7 McQuade Western Januar 2023 - Pete Hackett - E-Book

7 McQuade Western Januar 2023 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

von Pete Hackett Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan". Dieses Ebook enthält folgende Romane: McQuade und der Tod wartet in Tucson McQuade und der Satan von Maricopa McQuade und die Apachenjäger McQuade und die Rache der Revolverlady McQuade unter schwerem Verdacht McQuade – gejagt von der Armee McQuade und die Söhne der Carrie Parson

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Seitenzahl: 346

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Pete Hackett

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Inhaltsverzeichnis

7 McQuade Western Januar 2023

Copyright

McQuade – der Tod wartet in Tucson

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

McQuade und der Satan von Maricopa

Copyright

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9

McQuade und die Apachenjäger

McQuade und die Rache der Revolverlady

McQuade unter schwerem Verdacht

McQuade – gejagt von der Armee

McQuade und die Söhne der Carrie Parson

Über den Autor

7 McQuade Western Januar 2023

von Pete Hackett

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Dieses Ebook enthält folgende Romane:

McQuade und der Tod wartet in Tucson

McQuade und der Satan von Maricopa

McQuade und die Apachenjäger

McQuade und die Rache der Revolverlady

McQuade unter schwerem Verdacht

McQuade – gejagt von der Armee

McQuade und die Söhne der Carrie Parson

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

McQuade – der Tod wartet in Tucson

Der Kopfgeldjäger Band 87

Western von Pete Hackett

Der Umfang dieses Buchs entspricht 47 Taschenbuchseiten.

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane.

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

McQuade befand sich mitten in den Sierrita Mountains. Es war um die Mittagszeit und die Sonne stand fast senkrecht über ihm. Irgendwo in dem Labyrinth aus Felsen und Schluchten steckte Spencer Elliott, der Bankräuber und Mörder, dessen Kopf der Regierung tausend Dollar wert war.

Zuletzt war der Bandit unten in Nogales gesehen worden. Ein Aufgebot des Sheriffs hatte ihn bis in die Tumacacori Mountains verfolgt. Es gelang den Männern aus Nogales sogar, Elliott in die Enge zu treiben, doch der Killer biss um sich wie ein in Panik geratenes Raubtier, tötete zwei der Hilfssheriffs und verletzte drei weitere schwer. Und schließlich entkam er.

Das Aufgebot war umgekehrt. McQuade jedoch, der sich zufällig in Nogales aufgehalten hatte und mit dem Sheriff geritten war, blieb Elliott auf den Fersen. Und nun sah es so aus, als wollte der Outlaw nach Tucson.

Zwischen den Felsen war es heiß. Das Gestein strahlte die Hitze zurück und selbst in den Schatten war es unerträglich. Dazu kamen die kleinen Stechmücken, die Mensch und Tier zusetzten.

Neben dem Falben trottete Grau Wolf her. Die Nase des grauen Wolfshundes war dicht über dem Boden, die Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul und er hechelte; Zeichen dafür, dass auch ihn die Hitze quälte.

McQuade hielt die Henry Rifle in der Hand. Seine Rechte umklammerte den Kolbenhals, er hatte das Gewehr mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel gestellt. Er verspürte Anspannung, jeder seiner Sinne war aktiviert, er war darauf eingestellt, ansatzlos zu reagieren. Das Krachen und Klirren der Hufe auf dem felsigen Untergrund erschien ihm überlaut, und es kündete seine Annäherung wahrscheinlich auf eine Viertelmeile an.

Von Zeit zu Zeit parierte der Kopfgeldjäger das Pferd, um zu lauschen. Sein hellwacher Blick schweifte umfassend in die Runde, aber da waren nur totes Gestein, Staub, dorniges Gestrüpp und die sengende Backofenhitze, die die Luft über den Felsen wabern und die Konturen verschwimmen ließ.

McQuade hielt an, als er das Ende eines Canyons erreichte und sich vor ihm eine Ebene dehnte, auf der riesige Kakteen wuchsen und über die ein heißer Wind den Staub in Spiralen trieb. Leises Säuseln erfüllte die Luft, es hörte sich fast an wie das verlöschende Winseln eines sterbenden Wolfes. Hier und dort lagen bis zu hüfthohe Felsbrocken, grau und blank geschliffen von der Erosion der Jahrtausende.

Das Land war von wilder und zugleich majestätischer Schönheit, ein gefährliches Land voller Tücken und Gefahren, in dem der Tod allgegenwärtig war.

Die Ebene war nach allen Seiten von Felsketten gesäumt; bizarre, zerklüftete Gebilde, wie von Urgewalten zersplittert, oftmals an verfallene Ruinen erinnernd.

Der Falbe stampfte auf der Stelle, die Gebisskette klirrte, das brüchige Leder des alten Sattels knarrte. McQuades Blick, den er in die Runde schwenkte, war forschend und hellwach. Er ließ ihn auch über den sandigen Boden gleiten, in der Hoffnung, Hufspuren oder andere Hinweise wahrzunehmen. Wenn es welche gegeben hatte, hatte sie der treibende Staub längst überdeckt und ausgelöscht. Es gab nichts, was darauf schließen ließ, dass hier ein Pferd gegangen war.

Der Texaner zog die trockene, rissige und staubverkrustete Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Wenn der Bandit im Norden der Ebene lauerte, würde er, McQuade, sich ihm wie auf einem Präsentierteller darbieten, wenn er den geraden Weg nahm. Im Schutz der Felsen aber um die weitläufige Fläche herumzureiten würde einen Umweg von mindestens einer Stunde bedeuten – eine Stunde, die den Vorsprung Elliotts wieder vergrößern würde.

Kurze Zeit war der Texaner unschlüssig.

Gray Wolf hatte sich auf die Hinterläufe niedergelassen und starrte in die Ebene hinein. Sein graues Fell war gepudert vom feinen Staub.

McQuade entschied sich der Vernunft zu folgen und den Umweg in Kauf zu nehmen. Die Jahre als Kopfgeldjäger hatten ihm genügend Lektionen erteilt, sodass er misstrauisch und vorsichtig geworden war. Der kleinste Fehler, die geringste Unachtsamkeit konnten den Tod nach sich ziehen.

Also ritt McQuade am Rand der Ebene nach Osten, schlug sich in die schweigende Bergwelt und wandte sich schließlich wieder nach Norden.

Als die Schatten lang waren und die Sonne auf dem Horizont im Westen zu stehen schien, erreichte er San Xavier. Um die alte spanische Missionskirche mit den beiden Türmen war die kleine Siedlung entstanden, in der hauptsächlich Mexikaner lebten. Die Gebäude aus Adobeziegeln waren ohne irgendeine Bauordnung errichtet worden und über ein großes Gebiet verstreut. Rund im ihre Behausungen hielten die Bewohner in Koppeln und Pferchen Kühe, Schafe und Ziegen. Hühner rannten frei herum und pickten unablässig in den Staub auf der Suche nach etwas Fressbarem.

Da es die Zeit war, in der die Menschen ihr Tagwerk vollbracht hatten und normalerweise zu Abend aßen, waren kaum Menschen zu sehen. Am Rand der großen Plaza zog ein bärtiger Mann eine leichte Caretta, die mit Heu beladen war. McQuade sah zwei – drei zottige Hunde, die in den Schatten lagen und schliefen.

Jetzt erst rammte der Kopfgeldjäger die Henrygun in den Scabbard, ritt zu dem Brunnen in der Mitte der Plaza und saß ab. Staub rieselte von seinen Schultern und von der Krempe seines Stetsons. Die Winde quietschte durchdringend, als er einen Eimer voll Wasser nach oben hievte, den er vor den Falben hinstellte, der sofort seine Nase in das belebende Nass tauchte und zu saufen begann.

McQuade schaute in die Runde. Es war eine ärmliche Ortschaft, doch es gab eine Pulqueria und ein Hotel, einen Mietstall und einen Store. Gray Wolf legte sich der Länge nach auf den Boden und leckte seine Pfoten. Als der Falbe seinen Durst gestillt hatte, ließ McQuade den Wolfshund trinken, dann holte er einen Eimer mit frischem Wasser nach oben, trank selbst aus den zusammengelegten, hohlen Händen, dann wusch er sich Staub und Schweiß aus dem hohlwangigen, stoppelbärtigen Gesicht mit den entzündeten Augen.

Schließlich führte er den Falben am Kopfgeschirr zum Mietstall. Die langen Schatten im heißen Sand begannen zu verblassen, die untergehende Sonne legte einen rötlichen Schimmer auf das Land, die Luft war jetzt klar und die Dinge hatten scharfe Konturen.

Der Kopfgeldjäger schritt über die Schattengrenze unter dem Stalltor und Düsternis sowie typischer Stallgeruch empfinden ihn. Pferde stampften und prusteten, Fliegen und Bremsen summten herum, in den Ecken spannten sich verstaubte Spinnennetze, in denen tote Ungeziefer hingen.

Der Stallmann war ein Mexikaner, nicht älter als zwanzig, doch sein Gebiss war lückenhaft und seine langen Haare waren speckig. „Hola, Señor“, grüßte er und beobachtete misstrauisch den Wolfshund, der seinem Herrn nicht von der Seite wich.

McQuade tippte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand an den Rand des flachkronigen, schwarzen Stetsons, erwiderte den Gruß und sagte: „Ich werde die kommende Nacht in San Xavier verbringen, Hombre. Du hast doch sicher einen Platz für mein Pferd.“

„Natürlich. Kommen Sie auch von Süden herauf, Señor?“

McQuade wurde stutzig.

Dem Peon blieb es nicht verborgen und er fügte hinzu: „Vor zwei Stunden etwa kam ein Americano nach San Xavier, ein dunkler Mann Mitte dreißig. Er erzählte mir, dass er von Nogales heraufkomme und dass sein Ziel Tucson sei.“

Jähe Entschlossenheit hatte McQuades Gesicht kantig werden lassen. „Ist der Mann noch in der Stadt?“

Der Peon schüttelte den Kopf. „Nein, Señor. Er bat mich, sein Pferd mit Hafer zu füttern, hat mir einen Quarter gegeben und ist sofort weitergezogen.“ Plötzlich wurde der Blick des jungen Mexikaners stechend. „Sind Sie etwas hinter dem Americano her?“

„Schätzungsweise.“ McQuade zog den zusammengelegten Steckbrief aus der Tasche seines abgetragenen, braunen Staubmantels, faltete ihn auseinander und hielt ihn dem Stallburschen hin. „Ist das der Mann?“

Der Peon starrte kurz auf das Bild, dann nickte er. „Si, si, das könnte er sein. Bei der Heiligen Jungfrau, er ist ein Mörder und Räuber. Por Dios, jetzt weiß ich auch, warum er es so eilig hatte.“

„Sagte er wirklich, dass sein Ziel Tucson ist?“, fragte McQuade, der den Steckbrief wieder zusammenfaltete, in die Manteltasche schob und begann, seine Satteltaschen abzuschnallen.

„Ja. Er erzählte mir, dass er sich dort mit drei Freunden trifft.“

„Dann muss er sich ja verdammt sicher fühlen“, konstatierte der Texaner und hängte sich die Satteltaschen über die Schulter, zog das Gewehr aus dem Scabbard und verließ den Stall.

2

McQuade hatte im Hotel ein Zimmer gemietet, sich gewaschen und rasiert und betrat jetzt die Pulqueria. Es war ein niedriger Gastraum mit drei kleinen Fenstern. Die Luft hier drin war muffig und abgestanden. Insgesamt gab es sechs Tische, um die jeweils vier Stühle gruppiert waren. Auf den Tischen standen Näpfe mit Talglichtern, an den Wänden hingen darüber hinaus insgesamt vier Kerosinlampen, die ausreichten, um den Raum in düsteres Licht zu tauchen.

An einem Tisch, auf dem das Talglicht brannte, saßen zwei bärtige Mexikaner. Neugierig musterten sie den Ankömmling, der von einem großen, grauen Hund begleitet wurde und der links am langen Arm das Gewehr trug. In ihren Augen spiegelte sich das flackernde Licht, das die Linien und Furchen in ihren Gesichtern dunkel und tief erscheinen ließ.

Der Wirt hinter dem einfachen Tresen war ebenfalls mexikanischer Abstammung.

McQuade setzte sich an einen Tisch bei dem mittleren Fenster und wartete, dass der Wirt zu ihm kam, um seine Bestellung aufzunehmen. Gray Wolf legte sich unter dem Tisch auf den Boden und bettete den mächtigen Schädel zwischen seine Vorderbeine.

Draußen war es finster. Die Plaza lag im Mond- und Sternenlicht. Die Stadt war ruhig, als wäre jegliches Leben in ihr erloschen. Nur hier und dort fiel aus einem Fenster trübes Licht. Es war wohl so, dass die Menschen hier mit den Hühnern ins Bett gingen, um am folgenden Tag sehr früh wieder aus den Federn zu kommen und für ihren kargen Lebensunterhalt zu sorgen. In Orten wie diesen war das Leben ein einziger Existenzkampf. Die Menschen versorgten sich selbst und trieben untereinander Handel. Tucson, die nächste größere Stadt, war zehn Meilen entfernt und für jemand, der über kein Pferd verfügte, geradezu unerreichbar, da zwischen San Xavier und Tucson auch keine Postkutsche verkehrte.

Der Wirt fragte McQuade nach seinen Wünschen und der Kopfgeldjäger bestellte sich einen Krug mit frischem Wasser und etwas zu essen. Der Mexikaner zündete das Taglicht an und erklärte, dass noch etwas von dem Stew übrig sei, das seine Frau mittags gekocht hatte, und McQuade war damit einverstanden, dass sie es für ihn aufwärmte.

Er bekam den Krug mit Wasser und ein Glas dazu, drehte sich eine Zigarette und rauchte. Plötzlich zog am Fenster ein Mann vorbei, der sein Pferd am Zaumzeug führte. Das Tier lahmte und setzte den hinteren linken Huf nur ganz vorsichtig auf.

Die Dunkelheit verhüllte das Gesicht des Mannes, doch wie es schien, war er aus nördlicher Richtung in den Ort gekommen.

Das Pferd und der Mann verschwanden aus McQuades Blickfeld.

Doch der Kopfgeldjäger glaubte zu wissen, wer der Bursche war. Der Zufall spielte wieder einmal Schicksal. Nachdem Spencer Elliott dem Stallmann gegenüber erwähnt hatte, dass sein Ziel Tucson war, wo er sich mit drei Freunden treffen wollte, sagte sich McQuade, dass der Bandit wohl davon überzeugt war, nicht mehr verfolgt zu werden. Und so war er, als sein Pferd zu lahmen begann, völlig sorglos nach San Xavier zurückgekehrt.

Der Kopfgeldjäger verspürte eine grimmige Genugtuung, man konnte schon fast von einem Gefühl des Triumphs sprechen. Kurz entschlossen erhob er sich, nahm die Henry Rifle, die am Tisch lehnte, und knurrte: „Go on, Partner, es gibt Arbeit.“

Das leise Klirren der Sporen des Texaners vermischte sich mit dem Knarren des brüchigen Leders seiner verstaubten Stiefel und dem Tacken seiner Absätze, als er der Tür zustrebte.

„Was ist mit ihrem Essen, Señor?“, rief der Wirt. „Es wird in wenigen Minuten fertig sein.“

„Ihre Frau soll es für mich warm stellen“, antwortete der Texaner, dann verließ er die Pulqueria. Draußen sah er Spencer Elliott und das lahmende Pferd gerade im Mietstall verschwinden, aus dessen Tor schwacher Lichtschein sickerte.

McQuade beeilte sich. Unter seinen Stiefelsohlen knirschte der Staub, Gray Wolf glitt lautlos wie ein großer Schatten neben ihm her. Der Kopfgeldjäger betrat den Wagen- und Abstellhof des Mietstalles und näherte sich dem geöffneten Tor so, dass er von innen nicht wahrgenommen werden konnte. Schließlich postierte er sich neben dem Tor und spähte ins Innere.

Das Pferd stand auf dem Mittelgang im Licht einer Laterne, die an einem Nagel hing, der in einen der Stützbalken des Stalles getrieben worden war. Der Huf des lahmenden Beins hing eine Handbreit über dem Boden. Der Kopfgeldjäger vernahm Stimmen. Was gesprochen wurde konnte er jedoch nicht verstehen. Plötzlich trat der Peon aus einer leeren Box und ging zu dem Pferd hin. Spencer Elliott hingegen, der sich ebenfalls in der Box befinden musste, ließ sich nicht blicken.

McQuade beschloss zu handeln und schob sich in den Stall. Der Stallbursche konnte ihn nicht sehen, denn er drehte dem Kopfgeldjäger den Rücken zu. Nun führte er das lahmende Pferd zu der Box und der Texaner huschte tiefer in den Stall hinein.

„Ich werde mir den Huf nachher ansehen“, versicherte der Peon. „Möglicherweise hat sich das Tier nur einen Dorn oder einen spitzen Stein eingetreten. Es wird sich herausstellen. Es wäre aber ratsam, Señor, wenn sie die Nacht über das Tier im Stall stehen ließen.“

„Das geht in Ordnung, ich werde mir im Hotel ein Zimmer mieten. Morgen muss ich jedoch weiter, denn ich habe in Tucson eine wichtige Verabredung.“

„Sie waren heute Nachmittag sehr großzügig zu mir, Señor“, sagte der Stallbursche und fast verschwörerisch flüsternd fügte er hinzu: „Ich glaube, ich habe etwas für Sie, das für Sie von großem Interesse sein dürfte.“

„Was hast du denn für mich?“, kam es lauernd von dem Banditen.

„Geben Sie mir zehn Dollar, dann sage ich es Ihnen.“

„Du kleiner, dreckiger Greaser wirst mir das auch so sagen!“ Ein erschreckter und zugleich erstickender Laut war zu hören, dann ließ Spencer Elliott wieder seine Stimme erklingen, indem er hervorstieß: „Wird’s bald, du kleine Ratte! Oder muss ich dir tatsächlich den Hals umdrehen?“

McQuade beschloss, dem schändlichen Spiel ein Ende zu bereiten. Drei schnelle Schritte brachten ihn zum Eingang der Box. Spencer Elliott stand mit dem Rücken zu ihm, der rechte Arm des Banditen lag um den Hals des Peons, die linke Hand Elliotts hatte sich in den Haaren des jungen Mexikaners verkrallt.

McQuade fackelte nicht lange und schlug mit dem Gewehr zu. Mit stählerner Härte knallte der Lauf von der Seite gegen den Schädel des Banditen, sein Hut flog davon, und ohne einen Laut von sich zu geben brach er zusammen. Den Peon riss er mit zu Boden, doch der Mexikaner machte sich schnell frei und erhob sich. Er erkannte den Kopfgeldjäger und keuchte: „Gracias, Señor, muchos gracias! Sie hat der Himmel geschickt. Der elende Bastard hätte mich wahrscheinlich erwürgt …“

Von Spencer Elliott kaum ein zerrinnendes Stöhnen, seine Lider flatterten und dann öffneten er die Augen. Zugleich schien die Erinnerung einzusetzen, denn er wollte den Oberkörper hochdrücken, doch da schob sich ein mächtiger, grauer Schädel in sein Blickfeld und ein bedrohliches Knurren drang durch die gefletschten, Ehrfurcht gebietenden Zähne …

3

„Zurück, Partner!“

Nur widerwillig wich Gray Wolf zurück. Der Schatten McQuades fiel groß und verzerrt über Spencer Elliott. Der Kopfgeldjäger bückte sich, zog den Revolver des Banditen aus dem Holster und schob ihn in seinen Hosenbund, dann drückte er die Mündung der Henrygun gegen die Brust Elliotts. „Ich schätze, Hombre, aus deiner Verabredung in Tucson wird nichts.“

Der Bandit griff sich an den Kopf und stöhnte aufs Neue. „Wer bist du? Du hast mir fast den Schädel eingeschlagen. Die Pest an deinen Hals, Hombre!“

„Mein Name ist McQuade. In deinen Kreisen bin ich bekannt wie ein bunter Hund. Eigentlich müsstest du schon von mir gehört haben.“

Elliott knirschte mit den Zähnen und verdrehte die Augen, dann schnarrte er: „Natürlich habe ich von dem Bluthund McQuade gehört. Warst du etwa dabei, unten in den Tumacacori Mountains?“

„Ja.“

„Und was jetzt?“

„Ich werde dich in dieser Box an die Futterraufe fesseln, und morgen Früh bringe ich dich nach Tucson, wo ich dich dem Sheriff übergebe. Für mich ist die Sache dann erledigt.“

„Noch sind wir nicht in Tucson“, fauchte der Bandit.

Ein geradezu mitleidiges Lächeln bahnte sich in McQuades Miene. Es war das Lächeln eines Mannes, der sich seiner Sache ausgesprochen sicher ist. „Wir werden bis zum Mittag in Tucson sein, Bandit, darauf gebe ich dir mein Wort.“

McQuade trat zwei Schritte zurück. An den Stallmann gewandt knurrte er: „Du besitzt doch sicherlich ein paar solide Schnüre, mit denen ich ihn fesseln kann. Bring sie mir.“

Der Peon hastete davon.

„Steh auf, Elliott!“, gebot McQuade. „Ich rate dir jedoch, nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Dein Kopf würde ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem Lauf meines Gewehres machen.“

Zähneknirschend, ächzend und stöhnend kämpfte sich der Bandit auf die Beine, dann stand er schwankend in der Box und kämpfte gegen die Wellen der Benommenheit an, die gegen sein Bewusstsein brandeten.

„Setz dich an die Futterraufe und nimmt die Hände nach oben!“, befahl McQuade.

Spencer Elliott schien seine größte Not überwunden zu haben, denn er duckte sich ein wenig und nahm eine sprungbereite Haltung ein. In seine Mundwinkel hatte sich ein brutaler Zug eingekerbt, in seinem Blick lag eine tödliche Drohung.

„Das würde ich dir nicht raten, Bandit!“, warnte McQuade.

Sekundenlang änderte sich an Elliotts Haltung nichts. Die beiden Männer starrten sich an und jeder versuchte mit seinem Blick Druck auf den anderen auszuüben. Von beiden ging etwas Zwingendes aus, eine Strömung, die den Gegner wie eine Warnung vor Unheil und Verhängnis berührte.

Gray Wolf spürte instinktiv, dass Elliott nicht kampflos die Flinte ins Korn zu werfen gedachte und dass er alles auf eine Karte setzen würde, um den Kopfgeldjäger auszuschalten. Das kluge Tier begann bedrohlich zu knurren, seine Augen verdunkelten sich und es legte die Ohren an; Zeichen dafür, dass in ihm die Aggressivität einen Pegel erreicht hatte, der den Wolfshund unberechenbar machte.

Plötzlich irrte der Blick des Banditen ab und er knirschte: „Halt mir bloß diese Bestie vom Leib. Es ist in Ordnung. Ich tue alles, was du verlangst.“

Jetzt kam der Peon mit einer Handvoll dünner Lederschnüre. Er näherte sich ganz vorsichtig, denn aus Gray Wolfs Kehle stieg immer noch das drohende Knurren.

„Ruhig, Partner!“, stieß McQuade schroff hervor und sogleich verstummte Gray Wolf. Der Kopfgeldjäger nahm die Schnüre, schaute Spencer Elliott an und wies mit der linken Hand auf den Boden unter der Futterraufe. „Setz dich und nimm die Hände nach oben.“

Zähneknirschend und mit dem Ausdruck eines grenzenlosen Hasses in den Augen kam der Bandit dem Befehl nach. McQuade fesselte seine Hände an den Stangen der Raufe fest, schließlich band er ihm auch noch die Beine zusammen. Der Kopfgeldjäger trat zurück und sagte: „Gray Wolf wird dich die Nacht über bewachen, Bandit. Rechne dir also nichts aus.“ Und an den jungen Mexikaner gewandt sagte McQuade: „Und du, Chico, solltest nichts unternehmen, um ihm zu helfen. Egal wie viel Geld er dir bietet – lehne es ab.“

„Bei der Heiligen Jungfrau, ich würde nie …“

Er verstummte, als McQuade ungeduldig abwinkte. „Es war ein gut gemeinter Rat, Chico.“ Der Kopfgeldjäger angelte sich sein Gewehr, das er weggelehnt hatte, strich Gray Wolf mehrere Male mit der linken Hand über den Kopf und sagte leise: „Gib gut Acht auf den Hombre, Partner.“

McQuade verließ den Stall und kehrte in die Pulqueria zurück, setzte sich wieder an den Tisch beim Fenster, trank einen Schluck Wasser und rief dem Wirt zu, dass er nun das Essen servieren könne.

Ehe er sein Zimmer aufsuchte, begab er sich noch einmal in den Mietstall. Die Lampe, die an dem Balken hing, war nur ein gelber Klecks in der Finsternis, denn der Stallmann hatte den Docht weit heruntergedreht. Das Flämmchen blakte und der gläserne Windschutz war schwarz vom Ruß, sodass er kaum noch Licht durchließ.

McQuade nahm die Lampe, drehte den Docht höher und begab sich zu der Box, in der er Spencer Elliott an die Raufe gefesselt hatte. Gray Wolf lag quer davor und der Bandit saß noch so am Boden, wie ihn der Kopfgeldjäger zurückgelassen hatte. Vom Stallburschen war nichts zu sehen.

Der Texaner prüfte die Fesseln und war zufrieden.

Gray Wolf hatte sich erhoben, drängte sich gegen seine Beine und fiepte leise. Der Kopfgeldjäger graulte ihn zwischen den Ohren.

„Mich hier im Stall die ganze Nacht über gefesselt liegen zu lassen ist menschenunwürdig“, maulte Spencer Elliott.

„Gegen das, was dich erwartet, dürfte dies hier ein Honigschlecken sein, Bandit. Wenn sie dich gefesselt auf die Plattform des Galgens zerren und dir den Strick um den Hals legen, wirst du dir wünschen, lediglich an eine Futterraufe gefesselt in einem Pferdestall zu liegen.“

„Noch ist es nicht so weit, Menschenjäger!“, blaffte Elliott und Hass verzerrte seine Stimme. „Ich denke sogar, dass du noch vor mir in die Hölle fährst. In Tucson warten nämlich drei gute Freunde auf mich – auf dich aber wartet der Tod in Tucson.“

„Deine Freunde werden dir kaum helfen können.“

McQuade hängte die Laterne an den Nagel zurück, drehte den Docht wieder herunter und verließ den Stall.

4

Als am folgenden Morgen die Sonne aufging, verließen sie San Xavier. McQuade hatte die Hände des Banditen vor dem Leib gefesselt, sodass er die Zügel führen konnte. Spencer Elliott ritt voraus, McQuade folgte zwei Pferdelängen hinter ihm. Neben dem Falben lief eine Zeitlang Gray Wolf her, doch der Wolfshund verschwand irgendwann, wahrscheinlich um sich ein Frühstück zu erjagen.

Zwischen den Felsen und Hügeln wob der Morgendunst. Auf dem ungenießbaren Büschelgras lag der Tau. Vogelgezwitscher begleitete die beiden Reiter. Der Tag versprach wieder höllisch heiß zu werden; jetzt schon stand die Sonne wie ein Fanal über dem östlichen Horizont.

Sie hielten sich nordöstlich, um den Santa Cruz River zu erreichen, dem McQuade mit seinem Gefangenen dann nach Norden bis Tucson folgen wollte.

Als sie den Fluss erreichten, hatte die Sonne den Morgendunst aufgezehrt und den Tau getrocknet. Im Ufergebüsch summten Hummeln und Bienen. Gray Wolf war noch nicht wieder aufgetaucht, doch McQuade brauchte sich keine Sorgen zu machen, denn der Wolfshund würde seine Spur immer aufnehmen und ihn finden.

Der Santa Cruz River führte nur wenig Wasser. Die Uferbänke waren breit, sandig und schlammig. Angeschwemmtes Astwerk, entrindet und bleich wie Gebeine lag es im ausgetrockneten Teil des Flussbettes.

„Wir tränken hier die Pferde“, rief McQuade, hob das rechte Bein über den Sattelknauf und ließ sich aus dem Sattel gleiten.

Spencer Elliott blieb auf dem Pferd sitzen, legte die gefesselten Hände auf das Sattelhorn, drückte die Arme durch und verlagerte das Gewicht seines Oberkörpers darauf. „Hör zu, McQuade“, stieß er hervor. „Ich mache dir jetzt ein Angebot.“ Erwartungsvoll fixierte er den Kopfgeldjäger, der den Falben bereits über den Ufersaum zum Wasser führte. „Ein Angebot“, wiederholte der Bandit, „das du kaum ausschlagen kannst. Es geht um eine Menge Geld.“

„Gib dir keine Mühe, Elliott“, versetzte der Texaner. „Zum einen gehe ich mit einem wie dir keine Geschäfte ein, zum anderen kann man mich mit Geld schon gar nicht locken. Und nun steig ab und führ dein Pferd zum Wasser. Ich möchte nämlich hier keine Wurzeln schlagen.“

Spencer Elliott verzog den Mund. Der Ausdruck, mit dem er McQuade anstarrte, war tückisch und voll Hass. „Ich hab aus dem Bankraub in Warren siebentausend Dollar in einem sicheren Versteck. Ich trete dir die Hälfte davon ab, wenn du …“

Der Kopfgeldjäger winkte ab und antwortete barsch: „Vergiss es, Bandit! Und nun …“

Elliott gab unvermittelt seinem Pferd die Sporen. Das erschreckte Tier vollführte einen Satz nach vorn, und ehe McQuade sich versah, rammte ihn das Pferd und er wurde regelrecht zur Seite katapultiert. Der Angriff war derart blitzartig erfolgt, dass der Texaner völlig überrumpelt wurde und keine Zeit mehr gefunden hatte, entsprechend zu reagieren. Nun lag er benommen bäuchlings im Schwemmsand, stemmte sich gegen die Nebel, die auf ihn zuzukriechen schienen, und ihn durchfuhr siedendheiß der Schreck, als ihm klar wurde, dass Elliott diese Chance eiskalt und skrupellos ausnutzen würde. Der Gedanke elektrisierte ihn regelrecht und er wollte sich herumwerfen, aber da landete der Bandit schon auf seinem Rücken und hämmerte ihm beide Fäuste mit aller Wucht auf den Hinterkopf. Im Schädel des Texaners schien eine Explosion stattzufinden, im nächsten Moment aber drückte Elliott McQuades Gesicht mit aller Kraft in den Schwemmsand und der Texaner hatte nicht mal mehr die Zeit, Luft zu holen.

Er versuchte die Beine anzuziehen und einen Buckel zu machen, um den Banditen von sich abzuwerfen. Aber Elliott wog gut und gerne hundertsechzig Pfund und drückte McQuade mit seinem Gewicht unerbittlich auf den Boden. Der Kopfgeldjäger versuchte sich frei zu winden, spürte, wie ihm die Luft knapp wurde und drückte den Kopf in die Höhe, versuchte ihn zu drehen um den Mund und die Nase frei zu bekommen, doch der Bandit entwickelte Kräfte, die man bei ihm kaum vermutet hätte.

Rote Kreise begannen vor McQuades Augen zu tanzen. Er spürte deutlich den Willen des Banditen, ihn zu töten. Panik begann sich einzustellen. Die Lungen des Texaners begannen zu stechen und der Kopf drohte ihm zu zerplatzen. Er war schon auf der Schwelle zur Bewusstlosigkeit, als sich die Hände Elliotts jäh von seinem Kopf lösten, und der schwere Körper regelrecht von ihm herunterflog. McQuade hob das Gesicht und drehte den Kopf. Zwischen seinen Zähnen knirschte Sand, er spuckte aus, seine Lungen füllten sich wieder mit Sauerstoff und die roten Kreise vor seinen Augen verschwanden. Er setzte sich auf und das erste, was sein gequälter Verstand erfasste, war Gray Wolf, der über dem Banditen stand, dessen gefletschte Zähne ganz dicht vor dem Gesicht Elliotts waren und der aggressiv knurrte, geradezu fauchte.

„Gut so, Partner“, keuchte McQuade und erhob sich. Schwankend stand er, spürte noch einmal einen kurzen Anflug von Benommenheit und schloss die Augen. Der Schwindel ging vorüber und er ging beim Wasser auf das linke Knie nieder, um sich den Sand aus dem Gesicht und den Augenhöhlen zu waschen. Danach spülte er seinen Mund aus und als er sich wieder aufrichtete, hatte er seine Nöte so ziemlich überwunden.

Spencer Elliott lag auf dem Rücken, der schale Atem Gray Wolfs schlug ihm ins Gesicht. Der Angriff des Wolfshundes war derart überraschend erfolgt, dass der Bandit gar nicht zum Denken gekommen war. Elliott lag regungslos und wagte sich kaum noch zu atmen. Sein Herz raste und die Todesangst spülte wie fiebrige Schauer durch seine Blutbahnen. Panik verzerrte sein Bewusstsein und ließ keinen klaren Gedanken zu.

McQuade trat neben ihn hin und stieß hervor: „Die restlichen Meilen bis Tucson werden schätzungsweise nicht besonders erfreulich für dich. Aber das hast du dir selbst zuzuschreiben.“

Der Kopfgeldjäger wandte sich ab, ging zu seinem Pferd und holte eine etwa einen Yard lange Lederschnur aus der Satteltasche. Damit kehrte er zu dem Banditen zurück, fesselte seine Beine und gebot schließlich Gray Wolf, von Elliott abzulassen. Der Wolfshund wich zurück, blieb aber sprungbereit und ließ den Banditen nicht aus den Augen. McQuade holte das Pferd Elliotts und wuchtete den schweren Körper quer über den Pferderücken.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, presste Spencer Elliott zwischen den Zähnen hervor. Es klang geradezu entsetzt.

„Doch.“ Das war alles, was McQuade darauf antwortete. Er schwang sich auf den Falben, ritt an das Tier mit dem Banditen heran und angelte sich den langen Zügel. Dann trieb er seinen Vierbeiner an und das andere Pferd wurde mitgezerrt.

5

Die Sonne stand hoch im Zenit, als McQuade Tucson erreichte. Auf der Main Street waren nur wenige Menschen zu sehen, denn die Hitze hielt die Bewohner in ihren Behausungen und ließ sie Siesta halten. Vor dem Sheriff’s Office saß der Kopfgeldjäger ab und band die Pferde am Holm fest.

Troy Howell, der County Sheriff, saß hinter seinem Schreibtisch und las in einer Zeitung. Der Geruch von Bohnerwachs, kaltem Pfeifentabak und frischem Kaffee stieg McQuade in die Nase, als er das Office betrat. Der Sheriff hatte den Blick gehoben und ein erfreutes Lächeln bahnte sich in seine Züge. „Ah, McQuade. Sie waren ja ziemlich lange unterwegs. Wir begannen uns schon Sorgen um sie zu machen.“

„Unkraut vergeht nicht“, versetzte der Kopfgeldjäger grinsend. „Ja, es war eine längere Jagd. Stuart Wilson, hinter dem ich eigentlich her war, ist mir in Mexiko entkommen. Dafür bringe ich Ihnen aber Spencer Elliott, einen Bankräuber und Mörder.“

McQuade holte den zusammengelegten Steckbrief aus der Manteltasche und reichte ihn dem Sheriff, der ihn auseinanderfaltete und las. Schließlich richtete er den Blick wieder auf den Kopfgeldjäger und knurrte: „Ein guter Fang. Auf dem Steckbrief heißt es tot oder lebendig. In welchem Zustand befindet sich Elliott?“

„Er lebt. Ich konnte ihn in San Xavier überwältigen, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut geflossen wäre. Allerdings hat er unten bei Douglas zwei Hilfssheriffs erschossen und drei weitere Männer verwundet.“

„Eine üble Nummer. Schade, dass man ihn nicht für jeden Mord, den er begangen hat, gesondert hängen kann“, brummte der Sheriff und stemmte sich am Tisch in die Höhe. McQuade verließ schon das Office und der County Sheriff folgte ihm. Als er den Banditen quer über den Pferderücken hängen sah, stieß er hervor: „Der Bursche sieht ja mehr tot als lebendig aus.“

„Keine Sorge, er lebt. Er wollte sich hier in Tucson mit drei Freunden treffen. Möglich, dass die drei versuchen, ihn aus dem Gefängnis zu befreien.“

„Sie werden dir verdammten Schinder einen Freifahrtschein in die Hölle verschaffen!“, ächzte der Bandit.

McQuade schob seinen Arm zwischen den Pferdeleib und die Beine des Banditen, ein kurzer, kräftiger Ruck, Elliott überschlug sich halb und krachte der Länge nach auf die Straße. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und er japste erstickend. „Er gehört Ihnen, Sheriff“, knurrte McQuade. „Den Scheck hole ich mir ab, sobald ich mich gebadet und das Hemd gewechselt habe. Und wie gesagt: Er hat mit drei Freunden gedroht. Wenn Sie von seinem Schrot und Korn sind, dürfen sie nicht unterschätzt werden.“

Der Kopfgeldjäger band den Falben los und saß auf.

„Hat er ihnen die Namen seiner Freunde genannt, McQuade?“, erkundigte sich der Gesetzeshüter.

„Nein. Aber ich denke, dass die Kerle auffallen.“ McQuade trieb sein Pferd an. Gray Wolf, der im Schatten des Vorbaus gelegen hatte, erhob sich, streckte den muskulösen Körper und gähnte laut, dann trottete er hinter seinem Herrn her.

Als McQuade das Büro des Town Marshals passierte, trat Wes Rafferty, der väterliche Freund des Kopfgeldjägers, auf den Vorbau. „Hi, McQuade. Wie war dein Trail?“

Der Texaner lenkte den Falben zum Marshal’s Office, parierte ihn, wies mit dem Daumen über die Schulter und erwiderte: „Den Kerl, den ich jagte, hab ich leider nicht erwischt. Er ist mir in der Sierra Madre entkommen. An seiner Stelle habe ich Spencer Elliott beim Sheriff abgegeben.“

„Spencer Elliott?“ Fragend fixierte der Town Marshal den Kopfgeldjäger.

„Ein Bankräuber und Mörder. Für seine Ergreifung sind tausend Dollar ausgesetzt.“

„Und nun? Wirst du einige Zeit in Tucson bleiben?“

„Ich denke schon. Elliott wollte sich hier mit drei Freunden treffen. Er hat mir ihre Namen nicht verraten, und ich weiß nicht, ob die Kerle schon in Tucson sind. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie zum einen ihrem Kumpel zu helfen versuchen und zum anderen mir einen Denkzettel verpassen wollen.“

„Nach Tucson kommen täglich Fremde“, knurrte Rafferty. „Aber ich werde ein wenig die Augen offen halten, und wenn mir etwas auffällt, was für dich vielleicht von Interesse ist, setze ich dich in Kenntnis. Ist das in Ordnung?“

„Natürlich, vielen Dank, Wes. Elliott hat mir mit seinen Freunden gedroht und daher vermute ich, dass sie von seinem Schlag sind.“

McQuade verabschiedete sich von dem Gesetzeshüter und ritt zum Mietstall. Danach begab er sich in Maria Alvarez’ Boardinghouse, wo er regelmäßig Quartier nahm, wenn er in Tucson weilte. Er sperrte seine Satteltaschen und die Henrygun in den Spind, der zum Bett gehörte, und betrat zehn Minuten später den Barber Shop. Als er wenig später bis zur Brust in einem Holzzuber im heißen Wasser saß, erschien ein Deputy aus dem Sheriff’s Office und sagte: „Mich schickt Troy Howell. Er ist der Meinung, dass zumindest einer von Elliotts Kumpanen bereits in der Stadt und darüber informiert ist, dass sein Kumpel hinter Schloss und Riegel sitzt.“

„Wie kommt der Sheriff zu dieser Erkenntnis?“, wollte McQuade wissen.

„Ein blondhaariger Mister trieb sich vorhin auffällig in der Nähe des Office herum und schien es zu beobachten. Troy vermutet, dass der Kerl Sie mit Ihrem Gefangenen in die Stadt kommen sah. Und er meint, dass Sie Bescheid wissen sollten, McQuade.“

„Sicher, sollte ich wohl. Bestellen Sie dem Sheriff meinen Dank und sagen Sie ihm, dass ich die Augen offen halten werde.“

Der Deputy tippte gegen die Krempe seines verbeulten Hutes und verließ den Baderaum. McQuade nahm sich vor, dem blondhaarigen Burschen, von dem der Deputy gesprochen hatte, einen etwas intensiveren Blick unter den Hutrand zu werfen.

6

McQuade begab sich, begleitet von Gray Wolf, in das Sheriff’s Office, wo sich sowohl der County Sheriff als auch der Deputy, der ihm vorhin die Information übermittelte, aufhielten. „Schon wieder etwas gesehen von dem blondhaarigen Hombre, den Sie im Verdacht haben, einer von Elliotts Kumpanen zu sein?“, erkundigte sich McQuade.

Gray Wolf legte sich vor dem Schreibtisch auf den Fußboden und schielte zu seinem Herrn in die Höhe.

Troy Howell lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust, und erwiderte: „Nein, der Kerl hat sich nicht mehr vor dem Office herumgetrieben. Ich habe Elliott wegen des Burschen angesprochen, doch der Halunke grinste lediglich unergründlich. Vielleicht täusche ich mich auch, und der Blondhaarige war rein zufällig auf der Straße.“

„Kann ich mit Elliott sprechen?“, fragte der Kopfgeldjäger.

„Natürlich“, knurrte Howell. „Ich befürchte aber, dass auch Sie lediglich ein dümmliches Lächeln auf Ihre Fragen ernten.“

Der County Sheriff und McQuade begaben sich in den Zellentrakt. Spencer Elliott lag auf der Pritsche und hatte die Hände flach hinter den Kopf geschoben. Jetzt erhob er sich, kam zur Gitterwand und umspannte mit den Fäusten zwei der zolldicken Eisenstangen. „Du kommst doch nicht etwa vorbei, um nachzusehen, ob es mir gut geht, Menschenjäger?“ Die Stimme des Banditen triefte vor Sarkasmus.

McQuade blickte ihm in die Augen und schaute in einen Abgrund von Hass, Heimtücke und Teufelei. „Ja, dein Gesundheitszustand liegt mir sehr am Herzen“, versetzte McQuade spöttisch. „Ich wünsche mir nämlich, dass du im Vollbesitz deiner körperlichen und geistigen Kräfte bist, wenn sie dir den Strick um den Hals legen. Es stirbt sich im gesunden Zustand nämlich schwerer, als wenn man krank und schwach ist und vielleicht schon jeglichen Lebensmut verloren hat.“

„Warum erstickt du nicht an deiner Boshaftigkeit?“, knirschte Elliott. „Aber es wird der Tag kommen, Menschenjäger, an dem man dir die Rechnung für eine Reihe von Dingen präsentieren wird, die sich mir wie mit glühenden Eisen ins Bewusstsein eingebrannt haben. Und glaub es mir, du dreckiger Bastard: Du wirst heulen und mit den Zähnen knirschen.“

„Du solltest nicht allzu sehr auf deinen blonden Freund und deine beiden anderen Kumpane vertrauen“, erklärte McQuade. „Ich, der Sheriff, seine Deputies, der Town Marshal und auch dessen Gehilfen werden ein Auge auf Blondie und die beiden anderen Kerle haben. Ich denke, dass dir die drei sehr bald Gesellschaft leisten. Sei es hier, oder – in der Hölle.“

Die Kiefer Elliotts mahlten, in seinen Augen erschien ein verräterisches Flackern. „Du dreckiger Bastard klopfst doch nur auf den Busch!“, giftete Spencer Elliott. Seine Zähne knirschten übereinander. „Keiner von meinen Freunden hat blonde Haare. Du wirst es in dem Moment sehen können, in dem sie dir gegenübertreten und dich in Fetzen schießen.“

Als sie sich wieder im Sheriff’s Office befanden, sagte McQuade im Brustton der Überzeugung: „Als Elliott behauptete, dass keiner seiner Freunde blonde Haare habe, hat er gelogen. Das konnte ich ihm regelrecht von der Nasenspitze ablesen. Na schön, Sheriff. Sie und Ihre Leute brauchen sich nicht um denn blondhaarigen Knaben zu kümmern. Das übernehme ich. Ich will nämlich nicht warten, bis mich die Kerle vor den Mündungen ihrer Kanonen haben, sondern möchte den Ort und den Zeitpunkt des Treffens selbst bestimmen. Geht das in Ordnung?“

„Natürlich, McQuade“, antwortete Troy Howell nickend. „Es ist mir lieber, wenn Sie die Sache selbst in die Hand nehmen, denn ich habe nicht genügend Leute, um für Sie den Schutzengel zu spielen. Ich denke, wir verstehen uns.“ Er zeigte nach diesen Worten dem Kopfgeldjäger ein markiges Grinsen.

„Gewiss, Sheriff. Ich habe also freie Hand.“ McQuade erwiderte das Grinsen. Es bedurfte keiner weiteren Worte zwischen ihm und dem Sheriff. Er forderte Gray Wolf auf, ihm zu folgen und begab sich in seine Unterkunft. Dort wartete er, bis die Nacht kam, dann holte er seine Henry Rifle aus dem Spind und verließ das Boardinghouse.

7

In Tucson brannten viele Lichter. Die Stadt begann sich auf die sündigen Nachtstunden vorzubereiten, in denen die arbeitsamen und gottesfürchtigen Menschen in ihren Betten schliefen, um am folgenden Tag ausgeruht zu sein und ihrem Broterwerb nachgehen zu können. Wenn die Stadt zur Lasterhaftigkeit erwachte, krochen die Glücksritter, Abenteurer, Geldhaie, Huren und – Banditen wie Ratten aus ihren Löchern und machten Tucson zu einem Sodom und Gomorrha der Plains.

Noch war es ruhig in der Stadt. McQuade begab sich auf Umwegen hinter das Sheriff’s Office, wo der Zellenanbau in absoluter Dunkelheit lag und lediglich kaltes Sternenlicht dem Dach einen vagen silbrigen Schein verlieh. Die drei kleinen, vergitterten Fenster der Zellen muteten an wie viereckige, schwarze Löcher in der mit hellem Adobelehm verputzten Wand.

McQuade wusste, dass es in dem Anbau sechs Zellen gab, nämlich drei auf jeder Seite des Flures. In dem ersten Käfig rechts war Elliott eingeschlossen. Zu seiner Zelle gehörte also das erste Fenster in der Wand gleich hinter dem Office.

Der Kopfgeldjäger kauerte im Schlagschatten des Pferdestalles, Gray Wolf lag neben ihm am Boden und hechelte leise. Die Geduld des Texaners wurde auf keine allzu lange Probe gestellt. Ein Schemen schob sich um die Ecke an der Rückseite des Zellenanbaus, verharrte einen Augenblick, sicherte um sich und witterte regelrecht in die Dunkelheit hinein, dann setzte er sich wieder in Bewegung, glitt geduckt an der Wand entlang und erreichte schließlich das Fenster zur Zelle Elliotts. Es lag hoch oben in der Wand und ein Mann konnte es nur mit dem ausgestreckten Arm erreichen.

„Spencer! He, Spencer! Hörst du mich?“

„Natürlich hört er dich!“, rief McQuade mit klirrender Stimme. „Kann ich dich ja auch hören.“

Der Schemen an der Wand fuhr wie von einer Tarantel gestochen herum, ein lästerlicher Fluch erklang, und im nächsten Moment wollte er in die Richtung fliehen, aus der er gekommen war.

„Schnapp in dir, Partner!“, gebot der Kopfgeldjäger mit scharfem Tonfall und Gray Wolf schnellte auch schon davon. Der Wolfshund schien dicht über dem Boden dahinzufliegen, und ehe die Gestalt beim Zellentrakt die hintere Ecke erreichte, wurde sie von dem schweren Wolfshund niedergerissen. Ein panischer Aufschrei erklang, dann das wütende Bellen Gray Wolfs.

McQuade lief zu dem Burschen hin, den Gray Wolf in Schach hielt, und zog ihm den Revolver aus dem Holster, dann befahl er dem Wolfshund, zurückzuweichen. Gray Wolf blieb jedoch sprungbereit tief geduckt am Boden und belauerte den Mann, den er gestellt hatte. Der Kopfgeldjäger richtete das Gewehr auf den Burschen, der immer noch wie erstarrt auf dem Rücken lag. „Steh auf, Hombre“, kommandierte der Texaner. „Und komm nicht auf dumme Gedanken, mein Freund, denn mein grauer Partner wird immer schneller sein als du.“

Der andere atmete zitternd aus, dann kämpfte er sich umständlich auf die Beine. „Zur Hölle, was soll das? Ich bin ein harmloser …“

„Spar dir das!“, fiel ihm McQuade schroff ins Wort und drückte ihm die Mündung der Henrygun gegen die Brust. „Dreh dich um, und dann Marsch!“

Der Kopfgeldjäger dirigierte den Burschen vor sich her auf die Straße und auf den Vorbau des Sheriff’s Office. Aus dem Fenster fiel Licht, Licht sickerte auch durch die Türritzen. „Klopf an, mein Freund. Wir sind doch höfliche Menschen, oder etwa nicht?“

Der Bursche befolgte den Befehl und gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Licht flutete ins Freie und blendete sowohl McQuade als auch seinen Gefangenen. Es war Sheriff Troy Howell, dessen Gestalt das Türrechteck ausfüllte. „Sieh an“, presste er zwischen den Zähnen hervor, „der blondhaarigen Hombre, der sich schon am Nachmittag vor dem Office auf der Straße herumgetrieben hat.“

Der Sheriff trat zur Seite und McQuade tupfte den Burschen vor sich leicht mit dem Gewehrslauf an, was diesen veranlasste, in das Büro zu treten. Der Kopfgeldjäger folgte ihm und hinter ihm glitt Gray Wolf in den Raum. Howell drückte die Tür wieder ins Schloss und verriegelte sie. „Wo haben Sie ihn denn erwischt, McQuade?“

„Beim Zellentrakt, unter dem Fenster der Zelle, in der Spencer Elliott eingesperrt ist. Nachdem ich ihn anrief, versuchte er zu fliehen, doch gegen Gray Wolf hatte er keine Chance.“

Troy Howell trat vor den Blondhaarigen hin und sagte grollend: „Wie ist Ihr Name?“

Der Angesprochene räusperte sich, schluckte würgend und erwiderte schließlich: „Allan Chase.“

„Sind Sie einer von den dreien, mit denen Elliott hier in Tucson verabredet ist?“

„Was wollen Sie überhaupt von mir?“, fauchte Chase. „Ich kenne niemand, der Elliott heißt, schon gar nicht bin ich mit einem, der diesen Namen trägt, verabredet.“

„Es ist zwar sehr unwahrscheinlich“, mischte sich McQuade ein, „aber vielleicht kennen Sie tatsächlich nur Elliotts Vornamen. Er lautet Spencer. Sie nannten ihn vorhin zweimal, als sie unter dem Fenster standen. Ich hab es deutlich vernommen. Leugnen hat also keinen Sinn.“

Allan Chase schwieg verstockt und starrte den Sheriff, der vor ihm stand, trotzig an. „Ich denke, das haben wir gleich“, knurrte der Gesetzeshüter und nahm die Laterne vom Schreibtisch. „Folgen Sie mir, Chase.“

Er ging zu der Tür, die in den Zellentrakt führte.

„Schwing die Hufe, Hombre!“, gebot der Kopfgeldjäger und versetzte Allan Chase wieder einen leichten Stoß mit dem Gewehrlauf.

Troy Howell öffnete die Tür und das Licht kroch vor ihm her in den Flur und die sechs Käfige zu beiden Seiten. Als Allan Chase in den Korridor trat, riss es Spencer Elliott von der Pritsche, auf deren Rand er saß, regelrecht in die Höhe. „Verdammt, Allan …“

Erschreckt brach er ab. Zu spät. Mit dieser Reaktion hatte er Allan Chase verraten.

Sein Fehler wurde ihm sofort bewusst und er knirschte eine lästerliche Verwünschung.

Der Sheriff drehte sich zu Chase herum und grinste triumphierend. „Leugnen sie jetzt immer noch, Spencer Elliott zu kennen und mit ihm hier in Tucson verabredet zu sein?“

Allan Chase mahlte eine Weile mit den Zähnen, dass der Zahnschmelz knirschte, dann stieß er hervor: „Ja, wir sind mit Elliott hier in Tucson verabredet. Doch dann sah ich, wie ihn der Hombre mit dem grauen Hund quer über dem Pferderücken in die Stadt brachte und ihn hier ablieferte.“

„Was wollten Sie eben beim Zellenfenster?“, fragte der Sheriff. „Ihm eine Waffe zustecken?“

„Nein, ich wollte von ihm lediglich hören, was vorgefallen ist.“

„Sind Ihre beiden anderen Freunde auch schon in Tucson?“

„Nein. Ich erwarte sie morgen.

„Wie heißen sie?“

„Edwin Holbert und Jeff Parham.“

„Weswegen habt ihr euch in Tucson verabredet?“

„Wir sollen hier einen Job antreten.“

„Welchen Job?“

„Wir wurden engagiert, um Wagentransporte aus Tucson in die verschiedenen Teile des Landes und auch nach New Mexiko sowie Kalifornien zu begleiten.“

Der Sheriff und McQuade wechselten einen vielsagenden Blick, und Troy Howell knurrte schließlich: „Dass der Tucson-Ring keine großen Skrupel kennt, wusste ich ja schon immer. Dass er nun aber schon steckbrieflich gesuchte Banditen auf seine Lohnliste setzt, ist mir neu. – Werden Sie auch vom Gesetz gesucht, Chase?“

„Nein.“