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6 Wildwest-Knaller Juli 2022: Western Großband Spezial 6 Romane 7/2022 (499) von Alfred Bekker, Wolf G. Rahn, Jasper P. Morgan, Glenn P. Webster, Larry Lash, Horst Friedrichs Über diesen Band: Dieses Buch enthält folgende Romane: Jasper P. Morgan: Wer auf Graingers Liste steht Glenn P. Webster: Jenny und die Banditen Alfred Bekker: Virginia City Showdown Das alte Fort (Larry Lash) Im Auftrag der Pinkertons (Horst Friedrichs) Carringo und die schwimmende Stadt (Wolf G. Rahn) Billy Dunlop entführt Henrietta Lamont. Town Marshal Jim Cranston versucht alles, um sie zu retten. In der Zwischenzeit bricht in Virginia City das Chaos aus. Dahinter steckt niemand anderes als O'Kieran, der die Absetzung des Town Marshals erreichen will. Wird es ihm gelingen?
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Seitenzahl: 913
6 Wildwest-Knaller Juli 2022: Western Großband Spezial 6 Romane 7/2022
Alfred Bekker et al.
Published by Alfred Bekker präsentiert, 2022.
Title Page
6 Wildwest-Knaller Juli 2022: Western Großband Spezial 6 Romane 7/2022
6 Wildwest-Knaller Juli 2022: Western Großband Spezial 6 Romane 7/2022 | von Alfred Bekker, Wolf G. Rahn, Jasper P. Morgan, Glenn P. Webster, Larry Lash, Horst Friedrichs
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3 harte Western Mai 2019
Alfred Bekker, Jasper P. Morgan, Glenn P. Webster | 3 harte Western Mai 2019
3 harte Western Mai 2019 | Alfred Bekker, Jasper P. Morgan, Glenn P. Webster
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Wer auf Graingers Liste steht | Ein Western von Jasper P. Morgan
Jenny und die Banditen | Western von Glenn P. Webster
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Virginia City Showdown | von Alfred Bekker
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Das Fort der Outlaws: Western Großband 3 Romane 8/2021
Larry Lash, Horst Friedrichs, Wolf G. Rahn | Das Fort der Outlaws: Western Großband 3 Romane 8/2021
Das Fort der Outlaws: Western Großband 3 Romane 8/2021 | Larry Lash, Horst Friedrichs, Wolf G. Rahn
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DAS ALTE FORT | Larry Lash
Im Auftrag der Pinkertons
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DIE WAHRHEIT ÜBER:
Carringo und die schwimmende Stadt
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Über diesen Band:
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Dieses Buch enthält folgende Romane:
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Jasper P. Morgan: Wer auf Graingers Liste steht
Glenn P. Webster: Jenny und die Banditen
Alfred Bekker: Virginia City Showdown
Das alte Fort (Larry Lash)
Im Auftrag der Pinkertons (Horst Friedrichs)
Carringo und die schwimmende Stadt (Wolf G. Rahn)
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Billy Dunlop entführt Henrietta Lamont. Town Marshal Jim Cranston versucht alles, um sie zu retten. In der Zwischenzeit bricht in Virginia City das Chaos aus. Dahinter steckt niemand anderes als O'Kieran, der die Absetzung des Town Marshals erreichen will. Wird es ihm gelingen?
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Alles rund um Belletristik!
Dieses Buch enthält folgende Krimis:
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Jasper P. Morgan: Wer auf Graingers Liste steht
Glenn P. Webster: Jenny und die Banditen
Alfred Bekker: Virginia City Showdown
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Billy Dunlop entführt Henrietta Lamont. Town Marshal Jim Cranston versucht alles, um sie zu retten. In der Zwischenzeit bricht in Virginia City das Chaos aus. Dahinter steckt niemand anderes als O'Kieran, der die Absetzung des Town Marshals erreichen will. Wird es ihm gelingen?
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author /COVER TONY MASERO
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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IMPRESSUM
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© Roman by Author / Cover 2019: Tony Masero
Redaktion und Korrektorat: Alfred Wallon
© dieser Ausgabe 2019 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
www.AlfredBekker.de
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Sie waren zu dritt. Drei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können...
Bradford Deakon war der Älteste. Ein habgieriger und gefühlloser Schuft, dem ein Menschenleben nichts bedeutete.
Sein Bruder Dean, der Messerspezialist, war nur wenig jünger, doch genauso grausam.
Und Clyde Deakon, der Hüne mit der Kraft eines ausgewachsenen Bullen. Er war ein Zauberer mit Gewehr und Revolver...
Es bedurfte schon eines besonders tapferen Helden, um diesem Trio des Teufels das Handwerk zu legen. Eines Mannes wie John Grainger!
Sie waren da!
John Grainger sah und hörte sie nicht, aber sein Gefühl für die Gefahr hatte ihn selten getrogen. Sein Blick glitt über die Stallwände. Im Dämmerlicht flirrten Staubpartikel durch die Luft.
Ein Pferd schnaubte. Ein anderes scharrte mit dem Huf auf dem Boden.
Er zog den Sattel vom Rücken des Falben und schleppte ihn zu einem Holzgestell.
Ein Brett knarrte fast unhörbar.
Er legte den Kopf schief, lauschte. Er hatte die Augen nach oben gerichtet, zum Heuboden. Strohhalme und Staub rieselten durch die Ritzen herab.
Der große Mann strich sanft über den Hals des Pferdes und flüsterte dem Tier beruhigend ins Ohr. Seine Hand kroch zum Revolver, schob ihn nach vorn und lockerte ihn im Holster.
Betont lässig lehnte er sich gegen einen Stützbalken und zog sein Rauchzeug aus der Tasche.
Die Pferde stellten die Ohren auf und hoben die Köpfe.
Eine schmale Tür an der Rückseite des Mietstalls flog auf und knallte gegen die Wand, dann brach die Hölle los!
Deutlich zeichneten sich die Umrisse eines stämmigen Mannes im Türrahmen ab. Grainger konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber die Waffe in seiner Hand blinkte matt.
Im nächsten Augenblick stachen grelle Mündungslichter durch das Halbdunkel. Ohrenbetäubend donnerten die Schüsse durch den Stall.
Die Pferde wieherten schrill und hieben mit den Hufen gegen die Wände ihrer Boxen. Holzsplitter regneten auf Grainger herab. Er war an dem Stützbalken entlang nach unten gerutscht und erwiderte sofort das Feuer.
Er überzeugte sich nicht davon, ob seine Kugeln ihr Ziel gefunden hatten.
Dazu hatte er auch gar keine Zeit, denn vom Eingang des Stalles klangen hastige Schritte.
Grainger kippte zur Seite, wälzte sich auf den Rücken und feuerte über sein Gesicht hinweg auf den anstürmenden Gegner. Mitten im Lauf wurde der Hombre von zwei, drei Kugeln gestoppt, reckte sich auf die Zehenspitzen und brach zusammen.
»Das waren zwei«, zählte Grainger mit und kroch in die Deckung einer Box. Hastig fingerte er Patronen aus den Schlaufen an seinem Revolvergurt.
Er hatte gerade zwei Kammern des 38ers nachgeladen, als das Bleigewitter über ihn hereinbrach!
Winchesterkarabiner wummerten auf. Die Geschosse hieben über und neben ihm in das Holz der Boxen und brachten die Pferde schier um den Verstand.
Grainger drehte sich um und starrte auf den Pferdehuf, der auf seinen Kopf zuraste.
In letzter Sekunde ließ sich der große Mann flach auf den Boden fallen.
Haarscharf wischte der Huf über seinen Kopf hinweg und knallte gegen die Boxenwand. Ein zweiter Hieb knallte dicht neben seinem Hals auf den Boden und wirbelte ihm Staub ins Gesicht.
Grainger huschte unter dem Hals des Tieres hindurch, gelangte auf die andere Seite der Box und lugte über den Rand nach den Schützen.
Sofort duckte er sich wieder, als Projektile ins Holz hackten.
Er saß in der Klemme. Die Kerle konnten sich seelenruhig auf ihn einschießen. Irgendwann würden die Kugeln durch die Holzwände dringen und ihn durchsieben.
Grainger lehnte sich gegen die Wand, schob den Hut in den Nacken und überlegte.
Das Pferd tänzelte aufgeregt vor ihm herum. Er musste höllisch aufpassen, dass ihm die Hufe nicht die Beine, die Rippen oder die Hoden zerschmetterten.
Die Knallerei hatte aufgehört. Offenbar warteten die Hombres darauf, dass er sich blicken ließ. Aber er dachte nicht daran. Neugier hatte schon zu viele Katzen das Leben gekostet, wie ein altes Sprichwort besagte.
»Komm raus, Großer, oder wir holen dich!« Die Worte verklangen, dicht gefolgt von angestrengtem Husten.
»Hättest lieber zum Doc gehen sollen, als hier rumzuballern«, raunte Grainger. »Aber den Weg kannst du dir jetzt sparen. Ich hab genau die richtigen Pillen für dich.«
Mit diesen Worten kam Grainger hoch, hieb dem Pferd auf die Kruppe, klammerte sich an der Mähne fest und schwang die Beine nach vorn. Er wurde von dem Schwung des erschreckten Tieres mitgerissen. Seine Stiefel trafen die halb offene Tür der Box und stießen sie auf.
Die Killer hielten ihre Gewehre schussbereit, bekamen jedoch nur ein Pferd zu sehen, das mächtig viel Staub aufwirbelte und sich wie wild gebärdete.
»Vorsicht!«, brüllte der heisere, vom Husten geplagte Kerl über das Wiehern und das Hufgetrappel. »Das ist ein Trick!«
Grainger lag auf den Knien und feuerte rasend schnell. Noch im Vorwärtsfallen sah er, wie sich einer der Gewehrschützen zusammenkrümmte.
Der Hammer des 38ers fiel mit lautem Klicken auf eine leergeschossene Patronenhülse. »Shit!«, zischte Grainger, auch deshalb, weil er hinter sich das drohende Ratschen hörte, als die Winchester durchgeladen wurde.
Er fuhr herum, entdeckte einen Wassereimer und versetzte ihm einen Tritt. Der Eimer wirbelte durch die Luft und prallte dem Heiseren genau auf den Gewehrlauf.
Der Schuss klang gedämpft. Ein gewaltiges Loch wurde in den Boden des Eimers gefetzt. Die Kugel schrammte anschließend über einen Deckenbalken.
Noch zwei Gestalten erschienen mit gezückten Waffen im Stall.
»Wo haben Sie euch denn rausgelassen?«, wollte Grainger wissen. Irgendwö dröhnte eine Schrotflinte. Gehackter Rehposten schwirrte wie ein Schwarm Hornissen über Graingers Kopf hinweg, fegte ihm den Hut herunter und versah die umliegenden Wände mit einem hässlichen Lochmuster.
»Damit krieg ich ihn!«, ließ sich eine piepsende Stimme vernehmen. »Mit dem Ding verarbeite ich ihn zu Schweinefutter!«
»Nicht doch. Die Viecher verderben sich an mir nur den Magen.«
Grainger war mit zwei langen Schritten bei dem heiseren Hombre, der immer noch verdattert auf sein Gewehr und den durchlöcherten Eimer starrte, und riss ihn mit einem wuchtigen Schwinger hintenüber.
Die Winchester landete polternd auf einem Brett, das quer über einem dreibeinigen Schemel lag.
»Verdammt!«, entfuhr es Grainger. Er hatte es eigentlich auf das Gewehr abgesehen gehabt, da sein Revolver ja leergeschossen war.
Die beiden Schurken im Stall grienten breit. Er konnte ihre Zähne im Dämmerlicht schimmern sehen. Sie kamen von zwei Seiten näher und hoben ihre Revolver. Er konnte ihnen nicht entgehen. Wie eine Ratte saß er in der Falle!
Als sie die Hämmer ihrer Colts zurückbogen, ließ er seinen Fuß auf das Ende des Bretts niedersausen.
Die Winchester wurde hochgeschleudert, wirbelte durch die Luft.
Die Schießer verfolgten ungläubig den Flug des Karabiners.
Grainger fing die Waffe mit der Rechten auf, fiel zurück und jagte rasend schnell seine Schüsse hinaus. Er traf einen der Killer, der im Reflex seine beiden Revolver gleichzeitig abfeuerte und seinen Kumpan erschoss, ehe er selbst in die Knie brach und starb.
Langsam stand Grainger auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Als er sich bückte, um seinen Hut aufzuheben, donnerte die Schrotflinte erneut, und Rehposten hagelte auf ihn nieder.
»Ich bin noch da, Söhnchen!«
»Ist nicht zu überhören!«
Grainger wieselte an den Boxen vorbei und ließ die anderen Pferde frei. Für den Mann auf dem Heuboden bot er nun ein zu schlechtes Ziel. Außerdem musste der Hombre erst nachladen.
Grainger rannte mit den Pferden mit, bekam einen Schlag gegen die Schulter und wurde gegen eine Leiter geschleudert, die nach oben führte. Die Winchester wurde ihm dabei aus der Hand geprellt.
Er fing sich an einer Sprosse ab, kletterte hastig empor und sah sich einem bulligen Kerl gegenüber, der verzweifelt mit der Schrotspritze herumfummelte.
Als die Doppelläufe hochschwenkten und direkt auf Graingers Kopf deuteten, durchfuhr ihn ein eisiges Gefühl. Er wusste, dass ihm die Schrotladungen glatt den Schädel von den Schultern fetzen würden.
Er ließ sich einfach fallen. Keinen Sekundenbruchteil zu früh.
Beide Läufe dröhnten gleichzeitig.
Er klammerte sich an der Leiter fest und hörte, wie die Bleikörner hinter und über ihm gegen das Holz prasselten.
Hastig kletterte er wieder nach oben. Der Bullige stierte ihn verdutzt an, klappte die Bleispritze auf und lud nach.
Grainger schaute sich nach einer Waffe um und ergriff den langen Holzstiel, der ihm aus einem Strohballen entgegenragte.
Der Hombre legte auf ihn an und gab ein ersticktes Gurgeln von sich, denn in der Bewegung hatten sich die blanken Zinken der Heugabel in seinen dicken Hals gebohrt.
Die Flinte entfiel seinen zuckenden Fingern. Er streckte beide Arme nach Grainger aus, taumelte und umklammerte den Schaft der Gabel.
»Du verdammtes Aas!«, brüllte der Heisere von unten.
Grainger bekam den röchelnden Gegner zu packen und schob ihn vor sich her.
Schüsse bellten auf. Kugeln hieben in den rundlichen Körper, hinter dem sich Grainger verbarg. Der bullige Killer wurde durchgeschüttelt. Grainger versetzte ihm einen Stoß, der ihn über den Rand des Heubodens beförderte.
Der Heisere schrie gequält, als ihm sein Kumpan entgegenfiel. Er blickte genau in die Doppelmündung der Rehpostenflinte, als er sich nach Grainger umschaute. Er schluckte und hustete.
»Wärst doch besser zum Doc gegangen, Hombre ...«
Der Schießer brachte den Colt hoch und wurde von einem neuen Hustenanfall geschüttelt. Zum letzten Mal in seinem Leben, denn der Husten ging im Donnern der Büchse unter ...
*
Grainger hatte den Mietstall längst verlassen, als sich eine Menschenmenge vor dem Gebäude einfand. Zaghaft drückte der Knecht, der aus dem Saloon geholt worden war, die knarrende Stalltür auf.
Aus dem Halbdunkel schälte sich die wankende Gestalt eines Mannes. Er hielt einen Colt locker in der Hand und stützte sich keuchend am Türrahmen ab.
»Er hat uns alle ...«, brachte er mühsam über die Lippen. Ein Blutschwall verhinderte, dass er den Satz beenden konnte. Langsam rutschte er zu Boden und regte sich nicht mehr.
Grainger hatte inzwischen einen Barbierladen am anderen Ende der Stadt aufgesucht.
»Sie haben es aber nötig, Mister«, meinte der Barbier, dessen pomadisiertes und sorgfältig in der Mitte gescheiteltes Haar wohl als Reklame für seine Fähigkeiten herhalten sollte. »Sie haben Glück. Das Wasser ist heiß, und Sie haben die Badestube für sich. Soll ich Ihnen auch die Haare schneiden und Sie rasieren?«
»Später.«
Grainger begab sich schnurstracks in den Anbau, der durch eine schmale Seitentür zu erreichen war. In dem Raum befanden sich drei große Zuber, allesamt mit dampfendem Wasser gefüllt. In einer Ecke bullerte ein gewaltiger Heizkessel. Von dort konnte immer wieder heißes Wasser nachgefüllt werden.
Der große Mann pellte sich aus seiner verschwitzen, staubigen Kleidung und stieg seufzend in den Bottich, der dem Kessel am nächsten stand. Aufatmend ließ er sich in die heiße Brühe sinken. Die Zehen und den Kopf legte er auf den Zuberrand und schloss die Augen, um sich zu entspannen.
Der Pomadenfritze wieselte geschäftig um ihn herum, legte Handtücher bereit und bot ihm eine völlig überteuerte Zigarre an. An Graingers grimmigem Gesichtsausdruck las er schließlich ab, dass es besser für ihn war, sich zurückzuziehen.
Leise Schritte näherten sich dem Baderaum. Sie wurden vom Brodeln des Wassers im Kessel überlagert und waren deshalb kaum zu hören.
Dafür klang das metallische Klicken umso lauter, als der Hammer eines schweren Revolvers zurückgebogen wurde.
»Was ist denn jetzt noch?«, nuschelte Grainger. »Ich dachte, hier könnte man in Ruhe baden.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an, Mister.«
Grainger öffnete ein Auge und blickte in die dunkle Mündung des 44ers. Dahinter erkannte er eine feine Tuchjacke, ein weißes Hemd, eine ordentlich gebundene Krawatte, eine schwarze Nadelstreifenweste, über deren unteres Drittel eine goldene Uhrkette verlief, und den Mann, der in diese Klamotten steckte.
Er war groß, breitschultrig und hatte dunkle Augen unter buschigen Brauen. Er mochte etwa vierzig sein. Der dichte, mit grauen Strähnen durchzogene Vollbart und die Falten in den Augenwinkeln ließen ihn älter erscheinen, als er war.
Grainger paffte dem bärtigen Hombre eine Wolke bläulichen Zigarrenrauchs entgegen. »Ich ziehe es vor, mir meine Gesellschaft beim Baden selbst auszusuchen, Mister. Wenn überhaupt, kommt nur eine Lady in Frage.«
»Soll ich ihm eine aufs Maul geben, Boss?«
Die Frage war von einem jungen, rothaarigen Burschen gestellt worden, der sich hinter Grainger aufgebaut hatte.
»Aber Willie, wir wollen unsere Gäste doch zuvorkommend behandeln«, erwiderte der Bärtige mit leisem Tadel. »Er wird in Ruhe sein Bad beenden, und dann wird er uns eine Weile Gesellschaft leisten.«
»Stimmt nur zum Teil, Mister. Ich bleibe nicht lange genug, um Ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.«
Das Gesicht des Bärtigen verfinsterte sich. »Da, wo ich herkomme, beleidigt man einen Gentleman, wenn man seine freundliche Einladung ablehnt. Sie wollen mich doch nicht beleidigen, oder?«
»Muss ja ’ne komische Gegend sein, wo man dem Gast mit dem 44er vor dem Gesicht rumfuchtelt.«
»Philadelphia, Pennsylvania. Aber ich habe längere Zeit in den höchsten Bostoner Kreisen gewirkt, Mister. Man kann sagen, ich bin ein Bostonian.«
»Schön für Sie. Was man von dem Bürschchen hinter mir nicht behaupten kann. Wo haben Sie den denn aufgelesen? Auf einer Schweinemastfarm im Osten?«
Willie lief vor Wut bis zu den abstehenden Ohren rot an. Er fluchte unterdrückt und zückte ein dickes Taustück, das ihm als Schlagstock dienen sollte.
Grainger richtete sich ein wenig auf und schlug dem Bärtigen vor die Brust, dass er nach hinten getrieben wurde und gegen den Heizkessel stieß.
Während der Hombre aus Boston gellend aufschrie, wirbelte Grainger herum, schüttete Willie einen Schwall Seifenlauge ins Gesicht, bekam ihn zu packen und steckte seinen Kopf unter Wasser. Willie gurgelte und schlug um sich, ohne Grainger jedoch zu treffen.
Der große Mann ließ erst von Willie ab, als hinter ihm der Bärtige heranstürmte. Den beförderte er mit einem einzigen Hieb wieder zurück. Der Bärtige krachte gegen den Ofen und verbrannte sich die Hand. Er schrie wie am Spieß.
Grainger griente Willie an, der sich aufrichtete und nach Luft schnappte.
Willie schüttelte flehend den Kopf.
Grainger nickte.
Willie riss Mund und Augen weit auf, als sich Graingers Hand in seinen hellroten Haarschopf wühlte und ihn wieder unter Wasser drückte. Erst als Willies Bewegungen langsamer wurden, ließ Grainger von ihm ab
»Ich hasse es, dass man im Westen immer Gewalt anwenden muss, um sein Ziel zu erreichen. Die Menschen hier sind halsstarrig und unvernünftig. Ich hätte in Boston bleiben sollen!«
Bevor Grainger den Sinn der Worte erfassen konnte, traf ihn ein harter Hieb im Nacken. Ein zweiter Schlag folgte und ließ ihn in die Knie sinken.
Der Bärtige schlug ein drittes Mal zu, um Grainger jegliches Interesse an seiner Umgebung zu nehmen.
»Schaffen wir ihn raus, Willie.«
Der Rotschopf konnte es sich nicht verkneifen, Graingers nackten Körper anzuspucken, als er ihn zur Tür schleifte.
»So doch nicht, Willie. Die Ladies auf der Straße kippen ja reihenweise um, wenn sie ihn so sehen.«
Er ging nach draußen, kehrte gleich darauf mit einer Barbierschürze zurück und schlang sie um Graingers Hüften. »Das dürfte genügen. Ab mit ihm!«
Willie keuchte unter dem Gewicht des großen Mannes.
»Sie bringen später seine Kleider«, wies er den Bärtigen an, als er auf den Barbier traf. Er nahm Grainger die angerauchte Zigarre aus dem Mund, roch daran und warf sie in den Zuber. »Ich bin Besseres von Ihnen gewöhnt. Bringen Sie ein paar von diesen Kubanischen mit, die Sie aus Key West kommen lassen.«
Genüsslich paffend betrachtete er Grainger, als dieser wieder zu sich kam.
»Komische Umgangsformen habt ihr in Boston.« Grainger rieb sich den schmerzenden Nacken.
»Wir Leute aus dem Osten sind sehr friedliebend, Mister. Zumindest legen wir nicht reihenweise Männer um, wenn wir in eine fremde Stadt kommen - und gehen dann baden, als sei nichts geschehen.«
Nun erst bemerkte Grainger die dicken Gitterstäbe, die ihn von dem Bärtigen trennten. Er schaute sich um und stellte fest, dass er in einer Gefängniszelle saß.
Der Bärtige stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. »Ich vergaß, mich vorzustellen. Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Und ich versäume hin und wieder, dieses Ding zu tragen. Na, ich werde mich schon daran gewöhnen. Bin noch nicht lange in diesem Job.«
Er drehte sich zu Grainger um. Auf seiner Brust blitzte ein Blechstem.
»Gregory B. Mortimer. Sheriff von Rosebud, Idaho. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
*
Dean stand gegen den Stamm eines Ahornbaumes gelehnt und ließ einen Daumen über die Schneide seiner Machete gleiten. Das Messer wirkte beinahe wie ein Schwert. Die Klinge war beidseitig geschliffen. Dean war ein Meister im Umgang mit der gefährlichen Waffe.
Der hünenhafte Clyde übte etwas abseits mit den beiden 45er Colts, die er tiefgeschnallt trug. In seinen großen Händen wirkten die Revolver wie Kinderspielzeuge. Virtuos fingerte er sie aus den sorgfältig gefetteten Holstern, ließ sie herumwirbeln, warf sie hoch und fing sie hinter seinem Rücken wieder auf. Er war rasend schnell, was man ihm niemals zugetraut hätte.
»Zeig mal, was du mit dem Gewehr drauf hast, Kleiner. Das gefällt mir besonders gut«, forderte Dean.
Clyde holsterte die Colts und stand mit zwei, drei gewaltigen Sprüngen vor seinem Bruder. Seine Hand legte sich um Deans dürren Hals. »Ich breche dir deine dürren Knochen wie dünne Zweige, du Klappergestell!« Clydes Stimme war hoch, wo man eigentlich ein dumpfes Rumpeln erwartet hätte. »Wenn du mich noch mal Kleiner nennst, schiebe ich dir deinen Kartoffelschäler in den Rachen, dass er dir beim Hintern wieder rauskommt!«
Deans bleiches, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht färbte sich langsam dunkel. Er sackte zusammen, was Clyde wiederum dazu veranlasste, verwirrt zu blinzeln.
Dean stieg ihm auf die Zehen, rammte ihm beide Fäuste in den Unterleib und erreichte, dass sich der Würgegriff lockerte. Wieselflink befreite er sich und schnitt mit dem Hackmesser durch die Luft.
»Komm, Kleiner, versuch’s! Ich schneide dich in Scheibchen, du plattfüßiges Scheusal! Mit deinen Fingern fange ich an, dann nützen dir deine Schießeisen überhaupt nichts mehr!«
Clyde stieß ein röhrendes Wutgeheul aus und stürzte sich auf seinen hageren Bruder. »Aufhören!«
Bradford Deakon hatte sich ihr Ziel durch einen Feldstecher betrachtet und kam nun mit weit ausgreifenden Schritten herbeigestampft. »Verdammt, kann man euch denn nicht fünf Minuten allein lassen, ohne dass ihr euch gegenseitig massakriert?«
»Er hat angefangen!«, verteidigte sich Clyde. »Er hat mich ...«
»Schnauze, Kleiner!«
»Du bist auch nicht viel besser als dieses Mistschwein.«
Bradford wirbelte herum und stierte Clyde wütend an. »Du sollst dein verdammtes Maul halten, Klei ...!«
Zwei tellergroße Pranken schossen vor und packten Bradford am Kragen. Clyde zerrte seinen Bruder zu sich heran, bis kaum eine Hand zwischen ihre Gesichter gepasst hätte. »Ich bin nicht klein!«, brüllte er.
Bradford schloss angewidert die Augen. Der stinkende Atem des wuchtigen Kerls war kaum zu ertragen. Clyde schüttelte Bradford so kräftig durch, dass dessen Zähne klapperten.
»Schon gut. Werd dran denken!«
»Hoffentlich.«
Clyde ging zu seinem Pferd und zog eine Winchester aus dem Sattel. Es war nicht der allgemein gebräuchliche Karabiner, sondern eine langläufige Flinte. Hell blinkte der Lauf in der Sonne. Clyde ließ die schwere Waffe kreiseln, repetierte geschickt mit einer Hand, brachte sie aus allen möglichen und unmöglichen Stellungen heraus in Anschlag.
»Ist der Kleine nicht wunderbar?«, fragte Dean leise und rieb sich die schmerzende Gurgel.
Ein derber Schlag traf ihn am Kinn. »Wenn du nicht aufhörst, ihn zu reizen, dreht er dir wirklich mal die Luft ab.«
Deans Augen funkelten kampfeslustig. »Soll er mal versuchen. Er kommt nur so nahe an mich ran, wie ich ihn lasse!«
»Das haben wir ja gerade gesehen. Er nimmt dir deinen Zahnstocher weg, bevor du überhaupt weißt, was passiert. Pack lieber unser Zeug zusammen, anstatt hier große Töne zu spucken. Es geht los.«
Dean ließ die Machete in eine Lederscheide gleiten, die er am linken Schenkel befestigt hatte, und rollte die Decken zusammen.
Gleich darauf sammelte Bradford seine Brüder um sich. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Senke, durch die eine breite, gewundene Wagenstraße führte. Beide Seiten des Weges waren mit Bäumen und Buschwerk bewachsen. Weiter hinten erstreckte sich ein kleinerer Hügel, über den die Straße in die Senke führte. Dahinter begann flaches Land mit ausgedehnten Salbeifeldern und Blaugrasflächen, das aber für die Deakon-Brüder uninteressant war.
An einer Stelle, wo die Straße eine weite Kurve beschrieb, befand sich eine kleine Ansiedlung, die aus drei Gebäuden und einem großen Corral bestand. Dort war eine Wechselstation für die Postkutsche un d ein kleineres Frachtwagendepot untergebracht.
»Wird Zeit, dass die Leute in Billings mal wieder was von uns zu hören kriegen. Könnten sonst denken, es gibt uns nicht mehr!«, brummte Bradford und zog sich in den Sattel seines kurzbeinigen Falben.
»Machen wir es wie immer?«, wollte Clyde wissen.
»Klar doch.«
Sie ritten gemächlich den Hang hinunter. Vor den Gebäuden fächerten sie auseinander. Bradford schob die Schöße seines schmutzig-gelben Staubmantels nach hinten.
»Kann ich was für Sie tun, Gents?« Der Stationsverwalter war aus dem Haus getreten und stützte sich auf das Geländer der Veranda. »Wenn Sie Ihre Pferde tränken und füttern wollen, müssen Sie rüber zum Corral. Etwas zu Essen bekommen Sie im Haus.«
»Wir sind nicht hungrig«, gab Clyde von sich.
»Sie können sich auch ausruhen.«
»Geld.«
Der Stationsverwalter blinzelte. »Wie bitte?«
»Mein Bruder meint, Sie wären so nett und händigen uns alles Geld aus, das Sie auf der Station haben.«
Die Augen des Verwalters zogen sich ärgerlich zusammen. »Da irrt er sich aber gewaltig, Mister. Wenn das ein Scherz sein soll ...«
»Ist es nicht, Mister. Es ist uns durchaus ernst.«
»Verschwinden Sie, bevor ich ungemütlich werde.«
»Dazu besteht keine Veranlassung, Sir. Regen Sie sich nicht auf. Das schadet der Gesundheit. Wie leicht kann man daran ...« Er zog den Revolver und jagte dem Verwalter drei Kugeln in die Brust, »... sterben«, vollendete er skrupellos. »An die Arbeit, Jungs!«
Das Trio des Teufels fiel über die Stationsgebäude her. Clyde stampfte wie eine Nemesis durch die Häuser. Wer sich ihm in den Weg stellte, wurde über den Haufen gerannt.
Schüsse krachten. Clyde gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. Verprügelte und erschoss Unbeteiligte.
Bradford überließ es dem Hünen, nach Geld und Wertgegenständen zu suchen. Der »Kleine« hatte ein besonderes Gespür für Verstecke entwickelt. Kaum ein Safe war ihm gewachsen. Er griff nur im äußersten Notfall zu Sprengstoff. Meist genügte es, das Schloss mit der bloßen Faust aus der Tür zu reißen. Die Mehrzahl der Tresore hielt nicht, was die Hersteller versprachen.
Der älteste Deakon feuerte auf alles, was sich im Hof bewegte und nicht sofort ergab. Auch auf Frauen ...
Aus dem Frachtwagendepot taumelte ein junger Mann, kaum zwanzig Jahre alt. Seine Hemdbrust war blutbesudelt. Dean hatte ihm das Gesicht grausam entstellt.
Der hagere Messermann sah sich im Inneren des Gebäudes drei Männern und zwei Frauen gegenüber. Als sie versuchten, an ihm vorbei zur Tür zu gelangen, setzte er seine Machete ein. Wie ein Wirbelwind sauste er zwischen ihnen herum und verpasste tödliche Streiche. Er drängte die Frauen ab und schlitzte zwei Männern den Bauch auf. Ein Irrer wie seine Brüder; alle drei mussten dringend aus dem Verkehr gezogen und vor Gericht gestellt werden.
Das Gemetzel dauerte nur wenige Sekunden. Blut war an die Wände und über den Boden gespritzt. Dean säbelte einer jungen Frau das Kleid vom Körper und wurde bei ihrem Anblick gleich zudringlich. Die Frau schrie in ihrer Panik. »Lassen Sie mich ...«
Clyde schleppte ein paar hundert Dollar aus dem Stationsgebäude. »Magere Auslese«, meinte er.
»Dean denkt wieder mal nur ans Vögeln«, wetterte Bradford. »Hol ihn her und tritt ihm in den Arsch. Ich will ihn hier draußen sehen, und zwar sofort!«
Der Hüne polterte in das Frachtgebäude. Dean wollte sich gerade über die Frau hermachen. Clyde versetzte ihm einen wuchtigen Tritt in den nackten Hintern. »Du wirst verlangt!«
Dean zerrte seine Hosen hoch und zückte die Machete. »Was erlaubst du dir, Kleiner?«
Ehe Dean die Absicht seines Bruders erkannte, wurde er bereits gepackt und flog in hohem Bogen durch die Luft. Er krachte durch ein Fenster und landete inmitten eines Scherbenregens auf dem Vorbau.
»Ich mach die Kanaille fertig!«, brüllte er und hetzte in das Haus zurück, wo ihm die beiden schreienden Frauen entgegenkamen.
Aber auch hinter der Balustrade des Obergeschosses tauchten zwei halbwüchsige Burschen auf, die alte Armeerevolver in den zitternden Händen hielten.
Dean zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Eine Waffe krachte. Die Kugel sauste weit über ihn hinweg.
Der Schütze ließ die Machete flirren, sprang zwischen den beiden Frauen hindurch, ging in die Knie und zauberte zwei Messer unter seiner Jacke hervor. Im nächsten Augenblick sirrten sie durch die Luft und brachten den Tod mit ...
»Bring meine Messer mit, Clyde!«, rief Dean unterkühlt.
Das Trio des Teufels hielt sich nicht länger als nötig auf. Flammen schossen aus den Fenstern und Türen der Gebäude. Clyde hatte mehrere tausend Dollar aus dem Depot geholt und in den Satteltaschen verstaut.
Pech für die Schlächter war jedoch, dass eine Postkutsche um die Biegung ratterte, als die drei wahnsinnigen Gewaltverbrecher den Ort der Verwüstung verlassen wollten.
Der Kutscher erkannte die Situation sofort. »Überfall!«, brüllte er und hob die Schrotflinte.
In den Fenstern der Kutsche zeigten sich einige Revolver, die von beherzten Reisenden auf die Banditen gerichtet wurden.
Die Deakon-Brüder zögerten keinen Moment. Dean hielt eine Winchester, während Bradford und Clyde ihre Colts abfeuerten. Der Kutscher wurde durchsiebt. Auch aus der Kutsche ertönten Schreie.
Als die furchtbaren Drei davonpreschten, ließen sie in der Kutsche eine verängstigte Frau und einen verwundeten Armeeoffizier und auf der Station mehrere Tote und Verletzte zurück. Ihr Fluchtweg führte sie weit in die Berge von Montana. Auf verschlungenen, kaum sichtbaren Pfaden ritten sie zwischen zerklüfteten Felsmassiven entlang. Kalter Wind zerrte an ihrer Kleidung. Bradford hatte den Staubmantel enger um sich gezogen. Clyde hatte sich in eine pelzbesetzte Jacke gehüllt. Nur Dean schien den scharfen Wind nicht zu spüren.
»Hast wohl immer noch zu viel Hitze in dir, was?«, kam es von Bradford.
»Ich freu mich schon auf ein Schäferstündchen mit der drallen Lucy ...«
*
Tief in der Nacht trafen sie in einer kleinen Bergsiedlung ein, die nur aus einer Handvoll Hütten bestand. Der Wind pfiff um die Hausecken. Eine einsame Lampe schaukelte vor einem flachen, langgestreckten Gebäude.
Bradford stieß die Tür auf. Staub wehte mit ihm in den dunklen Raum. Clyde hatte die Lampe mit hereingebracht und stellte sie auf einen grob gezimmerten Schanktisch.
Eine üppige Frau schlurfte in den Schankraum und gähnte. Dabei zeigte sie ihre Zahnlücken. Sie hielt einen dünnen Morgenmantel vor der ausladenden Brust zusammen.
Bradford schnappte sich eine Flasche Fusel. »Wo ist sie?«
Die Frau hob stumm die Schultern.
Bradford verschwand durch eine schmale Tür in einem Seitentrakt, kehrte gleich darauf wieder zurück und trat einen Tisch aus dem Weg. »Wo ist sie, verdammt?«
Er eilte nach draußen, kämpfte sich durch den eisigen Bergwind zu einem windschiefen Unterstand durch, in dem er nur ein Pferd fand.
Wutentbrannt kehrte er zurück. »Wo?«, brüllte er die üppige Lucy an. Ihr Morgenmantel klaffte auf und gab den Blick auf ihren nackten Körper frei.
»Weg.«
»Das sehe ich selbst. Aber wohin?«
Unwissenheit lag auf Lucys Gesicht.
Bradford schleuderte sie in Deans Arme, der sofort seine Hände über ihre prallen Brüste legte.
»Sie wollte auf mich warten! Wieso, verdammt, hat sie nicht gewartet?«
Clyde saß an einem Tisch und zählte die Beute.
Bradford nahm einen tiefen Zug aus der Flasche, spuckte aus und stapfte zu dem Riesen. »Du reitest nach Billings!«, befahl er.
»Etwas mehr als siebentausend«, verkündete Clyde stolz.
Bradford warf den Tisch um und verstreute das Geld auf dem Boden. »Ich will wissen, was sie treibt!«, zischte er. »Sie wandert mir zu oft in der Gegend herum. Du wirst dich umhören. Falls du sie in Billings findest, bringst du sie her. Falls nicht, will ich wissen, wo sie sich rumtreiben könnte und was sie so oft in der Stadt verloren hat, klar?«
»Gleich morgen früh.«
Bradford zerrte den Hünen hoch. »Nein, jetzt und sofort, Kleiner!«
Clyde verließ wütend den Raum.
»Ich hab dir gleich gesagt, die Kleine hat Dreck am Stecken. Sie verpfeift uns bei den Marshals. Die werden uns jagen, bis uns die Zunge auf der Erde schleift.«
»Halt die Klappe, Dean.«
Der Messermann verzog sich mit der nackten Lucy zu einem Strohlager in einer Ecke des Schankraumes, wo sich liebeshungrige Gäste abreagieren konnten.
Bradford beachtete Deans heftiges Schnaufen und Lucys Schnurren nicht. »Clyde findet sie«, murmelte er und entkorkte eine neue Flasche. »Möchte zu gerne wissen, was im Kopf der Kleinen vor sich geht ...«
*
In einem Speiselokal war sie ihm zum ersten Mal aufgefallen.
Sie hatte grüne Augen. Das rote Haar hatte sie hochgesteckt. Ihr Gesicht war schmal und ausgesprochen hübsch. Sie hatte nur wenig Rouge aufgelegt, dafür die vollen Lippen aber mit sattem Rot bemalt. Ihr Mund war leicht geöffnet und verlieh ihrer Sinnlichkeit Ausdruck.
John Grainger hatte sie nicht weiter beobachten können, da sie mit ihren Tischnachbarinnen das Lokal verließ.
Als er zum Hotel ging, traf er sie wieder.
Sie stand auf dem Gehsteig vor einem Schneiderladen. Allein. Ihr wohlgeformter Körper kam unter dem figurbetonten Kleid voll zur Geltung. Und obenrum hatte sie ganz schön was zu bieten.
Auf der Straße herrschte reger Betrieb. Frachtwagen rumpelten vorbei, Cowboys ritten über die Fahrbahn. Es war ein ständiges Kommen und Gehen.
Durch die aufgewirbelten Staubwolken erhaschte Grainger einen Blick auf dieses rothaarige Vollblutweib. Er war versucht, zu ihr hinüberzugehen und sie anzusprechen, aber sein Pflichtgefühl hielt ihn zurück. Er sollte sich hier mit einem Kontaktmann der Brigade treffen, und die Order hatte dringend geklungen.
Seufzend setzte er seinen Weg fort, er kam jedoch nicht weit. Er stieß mit einem schmalen, elegant gekleideten Mann zusammen, der eine prallgefüllte Tasche mit sich herumschleppte und ein dickes Buch unter den Arm geklemmt hatte.
Der Foliant flatterte in den Staub.
»Haben Sie denn keine Augen im Kopf, Sie Tölpel? Schauen Sie nur, was Sie angerichtet haben!«, entrüstete sich der Elegante mit hoher, wohlmodulierter Stimme.
»Verzeihung, Mister«, murmelte Grainger, zog den Stetson vom Kopf und klopfte auf der Hose des Lackaffen herum.
Der wehrte sich vehement gegen solche Aufmerksamkeiten. »Was soll denn das! Unterlassen Sie das gefälligst! Sie ruinieren mir doch meinen Anzug!«
Grainger trat zurück. »Hören Sie, das war bestimmt keine Absicht. Wenn die Lady nicht gewesen wäre ...«
»Wie? Ich verstehe nicht...«
Grainger drehte sich um und beobachtete, wie sich das rothaarige Geschöpf anschickte, die Straße zu überqueren. Nur hatte sie dabei erhebliche Schwierigkeiten, denn sobald sie den Bohlensteig verlassen wollte, sauste ein Fuhrwerk heran, oder Reiter stoben vorbei.
Grainger hob den Wälzer vom Boden auf, behielt dabei aber die Lady im Auge. So entging ihm nicht, dass sie die Fahrbahn betrat und einer Reiterhorde in den Weg lief, die eben aus einer Seitenstraße geprescht kam.
Für die Rothaarige war es zu spät, auszuweichen oder auf den Gehsteig zurückzukehren. Es blieb nur noch die Flucht nach vorn, aber dort näherte sich von der anderen Seite ein schwer beladenes Fuhrwerk.
Grainger richtete sich hastig auf. Er stieß erneut gegen den Schönling, der wütend die Backen aufblies, drückte ihm die verstaubte und mit zahlreichen Eselsohren versehene Schwarte so heftig in die Hand, dass der Hombre sie wieder fallen ließ, und hetzte in langen Sätzen über die Straße.
Er wich mehreren Hindernissen aus und bekam die rothaarige Schönheit um die Hüften zu fassen, als sich die schnaubenden Pferde der Cowboys schon dicht vor ihr befanden.
Im letzten Augenblick riss er die schreiende Lady mit sich herum.
Grainger fiel hart auf den Rücken. Sie kam auf ihm zu liegen, starrte dem heranratternden Fuhrwerk entgegen, schrie spitz auf und schlug um sich.
Grainger hatte alle Hände voll zu tun, sie zu bändigen. »Was, zum Teufel, ist denn in Sie gefahren?«, herrschte er sie an, drehte sich auf die Seite und starrte direkt auf das Fuhrwerk, das wie ein alles zermalmender Koloss vor ihm emporwuchs.
Er konnte nichts anderes tun, als sich mit seiner hübschen Bürde durch den Staub zu rollen und sie dicht an sich zu pressen.
Die Hufe des Vierergespanns verfehlten sie nur knapp; die Räder knirschten an ihnen vorbei. Über ihnen wurde es für einen Moment dunkel, als das Wagenbett über ihnen hinwegglitt.
Grainger half der Lady auf die Beine. Sie schaute an sich hinab und kreischte beim Anblick ihres verstaubten und zerknitterten Kleides erneut los.
Er verzog gequält das Gesicht. »Sie brauchen mir nicht zu danken, Lady. Ich habe Ihnen gern geholfen. Aber verschonen Sie mich mit Ihrem Geschrei.«
Sie verstummte. Ihre grünen Augen funkelten ihn an. »Helfen nennen Sie das? Dieses Kleid hat mich ein kleines Vermögen gekostet, Mister, und Sie haben es ruiniert!«
Sie marschierte auf den Lackaffen zu, der immer noch damit beschäftigt war, seinen Wälzer vom Staub zu befreien und die Seiten zu glätten.
»Hiram, schau dir an, was dieser ungehobelte Kerl mit meinem Kleid angestellt hat!«
Der Schönling lief rot an, als er von der Lady angesprochen wurde, und konzentrierte sich auf sein Buch.
»Bist du taub geworden, Hiram? Was ist los mit dir? Bist du nun ein Rechtsverdreher, oder nicht? Ich verlange, dass er mir dieses Kleid ersetzt. Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!«
Sie versetzte Hiram einen so heftigen Stoß in den Rücken, dass er nicht nur das Buch, sondern auch seine prall gefüllte Tasche auf seine Zehen fallen ließ. Hiram wurde blass und suchte an einem Vorbaubalken Halt.
»Würden Sie bitte nicht solches Aufsehen erregen, Miss Latimer«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Genau«, mischte sich Grainger ein. »Die Leute werden schon neugierig.«
»Das ist mir völlig gleichgültig«, zeterte die Rothaarige. Ihr Busen wogte. »Sie werden den Schaden ersetzen, oder mein Freund Hiram wird Sie vor Gericht zerren, Mister!« Sie knuffte Hiram in die Seite, dass dieser aufschreckte. »Sag ihm, dass du ihn im Gerichtssaal wie ein flügellahmes Hähnchen rupfen wirst, Hiram. Nun sag doch endlich was!«
»Miranda - äh - Miss Latimer! Bitte ...«
Sie schlug ihm auf die Schulter. »Schlappschwanz! Du bist wie alle Männer. Im Bett eine große Klappe, aber wenn’s drauf ankommt, kneift ihr den Schwanz ein und winselt. Obwohl es bei dir sowieso nichts zu kneifen gibt ...«
Hiram war einem Herzinfarkt nahe. Grainger beschloss, den Bedauernswerten in Schutz zu nehmen. »Lassen Sie Ihre Wut nicht an ihm aus, Lady, er kann nichts dafür. Was das Kleid angeht, mache ich den Schaden wieder gut. Sie brauchen mir nur zu sagen, wo ich Sie nachher finde, dann werde ich dafür bezahlen.«
»Und nicht zu knapp, Mister. Die zweite Querstraße rechts hinter dem General Store. Ein hell getünchtes Haus. Und wehe, wenn Sie dort nicht bald auftauchen. Hiram wird es büßen!« Sprach’s und rauschte von dannen.
»Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel Aufruhr veranstalten«, beschwerte sich Hiram und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen.
Grainger musterte ihn eingehend. Die kleinen Augen unter den dünnen Brauen blickten gelangweilt, und das dünne Schnurrbärtchen zuckte beleidigt.
»Sagen Sie, sind Sie zufällig Hiram Tolliver, der bekannte Rechtsverdreher - äh - Anwalt?«
»Bekannt wäre geprahlt. Aber ich habe meine Klienten und kann zufrieden sein. Meist befasse ich mich damit, Streitigkeiten zwischen Farmern zu schlichten.«
»Und so ganz nebenbei leiten Sie Aufträge aus Washington weiter.«
»Schhh!«, machte Tolliver und schaute sich aufmerksam um, ob jemand ihr Gespräch belauschte. »Das müssen wir ja nicht gleich an die große Glocke hängen. Das hier ist nicht der geeignete Ort, unsere Unterhaltung fortzusetzen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mister ...«
»John Grainger.«
»Ja, Sie sind es.« Ohne auf den großem Mann zu warten, stolzierte Tolliver erhobenen Hauptes davon. Grainger nahm die Tasche und den Folianten und trug ihm beides nach.
*
Tolliver hatte an einer schmalen, mit einer Gardine versehenen Glastür Halt gemacht. »Treten Sie ein und nehmen Sie Platz, Mister.«
Er machte keine Anstalten, die Tür freizugeben. Grainger musste sich schwitzend und schnaufend mit seinem schweren Gepäck an ihm vorbeidrücken und ließ das Buch auf einen wuchtigen Schreibtisch poltern.
»Schleppen Sie immer so viel Zeug mit sich rum?«, fragte er keuchend.
»Sie haben einen schlechten Zeitpunkt für Ihren Besuch gewählt, Mr. Grainger. Ich war gerade auf dem Weg zum Gericht. Einige Werke waren für das dortige Archiv bestimmt, darunter auch dieses viel beachtete Standardwerk von Henry Lithgow Wetherby. Verfahrensweise und Präzedenzfälle bei strittigen Besitzangelegenheiten im Hinblick auf Farmland, Ranchgebiet, lebendes und totes Inventar, insbesondere ...«
»Ist ja gut, Tolliver. Ersparen Sie mir die Einzelheiten.«
»Schon der große Abraham Lincoln urteilte nach diesem Standardwerk. Dabei war Wetherby ein einfacher Cowboy, wussten Sie das? Und Lincoln war Rechtsanwalt, bevor er in die Politik ging. Er ist mein großes Vorbild.« Tolliver ließ seinen Blick andächtig zu einem Porträt des Präsidenten gleiten, das hinter ihm an der Wand hing. »Ich bin mit einem außerordentlich wichtigen Fall beschäftigt, Mr. Grainger. Sie glauben ja gar nicht, wie wichtig den Leuten hier der Besitz einer einzigen Milchkuh oder eines Truthahns ist.«
»Oh, ich kann es mir vorstellen. Wenn Sie nicht wären, müssten die armen Leutchen glatt verhungern. Können wir bitte zu meinem Auftrag kommen?«
»Geduld, Sir. Geduld ist das Maß aller Dinge, pflegte eine wichtige Persönlichkeit zu sagen.«
»Lassen Sie mich raten. Abe Lincoln. Oder George Washington?«
Tolliver richtete sich auf und betrachtete Grainger von oben herab. »Emmaline Tolliver. Meine Mutter.«
»Äh, ja. Auch gut. Wo wir schon von Ladies reden - die Rothaarige vorhin, diese Miss Latimer, ist das auch eine Klientin von Ihnen?«
Tolliver errötete. »So würde ich es nicht unbedingt ausdrücken.«
Graingers Augen blitzten belustigt, als er begriff. »Eher umgekehrt, was?«
Der Anwalt hüstelte peinlich berührt. »Ich möchte mich dazu nicht weiter äussern, Mister.«
»Klar doch. Obwohl die Lady eine Augenweide ist. Wenn Sie hält, was Sie verspricht ...«
»Ich ersuche Sie, Mr. Grainger, dieses Thema nicht zu vertiefen.« Tolliver kramte zwischen einigen Schriftstücken herum und zog zwei Blätter hervor. »Ist Ihnen der Name James Sheridan ein Begriff, Sir?«
»Colonel James Sheridan? Sicher. Der alte Haudegen hat sich von der Front zurückgezogen. Sitzt in Washington und schickt jüngere Männer und Frauen an seiner Stelle in den Kampf.«
»Nun, so ungefähr. Colonel Sheridan arbeitet eng mit der Alamo-Organisation zusammen. Einige seiner Abgesandten wurden bereits mehrfach mit zum Teil recht heiklen Aufträgen betraut.«
»Und was geht mich das an? Soll ich etwa einem von Sheridans Burschen das Laufen beibringen? Ohne mich. Ich bin kein Kindermädchen.«
Grainger hatte sich in einen Sessel fallen lassen und die Stiefel auf eine Ecke des Schreibtischs gelegt. Tolliver tippte die Stiefelspitze mit dem Zeigefinger an und schubste Graingers Beine vom Tisch.
»Es geht um eine junge Frau, die hin und wieder für Sheridan arbeitet und ihm anscheinend sehr am Herzen liegt. Sie heißt Prudence McDowell. Miss McDowell hat es in den vergangenen Jahren verstanden, uns mit wichtigen Informationen zu versorgen.«
»Uns?«
»Nun, äh, die Alamo-Organisation. Oder besser gesagt, Colonel Sheridan. Nun scheint sie aber in eine Sache verwickelt worden zu sein, die Miss McDowell, um es so auszudrücken, den hübschen Kopf kosten kann.«
»Und ich soll ihr Köpfchen aus der Schlinge ziehen?«
»Nun ja, Miss McDowell ist sehr wohl in der Lage, selbst auf sich aufzupassen. Das hat sie mehrfach bewiesen. Allerdings hatte sie es da nicht mit solchen Burschen wie den Deakons zu tun.«
Grainger wollte eben wieder die Füße auf den Schreibtisch legen, als er innehielt. »Bradford Deakon und seine Brüder?«
Nicken.
»Da hat die Lady aber bis über die Ellbogen in die Scheiße gelangt.«
»Ich stimme Ihnen zu.«
»Und Sie glauben, ich riskiere Kopf und Kragen, um die Lady zu retten?«
»Nun, Sir, Colonel Sheridan glaubt es. Er setzt große Hoffnungen in Sie.«
Grainger strich über sein raues Kinn. Es war an der Zeit, dass er sich rasieren ließ. Auf jeden Fall, bevor er Miranda Latimer besuchte.
»Die Deakon-Brüder sind Ihnen also nicht unbekannt.«
»Hab genug von ihnen gehört, um mir über diese Schwerverbrecher ein erstes Urteil erlauben zu können. Die Kerle sind grausam und gerissen. Jeder Staatenreiter, der dumm genug ist, sich auf ihre Fersen zu heften, hat sicherlich vorher sein Testament gemacht. Die Kerle schlagen aus heiterem Himmel zu. Wer ihnen auch nur den geringsten Widerstand entgegen setzt, den legen sie um. Wie kommt diese Prudence an die Teufels-Brüder?«
»Sie sollte oben im Norden gegen einen gewissen Ashford Lyndon ermitteln. Nur Nachforschungen anstellen und Hinweise sammeln, sonst nichts. Lange hatte Sheridan nichts mehr von ihr gehört, bis ihn ein Telegramm erreichte. Aus dem Text ging nur hervor, dass Miss McDowell befürchtete, von den Deakon-Brüdem enttarnt zu werden. Mehr nicht.«
»Ziemlich dürftig, die Hinweise, finden Sie nicht?« Grainger erhob sich müde. »Sheridan hat Glück, dass ich keine Lady in den Händen solcher Halsabschneider lassen kann. Wie sieht diese Prudence denn aus? Ich meine, wie erkenne ich sie?«
Tolliver zuckte mit den Schultern. »Miss McDowell war darauf spezialisiert, in verschiedenen Rollen aufzutreten. Falls sie sich nicht verkleidet hat, kann ich sie folgendermaßen beschreiben: Mitte zwanzig, hübsch, langes, schwarzes Haar. Sie ist sehr wohlerzogen und legt dementsprechendes Benehmen an den Tag.« Tolliver ließ seinen Blick über Graingers verstaubte Kleidung wandern. »Sie würde beispielsweise niemals Männerkleidung tragen und bestimmt nicht so verschmutzt herumlaufen wie Sie, Mister.«
»Nun erlauben Sie mal. Das war doch nicht meine Schuld. Hätte ich vielleicht tatenlos zuschauen sollen, wie Ihre Freundin Miranda auf der Straße zertrampelt wird?«
»Sie ist nicht meine – äh ...«
»Ist doch auch völlig egal, was sie ist. Jedenfalls werde ich der Dame mal gehörig die Meinung geigen, bevor ich ihr auch nur einen Dollar bezahle.«
Er wandte sich ab, kehrte dann aber zum Schreibtisch zurück und bekam Tolliver am Kragen zu fassen. »Freundin hin oder her, Hiram. Ich sehe nicht ein, warum Sie sich nicht an dem Schadensersatz beteiligen sollten.« Er kramte in Tollivers Taschen herum, zog eine Brieftasche heraus und entnahm ihr einige Dollarnoten. »Setzen Sie es auf die Spesenrechnung, Hiram. Und überarbeiten Sie sich nicht. Vor allem nicht bei Miranda. Was sollen die Grenzsteinversetzer und Truthahndiebe ohne Sie machen?«
Tolliver stierte Grainger hilflos nach, schaute zu seinem großen Idol auf und nahm Haltung an. »Stimmt genau, Mister«, murmelte er. »Ohne mich wären sie völlig aufgeschmissen.«
Aber da war der große Mann schon längst in der Nähe des General Stores, wo eine Querstraße abzweigte und zu einem hell getünchten Haus führte.
*
Die Faust raste auf ihn zu.
John Grainger konnte gerade noch ausweichen. Der Schlag wischte so nah an seiner Wange vorbei, dass die Fingerborsten seine Haut kitzelten.
Er packte mit beiden Händen zu, wirbelte den muskulösen Schläger herum und ließ ihn gegen die Wand krachen. Sofort setzte er nach, schob den Hombre zur Tür und pflanzte ihm die geballte Rechte in den Leib.
Hinter ihm stand die rothaarige Lady und beobachtete schreckerstarrt, wie Grainger mit ihrem Besucher verfuhr.
»Ich wollte Ihnen nicht die Braut ausspannen, Mister. Ich bin hier, um einen Schaden zu begleichen. Aber wenn ich mir die Lady so anschaue, werde ich wohl meine Meinung ändern müssen...«
Mit einem Wutgebrüll fuhr der Hombre hoch, als Grainger die Rothaarige anerkennend musterte.
Sie trug nur noch Unterwäsche. Ein schwarzes, spitzenbesetztes Mieder und einen hauchzarten Unterrock, unter dem sich weiße, mit Rüschen verzierte Hosen um ihre Hüften schmiegten.
Ihre Brüste drückten aufreizend gegen den dünnen Stoff des Mieders. Grainger stellte sich unweigerlich die Frage, ob das Kleidungsstück dazu diente, die Brüste zu bändigen oder den männlichen Betrachter zu verführen.
Er hielt sich nicht mit einer Antwort auf. Als der Bursche hinter ihm seine Arme wie Windmühlenflügel wirbeln ließ, schnappte er sich das ruinierte Kleid, das über dem Bettgestell hing, und warf es dem Prügelknaben über die Schultern.
Der Hombre kämpfte mit dem Gewand, das sich um seinen Kopf gelegt hatte. Er verlor völlig die Orientierung, bis Grainger ihn herumdrehte und aus dem Zimmer schob. Der Hombre knallte mit dem verhüllten Kopf gegen die Wand des Korridors, suchte nach einem Halt und rutschte langsam zu Boden.
Grainger drückte die Tür ins Schloss und wandte sich um. »Nun zu uns beiden Hübschen ...«
»Sie ruinieren ein sündhaft teures Kleid und wagen es, in mein Zimmer einzudringen? Was erlauben Sie sich, Mister?«, fauchte Miranda Latimer erbost.
»Eine ganze Menge. Ich denke, ich werde Ihnen eine Weile Gesellschaft leisten, Schätzchen.«
»Sie gehen entschieden zu weit!«
»Oh, ich gehe noch viel weiter, Lady. Was sagen Sie dazu?«
Er nahm sie in die Arme und küsste sie stürmisch.
Sie wehrte sich, erwiderte aber bald seinen Kuss.
Seine kundigen Hände streichelten ihren Nacken, ihren Hals und legten sich schließlich auf ihre Brüste.
Sie atmete heftig. Auch ihre Finger gingen auf Wanderschaft, glitten über seinen Körper und landeten zwischen seinen Beinen, wo sich die Hose schon bedrohlich spannte.
Miranda drückte zu. »So, mein Verehrtester, jetzt wollen wir mal hübsch das Kleid bezahlen, und dann werden wir dieses Haus verlassen und nie wieder herkommen.«
Hastig zog Grainger die Dollars aus der Tasche, die er Hiram Tolliver abgenommen hatte, und warf sie auf das Bett.
»Das genügt nicht, Mister.«
»Den Rest bezahle ich in Naturalien. Arbeite ich ab.«
Bei diesem Angebot musste sie grinsen. Und wie von allein öffnete sich ihr Mieder.
Prall und wogend sprangen ihn ihre herrlichen Brüste an. Die großen, dunklen Brustwarzen stellten sich auf, als sie so unvermittelt ins Freie gelangten.
Miranda war sprachlos, wie sie sich vor dem großen Mann aufführte. Grainger wartete nicht, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. Er hob sie hoch und legte sie auf das Bett.
Unwillkürlich spreizte sie die langen Beine und schob sich hinderlichen Stoff vom Leib. Grainger konnte sich nicht länger zurückhalten. Fordernd bedeckte er ihren Körper mit heißen Küssen. Und dann sah er es. Sie war eine echte Rothaarige!
Er hatte sie tatsächlich für eine Lady gehalten. Ein livrierter, farbiger Diener hatte ihn empfangen. Das Haus war nobel ausgestattet. Eine grell geschminkte Hausdame hatte ihn begrüßt und nach seinen Wünschen gefragt. Dabei wurde sie von vier reizenden, spärlich bekleideten Grazien unterstützt.
Erst allmählich war ihm klar geworden, dass er sich hier in einem der nobelsten Puffs befand, die er je besucht hatte. Nur fünf Liebesdienerinnen boten ihre Dienste an, und die rote Miranda war eine von ihnen. Kein Wunder, dass sich Hiram Tolliver gescheut hatte, seine Bekanntschaft mit der Lady öffentlich zuzugeben ...
Miranda lehnte sich zurück und schloss die Augen. Dieser Mann war anders als die meisten Freier, die sie gehabt hatte. Er verstand es, ihr Freude an ihrem Job zu bereiten, und das kam selten genug vor.
Sie ließ sich von ihm verwöhnen, gab sich seinen Zärtlichkeiten völlig hin. Ihre Brüste bebten. Sie strich über ihre harten Nippel, atmete heftig. Ihr Körper bäumte sich auf. Heiße Wogen der Lust durchströmten und erfüllten sie.
Grainger brachte sie dem Höhepunkt nahe. Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar, bewegte seinen Kopf zwischen ihren zitternden Schenkeln und gab ihm kaum Gelegenheit zum Atmen.
»Genug!«, hauchte sie. »Zieh dich aus!«
Grainger ließ sich von ihr helfen. Hastig zerrte sie an seiner Kleidung.
»O mein Gott!«, entfuhr es ihr, als sie den Prachtkerl zum ersten Mal sah. »Du bist aber mehr als bereit! Lass uns keine Zeit mehr mit Reden verschwenden.«
Ungestüm drang er in sie ein.
Miranda kommentierte jeden seiner Stöße lautstark, bis die rundliche Hausdame an die Tür klopfte. »Miranda, Schätzchen, alles in Ordnung?«
»Jaaaa ...!«, kam die lustvolle Antwort.
»Halt dich ein wenig zurück, Schätzchen. Man hört euch bis unten. Die anderen Mädchen werden schon richtig neidisch. Muss ja ein wahrer Hengst sein...«
»Jaaaahaaaa ...!«
Die Dicke trollte sich. Grainger hielt inne, drehte Miranda um und nahm sie von hinten. Sie verbiss sich im Kopfkissen, das ihre Rufe dämpfte. Grainger bekam ihre schaukelnden Brüste zu fassen und spielte mit den harten Nippeln.
»Wenn du auf deinem Hengst reiten willst, bekommst du gleich die Gelegenheit dazu«, versprach er, bescherte Miranda einen gewaltigen Höhepunkt und kam gleichzeitig mit ihr.
*
»So was wie dich kriegt man selten, Großer«, lobte sie, kniete sich neben ihn und reichte ihm ein Glas mit feinstem Kentucky Whiskey. »Wenn alle Freier so wären wie du, würde die Arbeit wenigstens Spaß machen. Aber so muss ich mich mit Schlappschwänzen wie Hiram rumärgern. Lauter Schlappschwänze, denen schon nach zwei Minuten die Luft ausgeht.«
»Sei doch froh. Du brauchst dich nicht abrackern, um dein Geld zu verdienen.«
»Hast du eine Ahnung, wie man sich mit den Schlappschwänzen abrackern muss, bis sie endlich stehen.« Sie streichelte Grainger, nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. »Bei dir hab ich diese Schwierigkeiten nicht. Da könnte sich sogar noch der geile Ash ein Beispiel nehmen, und der hat es faustdick hinter den Ohren.«
»Wer ist das denn?«
»Och, ein Stammkunde. Kommt jeden Monat hierher und treibt es gleich mit zwei oder drei Mädchen. Wenn er den ersten Druck losgeworden ist, verbringt er eine Nacht mit mir. Der Kerl ist unersättlich, aber viel zu brutal. Du bist noch stärker und trotzdem zärtlich.«
»Hoffentlich zahlt er gut.«
»In dieser Hinsicht wirst du es wohl kaum mit ihm aufnehmen können. Er hat Geld wie Heu. Wirft mit den Dollars nur so um sich. Macht den weiten Weg vom Norden runter niemals ohne eine Horde Leibwächter. Der schwimmt im Geld. Hast vielleicht schon von ihm gehört. Lyndon heißt er. Ashford Lyndon.«
Graingers Blut wurde zu Eiswasser. Das Jagdfieber packte ihn. Der Name Lyndon hing mit seinem neuen Auftrag zusammen. Es sah ganz danach aus, als hätte er eine erste Spur zu Prudence McDowell gefunden, und das ausgerechnet in einem Hurenhaus.
»Wann ist Lyndon denn wieder fällig?«, erkundigte er sich beiläufig.
»In knapp zwei Wochen.« Miranda kam ein Gedanke. »Du könntest ja hier auf ihn warten und ihn würdig vertreten. Die anderen Mädels wollen auch mal wieder etwas Zärtlichkeit erleben. Wenn Ash dann kommt, mache ich euch miteinander bekannt. Vielleicht hat er einen Job für dich. Als Leibwächter.« Sie knabberte an seinem Ohr. »Du kannst ihn dann jedes mal begleiten, wenn er uns besuchen kommt ...«
Grainger zog sie über sich. »Das würde mir gefallen. Den Geldsack zu bewachen, allerdings weniger.«
»Überleg’s dir, Großer.«
»Wo, sagtest du, wohnt dieser Lyndon?«
»Idaho. Nicht weit von der Grenze nach Montana. Dort oben kennt ihn jeder. Warum fragst du? Willst du ihn besuchen?«
Statt einer Antwort küsste er sie. Ihr Mund und ihre Zunge waren warm und verführerisch. Sie küsste jeden Zoll seines Körpers, konzentrierte sich aber auf eine ganz bestimmte Stelle, um zu signalisieren, dass sie für die nächste Runde bereit war. Und er war es schon längst.
»Ab in den Sattel, Lady. Zeig mal, wie du reiten kannst!«
Und wie sie reiten konnte, als sie ihn tief in sich spürte! Sie massierte ihn durch, bis seine Säfte kochten und die Lenden vor Verlangen schmerzten.
Er knetete ihre Brüste. Als sie sich zu ihm hinabbeugte, berührten ihre Nippel zuerst seine Brust, dann seine Lippen. Er saugte an ihnen, bis sie hart wie Holz waren. Dann legte er seine Hände auf ihre Hinterbacken, beschleunigte ihre Bewegungen und bockte unter ihr wie ein Mustang.
Das war mehr, als Miranda ertragen konnte. Sie hopste wild auf ihm herum. Ihr rotes Haar hatte sie längst gelöst. Es fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und wirbelte vor ihrem Gesicht herum. Ihre Haut glänzte feucht. Fasziniert betrachtete Grainger einen Schweißtropfen, der zwischen ihren Brüsten entlangkullerte.
Er spürte, dass die Explosion kurz bevor stand. Miranda würde gleichzeitig mit ihm zum Höhepunkt kommen, so, wie er es beabsichtigt hatte.
»Jetzt! Komm, gib es mir! Gib mir alles ...!«
Grainger legte noch einen Zahn zu, da klopfte es an der Tür.
»Jetzt nicht!«
Es klopfte wieder, härter, fordernder.
»Jetzt nicht, hab ich gesagt!«, brüllte Miranda.
Die Tür öffnete sich trotzdem, und Hiram Tolliver steckte sein Spitzmausgesicht durch den Spalt. Sein Schnurrbärtchen zuckte nervös, als er die nackte Miranda auf Grainger herumhüpfen sah.
»Es ist mir äußerst unangenehm, Sir, aber gerade habe ich ein Telegramm erhalten, das Sie interessieren dürfte.« Der Anwalt wedelte mit einem Papierfetzen herum wie mit einer Unterhändlerfahne.
»Später«, brachte Grainger mühsam heraus.
»Die Sache duldet keinen Aufschub, Mister. Denken Sie daran, dass sich Miss Prudence offensichtlich in Gefahr befindet.«
Miranda hielt keuchend inne. »Prudence? Wer ist denn das?«
»Ich kenne jemanden, der mehr Schwierigkeiten bekommt, als Prudence jemals haben wird, wenn er sich nicht sofort verkrümelt!«
Tollivers Kopf zuckte zurück. Die Tür schloss sich.
Grainger bewegte sich in Mirandas Schoß. »Weiter, Schätzchen. Wir sind noch nicht am Ziel.«
»Ich zupfe ihm seine Schnurrbarthaare einzeln aus!«, zischte Grainger zwischendurch.
»Und ich stopfe ihm die Seiten seiner Bücher in den Rachen und werfe ihn meinen Freundinnen vor!«, schwor Miranda.
Endlich lag Miranda erschöpft in ihren Kissen und bot ihren nackten Körper seinen Blicken dar, als er in seine Kleider stieg, sich hastig einen Drink eingoss und ihn auf einen Zug leerte.
»Wir sehen uns bestimmt wieder.« Er stand bereits an der Tür, als sie sich aufrichtete. Grainger riss die Tür auf und entdeckte Hiram Tolliver, der ihm ein zerknittertes Telegramm reichte. Grainger nahm es an sich und verließ das ehrenwerte Haus.
*
»Mister, Sie sollten endlich reden! Was führt Sie nach Rosebud? Und was bringt Sie dazu, ein halbes Dutzend Männer über den Haufen zu knallen?«
Grainger lag auf der Pritsche, hatte die Beine übereinander geschlagen und die Arme im Nacken verschränkt. Den durchlöcherten Stetson hatte er auf sein Gesicht gelegt. Er nahm die Worte des Sheriffs kaum wahr, denn er dachte mit größtem Vergnügen an Miranda Latimer und den heißen Ritt, den sie miteinander vollführt hatten.
Sheriff Mortimer kratzte sich am Hinterkopf. Dieser Gefangene war halsstarrig wie kein anderer vor ihm. Er war sturer als ein Maultier.
»Mister, wenn Sie nicht reden, wird der Richter Sie zum Tode verurteilen. Ist Ihnen das klar?«
»Und was ist, wenn ich aussage? Dann wird mich der Richter trotzdem aufknüpfen lassen.«
»Jeder Gefangene, der bereit ist, mit der Justiz zusammenzuarbeiten, hat Milde zu erwarten.«
»Das mag in Boston so sein, Sheriff. Aber nicht hier im Westen. Ihr Richter hat keine Wahl. Ich habe einige Männer erschossen, und er wird mich dafür büßen lassen.«
»Ich kann ein gutes Wort für Sie einlegen ...«
»Bei wem? Ein Bundesrichter ist unbestechlich und lässt sich von Ihrem Wort bestimmt nicht beeinflussen.«
»Judge Adams ist doch kein ...«
Mortimer verschluckte den Rest des Satzes.
Grainger nahm den Hut ab. »Soll das heißen, ich werde von einem hiesigen Richter abgeurteilt? Haben Sie wenigstens eine Jury?«
»Zwölf ehrenwerte Bürger von Rosebud.«
»Na, wunderbar. Die Geschichte gefällt mir immer besser. Da kann ich mich ja gleich am Zellengitter aufhängen.«
»Das werden Sie hübsch bleiben lassen, Mister! Hier geht alles seinen ordentlichen Gang, genau, wie es die Vorschriften verlangen.«
Grainger trat an das Gitter. »Das hier ist doch lächerlich. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich niemals in dieser Zelle hätte landen dürfen. Die Kerle, die mir im Mietstall aufgelauert haben, waren Killer. Ich habe mich nur verteidigt.«
»Ah, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Ich bin froh, dass Sie zur Einsicht gelangt sind.« Mortimer stolzierte vor der Zelle auf und ab. »Sieben Männer. Bewaffnet. Ein paar mal unangenehm aufgefallen, weil sie im Saloon randaliert hatten. Dafür bekannt, dass sie sich nichts gefallen lassen. Allesamt raue, aber herzliche Burschen und Mitglieder dieser Gemeinde. Das sind die bedauernswerten Opfer dieses Zwischenfalls.«
»Sparen Sie sich die Lobeshymne für die Beerdigung.«
»Und ein Fremder. Hier nicht bekannt. Kommt in die Stadt, stellt sein Pferd im Mietstall unter und hinterlässt dabei sieben Tote. Das ist der Täter.«
Mortimer wirbelte herum und streckte sein bärtiges Kinn vor. »Sieben Männer, die sich zu wehren verstanden. Die sich in jedem Faustkampf behaupten konnten und ihre Waffen nicht nur zur Zierde mit sich herumschleppten. Sie waren leidliche, wenn nicht gar gute Schützen. Wieso sind sie tot? Sind Sie ein Revolverheld, Mister? Einer jener zauberhaft schnellen Schützen, von denen man sich Legenden erzählt? Ich glaube es nicht. Nein, Mister, Sie machen mir nicht den Eindruck eines Revolverschwingers. Soll ich Ihnen verraten, wie ich die Sachlage sehe?«
»Nur zu, ich sterbe vor Neugierde.«