Ab in den Süden - Überwintern mit dem Wohnmobil - Petra Lupp - E-Book

Ab in den Süden - Überwintern mit dem Wohnmobil E-Book

Petra Lupp

0,0

Beschreibung

Sie haben genug von der dunklen, kalten Jahreszeit und wollen den Winter lieber unter der südlichen Sonne genießen? Mit ein bisschen Flexibilität und dem passenden Wohnmobil ist das kein Problem. Entdecken Sie interessante Langzeitangebote auf Campingplätzen in Portugal, Spanien, Frankreich und Marokko und erfahren Sie, was die Überwinterungs-Destinationen sonst noch Spannendes und Schönes für Wohnmobilisten zu bieten haben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 210

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Petra Lupp & Martin Klug

ÜBERWINTERN MIT DEM WOHNMOBILAb in den Süden

Alle praktischen Infos, die besten Campingplätze und Tipps zu Land und Leuten

Sonne tanken in Spanien

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Der Sonne entgegen

Wer sind diese Überwinterer eigentlich?

Genussmenschen jeden Alters

Suche nach Sinn und Engagement

Arbeiten unterwegs und überall

Vorbereitungen und Vorfreude

Start, Ziel und Dauer

Vorteile der Nebensaison

Checkliste für zu Hause und unterwegs

Checkliste fürs Wohnmobil

Mobil vor Ort

Anreise

Zeit oder Eile – Maut oder Kreisel?

Stellplatz oder Campingplatz?

Willkommen in Frankreich – Bienvenue!

Camargue, Languedoc und Okzitanien

Willkommen in Spanien – Bienvenido!

Am Mittelmeer entlang zum Atlantik

Willkommen in Portugal – Bem-vindo!

Die Algarve

Willkommen in Marokko – Marhaba!

Der Norden, die Atlantikküste und Abstecher ins Landesinnere

Überwinterer erzählen

Cerstin und Rolf: Der Weg ist das Ziel!

Susanne: Ich schlafe gern im eigenen Bett!

Doris und Manfred: Monatelang auf einem Platz? Dafür sind wir viel zu jung!

Susanne und Roland: Viel unterwegs und doch daheim!

Violetta und Wolfgang: Die Kapitänin und der Smutje

Klaus-Dieter: Na, fahr doch einfach mit!

Jacqueline und Hansjörg: Da wir noch arbeiten, darf es nicht zu weit sein

Register

Impressum

Klassisches Valencia

Strandlage Eurocamping Oliva

Denia, alter Ortskern

Modernes Valencia

Dem nasskalten Winter entfliehen

Amerikanischer RV

Der Sonne entgegen

Der Duden klassifiziert »überwintern« als sogenanntes schwaches Verb, beispielsweise im Kontext von »Vögel überwintern in Afrika« oder »Pflanzen überwintern im Keller«. An erster Stelle der Begriffsklärungen steht dort, Überwintern sei, »den Winter in Sicherheit vor den mit ihm einhergehenden Bedrohungen und Widrigkeiten zu verbringen«. Das ist doch ein erster, guter Einstieg in das Thema!

Noch zutreffender ist die Definition des englischsprachigen Pendants »Snowbird«, wie sie sich bei Wikipedia findet: »Snowbirds are typically retirees who wish to avoid the snow and cold temperatures of northern winter, but maintain ties with family and friends by staying there the rest of the year.« Also: Snowbirds sind in der Regel Rentner, die den Schnee und die kalten Temperaturen des nördlichen Winters vermeiden, aber die Verbindung zu Familie und Freunden aufrechterhalten möchten, indem sie den Rest des Jahres dort bleiben.

Ihren Ursprung hat die Überwintern-Bewegung in den nördlichen US-Bundesstaaten. Während der dort kalten Monate zog es anfangs fast ausschließlich Rentner in die wärmeren Südstaaten, die als sogenannter »Sun Belt« von Florida im Osten bis Kalifornien im Westen reichen. Bis heute ist die Zielgruppe über viele Alters- und Einkommensklassen hinweg stetig gewachsen. Ein Großteil der »Snowbirds« verbringt den Winter im Süden in ihren – im Vergleich zu europäischen Modellen – großen Wohnmobilen auf riesigen RV-Parks (Recreational Vehicle).

Eine ähnliche Entwicklung ist in Europa zu beobachten, selbstredend in bescheidenerem Ausmaß. Denn auch der mittel- und nordeuropäische Winter glänzt nicht durchgängig mit Postkartenmotiven, viele Wochen sind gekennzeichnet von trübem und nasskaltem Wetter. Glätte, Graupel, Schneematsch, Kälte und die früh einsetzende Dunkelheit sind die bitter schmeckenden Zutaten für den Winter-Blues-Cocktail daheim. Warum also nicht Minusgrade und aufkommende Winterdepression gegen einen Liegestuhl unter Palmen tauschen?

Immer mehr Wohnmobilisten entdecken für sich die Vorteile des Überwinterns.

Das Klischee des braungebrannten »Rentner-Snowbird« bekommt auch hierzulande Risse. Zunehmend wird der Personenkreis um neue Zielgruppen wie beispielweise Berufstätige und junge Familien erweitert. »Ab in den Süden!« heißt der Lockruf, dem ganze Wohnmobil-Karawanen mit Einsetzen der unbehaglichen Jahreszeit folgen.

Aus der Praxis

In den folgenden Kapiteln teilen wir unsere eigenen praktischen Erfahrungen mit Ihnen und schildern, welche Vorbereitungen zu treffen sind, was bei Anreise sowie Aufenthalt vor Ort zu berücksichtigen ist und welche Stell- oder Campingplätze empfehlenswert sind. Der Fokus liegt dabei auf Ländern, die beim Überwintern sehr stark nachgefragt sind: Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko.

Aber um es gleich vorwegzunehmen: Die vorgestellten Plätze stellen lediglich eine Auswahl dar, es handelt sich um kein Nachschlagewerk im Sinne eines Stellplatz- und Campingplatzführers. Uns ist bewusst, dass bereits erfahrene Überwinterer ihren Lieblingsplatz hier möglicherweise nicht vorfinden – das ist in Anbetracht der Angebotsfülle an manchen Standorten gar nicht möglich.

Entlang der südwesteuropäischen Mittelmeerküste und der südlichen iberischen Atlantikküste ist die Vielfalt an Plätzen unterschiedlichster Kategorien erfreulich groß. Selbst Marokko baut seine Campingplatz-Infrastruktur kontinuierlich aus. Insofern richtet sich dieses Buch einerseits an Einsteiger, die sich erstmals für das Thema erwärmen und hier inspirieren lassen möchten, andererseits an Profis auf dem Gebiet des Überwinterns, die neugierig sind auf Entdeckungen abseits des Bekannten und Bewährten.

Reisebestimmungen ändern sich

Unvermeidlich sind Anmerkungen zu der seit Frühjahr 2020 herrschenden Corona-Pandemie, durch die Reiserestriktionen zur neuen Normalität geworden sind. Eine dauerhafte Beendigung der Corona-Maßnahmen ist trotz weltweiten Impffortschritts zurzeit nicht absehbar (Stand September 2021). Das hat einerseits massive Auswirkungen auf das so selbstverständlich gewordene, weitgehend unkontrollierte Passieren von EU-Ländergrenzen. Andererseits kann unterwegs und am Reiseziel selbst nicht mehr vorausgesetzt werden, dass öffentliche Einrichtungen wie Museen oder touristische Sehenswürdigkeiten uneingeschränkt geöffnet sind. Erschwerend kommt hinzu, dass sich in Abhängigkeit der Virus-Verbreitung die gesetzlichen Vorschriften unter Umständen sehr kurzfristig ändern. Alle Angaben in den folgenden Kapiteln können nur Momentaufnahmen sein. Eine aktuelle und umfassende Informationsbeschaffung hinsichtlich Ein- und Ausreisebestimmungen wird deshalb für jeden Reisenden zum Pflichtprogramm. Es bleibt die Hoffnung, dass sämtliche Pandemie-Beschränkungen baldmöglichst aufgehoben werden können und wir unsere Reisegewohnheiten wieder in vertrauter Vor-Corona-Weise praktizieren können. Mit diesem Optimismus haben wir Autoren das vorliegende Buch geschrieben. Wir freuen uns, wenn Sie unsere Zuversicht teilen und sich für das Überwintern mit dem Wohnmobil begeistern lassen.

In Spanien bereits den Frühling genießen

Der Sonne entgegen

Der österreichische Schriftsteller Franz Grillparzer (1791–1872) hatte sicher noch nicht das winterliche Wohnmobilreisen im Sinn, seine Aussage dürfte jedoch zeitlos gültig sein: »Die Ärzte halten eine länger dauernde Reise, vorzüglich in südlichere Gegenden, für das einzige Mittel, meinem Körper und Geiste jene Spannkraft wiederzugeben, durch die allein alles Leben und Wirken bedingt wird.«

Gute Reise!

Nehmen Sie dieses Zitat zum Anlass, darüber nachzudenken, wie und wo Sie Ihren nächsten Winter verbringen möchten. Vielleicht bieten Ihnen auch die Erfahrungen und Erzählungen anderer begeisterter Überwinterer am Ende dieses Buches zusätzliche Inspirationen.

Mit dem Wohnmobil haben Sie die allerbesten Voraussetzungen, der grauen, kalten Tristesse daheim zu entkommen. Tauschen Sie mit einem Augenzwinkern einfach SAD gegen GLAD, traurig gegen froh. Besiegen Sie die saisonal-bedingte Störung oder Winterdepression (Seasonal Affective Disorder – SAD) und aktivieren Sie Ihre ganz persönliche, auf guter Lebensweise basierende Freude (Good Living Affective Delight - GLAD).

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Vorfreude auf das erstmalige oder nächste Überwintern, eine wohltuende und abwechslungsreiche Zeit im sonnigen Süden und allzeit gute Fahrt!

Petra Lupp und Martin Klug

Einsame Strände locken

Wer sind diese Überwinterer eigentlich?

Sonne, Strand und Meer, Calpe im Winter

Genussmenschen jeden Alters

»Das ist doch nur was für Rentner«, heißt es häufig, wenn die Sprache auf das Thema kommt. »Falsch«, möchte man sofort entgegnen, wohl wissend, dass die Senioren tatsächlich den größten prozentualen Anteil aller Überwinterer stellen. Zutreffend ist aber auch, dass immer mehr Zielgruppen für sich Möglichkeiten erkennen, die Auszeit vom Winter zu realisieren.

Da sind einerseits Berufstätige, die ihre Arbeit von unterwegs aus verrichten können. Was früher ausschließlich den als »digitale Nomaden« titulierten Berufsgruppen zugeschrieben wurde, hat sich inzwischen um zahlreiche Berufsbilder erweitert. Was es da alles zu berücksichtigen gibt, schildern wir später ausführlicher (siehe S. 27).

Auszeit vom Job

Eine andere Gruppe sind Beschäftigte, die sich eine Auszeit vom Job nehmen können. Nicht jedes »Sabbatical« erstreckt sich über ein ganzes Jahr und beinhaltet exzessiven Reisekonsum exotischer Destinationen. Etliche nutzen die freiwillig arbeitslose Zeit, um einen Lebenstraum zu verwirklichen. Das kann der lang gehegte Wunsch sein, den Segelschein zu machen, eine Fremdsprache oder das Golfspielen zu erlernen oder das eigene Buch zu schreiben. Wenn sich für solche Vorhaben Wunsch, Wetter und Wohnmobil auf geradezu ideale Weise kombinieren lassen, ist die Entscheidung leicht gefällt.

Das staatlich finanziell unterstützte Angebot der Elternzeit wird von Alleinerziehenden und Paaren gern genutzt, als junge Familie intensiv Zeit miteinander zu verbringen. Was liegt näher, als durch geschickte Planung von Elternzeitansprüchen und Urlaubstagen die maximal mögliche Reisedauer für gemeinsame Erlebnisse herauszuholen? Das Reisen mit dem Campervan ist da eine oft gewählte Variante, Südeuropa das bevorzugte Ziel, der mediterrane Winter eine willkommene Reisezeit.

Weitere Gruppierungen bestehen aus Personen, die sich bereits im Vorruhestand befinden oder für ein Altersteilzeitmodell entschieden haben. Sie genießen die vorzeitig verfügbar gewordene Lebensfreizeit mit ausgedehnten, terminlich frei bestimmbaren Touren. Reisen in teuren Hochsaisonzeiten mit Staus und überfüllten Campingplätzen gehören jetzt der Vergangenheit an.

Genusszeit beim Überwintern in der Sonne

Gut unterwegs in Marokko auch ohne 4 x 4

Elternzeit im Süden

Markthalle Valencia Folgende

Das Leben genießen

Andere wiederum sind berufsunfähig geworden. Dieser unglückliche Umstand fesselt sie jedoch nicht an den heimischen Stuhl, die diesbezügliche Rente lässt sich problemlos auch ins Ausland überweisen. Manche haben körperliche Einschränkungen, die ihnen aber im wärmeren Süden weniger Schwierigkeiten bereiten. Die Orts- und Klimaveränderung führt oftmals zu geringerem Medikamentenverbrauch, einhergehend mit einem signifikant besseren Lebensgefühl für Körper und Geist.

Schließlich gibt es noch die Aussteiger, die als kreative Lebenskünstler ihre Zeit selbstbestimmt fernab der Heimat verbringen, und die glücklichen Privatiers, die ihre Lebenshaltungskosten unabhängig und aus der eigenen Tasche bestreiten.

Die zweifellos größte Gruppe unter den Überwinterern ist aber die der Rentner und Pensionäre. Sie sind die eigentlichen »Snowbirds«. Viele probieren es mit Eintritt in den Ruhestand zum ersten Mal, spätestens jetzt werden die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Wenn sich die letzten goldenen Herbsttage verabschieden, starten Tausende von ihnen aus allen mittel- und nordeuropäischen Ländern gen Süden. Aus sehr nachvollziehbaren Gründen: Die Unabhängigkeit, mit dem eigenen Wohnmobil jederzeit an jeden Ort aufbrechen zu können, übt eine große Anziehungskraft aus, die Aussicht auf warme Sonnentage sowie Urlaubsatmosphäre mit Strand und Meer ist nahezu unwiderstehlich. Ob allein, zu zweit oder im Verbund mit Freunden – zuverlässig setzt sich alljährlich im Herbst die weiße Karawane in Bewegung, um mit Beginn des heimatlichen Frühlings wieder nach Hause zurückzukehren.

Snowbirds im Alltag

Der Standortwechsel an die Mittelmeer- und Atlantikküste muss dabei nicht automatisch eine Einschränkung von Komfort und Gewohnheiten bedeuten. Zu Recht wird der temporäre Wohnmobil-Wohnsitz in Südeuropa oftmals als »zweite Heimat« tituliert. Campingplatzbetreiber haben sich optimal auf die Bedürfnisse der »Best Ager« eingerichtet. Überspitzt formuliert gleicht manch beliebter Mittelmeer-Campingplatz in Frankreich oder Spanien im Winter eher einer palmenbestückten Open-Air-Seniorenresidenz mit mobilen Wohneinheiten. Unterschiede zu daheim erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Beim Gästekreis der deutschsprachigen Überwinterer – stellvertretend für andere Nationalitäten und Sprachen – manifestiert sich dies in vielen Facetten des ausländischen Campingplatz-Lebens. Vieles wird in Deutsch oder mit Deutsch sprechendem Personal angeboten: Tageszeitungen und Magazine, Tagesmenüs mit vertrauter Küche, Animations- und Unterhaltungsprogramme, Bundesliga-Übertragungen mit importierten Kaltgetränken, organisierte Gruppenausflüge und vieles mehr. Selbst Kontakte zu Deutsch sprechenden Ärzten und Apothekern sind abrufbar und vermitteln Sicherheit für den Fall der Fälle. Bekannte Lebensmittel-Discounter sind in Frankreich, Spanien oder Portugal meist in gut erreichbarer Nähe angesiedelt, sodass der Wocheneinkauf ebenfalls einfach zu bewältigen ist.

Sozusagen als großen Sahneklecks obendrauf gibt es zu diesem Rundum-sorglos-Paket unbegrenzt Sonne, Wärme, Strand und Wasser gratis. Und ganz viel ausländisches Lokalkolorit, sobald die Komfortzonen der Parzelle und touristisch geprägten Einkaufs- und Gastronomieeinrichtungen verlassen werden. Besser kann die Überwintern-Sehnsucht kaum befriedigt werden.

Kilometerlange Sandstrände in Frankreich

Wem das zu viel des Guten ist, der wird seine Reiseroute auf individuelle Vorlieben abstimmen. Manch einer tingelt drei bis vier Monate von A nach B nach C und erkundet im wahrsten Sinne Land und Leute. Berufstätige und Selbstständige mit Verpflichtungen zu Hause sammeln sich die Tage und Wochen zusammen und genießen, bestens organisiert und terminiert, die Überwinterer-Auszeit im Süden, auch wenn es nur vier oder sechs Wochen sind. Was alle Gruppierungen jedoch verbindet, ist die gemeinsame Begeisterung für den Winter in der Sonne. Die anhaltend hohe Nachfrage in der Wohnmobilbranche wird diese Entwicklung in der Zukunft ganz sicher verstärken.

Auszeit als Weg, Auszeit als Lösung

Streunerkatze in Pflege

Suche nach Sinn und Engagement

Auf die Zusammenhänge von Sonne und Wohlbefinden beim Überwintern im Süden kommen wir noch zu sprechen. Aber oft sind die persönlichen Gründe, nun doch endlich loszuziehen, weitaus vielfältiger und auch altersunabhängig.

Während bei Berufstätigen drei bis vier Wochen noch eher als Urlaub gelten, sind zwei und mehr Monate – ohne unterwegs zu arbeiten – dann doch eher schon ein Sabbatical oder eine Auszeit vom Alltag. Und die wünschen sich viele Berufstätige und stark eingespannte Selbstständige sehr oft. Den Alltag hinter sich zu lassen und die Ruhe zu genießen ist dabei nur eine Facette. Neues zu erleben und zu entdecken eine weitere.

Frischer Wind für Kopf und Seele

Sich parallel auf Sinnsuche zu begeben, um Antworten zu finden – sei es im Zusammenhang mit einem Jobwechsel, der Partnerschaft oder allgemein mit der Zukunft –, kann ebenso starker Antrieb und Auslöser sein, um endlich Rucksack und/oder Wohnmobil zu packen. Im Kopf schwirren die Gedanken … eine Auszeit als Weg, eine Auszeit als Flucht, eine Auszeit als Lösung! Darum laufen so viele den Camino, also den Jakobsweg. Um sich selbst, ihre Kraft und Grenzen kennenzulernen bzw. sich (wieder) zu finden und im Idealfall mit Lösungen zurückzukehren. Etwas ebenso Alltbekanntes wie Richtiges sollte dabei aber bedacht werden: Eine Flucht vor mir und der Vergangenheit ist nicht möglich, jeder persönliche Rucksack ist immer und überall mit dabei.

Die Aus-Zeit effektiv zu nutzen bedeutet möglicherweise auch, lang ersehnte Fertigkeiten zu erlernen. Ob Yoga, Qigong, Tauchen, Kitesurfen, Töpfern, Kochen oder eine neue Sprache – erlaubt ist was gefällt oder angeboten wird. Vielleicht sind die geknüpften Kontakte und die Tätigkeit derart sinnstiftend, dass eine neue Lebensaufgabe daraus erwächst.

Ehrenamt und Projekte

Für viele ist ein Auslandsaufenthalt kombiniert mit ehrenamtlichem Engagement eine Herzensangelegenheit. Angebote gestalten sich da variantenreich: Da kann man sich um Streunerhunde oder -katzen kümmern, als Granny-Au-pair den Oma-Dienst leben oder bei Umweltprojekten mitarbeiten. Anregungen oder Interessensgruppen findet man oft über Social Media oder Gleichgesinnte.

Beliebt ist als kostengünstige Reisevariante zudem »Urlaub gegen Hand«. Hier stellt ein Suchender einen kostenlosen Stellplatz und/ oder Verpflegung zur Verfügung, als Gegenleistung hilft man stundenweise im Garten, versorgt Tiere oder – je nach Fähigkeit und Fertigkeit – assistiert bei der Renovierung von Haus oder Hühnerstall.

Die Tätigkeiten eines Housesitters sind selbstverständlich auch in dieser Variante möglich: Ausländische Hausbesitzer suchen auf Onlineportalen Freiwillige, die Haus, Hof, Garten und Tiere während ihrer Abwesenheit versorgen und betreuen. Je größer die Erfahrungen und positiven Rückmeldungen, umso schneller und einfacher wird zukünftig ein neuer Job als Housesitter gefunden. Manch einer spart sich so partiell die Reisekosten für Stell- und Campingplätze und lernt dabei noch Land und Leute hautnah kennen.

Freigeist sucht Freiraum

Die Gruppe der Aussteiger, Freigeister und (Lebens-)Künstler ist heterogen. Hat man sie früher als »Hippies« abschätzend belächelt oder fast abwertend als »Weltenbummler« tituliert, weil aus damaliger Sicht faul und damit unproduktiv für die Gesellschaft, sind sie und ihr Status heute im Ansehen enorm gestiegen. Einen Altersdurchschnitt zu definieren, ist schwierig bis unmöglich. Was vielleicht als Auszeit begann, endet manchmal mit dem Aussteigen aus Job, Partnerschaft, Gesellschaft und Heimatland. Unterschiedliche Lebensgeschichten, Krankheiten oder Schicksalsschläge, aber auch Sehnsüchte und Wünsche beeinflussen den Entschluss, neu zu beginnen und alles zu verändern. Minimalistisch oder als Selbstversorger zu leben ist für einige dann die Erfüllung. Manche Familien verschreiben sich dem freien Lernen, kehren Deutschland deshalb den Rücken und gestalten sich ihr Leben, wie es ihnen gefällt.

Finanzierungsoptionen

Wer am Überwintern interessiert ist bzw. Wohnmobilisten, die Gefallen am partiellen Leben im Süden gefunden haben, organisieren ihr Leben schon mal neu, um sich den Langzeitaufenthalt insbesondere im Rentenalter finanziell und organisatorisch leisten zu können. Oftmals ist ein Tausch bzw. Verkauf von Haus mit Garten oder großer Wohnung gegen den Umzug in eine kleinere, pflegeleichtere oder günstigere Wohnung zu Hause die erste Wahl. So werden Kosten für Miete und Nebenkosten und der Pflegeaufwand von Haus und Garten minimiert. Ganz ins Wohnmobil zu ziehen ist als minimalistische Lösung ebenso eine Option, dann wird Überwintern ein Teil des persönlichen Lifestyles und des normalen Alltagslebens. Manche kalkulieren in diesem Fall mit ganz spitzer Feder die reduzierten Lebenshaltungskosten sowie gesparte Heiz- und Mietkosten in ihre Budgetplanung mit ein.

Zeit für Ruhe und Meditation

Der legendäre Caminito del Rey

Arbeiten mit Aussicht

Arbeiten unterwegs und überall

Wer bereits ein Business in den Bereichen Text, Übersetzung, Grafik, Beratung, Online-Vertrieb, Online-Coaching, Programmierung, Webdesign oder Virtuelle Assistenz (VA) hat und zudem ein Wohnmobil oder einen Van sein Eigen nennt, wird ganz schnell feststellen, dass genau diese Tätigkeiten sich ebenso von unterwegs erledigen lassen. Und schon springt das Bild des hippen digitalen Nomaden ins Gedächtnis. Denn was suggerieren die top colorierten, mit Power produzierten Blogs, Vlogs und Insta-Fotos doch gleich: Pure Freiheit beim Arbeiten unter Palmen, Tablet oder Laptop mal schnell unter den Arm geklemmt, nur zwei Stunden täglich im Job und danach an den Strand. Zeitgleich verdient man ja Unmengen von Geld, und das Leben ist eine einzige Party. Der Haken? Das gezeichnete Bild ist perfekt – und daher leider unrealistisch.

Zugegeben, Teile der Träume sind umzusetzen. Das wissen gerade wir Autoren sehr gut, haben wir in diesem Jahr doch bereits zwei Bücher unterwegs im Reisemobil geschrieben. Das andere … nun ja, belassen wir es dabei, dass in Social Media nicht Realitäten hinterfragt werden wollen, sondern der schöne Schein optimal in Szene gesetzt sein muss.

Die durch die Corona-Pandemie nochmals beschleunigte Tendenz zum mobilen Arbeiten bis hin zu gesetzlichen Ansprüchen auf Homeoffice, werden auch das Thema »Überwintern« verstärkt in den Fokus all derjenigen rücken, die ihren Job von unterwegs und damit von überall ausüben können. Schnelles und stabiles Internet vorausgesetzt, sind Livestreams und Videokonferenzen zum normalen Arbeitswerkzeug geworden. Im Folgenden dazu ein paar ganz praktische Überlegungen.

Homeoffice braucht Strom

Clevere Camper-Anbieter versuchen aktuell mit pfiffiger Beratung das sogenannte Büromobil zu verkaufen. Dabei ist es einfach und mit wenigen Mitteln möglich, das vorhandene Wohnmobil zum Teilzeit-Büromobil aufzurüsten. Persönliche Camping- und Arbeitsgewohnheiten sowie die bereits bestehende Ausstattung werden dabei einfach integriert.

Geräte wie Laptop und Smartphone, Drucker oder Scanner benötigen für einen sechs- bis achtstündigen Arbeitstag mehr Strom als die vorhandene, einmal aufgeladene Bordbatterie zusätzlich zur Akkuleistung geben kann. Voraussetzung ist also die Ausstattung mit Solaranlage und Wechselrichter, bei schönem Wetter sorgen beide in Kombination für gleichbleibenden Strom-Nachschub. Günstige Alternative ohne Umrüstung: Wer sowieso immer auf Stell- und Campingplätze fährt und dort an den Landstrom geht, benötigt keine teuren zusätzlichen Solarplatten. Alle Geräte funktionieren einwandfrei über Landstrom. Ein zusätzlicher Mehrfachstecker erspart das Umstecken.

Platz für Equipment

Bei der Kaufentscheidung für ein Wohnmobil spielen Personenanzahl und Urlaubsverhalten bzw. Reisebedürfnisse eine Rolle. Kommt das Online-Arbeiten unterwegs dazu, werden die Karten neu gemischt. Je nachdem wie viele Geräte zum optimalen Arbeiten benötigt werden, heißt es nun gleich doppelten Platz zu finden. Zum einen zum rutschfesten und sicheren Verstauen außerhalb des öffentlichen Sichtfelds für Laptop, Drucker, für Scanner und Arbeitsunterlagen oder einen zweiten Bildschirm. Hierfür eignen sich Klappen, Schränke oder Staufächer im Zwischenboden bzw. unterm Bett im Kastenwagen. Vielleicht sogar noch zusätzlich eingepackt in einen diebstahlsicheren Rucksack. Dieser Stauraum fehlt dann natürlich für Lebensmittel, Kleidung oder Geschirr. Aber Wohnmobilisten werden mit der Zeit zu echten Packprofis. Andererseits braucht mehrstündiges Arbeiten im Wohnmobil auch immer Platz auf dem Tisch, das ist effektiver und rückenschonender. Betrifft das alles dann gleich zwei Personen, wird es in vielen Wohnmobilen, insbesondere in Kastenwagen, so richtig eng auf dem schmalen Tisch. Bei schönem Wetter kann der Platz draußen unter der Markise erste Wahl sein, doch gerade im Winter, oder wenn Geräusche die Videokonferenz stören, ist das Arbeiten im Wageninneren einfach besser.

Steht also bei Ihnen sowieso der Kauf eines neuen Wohnmobils an, lohnt es sich, dieses Platzthema mit zu berücksichtigen. Manche Fahrzeuganbieter punkten im abteilbaren Schlafzimmer mit Hubbett sowie darunter integrierten zwei Office-Plätzen, die mit gedrehten Fahrer- und Beifahrersitzen nutzbar sind. Ein großer Tisch in teilintegrierten bzw. vollintegrierten Wohnmobilen bietet ebenso Platz für zwei Laptops.

Internetprobleme vermeiden

Auf Campingplätzen gibt es meist rund um Restaurant oder Rezeption, manchmal auch auf dem ganzen Platz guten Internetempfang. Sollte es dazu aber keine separate Login-Möglichkeit, sondern nur freies Netz für alle geben, ist dies zwar eine Option, aber sicherheitstechnisch nicht die erste Wahl. Zudem sind Schwankungen bei der Datenübertragung zu bestimmten Hoch-Zeiten vorprogrammiert. Besser, unkompliziert und ganz privat funktioniert da der eigene Hotspot übers Smartphone. Vor Abreise ins europäische Ausland empfiehlt es sich, das im Mobilfunkvertrag garantierte Datenvolumen an den tatsächlichen Verbrauch anzugleichen und den Vertrag ggf. zu erhöhen oder den Anbieter zu wechseln. Alternativ können bei Bedarf zugekaufte SIM-Karten im Ausland günstiger sein.

Genug Platz für zwei Arbeitsplätze

Homeoffice im Liner

Arbeitsplatz mit Aussicht

Wer auf Nummer sicher gehen möchte und ein über Stunden stabiles Netz für Online-Coachings oder Schulungen benötigt, wird eine zusätzliche Fahrzeugantenne für eine zuverlässige und schnelle LTE-Datenübertragung einbauen lassen. Sie erlaubt den sicheren Zugriff auf Medien und Dokumente über VPN und baut ein leistungsstarkes WiFi inner- und außerhalb des Fahrzeugs auf. Sie bietet sich als sicheres, eigenes Netzwerk ebenso für die Datenspeicherung in der Cloud an.

Kommunikation nach außen

Smartphone und Mails machen es möglich, die Kommunikation mit Kunden, Dienstleistern und Kollegen flexibel von überall in der Welt zu realisieren. Zeitunterschiede einkalkuliert, merkt der Gesprächspartner noch nicht mal, wo genau man gerade ist, wenn das Überwintern nicht offensiv angesprochen wird. Wäre es vor Jahren noch verpönt gewesen, sich außerhalb des Büros aufzuhalten, wachsen heute die gesellschaftliche Akzeptanz und das Interesse dafür. Könnte gut sein, dass sich bei offensivem Ansprechen ein sympathischer und angeregter Smalltalk entwickelt, der zudem Kundenbindung schafft.

Co-Working-Space

Eindeutige Gründe sprechen dafür, mal einen Tag dem Wohnmobil untreu zu werden und sich in einem Co-Working-Space einzubuchen. Das eigene Internet reicht normalerweise für Mails usw. aus, aber an diesem Tag braucht man für das Zoom-Meeting oder die große Datenübertragung ein leistungsfähiges Netz. Vergleichbar den früheren Business-Centern in großen Hotels, ergänzt die dortige Infrastruktur das eigene Büro. Als Einzelreisender fällt einem vielleicht die Wohnmobildecke auf den Kopf und eine gesellige Runde sowie der Austausch mit Gleichgesinnten hilft dem emotionalen Wohlbefinden und bringt gleichzeitig neue Kontakte. Und wer mit Familie reist, ist möglicherweise bei schlechtem Wetter froh, mal einen ruhigen Arbeitsplatz vorzufinden.

Rechnungsstellung von unterwegs

Gewerbeanmeldung und Steuernummer bleiben für Überwinterer bestehen, wenn der Unternehmenssitz am Heimatort bleibt. Onlinebanking und die vom Finanzamt anerkannte Online-Rechnungsstellung sind daher unterwegs praktische Begleiter. Wichtig ist auch, für den Steuerberater die Buchhaltungsunterlagen vorzubereiten und Abgabefristen einzuplanen. Ein Scanner leistet da gute Dienste.

Ich muss vor Ort sein

Wichtige Kunden- und Messetermine stehen oft langfristig fest. Sind Geschäftsreisen absehbar, können Rückflüge während einer Wohnmobil-Rundtour frühzeitig eingeplant und kostengünstig gebucht werden. In diesem Fall werden die eigene Reiseroute um besagten Rückflugtermin herum geplant sowie ein sicheres Unterstellen des Wohnmobils im Reiseland organisiert. Nach Beendigung des Termins wird die Reise weiter fortgesetzt. Das Engagement und die Investition, um für Projektabwicklung, Messebesuch und Kundenpflege im Heimatland präsent zu sein, werden vonseiten der Auftraggeber wertgeschätzt und zahlen sich auf lange Sicht aus.

Remote-Jobs, passives Einkommen

Wenn versicherungs- und ablauftechnisch zwischen Arbeitnehmer und -geber alles geklärt ist, steht selbst Angestellten einem Langzeitaufenthalt inklusive Arbeit im mobilen Homeoffice nichts mehr im Weg. Einige Unternehmen vergeben bereits jetzt Arbeitsstellen, bei denen grundsätzlich remote, also mobil und aus der Ferne, gearbeitet werden darf. So gibt es nicht mehr die Entscheidung: Kündigung oder Sabbatical versus Arbeit, sondern einfach die Kombination aus Arbeit und Reise.

Zum Stichwort »Passives Einkommen und Onlinekurse« noch ein paar offene, wenngleich vielleicht ernüchternde Worte: Man erinnere sich an die Goldgräberstimmung – reich geworden sind damals vor allem diejenigen, die Schaufeln und Pfannen verkauft haben, um den Goldgräbern das Schürfen und Waschen zu vereinfachen. So sieht es heute leider in einigen Bereichen auch wieder aus. Onlinekurse sprießen aus dem Boden, wie man ganz schnell entweder zu passivem Einkommen kommt oder digitaler Nomade wird. Um mit Affiliate-Programmen viel Geld zu verdienen, müssten der Traffic auf der eigenen Homepage schon enorm und die Provisionen entsprechend hoch sein. Aufbau und Pflege bedeuten bei allen wohlwollend klingenden Abrechnungskonzepten immer auch Arbeit und Aufwand. Wer noch kein Business hat, das er zukünftig online oder ortsunabhängig betreiben kann, wird sich schwer tun, kurzfristig Kunden und Partner zu akquirieren, mit denen man langfristig und loyal zusammenarbeiten kann.

Handwerk unterwegs

Es scheint, als wären nur die Marketing- und Onlineberufe prädestiniert, zum Überwintern in den Süden aufzubrechen. Doch auch handwerklich begabte Menschen können im Ausland Arbeit mit Überwintern in der Sonne kombinieren: über Gelegenheitsjobs, partiell da auszuhelfen wo gerade Personalmangel herrscht, wie Ernte oder Renovierungsarbeiten. Selbstständige Handwerksmeister akquirieren und übernehmen alternativ bereits im Vorfeld feste Aufträge und erarbeiten sich so zum heimischen Schlechtwetterloch einen zufriedenen Kundenkreis im Süden. Und wieder andere generieren Einnahmen mit Kunsthandwerk, Massagedienstleistungen, Feuertanz oder Straßenmusik, um sich das Überwintern zu finanzieren.

Schattiges Office unter Korkeichen

Vorbereitungen und Vorfreude

Exklusive Strandtage im Winter

Wohnmobil und Hund – tolle Kombi!

Überwintern und Golfspiel ebenso!

Start, Ziel und Dauer

Überwintern ist ein sehr dehnbarer Begriff, und somit definiert auch jeder »dem Winter entfliehen« anders. Für die einen beginnt der Winter schon mit den letzten warmen Spätsommertagen im September. Sich abzeichnende kürzere und kühlere Tage verursachen erste Fluchtgedanken. Andere möchten unbedingt noch zu Hause die Adventszeit mit Lichter- und Weihnachtsmarktatmosphäre genießen. Der Verzicht auf Lebkuchen und Glühwein, gebrannte Mandeln und Dominosteine ist für sie ein absolutes No-Go.