, Tyler?"

"Und wenn es so wäre?", rief Shirley, die das Unheil, das plötzlich über ihnen hing wie eine dunkle Gewitterwolke, fast körperlich spürte. Ja, es mutete sie stofflich und greifbar an.

"Dann hast du einen Keil zwischen unsere Partnerschaft getrieben, Rothaar", giftete Shannon. "Und für keinen von uns besteht noch der geringste Grund, dir fernzubleiben. Jeder von uns hat dasselbe Recht auf dich wie Tyler."

Shirley erhob sich. Sie schüttelte ihre Haarflut nach hinten. In ihren Augen stand eine kalte Flamme des Zorns. "Dann bin ich also Freiwild für dich?", platzte es über ihre Lippen. "Heute Morgen ist einer, der das auch dachte, mit der Nase in den Staub gefallen."

Shannon lachte klirrend. "Willst du dich jetzt mit mir schießen, Rothaar?" Er schaute herausfordernd an ihr in die Höhe, den Funken einer hemmungslosen Gier im Blick. "Haben wir nicht geschworen, alles zu teilen auf unserem Weg ins Goldland, und auch oben, sollten wir fündig werden." Er fixierte jetzt wieder Tyler Cohan. "Warum also willst du sie nicht mit uns teilen?"

"Du bist ein Schwein", grollte Cohans Organ. "Steh auf, Lance. Ich werde dir deine Geilheit und die Flausen, die sich in deinem Kopf verfestigt zu haben scheinen, mit den Fäusten heraushämmern."

Mit seinem letzten Wort erhob sich Cohan.

Shirley legte ihm besänftigend die Hand auf den Unterarm. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als sie Jim Hastings rufen hörten: "Verdammt, da kommen welche. Ich sah sie über einen Hügelkamm reiten. Es sind schätzungsweise mehr als ein halbes Dutzend."

"Wir unterhalten uns noch, Lance", versprach Tyler Cohan hastig, dann rannte er die Hügelflanke hinauf. Etwas außer Atem kam er oben an.

Hastings wies nach Süden. "Siehst du die kleinen schwarzen Punkte links von dem Tafelfelsen?"

Cohan beschattete seine Augen mit der flachen Hand. Die Reiter waren gegen den Hintergrund des grasbewachsenen Hügels kaum auszumachen. Ja, es waren nur schwarze Tupfer am Abhang des Höhenzuges, der in einer weitläufigen Senke auslief, in der sich deutlich ihre Fährte im staubgepuderten Gras abhob.

"Es sind sieben", erklärte Tyler Cohan.

"Wir haben zwei Möglichkeiten", gab der blonde Texaner zu verstehen. "Entweder wir erwarten sie, oder wir kratzen die Kurve."

"Besprechen wir's mit den anderen."

Sie rannten in langen Sätzen den Hang hinunter.

"Sieben Reiter", vermittelte Cohan den anderen. "Was meint ihr? Sollen ..."

Lance Shannon, der aufgestanden war, unterbrach ihn schnarrend: "Ich bin dafür, dass wir sie von unserer Fährte fegen. Andernfalls haben wir niemals Ruhe vor ihnen."

Cole Forsyth verzog nur den Mund. Er blickte skeptisch drein.

"Verschwinden wir", ließ sich Shirley vernehmen. "Wir verwischen unsere Spur. Vielleicht können wir sie abschütteln."

"Unsinn!", verwarf Shannon ihren Vorschlag. "Sie wissen, dass wir in die Last Chance Gulch wollen. Das hast du ja ziemlich deutlich hinausposaunt im Saloon. Wenn wir Pech haben, überholen sie uns und wir reiten ihnen irgendwo weiter oben direkt vor die Mündungen."

"Wer ist dafür, dass wir weiterziehen?", fragte Cohan.

Sekundenlang herrschte betretenes Schweigen. Jeder mied den Blick des anderen. Schließlich ließ Hastings seine Stimme erklingen: "Wir reiten weiter und werfen öfter mal 'nen Blick hinter uns. Sollten sie uns allerdings zu nahe kommen" – er zuckte mit den Schultern – "dann werden wir uns wohl für Lances Alternative entscheiden müssen."

"Ich bin auch dafür", murmelte Forsyth.

"Na, dann reiten wir eben." Shannon grinste herablassend.

Wenig später waren sie wieder auf dem Trail. Der Creek entsprang irgendwo im Norden. Sie trieben die Pferde hinein. Das Wasser reichte den Tieren gerade bis zu den Knien. Sie kamen etwas langsamer voran. Dafür aber hinterließen sie im Flussbett keine Spuren.

Der Creek wurde von Meile zu Meile schmaler und seichter.

Immer wieder ritt einer von ihnen auf den Scheitel eines Hügels und spähte nach Süden.

Von ihren Verfolgern war nichts mehr zu sehen gewesen.

Am späten Nachmittag erreichten sie die Quelle des Flüsschens. Sie plätscherte aus der Basis eines steilen Felsens. Sie ritten wieder durch kniehohes Gras. Manchmal buckelten Felsplatten und -blöcke aus dem Boden.

Das Terrain wurde immer unwegsamer. Es wurde mit jeder Meile unübersichtlicher und unwirtlicher. Die Vegetation bestand hauptsächlich in stacheligen Büschen und vereinzelten Cottonwoods. Gerölltrümmer lagen überall umher und zwangen sie, manchmal große Bogen zu reiten. Vor ihnen erhob sich eine Hügelkette mit steilen Geröllfeldern, und sie befürchteten schon, dass sie mitten hindurchreiten mussten, als Cohan den schmalen Pfad entdeckte, der sich in Windungen über einen der Hügel hinwegzog.

Sie hielten darauf zu.

Der Weg war steinig und steil. Außer ein paar Kratzern, die die Hufe auf felsigem Untergrund hinterließen, deutete nichts darauf hin, dass sie diesen halsbrecherischen Pfad geritten waren.

Wie Säulen stemmten sich die Hinterläufe der Tiere gegen das Zurückgleiten. Steine klickerten in die Tiefe. Die Flanken der Pferde fingen an zu zittern. Schaum bildete sich vor ihren Nüstern. Stellenweise mussten die Reiter absitzen und die Tiere führen.

Aber dann waren sie oben.

Die Sonne stand schon weit im Westen.

Tief im Süden, zwischen hochragenden Felswänden, war eine Staubfahne zu erkennen. Sie markierte den Weg ihrer Verfolger. Sie jagten ihre Tiere über die Prärie zwischen den Felsketten und über große Inseln aus Geröll und Staub.

"Wir haben sie nicht abgeschüttelt", stellte Shirley fest und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Lider waren gerötet, ihre Augen brannten, ihre Lippen waren trocken und rissig. Die Gluthölle die hinter ihnen lag, dieses Land, das der Teufel persönlich gestaltet haben musste – das alles hatte seine Spuren bei ihr hinterlassen – ebenso wie bei ihren Gefährten.

Sie tranken von ihrem Wasser, schütteten etwas in die Kronen ihrer Hüte und tränkten die Pferde.

Lance Shannon trat vor Cohan hin. Er stemmte die Arme in die Seiten und legte den Kopf schief. Seine Haltung war eine einzige Herausforderung. "Sie sind nähergekommen, Boss." Wilder Spott schwang in seinem Tonfall. "Sie lassen sich nicht abschütteln. Was jetzt? Lass uns teilhaben an deiner Entscheidung."

"Du willst es wohl genau wissen, Lance, wie?"

"Nun, Tyler, so richtig geschätzt und respektiert habe ich dich noch nie. Du kochst auch nur mit Wasser. Jeder hat dich bisher für den besseren Mann von uns beiden gehalten. Irgendwann werden wir wohl herausfinden müssen, ob das der Fall ist."

"Trägst du das schon länger in dir, oder erst seit der vergangenen Nacht?"

Shannons Lippen kräuselten sich zu einem zynischen Grinsen. "Die vergangene Nacht brachte es zum Durchbruch. Du hast dir was genommen, das keiner von uns haben sollte. Damit hast du bei mir verspielt."

"Du bist ein Narr, Lance."

Cohan wandte sich ab. Sein Blick kreuzte sich mit dem Shirleys. Und er wusste, dass er das richtige getan hatte, als er in ihr Zimmer ging.

Er war Shannon keine Rechenschaft schuldig. Denn er liebte Shirley wirklich.

Er sagte: "Es hat keinen Sinn, länger vor ihnen zu fliehen. Wir erwarten sie hier auf diesem Hügel. Von hier aus können wir uns gegen eine ganze Armee verteidigen."

Sie führten die Pferde auf die nördliche Seite und leinten sie an den armdicken Stämmen der Büsche fest. Mit den Gewehren in den Fäusten postierten sie sich hinter Felsblöcken.

*

Die Zeit verstrich nur zäh.

Die Schatten wurden länger und schwächer. Im Westen begann der Abendstern zu glühen. Der rote Abendsonnenschein auf den Felsen verblasste allmählich. Aus Mulden und Felsnischen schlich die violette Dämmerung. Noch immer lastete die Hitze über dem Land. Überall woben jetzt Schatten zwischen den Höhenzügen und Felskegeln.

Dann vernahmen sie fernen Hufschlag.

Mit jeder Minute, die verging, wurde er deutlicher. Bald rollte er heran wie das Tosen einer Brandungswelle. Schließlich tauchten die Reiter auf. Sie rissen die Pferde in den Stand und starrten den steilen Abhang hinauf.

Oben klirrte es metallisch, als die Gewehre durchgeladen wurden. Das Geräusch sickerte in die Tiefe und erreichte das Gehör der Reiter. Sie trieben ihre Pferde auseinander, sprangen ab, zogen die Gewehre aus den Scabbards und suchten sich Deckungen. Die Tiere drängten sich bei einer Buschgruppe zusammen.

Eine sonore, weithin hallende Stimme erklang: "Ich bin Wesley Baxter! Ihr habt meinen Bruder abgeknallt. Ich werde euch dafür eine blutige Rechnung präsentieren."

"Dein Bruder hat sein Schicksal herausgefordert", schrie Tyler Cohan. "Wäre er etwas schneller gewesen, wären wir auf der Main Street von Tierra Amarilla verblutet. Er hat uns den Kampf aufgezwungen."

"Er ist tot, und das alleine zählt. Fangt an zu beten dort oben. Wir kommen jetzt."

"Wir schießen ihre Gäule ab!", knirschte oben auf dem Hügel Tyler Cohan. "Bis sie hier heraufkommen, sind wir über alle Berge. Zu Fuß können sie uns nicht weiter verfolgen."

"Nein", fauchte Shannon. "Wir blasen den Narren die Gehirne aus den Schädeln. Wir gehen auf Nummer Sicher."

"In mir sträubt sich alles, wenn ich daran denke, einen unschuldigen Gaul abknallen zu müssen", mischte sich Jim Hastings, der Texaner, ein.

"Aber wir könnten sie abschütteln", meinte Shirley, aber auch ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, auf wehrlose Kreaturen zu feuern.

"Lassen wir sie erst mal kommen. Wenn wir ihnen kräftig einheizen, dann geben sie vielleicht auf", rief Cole Forsyth halblaut.

Unten nutzten die Angreifer jedwede Deckung aus, um sich den steilen Hang emporzuarbeiten. Sie hatten sich in breiter Linie auf der Hügelflanke verteilt, und während die mittleren drei Kerle dieser Kette die Verteidiger oben auf der Kuppe mit ihrem Blei in Deckung zwangen, sollten der linke und der rechte Flügel, also jeweils zwei Mann, den Hügel erstürmen und sie in die Zange nehmen.

Ein Bleihagel jagte schräg nach oben. Die Detonationen verdichteten sich zu einem wahren Donner, der den Hang hinaufrollte und durch die Senken stieß, um von den Felswänden zurückgeworfen zu werden. In die vielfältigen Echos hinein brüllte die zweite Salve. Querschläger quarrten grässlich, die Geschosse schrammten über Felsgestein oder meißelten faustgroße Löcher aus dem Fels.

Die vier Kerle am Anfang und am Ende der Angreiferkette hetzten ein Stück hügelaufwärts. Sie schlugen Haken, feuerten blindlings, um ihren eigenen Feuerschutz zu unterstützen, und als oben die Waffen zu hämmern begannen, warfen sie sich in Deckung.

Ein Kommando ertönte, rau und heiser. Die Gewehre spuckten erneut Feuer, Blei und Pulverdampf. Wieder kämpften sich die Kerle ein Stück höher.

Shirley lag flach neben einem Felsen. Sie beobachtete den riesigen Gesteinsbrocken, hinter dem sie einen Angreifer verschwinden sah. Unten peitschte es wieder auf, Pulverdampf zerflatterte. Die Kerle schnellten aus ihren Deckungen ...

Shirley drückte ab.

Zwei Yards neben ihr peitschte Tyler Cohans Winchester.

Auch bei den anderen stießen ellenlange Mündungsblitze aus den Mündungen.

Der Kerl, den Shirley im Visier hatte, warf beide Arme in die Höhe, sein Gewehr floh in hohem Bogen davon. Er machte das Kreuz hohl und krachte sterbend zu Boden.

Einem zweiten wurden regelrecht die Beine vom Boden weggerissen. Er schien einen Sekundenbruchteil lang quer in der Luft zu hängen, dann schlug er lang auf. Er rollte ein Stück den Abhang hinunter, bis ihn ein Gestrüpp aufhielt.

Am Hang entstand Geschrei. Die Angreifer wagten sich nicht mehr aus dem Schutz der Felsklötze.

"Jetzt geht es eins zu eins, Baxter!", rief Lance Shannon wild. "Ist dir jetzt die Großspurigkeit vergangen?"

"Wir kriegen euch schon!", versicherte Baxter mit hassverzerrter Stimme.

Cohan schaute zu Shirley hinüber. Pulverschmauch hatte ihr Gesicht geschwärzt, sie wirkte ruhig, fast gelassen, furchtlos und unerschrocken.

Was für eine Frau!, durchfuhr es ihn.

Die Dunkelheit nahm schnell zu. Die Umgebung hatte ihre Konturen verloren. Die Büsche am Abhang täuschten huschende Gestalten vor. Die Pferde der Angreifer waren nur noch als ineinander verschwimmende Schemen vor der Kulisse der Buschgruppe auszumachen. Vereinzelte Sterne blinkten am Himmel. Der Mond war noch nicht aufgegangen.

Shirley kroch zurück. Hinter dem Felsblock richtete sie sich in die Hocke auf. "Okay, Tyler", flüsterte sie, laut genug, dass der Angesprochen sie verstehen konnte. "Das dauert mir zu lange. Haltet ihr hier die Stellung."

"Was hast du vor?", kam es besorgt zurück.

"Ich will ihnen ein Feuer unter den Hintern schüren.

"Gosh, das ..."

Aber Shirley rannte schon geduckt über den Sattel der Erhebung.

"Ich folge ihr!", knirschte Jim Hastings und zog sich ebenfalls zurück.

Er holte Shirley bei den Pferden ein. "Was hast du vor?", schnappte er ein wenig atemlos.

Shirley stempelte den linken Fuß in den Steigbügel. "Komm mit, dann wirst du's sehen." Sie schwang sich in den Sattel.

Jim Hastings zögerte nicht. Schließlich saß auch er auf dem Pferd. Shirley angelte sich die Zügelleinen der anderen Tiere. "Nimm auch eins", forderte sie den Texaner auf.

Sie gab ihrem Tier die Sporen. Die beiden Pferde an den Leinen wurden mitgerissen. Hastings folgte ihr mit dem fünften Pferd. Der krachende Hufschlag steilte in die Nacht hinein und trieb über die Hügelkuppe. Sie stoben die nördliche Seite des Hügels hinunter. Jeder, der das Hufgetrappel hörte und über etwas Erfahrung verfügte, konnte ihm entnehmen, dass nicht ein oder zwei Pferde, sondern ein ganzes Rudel in wilder Karriere davon galoppierte.

Die List schien aufzugehen.

"Sie verduften!", brüllte Wesley Baxter überschnappend. "Hinauf, Leute, vorwärts, vielleicht können wir sie mit den Gewehren noch erwischen."

Er stürmte blindwütig los. Seine Männer sprangen auf. Fünf große Schemen, die die Dunkelheit umhüllte, hetzten nach oben.

Auf dem Hügel zerschnitten die grellen Mündungsfeuer die Nacht. Ein regelrechtes Sperrfeuer schlug Baxter und seinen Leuten entgegen. Das Hämmern der Waffen steigerte sich zu einem höllischen Crescendo. Der grinsende Tod streckte die knöcherne Klaue aus ...

Nur Wes Baxter und zweien seiner Leute gelang es, sich rechtzeitig wieder in Deckung zu werfen.

Sein blinder Hass hatte bereits vier Männer das Leben gekostet.

"Sie haben uns hereingelegt!", platzte es aus ihm heraus. "Die Pest an ihren Hals."

Ein zerrinnendes Stöhnen erreichte sein Gehör. Jemand gurgelte: "Mein Bein. O verdammt, ich hab eine Kugel im Oberschenkel. Ich schätze, Wes, die Jagd ist zu Ende."

"Schnauze!", fauchte Baxter. "Ob wir aufhören und wann wir aufhören, bestimme immer noch ich."

Der Hass tobte in ihm wie ein Dämon. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Der Hufschlag hatte sich entfernt, sickerte nur noch als dumpfes Rumoren heran. Und plötzlich brach er ab.

Shirley und Jim Hastings hatten die Ostseite des Höhenzuges erreicht. Sie saßen ab und leinten die Pferde an. Vorsichtig schlichen sie an seiner Basis um den Hügel herum. Im Schutz von Büschen und Felsen näherten sie sich Baxter und dem kläglichen Rest seines Vereins. Vor ihnen war es ruhig. Die Angreifer hockten hinter ihren Deckungen und wagten nicht mal mehr die Nasenspitzen dahinter hervor zu strecken. Oben lagen Cohan, Forsyth und Shannon und nagelten sie regelrecht am Abhang fest.

Nach einer Viertelstunde etwa langten Shirley und Hastings bei den Pferden ihrer Verfolger an. Die Leinen lagen mit den Enden auf dem Boden. Obwohl es keine Cowboys waren, die Baxter um sich geschart hatte, besaßen sie gut abgerichtete Pferde, die sich nicht vom Fleck rührten, solang die Leinen den Boden berührten. Nicht einmal das donnernde Inferno der vergangenen halben Stunde konnte sie bewegen, zu fliehen.

Sie schnaubten nervös, als sich die schemenhaften Gestalten aus der Dunkelheit schälten.

Aber etwas gab es, das selbst das beste Cowboypferd in wilder Panik durchgehen ließ. Es war das Fauchen eines jagenden Pumas. Shirley stieß es aus. Und ließ sogleich ein zweites Fauchen folgen. Die erschreckten Tiere stiegen, keilten aus, bockten und wieherten. Sie gebärdeten sich wie verrückt. Und als der dritte Pumaschrei das Tosen der Pferde übertönte, gingen sie durch. Sie stoben in wilder Flucht zurück nach Süden. Schon bald wurden sie von der Finsternis geschluckt.

Shirley und Jim Hastings knieten bei einem Felsen ab. Sie hielten die Gewehre im Anschlag. Irrsinnig brüllend hetzten zwei schattenhafte Gestalten den Abhang hinunter. Eine dritte humpelte hinterher.

Shirley und der Texaner empfingen sie mit heißem Blei. Aber sie wollten nicht mehr töten. Sie jagten ihre Kugeln über ihre Köpfe hinweg.

Die Kerle bremsten. Ihr Schwung war jedoch zu stark. Während der eine noch meterweit auf dem Geröll dahinschlitterte und mit Müh und Not sein Gleichgewicht bewahrte, überschlug sich der andere einige Male und lieb dann ächzend und stöhnend auf dem Rücken liegen.

Jener, der eine Kugel im Oberschenkel hatte, warf seine Waffe fort, als wäre sie plötzlich glühend heiß geworden in seinen Händen, und hob die Arme.

"Waffen weg!", befahl Shirley mit gellender Stimme. "Die nächsten Kugeln treffen."

Auch Baxter und der letzte Mann, es war jener, der sich am Hang überschlagen hatte, ließen die Waffen fallen. Ihre Hände wanderten in die Höhe.

Oben traten Cohan und die beiden anderen Gefährten in Erscheinung. Schwarz zeichneten sie sich gegen den helleren Nachthimmel ab. Sie sprangen über den Rand des Bergsattels und machten sich an den Abstieg. Der Stahl ihrer Gewehre reflektierte das Sternenlicht.

Der Bursche, der ziemlich schwer gestürzt war, kämpfte sich auf die Beine. Der mit der Schusswunde am Oberschenkel hinkte weiter. Bei Wes Baxter stützte er sich schwer auf einen Felsen.

Tyler Cohan, Cole Forsyth und Lance Shannon trieben die drei vor sich her auf die Sohle der Senke. Shirley und Jim Hastings traten ins fahle Licht.

Wes Baxter knirschte mit den Zähnen. Die tödliche Leidenschaft, die in ihm tobte, drohte ihn zu übermannen.

"Lasst euch jetzt nur zu nichts mehr hinreißen", drohte Tyler Cohan.

Sie umringten die drei und hielten sie mit ihren Waffen in Schach. Der Geruch von Pulverdampf haftete ihrer Kleidung an. Es war der zweite blutige Kampf an diesem Tag, der ihnen aufgezwungen worden war. Ihre Stimmung war auf dem Nullpunkt. Ein Funke hätte genügt ...

"Ich mache Feuer", erbot sich Cole Forsyth. "Wir sollten hier gleich campieren. Was meint ihr?"

"Kein schlechter Gedanke", erwiderte Tyler Cohan.

Jim Hastings half Forsyth. Kurz darauf flackerten Flammen aus den dürren Zweigen, die sie zusammengetragen hatten. Zuckende Lichtreflexe geisterten über die acht Menschen hinweg. Ihre Schatten wurden riesig und verzerrt auf den Boden geworfen.

Sie fesselten Wes Baxter und dem anderen Mann, der außer einer Reihe von Schürf- und Platzwunden unverletzt war, die Hände auf den Rücken. Am Rand des Gebüsches mussten sie sich auf den harten Untergrund setzen. Dann banden sie ihnen auch die Beine zusammen.

Shirley und Tyler Cohan holten die Pferde. Der Bursche mit der Schussverletzung am Oberschenkel hatte notdürftig sein Halstuch um die Wunde geschlungen. Shirley nahm Verbandszeug aus der Satteltasche und eine kleine Flasche Brandy aus ihrem Proviantbeutel. Sie hieß den Verletzten, sich auf einen Felsen zu setzen. Dann schlitzte sie mit einem scharfen Messer sein blutgetränktes Hosenbein auf. Die Kugel war glatt durchgeschlagen. Shirley schüttete Brandy auf Ein- und Ausschussloch. Der Mann sog zischend Luft durch die Zähne und hielt dann die Luft an. Der Schnaps brannte wie Feuer.

Shirley legte ihm einen Verband an. Als sie fertig war, sagte sie: "Du wirst trotzdem einen Arzt aufsuchen müssen, Buddy. Möglich, dass du Wundbrand kriegst. Und am Wundbrand draufzugehen ist nicht gerade erstrebenswert."

Er musste sich zu seinen Komplizen setzen. Auch ihm wurden die Hände gefesselt. Die Beine banden sie ihm nicht zusammen.

Shannon warf Holz in das heruntergebrannte Feuer. Es knisterte und knackte. Die Flammen züngelten wieder hoch.

Hastings kam aus der Dunkelheit in den Feuerschein. "Von den vieren am Abhang lebt keiner mehr", meldete der Texaner. In seinem Tonfall lag nicht die Spur von Triumph, da war nicht einmal ein Unterton von Genugtuung. "Im Endeffekt gehen sie auf Baxters Konto."

Es hatte auf besondere Art bitter und freudlos geklungen.

"Was tun wir mit ihnen?", wollte er dann wissen.

"Morgen lassen wir sie laufen", antwortete Cohan.

"Dieser Baxter ist derart voll Hass", murmelte Shirley. "Er wird nicht nach Hause zurückkehren, sondern sich irgendwo ein Pferd beschaffen und erneut auf unserer Fährte reiten."

"Wir können ihn nicht einfach erschießen", wandte Cohan ein.

"Natürlich nicht", kam es von Shirley. "Das wollte ich auch gar nicht zum Ausdruck bringen. Ich meinte nur, dass wir vor ihm so schnell keine Ruhe haben werden."

"Das nächste Mal springt er über die Klinge", versprach Lance Shannon.

Die eisige Kälte in seiner Stimme berührte Shirley eigenartig. Sie spürte, dass Lance Shannon ein Mann war, der skrupellos über Leichen ging. Erst seit sie auf dem Trail nach Norden waren, begann er sein wahres Gesicht zu zeigen.

Sie versorgten die Pferde.

Wesley Baxter beobachtete sie aus engen Augenschlitzen, zwischen denen es unheilvoll glitzerte. Er bemühte sich, seine Handfesseln zu lockern. Aber die Schnüre hielten. Seine Finger schwollen mangels Durchblutung an und wurden taub.

Die Decken wurden am Feuer ausgebreitet. Die Sättel lagen am Boden. Es war merklich kühler geworden. Über den Bergen im Osten hing jetzt die Sichel des Mondes.

"Unter welche Decke wirst du in dieser Nacht schlüpfen, Tyler?", kam es mit bissigem Spott von Lance Shannon.

Tyler Cohan bedachte ihn nur mit einem eisigen Blick. Dann sagte er: "Wir werden Wache halten müssen. Sie könnten sich gegenseitig befreien und uns im Schlaf überraschen."

"Jetzt suchst du einen Freiwilligen für die erste Wache, wie?", stieß Shannon gereizt hervor.

"Die werde ich selbst übernehmen", knurrte Cohan, der nicht die geringste Lust hatte, sich mit Shannon zu streiten, der sich darauf festgelegt zu haben schien, ihn zu provozieren. "In zwei Stunden wecke ich dich, Jim. In Ordnung?"

Hastings nickte.

Cohan nahm die Winchester am Kolbenhals und legte sie sich auf die Schulter. Er ging zu den drei Gefesselten hin. "Du solltest Vernunft annehmen, Baxter. Du siehst selbst, wohin dich dein Hass und deine blinde Rachsucht geführt haben. Vier deiner Männer sind tot, und ihr drei habt ein ziemliches Problem am Hals."

Wes Baxter spuckte ihm vor die Stiefelspitzen.

Cohan starrte zu ihm hinunter. Der Hass in Baxters Augen war wie eine schwelende Flamme. Zwischen den engen Lidschlitzen spiegelten sich tödliche Feindschaft und Unversöhnlichkeit.

Tyler Cohan wandte sich ab.

Beim Feuer war es still geworden. Es war zu einem roten Glutpunkt heruntergebrannt. Cohan setzte sich auf einen Felsblock und drehte sich eine Zigarette. Ein Schwefelholz flammte auf. Tief inhalierte der Mann den würzigen Rauch.

*

Shirley hatte die letzte Wache. Im Mond- und Sternenlicht konnte sie ihre Umgebung gut ausmachen.

Ehe Cole Forsyth sie weckte, hatte er noch einmal die Fesseln der Gefangenen überprüft. Sie waren fest und hielten. Er sagte es Shirley, dann kroch er in seine Decke, um noch anderthalb oder zwei Stunden zu schlafen.

Irgendwo in den Bergen heulte ein Wolf. Es klang schauerlich durch die Nacht.

Shirley fröstelte. Sie holte ihre Decke und warf sie sich über die Schultern. Die Blätter der Büsche raschelten im frischen Nachtwind. Shirley spürte die Strapazen des vergangenen Tages bis in die letzte Faser ihres Körpers. Sie setzte sich am Rand des Gestrüpps auf einen Stein und legte die Winchester quer über ihre Oberschenkel. Die Kälte schien aus dem Boden durch ihre Stiefel und in ihre Beine zu kriechen. So heiß wie die Tage, so kalt waren die Nächte in diesem Land, in dem die Gefahr überall lauern konnte und der Tod allgegenwärtig war.

Shirley dachte an die Nacht mit Tyler Cohan. Es war eine Nacht der Erfüllung, der absoluten körperlichen Befriedigung gewesen. Sie würde sich ihm wieder hingeben. Bei der nächstbesten Gelegenheit. Wieder und immer wieder ...

Ihre Gedanken schweiften ab in die nähere Zukunft. Was würden noch für Gefahren auf sie lauern auf dem Weg nach Montana? Banditen, Indianer, tausend Unbilden und Strapazen. Für dieses Land musste man hart genug sein, oder man verschwand sehr schnell in einem namenlosen Grab. Sie gab sich keinen Illusionen hin. Der Weg nach Montana war ein Trail durch die Hölle.

Shirley erhob sich. Sie umrundete die Buschgruppe. Auf der anderen Seite, ein ganzes Stück vom Camp entfernt, ließ sie ihren Blick in die Dunkelheit schweifen, ohne irgendetwas aufzunehmen. Sie war nicht so richtig bei der Sache. Die einzige Gefahr, die sie befürchten musste, ging von Baxter aus. Doch der war gefesselt.

Unter ihren Stiefeln knirschte feiner Kies. Leise klirrten ihre Sporen. Im Gestrüpp knackte es kaum wahrnehmbar. Ein Zweig peitschte.

Es sickerte in Shirleys Bewusstsein und elektrisierte sie geradezu. Sie vollführte eine halbe Drehung, nahm blitzschnell das Gewehr hoch.

Einen Herzschlag zu spät.

Ein großer Schemen löste sich aus den Büschen und sprang sie an. Er riss sie nieder. Die Decke rutschte von ihren Schultern und flog auf den Boden. Sie stürzten, der Bursche kam auf Shirley zu liegen. Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht, als er heiser keuchte: "Jetzt will ich dasselbe von dir, wie du es Cohan gegeben hast. Und schrei bloß nicht, Lady, sonst schneide ich dir den Hals durch."

Es war Lance Shannon.

Er hatte sein Bowie-Knife aus dem Stiefel gezogen und drückte ihr die Spitze seitlich an den Hals.

"Das Gewehr weg!", knirschte er.

Nur nach und nach brachte Shirley den Aufruhr in ihrem Innersten unter Kontrolle. "Du bist verrückt geworden, Lance", entrang es sich ihr.

"Klappe!"

Er griff nach unten und entriss ihr die Winchester. Dann richtete er sich auf und kniete neben ihr. Das Gewehr warf er hinter sich. Matt glitzerte die Klinge des Dolches in seiner Rechten. Mit der linken griff er in den Ausschnitt ihres Hemdes. Seine Hand umspannte ihre Brust.

"O Mann", stieg es unterdrückt und heiser vor Erregung aus seiner Kehle.

Er knetete ihre Brust. Schließlich stieß er das Messer in den Boden neben sich. "Du wirst vernünftig sein und nicht schreien", murmelte er. "Du willst doch nicht, dass ich deinem Intimfreund Tyler ein Loch zwischen die Augenbrauen stanze. Also stell dich nicht an und sei willig, und alles ist in bester Ordnung. – Zieh deine Hose runter."

Er begann, seinen Hosenladen aufzuknöpfen. Seine Linke massierte immer noch ihre pralle, harte Brust.