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Sechs Millionen Deutsche leiden an Depressionen, drei Millionen an Burnout. Medikamente und Psychotherapie helfen oftmals nicht – denn die körperlichen Ursachen von Depressionen und Burnout werden meist nicht berücksichtigt. Bei beiden Krankheiten verändern sich Abläufe im Körper krankhaft, die Auslöser dafür sind vielfältig: Sie reichen von chronischen Entzündungsreaktionen und Schilddrüsenproblemen bis hin zu reaktivierten Viren und gestörten Stoffwechselabläufen. Dazu kommt oft psychischer Stress, er verändert messbar Hormone und epigenetische Schalter. Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz belegt anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, welche körperlichen Auslöser für Depressionen und Burnout verantwortlich sind und wie wir vorbeugend und heilend einwirken können: Mit der richtigen Ernährung, regelmäßiger Bewegung, gezielter Entspannung und ausreichend Schlaf lassen sich die Selbstheilungskräfte wirksam aktivieren.
Mit einleuchtenden Fakten, Praxistipps und Selbst-Checks: Dr. Strunz motiviert zu einem gesunden Lebensstil voller Lebensfreude!
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Seitenzahl: 266
Sechs Millionen Deutsche leiden an Depressionen, drei Millionen an Burnout. Medikamente und Psychotherapie helfen oftmals nicht – denn die körperlichen Ursachen von Depressionen und Burnout werden meist nicht berücksichtigt. Bei beiden Krankheiten verändern sich Abläufe im Körper krankhaft, die Auslöser dafür sind vielfältig: Sie reichen von chronischen Entzündungsreaktionen und Schilddrüsenproblemen bis hin zu reaktivierten Viren und gestörten Stoffwechselabläufen. Dazu kommt oft psychischer Stress, er verändert messbar Hormone und epigenetische Schalter. Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz belegt anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, welche körperlichen Auslöser für Depressionen und Burnout verantwortlich sind und wie wir vorbeugend und heilend einwirken können: Mit der richtigen Ernährung, regelmäßiger Bewegung, gezielter Entspannung und ausreichend Schlaf lassen sich die Selbstheilungskräfte wirksam aktivieren.
Mit einleuchtenden Fakten, Praxistipps und Selbst-Checks: Dr. Strunz motiviert zu einem gesunden Lebensstil voller Lebensfreude!
Dr. med. Ulrich Strunz ist Internist, Molekularmediziner und Gastroenterologe. Schwerpunkt seiner ärztlichen und publizistischen Tätigkeit ist die präventive Medizin. In Vorträgen, Seminaren und TV-Auftritten begeisterte er viele Jahre lang Zehntausende von Menschen – und führte sie in ein neues, gesundes Leben.
Originalausgabe
Copyright © 2024 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
www.heyne.de
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Redaktion: Evelyn Boos-Körner
Bildredaktion: Tanja Zielezniak
Coverdesign: Eisele Grafik-Design, München,
unter Verwendung eines Motivs von iStockphoto (BlackJack3D)
Layout/Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling/Kim Winzen
ISBN 978-3-641-31710-2V001
Dank
Ich danke Dr. Kristina Jacoby für ihre großartige Unterstützung.
Haftungsausschluss
Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Bildnachweis
Grafiken und Schmuckvignetten: Buch-Werkstatt GmbH/Kim Winzen
Weitere Motive: Am Bild ausgezeichnet.
dr. med. ulrich
strunz
gegen
depressionen
und burnout
Körperliche Ursachen erkennen – die Seele stärken und schützen
Wie Sie vorbeugen und Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren können
Vorwort
Wenn nichts mehr geht
Tipp 1
Frühe Anzeichen einer Depression oder eines Burnouts wahrnehmen
Tipp 2
Burnout und Depression haben viele Ursachen
Tipp 3
Burnout und Depression als chronische Entzündung verstehen
Tipp 4
Die Gemeinsamkeiten von Burnout und Depression kennen
Tipp 5
Wissen, was Burnout von Depression unterscheidet
Tipp 6
Depressionen bei Jugendlichen erkennen
Tipp 7
Babyblues und postnatale Depression unterscheiden können
Tipp 8
Depressionen bei chronischen Erkrankungen verstehen
Tipp 9
Depressionen im Alter wahrnehmen
Tipp 10
Alkohol und Cannabis sind keine Lösung
Tipp 11
Warnzeichen ernst nehmen: Schmerzen, Schwindel und Co.
Tipp 12
Wie psychischer Stress zu Depressionen und Burnout führt
Tipp 13
Wie aus unterdrückten Gefühlen Depressionen und Burnout werden
Tipp 14
Vom Trauma zum fehlenden Botenstoff
Tipp 15
Langzeitwirkungen von Antidepressiva
Tipp 16
Selbst aktiv werden, auch wenn es schwerfällt
Auslöser, die oft nicht beachtet werden
Tipp 17
Was dem Wachstumsfaktor für Nervenzellen schadet
Tipp 18
Reaktivierte Viren berücksichtigen
Tipp 19
Wirkung der Darmbakterien auf die Psyche ernst nehmen
Tipp 20
Undichter Darm – undichtes Gehirn
Tipp 21
Warum Lebensmittelunverträglichkeiten Lebenskraft rauben
Tipp 22
Fehlende Bausteine für die Herstellung von Botenstoffen aus dem Darm
Tipp 23
Darmgesundheit beurteilen
Tipp 24
Wie Entzündungen ins Gehirn gelangen
Tipp 25
Wie Schlafmangel dem Gehirn schadet
Tipp 26
Zu viel Schlaf ist auch nicht gut
Tipp 27
Gefahrstoff Homocystein beachten
Tipp 28
Schilddrüsenprobleme in Betracht ziehen
Tipp 29
Was die Serotoninherstellung stört
Tipp 30
Wissen, wie Medikamente Depressionen auslösen können
Tipp 31
Störungen im Tryptophanabbau erkennen
Tipp 32
Zucker als Gefahrenstoff bewerten
Tipp 33
Insulinresistenz: Risikofaktor für Burnout und Depressionen
Tipp 34
Wissen, wie Energiekrisen auf Zellebene zu Depression und Burnout führen
Tipp 35
Warum eine Fettleber Energie und gute Laune raubt
Tipp 36
Fette, die die Psyche belasten
Tipp 37
Vegetarische und vegane Ernährung kritisch hinterfragen
Tipp 38
Auf die Summe der Ursachen kommt es an
Mit Ernährung Burnout und Depressionen heilen
Tipp 39
Schritt für Schritt zur Heilung
Tipp 40
Polyphenole und Ballaststoffe für eine erhöhte BDNF-Bildung
Tipp 41
Mit Obst und Gemüse Darm und Gehirn heilen
Tipp 42
Gemüse für verbesserte Signale im Gehirn
Tipp 43
Proteine für Wohlbefinden und Resilienz
Tipp 44
Entzündungen reduzieren mit gutem Fleisch, Geflügel und Fisch
Tipp 45
Low Carb gegen Insulinresistenz
Tipp 46
Low Carb für epigenetische Veränderungen im Gehirn
Tipp 47
Ketonkörper für mehr Energie und Leichtigkeit
Tipp 48
Ketone gegen psychischen und oxidativen Stress
Tipp 49
Empfehlenswerte Lebensmittel
Tipp 50
Schrittweise zur Low-Carb-Ernährung
Tipp 51
Fasten heilt
Tipp 52
Individuelle Bedürfnisse beachten
Nahrungsergänzungsmittel gezielt zur Heilung einsetzen
Tipp 53
Vitamin C gegen freie Radikale und Glutamat
Tipp 54
Vitamin D für gesunde Nerventätigkeit
Tipp 55
Vitamin B1 für mehr Energie und gegen Angstzustände
Tipp 56
Vitamin B3 für Glück und Energie
Tipp 57
Vitamin B6 zur Regulierung des Nervensystems
Tipp 58
Vitamin B12 für die Bildung neuer Nervenzellen
Tipp 59
Vitamin B12, B6 und Folsäure gegen erhöhte Homocysteinwerte
Tipp 60
Cholin schützt Nervenzellen
Tipp 61
Zink interagiert mit wichtigen Neurotransmittern
Tipp 62
Magnesium für gute Nervenimpulse
Tipp 63
Eisen für Neurotransmitter und Nervenzellen
Tipp 64
Arginin, ein epigenetischer Schalter gegen Stress
Tipp 65
Selen und Jod für die Schilddrüsenhormone
Tipp 66
S-Adenosylmethionin (SAM) für ein gutes Gefühl
Tipp 67
Tryptophan mit B-Vitaminen für Glück und Schlaf
Tipp 68
Omega 3 wirkt auf sechs Arten heilsam
Tipp 69
Johanniskraut, Kurkuma, Rhodiola rosea, Ginkgo und Ashwagandha nutzen
Sport ist essenziell
Tipp 70
Mehr Energie durch Laufen
Tipp 71
Den Körper ermüden
Tipp 72
Laufen gegen Insulinresistenz
Tipp 73
Mehr Muskeln, weniger Entzündungen
Tipp 74
Laufend Mitochondrien erneuern
Tipp 75
Laktat: ein natürliches Antidepressivum
Tipp 76
Sport lässt Nervenzellen wachsen
Tipp 77
Das gute Gefühl nach dem Sport genießen
Tipp 78
Kalt duschen für den positiven Kick
Anders denken – anders fühlen
Tipp 79
Der Wille zur Veränderung
Tipp 80
Achtsamkeit gegen negative Gedankenspiralen
Tipp 81
Die Kunst, nicht zu reagieren
Tipp 82
Langsam atmen gegen Stress
Tipp 83
Mit Dankbarkeit zu einem guten Gefühl
Tipp 84
Mit Meditation die Gehirnaktivität positiv verändern
Tipp 85
Durch Konzentration Gedanken bewusst steuern
Tipp 86
Meditation wirkt nur bei täglicher Anwendung
Tipp 87
Hilfe durch Psychotherapie, Journaling, EMDR und systemische Aufstellungen
Tipp 88
Stressfaktoren einfach abschalten
Stichwortverzeichnis
© Privatarchiv Dr. med. Ulrich Strunz
Die Psychiatrie und ihren Umgang mit seelischen Erkrankungen habe ich nie verstanden. Nun ja: Natürlich schon verstanden, aber mich erzürnt über die Hilflosigkeit, über den Umgang mit den Krankheiten, besser gesagt mit den kranken Menschen.
Stress ist häufig ein Auslöser für Depressionen oder Burnout. Nur hat Stress doch eine messbare Wirkung. Er verbraucht Zink, Magnesium und auch Tryptophan; das kann man messen. Die entsprechenden Spiegel sinken. Und wenn Sie jetzt einfach das fehlende Magnesium oder fehlende Zink massiv ersetzen, dann bauen Sie ein Schutzschild gegen Stress auf. Verstehen Sie? Der Stress ist unverändert da, aber Sie sind besser davor geschützt.
Das ist neue Medizin. Vom Prinzip her neu
Seit einigen Jahren weiß man auch, dass Depressionen mit Entzündungen im Gehirn einhergehen. Je stärker die Entzündung, desto stärker die Depression. Das geht Hand in Hand.
Diese Erkenntnis ist wichtig, weil mehr als die Hälfte der Patienten mit schwereren Depressionen überhaupt nicht auf die üblichen Psychopharmaka ansprechen. Bei diesen armen Menschen ist die Medizin hilflos. Doch diese Erkenntnis gibt Hoffnung. Denn eine entzündungshemmende Behandlung hilft!
Kohlenhydrate schon in kleinsten Mengen erzeugen Entzündungen, messbar im Blut, auch im Gehirn. Um es ganz deutlich zu sagen: Künstliche Kohlenhydrate, leere Kohlenhydrate, also Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Zucker, sind Gift fürs Gehirn.
Viele Menschen, die an Depressionen oder Burnout leiden, haben schwere Zeiten hinter sich, in der Kindheit oder auch im Erwachsenenleben. Manche auch schwere Traumata. Solche Erfahrungen hinterlassen negative Veränderung in der Epigenetik. Das verändert die Art und Weise wie die Informationen, die auf den Genen enthalten sind, genutzt werden. Das wiederum verändert die Herstellung von Botenstoffen und Hormonen, was langfristig die Psyche prägt. Die epigenetischen Veränderungen kann man messen. Sport, Omega 3, Vitamin D, aber auch Meditation und Achtsamkeit wirken ebenfalls als epigenetische Schalter, aber als positive. Die Auswirkungen negativer Erfahrungen werden gelöscht.
Seit einiger Zeit werden auch Ketonkörper und ihre Wirkung gegen Entzündungen und auf das Gehirn intensiv erforscht. Sie schützen Nervenzellen! Sie wirken direkt gegen Depressionen. Ketonkörper entstehen in einem gesunden Darm, wenn viel Gemüse gegessen wird. Oder in der Leber, wenn der Mensch sich Low Carb ernährt. Ketone können aber auch direkt eingenommen werden. Sie verringern Angst und Traurigkeit. Und sie steigern die körperliche Ausdauer. Das fühlt sich einfach gut an. Ketone sind Lebensfreude pur!
Sie halten ein Buch mit 88 hilfreichen Tipps in der Hand. Ich weiß, das sind viele. Aber sie sind alle wertvoll. Suchen Sie sich ein, zwei oder eine Handvoll Tipps aus und fangen Sie damit an. Wann immer Sie Lust haben, einen weiteren Tipp umzusetzen, nehmen Sie das Buch wieder zur Hand.
Ein Leben ohne Depression und Burnout ist möglich. Ich habe es in meiner Praxis tausendfach erlebt. Patienten schleppten sich in die Praxis und berichteten von ihrem anstrengenden und freudlosen Leben, von totaler Erschöpfung und Ängsten. Wir haben Parameter in ihrem Blut gemessen. Die Patientinnen und Patienten füllten die Nährstofflücken auf, strichen die Kohlenhydrate aus ihrer Ernährung und fingen an zu laufen. Nach Monaten oder manchmal Jahren kam dann die Dankes-E-Mail: »Lieber Doc, meine Depressionen sind weg und ich strotze vor Lebensenergie. Vielen Dank!«
Auch Sie werden Ihre Depression oder Ihren Burnout heilen, versprochen!
Herzlichst
Es gibt viele Auslöser für Depressionen oder Burnout. Einige davon werden von der Schulmedizin weder untersucht noch berücksichtigt. Erfahren Sie, wie es zu einem Burnout oder einer Depression kommen kann und wie sich die Erkrankung bei verschiedenen Menschen zeigt.
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Tipp 1
Eine Depression oder ein Burnout entwickelt sich immer über Monate, Jahre oder Jahrzehnte. In dieser Zeit verändern sich viele Prozesse im Körper. Entzündungen nehmen zu, die Energieproduktion in jeder einzelnen Zelle nimmt ab und vieles mehr. Sogar die Epigenetik verändert sich. Das heißt, bestimmte Gene werden häufiger oder seltener abgelesen. All das verändert die Biochemie des Körpers. Nur spürt man das nicht direkt. Was man spürt, sind Müdigkeit und Erschöpfung, eventuell Schlafstörungen oder vermehrt negative Gedanken. Typisch sind auch Verdauungsstörungen.
Irgendwann ist es zu viel, der Kipppunkt ist erreicht. Oft führen zusätzliche Belastungen dazu, dass dieser Punkt eintritt. Das kann eine stressige Phase im Beruf oder in der Familie sein, extreme Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum, eine Infektion, zu starke körperliche Anstrengung oder auch hormonelle Veränderungen. Der Körper kann die verschiedenen Belastungen nicht mehr kompensieren. Es kommt zur Depression oder zum Burnout.
Manche Betroffene leiden über einen längeren Zeitraum. Bei anderen verläuft die Krankheit in Phasen. Bei ihnen erholen sich die körperlichen Systeme so weit, dass sie sich wieder einigermaßen wohlfühlen. Doch bei der nächsten zusätzlichen Belastung ist die Depression wieder da.
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Wer älter wird, ist müder, braucht länger, um sich von körperlicher oder geistiger Anstrengung zu erholen, und schläft schlechter. So denken viele Menschen. Dem ist aber nicht so! Diese Probleme sind vor allem Anzeichen dafür, dass im Körper etwas nicht stimmt. Diese Symptome sind ernst zu nehmen. Sie sind alle umkehrbar. Wie, das erfahren Sie in diesem Buch.
Es gibt viele Gründe für immer wiederkehrende negative Gedanken. Oft entstehen sie aus einer Mischung von mehreren, aus negativen Lebenserfahrungen, aus Denkgewohnheiten, aber auch aus einer veränderten Biochemie im Gehirn.
Nicht jeder, der schlechte oder traumatische Lebenserfahrungen gemacht hat, ist von wiederkehrenden negativen Gedanken betroffen. Das zeigt also, dass negative Gedanken keine zwingende Folge solcher Ereignisse sind.
Negative Gedanken sind aber ein Warnsignal. Wer negativ denkt, fühlt sich auch schlechter als Menschen, die positiv oder neutral denken. Wer regelmäßig von Ängsten geplagt wird, Hoffnungslosigkeit empfindet, sich Sorgen macht oder ein geringes Selbstwertgefühl hat, sollte dies nicht als normal abtun. Auch Schuldgefühle und/oder Einsamkeit können lange vor einer Depression auftreten. Ärger, Wut und leichte Reizbarkeit gehören ebenfalls zu den negativen Gefühlen, auf die man achten sollte.
Wenn die Energie im Körper wieder zunimmt, die Entzündungsreaktionen abnehmen, die Biochemie im Gehirn wieder in ein gesundes Gleichgewicht kommt, wirkt sich das auch auf die Gedanken aus. Sie werden leichter, wieder positiver. Was Sie dazu tun sollten, lesen Sie auf den nächsten Seiten.
Tipp 2
Burnout und Depressionen unterscheiden sich voneinander, aber einige Symptome sind sehr ähnlich. Ein Burnout kann in eine Depression übergehen oder depressive Anteile haben. Typisch für beide Erkrankungen sind emotionale und körperliche Erschöpfung sowie Antriebslosigkeit. Dies kann so weit gehen, dass selbst das morgendliche Aufstehen unmöglich wird. Soziale Kontakte und Hobbys bereiten keine Freude mehr. Im Beruf oder auch im Familienleben fühlen sich viele überfordert.
Depressionen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen. Möglicherweise liegt das daran, dass sie sich etwas anders äußern. Typisch sind folgende Symptome bei Männern: geringe Stresstoleranz, Aggressivität, schnelle Reizbarkeit und geringe Impulskontrolle. Frauen haben häufig ein anhaltendes Gefühl der Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder inneren Leere. Sie leiden an Antriebslosigkeit und Interessenverlust.
In der Schulmedizin werden die Ursachen für Depressionen oder Burnout meist in traumatischen oder belastenden Lebenserfahrungen gesucht. Außerdem wird häufig eine gestörte Biochemie des Gehirns in Betracht gezogen. Behandelt wird mit Psychotherapie und/oder Medikamenten, aber auch Sport und soziale Kontakte werden empfohlen. Körperliche Ursachen wie eine sogenannte silent inflammation bzw. chronische Entzündungsreaktionen, ein gestörtes Mikrobiom im Darm, eine gestörte Energieproduktion oder chronische Virusinfektionen werden oft nicht in Betracht gezogen und daher auch nicht untersucht.
Viele Betroffene spüren die körperlichen Symptome, fühlen sich krank und schwach. Ihre Intuition sagt ihnen, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt. Anstatt den Symptomen auf den Grund zu gehen, müssen sich viele anhören, es sei psychisch, da könne man nichts machen. Sie sollen zur Therapie gehen oder Psychopharmaka einnehmen oder beides. Manche gehen andere Wege, weil sie spüren, dass ihre Verstimmung oder Niedergeschlagenheit nicht nur eine Laune ihres Gehirns ist. Sie werden oft nicht ernst genommen.
Jeder kennt das: Man ist erkältet oder hat zu wenig geschlafen. Alltägliche Dinge, die einem sonst leicht von der Hand gehen, fallen plötzlich schwer. Man ist schneller gereizt von anderen Menschen. Man kann sich nicht zu Freizeitaktivitäten motivieren, die einem sonst Freude bereiten. Das Leben ist an solchen Tagen alles andere als schön. Klingt fast wie eine Mini-Depression oder der Beginn eines Burnouts. Ist es aber nicht, es sind die rein psychischen Auswirkungen eines kranken oder unausgeschlafenen Körpers. Daher liegt der Gedanke nahe, dass auch »echte« Depressionen und Burnouts oft körperliche Ursachen haben.
Psyche und Körper sind untrennbar miteinander verbunden. So wie chronische Virusinfektionen auf die Stimmung schlagen, verändert Dauerstress das Immunsystem. Psychische Belastungen, Schlafmangel und traumatische Erlebnisse wirken als epigenetische Schalter. Gene werden aktiviert, wodurch vermehrt Entzündungsstoffe gebildet werden. Durch Stress verlieren die Zellen auch ihre Empfindlichkeit gegenüber Insulin. Gerät dadurch der Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht, wirkt sich das wiederum auf die Psyche aus. Stress und traumatische Erlebnisse verändern den Körper messbar.
Körperliche Beschwerden drücken auf die Stimmung und rauben Energie. Leider sind die körperlichen Beschwerden oft gar nicht so leicht festzustellen. Fast alle Menschen, die an einer Depression oder einem Burnout leiden, sind von chronischen Entzündungsreaktionen betroffen. Diese werden auch als silent inflammation bezeichnet. Denn man spürt sie nicht wie eine Erkältung. Zu hohe Blutzuckerwerte, ein durchlässiger Darm, falsche Bakterien im Darm, chronische Virusinfektionen, Schilddrüsenprobleme, eine Fettleber, Bewegungsmangel, Schlafmangel, aber auch traumatische Erlebnisse führen zu chronischen Entzündungsreaktionen und vielem mehr. Kommen mehrere Missstände zusammen, kann sich das als Burnout oder Depression manifestieren.
Darüber hinaus führen Nährstoffmängel zu Antriebslosigkeit und Depressionen. Vor allem Proteinmangel, denn wichtige Botenstoffe des Nervensystems bestehen aus Proteinen. Vegetarier und Veganer sind besonders gefährdet. Aber auch ein Mangel an Magnesium, Eisen, Zink, Vitamin D oder B-Vitaminen kann zu Depressionen führen. Die genannten Mineralstoff- und Vitaminmängel treten sehr häufig auf.
Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Erkrankungen des Bewegungsapparates ist die schulmedizinische Diagnostik sehr umfangreich und genau. Anders sieht es bei Burnout oder Depressionen aus. Meist werden nur einige Fragen zur Befindlichkeit und zum Belastungsempfinden gestellt und einige Standardwerte untersucht, wie z. B. Parameter des Immunsystems, der Leber- und Schilddrüsenfunktion. Diese Werte stellen nur einen kleinen Ausschnitt dar. Bei vielen Betroffenen sind diese Werte unauffällig. Sie werden zum Psychiater geschickt mit der Aussage, körperlich sei alles in Ordnung.
Der folgende Vergleich soll die Fehldiagnose verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Ihr Auto beschleunigt nicht mehr richtig und macht komische Geräusche. Sie bringen es in die Werkstatt. Der Mechaniker untersucht die Karosserie sehr genau und kann kein Problem finden. Er schickt Sie nach Hause und sagt Ihnen, dass Sie an Ihrem Fahrstil arbeiten sollen. Klingt absurd? Leider passiert genau das vielen Menschen, die unter Depressionen oder Burnout leiden. Die typischen körperlichen Beschwerden, die bei einer Depression oder einem Burnout auftreten, werden bei den Untersuchungen nicht erfasst. Psychotherapien können zwar helfen, weil eine gestärkte Psyche sich positiv auf körperliche Prozesse auswirkt, und bei akuten schweren Depressionen können auch Psychopharmaka hilfreich sein, aber für eine umfassende und möglichst rasche Heilung ist es sinnvoll, auch möglichst viele körperliche Probleme zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Leider sind Blutuntersuchungen, um eine chronische Entzündungsreaktion oder silent inflammation, wie sie auch genannt wird, zu erkennen, kein Standard. Weder beim Hausarzt noch beim Psychiater. Einige Ärzte und Labors bieten solche Untersuchungen aber an. Sie können sehr aufschlussreich sein.
In vielen der hier vorgestellten Tipps erfahren Sie, welche Parameter Sie selbst untersuchen lassen können. Wenn die Ergebnisse der Untersuchungen auf körperliche Probleme hindeuten, zeige ich Ihnen, wie Sie diese heilen können.
© Buch-Werkstatt GmbH: (Kim Winzen)
Tipp 3
In den 1950er-Jahren kam die Hypothese auf, dass Depressionen vor allem durch einen Mangel an Serotonin im Gehirn verursacht werden. Serotonin wird umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet. Damals wurden die ersten Antidepressiva entwickelt. Sie reichern das Hormon an den Übergängen zwischen zwei Nervenzellen an. Das war die Geburtsstunde der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRI. Sie sind die in Europa am häufigsten verschriebenen Antidepressiva. Doch bei vielen Patienten wirken sie nicht wie erhofft. Bei anderen hingegen führen sie zu positiven Veränderungen. Ob dies allein auf die Anreicherung von Serotonin zurückzuführen ist, ist jedoch fraglich. Heute weiß man, dass SSRI auch entzündungshemmend wirken.
Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass es bei Depressionen zu strukturellen Veränderungen im Gehirn kommt. Nervenzellen sterben ab und die Kommunikation zwischen den Zellen funktioniert nicht mehr richtig. Vor allem bilden sich weniger neue Nervenzellen im Vergleich zu gesunden Personen. Zudem ist die Neuroplastizität, das ist die ständige Veränderung der Nervenzellen, vermindert. In der Wissenschaft spricht man von Neuroprogression.1
Doch wie kommt es zu diesen Veränderungen? Seit den Nullerjahren werden chronische Entzündungsreaktionen als Auslöser angesehen. Interessanterweise führen nicht nur körperliche Erkrankungen zu chronischen Entzündungsreaktionen, sondern auch psychischer Stress oder traumatische Erlebnisse.
Bereits 2001 führten Wissenschaftler eine kleine, aber bahnbrechende Studie an 20 Männern durch. Alle nahmen freiwillig an dem Experiment teil. Ziel war es herauszufinden, inwieweit Entzündungen zu Depressionen führen. Dazu erhielt die Hälfte der Männer eine Infusion mit einer niedrigen Dosis eines bestimmten Salmonellen-Bakteriums. Die andere Hälfte erhielt eine Kochsalzlösung.
Nach einer, drei und neun Stunden nach der Infusion mussten die Probanden einen psychologischen Fragebogen ausfüllen und sich neuropsychologischen Tests unterziehen. Stündlich wurde ihnen Blut abgenommen und auf entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) untersucht.
Die Versuchspersonen, denen die niedrig dosierten Salmonellen verabreicht worden waren, fühlten sich nicht krank. Psychologische Tests zeigten jedoch, dass sie zunehmend ängstlicher und depressiver wurden. Je höher die Konzentration der Zytokine im Blut, desto stärker die Angst und die depressive Verstimmung.2
Praxistipp
Kommen Sie einer chronischen Entzündung auf die Spur
Lassen Sie in einem Labor folgende Zytokineuntersuchen: IL-1β, IL-6 und TNF-α. Bei einigen Personen, die an Depressionen leiden, sind nur einer oder zwei der Werte erhöht. Wichtig ist zudem, dass Sie nicht an anderen chronischen Krankheiten leiden, denn auch sie führen zu Erhöhung dieser Entzündungswerte.
Sind Ihre Werte erhöht, wissen Sie, dass auch Ihre Depression oder Ihr Burnout mit einer chronischen Entzündungsreaktion einhergeht.
1 Ruiz NAL, Del Ángel DS, Olguín HJ, Silva ML. Neuroprogression: the hidden mechanism of depression. Neuropsychiatr Dis Treat. 2018;14:2837 – 2845.
2 Reichenberg A, Yirmiya R, Schuld A, Kraus T, Haack M, Morag A, Pollmächer T. Cytokine-associated emotional and cognitive disturbances in humans. Arch Gen Psychiatry. 2001 May;58(5):445 – 52.
Tipp 4
Ob es sich bei Burnout und Depression um zwei unterschiedliche Erkrankungen handelt, wird in der Wissenschaft intensiv erforscht und diskutiert. Bisher ohne eindeutiges Ergebnis. Einige Wissenschaftler halten Burnout für eine Vorstufe oder eine bestimmte Phase einer Depression.
Sowohl Depression als auch Burnout gehen mit emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung einher. Manche fühlen sich innerlich leer und gefühllos. Betroffene leiden häufig unter Konzentrationsstörungen. Arbeit, Familie oder auch Hobbys sind kaum noch zu bewältigen.
Stress, sei es durch hohe Anforderungen im Beruf, in der Familie oder auch durch körperliche Erkrankungen, spielt bei der Entstehung von Burnout und Depressionen häufig, aber nicht immer eine Rolle.
Typisch sind Symptome wie Schlaflosigkeit, Selbstzweifel, Schuldgefühle und Zynismus. Sie treten sowohl bei einer Depression wie einem Burnout auf.
Es gibt verschiedene anerkannte Tests, um depressive Symptome zu erkennen. In wissenschaftlichen Studien zu Burnout wird am häufigsten der Maslach Burnout Inventory Test, kurz MBI, verwendet. Er besteht aus 22 Fragen und bezieht sich vor allem auf emotionale Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit und Selbstentfremdung. Um den Schweregrad einer Depression zu bestimmen, wird meist der Beck-Depressions-Inventar-Test (BDI) verwendet, der aus 21 Fragen besteht.
Französische Wissenschaftler haben die BDI-Testergebnisse von Personen, denen ein Burnout diagnostiziert wurde, mit denen von Personen verglichen, die an einer Depression litten. Sie konnten keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Ergebnisse der finnischen Gesundheitsstudie 2000 zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu leiden, mit einer höheren Punktzahl im MBI-Test einhergeht. Denn, obwohl der Test eigentlich zur Erkennung von Burnout entwickelt wurde, treffen viele der abgefragten Situationen auch auf Menschen mit Depressionen zu. So ist es nicht verwunderlich, dass Personen mit Depressionen auch ähnliche Antworten geben wie Personen mit Burnout.
Burnout und Depression sind stressbedingte Erkrankungen. Dabei können nicht nur bestimmte Lebenssituationen Stress auslösen, sondern auch körperliche Probleme. Dauerhafter psychischer und/oder physischer Stress führt zu bestimmten biologischen Veränderungen im Körper und im Gehirn. Wissenschaftler aus der Schweiz haben deshalb untersucht, ob sich diese Veränderungen bei Burnout- und Depressionspatienten unterscheiden.
Das menschliche Herz schlägt unregelmäßig. Gemessen wird dies als Herzratenvariabilität, kurz HRV. So schlägt das Herz bei einem Puls von 60 nicht jede Sekunde, sondern zwischen manchen Schlägen liegt etwas mehr als eine Sekunde, zwischen anderen weniger. Das Herz reagiert auf kleinste Veränderungen im Körper. In einem entspannten Zustand schlägt das Herz variabler als in einem gestressten Zustand. Daher kann die HRV auch zur Stressmessung verwendet werden.
Die Schweizer Wissenschaftler fanden sowohl bei Burnout- als auch bei Depressionspatienten eine reduzierte HRV. Es gab jedoch keinen Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen.
Die Neubildung von Nervenzellen hängt von einem bestimmten Wachstumsfaktor ab. Er heißt BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor). BDNF wird im Erwachsenenalter vor allem im Hippocampus gebildet. Diese Region liegt sehr zentral im Gehirn und gehört zum limbischen System. Das wiederum ist eine funktionelle Einheit, die vor allem an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt ist.
Seit Langem ist bekannt, dass der Hippocampus bei Dauerstress schrumpft. Diese Hirnregion ist wichtig für Lernen, Gedächtnis und abstraktes Denken. Kein Wunder also, dass Menschen unter Stress häufig unter Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit leiden. Außerdem kann es vorkommen, dass komplexe Situationen nicht richtig erfasst werden und Menschen vorschnell und unüberlegt handeln.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Hippocampus sowohl bei Burnout- als auch bei Depressionspatienten an Volumen verliert.
BDNF ist nicht nur an der Neubildung von Nervenzellen beteiligt, sondern auch an der Bildung funktionierender Synapsen. Das sind die Verbindungsstellen zwischen zwei Nervenzellen. Schrumpft nun der Hippocampus unter Dauerstress, wird dort weniger BDNF produziert. Die Übertragung von Nervenimpulsen funktioniert dann nicht mehr so gut. Man fühlt sich niedergeschlagen und freudlos.
BDNF gelangt aus dem Gehirn auch in den Blutkreislauf. Deshalb lässt sich seine Konzentration leicht messen. Die Schweizer Wissenschaftler stellten bei beiden Patientengruppen erniedrigte BDNF-Werte fest.3
Einige Labore bieten das Messen von BDNF an. Die Untersuchung funktioniert nicht bei Personen, die an Neurodermitis leiden, denn durch die Krankheit bilden Nervenzellen in der Haut vermehrt den Stoff. Das überdeckt den im Gehirn herrschenden Mangel.
3 Orosz A, Federspiel A, Haisch S, Seeher C, Dierks T, Cattapan K. A biological perspective on differences and similarities between burnout and depression. Neurosci Biobehav Rev. 2017;73:112 – 122.
Tipp 5
In der Wissenschaft wird heftig darüber diskutiert, ob Burnout und Depression zwei verschiedene Krankheiten sind oder nicht. Bis heute gibt es keine eindeutige Antwort. Dennoch werden Burnout und Depression häufig anhand der folgenden Fakten unterschieden.
Hausärzte oder Psychiater diagnostizieren eine Krankheit anhand von Symptomen und Symptomkombinationen. Sie brauchen die Diagnose, um eine Behandlung einzuleiten. Sei es die Empfehlung zu einer Psychotherapie, die Verschreibung von Medikamenten oder die Überweisung zu einer stationären Behandlung. Diagnostiziert werden kann nur, was in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten steht. Derzeit wird die elfte Version verwendet. Man spricht auch von ICD-11.
In dieser sehr langen Liste von Krankheiten gibt es jedoch kein Burnout. Die neueste Version ICD-11 enthält jedoch das Burnout-Syndrom. Ein Syndrom ist aber keine Krankheit. Außerdem wird das Syndrom nur als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz beschrieben, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Das ist immerhin ein Fortschritt, denn in der 10. Version der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, war Burnout noch gar nicht enthalten. Da aber nicht jeder Burnout durch Stress am Arbeitsplatz ausgelöst wird, greifen manche Ärzte und Psychiater auf die Klassifikation »Probleme mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung« zurück, wenn sie bei ihren Patienten ein Burnout feststellen.
Anders verhält es sich bei Depressionen. Hier gibt es mehrere Krankheitsgruppen: bipolare Störung, manische Episode, depressive Episode oder rezidivierende depressive Störung. Depression ist eine eindeutige Diagnose.
Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass Burnout immer durch eine bestimmte Stresssituation ausgelöst wird. Häufig entsteht sie im Berufsleben, aber auch das Familienleben mit Kindern oder die Pflege von Angehörigen kann zu einem Burnout führen.
Stress hat immer zwei Ursachen: äußere und innere. Zu den äußeren Gründen zählen hohe Anforderungen im Beruf, ungelöste Konflikte in der Familie oder mit Kollegen und Vorgesetzten, wenig Kontrolle über die eigenen Aufgaben, Mobbing und vieles mehr. Zu den inneren Gründen zählen ein geringes Selbstwertgefühl, Überengagement, hoher Idealismus, Perfektionismus, hohe Erwartungen, das Gefühl, unentbehrlich zu sein, Zweifel am Sinn des Tuns, Schwierigkeiten »Nein« zu sagen und vieles mehr. Wenn ungünstige äußere Gründe mit ungünstigen inneren Gründen zusammentreffen, kommt es zum Burnout – laut dieser Wissenschaftler.
Zur Unterscheidung zwischen Burnout und Depression wird häufig ein Kriterium herangezogen. Lassen die Beschwerden nach, wenn man sich eine Auszeit nimmt und alles etwas langsamer angehen lässt, spricht dies für ein Burnout. Bleiben die Symptome jedoch bestehen, auch wenn man die äußeren Umstände wie Arbeit, Anforderungen im Familienleben oder andere Aktivitäten reduziert, spricht vieles für eine Depression.
Anders sieht es bei einer »echten« Depression aus. Äußere Ursachen wie Stress im Beruf, hohe Selbsterwartungen im Familienleben oder ungelöste Konflikte gelten hier weniger als Auslöser. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler können Depressionen auch ohne erkennbare äußere Stressfaktoren auftreten.
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Andere Wissenschaftler sehen Burnout als Beginn oder Phase einer Depression. Am Anfang steht psychischer und/oder physischer Stress. Dazu zählen auch chronische Entzündungsreaktionen, Bewegungsmangel, ein Leaky Gut (ein undichter Darm, durch den unentwegt Fremdstoffe in den Körper eindringen) oder vieles mehr. Es kommt zur Überforderung, zur Erschöpfung. Viele sprechen von Burnout. Hält der Zustand über einen längeren Zeitraum an, treten die ursprünglichen psychischen Stressoren immer mehr in den Hintergrund. Der Zustand hat sich verfestigt. Selbst wenn sich die äußeren Ursachen positiv verändern, bleiben die Symptome bestehen. Das Burnout ist chronisch geworden und hat sich zu einer Depression entwickelt.4
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4 Koutsimani P, Montgomery A, Georganta K. The Relationship Between Burnout, Depression, and Anxiety: A Systematic Review and Meta-Analysis. Front Psychol. 2019;10:284.
Tipp 6
Teenager oder junger Erwachsener zu sein, ist nicht einfach. Die Hormone verändern sich, man wird vom Kind zum Jugendlichen. In dieser Zeit ist es für viele wichtig, Anerkennung von Gleichaltrigen zu bekommen. Aber nicht jeder bekommt sie. Auch das Verhältnis zu den Eltern ist für viele nicht einfach. Dazu kommen die Anforderungen in der Schule und eventuell auch bei einigen Freizeitaktivitäten. Viele Jugendliche blicken zudem angesichts von Klimawandel, globalen Ungerechtigkeiten und Konflikten pessimistisch in die Zukunft. Kein Wunder, dass sie immer wieder Tiefs erleben. Tiefs, die sich mit Hochs abwechseln, sind normal. Depressionen hingegen nicht. Deshalb ist es wichtig, Depressionen bei Jugendlichen zu erkennen. Vor allem, weil sie sich manchmal etwas anders äußern als bei Erwachsenen.
Depressive Jugendliche können sehr unterschiedliche emotionale Veränderungen zeigen. Depressionen können sich auch bei Jungen und Mädchen unterschiedlich äußern. Wenn folgende Veränderungen über einen längeren Zeitraum anhalten, sollten sie als Warnsignale verstanden werden:
Traurigkeit, evtl. mit Tränenausbrüchen ohne ersichtlichen GrundFrustration und Ärger, auch ohne größere ProblemeGefühl von Hoffnungslosigkeit oder LeereSchnelle ReizbarkeitVerlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet habenKonflikte mit Familienangehörigen und/oder FreundenGeringes SelbstwertgefühlKonzentrationsschwierigkeiten Probleme, Entscheidungen zu treffenSchuldgefühle, Selbstkritik oder SelbstvorwürfeGefühl, dass die Zukunft düster und schlecht istRegelmäßige Gedanken an Tod, Sterben oder SelbstmordEmotionale Veränderungen führen fast immer auch zu Verhaltensänderungen. Folgende Beschwerden oder Verhaltensweisen sind Warnsignale für eine Depression bei Jugendlichen:
Müdigkeit und AntriebslosigkeitSchlafstörungen oder exzessiver SchlafAppetitlosigkeit mit möglichem Gewichtsverlust oder Heißhungerattacken mit möglicher GewichtszunahmeUnruhe, die sich in der Unfähigkeit äußert, still zu sitzen, oder sich in ständigen Bewegungen der Beine oder Hände zeigtLangsames Denken, Sprechen und langsame KörperbewegungenKörperliche Beschwerden wie Gelenk-, Bauch- oder KopfschmerzenRückzug von Freunden und FamilieZu seltenes Duschen und nachlässiges AussehenAggressionsausbrüche, störendes oder riskantes VerhaltenSelbstverletzungen wie Schnitte oder VerbrennungenSuizidpläne5Praxistipp
Gefühle und Verhalten ernst nehmen
Sprechen Sie mit Jugendlichen, bei denen Sie eine Depression vermuten, offen über ihre Gefühle. Bieten Sie Hilfe an. Wenden Sie sich bei schweren Depressionen oder Suizidgefahr an professionelle Hilfsangebote. Telefonnummern finden Sie im Internet.
5 Mayo Clinic. Teen depression. 12.08.2022. Unter: www.mayoclinic.org/diseases-conditions/teen-depression/symptoms-causes/syc-20350985. Letzter Zugriff am 13.11.2023.
Tipp 7
Die meisten Frauen fühlen sich einige Tage nach der Geburt psychisch schlecht. Kein Wunder nach den Strapazen der Geburt und nach wochenlanger körperlicher Schwerstarbeit mit dem dicken Bauch. Nicht nur, dass sich das Baby im Mutterleib massiv mit Nährstoffen versorgt, auch die Masse des Kindes und das dadurch völlig veränderte Körpergefühl können anstrengend sein. Nur etwa 20 Prozent der Mütter verspüren nach der Geburt kein emotionales Tief. Zwischen 50 und 80 Prozent leiden unter dem sogenannten Babyblues