40 Wegweiser für ein gesegnetes Leben - Sibylle Beck - E-Book

40 Wegweiser für ein gesegnetes Leben E-Book

Sibylle Beck

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Beschreibung

Was ist Erfolg? Wie kann aus Bösem etwas Gutes werden? Wie kann Chaos Verbesserung bringen? Steffen und Sibylle Beck, Gründer und Leiter des ICF-Karlsruhe, sind im Verlauf ihres Lebens als engagierte Christen auf verschiedene Lebens- und Glaubensprinzipien gestoßen, die sie selbst bereichert und geprägt haben und die sie hier auf frische und lebendige Art weitergeben. Absolut glaubwürdig erzählen sie von den Siegen und Niederlagen ihres Alltags und den Lektionen, die sie dabei gelernt haben. Authentisch berichten sie z.B. von Druck, der Leidenschaft formte oder warum sie trotz hohem Druck ein glückliches Leiterehepaar sind und ihr Leben lieben.

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Sibylle und Steffen Beck

40WEGWEISER

für eingesegnetes Leben

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22903-5 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26847-8 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books, Leck

© 2018 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse

folgender Ausgabe entnommen:

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer

Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Weiter wurden verwendet:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus

in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen. (NLB)

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der

SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen. (ELB)

Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung,

© 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB)

Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet

mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel. (HFA)

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung - Neues Testament und Psalmen

Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.

Alle Rechte vorbehalten. (NGÜ)

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch

Titelbild: Yeshi Kangrang, unsplash.com

Satz: Christoph Möller, Hattingen

Druck und Verarbeitung: GGP Media GmbH, Pößneck

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Über die Autoren

Sibylle & Steffen Beck sind Gründer und Leiter des ICF Karlsruhe. Sibylle arbeitete als Lehrerin, bis sie 2008 vollzeitlich Pastorin im ICF wurde. Sie ist Gründerin und Vorsitzende der Kinder- und Jugendarche Karlsruhe e. V. Steffen war nach seiner theologischen Ausbildung als Jugendund Musikreferent beim CVJM tätig. Seit 2002 ist er Pastor im ICF. Er ist Vorsitzender der Evangelischen Allianz und des Forums evangelischer Freikirchen in Karlsruhe.

Inhalt

Über die Autoren

Was wir gelernt haben

1 Bitter or betterWie man das Böse mit Gutem überwinden kann

2 Rausgekickt in den SegenWarum uns Druck manchmal genau dort hinbringt, wo wir hin sollen

3 Die Folge-deinem-Herz-MentalitätOder warum es so gefährlich ist, Rosamunde-Pilcher-Filme zu schauen

4 Lenke dein HerzWarum der Mensch nicht das Maß aller Dinge sein kann

5 Das fühlt sich nicht gut anWarum der Bauch oft vor dem Kopf weiß, wenn etwas in die falsche Richtung geht

6 Am Rande des AbgrundsWarum wir manchmal mitten durch den Widerstand hindurchgehen müssen

7 Find a way to winWie aus deinem Traum Wirklichkeit werden kann

8 Erfolg folgtWarum Erfolg nie das primäre Ziel sein darf

9 BruchlandungenWie man sie vermeiden und in einer Gemeinschaft erfolgreich landen kann

10 Aufstehen ist göttlichWie aus Tränen Edelsteine werden

11 Be stillWarum es sich lohnt, anzuhalten und sich Zeit für Gott zu nehmen

12 SchicksalsschlägeWie dunkle Zeiten zu Segenszeiten werden können

13 Spannungen und ProblemeWarum man Probleme lösen und Spannungen managen muss

14 Keine Angst vor dem ChaostunnelWarum es besser ist, Konflikte anzusprechen, auch wenn es erst mal komplizierter wird

15 Seele satt?Warum es nie nur um „die Sache“ geht, sondern immer auch um die Bedürfnisse dahinter

16 Jetzt ist endgültig Schluss!Warum es manchmal besser ist, dennoch inkonsequent zu sein

17 VergebenWarum man ohne Vergebung nicht glücklich leben kann

18 Vergebung, Versöhnung, VertrauenWarum es so wichtig ist, den Unterschied zu kennen

19 PerspektivenwechselWarum es wichtig ist, durch die richtige Brille zu schauen

20 Das Ei des KolumbusWarum man irgendwann ins Boot steigen und ablegen muss, wenn man neue Ufer erreichen will

21 Kein Land in SichtWarum man auch im Sturm den Kurs im Auge behalten muss

22 Land in SichtWarum man noch nicht da ist, auch wenn man das neue Ufer erreicht hat

23 Vorsehung des HimmelsWarum es manchmal besser sein kann, dem Bauchgefühl und nicht dem Verstand zu folgen

24 Vom Leben begeistertWarum Bier ein Beweis ist, dass Gott uns liebt

25 Der Herr ist mein HirteWarum der Herr nur dein Hirte sein kann, wenn der Hirte auch dein Herr sein darf

26 Im Segen lebenWarum Geben seliger ist als Nehmen

27 Den inneren Tank checkenWie auch starke Männer herausfinden können, wie es ihrer Seele geht

28 Wenn der Tank ein Loch hatWarum man ein Loch im Tank nicht durch mehr Tanken kompensieren kann

29 Wenn man zu viele Teller jongliertWarum Prioritäten setzen mehr ist, als zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden

30 Rasen mähenWarum einfache Dinge helfen, die Komplexität des Lebens besser zu bewältigen

31 Besser lebenWarum man mit Gott besser leben kann

32 Besser sterbenWarum man mit Gott besser sterben kann

33 Stärke und WürdeWarum es sich zu kämpfen lohnt

34 Das Stockdale-Paradox1Warum die Optimisten oft die Ersten sind,die aufgeben

35 BurnoutWarum die Arbeit oft nicht das Problem ist

36 Ehe man sich trautWarum die Ehe mehr Aufgabe als Stand ist

37 Die GefährtenWarum ein echter Freund mehr wert ist als tausend Bekannte

38 Zum Rollenverständnis von Mann und FrauWarum ein unreflektierter Umgang mit der Bibel nicht immer biblisch ist

39 Es geht nicht um dichWie man sich finden kann, indem man sich verliert

40 Der Tanz auf der LeiterWarum man Frauen lieben und Männer loben muss

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Was wir gelernt haben

Eigentlich sind wir ein ganz normales Pastoren-Ehepaar.

Seit über zehn Jahren leiten wir gemeinsam die evangelische Freikirche ICF Karlsruhe. Wir haben diese Kirche gegründet, damit Menschen, die Gottesdienste eher selten besuchen, einen leichteren Zugang zu Gott finden können. In unseren Gottesdiensten versammeln sich mittlerweile an einem Sonntag über 1500 Menschen an vier Standorten. Das bringt uns eine Menge Freude und Herausforderungen und Arbeit. Wir lieben unseren Job.

Es gibt aber noch eine private Seite: Wir sind seit 26 Jahren verheiratet – und würden es sofort wieder tun. Das heißt nicht, dass es immer einfach war. Aber wir möchten trotzdem keinen Tag unseres Lebens missen. Denn jeder Tag und jedes Jahr, jede gute Erfahrung und jede Krise, jeder Sieg und jede Niederlage haben uns zu denen gemacht, die wir heute sind. Wenn wir auf unser bisheriges Leben zurückschauen, stellen wir fest:

Gott hat uns ein glückliches und gesegnetes Leben geschenkt!

In diesem Buch erfährst du, warum das so ist. Denn in den letzten Jahren haben wir die Prinzipien, die hinter unserem Leben stehen, immer mehr entdeckt und reflektiert. Das Ergebnis haben wir in 40 Kapiteln zusammengefasst. Es sind Glaubens- und Lebensweisheiten, die wir in unserem Leben angewandt und die bei uns funktioniert haben. In jedem Kapitel stecken eine biblische Wahrheit (Bibelvers) und ein göttliches Prinzip (Prinzip). Diese 40 Wahrheiten und Prinzipien möchten wir mit dir teilen, weil sie in unserem Leben Segen hervorgebracht haben.

Wir haben dieses Buch für Menschen geschrieben, die sich fragen, wie Leben gelingen kann – trotz der alltäglichen Herausforderungen und einem hohen Lebenstempo: für Frauen und Männer, die sich in ihrem Leben weiterentwickeln wollen und sich nicht mit dem Status quo zufrieden geben, für Mütter, die in der Doppelbelastung von Beruf und Familie oder Familie und ehrenamtlichem Engagement leben und nicht nur überleben wollen; für Väter, die Kinder haben und trotz Schlafmangel jeden Tag zur Arbeit gehen; für leitende Angestellte und Führungskräfte, die nach der Arbeit noch lange nicht fertig sind mit der Arbeit; für Leiterinnen und Leiter in Kirchen und Vereinen, die Verantwortung übernommen haben und in der Spannung zwischen Ehrenamt, Beruf und Privatleben stehen; und für Unternehmer und leitende Pastoren, deren Lebenstempo sich jedes Jahr beschleunigt und die trotzdem nicht aus der Kurve fliegen wollen.

Wir haben nur über das geschrieben, was wir persönlich ausprobiert haben und praktizieren. Schon viele Menschen wurden durch diese Prinzipien ermutigt. So hoffen wir, dass dieses Buch auch für dich zu einem Wegweiser für ein gesegnetes Leben wird.

SIBYLLE UND STEFFEN BECK

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

1 Bitter or better

Wie man das Böse mit Gutem überwinden kann

STEFFEN BECK

Es war kurz vor Weihnachten. Wir waren dabei, im größten Kinosaal der Stadt unser Weihnachtsmusical aufzuführen. Für einen Pastor fühlt es sich gut an, wenn über 10.000 Menschen zusammen mit der eigenen Kirche im größten Kino Weihnachten neu erleben. Wir waren im zweiten Stock. Gefühlt lief ich schon zum hundertsten Mal die Treppen im Kino rauf und runter, immer wieder vorbei an den Ordnern, die einen normalerweise nur dann hoch lassen, wenn man ein Ticket für einen Film gekauft hat. Aber mit der Zeit kannten wir uns natürlich. Und so musste ich nur noch freundlich lächeln und genoss den freien Zugang zu allen Etagen. Die meisten Mitarbeiter wussten, dass ich der „Boss“ von dem Laden war. Und genau so habe ich mich auch gefühlt.

Bis ich am Samstagnachmittag auf Peter traf. Peter war ein sehr gewissenhafter Ordner, der mich nicht durchlassen wollte, weil ich kein Ticket und auch keinen Mitarbeiterausweis dabei hatte. Als ich ihm sagte, dass ich schon 100 Mal diese Treppen rauf und runter gelaufen war und zum Team vom Musical gehörte, meinte er ganz trocken: „Das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie einen Ausweis oder ein Ticket brauchen.“ Ich wusste natürlich, dass er recht hatte und nur seinen Job machte. Aber er wusste ganz offensichtlich nicht, wer ich war! Zu spät wurde mir klar, dass es auch nicht viel bringen würde, wenn ich ihn aufklärte. „Sie könnten der Papst sein und bräuchten trotzdem ein Ticket oder einen Ausweis“, informierte er mich. Das saß! Mein Gesicht verfinsterte sich, obwohl ich das echt nicht wollte. Ich atmete schneller und drehte auf dem Absatz um, obwohl ich auch das echt nicht wollte. Ich ging den langen Weg ums Kino rum, um dann durch den Hintereingang wieder in den Veranstaltungsraum zu gelangen.

Drinnen angekommen, machte ich meinem Ärger Luft, indem ich einem unserer Mitarbeiter, der gerade bei mir stand, erzählte, was passiert war. Jape ist echt cool und er sagte, was alle anderen wahrscheinlich gedacht hatten: „Mensch Steffen, reg dich nicht auf, der hat doch nur seinen Job gemacht!“ Und dann machte er folgenden Vorschlag: „Jetzt nimmst du einen Mitarbeiterausweis und zwei Schokoriegel mit und gehst zu diesem Ordner, zeigst ihm deinen Ausweis und drückst dein Verständnis und deine Wertschätzung für ihn und seinen Dienst aus.“

Was für ein Vorschlag! Danke, Jape! Das war exakt das Gegenteil von allem, worauf meine Seele jetzt Lust hatte. Und doch, als ich den Gedanken an mich ranließ, kehrte schon im nächsten Moment ein tiefer Friede in mein Herz ein. Ich spürte sofort, dass auf diese Weise mehr als alles wieder gut werden würde. Dieser Gedanke war so revolutionär gut, dass er Hoffnung machte, dass es sogar besser werden könnte, als es vorher war. Besser in mir! Besser im Team und in dem Umfeld, auf das ich Einfluss habe! Und vielleicht sogar besser in Peter, dem gewissenhaften Ordner! Also nahm ich zwei Schokoriegel und ging los. Ich gab Peter die Hand, zeigte ihm mit einem Augenzwinkern meinen Ausweis und gab ihm die zwei Schokoriegel und sagte zu ihm: „Entschuldige, dass ich mich nicht an die Anweisungen gehalten habe und verärgert weggelaufen bin, obwohl du nur deinen Job gemacht hast.“

Keine Ahnung, wie es ihm danach ging und was er von mir hielt. Aber mir ging es wieder gut. Ich hatte keinen Ärger mehr im Herzen und ich wusste, dass es richtig gewesen war, genau das Gegenteil von dem zu tun, worauf ich in diesem Augenblick Lust gehabt hätte. Ich war dankbar für diese Lektion, denn man kann sie wunderbar auf viele andere Fälle des Lebens übertragen. Jede Situation, in der wir verärgert werden oder etwas nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben, bietet uns zwei Möglichkeiten: Wir können durch sie bitter oder besser werden.

Spielen wir es mal durch: Stellen wir uns vor, ich wäre nicht auf Jape gestoßen, sondern auf jemanden, der nicht den Mut gehabt hätte, dem Boss zu sagen, dass er mit seinem Verhalten danebenlag und etwas wiedergutmachen konnte. Ich hätte meinem Ärger Luft gemacht und die anderen hätten mich in meiner einfachen und ach so menschlichen Logik bestärkt, dass der Ordner blöd und engstirnig war und ich natürlich im Recht war und der Rest der Welt das auch so sah. Dann wäre ich mit dieser Stimmung weiter in den Tag gegangen, hätte in dieser Stimmung an diesem Tag noch über 1500 Menschen begrüßt und verabschiedet, mein Lächeln wäre sicher nicht mehr so entspannt gewesen und das Mitarbeiterteam, das meine Begegnung mit Peter mitbekommen hatte, wäre sicher nicht wirklich stolz auf mich gewesen, wenn ich mich in dieser eitlen und von Stolz geprägten Haltung weiter gesuhlt hätte … Und Peter, der Gottesdienste sonst wohl eher selten besucht, hätte an diesem Tag getreu unserem Motto „Kirche neu erleben“ auch sein Erlebnis mit Kirche gehabt. All das stand auf dem Spiel!

Und all das wurde durch diesen Engel namens Jape im Backstage-Bereich verhindert und ins Gegenteil verwandelt, weil er mir den richtigen Weg gewiesen hatte. Und das Beste daran: Mir selbst ging es danach wirklich gut, weil mein Herz aufgeräumt und meine Seele zufrieden war. Seither versuche ich in ähnlichen Situationen, mich an folgenden Vers aus der Bibel zu erinnern:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

RÖMER 12,21

Lange Zeit habe ich gedacht, dass sich dieser Vers nur auf das Böse bezieht, das von außen auf mich zukommt. Also, wenn mich jemand verletzt oder beleidigt oder verrät. Doch inzwischen habe ich gelernt, dass es viel Potenzial zum Bösen auch in mir drin gibt, das ganz leicht geweckt werden kann. Zum Beispiel durch einen Ordner im Kino, der nur seinen Job macht. In solchen Situationen können wir sehr wirksam das Böse überwinden, indem wir dem Ärger in uns nicht das Feld überlassen, sondern ihn mit Gutem überwinden, zum Beispiel mit zwei Schokoriegeln für Peter. Das Prinzip dahinter ist fast immer das gleiche: Reagiere genau mit dem Gegenteil von dem, wonach dir ist!

DAS PRINZIP:

Wenn dich etwas aufregt oder verletzt und du den anderen daraufhin am liebsten auf den Mond schießen würdest (negative Reaktion), reagiere mit dem exakten Gegenteil (positive Reaktion).

Es ist menschlich, auch mal zornig oder verletzt zu sein. Und in so einer Situation ist es gut, sich seine Gefühle bewusst zu machen. Am besten tut man das im inneren Selbstgespräch oder mit einem Coach. Aber auf keinen Fall auf Facebook oder am Telefon, indem man alle Welt anruft und ihr erzählt, was für ein A**** der andere ist. Es ist auch ok, dem anderen eine E-Mail zu schreiben, in der wir ihm sagen, wie verletzt wir sind und was wir ihm immer schon mal sagen wollten. Diese E-Mail solltest du nur niemals abschicken! Am besten, du gehst vorher offline oder stellst dein Smartphone in den Flugmodus, damit diese E-Mail ja nicht rausgeht. Denn sie ist für den Papierkorb bestimmt.

Und wenn du dann herausgefunden hast, wie es dir geht und wie du jetzt am liebsten (negativ) reagieren würdest, dann überlege dir eine (positive) Reaktion, die genau dem Gegenteil entspricht. Es macht auch Sinn, diese Reaktion vorher kurz mit einem guten Freund oder Berater zu besprechen. Denn hier liegt auch Potenzial zu einigen Dummheiten. Es besteht nämlich die Möglichkeit, auf eine ganz scheinheilige Weise den anderen durch eine positive Geste nachträglich öffentlich für sein Verhalten abzustrafen. Darum, prüfe deine Motivation!

Wenn dich mal wieder jemand aufregt oder verletzt, dann versuche, dich an folgendes Verhaltensschema zu halten:

• Gehe einen Schritt zurück und komm runter, bevor du reagierst.

• Lass die Luft raus, wenn du allein und offline bist.

• Überlege dir eine positive Reaktion, mit der du reagieren willst.

• Besprich deine Reaktion mit einem guten Freund, bevor du sie umsetzt.

• Und dann tu es, ohne die Erwartung, dass der andere jetzt aber auch was tun muss …

Mach einfach dein Ding, ohne Erwartungen an die anderen. Es geht um dein Herz, nicht um das der anderen. Und du wirst erleben, wie du mit diesem Prinzip nicht bitter, sondern besser werden kannst und dein Leben leichter wird!

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2 Rausgekickt in den Segen

Warum uns Druck manchmal genau dort hinbringt, wo wir hin sollen

SIBYLLE BECK

Es war Samstag und ich war gerade dabei, meiner Predigt für den Sonntag den letzten Schliff zu geben, als uns eine echte Hiobsbotschaft erreichte: Nach 21 Jahren wurde unser Mietverhältnis wegen Eigenbedarf gekündigt. Wir wohnten in einem wunderschönen Haus am Ortsrand und dachten eigentlich, hier alt werden zu können. Ein echter Schock! Es fühlt sich an, als würde die Erde unter unseren Füßen beben.

Das Predigtthema, das ich gerade vorbereitet hatte, hieß: „Ekballo – Christen raus!“ Dieses griechische Wort „Ekballo“, das im Neuen Testament 76 mal verwendet wird (so stand es in meinem Skript), wird immer dann gebraucht, wenn Menschen gesendet oder sozusagen wie ein Ball hinausgekickt werden. Mein Gedanke beim Durchlesen meiner eigenen Predigt war: „Spricht hier Gott eventuell gerade durch meine eigene Predigt zu mir? Was war hier im Gange?“

Wir Menschen neigen dazu, es uns immer wieder bequem zu machen. Sei es in der Gemeinde, im Beruf oder auch in unserem privaten Umfeld. Wer möchte schon gerne ständig Turbulenzen erleben? Und genau das wollte ich jetzt auch nicht. Aber so ging es wohl auch den ersten Christen in Jerusalem. Sie fühlten sich in der eben erst entstandenen christlichen Gemeinschaft wohl. Es fühlte sich gut an, wenn alle in Einheit Gott anbeteten. Keiner hatte Not zu leiden, da sie alles miteinander teilten. Zeichen und Wunder geschahen, die sie ganz unmittelbar miterlebten. Sie empfingen den Heiligen Geist und viele wurden geheilt. Eine wunderbare Zeit. Hier wollte man nicht weg. So hätte es immer bleiben können!

Gott hatte aber andere, größere Pläne! Seine Absicht war, dass das Evangelium nicht nur in Jerusalem blieb, sondern in die ganze Welt hinausging. Er musste nun diese eingeschworene Gemeinschaft dazu bewegen, alles zu verlassen, um folgende Verheißung wahr werden zu lassen: „Aber wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, werdet ihr seine Kraft empfangen. Dann werdet ihr den Menschen auf der ganzen Welt von mir erzählen – in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien, ja bis an die Enden der Erde“ (Apostelgeschichte 1,8; NLB).

Und dann ereignete sich damals in Jerusalem eine Tragödie. Direkt vor ihren Augen. Ihr begabtester Diakon, Stephanus, ein brillanter Redner, wurde gesteinigt. Panik breitete sich aus. Was nun? Wie wird es weitergehen? Wann ist der Nächste von uns dran? Unruhe machte sich breit, und Angst vor dem, was noch kommen sollte, durchzog die ganze Gemeinde. Viele entschlossen sich daraufhin, Jerusalem zu verlassen und in die angrenzenden Gegenden nach Judäa und Samarien zu fliehen.

Aber keiner von ihnen hätte wohl freiwillig sein Zuhause, seine gewohnte Umgebung und seinen Arbeitsplatz verlassen, wenn er nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen worden wäre.

Wieder dachte ich an unsere private Situation. Natürlich müssen wir nicht um unser Leben fürchten, aber unsere Existenz, in der wir es uns gemütlich eingerichtet hatten, stand vor dem Aus. Was hatte Gott vor? Warum zwang er uns, aus unserem Haus ausziehen zu müssen? Diese Fragen gingen mir immer wieder beim Lesen meiner eigenen Predigt durch den Kopf. Erst durch diese druckvolle Erfahrung machten sich die Menschen auf. Erst durch diesen Rauswurf der ersten Christen konnte Gottes Heilsplan für alle Menschen in Judäa und Samarien und bis an die Enden der Erde seinen Lauf nehmen. So verbreitete sich das Evangelium nicht nur in Jerusalem, sondern kam in die ganze Welt. Und dieser Auftrag ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

DAS PRINZIP:

Druck erzeugt Leidenschaft, Leidenschaft erzeugt Energie, und Energie setzt uns in Bewegung.

Manchmal muss Gott uns den Boden unter den Füßen wegziehen, damit wir uns dahin bewegen, wo er uns haben will. Manchmal muss er uns aus unserer Komfortzone hinauskicken, damit er uns dort hinbekommt, wo wir ohne Druck nicht hingegangen wären. Manchmal leiden wir an etwas so schwer, dass uns die Not an einen neuen Ort bringt, wo wir auf einmal Hilfe finden.

Als ich meine eigene Situation, die ich gerade durchlebte, reflektierte, kamen mir auch Menschen in den Sinn, die erst durch einen schwierigen Umstand oder eine Not an den Ort gelangten, der ihnen zum Segen wurde. Wir haben Menschen, die eine unheilbare Krebsdiagnose bekommen hatten, auf ihrem Sterbebett begleitet. Diese unfassbare Krankheit, die so plötzlich in ihr Leben einbrach, trieb sie schließlich in die liebenden Arme Gottes. Obwohl sie sterben mussten, erfuhren sie noch Gottes rettende Liebe. So wurde das zuerst katastrophal geglaubte Schicksal zu Gottes Rettungsplan für sie: zu einem Leben mit ihm in Ewigkeit.

Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Sie sind oft höher und tiefer und weiter als unsere. Wenn wir aber ihm vertrauen, kann selbst die schlimmste Situation für uns zum Segen werden. Mein Lebensleitvers lautet:

Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.

RÖMER 8,28

Ich habe mir angewöhnt, in jeder Situation – selbst der schlimmsten – immer wieder zu fragen:

• Wie kann und muss mir diese Situation zum Besten dienen?

• Was kann ich aus der Situation lernen?

• Was will Gott mir dadurch zeigen?

• In welchem Bereich kann ich durch diese Situation wachsen?

Diese Lebenseinstellung und dieses Vertrauen in meinen Gott helfen mir immer wieder, in bestimmten Situationen nicht zu verzweifeln. Ich habe mich dazu entschlossen, den Schatz, den Gott mir dadurch schenken möchte, zu entdecken. Manchmal erkenne ich ihn sehr schnell, manchmal dauert es Jahre, bis ich herausgefunden habe, was daran das Beste sein soll. Und manches werden wir erst in der Ewigkeit erfahren. Gottes Zusage bleibt jedoch bis in die Ewigkeit bestehen.

Nun bin ich wieder einmal herausgefordert, Gottes guten Plan hinter allem zu entdecken. Und ich bin schon sehr gespannt, wie diese Geschichte ausgehen wird. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich, dass Gott immer treu war und uns mit seiner Hilfe zur Seite gestanden hat. Ich will daran festhalten, dass sich die Kündigung als Segen entpuppen wird. Und ich ahne schon etwas. Denn wir hätten uns ohne diese Kündigung wohl nie getraut, unseren Lebenstraum zu denken und zu verwirklichen. Nämlich irgendwann ein Haus mit Pferdestall und Koppel zu besitzen und damit zusammen mit allen unseren Tieren auf einem Grundstück zu wohnen. Jetzt besteht aber die Möglichkeit, dass dieser Traum wahr wird. Obwohl die Kündigung zunächst ein Schock war, könnte sie nun zum größten Segen für uns werden …

Vielleicht bist du auch gerade herausgefordert, Gott zu vertrauen und dich zu bewegen, weil es im Beruf nicht so gut läuft oder deine Ehe zu zerbrechen droht. Dann erinnere dich daran: Druck erzeugt Energie – und Energie setzt uns in Bewegung. Nutze diese Energie, um Gottes guten Plan für dein Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Finde heraus, was das Gute an deiner Situation ist. Vielleicht musst du mit deinem Chef reden, den Arbeitsplatz wechseln oder ein Eheseminar besuchen, damit dir die Situation zum Besten dient. Gott will dich auf jeden Fall segnen. Vertraue ihm. Lass Gottes „Ekballo“ zu deinem größten Segen werden.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

3 Die Folge-deinem-Herz-Mentalität

Oder warum es so gefährlich ist, Rosamunde-Pilcher-Filme zu schauen

STEFFEN BECK

Ich bin schon über 26 Jahre mit meiner wunderbaren Frau Sibylle verheiratet. Und das bedeutet, dass ich auch Dinge tue, die ich nur tue, weil ich mit einer romantisch veranlagten Frau verheiratet bin. Abends einen Film von Rosamunde Pilcher im Fernsehen anzuschauen, gehört zu diesen Dingen. Und, um es gleich ehrlich vorweg zu sagen, ich habe auch schon geweint, wenn am Ende des Films der Himmel voller Geigen hing.

Eine typische Szene in so einem Film ist diese: Einen Tag vor der geplanten Hochzeit von Petra fährt völlig ungeplant ihre Jugendliebe mit dem Cabrio auf den Hof. Petra bekommt beinahe einen Herzanfall und läuft ins Haus. Natürlich nicht, um ihm für immer aus dem Weg zu gehen, sondern um nach zehn Minuten aus ihrem Versteck zu kommen und ein langes und intensives Gespräch mit ihrem Ex zu führen. Alle alten Gefühle kommen in ihr hoch und sie ist – wer hätte es gedacht – von ganzem Herzen durch den Wind! Und das am Abend vor ihrer Hochzeit.

Was tut eine Frau in diesem Moment? Klar, sie ruft ihre beste Freundin Sandra an und erzählt ihr alles. Nach (nicht nur gefühlten) eineinhalb Stunden dann die entscheidende Frage an die beste Freundin: „Sandra, was soll ich nur tun? Soll ich wie geplant heiraten oder doch vielleicht …?“ Und dann kommt die immer wieder aufs Neue wohlformulierte Antwort: „Petra, hör auf dein Herz.“ Oder auch: „Folge deinem Herzen!“ Romantisch, nicht wahr?

Und doch ist dieser Rat oft der dümmste, den man in so einer Situation bekommen kann.

Die Freundin und mit ihr fast die Hälfte vom Rest der Welt raten Petra, in solchen wichtigen Momenten auf ihr Herz zu hören. Damit ist Folgendes gemeint: Wir sollen bei wichtigen Entscheidungen in uns hineinhorchen um herauszufinden, was wir wirklich wollen, um dann dem Rat oder Wunsch unseres Herzens zu folgen. Immer davon ausgehend, dass wir so am ehesten mit uns selbst im Reinen sind. Und auch immer in der Annahme, dass aus unserem Herzen natürlich nichts Böses kommen kann …

Doch ist dieser Rat wirklich ein guter Rat? Das Herz ist ja gerade in diesem Moment Petras größtes Problem! Sie hört ja die ganze Zeit schon auf ihr Herz – und ihr Herz spielt verrückt! Es ist ein richtig gutgemeinter schlechter Rat, den Petra da von ihrer Freundin bekommen hat. Inzwischen glaube ich, dass es in vielen Fällen sehr dumm ist, auf sein Herz zu hören, auch wenn sich das nicht gerade romantisch anhört. Und zwar aus folgenden Gründen:

Unser Herz ist gar nicht so intelligent, wie wir meinen.

Das Herz ist anatomisch gesehen ja nur ein Muskel, der unser Blut durch die Venen pumpt. Es steht hier natürlich als ein Sinnbild für unser Gefühl. Auf sein Herz zu hören, meint also eigentlich, auf sein Gefühl zu hören. Aber das, was uns wichtig und wertvoll ist und somit auch unser Verhalten bestimmt, ist nicht in unserem Herzen, sondern in unserem Gehirn abgespeichert. Das ist uns aber salopp gesagt etwas zu unromantisch und darum sprechen wir lieber vom Herz als vom Hirn.

Wie immer wir es auch nennen, letzten Endes ist unser Herz an sich nicht mehr als ein programmierbarer Computer. Und ein Computer ist bekanntlich nur so schlau wie seine Programmierung. Je nach dem, was man eingibt, kommt etwas raus. Unser Herz folgt schlicht seiner Programmierung und kann gar nicht so sehr, wie wir immer glauben, zwischen gut und böse, richtig und falsch, sinnvoll und dumm unterscheiden.

Auch die Bibel beschreibt unser Herz nicht als eine Institution, zum Beispiel als Gewissen, auf das es zu hören und dem es dann zu folgen gilt. Die Bibel beschreibt unser Herz als etwas, das selbst etwas anderem folgt:

Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

MATTHÄUS 6, 21

Das Herz geht also nicht voraus, sodass wir ihm nachfolgen können. Vielmehr ist es so, dass unser Herz selbst etwas anderem folgt. Es folgt dem, was wir ihm an Werten eingegeben haben. Unser Herz sagt uns nicht, was wertvoll ist, sondern es verhält sich umgekehrt: Wir sagen unserem Herz, was wertvoll ist. Und wenn wir das nicht tun, dann tut es jemand anderes. Was wir also als wertvollen Schatz ansehen und festlegen, dem folgt unser Herz, sprich Gefühl, nach. Das bedeutet, dass unser Herz das als richtig und wichtig empfinden wird, was wir ihm als richtig und wichtig eingegeben haben. Es ist aber keine unabhängige Gewissensinstanz, auf die wir hören können, und die uns sagt, was gut und böse oder in konkreten Situationen falsch oder richtig ist.

Unser Herz ist kein guter Ratgeber. Im Bemühen, ihrem Herzen zu folgen, haben Menschen schon ihre Arbeitsstelle aufgegeben, um in einer Garagenband zu spielen. Und die meisten von ihnen waren dabei nicht erfolgreich. Andere verloren ihr Hab und Gut, weil sie auf das falsche Pferd gesetzt haben. Manche Menschen trennten sich nach 25 Jahren von ihrem Ehepartner, weil sie auf ihr Herz gehört und sich in einen anderen Menschen verliebt haben. Man kann dies besonders oft in der Lebensmitte beobachten und es auch Midlife-Crisis nennen. Und es gibt sogar Menschen, die in einer schwierigen Phase ihrem Leben ein Ende gesetzt haben, weil sie dem Wunsch ihres Herzens gefolgt sind. Unser Herz ist oft kein guter Ratgeber, darum sollten wir ihm auch nicht einfach die Führung überlassen.

Unser Herz ist nicht von Grund auf gut. Die meisten Menschen glauben zwar, dass der Mensch im Grunde seines Herzens gut ist und alles Böse von außen (durch die Gesellschaft) in sein Leben kommt. Doch die Bibel vermittelt uns da ein anderes Menschenbild. Sie sagt, „aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung“ (Matthäus 15,18-19; NLB). Das bedeutet nicht, dass unser Herz nur Böses hervorbringt. Es wird aber ganz klar, dass das Böse auch Teil dessen ist, was in uns ist und wozu wir fähig sind. Unser Herz ist auf Hilfe durch guten Einfluss von außen angewiesen. Und wenn unser Herz sich nicht einer größeren Instanz – Gott – unterordnet und von dieser Instanz positiv beeinflusst und durch gute christliche Werte geprägt wird, wird es grandios falsche Entscheidungen treffen und unter Umständen viel Böses hervorbringen.

Darum müssen wir lernen, für unser Herz Verantwortung zu übernehmen und es zu lenken! Aber dazu mehr im nächsten Kapitel.

DAS PRINZIP:

Dein Herz folgt deinem Schatz. Darum lerne erst dein Herz zu leiten, bevor du anfängst, ihm zu folgen!

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

4 Lenke dein Herz

Warum der Mensch nicht das Maß aller Dinge sein kann

STEFFEN BECK

Ich glaube nicht, dass alles, was von Herzen kommt, automatisch gut ist, nur weil es von Herzen kommt. Unser Herz hat das Potenzial, uns sowohl zum Guten als auch zum Bösen zu bewegen. Darum ist es auch nicht immer richtig, seinem Herzen zu folgen. Schon mancher, der auf sein Herz gehört hat, ist dabei nicht gut beraten worden. Als erwachsene Menschen müssen wir lernen, Verantwortung für die Programmierung unseres Herzens zu übernehmen. Und als Christenmensch vertraue ich darauf, dass die christlichen Werte, wie sie im Neuen Testament der Bibel überliefert sind, gut für mich und das zwischenmenschliche Zusammenleben sind.

Je mehr ich mich von diesen christlichen Werten habe prägen lassen, desto gesegneter wurde mein Leben. Heute ist es so, dass ich meinem Herzen vertrauen kann, weil es von guten christlichen Werten geprägt ist. Ich kann sogar in entscheidenden Situationen auf mein Herz hören, weil ich Verantwortung übernommen habe und gelernt habe, mein Herz zu lenken. Als Christ Verantwortung für sein Herz zu übernehmen, bedeutet auch, ihm zu sagen, was gut ist und was der Herr von uns fordert, wie es in einem Vers im Alten Testament heißt:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

MICHA 6,8

Klare Ansage. Hier ist nicht mehr der Mensch das Maß aller Dinge. Es gibt etwas, was größer ist, nämlich Gott. Von dieser größeren Instanz kommt das Maß – und ich glaube, das ist gut so. Immer wenn Menschen im Namen dieser größeren Instanz Böses getan haben, haben sie sich eben nicht dieser Instanz untergeordnet, sondern sie missbraucht. Und das geschah und geschieht leider immer noch auch im Namen der Religion. Aber aus dieser missbräuchlichen Erfahrung zu schließen, dass es besser ist, wenn nicht mehr Gott, sondern der Mensch das Maß aller Dinge ist, ist meiner Einschätzung nach ein fataler Denkfehler. Denn nicht Gott hat die Menschen missbraucht, als die Kreuzritter zu den Kreuzzügen ausgezogen sind, um im Namen Gottes und unter dem Segen der Kirche zu morden. Sondern die Menschen haben Gott und seinen Namen missbraucht!

Die gute Nachricht ist, dass wir Verantwortung übernehmen und unser Herz lenken können. Die Bibel drückt dies so aus: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil sein Herz mit Gutem erfüllt ist. Ein böser Mensch dagegen bringt Böses hervor, weil sein Herz mit Bösem erfüllt ist. Denn wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so redet er“ (Lukas 6,45; NGÜ). Alles kommt aus dem Herzen. Das Gute und das Böse im Leben der Menschen. Es ist ein und dasselbe Herz. Darum kann man, wenn man etwas Böses getan hat, auch nicht einfach sagen, dass man es eigentlich nicht wollte. Man kann auch nicht sagen: „Das war nicht ich, sondern das Böse oder der Teufel haben mich dazu verleitet!“ Denn es gibt nicht zwei Herzen in unserer Brust. Beides kommt aus dem einen Herzen, das zum Guten und zum Bösen fähig ist.

Aber weil wir unserem Herz sagen können, was gut und was richtig ist, können wir es beeinflussen und prägen. Und dann kann es durchaus richtig sein, seinem Herzen zu folgen, weil es von guten Werten geprägt ist! Diese Werte kommen aus christlicher Sicht betrachtet nicht von uns selbst und sie sind nicht in uns entstanden. Sie sind uns von außen, genau genommen von oben, also von Gott, gegeben: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist …“ Aber wenn wir diese Werte verinnerlichen und sie unser Herz prägen konnten, dann macht es auf einmal Sinn, auf unser Herz zu hören. Es macht dann Sinn, in sich hineinzuhorchen, weil das, was wir dort hören und vernehmen, nicht nur humanistisches Gedankengut ist, sondern eine von Gottes Geist und der biblischen Überlieferung geprägte Weltanschauung. Und wir werden an dem, was dabei rauskommt, sehr schnell erkennen, ob es gut ist oder nicht. Wir werden sehen, um es mit biblischen Begriffen zu sagen, ob es Segen oder Fluch bringt.

Die Welt sagt: „Hör auf dein Herz.“

Die Bibel sagt: „Lenke dein Herz.“