8 Weeks - Tanja Wagner - E-Book

8 Weeks E-Book

Tanja Wagner

0,0

Beschreibung

Man sagt, dass Schönheit vergänglich ist und die Zeit alle Wunden heilt - doch für Jeremy Adams ist ihr ungezähmt wilder Anblick, auf dem Foto eines Nachtclubs, ein tiefer Stich ins Herz. Niemand hatte ihm gesagt, dass mit seiner neuen Position des CEO von Marshall-Enterprises auch jeder Schritt im Leben gegen ihn verwendet werden konnte. Noch ahnte er, dass die unbändige Gier nach dieser Frau ihn immer tiefer in exzessive Lust und puren Wahnsinn treibt. Für Emiliana Brooks hingegen besteht die einzige Möglichkeit, sich vor ihm und ihrer Vergangenheit zu schützen, darin, sich in Queens zu verstecken. Oder sie gibt ihrem leibhaftig gewordenen "Gott", was er von ihr verlangt. Kontrolle! Als ob das alles nicht schwer genug wäre, ist plötzlich ihr Aufenthaltsort bekannt und die Feinde werden immer zahlreicher. Nun gilt es, die Dinge schnell zu erledigen und diesen lästigen Detective auf Abstand zu halten. Selbst wenn Emiliana und Jeremy vollständig mit ihrer Vergangenheit abschließen könnten, würde keines der beiden Leben jemals wieder dasselbe sein. Berauschend - Sinnlich - Animalisch!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 288

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Es ist an der Zeit … Bekenne deine Sünden!

Inhaltsverzeichnis

New York City /Manhattan: November 2019

WEEK 1: Queens / Manhattan

WEEK 2: Queens

WEEK 3: Queens /Manhattan

WEEK 4: Queens

WEEK 5: Manhattan

WEEK 6: Manhattan

WEEK 7: Swan Lake /Christmas Eve

WEEK 8: Manhattan

New York City /Manhattan

November 2019

Der Deal war in dem Moment besiegelt, in dem der Hörer aus Jeremys Hand auf das Public-Phone des Airports knallte.

Es war, als könnte er Emiliana deutlich vor sich sehen.

Pechschwarzes Haar, die samtweiche Haut, und die Rehaugen, die alles andere als Schüchternheit vor dem Jäger ausstrahlten.

Das unverkennbare Geräusch einer abhebenden Maschine hallte durch die Fensterscheiben zu ihm durch.

Meine wilde Schönheit ist also auf der Flucht! Vor mir!

Scheinbar hat sie noch immer nicht verstanden, dass ich entscheide, wann das Spiel endet. Aber das macht nichts, denn ich werde es sie spüren lassen. Gnadenloser und härter als jemals zuvor …

Das Gewitter kam plötzlich und vollkommen unerwartet.

Es war einer von diesen düsteren Tagen, die kalt und nass den Winter in New York willkommen hießen.

Jeremys Blick nach draußen verschwamm durch die beschlagene Scheibe, weshalb er sich von dem großen Fenster abwandte.

Zwei Monate war er bereits der neue CEO von Marshall-Enterprises und die Geschäfte liefen unglaublich gut.

Wenn er an Joels Büro vorbeikam, welches nach dessen Tod ohne Namensschild und fest verschlossen, noch sein Dasein auf dieser Etage genoss, lief Jeremy ein Schauder über den Rücken.

Zehn lange Jahre hatte er mit diesem Mann Seite an Seite gearbeitet und dann kam das völlig Unerwartete.

Nun war jener weg, die Firma lief auf Hochtouren, und Jeremy hatte sogar einen neuen Vertrauten, zumindest, was die geschäftlichen Anliegen anging.

Eugene Douglas, der Speedy Gonzales, wenn es um lukrative Abkommen mit Gläubigern oder Schuldnern ging, zeigte sich bereits in seiner Anfangszeit bei Marshall-Enterprises, als wahnsinnig ehrgeizig und verbissen.

Jeremy erinnerte sich dadurch oft an seine eigenen Anfänge und dass auch er damals nicht mehr wollte, als sich einen festen Platz in der Finanzbranche zu sichern.

Und siehe da, sein Ehrgeiz hatte sich tatsächlich gelohnt.

Heute sitzt er als leitender CEO in einem Großraumbüro, genießt den Respekt und das Ansehen der Mitarbeiter, und die internen Aktien steigen täglich.

Da die digitalen Uhren bereits 7.30 p.m. zeigten, beschloss Jeremy seinen PC herunterzufahren und Feierabend zu machen.

Im Gebäude selbst war alles ruhig.

Die meisten der Repo-Man hatten längst ihre Plätze verlassen, doch am Ende des langen Flurbereichs sah man aus einem der Büros noch grellen Lichtschein dringen.

Da die Tür nur leicht angelehnt worden war, betrat Jeremy den Raum ohne vorher anzuklopfen.

Seine Augen konnten Douglas ausmachen und wie dieser in eine Arbeit am Laptop vertieft war.

Beim Nähertreten wagte Jeremy einen flüchtigen Blick auf das Display.

Als er erkannte, dass Douglas Fotos einer Party ansah, beschloss Jeremy durch Räuspern auf sich und seine Anwesenheit aufmerksam zu machen.

Douglas hingegen erschrak als er seinen Boss direkt neben sich entdeckte.

Umgehend versuchte er den offenen Tab zu schließen, doch es tat sich partout nichts. Wieder und wieder tippte er mit dem Finger auf der Maus herum.

Der Laptop hatte sich durch die mehrfach hektischen Eingabe-Befehle aufgehangen und verweilte stur in seinem Freeze-Modus.

Jeremy grinste breit. „Lass mich raten, das sind gewiss die neuesten Aufträge, um die du dich kümmern wolltest.“

Douglas schüttelte den Kopf und sog tief Luft ein. „Mr.

Adams! Ich weiß, das mag jetzt komisch aussehen, aber ich wollte wirklich nur ganz kurz …“ Jeremy klopfte ihm brüderlich auf die Schulter.

„Kein Problem. Es ist ohnehin schon spät und ich wollte eigentlich nur vorbeischauen, um dich zu fragen, ob Mrs.

Douglas nicht längst auf dich wartet.“

Jetzt verzog auch Douglas das Gesicht zu einem Lächeln.

„Sie wissen doch, dass ich nur eine Freundin habe.“

„Nur?“, fragte Jeremy mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Das ist klasse! Sollte es nicht funktionieren, erspart man sich den ganzen Stress um das leidige Thema Scheidung.“

Douglas seufzte. „Da haben Sie vollkommen recht, Mr.

Adams.“

„Bitte Doug, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht mit meinem Nachnamen ansprechen musst. Jeremy reicht vollkommen.“

Nickend und mit erhobenen Händen antwortete Douglas:

„Sorry, Jeremy. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen meinen Boss so freundschaftlich ansprechen zu dürfen.“

„Tue das“, gab Jeremy zurück und verschränkte die Arme.

„Willst du mir denn gar nicht erzählen, um wen es sich auf den Bildern handelt. Sieht nach einer wilden Party aus.“

Douglas wandte den Blick wieder dem Laptop zu.

„Nun, das sind enge Freunde von mir. Mein bester Freund Jefferson, den wir hier in einem schicken Smoking vor der Cocktail-Bar sehen, hatte am Wochenende seinen Junggesellenabschied in der Blue Diamond VIP-Lounge gefeiert.“

Jeremy sah auf das Display. „Blue Diamond? Ich habe schon viel von dem Laden gehört, war aber selbst noch nie dort gewesen. Lohnt es sich denn?“

Douglas scrollte weiter.

Er geriet auch umgehend in Erzähllaune. „Holy Shit, ja!

Der Laden ist der absolute Hammer!“

„Holy Shit?“, fragte Jeremy lachend.

„Pardon“, entschuldigte sich Douglas für seine Wortwahl.

„Alles, was ich sagen will, ist, dass der Abend ein toller Erfolg gewesen ist.“

Mit verschränkten Armen ließ sich Jeremy die Bilderreihe zeigen, während Douglas sich in seinen Erzählungen verlor. Es klang wirklich nach einem tollen Abend.

Das nächste Foto erschien auf dem Display, wurde jedoch mit nur einem Mausklick weitergeschoben.

Jeremy wunderte diese Handlung, weshalb er fragte:

„Dazu gibt es keine nette Story?“

Douglas sah auf. „Zu diesem Bild? Doch, und zwar …“ „Nein, zu dem davor“, unterbrach Jeremy.

Per Mausklick sprang das Display einen Schritt zurück.

„Dieses meinst du?“ Douglas lachte auf.

„Leider kann ich dir dazu nicht viel erzählen, denn die Damen hatten mit unserer Feier nichts zu tun. Ich …“ Er stoppte.

Jeremys Augen weiteten sich und er wirkte wie in Trance.

Vorsichtig fragte Douglas: „Alles in Ordnung?“

Aus der Starre herausgerissen schüttelte Jeremy den Kopf, ehe er hastig antwortete: „Na klar! Alles bestens!“

Innerlich sah es in ihm jedoch vollkommen anders aus.

Nach den vergangenen zwei Monaten habe ich dich endlich gefunden, meine wilde Schönheit! Acht lange Wochen hat es gedauert und ich wollte die Suche bereits aufgeben.

Einen Menschen, der nicht gefunden werden will, in Weltmetropolen wie New York ausfindig zu machen, ist nicht schwierig, sondern nahezu unmöglich. Doch ich hab dich! Was tust du da schmutziges in einer Bar, wo sich notgeile Männer herumtreiben? Du feierst mit Frauen, die du mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal kennst.

Doch du stichst deutlich aus ihnen heraus. Wie ein Reh, das sich unter Hasen verirrt hat. Warum nur, bist du von mir fortgelaufen?

Douglas atmete hörbar ein. „Soll ich weiterscrollen?“

Jeremys Augen leuchteten. „Doug, weißt du zufällig, was die Damen ins Blue Diamond verschlagen hat?“

Mit der Hand an seinem Drei-Tage-Bart grübelte Douglas.

„Nein, das weiß ich leider nicht.“

Plötzlich klatschte er sich an die Stirn. „Natürlich! Jetzt fällt es mir wieder ein. Es wurden mehrfach Birthday-Songs gesungen. Einmal hatten wir Männer uns sogar beteiligt und das klang gar nicht mal so schlecht.“ „Danke Doug!“

Schnellen Schrittes verließ Jeremy das Büro.

„Schönen Abend“, murmelte Douglas, denn er wusste beim besten Willen nicht, wie er das merkwürdige Verhalten seines Bosses einschätzen sollte.

In seinem Haus griff Jeremy zuallererst nach der Whiskyflasche.

Er hoffte, dass der Alkohol all die Gedanken an Emiliana mit einem einzigen Schluck verbannen würde.

Doch das klappte nicht.

Mit der Hand fest um den Flaschenhals, ließ er sich auf dem großen neuen Ledersofa nieder.

Das Haus wurde vollständig renoviert, sodass ihn nichts mehr an die Zeit mit Sara in diesen Wänden erinnerte.

Eigentlich diente es nicht nur ihm, sondern Emiliana hätte sich nach ihrem Einzug von Anfang an wohl und sicher fühlen sollen.

Sie hatte da allerdings, wie sich am Airport in einem Telefonat feststellte, ganz andere Pläne.

Jeremy lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.

Nach einer Weile schoss er wie von einer Nadel gepiekt wieder in aufrechte Position.

Ein weiterer Schluck Whiskey rann seine Kehle hinab, ehe er die Flasche auf den Boden stellte und nach dem mobilen Haustelefon griff.

Eine freundliche Stimme ließ nicht lange auf sich warten.

„Willkommen bei der Auskunft. Mit wem dürfen wir Sie verbinden?“

„Bitte verbinden Sie mich mit der Blue Diamond VIP-Lounge.“

„Sehr gerne. Einen Augenblick bitte …“ Ein melodischer Sound drang an Jeremys Ohr.

Dann folgte ein Klicken und es wurde erneut gesprochen.

„Blue Diamond, the hottest place to celebrate your event!

Ich bin Riccardo, was kann ich für Sie tun?“

„Ja, ähm …, Riccardo, hier spricht Mr. Ada …“ Jeremy räusperte sich. „Ich meine, Mr. Adalistor.“

„Schönen guten Abend, Mr. Adalistor! Welch selten schöner Name.“

„Ja, also ich hätte eine Frage zu einer Feier bei Ihnen am letzten Wochenende.“

„Ich tue was ich kann, schießen Sie los.“

„Ich weiß, das mag jetzt ein wenig seltsam klingen, doch wären Sie so freundlich und könnten mir den Namen der Dame verraten, die ihren Geburtstag gefeiert hat.“

Riccardo seufzte. „Mr. Adalistor, das tut mir schrecklich leid, doch aus Datenschutzgründen …“ Jeremy unterbrach: „Das ist mir bewusst. Ich würde allerdings nicht fragen, wenn es nicht unheimlich wichtig wäre.“

Kurze Stille.

„Wie gesagt, Mr. Adalistor. Ich kann da leider nichts tun.“ Mit der Hand umfasste Jeremy den Hörer so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.

Die Tonlage war ruhig, doch bedrohlich.

„Hör mir jetzt ganz genau zu, Riccardo. Ich möchte, dass du in deinen Computer siehst und mir diesen klitzekleinen Gefallen tust, okay? Ich meine, du willst sicherlich auch morgen noch in dem Laden arbeiten, und glaub mir, wenn ich sage, dass ich den nötigen Einfluss habe, um dich fristlos dort hinauszukatapultieren. Nicht nur aus dem Blue Diamond, wenn du verstehst.“

Riccardo zeigte sich empört, doch zeitgleich schwang Unsicherheit in seinen Worten mit. „Sir, war das soeben eine Drohung?“

Jeremy lachte laut auf. „Nein, du spanischer Möchtegern-Torero. Das war ein Versprechen!“

Riccardo prustete Luft aus, doch Jeremy vernahm dessen Tippen auf einer Tastatur.

Flüsternd sprach Riccardo in den Hörer: „Die Dame heißt Patricia Moll.“

„Danke.“

Jeremy schrieb den Namen mit dem Füller auf ein weißes Stück Papier, dass noch in seinem Hemd steckte.

„Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Mr. Ada …“ „Riccardo“, unterbrach Jeremy forsch die Verabschiedung.

„Ja, Sir?“

„Ich brauche noch die Adresse.“

Riccardo schnaubte nun tatsächlich wie ein wilder Stier.

„Ich sagte doch, dass ich das nicht tun kann!“

Jeremy blieb locker, doch streng. „Und ich wiederhole mich nicht gerne!“

„Fuck!“

„Das habe ich gehört“, gab Jeremy lachend zurück.

Wieder hörte man Riccardo tippen.

„Die Adresse lautet: 74-81 162nd St, Fresh Meadows.“

Jeremy schrieb.

Dann legte er auf.

Endlich komm ich der Sache näher. Dir näher, Lia!

Gib von nun an Acht auf deine Schritte, denn ich werde den Deal einhalten! Koste es mich, was es wolle! Noch einmal werde ich dich nicht aus den Augen verlieren, da kannst du Gift drauf nehmen. Denn, dieses Mal habe ich dich fokussiert.

8…, 7…, 6…, 5…, 4…, 3…, 2…, 1…, 0!

Möge die Jagd beginnen!

WEEK 1

Queens / Manhattan

Was für ein beschissener Wochenbeginn, dachte sich Emiliana, als sie aus der Dusche stieg.

Sie strich ihr langes Haar glatt, zwirbelte einen Turban darum, und wickelte ihren nassen Körper in ein weiches Handtuch.

An ihrem Spiegelbild hielt sie inne.

Die Wimperntusche war verlaufen und ihre Augenlider geschwollen.

Mit den Fingerkuppen versuchte sie die deutlichen Spuren ihrer Tränen zu entfernen, doch der Druck ließ die angegriffenen Hautstellen um einiges wunder aussehen.

„So ein verfluchter Mist“, schimpfte sie leise vor sich hin, in der Hoffnung, Patricia würde sie nicht hören.

Fehlanzeige!

Die Badezimmertür wurde ohne ein vorheriges Klopfzeichen aufgerissen und die Hausherrin stand mit verschränkten Armen im Rahmen.

Ihre Augen funkelten böse. „War es gestern Nacht denn so schlimm?“

Emiliana bemühte sich um ein Lächeln.

Mit leichtem Biss auf die Unterlippe antwortete sie:

„Schlimm? Nein, es war eher stressig.“

Patricia rollte die Augen. „Süße, ich sagte dir doch, dass du mit den Mietzahlungen ohne Probleme warten kannst, bis du einen festen Job gefunden hast. Außerdem kann ich dir gar nicht oft genug sagen, wie froh ich bin, dass ich dieses Haus nicht mehr allein bewohnen muss.“

Seufzend legte Emiliana das Handtuch ab. „Das ist lieb von dir, aber ich bin froh hier sein zu dürfen und da möchte ich meinen geschuldeten Teil auch beitragen. Ich weiß, der Job ist nur vorübergehend, aber ich werde bestimmt noch etwas anderes finden. Versprochen.“

Emiliana dachte daran, als sie das erste Mal dieses Haus betreten hatte.

Es fühlte sich neu und ungewohnt, und doch vom ersten Moment sicher an.

Nachdem sie von Staten Island und den Fletchers überstürzt aufgebrochen war, wusste sie nicht, wohin sie gehen konnte.

Am liebsten wäre sie in das Haus ihrer Granny zurückgekehrt, doch sie wusste, dass sie es emotional nicht schaffen würde. Noch nicht.

Die Erinnerung an die schreckliche Nacht in Swan Lake, sitzen wie ein Trauma fest verankert vor ihrem geistigen Auge.

Sie sieht häufig, besonders kurz vor dem Einschlafen, wie Joel die Mündung der Waffe an die Schläfe ihrer geliebten Granny hält. Das Geräusch des Schusses hallt durch ihre Ohren, dann wird alles schwarz.

Die Cops hatten von der treusorgenden Nachbarin vor ungefähr einem Monat erfahren, dass von der alten Mrs.

Brooks jede Spur fehlte.

Dies wurde jedoch lediglich als Vermisstenanzeige durch einen Beamten aufgenommen, da man nicht mehr offiziell nach ihrer Enkelin fahndete.

Mr. Adams hatte, laut System und sehr zum Ärgernis von Detective Samuel, die Anzeige zurückgezogen.

Oftmals denkt Emiliana daran, wie es wohl verlaufen wäre, wenn sie sich mit Jeremy am Flughafen, wie von ihm geplant, getroffen hätte.

Sicher hätte er mit ihr einen schönen Urlaub verbracht und wäre anschließend in sein altes Leben zurückgekehrt.

Dass er seit einigen Wochen der leitende CEO von Marshall-Enterprises ist, war nicht an ihr vorbeigegangen, doch weitere Recherchen wollte sie vorerst lieber sein lassen.

Erst einmal mussten ihre eigenen Füße wieder auf festem Boden stehen, doch das lag, wie man heute wieder unschwer erkennen konnte, noch in sehr weiter Ferne.

Als sie durch Zufall in einem Diner, einen Flyer neben dem Salz- und Pfefferstreuer vorfand, der ein zweistöckiges Haus im wunderschönen Queens bewarb, entschied sie sich auf gut Glück mit der Hausbesitzerin in Kontakt zu treten.

Patricia zeigte sich bereits bei ihrem ersten Telefonat als überaus freundlich und vor allen Dingen gesprächig.

Sie erzählte Emiliana fast eine Stunde lang, dass ihre Eltern Auswanderer wären und ihr das komplette Haus überlassen haben.

Auch aus Eigennutz selbstverständlich, denn sollte es Widererwarten in der Fremde nicht funktionieren, dann kann man jederzeit zurück in die Heimat kommen und steht dabei zumindest nicht vor dem Nichts.

Eigentlich sollte der Freund von Patricia dort einziehen, doch der teilte ihr kurz vor knapp mit, dass er seit mehreren Wochen eine Beziehung mit seinem besten Freund unterhielt und er leider vorher nicht bemerkt habe, dass darin seine sexuelle Orientierung und Erfüllung lag.

Als Emiliana ihr mitteilte, dass sie sofort einziehen könnte, da auch ihre Situation in Manhattan „kompliziert“ ist, gab es für Patricia keine langen Überlegungen mehr.

Nun wohnte Emiliana mit ihr in diesem Haus und sie hat quasi das gesamte Obergeschoss und ein separates kleines Badezimmer für sich ganz allein.

Purer Luxus für eine Person, wären da nicht die quälenden Gedanken der Miete und Verpflegung.

Seit Wochen kaufte Patricia für zwei Personen ein, kochte leckeres Essen und verlangte dafür nicht einen Cent.

Einzig die Gespräche, um ihr Leben und natürlich die Sache mit ihrem jetzt schwulen Freund, muss sich Emiliana regelmäßig anhören.

Aber was ist das schon, wenn man ein Dach über dem Kopf hat und so liebevoll umsorgt wird?

Noch immer beschämend, schloss Emiliana ihre Gedankengänge ab.

Dabei zog sie am Knopf der hautengen Jeans und griff anschließend nach ihrem schwarzen Top.

Patricia zog die Augenbrauen nach oben. „Sehr löblich, aber versprich mir lieber, dass du dich heute Nacht vor Kerlen, die nur schlechtes mit einer liebreizenden Frau wie dir im Schilde führen, in Acht nehmen wirst. Wenn irgendetwas sein sollte, dann call me, oder sag es umgehend …“

„Deinem Cousin Miguel! Ich weiß“, unterbrach Emiliana.

„Sorry Süße“, gab Patricia leise zurück. „Ich möchte doch nur …“ Emiliana zog sie in ihre Arme. „Ich passe auf mich auf.“

Eine halbe Stunde später verließ sie das Haus.

Patricia kehrte an den Esstisch zurück und umklammerte mit beiden Händen ihre Kaffeetasse.

Die Abende wurden merklich kühler und sie hoffte, sich keine Erkältung letztes Wochenende bei ihrer Feier im Blue Diamond zugezogen zu haben.

Ihre Finger tasteten nach der Fernbedienung, als es einmal kurz an der Haustür klingelte.

Auf den Zehenspitzen hüpfend gelangte sie in den Flur.

Dort prüfte sie ihren Look im Spiegel, denn schließlich würde man nie vorher wissen, wer so alles vor der Tür stehen konnte.

Ein heißer Nachbar, ein sexy Cop, ein muskulöser Firefighter, der mich in Sicherheit bringen möchte … Es klingelte erneut.

„Ich komme ja schon! Immer mit der Ruhe!“ Als Patricia die Tür aufzog stockte ihr der Atem.

Ein Mann in einem sichtlich teuren Anzug, einem markanten Gesicht, das zusätzlich mit den blauesten Augen, in die sie jemals gesehen hatte, ausgestattet war, stand vor ihr und lächelte sie obendrein auch noch verdammt sexy an.

Wie kann ein Mann nur so unverschämt gut aussehen?

Heute ist mein Glückstag, schoss es durch ihre Gedanken, während ihre Knie immer weicher wurden.

Willkürlich bewegten sich ihre Lippen. „Oh, mein Gott!“

Jeremys Grinsen wurde breit.

Er räusperte sich. „Nun, der bin ich nicht. Aber vielleicht können Sie mir weiterhelfen.“

Dir helfe ich bei allem was du willst!

Patricia schaffte es trotz ihrer Gedanken etwas anderes auszusprechen. „Sicher. Worum geht es?‘“

„Kennen Sie eine junge Frau, die auf den Namen Emiliana hört? Schwarzes Haar, vielleicht einen halben Kopf kleiner als Sie, und …“ „Emi“, schoss es aus Patricia lautstark heraus.

Doch sie korrigierte ihre Aussage.

Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie ihre neue Freundin, doch nicht so einfach an einen Wildfremden verraten konnte, ohne zu wissen, was dieser von jener wollte.

Da war auch schon der zweite Punkt, warum Patricia um einiges gefasster plötzlich sprechen konnte, denn der Mann, den ihr scheinbar der Himmel an diesem trostlosen Abend mitten in Queens gesandt hatte, fragte nicht nach ihr, sondern nach ihrer Mitbewohnerin.

„Emi …, also Emiliana, sagten Sie?“

„Ja, das sagte ich.“

„Noch nie gehört.“ Jeremy zog die Brauen zusammen und rieb sich am Kinn.

„Noch nie gehört?“

Patricia schüttelte vehement mit dem Kopf. „Nie!“

„Verstehe.“

Die Augen des Mannes leuchteten in einer Art, wie es nur der Teufel persönlich im Schein des lodernden Fegefeuers imstande war.

Patricia kroch die Röte den Hals empor und die Wangen flammten auf.

Ihre Stimme verlor sämtlichen Halt. „Wenn das alles war, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend …“ „Wo steckt sie?“

Patricia klappte die Kinnlade herunter. „Bitte was?“

„Hör auf, mich zum Narren zu halten. Wo ist, wie nennst du sie? … Emi?“

„Verschwinden Sie!“ Mit diesen scharf ausgesprochenen Worten wollte Patricia die Tür zuknallen, doch Jeremy war schneller.

Er gab der jungen Frau einen Schubs ins Haus und drückte sie gegen die nächstgelegene Wand.

Tränen schossen ihr in die Augen, als sie seinen kräftigen Unterarm an ihrer Kehle spürte, der ihr gerade noch genügend Sauerstoff zum Atmen ließ.

Leise sprach er: „Hör zu, du siehst nicht nach Lias bester Freundin aus, mit der sie all ihre Geheimnisse teilt, oder mit der sie zur selben Zeit im Monat ihre Periode bekommt.

Allerdings warst du mit ihr im Blue Diamond, deinen Geburtstag feiern, richtig?“

Patricia versuchte zu nicken.

„Gut, das ist schon mal ein Anfang. Es bedeutet also, dass du sie kennst. Wenn ich gleich meinen Arm wegnehme, dann wirst du mir alles sagen, was du über das schwarzhaarige Biest weißt. Und wenn du schreien, oder auf dumme Gedanken kommen solltest, dann wird es dein letzter Geburtstag sein, den du feiern konntest.“

Als Patricia im nächsten Augenblick wieder auf ihren Beinen stand, umklammerte sie schweratmend ein nebenstehendes Sideboard. „Verflucht! Ich schwöre ich kenne Emi auch erst seit Kurzem und falls sie irgendwelche Probleme aus der Vergangenheit haben sollte, dann weiß ich davon nichts. Ehrlich!“

Jeremy stützte die Hände in die Hüften. „Du spielst also die Unwissende. Nett. Wie kommt es, dass ihr euch überhaupt kennt? Ich meine, scheinbar bist du im Leben eher konservativ und unglaublich prüde. Du kommst mir nicht so vor, als würdest du wissen, wer Lia wirklich ist.“

Das hatte gesessen.

Der Traum von einem Mann entpuppte sich als Psycho und obendrein beleidigten seine Worte nun auch noch ihr Dasein als weibliches Wesen.

Kein Wunder, dass mein Ex homosexuell geworden ist …, wollte Patricia in Selbstmitleid verfallen, als sie wieder seine Stimme vernahm.

Jeremy schien zu verstehen.

Er erhob die Hand. „Entschuldige meine Worte. Das war gar nicht so übel gemeint, wie es klang. Es spiegelt eher mein eigenes Denken wieder. Du musst wissen, auch ich lebte vor gar nicht allzu langer Zeit ein langweiliges Leben.

Nun ja, zumindest bis ich auf Lia traf.“

Ein Lächeln umspielte Patricias Lippen. „Jetzt verstehe ich. Das alles ist einstudiert. Du bist der Typ von Marshall-Enterprises.“

Jeremys Augen weiteten sich, denn er konnte nicht folgen.

Patricia hingegen betätigte den Lichtschalter. „Also ich muss schon sagen, ich war auf alles gefasst, aber nicht darauf.“

Sie ging zum Kühlschrank. „Wasser, Tee, oder Kaffee?

Meine Güte, wenn ich das Emi erzähle …“ „Woah! Stopp! Ich meine, was geht hier eigentlich vor?

Woher weißt du von Marshall-Enterprises? Was hat Lia dir erzählt?“ „Psst! Das ist doch streng geheim!“

Ohne etwas entnommen zu haben flog die Kühlschranktür wieder zu.

Mit der Hand wedelte Patricia in Jeremys Richtung. „Ich hatte schon darauf gewettet, dass du gar nicht mehr kommen würdest. Es ist Wochen her, dass Emi mich vor dir gewarnt hatte. Allerdings habe ich mir in den Erzählungen immer einen langweiligen Banker vorgestellt mit einer Aktentasche unter dem Arm.“

Jeremy verzog den Mundwinkel. „Patricia, und was ist …“ „Könntest du das noch mal sagen?“

Verdutzt sah er in ihr strahlendes Gesicht. „Was, noch mal sagen?“

„Meinen Namen! Das klang so verrucht aus deinem Mund.“

„Patricia …“ „Oh, ich sterbe! Ja, Mr. Marshall-Enterprises?“ Jeremy holte tief Luft. „Wo ist Lia und was hat sie dir über mich erzählt.“

Eine seltsame Stille breitete sich plötzlich im gesamten Haus aus.

Patricia blinzelte, so als wolle sie einen Schleier, der über ihren Pupillen lag, entfernen.

Dann sprach sie: „Ich kann dir nicht sagen, wo sie ist, aber ich weiß, dass ihr beide ein Spiel am Laufen habt.“

„Ein Spiel? Oh, ja, das ist richtig“, bestätigte Jeremy umgehend. „Und sonst?“

„Nicht sonderlich viel. Außer, dass wenn jemand wie du jemals nach ihr fragen sollte, dann …“ Fuck, schoss es Patricia durch den Kopf.

Sie schnappte sich ihr Smartphone vom Tisch, tippte drei Ziffern ein, und hielt es Jeremy vor das Gesicht.

„Ich sollte die Cops rufen, weil du und deine korrupte Firma es dann aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Haus meiner Eltern abgesehen habt. Aber nicht mit mir!“ In dem Moment, in dem Patricia die Wahltaste betätigen wollte, schlug Jeremy ihr das Smartphone aus der Hand.

Es schlitterte hörbar über die Fliesen.

Patricia brach in irres Gelächter aus. „Dafür wirst du zahlen!“

Jeremy runzelte die Stirn, eher er wieder breit lächelte.

„Kein Problem. Wie alt ist das Teil? Sind fünf Dollar angemessen?“

Mit dem Finger deutete Patricia wütend auf die Tür. „Raus!

Sofort raus aus meinem Haus!“

Aufgebend erhob Jeremy die Hände. „Tut mir leid, aber das kann ich erst tun, wenn ich weiß, wo ich Lia finde.

Außerdem wissen wir beide, dass du dich in gar keinem Fall an die Cops wendest, denn das würdest du deinem geliebten Dad nicht antun.“

Wieder bekam Patricia große Augen.

Was redet dieser Mann? Ich muss dringend mit Emi sprechen und wissen was hier vor sich geht, doch zuerst muss ich ihn loswerden, bevor er mir noch gefährlicher werden kann.

Zögerlich fragte sie. „Was macht Sie so sicher und was hat mein Dad damit zu tun?“

Jeremy zog einen Kaugummi aus dem Jackett, öffnete die Packung, steckte den hellen Streifen in den Mund und während seine Zähne begannen darauf herumzukauen, sah er direkt in Patricias Gesicht.

Dann erklärte er siegessicher. „Dieses Haus gehört seit zwei Jahren der Bank. Nicht, dass es mich was angeht, denn ich komme erst, wenn die Bank es so will. Wenn meine Unterlagen mir allerdings zeigen, dass es sich hierbei um einen Fehler im System handelt, könnte ich Mr.

Redvine ein Schreiben aufsetzen, in dem ich darauf hinweise …“ „NEIN! Bitte nicht …“, schoss es wie aus der Pistole aus Patricias Mund.

Triumphierend verschränkte Jeremy die Arme. „Dachte ich mir.“

Woher weiß dieser Bastard von der Sache mit Mr. Redvine?

Wieder ergriff Jeremy das Wort. „Hätte nicht gedacht, dass eine junge Frau, wie du, sich für ihre Eltern einem alten Gauner wie Redvine hingibt, nur um …“ „Ich hatte nichts mit ihm“, schrie sie Jeremy ins Gesicht.

Natürlich war das gelogen, doch sie würde eher sterben, als zuzugeben, dass sie für die Schulden ihres Dads bereit war, die Beine zu spreizen. Nur, damit ihre Mum weiterhin in dem Glauben ist, mit dem Haus und mit der Familie Moll ist alles in bester Ordnung.

„Wie sollte sich das vermeiden lassen? Ich meine ein Geschäftsmann wie Redvine lässt die Sache mit einem Haus, wie diesem, nicht so einfach auf sich beruhen, weil dein Dad ihm glaubhaft erklärt, dass er im Ausland an mehr Kohle rankommen möchte. Die Wahrheit ist doch, dass dein Dad geflüchtet ist, da er hohe Spielschulden bei nicht unbekannten Leuten dieser Stadt hat. Die fackeln bekanntlich nicht lange, wenn …“

„Ist ja schon gut.“ Patricia wurde das Thema zu viel.

Jeremy war in diesem Moment einmal mehr froh, im Vorfeld seine Hausaufgaben gemacht zu haben.

Das ersparte ihm in jedem Fall die Anzeige bei den Cops wegen Hausfriedensbruch.

Patricia fügte hinzu: „Ich treffe Mr. Redvine nur gelegentlich. Und was Emi angeht …“

„Ja?“, Jeremy war plötzlich ganz Ohr.

„Nun, ich …, also, … sie ist arbeiten.“

„Arbeiten?“, kam es entsetzt aus Jeremys Mund.

„Emi wohnt seit geraumer Zeit bei mir und ich sagte ihr bereits, dass sie die Miete nicht …“ „Sie wohnt hier?“

Damit hatte Jeremy nicht gerechnet.

Er rieb sich mit der Hand über die Bartstoppeln am Kinn.

„Wo arbeitet sie?“

Patricia schloss kurzzeitig die Augen. „Bitte, ich kann das wirklich nicht …“

„Patricia! Wo?“

Erschrocken über die Härte in der Tonlage, zuckte sie zusammen, ehe sie hastig antwortete: „Im Palms!“

Jeremys Gesicht glich plötzlich der weißen Farbe an den Wänden. „Dem Stripclub?“

Patricia nickte.

Schnellen Schrittes eilte Jeremy zur Tür.

Er schwang diese auf, dann wandte er sich noch einmal um. „In deinem eigenen, sowie im Interesse deiner Familie, bin ich heute nie hier gewesen.“

Als die Tür ins Schloss fiel, setzte Patricias Herz einen Schlag lang aus.

Dann kroch sie auf allen Vieren zu ihrem Smartphone, wischte die 911 zur Seite, und öffnete die Kontaktliste.

Nach weniger als zwei Sekunden hörte man das Freizeichen.

Mailbox!

Mit zitternder Stimme sprach Patricia nach dem Piepton:

„Süße! Es tut mir so leid, aber du musst sofort aus dem Club verschwinden. Ruf mich zurück!“

An diesem Mittwochabend verließ Jeremy wütend sein Büro.

Ein Deal war soeben geplatzt und er hatte fürchterliche Kopfschmerzen.

Außerdem war er bereits seit zwei Tagen damit beschäftigt, dieses kleine Luder ausfindig zu machen.

Leider ohne Erfolg.

Dass Patricia ihn verpfiffen hatte hielt er nach seiner deutlichen Ansprache, und wegen dem Wissen über die korrupten Geschäfte ihres Vaters, für unwahrscheinlich.

Dennoch wunderte ihn, als er gestern Abend noch einmal an dem Haus vorbeischaute, dass es stockfinster blieb.

Niemand war anwesend.

Im Palm Beach konnte er sich selbstverständlich nicht wie ein Kunde an einen der Tische setzen und sich die Show der Stripperinnen ansehen, ohne dass Emiliana ihn sofort erkannt hätte, doch er konnte den Türsteher bestechen.

Als dieser mit einem entschuldigenden Kopfschütteln wieder nach draußen trat und meinte, dass weder eine Emiliana, noch eine Emi, noch eine Lia, im Club arbeitet, hätte Jeremy am liebsten selbst nachgesehen.

Das ging jedoch nicht, denn das Palms wurde für volle drei Tage von irgend so einem eingereisten Scheich gebucht.

Allein die Vorstellung, dass Emiliana sich vor solch einem, plus dessen Gefolge, das mit Sicherheit zu neunzig Prozent aus Männern in langen Gewändern besteht, entblößt und sich dabei die Dollarnoten in sämtliche Schlitze stecken lässt, machte ihn rasend vor Wut.

Meine wilde Schönheit, das Erste was ich tun werde, wenn ich dich erwische, ist, dir deinen nackten Hintern rot zu schlagen und dich so hart zu nehmen, dass du nicht mehr weißt, wo oben und unten oder ob es Tag oder Nacht ist.

So viel steht fest!

Jeremy fühlte, wie sich sein Schwanz trotz der enormen Wut in seiner Hose aufrichtete.

Er wusste, dass er dringend nach Hause muss, um sich einen Drink zu genehmigen, der hoffentlich imstande war, seine Nerven zu beruhigen.

Dann würde er duschen.

Allein die Vorstellung, dass er zusammen mit Emiliana unter dem warmen dampfenden Wasserstrahl stünde, ihre harten Knospen und die triefendnassen Haare im Blick, die dunklen Augen, die ihm alle Sehnsüchte offenbarten, und dann die glattrasierte Spalte, die den Eingang zu einem Höhlensystem verdeckte, welches ihn jedes Mal sehr tief in seinen Bann zog, und aus dem er am liebsten nie wieder an die Oberfläche zurückkehren möchte, ließ ihn erste Tropfen der Lust verlieren.

An seinem Haus angekommen, parkte er den Wagen in der Garage.

Sein nächster Weg führte ihn zur Alarmanlage.

Welcome Home, Mr. Adams!

Das stand unmittelbar nach der Zahleneingabe deutlich sichtbar in dem kleinen Display.

Jeremy lächelte.

Dann steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Einmal, zweimal, drei …

Doch so weit kam er nicht, denn die Tür sprang nach Innen auf.

Offen!

Im Flur war es zunächst stockfinster, doch nur ein weiterer Schritt von Jeremy und der Bewegungsmelder gab das Signal an die Deckenleuchten weiter.

Seine Augen schweiften im grellen Licht am großen Garderobenspiegel vorbei, bis hin in den Zugangsbereich zu Küche und Wohnzimmer.

Ganz langsam zog er sein Jackett aus und hängte es über einen Haken. Dann streifte er sich die Schuhe von den Füßen.

Plötzlich durchdrangen seine Worte die Stille. „Lia? Komm schon! Ich weiß, dass du da bist.“

Keine Antwort.

„Ich sperre jeden Tag dreimal ab, aber das konntest du unmöglich wissen. Wie du allerdings an der Alarmanlage vorbeigekommen bist, ist mir ein Rätsel. Ich werde gleich morgen die Security-Firma anrufen und mich beschweren.

Oder wie denkst du darüber?“

Jeremy stützte sich lässig an der Wand zwischen Flur und Wohnbereich ab, ehe er neben sich den Lichtschalter betätigte.

Gähnende Leere.

Dennoch hielt Jeremy den Atem an und lauschte.

Nichts.

So viel zu der Hoffnung, das kleine Biest hätte sich Zugang in mein Haus verschafft und …Seine Gedanken stoppten als er das Geräusch von Flüssigkeit vernahm, die langsam in ein Glas gefüllt wurde.

Wieder blickte er sich um, ehe seine Augen an der Bar hängenblieben.

Im gedämmten Licht konnte er sie endlich ausmachen.

Ihre roten Fingernägel umklammerten das Whiskyglas, genau wie auf Staten Island, und ihr Blick war mörderisch hinreißend.

Jeremy blinzelte, ehe er es wagte in den Raum zu treten.

„Lia, wie schön dich zu sehen. Hätte ich gewusst …“ Ohne den Blick von ihm abzuwenden, unterbrach sie zischend: „ Nicht nötig. Ich bin bestens versorgt.“

Jeremy sah ihr dabei zu, wie sie das Glas in einem Zug leerte.

Dann fragte er vorsichtig: „Darf ich?‘“

Emiliana folgte seinem Fingerzeig. „Nur zu.“ Breitlächelnd schnappte sich Jeremy die Kristallkaraffe, öffnete den Stopfen und goss sich seinen Drink ein.

Die Augen hielt er dabei konstant auf Emiliana gerichtet.

Im Schein des Abendlichtes gleicht sein Blick dem einer Schlange. Weit, vorsichtig, hypnotisierend – gefährlich!

Emilianas Gedanken wurden durch seine Stimme unterbrochen. „Was führt dich nach all der Zeit zu mir?

Ich dachte, der Deal war, dass ich dich holen werde.“ „Halt verdammt noch mal die Klappe, Jeremy!“, schoss es scharf aus Emilianas Mund.

Auf diese Worte hin leerte er sein Glas und stellte es beiseite.

Sie sprach weiter: „Du hattest kein Recht Patricia so zu behandeln! Ich meine, was hat sie dir getan?“

Jeremy löste die Krawatte und zog sein Hemd aus der Hose.

„Sie hat mir nichts getan. Aber sagtest du nicht zu mir, dass ich kommen soll, um dich zu holen? Doch siehe da, es ist wahr. Katzen finden immer ihren Weg zurück.“

Er trat näher, um die Distanz zwischen ihm und ihr zu verringern.

Der Duft ihrer Haut und ihres Haares drang in seine Nase und es fiel Jeremy nunmehr verdammt schwer, sich zurückzunehmen.

Eigentlich sagten ihm alle Sinne, dass er sie packen, ins Schlafzimmer zerren, und sie ordentlich ficken sollte.

Ihr süßer, nahezu unwiderstehlicher Mund verkündete ihm jedoch etwas völlig anderes.

Emilianas Worte waren streng, doch es lag auch ein Hauch von Sex darin.

O Honey! Wie sehr habe ich deine Stimme vermisst … Jeremy schweifte in Gedanken soweit ab, dass er erst das Ende ihres Satzes wieder voll in sich aufnehmen konnte.

„Ich schwöre dir, wenn du es nicht sein lässt, dann …“ „Dann …, was?“, entfuhr es Jeremy derb.

Um sich vor einem Übergriff zu schützen, bewegte sich Emiliana blitzschnell um die Bar herum.

Anschließend brachte sie das große Sofa zwischen sie und ihn.

Mit funkelnden Augen sprach sie: „Dann werde ich dich so behandeln, wie es ein eingebildeter CEO verdient hat.

Verstehst du das?“

„Ich verstehe. Aber, verstehst du, dass du dich gerade ziemlich lächerlich machst, und dein Eingreifen für deine neue Freundin vollkommen neben der Spur ist? Ich meine, du weißt, dass es mir einzig und allein um dich geht. Was sollte ich dieser Patricia also deiner Meinung nach antun?

Es gibt keinen Grund. Außer sie hätte dir etwas getan, dann sieht die Sache natürlich anders aus.“

Emilianas Finger krallten sich in den Stoff des Leders.

„Lass mich ein für alle Mal in Ruhe! Leb dein verficktes …“, weiter kam sie nicht, denn Jeremy erhob drohend den Finger.

Er wurde laut. „Ich warne dich! Sprich es nicht aus, denn mein Leben steht Kopf, seit du darin aufgetaucht bist.

Schon vergessen?“

Emilianas Mund fühlte sich trocken an, obwohl sie doch eben erst einen Drink zu sich genommen hatte.

Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Wütend schrie sie: „Wie kannst du es wagen, so über mich zu sprechen? Du warst es, der in mein Leben getreten ist!

Du kamst in das Haus meiner Großeltern, wolltest meiner Granny alles nehmen! Und am Ende hast du mir alles genommen! Sogar meine Granny!“

Jeremy holte tief Luft. „Das war, und ist, mein gottverdammter Job! Hätte ich gewusst, dass ich damit eine heuchlerische Schlampe auf den Plan rufe, die sogar den Cops etwas vormacht, dann hätte ich mir vielleicht überlegt ein Bäcker zu werden, um mir meine Brötchen zu verdienen! Und die Sache mit deiner Granny tut mir aufrichtig leid, aber das war nicht ich, sondern Joel!“