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Special Agent Owen Burke Sammelband (26-30) Action Krimis von Pete Hackett Ein CassiopeiaPress E-Book Dieses ebook enthält folgende Krimis: Band 26 Der Tod geht um in Chinatown Band 27 Der Henker von Manhattan Band 28 Die G-men und der Dealer-Jäger Band 29 Zwei G-men gegen Terror und Tod Band 30 Wenn ein Gangster nicht verzeiht
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Seitenzahl: 254
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Special Agent Owen Burke
Sammelband (26-30)
Action Krimis
Umfang: 204 Normseiten
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© 2013 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
1. digitale Auflage 2015 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956174810
Dieses ebook enthält folgende Krimis:
Band 26 Der Tod geht um in Chinatown
Band 27 Der Henker von Manhattan
Band 28 Die G-men und der Dealer-Jäger
Band 29 Zwei G-men gegen Terror und Tod
Band 30 Wenn ein Gangster nicht verzeiht
Cover
Titel
Impressum
Band 26 – Der Tod geht um in Chinatown
Band 27 – Der Henker von Manhattan
Band 28 – Die G-men und der Dealer-Jäger
Band 29 – Zwei G-men gegen Terror und Tod
Band 30 – Wenn ein Gangster nicht verzeiht
Special Agent Owen Burke griff nach dem Telefonhörer, nachdem der Apparat zweimal geklingelt hatte, hob ihn vor das Gesicht und nannte seinen Namen sowie die Dienststelle. „Guten Morgen, Special Agent“, erklang die vertraute Stimme des Assistant Directors. „Ich habe etwas für Sie. Finden Sie sich bitte innerhalb der nächsten fünf Minuten bei mir ein.“
„Wir sind so gut wie auf dem Weg, Sir“, erklärte Owen Burke. „Bis gleich.“ Er legte den Hörer auf. „Zum Chef, Ron. Er hat was. Verlieren wir keine Zeit.“
Eine Minute später betraten sie das Vorzimmer des AD, in dem Amalie Shepard residierte. Die Sekretärin des Direktors des FBI New York war allerdings nicht anwesend. Ihr Monitor zeigte einen Bildschirmschoner.
„Ah“, stieß Ron Harris hervor, „Mutter Courage ist nicht da. Lass uns – ehe sie aufkreuzt - schnell diesen Ring durchqueren, in dem sie Chef ist. So früh am Morgen verträgt mein Magen …“
Die Tür zum Büro des AD ging auf und Amalie Shepard zeigte sich. Ein Schatten schien über ihr knochiges Pferdegesicht zu huschen, in ihre Augen trat ein kriegerisches Funkeln. „Was verträgt Ihr Magen, Agent Harris?“, keifte sie. „Respektive – was verträgt er nicht?“
„Es ist alles gut, Miss Shepard“, versicherte Ron Harris. „Ich – ich sprach vom Kaffee. Auf nüchternen Magen kann ich keinen starken Kaffee trinken. Mir wird …“
„Na, dann ist es ja gut. Der Chef hat mir aufgetragen, für Sie Kaffee zu kochen. Nehme ich eben einen Löffel Kaffeepulver weniger. – Der AD wartet schon. Also steht nicht herum wie die Ölgötzen.“
„So bringt man sich um seinen Kaffee“, murmelte Owen Burke grinsend und schob sich an der dürren Sekretärin vorbei in das Büro des AD.
Ron Harris folgte ihm säuerlich grinsend.
Amalie Shepard verzog das Gesicht.
Der Assistant Director erhob sich hinter seinem Schreibtisch, kam um das Möbel herum und begrüßte die Agents per Handschlag. „Setzen Sie sich, Gentlemen.“
Sie nahmen an dem kleinen Konferenztisch Platz, um den einige lederbezogene Stühle gruppiert waren. Der AD legte eine dünne rote Mappe vor sich hin und schlug sie auf. Amalie Shepard hatte drei Garnituren Tassen aufgestellt, sowie ein Kännchen mit Milch und einen kleinen Pott mit Zucker.
„Worum geht es, Sir?“, fragte Owen Burke.
„Mord“, antwortete der AD. „Es geht um Mord.“
„Ist das nicht die Sache des Police Departments?“, kam es sofort von Ron Harris.
„Mit dem Homicide Squad werden wir eng zusammenarbeiten, Agents. Hören Sie: Es geht um die Ermordung zweier Chinesen, die für Lian Song, einen Restaurantbesitzer in Chinatown, gearbeitet haben. Der erste Mord geschah am 12. August, der nächste einen Tag später, also vorgestern. Die beiden Leichen trieben im Hudson, die Männer sind erwürgt worden. Der Killer muss dazu einen dünnen Stahldraht verwendet haben.“
„Gut und schön“, murmelte Ron Harris. „Bis jetzt ist immer noch der Homicide Squad zuständig, Sir.“
Die Brauen des AD schoben sich etwas zusammen. „Geduld, G-man, Geduld. Ich werde Ihnen die Zuständigkeit des FBI schon noch klar machen.“
„Sorry, Sir.“
„Schon gut. – Lian Song ist ein Mafioso. Von Seiten des Police Department rechnet man ihm Drogenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung und Mord zu. Leider gibt es nicht einen einzigen Beweis, der ausreichen könnte, um ihn festzunageln. Jetzt aber scheint es ein anderer Chinese, sein Name ist Kim Wang, auf den Thron Lian Songs abgesehen zu haben. Ihm rechnet die Mordkommission die Morde an den beiden Angestellten Lian Songs zu.“
„Jetzt wird mir einiges klar“, knurrte Ron Harris.
„Das freut mich“, sagte der AD und ein angedeutetes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Man geht also von einem Bandenkrieg aus“, konstatierte Owen Burke.
„Ja. Aber das ist noch nicht alles. Gestern Abend wurde aus dem Hudson die Leiche eines Amerikaners gefischt. Sein Name ist George Bender. Bender ist achtundvierzig Jahre alt, er war bei einem Softwareentwickler namens Robert Warren hier in Manhattan beschäftigt. Auch Bender wurde mit einem Würgedraht ermordet.“
„Besteht ein Zusammenhang mit den Morden an den beiden Chinesen?“, wollte Owen Burke wissen.
„Detective Lieutenant James Howard vermutet es“, antwortete der AD. „Zumindest sprechen die Indizien dafür. Zum einen die Art, wie Bender starb, zum anderen die Tatsache, dass die Morde fast zur selben Zeit erfolgten und dass man Benders Leichnam ebenfalls im Hudson – hm, entsorgte.“
„Das kann Zufall sein“, erklärte Ron Harris.
„Ein Zusammenhang kann aber nicht ausgeschlossen werden“, sagte der AD.
In dem Moment brachte Amalie Shepard die Kanne mit dem Kaffee. Sie schenkte erst dem AD an, dann Owen Burke. Die Tasse vor Ron Harris nahm sie samt Untertasse weg.
„Trinken Sie denn keinen Kaffee?“, fragte der Assistant Director etwas überrascht.
„Er schlägt ihm auf den sensiblen Magen“, enthob Amalie Shepard den Special Agent einer Antwort; ein hohes Maß an Ironie lag in ihrer Stimme. Triumphierend, mit hochgezogenen Brauen, fixierte sie einen Moment lang Ron Harris. Dann verließ sie, in der einen Hand die Kanne, in der anderen die Tassengarnitur, das Büro und drückte mit dem Fuß die Tür zu.
Ron Harris und Owen Burke wechselten einen schnellen Blick, Harris verdrehte die Augen und bog die Mundwinkel nach unten. Es sollte so viel bedeuten wie ‚sei’s drum’.
„Das ist mir neu“, murmelte der AD und meinte Ron Harris’ sensiblen Magen. „Aber wenn es so ist …“ Er zuckte mit den Achseln, dann fuhr er fort: „Nehmen Sie sich Lian Song und Kim Wang zur Brust, Agents. Außerdem bitte ich Sie, mit Howard Verbindung aufzunehmen. Er untersucht den Mordfall Bender.“
„Im Klartext heißt das, dass wir einen neuen Fall haben“, gab Owen Burke zu verstehen. Während er sprach, rührte er Milch und Zucker in seinen Kaffee. „Gibt es außer den Parallelen, die Sie nannten, Sir, weitere Hinweise, dass zwischen den Morden an den beiden Chinesen und diesem George Bender eine Verbindung besteht?“
„Benders Frau erzählte James Howard, dass ihr Mann sie einige Male in den ‚Roten Drachen’ zum Essen ausführte. Der ‚Rote Drachen’ ist ein chinesisches Speiselokal, er liegt in der Mott Street, und sein Besitzer heißt Lian Song.“
*
Zurück in ihrem gemeinsamen Büro rief Owen Burke beim Police Department an und hatte im nächsten Moment Detective Lieutenant James Howard von der Mordkommission am Apparat. „Hi, James“, grüßte Owen Burke. „Ich rufe dich wegen der Mordsache George Bender an.“
„Man hat die Sache mit den Chinesen also dir und Ron aufs Auge gedrückt“, gab der Detective Lieutenant zu verstehen. „Das ist gut. Mit euch beiden komme ich wenigstens zurecht. Es geht darum, dass in Chinatown ein Bursche namens Kim Wang das Ruder an sich reißen möchte. Zwei von Lian Songs Mitarbeitern hat man schon auf die brutale Art und Weise aus dem Weg geräumt. Und es ist nicht auszuschließen, dass auch ein Amerikaner – eben George Bender -, Opfer dieses Bandenkrieges wurde.“
„Du hast schon mit Benders Frau gesprochen“, sagte Burke. „Sie und ihr Mann waren einige Male im Restaurant Lian Songs beim Essen. Das lässt natürlich tiefschürfende Schlüsse zu.“
„Spar dir deine Ironie“, knurrte Howard. „Es gibt andere Indizien, die einen Zusammenhang zwischen den Morden vermuten lassen. Die Tatsache, dass das Ehepaar Bender hin und wieder bei Lian Song aß, ist nur ein Mosaiksteinchen.“
„War nicht so gemeint“, entschuldigte sich Burke. „Hast du auch schon mit dem Arbeitgeber Benders gesprochen?“
„Nein, aber das möchte ich heute Vormittag noch nachholen. Die Firma heißt Software Development House, die Adresse lautet 129 Sullivan Street. Ich habe um 11 Uhr mit Robert Warren einen Termin vereinbart. Wenn ihr wollt, könnt ihr dem Gespräch beiwohnen.“
„Wir werden dabei sein“, versicherte Owen Burke, dann verabschiedete er sich von James Howard.
Da er den Lautsprecher des Telefons aktiviert hatte, konnte Ron Harris hören, was gesprochen worden war. „Wir haben also noch gut zwei Stunden Zeit“, murmelte er. „Ich habe mal die Namen Lian Song und Kim Wang ins System eingegeben. NCIC hat ein paar Sachen über die beiden ausgespuckt. Einige Verfahren wurden gegen sie eröffnet, zu einer Verurteilung kam es nie. Ich würde sagen, bei den beiden handelt es sich um ausgesprochen clevere Kerlchen.“
„Diese Kerle opfern eiskalt ihre Leute“, versetzte Burke. „Und die lassen sich bereitwillig für ihre Bosse – hm, schlachten. Sie würden für ihre Bosse sogar in die Todeszelle gehen. Denn wenn sie es nicht tun, ist das gleichbedeutend mit einem Todesurteil.“
Auch Owen Burke klinkte sich ins FBI National Crime Information Center ein und wenig später starrte er auf das Konterfei von Lian Song. Der Chinese war zweiundsechzig Jahre alt und hatte lange, graue Haare, einen grauen Schnurrbart, dessen Enden ihm fast bis auf die Brust reichten, sowie einen grauen Kinnbart, der ebenso lang war wie der Schnurrbart.
Er prägte sich dieses Gesicht ein. Dann holte er sich die Akte von Kim Wang auf den Monitor. Wang war dreiundvierzig, er hatte glatte, schwarze Haare, sein Gesicht war rund wie ein Pfannenkuchen, Augen, Nase und Mund schienen auf eine viel zu kleine Fläche in diesem Gesicht zusammengedrängt zu sein. Obwohl er ihn nicht persönlich vor sich hatte, war Kim Wang dem Special Agent auf Anhieb unsympathisch.
Sie hatten noch etwas Papierkram zu erledigen. Von der Federal Plaza bis zur Sullivan Street waren es nur ein paar Straßen. Ron Harris fand einen Parkplatz ganz in der Nähe des Gebäudes Nummer 129 und manövrierte den Dodge Avenger gekonnt hinein.
James Howard wartete schon. Sie begrüßten sich, dann betraten sie das Gebäude. Es handelte sich um einen Wolkenkratzer mit über dreißig Stockwerken. Der Softwareentwicklungsbetrieb befand sich in der vierzehnten Etage. Im Sekretariat, in dem eine etwa fünfundzwanzigjährige, sehr schöne Frau die Tastatur eines PCs bearbeitete, meldete sich der Detective Lieutenant an. Und gleich darauf betraten sie das Büro des Firmenchefs.
Robert Warren war Mitte vierzig und solariengebräunt. Er hatte volle, leicht gelockte, brünette Haare, zu denen seine blauen Augen einen besonderen Kontrast darstellten. Warren sah durchtrainiert aus, und sicherlich war er ein Typ, auf den die Frauen standen.
Er kam um seinen Schreibtisch herum, begrüßte zuerst James Howard mit Handschlag, dann die beiden Agents, die ihm der Detective Lieutenant vorstellte, dann sagte er lächelnd: „Wieso das FBI? Fällt ein einfacher Mord in die Zuständigkeit des Federal Bureaus?“
„Wir wissen noch nicht, ob es sich um einen einfachen Mord handelt, Mr. Warren“, erklärte James Howard. „Und es kann sich sehr schnell ergeben, dass die beiden Kollegen für die Angelegenheit zuständig werden.“
Das Lächeln im Gesicht Robert Warrens war erloschen. „Eine tragische Sache, das mit George. Er war einer meiner besten Programmierer und Entwickler. Hat man schon irgendwelche Hinweise auf seinen Mörder? Hat man eine Ahnung, weshalb er so brutal und grausam ermordet wurde?“
„Wir sollten uns setzen“, meinte Howard. „Im Sitzen spricht es sich angenehmer.“
„Natürlich, entschuldigen Sie.“ Warren deutete mit einer knappen Geste seiner Rechten zu dem ovalen Besprechungstisch, der mit fünf Stühlen bestückt war. „Nehmen Sie Platz, Gentlemen. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
„Danke“, lehnte Howard ab. „Wir haben nicht vor, Ihre kostbare Zeit allzu lange in Anspruch zu nehmen.“
Sie ließen sich nieder.
„Ich weiß, dass Sie mit George Bender ziemlich gut bekannt waren“, begann Howard. „Benders Frau erzählte mir, dass zwischen Ihnen eine Freundschaft bestand. Haben Sie eine Ahnung, ob Bender Feinde hatte oder ob er bedroht wurde?“
Robert Warren schüttelte nachdenklich den Kopf, dann antwortete er: „Er hätte es mir gesagt, wenn das der Fall gewesen wäre. Nein, ich glaube nicht, dass er einen Feind hatte, ebenso wenig glaube ich, dass er bedroht wurde.“
„Er soll des Öfteren in Chinatown verkehrt sein“, mischte sich Owen Burke ein.
Jetzt zeigte Robert Warren Unsicherheit. Das nervöse Flackern in seinen Augen war nicht zu übersehen. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter, als er würgend schluckte, dann stieß er hervor: „Was soll diese Frage? Hat das etwas mit seinem Tod zu tun?“
„Möglich“, sagte James Howard. „Wenige Tage vor ihm wurden zwei Chinesen aus Chinatown auf dieselbe Art und Weise ermordet, auch ihre Leichen wurden aus dem Hudson gefischt. Macht Ihre Firma mit chinesischen Partnern Geschäfte?“
In dem Moment ging die Tür auf, und zwar nicht die Verbindungstür zum Büro der Sekretärin, sondern jene Tür, die auf den Flur führte, und ein Mann steckte seinen Kopf in den Raum. „Ich habe darüber nachgedacht, Robert …“ Der Mann verstummte jäh, als er die beiden Besucher des Firmeninhabers am Besprechungstisch wahrnahm. „O, entschuldigen Sie, Chef. Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich in einer Besprechung befinden. Ich komme später noch einmal.“
Der Kopf wurde zurückgezogen, die Tür ging zu.
„Entschuldigen Sie die Störung“, murmelte Robert Warren. „Das war Hank Sherman, einer meiner Programmierer.“
„Es gibt nichts zu entschuldigen“, erklärte James Howard. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Mr. Warren. Gibt es Geschäftsbeziehungen zwischen Ihrer Firma und chinesischen Kunden?“
„Nein. Zumindest nicht direkt. Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass auch Chinesen unsere Produkte erwerben.“
„Sagen Ihnen die Namen Lian Song und Kim Wang etwas?“, fragte Owen Burke. Er ließ Robert Warren nicht aus den Augen.
Robert Warren fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn. Sein Blick irrte ab. Unter seinem linken Auge zuckte ein Muskel. Schließlich verneinte er.
*
„Als die Rede auf die Chinesen kam, wurde er ziemlich unruhig“, verlieh Owen Burke seinen Gedanken Ausdruck, als sie sich wieder auf der Straße befanden. „Ganz besonders, als ich die Namen Lian Song und Kim Wang nannte.“
James Howard nickte. „Es ist mir nicht entgangen. Und ich bin überzeugt, dass irgendeine Verbindung zwischen ihm und seiner Firma und einem dieser Kerle besteht. Kaum annehmbar, dass es sich um eine geschäftliche Beziehung handelt.“
Jetzt ließ zum ersten Mal, seit sie das Gebäude vor mehr als einer halben Stunde betreten hatten, Ron Harris seine Stimme erklingen. Er sagte: „Zwei Bedienstete Lian Songs wurden mit einem Würgedraht ermordet. George Bender starb auf dieselbe Art und Weise. Die Morde an den beiden Chinesen rechnen wir Kim Wang zu. Wenn er auch den Mord an Bender in Auftrag gegeben hat, dann muss Bender irgendwie zwischen den Fronten gestanden haben.“
„Wir wissen es nicht“, erklärte Owen Burke. „Warrens Reaktion war zwar seltsam, aber wir können daraus keine zwingenden Schlüsse ziehen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass wir uns auf eine falsche Fährte begeben. Ich bin dafür, dass wir zu Lian Song fahren und mit ihm sprechen. Und dann sehen wir weiter.“
„Kommst du mit, James?“, fragte Ron Harris.
Der Detective Lieutenant schüttelte den Kopf. „Meine Zeit ist ziemlich knapp bemessen, Leute. Ich denke, ihr seht das ein. Setzt mich in Kenntnis, was bei dem Gespräch mit dem alten Banditen herausgekommen ist.“
„Machen wir glatt“, versprach Owen Burke.
Lian Song bewohnte eine Wohnung über dem ‚Roten Drachen’ in der Mott Street. Die Agents fuhren auf der Canal Street nach Osten. Ein Stück vom ‚Roten Drachen’ entfernt stellte Ron Harris den Dodge an den Straßenrand. Die Agents stiegen aus und schauten sich um. Hier und dort sahen sie Stände, in denen Chinesen Fische zum Kauf anboten. Von einem der Häuser spannte sich quer über die Straße zu einem anderen Gebäude ein breites Transparent, das mit chinesischen Schriftzeichen bedruckt war. Auf den Gehsteigen zu beiden Seiten der Straße bewegten sich Passanten. Überwiegend handelte es sich um keine Chinesen.
Auf das große Schild über der Tür des Speiserestaurants war mit großen Lettern der Name ‚Red Dragon’ geschrieben. Die chinesischen Schriftzeichen darunter bedeuteten wohl dasselbe.
Es war Mittagszeit und das Lokal hatte geöffnet.
„Den Laden betreibt der alte Gangster sicher der Geldwäsche wegen“, raunte Ron Harris seinem Kollegen zu, als sie durch die Tür in den Gastraum traten.
Das Restaurant war nur mäßig besetzt. Zwei Bedienungen chinesischer Abstammung standen bei der Tür zur Küche und unterhielten sich. Hinter einem Tresen stand ein Keeper, ebenfalls Chinese. Sofort kam eine der Bedienungen auf die beiden G-men zu, lächelte freundlich und fragte: „Haben Sie Plätze reserviert, Gentlemen? Gegebenenfalls auf welchen Namen?“
Owen Burke zückte das Etui mit Dienstmarke und Ausweis, klappte es auf und hielt der jungen Lady mit dem breitflächigen Gesicht die Dienstmarke hin. „FBI New York“, sagte er, „ich bin Special Agent Burke, das ist Special Agent Harris. Wir möchten Mr. Song sprechen.“
Das Lächeln im Gesicht der jungen Frau war maskenhaft starr geworden. „Mr. Song ist oben in seiner Wohnung“, gab sie zu verstehen. Ihr akzentfreies Englisch verriet, dass sie in den Staaten aufgewachsen war. „Wenn Sie durch die Hintertür gehen gelangen Sie zu einer Treppe …“
Eine Minute später standen die Agents vor Songs Wohnungstür. Es gab einen Türklopfer aus Messing, aber auch eine Klingel. Ron Harris legte den Daumen auf den Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet und eine junge, hübsche Chinesin stand vor den Beamten. „Sie wünschen?“
Burke zeigte auch ihr die Dienstmarke und klärte sie über den Grund ihrer Vorsprache auf. Die Lady bat sie, einen Moment zu warten und verschwand in der Wohnung, gleich darauf erschien sie wieder und bat die Agents, einzutreten.
Im Wohnzimmer erwartete sie Lian Song. Graue, lange Haare, grauer Schnurrbart, grauer Kinnbart. Genauso sah er auf dem Bild aus, das in einer der Datenbanken des NCIC 2000 gespeichert war. Bekleidet war er mit einem schwarzen Morgenmantel, auf den in goldener Farbe chinesische Schriftzeichen gedruckt waren. Der Blick des Chinesen, mit dem er die FBI-Männer musterte, war unergründlich. In dem von unzähligen Runzeln zerklüfteten Gesicht regte sich nichts.
Owen Burke stellte sich und seinen Kollegen vor, wies sich aus und sagte dann: „Zwei Ihrer Bediensteten wurden ermordet, Mr. Song. Wir ermitteln in diesen Mordsachen und haben einige Fragen an Sie.“
„Ich habe von den Morden gehört“, erklärte der Chinese. „Es ist schlimm. Ich habe die beiden Männer nicht persönlich gekannt. Sie hatten Familie – Frauen und Kinder. Ich werde mich um sie kümmern müssen.“
„Welche Jobs übten sie bei Ihnen aus?“
„Ich betreibe nicht nur den ‚Red Dragon’. Es sind eine Reihe von Geschäften, die ich mein Eigen nenne. Nicht nur Restaurants. Zum Beispiel besitze ich einen Schuhladen in der Bayard Street, einen Fischladen in der Baxter Street und – und – und. Einer der Männer arbeitete im ‚Mandarin’. Er war dort Keeper. Der andere war in dem Laden für chinesische Kunst beim Buddhistentempel beschäftigt.“
„Jeder von ihnen übte also einen ehrbaren Beruf aus“, kam es etwas spöttisch von Ron Harris.
Lian Song schoss dem Agent einen sengenden Blick zu. „Natürlich. Alle meine Geschäfte sind ehrbarer Art. Ich verstehe Ihre Anspielung nicht, Agent.“
Harris ging nicht darauf ein. „Kann es sein, dass Sie einen Feind haben, der Sie mürbe machen möchte, indem er der Reihe nach Ihre Angestellten umbringt?“
Der Chinese, der auf der Couch gesessen hatte, erhob sich, ging zum Fenster, starrte durch die Scheibe und sagte nach einiger Zeit, ohne sich zu Burke und Harris umzudrehen: „Ich kann es mir nicht vorstellen, Agents, aber es scheint wohl so zu sein. Vielleicht bin ich einem Konkurrenten ein Dorn im Auge …“
„Womit sollte jemand zu Ihnen in Konkurrenz getreten sein?“, kam wie aus der Pistole geschossen die Frage von Owen Burke. Sein Blick hatte sich am schmalen Rücken des chinesischen Mafioso regelrecht verkrallt. „Im Geschäft mit dem Rauschgift vielleicht, oder auf dem Gebiet der Prostitution? Die Rede könnte auch von Schutzgelderpressung sein.“
Jetzt drehte sich Lian Song herum. Sein Gesicht war wie versteinert. Sein Blick war düster und seine Stimme hatte einen metallischen Klang, als er hervorstieß: „Hüten Sie Ihre Zunge, Agent. Es haben schon andere versucht, mir etwas am Zeug zu flicken. Geschafft hat es keiner.“
„Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis er bricht“, knurrte Owen Burke.
Lian Song schürzte die Lippen. „Haben Sie sonst noch Fragen?“
„Eine ganze Reihe, Lian Song. Aber ich glaube nicht, dass ich von Ihnen auch nur eine einzige Antwort auf all meine Fragen erhalte.“
„Warum sind Sie dann gekommen?“
„Wir wollten Sie persönlich kennen lernen. Und Sie sollen wissen, mit wem Sie es ab sofort zu tun haben.“
Ein verächtlicher Ausdruck kerbte sich in die Mundwinkel des Chinesen. „Sie können mich nicht beeindrucken.“
Einer jähen Eingebung folgend sagte Owen Burke: „Wir kommen von Robert Warren. Er betreibt ein Softwareentwicklungsunternehmen in der Sullivan Street.“
Die Brauen Lian Songs schoben sich zusammen. Sein Blick wurde stechend. „Warum sagen Sie mir das?“
Owen Burke ließ einen Versuchsballon steigen. „Sie kennen Warren. Und sicher kennen Sie auch seinen Angestellten George Bender.“
In den Augen des Chinesen blitzte es auf.
Burke sprach weiter. „Auch Bender wurde mit einem dünnen Draht erwürgt. Seine Leiche trieb im Hudson. Dasselbe Ritual wie bei ihren beiden Bediensteten. Wer möchte Sie aus dem Geschäft drängen, Lian Song? Helfen Sie uns, den Mörder zu finden.“
„Ich kenne weder diesen Warren, noch kenne ich Bender. Ich darf Sie jetzt bitten, meine Wohnung zu verlassen. In Zukunft möchte ich von Ihnen in Ruhe gelassen werden. Andernfalls werde ich mich über Sie an höchster Stelle beschweren.“
„Wir machen unseren Job“, versetzte Ron Harris. „Unser Job ist es, Verbrechen aufzuklären und Verbrecher aus dem Verkehr zu ziehen. Soll ich Ihnen sagen, wer Ihr Feind ist, Song? Wir kennen den Namen.“
Lian Song starrte Harris an. Dieser hielt dem Blick stand. Es war ein stummes Duell. Nach einer Weile schnarrte der Chinese: „Gehen Sie! Ich dulde Sie nicht länger in meiner Wohnung.“
„Ihr Feind heißt Kim Wang!“, blaffte Ron Harris. „Er will Sie aus dem Geschäft mit den Drogen, der Prostitution und der Schutzgelderpressung drängen. Und wenn Sie uns nicht helfen, ihm das Handwerk zu legen, wird es ihm auch gelingen. Wer aus Ihren Reihen wird wohl der Nächste sein, um dessen Hals sich ein Würgedraht legt und den man irgendwann tot aus dem Hudson fischt? Vielleicht sogar Sie selbst, Song.“
„Alles, was Sie von sich geben, sind Vermutungen“, gab der Chinese zu verstehen. „Sie wissen gar nichts. Was Sie mir vorwerfen sind Unterstellungen und üble Verdächtigungen. Wer ist Kim Wang? Was erzählen Sie mir von diesem Warren und diesem George Bender? Welchen Zweck verfolgen Sie?“
„Wir sagten es Ihnen bereits“, antwortete Owen Burke. In diesem Moment klingelte sein Handy. Er holte es aus der Jackentasche und nahm das Gespräch entgegen. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, lauschte er, dann sagte er: „In Ordnung, Sir. Wir kümmern uns darum.“ Nachdem er das Mobiltelefon wieder in der Jackentasche versenkt hatte, wandte er sich an Ron Harris: „Man hat eine junge Chinesin aus dem East River gezogen. Der Leichnam weist am Hals Würgemale auf, die von einem dünnen Stahlseil stammen können. Man hat die Lady anhand ihrer Fingerprints identifiziert. Ihr Name ist Meilin Xu.“
Lian Song zuckte zusammen, als hätte ihn Burke mit einem glühenden Draht berührt. Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte sich in seinen dunklen Augen Entsetzen.
„Kennen Sie Meilin Xu?“, fragte Ron Harris, dem diese Reaktion nicht entgegen war.
„Sie arbeitete als Serviererin im Mandarin“, murmelte der Chinese.
*
Am Morgen des darauf folgenden Tages klingelte Owen Burkes Telefon. Er nahm ab und meldete sich. Eine weibliche Stimme sagte: „Meilin Xu hat als Stricherin gearbeitet, Agent. Ich beobachtete sie, als sie in den Wagen des Freiers stieg, der sie wahrscheinlich auch ermordete.“
„Ich denke, Meilin Xu war als Bedienung im Mandarin tätig“, bemerkte Owen Burke.
„Ja, tagsüber arbeitete sie dort. Ihr Dienst im Mandarin endete täglich um drei Uhr nachmittags. Abends musste sie dann anschaffen gehen. Ebenso wie ich und viele andere junge Chinesinnen, die für Lian Song arbeiten.“
„Wo können wir uns treffen?“, fragte Owen Burke.
„Ich will mich nicht mit Ihnen treffen, Agent. Ich werde Ihnen auch nicht meinen Namen nennen. Bei dem Mann, zu dem Meilin ins Auto stieg, handelte es sich um einen Chinesen. Er fuhr einen weißen Toyota. Die Zulassungsnummer lautete ACZ-5061. Der Wagen ist im Staat New York zugelassen.“
Die Anruferin legte auf.
„Hallo!“, rief Burke. „Heh, Lady …“
Die Leitung war tot. Burke knallte den Hörer auf den Apparat. Dann notierte er schnell die Zulassungsnummer, ehe er sie vergaß.
Halter des Wagens war einen Mann namens Lin Zhao. Lin Zhao wohnte in der Pearl Street, Hausnummer 374. Er war polizeilich registriert. Es hatte drei Verurteilungen wegen vorsätzlicher Körperverletzung gegeben.
Es war kurz vor halb zehn Uhr, als Owen Burke an der Wohnungstür des Chinesen klingelte. Nach einiger Zeit wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, eine Stimme fragte: „Was ist los? Was wollen Sie?“
Der Türspalt war zwei Zoll breit, aber der Teil des Gesichts, den dieser Spalt freigab, gehörte unverkennbar zum Antlitz eines jungen Chinesen. „Sind Sie Lin Zhao?“, fragte Burke.
„Ja. Ich habe bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet und bin müde. Spucken Sie aus, was Sie wollen, und dann … He, wenn Sie mir irgendetwas verkaufen möchten, dann verschwinden Sie am besten gleich wieder. Ich …“
„FBI. Mein Name ist Burke. Ich habe einige Fragen.“
„FBI! Was sollte ich mit euch Feds zu tun haben?“
„Es geht um Meilin Xu. Sie arbeitete auf dem Straßenstrich. Nachdem Sie zu Ihnen in den Wagen gestiegen ist, wurde sie nicht mehr lebend gesehen. Sie wurde ermordet. Ihr Pech, dass eine Kollegin Meilins alles beobachtete und sich die Nummer Ihres Kennzeichens notierte.“
Lin Zhao schlug die Tür zu.
Owen Burke glitt in den Schutz der Wand daneben. Er zog die SIG und schlug von der Seite mit dem Knauf der Waffe einige Male fordernd gegen das Türblatt. „Öffnen Sie, Zhao. Sie entkommen uns nicht. Falls Sie beabsichtigen, über die Feuerleiter zu fliehen, so lassen Sie sich gesagt sein, dass im Hof mein Kollege nur darauf wartet, dass Sie kommen.“
In der Wohnung blieb es still.
Dafür brüllte im Stockwerk darüber ein Mann: „Was ist das für ein Lärm? Verdammt noch einmal, hat man denn in diesem verdammten Rattenloch nicht mal am Morgen seine Ruhe?“
„Gehen Sie in Ihre Wohnung!“, rief Burke. „Das ist ein Polizeieinsatz. Sperren Sie die Tür zu und bleiben Sie in Ihren vier Wänden, bis Entwarnung gegeben wird.“
Oben klappte die Tür. Auch ein Stockwerk unter der Etage, in der sich Burke befand, wurde eine Tür geschlossen.
Burke pochte erneut gegen die Tür zu Zhaos Apartment. „Geben Sie auf, Zhao. Ich kann Sie aus der Wohnung holen lassen. Das wird unter Umständen wenig erfreulich für Sie. Wissen Sie, wie eine Blendgranate wirkt? Waren Sie schon einmal Tränengas ausgesetzt? Es ist nicht erstrebenswert …“
Lin Zhao rührte sich nicht. Die Sekunden reihten sich aneinander, eine Minute verstrich, eine zweite. Owen Burke verlor die Geduld. Er trat vor die Tür hin, sein linkes Bein zuckte in die Höhe, er benutzte es wie einen Rammbock. Doch die Tür hielt stand. Sofort glitt der G-man zurück in den Schutz der Wand. Da durchschlug auch schon ein Geschoss das Türblatt. Eine Detonation war nicht zu hören. Der Chinese benutzte einen Schalldämpfer.
Owen Burke holte das Handy aus der Tasche und stellte eine Verbindung mit dem Direktor des FBI her. Mit knappen Worten erklärte er die Situation, dann bat er den Assistant Director, ein SWAT-Team zu schicken. Ohne zu zögern erteilte der AD eine Zusage. Burke setzte mit seinem nächsten Anruf Ron Harris in Kenntnis. „Ich habe ihn kurz einmal am Fenster über dem Rettungssteg gesehen“, sagte Harris. „Vielleicht hättest du ihm nicht sagen sollen, dass ich im Hof auf ihn warte. Er wäre mir vielleicht direkt in die Arme gelaufen.“
„Möglich. Vielleicht hätte er dich auch mit einem Stück Blei aus dem Weg geputzt, alter Freund. Dass er keine Hemmungen hat, auf Polizisten zu schießen, hat er bewiesen.“
„Wahrscheinlich hast du recht. Warten wir also auf das Spezialistenteam.“
Zähflüssig verrann die Zeit. Irgendwann vernahm Owen Burke im Treppenhaus Schritte. Er vermutete, dass das Sondereinsatzkommando eingetroffen war. Seltsam mutete es ihn allerdings an, dass man keine Verbindung mit ihm aufgenommen hatte. Er verspürte plötzlich ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, denn er sagte sich, dass auch Lin Zhao Hilfe angefordert haben konnte. Und in Chinatown, diesem kleinen Ortsteil Manhattans, lagen die Apartments der Gangster sicherlich nicht besonders weit auseinander.
Mit drei langen Schritten war der G-man bei der Treppe und lief sie nach oben. Auf dem Treppenabsatz blieb er geduckt stehen. Seine Rechte hatte sich regelrecht am Griff der SIG Sauer festgesaugt.
Zwei Männer stürmten die Treppe herauf.
Chinesen!
In der Etage angekommen, in der sich Burke eben noch befunden hatte, liefen sie auseinander und drückten sich in die Nischen der Türen zu anderen Wohnungen. Den FBI-Agenten auf dem Treppenabsatz zur nächsten Etage schienen sie noch nicht wahrgenommen zu haben.
„Da ist niemand“, hörte Burke einen der Kerle sagen.
Eine der Gestalten löste sich aus der Türnische und lief zur Wohnungstür von Lin Zhao. Der Bursche schlug mit der Faust dagegen und rief: „Ich bin es, Sino. Hier ist niemand, Lin. Mach auf.“
Kaum, dass das letzte Wort über seine Lippen war, schrie der andere: „Er steht auf dem Treppenabsatz!“ Seine Hand fuhr unter die Jacke, als sie wieder zum Vorschein kam, umklammerte sie den Griff einer Glock.
Der Chinese vor Lin Zhaos Tür war herumgewirbelt, hatte sich geduckt und ebenfalls eine Waffe gezogen.
Owen Burke schoss auf ihn und sah ihn gegen die Tür kippen. Mit seinem Schuss war er auf das linke Knie niedergegangen. Der Chinese in der Türnische konnte sich nicht mehr schnell genug auf das so jäh veränderte Ziel einstellen, sein Geschoss pfiff über Burke hinweg und meißelte ein faustgroßes Loch in das Mauerwerk hinter dem Agent. Die Kugel des G-man hingegen traf. Der Chinese taumelte aus der Türnische, sein Mund klaffte auf zu einem Schrei, dieser erstickte jedoch in der Kehle des Mannes und er brach zusammen.
Die Tür zum Apartment Lin Zhaos wurde aufgerissen. Der Chinese sprang auf den Flur, sein wilder Blick suchte den Gegner, erfasste ihn und seine Hand mit der Pistole zuckte in Burkes Richtung. Der G-man hatte keine andere Wahl und drückte ab. Die SIG bäumte sich auf in seiner Faust, der trockene Donner lähmte die Trommelfelle. Lin Zhaos rechtes Bein wurde vom Boden weggerissen, mit einem Aufschrei auf den Lippen ging er zu Boden.
„Die Waffe weg!“, brüllte Owen Burke, drückte sich hoch und zielte auf den Chinesen.
In dem Moment vibrierte sein Handy in der Jackentasche. Er fischte es mit der linken Hand heraus und stellte eine Verbindung her. Dabei ließ er den Chinesen nicht einen Sekundenbruchteil lang aus den Augen. Die Mündung der SIG wies unverrückbar auf ihn.
„Die SWAT-Leute sind eingetroffen“, meldete Harris.