6 wilde Pistolero Western Januar 2023 - Alfred Bekker - E-Book

6 wilde Pistolero Western Januar 2023 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western-Geschichten (499) von Alfred Bekker (Neal Chadwick): Eine offene Rechnung für Grainger Der Prediger und die Hure Herr der Stadt Wölfe in der einsamen Geisterstadt Zieh, Pistolero! Grainger und das blutige Dutzend Der Prediger zügelte sein Pferd und wandte den Kopf nach Westen. Die Luft flimmerte es war verdammt heiß. Jeder andere Mann hätte in dem dunklen Anzug, den er trug, gechwitzt. Aber dem Prediger schien das Feuer der Sonne nichts auszumachen. Es schien ihm ebenso wenig etwas anhaben zu können, wie das Feuer der Hölle. Der Prediger lauschte. Er hatte gute Ohren. So hörte er auch jene Geräusche, die der heiße Wüstenwind fast verschluckte, während er über das Land strich und und Sand aufwirbelte und vertrocknete Sträucher vor sich hertrieb. Das waren Schreie, die da von Ferne an sein Ohr drangen. Der Prediger schlug nun eine andere Richtung ein. Er ließ sein Pferd auf die Anhöhen zuhalten und überquerte sie. Auf dem höchsten Punkt angekommen, zügelte er er kurz sein Pferd und blickte dorthin, woher die Schreie kamen. Frauenschreie, die sich mit dem Gelächter von Männern mischten. Die Gestalt des Predigers hob sich als dunkler Schatten gegen die inzwischen tiefstehende Sonne ab. Dann ritt er langsam auf das Geschehen zu.

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Alfred Bekker

6 wilde Pistolero Western Januar 2023

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Inhaltsverzeichnis

6 wilde Pistolero Western Januar 2023

Copyright

​Eine offene Rechnung für Grainger

​Der Prediger und die Hure

Herr der Stadt

​Wölfe in der einsamen Geisterstadt

Zieh, Pistolero!

Grainger und das blutige Dutzend

6 wilde Pistolero Western Januar 2023

von Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Western-Geschichten

von Alfred Bekker (Neal Chadwick):

Eine offene Rechnung für Grainger

Der Prediger und die Hure

Herr der Stadt

Wölfe in der einsamen Geisterstadt

Zieh, Pistolero!

Grainger und das blutige Dutzend

Der Prediger zügelte sein Pferd und wandte den Kopf nach Westen. Die Luft flimmerte es war verdammt heiß. Jeder andere Mann hätte in dem dunklen Anzug, den er trug, gechwitzt. Aber dem Prediger schien das Feuer der Sonne nichts auszumachen. Es schien ihm ebenso wenig etwas anhaben zu können, wie das Feuer der Hölle.

Der Prediger lauschte.

Er hatte gute Ohren.

So hörte er auch jene Geräusche, die der heiße Wüstenwind fast verschluckte, während er über das Land strich und und Sand aufwirbelte und vertrocknete Sträucher vor sich hertrieb.

Das waren Schreie, die da von Ferne an sein Ohr drangen.

Der Prediger schlug nun eine andere Richtung ein. Er ließ sein Pferd auf die Anhöhen zuhalten und überquerte sie.

Auf dem höchsten Punkt angekommen, zügelte er er kurz sein Pferd und blickte dorthin, woher die Schreie kamen.

Frauenschreie, die sich mit dem Gelächter von Männern mischten.

Die Gestalt des Predigers hob sich als dunkler Schatten gegen die inzwischen tiefstehende Sonne ab.

Dann ritt er langsam auf das Geschehen zu.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

​Eine offene Rechnung für Grainger

von Neal Chadwick (Alfred Bekker)

Grainger war den ganzen Tag geritten. Jetzt gelangte er an einen Saloon, irgendwo in einer winzig kleinen Stadt. Der Wüstenwind fegte durch die Straßen. Davon gab es genau zwei, die sich der Mitte kreuzten.

Und da waren dann auch der Saloon, der Mietstall, der Boothill, die Kirche und das Hurenhaus.

Etwas weiter dann die Bahnstation, ohne die es den Ort vermutlich nie gegeben hätte.

Grainger hielt beim Mietstall und stieg aus dem Sattel. Er klopfte sich den Staub von der Kleidung.

Dann wischte er sich mit der Hand über die Stirn, nachdem er sich den Hut in den Nacken geschoben hatte.

Es war schon seit Wochen so verdammt heiß.

“Ich kümmere mich um Ihr Pferd”, sagte der Mann vom Mietstall. “Vorausgesetzt, Sie bezahlen im Voraus.”

“Klar”, sagte Grainger.

Er war dem Mietstall-Mann eine Münze zu.

Der fing sie auf.

“In Ordnung”, sagte er. “Aber ich schätze, Sie sollten auch ein Bad nehmen.”

Grainger lachte.

“Riecht man das?”

“Man riecht es.”

Grainger lächelte dünn. “Na, dann wird es wohl nötig sein.”

“Bestimmt.”

“Es soll hier ein gutes Hurenhaus geben.”

“Es hat sich noch keiner beschwert, soweit ich gehört habe.”

“Das wäre selten.”

“Wieso?”

“Weil sich in der Regel immer irgendwer über irgendetwas beschwert”, sagte Grainger.

“Wem sagen Sie das!”

“Passen Sie gut auf mein Pferd auf.”

“Auf mich kann man sich verlassen.”

“Na dann…”

Grainger nahm seine Sachen und ging. Er hängte sich die Satteltaschen über die Schulter und das Winchester-Gewehr nahm er in die Hand. Dann ging er zum Saloon.

Ein paar Männer drehten sich kurz nach ihm um, als er eintrat.

Und die Frauen - von denen gab es recht viele. Eine hübscher als die andere, wie Grainger festellte.

Er ging zum Tresen.

Legte Satteltasche und Winchester darauf. Und eine Münze.

“Ich brauche ein Zimmer für die Nacht und ein Bad und was zu Essen und einen Whisky.”

“Kannst du hier alles bekommen”, sagte der Saloonkeeper.

“Gut.”

Eine Dunkelhaarige mit großen Brüsten und tiefen Ausschnitt hatte sich von der Seite an Grainger herangedrängt.

“Du kannst auch noch mehr bekommen”, hauchte sie ihm ins Ohr.

Grainger musterte sie.

Sein Blick blieb an ihren Rundungen haften.

Er lächelte kurz, während ihm der Saloonkeeper schonmal den Whisky hinstellte.

“Warum nicht?”, meinte er.

“Ich halte, was ich verspreche”, sagte sie.

“Ach, wirklich?” Grainger wirkte leicht amüsiert.

“Ja, ganz bestimmt!”

“Da wärst du allerdings die erste Hure, die das tut!”

Sie lachte.

“Du kennst mich noch nicht!”

“Das ist wahr!”

“Siehst du!”

“Bring noch eine Freundin mit.”

Sie lachte. Ihre Brüsten wippten dabei hin und her. Grund genug, sie zum Lachen zu bringen, dachte Grainger.

Sie sagte: “Du scheinst unersättlich zu sein.”

Grainger grinste breit. “Ich habe einen langen, einsamen Ritt hinter mir!”

“Ich verstehe.”

Sie deutete in Richtung einer blonden, kurvenreichen Frau, die gerade mit einem Cowboy herumalberte. “Gefällt dir die?”

“Nicht übel”, sagte Grainger.

“Dann werde ich sie fragen.

“Gut, tu das.”

“Wir werden viel Spaß haben.”

“Ja, das glaube ich auch.”

*

Später saß Grainger mit zwei nackten Girls in einem riesigen Waschzuber. Er hielt gerade die großen Brüste der Dunkelhaarigen in den Händen, als er übel gestört wurde.

Die Tür ging auf.

Ein Mann trat ein. Er trug den Revolver tief. Und den Stern ziemlich hoch an seiner Lederweste.

Einen Augenblick lang herrschte Stille.

Graingers Lachen verstummte ebenso wie das Quieken der Girls.

“Wie wär’s mit ein bisschen Privatsphäre?”, wandte sich Grainger dann an den Eindringling.

“Du bist Grainger?

“Bin ich. Und wer bist du?”

“Der Sheriff.”

“Vielleicht kann unsere Unterhaltung noch etwas warten, denn wie du siehst, bin ich zurzeit beschäftigt und habe alle Hände voll zu tun.”

“Das sehe ich”, sagte der Sheriff mit einem Blick dorthin, wo Grainger zurzeit seine Hände hatte. “Aber das was ich mit dir zu besprechen habe kann nicht warten.”

“Woher kennst du überhaupt meinen Namen?”, wollte Grainger wissen.

“Der hat sich herumgesprochen.”

“Ach, nee!”

“Ist leider so. Und das ist auch der Grund, weshalb ich mit dir reden muss. Ich muss dich nämlich warnen.”

“Warnen?” Grainger runzelte die Stirn. “Wovor?”

“Es gibt hier eine üble Bande, die seit kurzem in der Gegend herumstreicht. Angeführt von einem Kerl namens Delmayne. Der hat hier eine Ranch gekauft - von welchem Geld auch immer. Ich will njcht wissen, woher das stammt. Jedenfalls hat er genug davon, um sich eine Bande von Revolverschützen anzuwerben.”

Jetzt ließ Grainger sogar die Brüste der Dunkelhaarigen los, sodass sie schwer ins Wasser platschten.

“Ich sehe, dir sagt der Name Delmayne etwas, Grainger”, sagte der Sheriff. “Um es kurz zu machen, Delmayne sagt überall, dass er noch eine Rechnung mit dir offen hätte und sucht dich. Ich höre jetzt gerade von einem der Cowboys aus der Umgebung, dass die Bande jetzt auf dem Weg hierher ist.”

“Na, da hatte es aber jemand eilig, diese Leute zu informieren.”

“Grainger, mich interessiert nicht die Bohne, worum es bei dem Streit mit Delmayne gehen mag.”

“Ach, nein?”

“Nein.”

“Was interessiert dich denn dann, Sternträger?”

“Mich interessiert nur meine Stadt. Und ich habe keine Lust, dass hier unnötig viel Blut fließt.”

Grainger bemerkte, dass die blonde Freundin der Dunkelhaarigen sich jetzt von der anderen Seite mit ihren Brüsten an ihn herandrückte - und das lenkte ihn etwas ab. Und vielleicht lenkte ihn auch das ab, was sie mit ihren Händen unter Wasser machte.

“Löbliche Einstellung für einen Sheriff, finde ich”, sagte Grainger, der jetzt in jeder Hinsicht um Haltung bemüht war.

“Hör zu Grainger. In anderthalb Stunden ist die Meute hier. Und dann wollen sie deinen Kopf. Warum weißt nur du. Aber ich bin nicht lebensmüde. Ich hab dich gewarnt. Das ist mehr als du eigentlich von mir verlangen kannst. Sieh zu, dass du aus der Stadt bist, wenn die Kerle auftauchen. Sonst liegt dein Kopf in Kürze im Sand.”

“In anderthalb Stunden schon…” Grainger seufzte. “Vielen Dank für die Warnung, Sheriff. Ich weiß das sehr zu schätzen.”

“Nichts für ungut, Grainger.”

Der Sternträger nahm zwei Finger an die Hutkrempe.

Seine Art, sich zu verabschieden.

Er drehte sich um und ging hinaus.

Grainger wandte sich nacheinander den beiden Schönen zu, die ihm mit ihm dass Bad teilten.

“Dann werden wir uns wohl etwas beeilen müssen”, meinte er bedauernd.

“Und dabei hat es so nett angefangen”, sagte die Dunkelhaarige.

“Schnell und heftig heißt doch nicht, dass es nicht nett werden kann”, gab Grainger zu bedenken und grinste breit.

“Das stimmt allerdings”, sagte nun die Dunkelhaarige, woraufhin sie sich auf seinen Schoß setzte.

“Lass ihn nicht sein ganzes Pulver bei dir verschießen”, maulte die Blonde. “Ich will auch noch was!”

Die Dunkelhaarige drückte Grainger ihre vollen Brüste ins Gesicht. Und dann flüsterte sie ihm ins Ohr: “Eigentlich solltest du sofort verschwinden! Die Kerle sind wirklich übel, von denen der Sheriff gesprochen hat.”

Ihr Ton war ernst. Und ihr Herzschlag schon deutlich beschleunigt, wie Grainger feststellte.

“Mach dir keine Gedanken”, sagte Grainger dann. “Ich will vor diesen Leuten gar nicht flüchten.”

“Was?”

Die Dunkelhaarige sah ihn entgeistert an.

“Ja, du hast schon richtig gehört”, sagte Grainger.

“Du musst ein Wahnsinniger sein”, stieß sie hervor, konnte sich aber auch mehr richtig auf ihre Worte konzentrieren.

“Manche Rechnungen müssen eben einfach irgendwann beglichen werden”, sagte Grainger. “Sag bloß, ihr beiden Hübschen kennt sowas nicht?

*

Hinterher hatte Grainger Hunger.

Viel Hunger.

Er ließ sich vom Salooner Eier mit Speck machen.

“Whisky dazu?”, fragte der Salooner.

“Nur Kaffee”, sagte Grainger.

Schließlich wollte er einen klaren Kopf behalten, wenn die Meute auftauchte.

Seine Winchester hatte er auf den Tisch gelegt. Es war ein Karabiner. Im Magazin waren zwölf Schüsse. Dazu kamen die Sechs Schüsse in der Trommel seines Revolvers. Unter der Weste trug er noch einen zweiten Revolver mit kürzerem Lauf, der auch sechs Schüsse hatte.

Die Dunkelhaarige setzte sich zu ihm an den Tisch.

“Kann ich irgendwas für dich tun?”, fragte sie.

“Nein, du hast schon genug für mich getan”, sagte Grainger.

“Noch ist es nicht zu spät. Du könntest mit einem schnellen Pferd…”

“Ich habe ein schnelles Pferd. Und davon abgesehen bin ich niemand, der wegläuft.”

“Grainger, du bist bestimmt ein mutiger Mann.”

Er sah auf. “Aber? Das klingt so, als käme jetzt ein Aber, richtig?”

“Grainger, du hast keine Chance gegen diese Meute.”

“Das werden wir sehen.”

“Du bist anscheinend ein unverbesserlicher Sturkopf, der darauf aus ist, sich eine Kugel in den Kopf zu holen.”

“Und wenn es so wäre - könnte es dir doch egal sein, oder?”

Sie sah ihn an.

Und er erwiderte ihren Blick.

“Du bist ein netter Kerl, Grainger.”

“Manchmal ja.”

“Und es täte mir Leid um dich.”

“Mir täte es auch um dich Leid, deswegen solltest du dich rechtzeitig außer Schussweite begeben, bevor es losgeht!”

“Keine Sorge. Ich bin es gewohnt, mich durchzuschlagen.”

“Glaube ich dir gerne.”

“Grainger?”

“Ja?”

“Was hast du diesem Delmayne angetan, dass er so hinter dir her ist?”

“Ich habe seinen Sohn erschossen. Drüben in Wichita.”

“Oh…”, sagte sie.

“Er ist eine über eine Frau hergefallen, die absolut keinen Spaß daran hatte. Ich habe ihm gesagt, er soll die Frau in Ruhe lassen. Daraufhin hat er den Colt gezogen. Ich war zwar nicht schneller als er, aber ich habe besser getroffen.”

“So war das also”, sagte die Dunkelhaarige.

Grainger runzelte die Stirn.

“Das klingt, als hättest du noch eine andere Version der Geschichte gehört!”

Die Dunkelhaarige nickte.

“Delmayne erzählt die Sache etwas anders.

“Und wie?”

“Du hättest seinen Sohn ohne Grund von hinten erschossen.”

Grainger lachte rau. “Natürlich.”

“Ich glaube, was du sagst.”

“Spielt das eine Rolle?”

Sie zuckte mit den Schultern. “Wahrscheinlich nicht. Da hast du Recht.”

In diesem Augenblick war von draußen ein Geräusch zu hören, dass von vielen Hufen stammte.

Zwei Dutzend Pferde, so schätzte Grainger.

Er war gut darin, so etwas zu schätzen.

Und ihm war auch klar, dass das die Leute sein mussten, die es auf ihn abgesehen hatten.

Die Meute.

Delmaynes Meute.

Er ließ sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen.

“Geh jetzt”, sagte er zu der Dunkelhaarigen. Nimm den Hinterausgang und bleib weg, bis alles vorbei ist…”

“Grainger, ich…”

“Kugeln fliegen manchmal durch Wände. Also sieh zu, dass du wirklich weit genug weg bist, denn es wird hier sicherlich jede Menge Blei herumfliegen. Darauf kannst du wetten.”

“Pass auf dich auf, Grainger.”

Er lächelte mild.

“Das tue ich immer.”

“Naja…”

“Entgegen dem Eindruck, den du von mir hast, bin ich ein sehr vorsichtiger Mann.”

“Du hast Recht! Da unterscheidet sich mein Eindruck ganz erheblich von deinem, Grainger!”

“Verschwinde jetzt.”

Sie erhob sich von ihrem Platz, blieb noch einmal kurz stehen und sah sich zu Grainger um, der seelenruhig dasaß und seine Mahlzeit aß.

Der Salooner war längst nicht mehr da.

Der hatte sich schon vor einer geraumen Weile vom Acker gemacht.

Schließlich gehorchte die Dunkelhaarige und verschwand durch den Hinterausgang.

So, wie Grainger es ihr gesagt hatte.

Jetzt bin da nur ich und die Meute!, ging es Grainger durch den Kopf. Und alles läuft jetzt auf diesen einen Moment zu, in dem sich alles entscheidet und eine Rechnung beglichen wird. So oder so…

*

“Grainger! Komm raus!”, rief eine krächzende Stimme.

Das war Delmayne.

Grainger erkannte die Stimme wieder.

Eine Stimme, deren schneidender Klang an eine Krähe erinnerte.

Grainger dachte gar nicht daran, sich aus der Ruhe bringen zu lassen.

In der Ruhe liegt die Kraft, wusste er. Und wenn man eine Situation beherrschen wollte, dann hatte das immer zur Voraussetzung, dass man sich selbst beherrschte. So zumindest war Graingers Ansicht dazu.

“Grainger! Wir wissen, dass du da drin bist! Komm raus! Und stell dich! Heute ist der Tag, an dem du bezahlen wirst!”

“Warum kommst du nicht rein?”, fragte Grainger zurück und nahm den letzten Bissen von seinem Essen.

Eine Weile geschah gar nichts.

Grainger hörte draußen Stimmen durcheinander reden.

Und dann drang die energische, schneidend klingende Stimme von Delmayne durch den Chor der anderen hindurch.

Der große Boss ließ sich des Handelns nicht aus der Hand nehmen.

“Geht rein und legt ihn um”, sagte er seinen Männern. “Ich weiß, Grainger ist ein Teufel. Aber jeder von euch, der da reingeht, kriegt hundert Dollar.”

Einer der Kerle spuckte aus.

“Hundert Dollar ist nicht viel fürs Sterben”, sagte er.

Delmayne war außer sich vor Wut. “Da ist ein Mann im Saloon! EIN Mann.”

Der Kerl, der ausgespuckt hatte zuckte mit den Schultern.

“Ja, aber ein Höllentyp.”

“Weißt du was?”

“Ja?”

“Ich habe dir hundert Dollar fürs Sterben angeboten.”

“Richtig.”

“Von mir kannst du dasselbe auch umsonst bekommen, du Bastard!”

Delmayne zog seinen Revolver.

Ehe der Kerl, der ausgespuckt hatte, auch nur eine Chance dazu hatte, schoss Delmayne ihn aus dem Sattel.

Das Pferd wich zur Seite.

Der Kerl lag im Staub.

Sein Blut sickerte in den Sand.

“Meint noch irgendjemand, dass ich ein schlechtes Angebot gemacht habe?”

Delmayne sah sich um.

Niemand sagte etwas.

Einer deutete auf den Toten.

“Er war ein Scheißkerl”, sagte er.

Delmayne sagte: “Das wollte ich hören.”

Er steckte den Revolver zurück ins Holster.

“Dann wollen wir mal”, sagte einer der anderen Männer und stieg aus dem Sattel. Er zog die Winchester aus dem Sattelschuh und lud die Waffe durch. Er trug zwei Colts an am Gürtel und unter der Weste schaute noch der Griff einer weiteren Weste hervor. Gut bewaffnet war er auf jeden Fall. So wie alle, die zu Delmaynes Trupp gehörten.

Delmayne verzog das Gesicht.

“Worauf wartet ihr noch?”, fragte er und schob sich den Hut in den Nacken.

*

Ein Dutzend Mann waren es, die jetzt den Saloon betraten. Alle schwer bewaffnet. Tiefgeschnallte Colts, Winchester-Gewehre, eine Shot Gun und diverse verborgene Waffen, die man noch hervorziehen konnte, wenn die Hauptwaffe leergeschossen war.

In einer Reihe standen sie - vor der Theke.

Grainger hatte seine Winchester auf dem Tisch liegen. Er saß entspannt da. Es war nichtmal erkennbar, dass er die Hand besonders eng in der Nähe des Coltgriffs hielt.

“Guten Tag, Gentlemen”, sagte er. “Ich nehme an, dass ihr meinetwegen hier seit.”

Einer der Kerle grinste schief.

“Das hast du gut erkannt”, sagte der. “Du bist Grainger, oder?”

“Kommt immer darauf an, wer fragt.”

“Wir möchten einfach nur nicht den falschen erschießen.”

“Ihr möchtet eigentlich gar nicht schießen”, stellte Grainger fest. “Denn , wenn ihr schießt , muss ich zurückschießen. Und ihr wisst alle, was das bedeutet.”

“So , was denn?”, höhnte einer der Kerle. Aber seine Stimme verriet ihn. Er war unsicher. Grainger registrierte das mit Genugtuung. Genau so sollte es sein, dachte er. Die Unsicherheit soll auf Seiten der Gegner liegen. Nicht auf meiner.

Grainger wusste, dass dies die halbe Miete war.

Und es entschied die meisten Kämpfe.

Einer der Kerle grinste jetzt schief.

“Habt ihr gehört Männer? Das war eine ernste Drohung von dem Kerl da. Wir sollten uns jetzt wohl fürchten, nehme ich an.”

Das Gelächter wirkte schwach und wenig überzeugend.

Grainger erkannte das sofort.

Sie sind unsicher, dachte er. Gut so! Sie versuchten, locker zu wirken, aber in Wahrheit machten sie sich in die Hose.

“Ich verstehe euer Problem schon ganz gut”, sagte Grainger. “Und ich bin völlig auf eurer Seite.”

Die Männer runzelten die Stirn.

“Legen wir ihn jetzt einfach um”, sagte einer. “Der Typ quatscht zuviel dummes Zeug. Mir geht er jedenfalls auf die Nerven.”

“Warte!”, meinte ein anderer. “Ich will hören, was er sagen will.”

“Ist das dein Ernst?”

“Könnte doch lustig werden, oder?”

“Ich finde es nicht lustig.”

“Ich will’s aber hören!” Der Mann wandte sich an Grainger. “Erklär uns, was du meinst!”

Graingers Augen wurden schmal. Sehr schmal. Er musterte einen nach dem anderen.

“Da draußen wartet euer Boss auf euch. Und mit jedem Moment, in dem er keinen Schuss hört, wird der unruhiger.” Grainger sprach ruhig und leise. Das, was er sagte, sprach er aus wie unumstößliche Gewissheiten, an denen nur Narren irgendeinen Zweifel haben konnten. “Wie viele Dollars zahlt er euch? Ist es das wirklich wert?”

“Das braucht nicht deine Sorge zu sein”, sagte der Mann. Und seine Hand war schon sehr nahe am Coltgriff.

Grainger hatte es damit nicht so eilig.

“Selbst wenn es günstig für euch läuft und eure Kugeln treffen mich, dann hätte ich trotzdem noch Zeit zurückzuschießen. Genau so läuft das doch. Du wirst getroffen, bist aber noch nicht tot und ziehst selber. Ihr seid erfahren genug, um zu wissen, wie das läuft. Wie viele von euch werde ich also mit in den Tod nehmen? Jeden dritten? Die Hälfte? Euch alle?” Grainger zucke mit den Schultern. Hängt ein bisschen davon ab, wie gut ihr schießen könnt. Ich kann sehr gut schießen. Und wisst ihr was? Ich habe mich festgelegt.” Er deutete mit dem Finger auf einen der Männer, den er als Anführer ausgemacht hatte. Es war derjenige, der gefragt hatte. Grainger machte ein Schussgeräusch. Dann grinste er. “Wie heißt du?”

“Wer will das wissen?”

“Ich weiß gerne, wen ich erschießen werde. Denn ich habe dich ausgewählt!”

“Scheiß drauf!”

“Egal, was passiert! Du wirst sterben. Kann sein, dass deine Freunde mich anschließend mit zwanzig Kugeln durchsieben. Aber du wirst sterben, denn selbst wenn mich schon ein paar Kugeln getroffen haben, werde ich immer noch in der Lage sein, dich zu treffen. Aus dieser Distanz kein Problem.”

“Du kannst mich mal!”

“Wenn du mir deinen Namen nicht sagst, gebe ich dir einen. Du heißt jetzt Bartstoppelgesicht. Gefällt dir das? Mir gefällt das.”

“Jim, das kannst du dir nicht bieten lassen!”, meinte einer der anderen.

“Ach, Jim heißt du also. Soll ich dich Jim nennen, Bartstoppelgesicht?” Auf dein Grabkreuz kann ich auch beides schreiben: Jim, das Bartstoppelgesicht. Macht sich sicher gut. Ich werde darauf achten, dass die einfältigen Ärsche in dieser Stadt der Analphabeten das auch richtig schreiben, okay, Jim Bartstoppelgesicht? Dann wird man vielleicht später noch an dich denken. Die Leute werden an deinem Kreuz vorbeigehen, wenn sie in die Kirche gehen und sagen: Das war Jim Bartstoppelgesicht, der größte Idiot auf Erden, denn er hätte ein reicher Mann sein können. Jetzt hat er eine Kugel im Kopf, weil er einem Mann namens Grainger erschießen wollte, mit dem er nie Streit gehabt hat. Ist doch idiotisch, findest du nicht?”

Jim wirkte irritiert.

Von draußen war Delmayne zu hören.

“Wann gehts da drin endlich zur Sache, Ihr Blödmänner?”, rief er.

“Netter Typ, für den ihr arbeitet”, sagte Grainger.

Jim Bartstoppelgesicht kam jetzt einen Schritt näher.

Unter den gegeben Umständen war das schon richtig mutig, fand Grainger.

Die Sache entwickelte sich also in die richtige Richtung.

“Der Kerl labert nur dummes Zeug”, meinte einer der anderen Männer.

“Machen wir ihn endlich fertig”, sagte ein anderer.

“Worauf warten wir noch, Jim?”, meldete sich ein Dritter zu Wort.

“Was hast du für einen Vorschlag, Grainger?”, fragte schließlich Jim Bartstoppelgesicht.

“Ganz einfach. Ich sag euch, was ihr machen sollt. Hinterher seid ihr reiche Leute, ich lebe noch und alle sind zufrieden.”

“Ach!”

Naja, bis auf einen, dachte Grainger. Aber der zählt nicht!

*

Delmayne wartete draußen ungeduldig. Er spuckte aus. Er wirkte angespannt.

Dann hörte er die Schüsse aus dem Saloon. Es waren so viele Schüsse, dass die Pferde scheu wurden. Sein eigenes auch. Es stieg kurz auf die Hinterhand. Aber Delmayne war Rancher. Er kannte sich mit Pferden aus.

Und er wusste, wie man sie unter Kontrolle halten konnte.

Pferde und Menschen.

Das war ein- und dasselbe für ihn.

Aber die Pferde behandelte er besser.

Ein gutes Pferd, so war seine Ansicht, war schlechter ersetzbar als irgendein Mensch.

Dann ebbte die Schießerei im Saloon ab.

Es herrschte jetzt Stille.

Eine Stille, die etwas Gespenstisches an sich hatte.

Delmayne schluckte.

“Alles klar bei euch?”, rief er schließlich.

Es kam keine Antwort.

“Hey, ihr Drecksäcke! Was ist los bei euch! Hat Grainger eine Kugel im Kopf?”

“Alles klar Boss!”, rief einer.

“Okay”, sagte Delmayne. Er stieg vom Gaul herunter und ging auf die Schwingtüren des Saloons zu. Die Hand war dabei die ganze Zeit über am Colt. Man konnte ja nie wissen.

Er ging in den Saloon hinein.

Die Türen schwangen ihm nach.

Die Männer standen an der Bar.

Und an einem der Tische - saß Grainger.

Delmayne zuckte zusammen.

“Hey, was…”

“Du hast dir gedacht, dass ich jetzt tot bin”, stellte Grainger fest. “Das war dein Plan…”

Delmayne wandte sich an seine Leute. “Was soll dass, ihr Nichtsnutze! Wieso lebt dieser Kerl noch? Wieso habt ihr ihn nicht bis zur Halskrause mit Blei vollgepumpt?”

Die Antwort war Schweigen.

Delmayne schien jetzt zu ahnen, dass hier irgendetwas gegen ihn lief.

“Wir haben den Plan geändert”, sagte Grainger.

Delmayne fuhr herum.

“Wir?”, echote er.

“Ich konnte deine Männer davon überzeugen, dass es so besser für sie ist”, sagte Grainger.

“Was ist besser für sie?”

Mit einem Faustschlag schickte Delmayne Jim Bartstoppelgesicht auf die Fußbodenbretter.

Jim wischte sich das Blut ab. Er verzog das Gesicht. Aber er griff nicht zum Colt. Das würde er lieber einem andere überlassen…

Grainger!

“Es ist für alle Beteiligten das Beste, wenn zuerst wir beide uns schießen”, sagte Grainger. “Das spart Blutvergießen.”

Eine Gasse bildete sich. Die Männer wichen nach links und rechts zur Seite. Keiner wollte eine Kugel abbekommen. Auch nicht eine verirrte Kugel.

Delmayne riss sein Eisen heraus und schoss. Wie eine dunkelrote Drachenzunge leckte das Mündungsfeuer aus seiner Waffe. Im Saloon war es schließlich nicht besonders hell.

Aber wie so oft kam es nicht darauf an, wer schneller schoss.

Es kam darauf an, wer besser traf.

Und das war Grainger.

Mit einer eleganten, katzenhaften Bewegung griff er zum Colt.

Nicht besonders schnell, aber dafür sehr sicher.

Ein einziger Schuss genügte Grainger, um Delmayne tödlich zu treffen. Wie ein gefällter Baum fiel Delmayne zu Boden und blieb dort regungslos liegen. Blut sickerte auf die Fußbodenbretter des Saloons.

“Und jetzt holen wir uns alles, was es auf Delmaynes Ranch zu holen gibt!”, sagte Jim Bartstoppelgesicht. Er deutete auf Grainger. “Du hältst dein Wort und folgst uns nicht!”

“Ich halte mein Wort und folge euch HEUTE nicht”, korrigierte Grainger. “Wenn ich euch morgen noch in der Gegend antreffe, dann erschieße ich euch. Jeden einzelnen von euch. Und glaubt ja nicht, dass ich das nicht schaffe!”

Jim Bartstoppekgesicht schluckte.

Für einen Moment begegnete sein Blick dem Graingers. Und er wusste, dass Grainger es ernst meinte.

“Los, Männer!”, rief Jim also.

Und dann rückte die ganze Meute innerhalb weniger Augenblicke ab.

Grainger hörte noch, wie sie auf ihre Pferde stiegen und sie davongaloppieren. Diese Bande hat es sehr eilig, dachte Grainger. Aber das wunderte ihn nicht.

ENDE

​Der Prediger und die Hure

von Neal Chadwick

Der Prediger zügelte sein Pferd und wandte den Kopf nach Westen. Die Luft flimmerte es war verdammt heiß. Jeder andere Mann hätte in dem dunklen Anzug, den er trug, gechwitzt. Aber dem Prediger schien das Feuer der Sonne nichts auszumachen. Es schien ihm ebenso wenig etwas anhaben zu können, wie das Feuer der Hölle.

Der Prediger lauschte.

Er hatte gute Ohren.

So hörte er auch jene Geräusche, die der heiße Wüstenwind fast verschluckte, während er über das Land strich und und Sand aufwirbelte und vertrocknete Sträucher vor sich hertrieb.

Das waren Schreie, die da von Ferne an sein Ohr drangen.

Der Prediger schlug nun eine andere Richtung ein. Er ließ sein Pferd auf die Anhöhen zuhalten und überquerte sie.