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Wohnmobil fahren bedeutet Freiheit und Flexibilität, draußen sein und mobil sein. Doch wie fühlt es sich an, das erste Mal mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein? Welches Campingmobil ist überhaupt das richtige für Sie und Ihre (Urlaubs)Ansprüche? Was muss mit auf die Reise, was kann getrost zu Hause bleiben? Wie planen Sie Ihren Urlaub mit eigenem Bett und Kühlschrank? Fragen Sie einfach echte Wohnmobilprofis – oder lesen Sie dieses Handbuch.
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Seitenzahl: 176
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Ostseefeeling in Lettland
Petra Lupp, Martin Klug
Ausstattungsvarianten – Erste-Hilfe-Technik –Tourenvorbereitung
VORWORT
Caravaning ist so populär wie nie
Das Wohnmobil-Handbuch
1 REISEPHILOSOPHIE
Vor dem Kauf: Die W-Fragen
Campingplätze, Wohnmobil-Stellplätze und das Freistehen
Individuelles und organisiertes Reisen
2 WOHNMOBILMODELLE
Fahrzeugtypen
Gewichtsklassen
Die Wohnung
Platzangebot
Preis / Leistung – Kauf oder Miete?
3 TECHNIK UND ZUBEHÖR RUND UMS WOHNMOBIL
Basiswissen für Wohnmobilisten
Gas
Strom
Wasser, Abwasser und Entsorgung
Küche
Sanitäreinrichtungen
Heizung und Klimaanlage
Fernsehen
Internet und Navigation
Nützliches Zubehör
4 REISEPLANUNG UND VORBEREITUNG
Versicherungen
Camping- und Stellplatzführer
Reservierungen
Visum
Mobil unterwegs ohne Wohnmobil
Richtig packen und beladen
Routenplanung
5 WÄHREND DER REISE
Fahren
Auf dem Stellplatz
Übernachten
Sicherheit
Arbeiten und Leben im Wohnmobil
Überwintern und Langzeitaufenthalte
Wintercamping
6 TOURENVORSCHLÄGE
Wo soll es hingehen?
Schwarzwald
Deutsche Ostseeküste
Südschweden
7 NACH DER REISE
Abstellmöglichkeiten
Das Wohnmobil winterfest machen
8 ANHANG
Nützliche Adressen
REGISTER
PS.
IMPRESSUM
Vjosa-Schleife in Albanien
Freiheit, Natur, Unabhängigkeit – mit diesen Schlagworten wirbt der Caravaning Industrie Verband e. V. für Caravaning. Nicht ohne Grund, sind dies doch die Kernelemente, die diese Urlaubsform ausmachen. Einerseits bietet ein Reisemobil die Freiheit, jederzeit flexibel und spontan zu verreisen, dort Halt zu machen, wo es einem gefällt, und bei schlechtem Wetter einfach weiterzufahren. Andererseits eröffnet es die Möglichkeit, in der Natur zu sein, den Lärm und die Hektik der Stadt hinter sich zu lassen. Dabei sind Caravaning-Enthusiasten stets unabhängig – von Check-in-Zeiten, vorgegebenen Essenszeiten und dem immer gleichen Unterhaltungsprogramm.
Reisemobilisten sind ihr eigener Herr, gestalten ihre Freizeit individuell. Die Vorzüge dieser Art des Reisens sind echte Evergreens, denn sie begeistern Menschen seit nunmehr über 60 Jahren. Damals unternahmen die Caravaning-Pioniere mit dem VW Bulli die ersten großen Touren. Mittlerweile sind immer mehr Deutsche der Faszination Caravaning erlegen. Die Neuzulassungszahlen von Reisemobilen steigen seit Jahren und erreichten 2017 einen neuen Höchststand. Gleiches gilt für den Gesamtbestand an Fahrzeugen. Nie war Caravaning populärer, wie wir erfreut feststellen dürfen.
Dazu tragen auch die attraktiven Reiseziele bei, die mit einem Freizeitfahrzeug erreichbar sind. Europa hat viel zu bieten: raue Natur und Abgeschiedenheit im Norden, malerische Weinberge und Schlösser in der Mitte, atemberaubende Strände und viel Sonne im Süden und überall dazwischen pulsierende Städte mit Kultur und mondänem Flair. Ich wünsche den vielen begeisterten Reisemobilisten beim Erkunden und Erleben dieser traumhaften Destinationen viel Freude.
Ihnen, lieber Leser, wünsche ich eine spannende und informative Lektüre dieses Buches und viele hilfreiche Erkenntnisse, die den Urlaub mit dem Reisemobil noch schöner machen.
Allzeit gute Fahrt!
Ihr Hermann Pfaff
Präsident Caravaning Industrie Verband e. V.
Hermann Pfaff
Wohnmobilreisen liegen voll im Trend. Vom erlebnisorientierten Kurztrip über die erholsame Urlaubsreise am Meer bis hin zur Langzeitreise durch attraktive Länder: Das flexible Reisen mit dem Wohnmobil begeistert viele aktive und reiseaffine Menschen. Sie reisen allein, zu zweit, mit der Familie, mit Hund oder Katze, sie nutzen das Gefährt für Sport, Kultur, zum Leben und Arbeiten oder zum Entspannen.
Die Reiseziele sind dabei so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Ob sie die Mitternachtssonne am Nordkap erleben wollen, lieber Rad fahren an der Mosel, Kultur in Italien genießen, einen Strandurlaub in Kroatien verbringen oder in den Alpen klettern möchten, Motorradfahren in Albanien oder Lagerfeuerromantik in der Wüste Marokkos bevorzugen – allen gemeinsam ist der Wunsch nach persönlicher Freiheit und Flexibilität, Unabhängigkeit und Mobilität.
Doch wie ist es, die ersten Male mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein? Soll ich mieten oder kaufen? Was brauche ich wirklich, welche Wünsche und Vorstellungen habe ich und wie kann ich mir diese optimal erfüllen? Stichworte wie Freistehen oder doch lieber Campingplatz, Reservierung, Verhalten auf dem Stellplatz, Visum, richtig packen und beladen – hier geben wir auf alle Fragen reiseerprobte Antworten.
Petra Lupp
Martin Klug
Dieses »Wohnmobil für Einsteiger«-Buch zeigt auf 160 Seiten und in übersichtlich strukturierten Kapiteln allen Neugierigen und Einsteigern, wie vielfältig das Fahrzeug- und Zubehörangebot ist und wie wunderbar sich das entspannte Reisen mit eigenem Bett und Kühlschrank anfühlt.
Das nötige Basiswissen wird hier verständlich vermittelt, Erläuterungen zu Technik und Zubehör geben Einblicke in die wichtigsten Grundbegriffe und Ausstattungen. Wertvolle Tipps zur Reise- und Routenplanung und authentische Informationen zu den Themen »Arbeiten und Leben im Wohnmobil« sowie »Überwintern und Langzeitaufenthalte« bereichern dieses Einsteiger-Buch direkt aus unserem aktiven Wohnmobilleben. Sofort nachzufahrende Tourenvorschläge motivieren, schnell zu packen und auf die Piste zu gehen. Fahren, übernachten, abstellen, winterfest machen – hier steht drin, was zu beachten ist.
Mit Fachwissen und Augenzwinkern locken wir Autoren mit unserer langjährigen Reise- und Wohnmobilerfahrung in eine faszinierende Welt des genussvollen und ereignisreichen Camper-Lebens.
Unser Motto, das hoffentlich auch bald Ihres ist: Lebensträume jetzt erfüllen!
Viel Spaß beim Inspirierenlassen, einen gelungenen Einstieg und allzeit gute Fahrt mit Ihrem persönlichen Wohnmobiltraum wünschen
Petra Lupp und Martin Klug
Campingplatz in Sidi Ifni, Marokko
Zielgruppen für Wohnmobilreisen
Wenn Sie dieses Buch als »Neueinsteiger« in den Händen halten, ist Ihr Interesse am Wohnmobilfahren bereits geweckt. Herzlichen Glückwunsch! Der erste wichtige Schritt ist damit bereits getan. Das Fahren selbst wird Ihnen nach anfänglicher Gewöhnung an die Ausmaße und etwas Fahrpraxis wenige Probleme bereiten. Damit jedoch aus dem neu entflammten Wohnmobilinteresse auch ein Fahr-, Reise- und Urlaubsvergnügen wird, sind zuvor einige grundlegende Kaufabwägungen von nachhaltigem Vorteil.
Wohnmobil ist dabei jedoch nicht gleich Wohnmobil. Was banal klingt, wird bei genauerem Blick auf die Typen- und Modellvielfalt sehr schnell deutlich: Die Auswahl an verschiedensten Wohnmobilen hinsichtlich Größe, Raumaufteilung, Ausstattung und Motorisierung ist riesig. Wie soll sich der Einsteiger hier nur zurechtfinden? Die gut gemeinten Ratschläge von Freunden und Bekannten mit Wohnmobilerfahrung sind sicher eine wertvolle Orientierungshilfe, können zu Beginn vielleicht aber auch zu noch größerer Verunsicherung beitragen. Deshalb: Stellen Sie sich anfangs die 5 W-Fragen:
Versuchen Sie, diese Fragen möglichst aufrichtig zu beantworten und – genauso wichtig – mit den Einstellungen und Erwartungen Ihrer Mitreisenden abzugleichen. Denn je höher der Übereinstimmungsgrad aller Antworten ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, die richtige Auswahl zu treffen.
Ein entscheidendes Kriterium ist die Anzahl der Personen und Tiere, die auf künftigen Reisen die mobile Unterkunft bewohnen sollen. Werden Sie das Wohnmobil überwiegend alleine nutzen, als Paar, als Klein- oder Großfamilie, mit oder ohne Haustiere?
Machen Sie sich die unterschiedlichen Bedürfnisse an Frei- und Stauräumen bewusst, die jeder für sich beansprucht. Denken Sie dabei nicht nur an Schönwetterzeiten, sondern auch an Situationen, die es bei ungünstigen Klimabedingungen zu überbrücken gilt. Bei durchschnittlichen Innenräumen von lediglich 8–18 Quadratmetern sollte sich die Wohnmobilgröße am oberen Rand orientieren, vor allem, wenn eine maximale Belegung und Beladung des Fahrzeugs nicht der Ausnahmezustand, sondern der Regelfall werden sollen.
Für viele Wohnmobil-Einsteiger ist es eine neue Erfahrung, sich auf engstem Raum zu arrangieren und miteinander auszukommen. Selbst langjährig vertraute Paare entdecken plötzlich unbekannte Verhaltensweisen an sich und ihren Partnern, die es zu verarbeiten und einvernehmlich zu akzeptieren gilt.
Wohnmobilfahrer schätzen insbesondere auch die Möglichkeit, ihre Haustiere unkompliziert mit auf Reisen nehmen zu können. Hunde erfreuen sich dabei besonders großer Beliebtheit und so ist es nur konsequent, den geliebten Vierbeinern einen Stammplatz zuzuweisen, der bei der Raumaufteilung mit berücksichtigt sein will.
Der nächste Filter, den Sie setzen, ist die Frage, wann Sie das Wohnmobil einsetzen möchten. Was sind Ihre Wünsche und Träume, die Sie mit Kauf oder Miete eines Wohnmobils in Verbindung bringen? Während beim gemieteten Wohnmobil die falsche Wahl zwar verkraftbar (wenn auch ärgerlich) ist, so hat diese Überlegung beim Kauf eine langfristige und daher größere Bedeutung. Gehen Sie deshalb bitte die folgenden Punkte durch:
Ist das künftige Wohnmobil ein zusätzliches Fahrzeug? Soll es auch im Alltag genutzt werden? Wird es Ihr einziges Fahrzeug sein? Vor allem, wenn die letzte Frage zutrifft, scheiden größere Wohnmobile in der Regel aus. Zu empfehlen sind dann Kastenwagen und Pick-up – oder Sie entscheiden sich für einen Caravan (Wohnwagen) als Anhänger zum PKW. Aber selbst wenn die Wohnmobil-Einkaufsfahrt in die Innenstadt mit Parkplatzsuche erfolgreich ist, sollte die Frage vorab geklärt sein, wie die jetzigen Ansprüche an die Mobilität sind und wie sie sich in den nächsten Jahren verändern könnten.
Wie oft können Sie das Wohnmobil nutzen? Ist es ausschließlich Urlaubsfahrzeug? Der Kauf stellt natürlich eine nicht unbedeutende Investition dar. Wer einen Betrag ab etwa 50 000 Euro aufwärts in ein neues Wohnmobil investiert, sollte auch ausreichend Gelegenheit haben, es zu nutzen. Ansonsten könnte auch bei mehrfachen Reisen das gemietete Mobil die günstigere Alternative sein.
Das Haustier darf mit.
Bei begrenztem Urlaubsanspruch muss man oft vorausschauend planen und möchte sich vielleicht gar nicht ausschließlich auf das Reisen mit dem Wohnmobil beschränken. Familien mit schulpflichtigen Kindern sind auf Ferienzeiten angewiesen, sodass sich in der übrigen Zeit eventuell kaum Verwendung für ein Wohnmobil findet. Freiberufler und Selbstständige können dagegen flexibler agieren und das Wohnmobil vielleicht sogar als mobiles Büro nutzen. Durch die Digitalisierung der modernen Arbeitswelt können schließlich immer mehr Personen von unterwegs arbeiten. Rentner sind die Zielgruppe, die das Wohnmobil oft am intensivsten nutzt, und – wenn man von jüngeren Familien in Elternzeit und Berufstätigen in Auszeitphasen wie Sabbaticals absieht – wohl auch am langfristigsten.
Reisen mit Kindern
Sonnenaufgang in Griechenland
Sind Sie in der glücklichen Situation, das Wohnmobil bei Nichtbenutzung auf Ihrem Grundstück abstellen zu können? Oder gibt es zumindest in Ihrem Wohnumfeld ausreichend öffentlichen Parkraum? Insbesondere in Städten sind verfügbare Parkflächen eingeschränkt, sodass man bei wochen- und monatelangem Parken eines großen Wohnmobils nicht immer nur mit freundlich gesinnten Menschen in Kontakt kommt. Bedenken Sie diesen Punkt also gut.
Parken im öffentlichen Raum
Die Antworten auf die Frage nach dem Wohin sind ebenfalls ausschlaggebend für die Auswahl der Wohnmobilart. Versuchen Sie, Ihre realisierbaren Reisepläne für die Zukunft zu umreißen. Auch wenn Sie heute noch nicht präzise wissen, welche Regionen und Länder Sie in einigen Jahren bereisen möchten, werden sich Ihre grundsätzlichen Präferenzen für das Reisen wahrscheinlich nicht so einschneidend ändern.
Welche Art von Reisen planen Sie? Sind es eher Kurztrips in benachbarte Städte und Regionen, mehrwöchige Urlaubsreisen zu sonnigen Campingplätzen oder monatelange Auszeiten in fernen Destinationen? Oder ein Mix aus allem? Je nachdem schließen sich zahlreiche weitere Fragen an, z. B. hinsichtlich Zuladungskapazität, technischer Ausstattung und Zubehör sowie Motorisierung.
Typenvielfalt v. l.: Alkoven, Kastenwagen, Teilintegrierter
Beachten Sie bitte bei diesen Überlegungen, dass sich Ihre Reisevorlieben im Zeitverlauf auch ändern können. In welchem Lebensabschnitt befinden Sie sich aktuell und in den nächsten Jahren? Und wie sieht es bei den Mitreisenden aus? Beispielsweise haben heute noch leicht zu motivierende Kinder schon morgen als pubertierende Jugendliche andere Interessen als die wohnmobilbegeisterten Eltern. Dann kann das Fahrzeug schneller als gedacht überdimensioniert sein. Oder statt Stockbetten für die Kinder wären von Anfang an doch ein Hubbett, die umbaubare Sitzecke oder ein Vorzelt die richtige Wahl gewesen.
Welche Reiseziele schweben Ihnen primär vor? Wenn Sie z. B. ein Fan nördlicher Länder sind, werden Sie naheliegenderweise Aspekte wie Isolierung, (Fußboden-)Heizung und einen großzügigen Innenraum bei Ihrer Kaufabwägung einbeziehen. Freunde südlicher, heißer Regionen werden dagegen eher Wert auf Klimaanlage, Markise und ausreichend Lademöglichkeiten für Sport- und Freizeitausrüstung legen.
Ein letzter Punktekatalog richtet sich an das Wie: Wie sind Ihre Ansprüche an das Reisen im Wohnmobil?
In welchem Umfang sind Sie bereit, im Wohnmobil auf den gewohnten heimischen Wohnkomfort zu verzichten? Halten Sie sich als Beispiel Ihre Schlafgewohnheiten vor Augen: Wenn Sie zu Hause ein großflächiges Boxspringbett schätzen, werden Sie mit den Verhältnissen in einem Alkoven, Hubbett, Querbett oder in Einzelbetten zumindest Eingewöhnungsschwierigkeiten haben. Gleiches gilt sinngemäß für Bad, Toilette, Küche und Wohnzimmer.
Im Wohnmobil braucht Komfort in erster Linie ein Mehr an Fläche und Gewicht. Wer sich hier einschränken kann und will, profitiert andererseits von Vorteilen wie beispielsweise Wendigkeit, Parkmöglichkeiten und günstigeren Preisen bei mautpflichtigen Straßen und Fähren. Zu beachten ist auch die benötigte Führerscheinklasse. Ob das Fahrzeug nun weniger oder mehr als 3,5 Tonnen hat oder gleich ein »Schwergewicht« mit über 7,49 Tonnen wird, kann ein signifikanter Kaufaspekt sein.
Eine Variante von vielen: Alkoven
Parzellierte Plätze auf dem Campingplatz
Um es ganz deutlich zu sagen: Die große Bandbreite an Wohnmobiltypen und -ausstattungen ermöglicht durchaus, auch im Wohnmobil einen gewissen Luxus sicherzustellen. Ob Queen-Size-Bett, Raumbad, Backofen und Geschirrspülmaschine oder Flachbildfernseher in Schlaf- und Wohnzimmer – fast alles ist möglich und das individuelle Budget ist nur ein (wenn auch wesentlicher) Teilaspekt Ihrer Entscheidung zugunsten eines ganz bestimmten Wohnmobils. Viel ausschlaggebender wird auf lange Sicht sein, wie Sie reisen möchten und was Ihnen unterwegs wirklich wichtig ist. Dies zu beantworten ist für den Einsteiger äußerst schwierig, da sich viele Einstellungen zwangsläufig erst mit zunehmender Wohnmobilerfahrung verfestigen. Versuchen Sie daher nicht, auf Anhieb das Rundum-Sorglos-Paket zu konfigurieren. Wichtiger ist, bei Ihrem ersten Wohnmobil einen in der Summe hohen Grad an Zufriedenheit zu erreichen, damit Ihnen das Vergnügen am Wohnmobilfahren erhalten bleibt und sich die Vorfreude auf das nachfolgende Wohnmobil steigert.
Innenansicht Kastenwagen
Wie werden Sie überwiegend reisen? Ist Ihnen das autarke Freistehen in abgelegenen Regionen wichtig, das Fahren abseits befestigter Straßen in naturbelassenen Destinationen? Oder bevorzugen Sie das organisierte Miteinander in Gruppenreisen auf parzellierten Campingplätzen? Sind Sie der aktive Städte- und Kulturentdecker, der spontan am Wochenende aufbricht und sich die überwiegende Zeit außerhalb des Wohnmobils aufhält? Oder vielleicht eher der saisonale Liebhaber von vorreservierten Stammplätzen am Mittelmeer, der den Großteil seiner Freizeit im Wohnmobil und auf der zugehörigen Grünfläche verbringt? Und schließlich: Wie möchten Sie mobil sein, wenn Ihr Wohnmobil geparkt ist? Welcher fahrbare Untersatz soll es dann sein?
Sich über all diese Punkte Klarheit zu verschaffen, führt zu der Entscheidung für verschiedenste Ausstattungsmerkmale: Anhängerkupplung, Heckträger, Solarenergie, Klimaanlage, Markise, zweite Bordbatterie, Wechselrichter, größere Tanks für Kraftstoff und Wasser/Abwasser, Hubstützen, Allradantrieb – dies sind nur einige von zahlreichen Optionen, die zur Auswahl stehen.
Wenn Sie die vorhergehenden vier Fragenblöcke für sich abgearbeitet haben, werden Sie – bei aller Euphorie für das neue Hobby – wahrscheinlich spätestens beim Gesamtpreis Ihres Wunschmobils das erste Mal ins Grübeln kommen. Die Anschaffungskosten sind bei Neukäufen erheblich und können vom Grundpreis in der Basisausstattung, ähnlich wie beim PKW, sehr schnell ansteigen. An dieser Stelle werden Sie sich dann mit einer der zentralsten Fragen konfrontiert sehen: der nach dem Preis! Es ist wichtig, dabei mit realistischen Obergrenzen zu operieren, damit Wunsch und Wirklichkeit möglichst nah beieinanderliegen. Wieviel Budget steht Ihnen maximal zur Verfügung? Planen Sie dabei bitte immer eine Reserve für zeitnahe Zubehör-Anschaffungen und die ersten Reisen nach dem eigentlichen Wohnmobilkauf mit ein.
Kostenlos frei stehen in der Natur
Muss es ein Neuwagen sein oder profitiere ich mehr von einem rabattierten Vorführoder Messefahrzeug?
Steht ein Modellwechsel an, der mir einen Preisvorteil verschafft?
Welche Finanzierungsmöglichkeiten bestehen?
Kann es auch ein älteres Gebrauchtfahrzeug sein?
Ist ein Mietfahrzeug nicht die bessere Wahl, wenn ich noch unsicher bin, ob mir das Reisen mit dem Wohnmobil dauerhaft zusagt?
Wenn Sie sich jetzt als Einsteiger nach all diesen Fragen wundern, ob dieses Buch mehr zur Verunsicherung denn zum Verständnis beiträgt, dann glauben Sie uns: Der Start ist tatsächlich leichter als man anfänglich vermutet. Nutzen Sie die Zeit von der Kaufabsicht bis zum -abschluss zu einem regen Informationsaustausch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Lassen Sie sich vor allem Zeit! Lesen Sie Fachzeitschriften und recherchieren Sie im Internet. Besuchen Sie Messen und Händler und sprechen Sie mit aktiven Wohnmobilisten. Auch wenn die Auskünfte stark persönlich gefärbt und vielleicht auch widersprüchlich sein mögen, Ihr Wissen um die Thematik Wohnmobil wird dabei immer mehr vertieft und erleichtert es Ihnen dadurch, bei der Auswahl Ihres Fahrzeugs letztendlich die richtige Entscheidung zu treffen.
Eingerichtet auf dem Campingplatz
Mit dem Kauf eines Wohnmobils verbinden viele Nutzer das Gefühl von Mobilität und Freiheit. Das liegt natürlich an der Möglichkeit, Fahrstrecken und Übernachtungen vollkommen frei wählen zu können. Während die einen eher den Aspekt des »Wohnmobils« nutzen, also den direkten Weg zum gewünschten Reiseziel und den teils mehrwöchigen Aufenthalt am selben Ort bevorzugen, fahren die anderen mit ihrem »Reisemobil« lieber großräumig durch Regionen und Länder und halten sich nur für eine oder wenige Übernachtungen an einer Stelle auf.
Mehrheitlich kommen drei Aufenthaltsund Übernachtungsarten in Betracht, die gegensätzlicher nicht sein könnten und andererseits in allen denkbaren Kombinationen realisiert werden: Campingplätze, ausgewiesene Wohnmobil-Stellplätze und das sogenannte »Freistehen«. Alle Formen dieses Wohnmobil-Erlebens haben ihre Stärken und Schwächen und entziehen sich daher einer objektiven Wertung. Vielmehr hängt das Pro und Contra von individuellen Prioritäten und lokalen Gegebenheiten ab. In den nachstehenden Ausführungen werden die grundlegenden Typologien identifizierbar und Charakteristika unterscheidbar gemacht.
Ein Campingplatz bietet in jeder Hinsicht viel Gesprächsstoff: Für die überzeugten Campingplatznutzer ist er der Inbegriff von Erholung und Entertainment, von Vertrautheit und Versorgung, von Freunden und Familie.
Viele Wohnmobilisten reisen als Stammgäste Jahr für Jahr an den gleichen Platz, den sie einstmals entdeckt und ins Herz geschlossen haben. Man kennt ihn mit all seinen Einrichtungen, die Umgebung mit Ausflugs- und Einkehrmöglichkeiten, die Betreiber und andere Stammgäste. Oft stimmt man sich untereinander ab und bucht zu immer gleichen Zeiten, um Bekanntschaften zu pflegen, die sich im Verlauf der Jahre zu Freundschaften entwickelt haben. Wenn möglich, wird vor der Abreise dieselbe, weil liebgewonnene Parzelle für das kommende Urlaubsjahr verbindlich reserviert. Der Gedanke, an einem »zweiten Zuhause« willkommen zu sein, um dort die wichtigsten Wochen des Jahres zu verbringen, ist für viele Camper auch ein Gefühl, das Vorfreude auslöst und eine Gewissheit, die die Urlaubszeit erst wirklich perfekt macht.
Stammgäste wissen, was sie erwartet, sie kennen alle Pluspunkte »ihres« Platzes. Die Erfahrungen um die Verhältnisse vor Ort vermitteln Vertrautheit und geben Sicherheit in vielerlei Hinsicht:
Anreise: Der Platz ist fest reserviert, der Anfahrtsweg kalkulierbar und oft schon aus früheren Urlaubsreisen bekannt.
Versorgung: Vieles ist bereits vorhanden; wenn etwas fehlt, gibt es Ersatz vor Ort.
Platzinfrastruktur: Auch wenn fast jedes Wohnmobil Küche und Bad an Bord hat – viele Reisende legen großen Wert auf Sanitäreinrichtungen und Restaurants am Platz.
Platzregeln: Wenn viele auf kleinem Raum zusammenleben, braucht man Regeln für das Miteinander.
Sprache: Wer im Ausland die nationale Sprache nicht oder nur eingeschränkt versteht, kann auf die Hilfe der Platzbetreiber oder seiner Nachbarn setzen.
Unterhaltung: Große Campingplätze bieten vielfältige Programme an, vom Themenabend über Tanz und Shows bis zu organisierten Ausflügen.
Medizinische Versorgung: Im Fall der Fälle sind Informationen zu (im Ausland teilweise Deutsch sprechenden) Ärzten und Krankenhäusern griffbereit.
Kosten: Die Urlaubskasse ist exakter planbar, da die Einzelpreise über den gesamten Zeitraum kalkulierbar sind.
Sicherheit: Viele Campingplätze werden von Sicherheitspersonal bewacht; das subjektiv empfundene Diebstahl- und Einbruchsrisiko ist geringer.
Eine andere Gruppe von Wohnmobilisten sieht den Nutzen ihres Fahrzeugs vorrangig in der Möglichkeit, von einem Ort zum anderen zu reisen. Dies schließt den ein- oder mehrtägigen Aufenthalt auf einem Stell- oder Campingplatz aber natürlich nicht aus. Im Vordergrund steht jedoch nicht das stationäre Genießen des Wohnmobils, sondern das Durchreisen einer Region.
Der Radius hängt von der verfügbaren Zeit und den persönlichen Präferenzen unterwegs ab. Einige erkunden wochenlang und ausgiebig eine Region wie beispielsweise den Schwarzwald, während andere in der gleichen Zeit ganze Länder durchkreuzen. Für die einen steht das umfassende Besichtigen sämtlicher kultureller Sehenswürdigkeiten an erster Stelle, für die anderen das Fahrerlebnis mit gelegentlichen Unterbrechungen für kulinarische Genüsse und Shopping.
Was beide Gruppen verbindet, ist die Vorliebe für Flexibilität bei Zeit und Ort. Wo ich heute ankommen und übernachten will, entscheide ich kurzfristig. Wenn es mir an einem Platz gefällt, schlage ich dort mein Zelt auf – pardon, stelle ich mein Wohnmobil ab. Aber bitte mit Infrastruktur! Von der Basisversorgung auf einem einfachen Stellplatz bis zum Komplettangebot auf Deluxe-Wohnmobilstellplätzen, von kostenlosen bis zu kostenintensiven Übernachtungen: Die Standortwahl ist mal geplant, mal spontan, die endgültige Entscheidung abhängig von den Angeboten vor Ort. Unterm Strich jedoch, und das ist der gemeinsame Nenner, ist ein gewisses Maß an »Umfriedung« regelmäßig erwünscht.
Ohne Reservierung gelingt das vor allem in der Hochsaison eher auf reinen Stellplätzen, da diese auf den kurzfristigen Wohnmobilverkehr ausgerichtet sind. Je nach Land mag das noch gut funktionieren, wenn eine mehr oder weniger flächendeckende Anzahl von Wohnmobil-Stellplätzen vorhanden ist. Wo das nicht der Fall ist, sind Campingplätze die (einzig verbleibende) Alternative. Deshalb sind viele der Wohnmobilfahrer, für die das Reisen im Fokus steht, oftmals auch nur kurzzeitig auf Wohnmobil-Stellplätzen anzufinden – und auf Campingplätzen häufiger die Gäste, die spät an- und früh abreisen.
Praktisch und funktional – der Wohnmobil-Stellplatz
Als Einsteiger können Sie diese Reisespezies an der Fülle von Stellplatz- und Campingführern identifizieren, die sie mit sich führen. Wenn Sie selbst diesbezüglich noch nicht ausreichend versorgt sind, ergreifen Sie die Chance und sprechen Sie Ihre Platznachbarn an! Eine authentischere und aktuellere Informationsquelle werden Sie in Ihrem Umkreis kaum finden. Und wenn Sie zusätzlich noch vor der Entscheidung stehen, welche Stellplatz-App und welches Navigationssystem für Ihre eigenen Reisebedürfnisse geeignet sein könnten, bekommen Sie dann ebenfalls Erfahrungen aus erster Hand.
Die dritte Gruppe ist schließlich die der Freisteher. Freisteher? Das sind die Wohnmobilisten, die den unentgeltlichen Aufenthalt inklusive Übernachtung in freier Natur aus eigenbestimmten Beweggründen bevorzugen. Und das auf Grundlage durchaus nachvollziehbarer Überlegungen: Ein Wohnmobil ist per se autark, zumindest für eine bestimmte Zeit. Dusche, WC, Küche, Bett und Sitzgelegenheiten sind ebenso mit an Bord wie Zweirad, Sportausrüstung, Internet und Lieblingslektüre. Wozu also einen Wohnmobilplatz aufsuchen und dafür Geld ausgeben, wenn man eigentlich nichts braucht?
Die Gründe für das Freistehen sind so individuell wie vielfältig: