Abgelegene Sterne: 4 Science Fiction Romane - Alfred Bekker - E-Book

Abgelegene Sterne: 4 Science Fiction Romane E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: Die Kolonie der Yroa Eine unendlich weite Welt Die abgelegene Sternenstadt Die Androiden-Chronik Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps, unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Alfred Bekker

Abgelegene Sterne: 4 Science Fiction Romane

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Inhaltsverzeichnis

Abgelegene Sterne: 4 Science Fiction Romane

Copyright

Chronik der Sternenkrieger 39 - Die Kolonie der Yroa

Chronik der Sternenkrieger 39: Die Kolonie der Yroa

Copyright

Die Hauptpersonen der Serie:

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Chronik der Sternenkrieger

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

About the Author

About the Publisher

Chronik der Sternenkrieger 40: Eine unendlich weite Welt (Alfred Bekker's Chronik der Sternenkrieger, #40)

Eine unendlich weite Welt

Copyright

Die Hauptpersonen der Serie:

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

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Chronik der STERNENKRIEGER

Übersicht über die Serie “Chronik der STERNENKRIEGER”

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About the Author

About the Publisher

Die abgelegene Sternenstadt

Die Androiden-Chronik

Abgelegene Sterne: 4 Science Fiction Romane

von Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Romane:

Die Kolonie der Yroa

Eine unendlich weite Welt

Die abgelegene Sternenstadt

Die Androiden-Chronik

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps, unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Chronik der Sternenkrieger 39 - Die Kolonie der Yroa

von Alfred Bekker

Chronik der Sternenkrieger 39 - Die Kolonie der Yroa

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2018.

Table of Contents

UPDATE ME

Chronik der Sternenkrieger 39: Die Kolonie der Yroa

von Alfred Bekker

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten.

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps, unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Die Hauptpersonen der Serie:

Captain Rena Sunfrost - Kommandantin der STERNENKRIEGER.

Commander Van Doren - Erster Offizier der STERNENKRIEGER

Lieutenant Commander Robert Ukasi - Taktikoffizier und Zweiter Offizier.

Lieutenant Wiley Riggs - Ortungsoffizier

Lieutenant Erixon - Chefingenieur der STERNENKRIEGER

Corporal Raggie S. Terrifor - der genetisch optimierte Corporal kommandiert die Space Marines Truppe an Bord.

Lieutenant Susan Jamalkerim - Kommunikationsoffizierin.

Lieutenant John Taranos - Rudergänger.

Fähnrich Al-Katibi - Zweiter Rudergänger.

Bruder Guillermo - eigentlich Guillermo Benford, gehört dem Wissenschaftlerorden der Olvanorer an.

Dr. Ash Trent - Schiffsarzt.

Lieutenant Paul Mandagor - ein Geschützoffizier der STERNENKRIEGER und Real Martian, das heißt ein umweltangepasster Nachfahre der ersten irdischen Marssiedler.

Lieutenant Naderw - Jäger-Pilot.

Yakuf Bogdan - Shuttle-Pilot

Bell, Jones und Söderbäck - drei Space Marines an Bord der Sternenkrieger.

Captain Barus - Kommandant des Schwesterschiffs der STERNENKRIEGER.

Commander McKee - Erste Offizierin unter Captain Barus.

Lieutenant Commander Webber J. Davidson - Taktikoffizier.

Lieutenant James Teluvion - Ortungsoffizier

Lieutenant Guofeng Smith - Kommunikationsoffizier.

Die Canyaj - eine anorganische Spezies.

Die Yyroa - humanoide, PSI-begabte Spezies.

Fairoglan und Shafor - Die Sucher und Kundschafter der Yyroa-Koalition.

Admiral Ned Nainovel - Kommandant der LEVIATHAN und derzeit Wächter an der Wurmloch-Porta.

Raphael Wong - gerade vom Commander zum Captain des Zerstörers ODYSSEUS ernannter Ex-I.O. der STERNENKRIEGER.

Commander David Kronstein - Erster Offizier der ODYSSEUS.

Dr. Patricia Mangoli - gehört zum medizinischen Team an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Master Sergeant J. L. Gerard - Space Marine an Bord der ODYSSEUS.

Private T.J. Kells - Space Marine an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Private A. Laroche - Space Marine an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Lieutenant Messina - Shuttle-Pilotin der ODYSSEUS LANDER 5

Commander Jorian Kelly - Taktikoffizier des Zerstörers ODYSSEUS, umweltangepasster Supererden-Zwerg von dem irdischen Kolonialplaneten Maldena 22b

Lieutenant Brett C. Zimmer - genetisch optimierter Rudergänger der ODYSSEUS, ehemals in der Raumflotte der Genetiker-Föderation der Drei Systeme. Das “C” in seinem Namen steht für Calculator, da sein Hirn im Hinblick auf besondere mathematische Fähigkeiten hin genetisch optimiert wurde.

Lieutenant Evan Ludvik Danielsson - Ortungsoffizier der ODYSSEUS.

Fähnrich D. Y. Bayle - zeitweilig Kommunikationsoffizier der ODYSSEUS

Lieutenant Commander S. D. Carver - Leitender Ingenieur der ODYSSEUS.

Professor Yasuhiro John Hermann Wolfgang von Schlichten - ein genialer Wissenschaftler.

Yngvar “Mac” MacKenzie - Linguist und Kryptologe.

Das Kind William - umgibt ein Geheimnis.

Commodore H.I. Nasomo - Befehlshaber der THORS HAMMER, einem Schlachtschiff der Dreadnought-Klasse.

Admiral Raimondo - die graue Eminenz des Space Army Corps und der Humanen Welten.

1

Die Kugelsphäre von Kala-Dar hatte einen Durchmesser von 2 AE, was dem Doppelten der Distanz Erde-Sonne entsprach. Das Licht des Sterns im Zentrum dieser Sphäre brauchte acht Minuten, um sein Licht bis zur Innenfläche der Kugelsphäre zu schicken.

Es handelte sich um einen gelben Zwergstern der Spektralklasse G. Und die Zivilisation, die das Innere der Kugelsphäre besiedelte, nutzte die Energie dieser Sonne zu einem beneidenswert hohen Prozentsatz aus.

Genug Energie für Milliarden Jahre und Billionen Individuen.

Die STERNENKRIEGER war nach den jüngsten Gefechten mit der Canyaj-Flotte nur noch ein manövrierunfähiges Wrack, das von einem Yroa-Raumschiff im Schlepp eines Traktorstrahls geführt wurde.

Das gewaltige Schott, das sich vor den beiden Raumschiffen auf der Oberfläche der Kugelsphäre geöffnet hatte, war im Verlauf der letzten Stunden immer größer geworden. Es hatte jetzt Ausmaße, die dem Erddurchmesser entsprochen hätten. Das Licht des Zentralgestirns im Inneren drang in einem gleißenden Lichterschein hinaus ins All.

Ansonsten war die Kugelsphäre der Yroa-Kolonie von Kala-Dar nämlich so gut wie unsichtbar. Nur im Infrarotbereich strahlte sie Energie ab.

Auf der Brücke der STERNENKRIEGER verfolgte man gespannt die weiteren Geschehnisse.

“Ich frage mich, warum die für uns ein so großes Schott öffnen”, sagte Captain Rena Sunfrost. Sie hatte sich in den Sitz des Captains niedergelassen und die Beine übereinandergeschlagen.

“Wer sagt, dass Sie das für uns tun?”, meinte Commander Steven Van Doren. Der erste Offizier der STERNENKRIEGER fasste sich mit einer nachdenklich wirkenden Geste kurz an den rötlichen Bart und sah auf die Anzeigen seiner Konsole.

“Haben Sie eine Theorie, I.O.?”, fragte Sunfrost.

Van Doren hob die Schultern.

“Es könnte eine Art kosmisches Leuchtfeuer sein”, glaubte er.

“Sie meinen, die Öffnung des Schotts findet gar nicht unseretwegen statt?”, fragte Sunfrost.

Van Doren sagte: “Auf jeden Fall bedeutet die Öffnung eines so großen Schotts eine Helligkeitsschwankung dieses Objekts, die man über große Distanzen messen kann.”

“Allerdings würde dieses Lichtsignal unter Umständen erst in Jahrtausenden seinen Bestimmungsort erreichen, da es sich ja nur mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt”, mischte sich jetzt Bruder Guillermo ein. Der Mönch aus dem Wissenschaftler-Orden der Olvanorer ließ seine Finger durch ein Sensorfeld seiner Konsole gleiten und erschuf damit eine Drei-D-Projektion, die er für verschiedene Berechnungen verwendete. “Es wäre ein ... sehr langsames Kommunikationsmittel”, setzte er dann noch hinzu. Sein Gesicht wirkte sehr nachdenklich. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet.

Van Doren sagte: “Haben wir nicht von Einstein gelernt, dass alles relativ ist.”

“Sicher”, gab Bruder Guillermo zu, der allerdings im Augenblick deutlich stärker von den Feinheiten seiner Projektion gefesselt war als von Van Dorens Anmerkungen.

“Wir wissen nicht, welches Verhältnis die Yroa zurzeit haben. Vielleicht spielt es für sie keine Rolle, wenn ein Signal so lange unterwegs ist, um sein Ziel zu erreichen.”

“In einem Punkt haben Sie Recht, Steven”, gab Bruder Guillermo zurück. “Für die Einschleusung der STERNENKRIEGER und des Yroa-Schiffs, in dessen Schlepp wir uns befinden, hätte eine kleinere Öffnung der Außenhaut der Kugelsphäre ausgereicht.”

“Und was wäre Ihre Theorie dazu, Bruder Guillermo?”, wollte Sunfrost wissen.

Die Augen des Olvanorer-Mönchs wurden schmal. Er hob bedauernd die Schultern.

“Ich fürchte, es ist schlicht und ergreifend noch zu früh, um irgendeine Theorie dazu aufstellen zu können.”

“Die Ortung zeigt einige sich schnell bewegende Objekte an, die aus dem Inneren der Kugelsphäre förmlich herausschießen”, meldete Riggs. Der Ortungsoffizier der STERNENKRIEGER nahm ein paar modifizierende Schaltungen an seiner Konsole vor. Auf einem der Nebenbildschirme wurde eines der Objekte herangezoomt. >ANALYSE-ALGORITHMUS WIRD ANGEWANDT<, meldete eine Schriftanzeige in der linken Ecke des Schirms.

Gleichzeitig wurde durch eine Fortschrittsanzeige deutlich gemacht, wie lange der Vorgang wohl noch dauern würde. “Es handelt sich um Sonden”, stellte Riggs schließlich fest. “Sie sind sehr klein - und sie bestehen aus Nano-Partikeln von sehr charakteristischer Struktur.”

“Können Sie irgendetwas zur Funktion dieser Sonden sagen, Lieutenant?”, fragte Sunfrost.

“Negativ, Captain. Es handelt sich nicht um Mechanismen im herkömmlichen Sinn, darum lassen sich da keine Rückschlüsse ziehen.”

“Im Prinzip könnten Sie sogar zum Angriff fähig sein”, glaubte Van Doren.

“Um wie viele Objekte handelt es sich?”, fragte Sunfrost.

“Es werden immer mehr”, meldete Riggs. “Im Moment sind es einige zehntausend, aber die Anzahl steigt rapide.”

“Auch hier stellt sich die Frage, ob das wirklich etwas mit unserer Ankunft zu tun hat”, meinte Bruder Guillermo. “So sehr ich mir wünschen würde, dass man uns einen gebührenden Empfang bereitet, aber ich fürchte, so wichtig sind wir für die Bewohner von Kala-Dar nicht.”

“Das vermute ich auch”, meinte Sunfrost.

“Mehrere der Sonden nähern sich der STERNENKRIEGER”, meldete Riggs.

“Wir empfange ihre Kommunikationssignale”, sagte Jamalkerim. “Leider sind sie für unsere Systeme nicht decodierbar.”

“Dann können wir davon ausgehen, dass diese Kommunikation auch nicht an uns gerichtet ist”, stellte Van Doren fest. “Es wird sich um interne Botschaften handeln.”

“Kontakt mit der Außenhülle unseres Schiffs durch etwa ein Dutzend Sonden in wenigen Sekunden!”, meldete Riggs.

“Ich fürchte, wir haben keinerlei Handlungsoptionen”, sagte Ukasi. “Von Abwehrmaßnahmen mal ganz zu schweigen.”

“Das Schiff unserer Yroa-Retter wird ebenfalls von den Sonden heimgesucht”, stellte Van Doren fest, nachdem er sich die entsprechenden Ortungsanzeigen auf seine Konsole geholt hatte.

“Also können wir davon ausgehen, dass das Ganze Teil einer Sicherheitsüberprüfung vor der Passage des Schotts ist”, vermutete Sunfrost.

“Dieser Schluss liegt in der Tat nahe”, stimmte Van Doren zu.

“Dann verhalten wir uns wohl am besten vollkommen passiv, I.O.”, fügte Sunfrost hinzu.

“Sonden haben Kontakt mit unserer Außenhülle”, meldete Riggs. “Und sie dringen durch!”

In diesem Augenblick erschien eine der Sonden auf der Brücke der STERNENKRIEGER, indem sie einfach durch die Außenwand drang. Die Nano-Teilchen, aus denen sie bestand, setzten sich kurz nach dem Durchgang durch die Schiffswand wieder zusammen. Selbst die dichteste Wand war für Nano-Partikel in erster Linie nichts weiter als freier Raum. Freier Raum, der zwischen Atomen und Molekülen klaffte und den man problemlos durchdringen konnte, wenn man nicht zu groß war oder eine Ladung besaß, die eine solche Passage problematisch werden lassen konnte.

Die Sonde schwebte durch den Raum. Sie blieb zunächst unmittelbar vor Rudergänger John Taranos in der Luft stehen.

Etwa auf Augenhöhe.

Taranos schien sich im Moment nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen, was man durchaus nachvollziehen konnte.

Aber es gab ihm Augenblick wohl keinerlei Möglichkeiten für die STERNENKRIEGER-Crew, in das Geschehen auf irgendeine Weise einzugreifen.

Das Interesse der Sonde an Rudergänger Lieutenant John Taranos dauerte kaum eine Minute, dann wandte sie sich zuerst Robert Ukasi zu.

Eine weitere Sonde durchdrang jetzt die Außenwand und schwebte eine Weile vor Captain Sunfrost.

“Jamalkerim”, murmelte sie.

“Ja, Captain?”

“Geben Sie eine Meldung an die Mannschaft, dass gegen die Sonden kein Widerstand geleistet werden soll - gleich welcher Art der auch immer sein mag!”

“Aye, aye!”

Die Sonde schwebte jetzt zu Bruder Guillermo. Ich kann nur hoffen, dass seine sprichwörtliche Olvanorer-Empathie auch in Bezug diese Dinger wirkt, ging es Sunfrost durch den Kopf. Was natürlich voraussetzen würde, dass diese Sonden autonom agierende künstliche Intelligenzen sind ...

Jamalkerim gab ihre Meldung über alle Kom-Kanäle an das gesamte Schiff.

“Diese Dinger emittieren sehr schwache Subraum-Signale, mit denen sie offenbar untereinander in Kontakt stehen und ihr Vorgehen koordinieren”, stellte Riggs fest. “Und ich gehe des Weiteren davon aus, dass sie uns ortungstechnisch abtasten.”

“Ein Sicherheits-Check”, meinte Ukasi. “Wenn ich es in dieser Kugelsphäre zu sagen hätte, würde ich auch so etwas für alle anordnen, die von außen hereinkommen.”

“Und was ist mit dem Rest der Sonden?”, hakte Van Doren nach. Nachdem auch er von einem der Objekte mehrfach umkreist worden war, bevor es schließlich nahezu regungslos vor ihm in Augenhöhe schwebte.

Ukasi aktivierte eine Projektionen. Es handelte sich um ein Analyse-Tool, das eigentlich dazu gedacht war, feindliche Flottenbewegungen auf die zu Grunde liegende Taktik hin zu untersuchen.

Die Positionen der Sonden waren in dieser Projektion deutlich zu sehen - ebenso wie jene der STERNENKRIEGER und des Yroa-Raumschiffs.

“Sie bilden ein gleichmäßiges Gitternetz”, stellte Ukasi fest. “Daher steht für mich fest, dass wir nicht die Einzigen sind, denen diese Maßnahme gilt.”

“Aber hier ist sonst niemand in der Nähe”, widersprach Riggs. “Soweit unsere Ortungssysteme dies erfassen können, nähert sich kein weiteres Raumschiff gegenwärtig der Kugelsphäre. Wie ein Zentrum des interstellaren Raumhandels, in dem es rund geht wie in einem Bienenstock, sieht das nicht gerade aus.”

“Was auch nicht ins Bild passen würde”, erklärte Bruder Guillermo. “Die Kolonien der Yroa geben sich normalerweise sehr viel Mühe, verborgen zu bleiben.”

“Umso erstaunlicher bleibt die Öffnung eines so großen Schotts”, schloss Sunfrost.

“Möglicherweise sind diese Sonden in der Lage, auch Subraum-Signale zu verarbeiten”, sagte Bruder Guillermo nun. “Sollte das der Fall sein, wären sie vielleicht dazu fähig, auch Schiffe zu orten, die sich noch im Zwischenraum-Kontinuum befinden.”

“Wir müssten dazu Sandström-Sonden in den Zwischenraum schießen”, meinte Van Doren. “Aber dieser fortgeschrittenen Zivilisation kann man in dieser Hinsicht ganz sicher mehr zutrauen.”

“Das heißt, die anderen Besucher kommen erst noch”, stellte Rena Sunfrost fest.

“Anzunehmen”, sagte Van Doren.

“Dann können wir eigentlich nur hoffen, dass das keine Flotte von Canyaj-Schiffen ist, die uns bis hierher verfolgt hat!”, warf Robert Ukasi ein.

2

“Es ist deine Schuld!”, dröhnte Shafors Stimme. Der breit gebaute Yroa brüllte seinen vergleichsweise schmächtigen Klonzweitling geradezu an. Das graublaue Gesicht veränderte leicht die Färbung. Es wurde zuerst blasser und bekam dann einen deutlich Stich ins Rötliche. Unterlegt waren Shafors Worte mit intensiven telepathischen Botschaften und Gedanken, die ganz bewusst möglichst bedrängend wirken sollten.

So war Shafor immer vorgegangen, wenn er seinem Klonzweitling Fairoglan gegenüber seinen Willen durchsetzen wollte.

“Du versuchst mal wieder die Tatsache auszunutzen, dass meine telepathische Begabung schwächer ist als deine”, stellte Fairoglan fest. Er ließ einen Schalensitz in der Mitte der Zentrale des Yroa-Schiffs entstehen, um sich zu setzen. Eine Sicherheitsmaßnahme. Schließlich wollte er seinem Klonzweitling nicht den Triumph gönnen, ihn mit einem einzigen Gedanken womöglich so sehr zu bedrängen, dass er im wahrsten Sinn des Wortes das Gleichgewicht verlor, weil ihm schwindelig wurde.

So etwas war in der Vergangenheit schon vorgekommen.

Aber Fairoglan hatte sich vorgenommen, dass nun eine neue Zeit angebrochen war. Eine Zeit, in der er nicht mehr gewillt war, sich von seinem Klonzweitling alles bieten zu lassen.

Dass Shafor das nicht gefiel, war schon daran zu erkennen, dass er seine Gedanken jetzt sprachlich formulierte. Offenbar hielt er das für notwendig, um Fairoglan deutlich zu machen, wo dessen Grenzen lagen.

Höflichkeit oder Entgegenkommen gegenüber dem telepathisch unbegabteren Fairoglan war das jedenfalls auf gar keinen Fall.

Da war Fairoglan sicher.

“Du bist schuld!”, wiederholte Shafor nun. “Du bist schuld, dass die alten Feinde uns bis hierher verfolgt haben.”

“Sie wären uns auch so gefolgt”, stellte Fairoglan fest.

“Nein, dafür gibt es keinerlei Indizien!” Und nur in Gedanken setzte Shafor noch hinzu: Die Canyaj wollen irgendetwas von den Fremden. Den Menschen. Was es auch immer sein mag, es muss ihnen viel wert sein. Und es ist ihnen offenbar auch gleichgültig, dass sie sich im Konflikt mit einer Yroa-Kolonie nur blutige Nasen holen können!

“Wenn du so optimistisch bist, was den Ausgang dieses Konflikts angeht, dann verstehe ich nicht, weshalb du jetzt noch immer so ein Aufhebens darum machst”, sagte Fairoglan.

Wir hätten sie nicht retten dürfen!

“Aber wie du selbst zugegeben musst, sind alle daraus eventuell resultierenden Probleme lösbar, Shafor. Davon abgesehen ist unserer Feindschaft zu den Canyaj so uralt, dass sie wahrscheinlich gar keinen Grund brauchen, um uns anzugreifen. Auch das solltest du bedenken.”

In diesem Augenblick blinkte eine Warnmeldung auf - und zwar in allerschönsten dreidimensionalen Yroa-Zeichen.

Schriftzeichen! So was Primitives!, dröhnten Shafors Gedanken daraufhin auf eine unangenehme Weise in Fairoglans Kopf. Wie ich so etwas hasse ...

Unangenehm, aber erträglich waren diese Gedanken für Fairoglan inzwischen. Und in einem sehr tief verborgenen Winkel seines Bewusstseins gestattete es sich Fairoglan inzwischen sogar, sich über die mentalen Wutausbrüche seines Klonzweitlings lustig zu machen.

Ein guter Anfang, dachte Fairoglan zufrieden.

Allerdings beschäftigte ihn nun zunächst die Alarmmeldung.

Mit einer Handbewegung und einem Gedankenimpuls veränderte er die Projektion. Dutzende von Canyaj-Schiffen materialisierten nun. Sie kehrten aus dem anderen Kontinuum ins Normaluniversum zurück. Die Art und Weise, wie sie sich gruppierten, war typisch für ihre Kampfformation.

In der Vergangenheit hatten auch Fairoglan und Shafor bereits einige unerfreuliche Begegnungen mit Angehörigen dieser anorganischen Spezies gehabt. Gerüchten zufolge stammten sie aus einem anderen Universum - und es waren Yroa gewesen, die sie von dort mitgebracht und ihnen den Zugang zu diesem Universum eröffnet hatten.

Aber das waren mythische Erzählungen, deren Wahrheitsgehalt sich wahrscheinlich nicht mehr überprüfen ließ.

Zu lange lag dieses Ereignis bereits zurück, sofern es überhaupt stattgefunden hatte. Zu lange, selbst an den Maßstäben der Yroa gemessen.

Auf der Projektion war nun zu sehen, dass die Canyaj vom Verteidigungsnetz der Kolonie Kala-Dar bereits erwartet wurden.

Es war ein Netz aus Sonden, die sich über ein großes Raumareal hinweg in einem dreidimensionalen Gitternetz positioniert hatten.

In gewisser Weise ähnelte dieses Gitternetz der atomaren Struktur eines Kristalls.

Es gab jedenfalls für die Canyaj-Schiffe durch dieses Netz kein Durchkommen, davon war Fairoglan zutiefst überzeugt.

Dabei ließen die aus zusammengeballten Nano-Partikeln bestehenden Sonden natürlich eigentlich mehr als genug Raum zwischen sich, um jedes Objekt jeder beliebigen Größe passieren zu lassen. Die Sonden waren meistens kaum größer als ein Daumennagel. Die größten hatten etwa die Größe einer Yroa-Hand.

Und selbst dann, wenn es eine ungeschlachte Menschen-Pranke gewesen wäre - sie waren vergleichsweise winzig.

Winzig und unberechenbar.

Keine zentrale Befehlseinheit steuerte sie, kein Oberkommando gab Befehle. Es gab eine übergeordnete Direktive, mehr nicht. Der Nano-Schwarm bestand aus winzigen Einheiten, die autonom zu agieren vermochten und dabei immer der Direktive folgten.

Ein so dezentral aufgebautes Verteidigungsnetz war schwer zu überwinden.

Und die Canyaj wussten, was sie erwartete.

Dass sie es trotzdem versuchten, machte deutlich, wie wichtig ihnen das war, was sie bei den Menschen zu finden hofften.

Sunfrost und die anderen werden mir einiges zu erklären haben, dachte Fairoglan.

“Und du glaubst wirklich, dass dir diese mentalen Schwächlinge irgendetwas erklären werden?”, dröhnte jetzt Shafors höhnisch klingende Stimme durch den Raum.

Und die Woge von entsprechenden Gedanken, die im selben Moment über Fairoglans Bewusstsein hereinbrach, war auch alles andere als ein mentaler Hochgenuss für Fairoglan.

Fairoglan versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

In Anwesenheit eines mächtigen Telepathen war das nicht ganz einfach. Der Schlüssel zur Beherrschung einer Situation ist die Selbstbeherrschung, dachte Fairoglan. Und magst du mir auch ansonsten in jeder anderen Hinsicht überlegen sein - was das betrifft, bist du es zweifellos nicht!

3

Die ersten Canyaj-Schiffe näherten sich und drangen in den Bereich ein, der vom Nano-Verteidigungsnetz der Kolonie Kala-Dar eingenommen wurde.

Energiestrahlen zuckten und trafen den ersten Eindringling gleich von mehreren Seiten.

Während man auf der Brücke der STERNENKRIEGER vergeblich zu analysieren versuchte, was für eine Art von Energiestrahlen da jetzt gerade genau verwendet wurde und wo die gewaltigen Energiemengen überhaupt herkamen, die von den vergleichsweise winzigen Yroa-Sonden ausgingen, waren bereits mehrere der angreifenden Schiffe vernichtet.

Den nachfolgenden erging es nicht besser.

Der Energiebeschuss der Yroa-Sonden machte sie entweder manövrierunfähig oder ließ sie explodieren.

Die Canyaj stoppten daraufhin ihren Anflug. Sie sammelten sich neu, formierten sich.

Einige Einheiten waren darüber hinaus damit beschäftigt, manövrierunfähige Schiffe abzuschleppen.

Unterdessen hatte die STERNENKRIEGER beinahe das große Schott erreicht. Nach wie vor befand sich das Schiff im Schlepp der Traktorstrahlen, mit deren Hilfe Fairoglans Schiff sie der Kugelsphäre näher brachte. Gleißendes Licht aus dem Inneren der Kugelsphäre schien jetzt auf die Oberfläche der STERNENKRIEGER.

Ein Temperaturanstieg wurde auf allen Decks verzeichnet, was kein Wunder war, denn erstens arbeiteten die Systeme zur Klimatisierung nicht mehr einwandfrei und zweitens entsprach die Sonneneinstrahlung ungefähr dem, was man im Orbit der Erde abbekommen konnte.

Im Inneren der Kugelsphäre herrschte ewiger Tag.

“Sieht ganz so aus, als hätten wir es bald geschafft”, sagte John Taranos.

Seit die STERNENKRIEGER manövrierunfähig war, hatte Taranos als Rudergänger im Grunde nichts mehr zu tun, außer die Kontrollen zu überwachen. Diese passive Rolle gefiel ihm ganz und gar nicht, denn er war mit Leib und Seele Raumpilot.

Auf der Brücke der STERNENKRIEGER herrschte eine angespannte Stimmung.

Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass dieser Kampf schon zu Ende ist, dachte Sunfrost. Eine andere Frage ist, warum sie so hartnäckig sind - die Canyaj. Es musste irgendeinen Faktor geben, der bis jetzt noch nicht bedacht worden war, so war Sunfrost überzeugt. Das Gefühl, etwas Wesentliches übersehen zu haben, machte sie nervös. Ihr Erster Offizier Van Doren beugte sich über seine Konsole. Seinem angespannten Gesicht sah Sunfrost an, dass ihn ähnliche Gedanken heimsuchten.

Ortungsoffizier Riggs meldete sich nun zu Wort.

“Captain, ich orte eine sehr starke Subraum-Vibration. Ich denke, in Kürze wird ein gewaltiges Objekt aus dem Zwischenraum oder einem anderen Kontinuum im Normaluniversum materialisieren!”

“Was könnte das für ein Objekt sein?”, fragte Sunfrost.

Riggs sagte: “Da bin ich überfragt. Ich weiß nur eins: Die Größe übersteigt alles, was wir uns an Raumschiffen vorzustellen vermögen.”

“Na, dann können wir uns ja auf eine Attraktion gefasst machen”, meinte Van Doren.

Riggs meldete: “Objekt materialisiert! Es ist ein ... Raumschiff!” Der Ortungsoffizier macht eine Pause, bevor er das das Wort Raumschiff aussprach. So, als glaubte er, dass es irgendwie unpassend klang. “Ein Raumschiff, so groß wie ein Asteroid.”

“Und zweifellos handelt es sich um ein Yroa-Schiff, denn die technischen Signaturen ähneln sehr jenen, die Fairoglans Schiff aufweist”, erklärte Bruder Guillermo.

“Immerhin wissen wir dann, dass das große Schott wohl tatsächlich nicht unseretwegen geöffnet wurde”, stellte Sunfrost fest.

“Zumindest nicht unseretwegen allein”, gestand Robert Ukasi zu.

4

Die STERNENKRIEGER durchflog jetzt das große Schott und tauchte in das gleißende Sonnenlicht im Inneren ein. Die Ortung zeigte noch, dass die Canyaj-Schiffe sich wohl endgültig zurückzogen. An dem gewaltigen, asteroidengroßen Raumschiff, das soeben materialisiert war, hatten die Anorganischen offensichtlich überhaupt kein Interesse. Oder sie ahnten, dass sie gegen dieses Riesenschiff keinerlei Chancen hatten.

Jedenfalls beschleunigten die Canyaj-Schiffe.

Es war anzunehmen, dass die Ersten von ihnen in Kürze in den Zwischenraum wechselten.

Das riesenhafte Yroa-Schiff hingegen näherte sich mit einer schier unglaublichen Geschwindigkeit dem großen Schott.

John Taranos errechnete die Wahrscheinlichkeit einer Kollision bei Beibehaltung des gegenwärtigen Kurses.

“Wir werden zwangsläufig mit dem Riesending kollidieren”, war er überzeugt.

“Nein, nicht zwangsläufig”, widersprach Bruder Guillermo.

“Die Gesetze der Physik werden aber doch auch vom Orden der Olvanorer anerkannt, oder?”, fragte Taranos.

“Wir sind ein Orden von Wissenschaftler”, erinnerte Bruder Guillermo den Rudergänger. “Aber wir sollten auch nicht die erstaunlichen Möglichkeiten vergessen, zu denen die Yroa offenbar technisch in der Lage sind. Und wenn man die bisherigen Bewegungen des Schiffs bedenkt, dass uns gerade abschleppt, dann bin ich sehr zuversichtlich ...”

“Haben Sie eine Idee, was das für ein Schiff ist?”, fragte Sunfrost an den Olvanorer gewandt.

Dieser hob die Augenbrauen. “Da das Schott sogar noch größere Raumfahrzeuge ins Innere der Kugelsphäre lassen würde, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es das Einzige seiner Art sein sollte.”

Inzwischen war die STERNENKRIEGER von dem Schiff der beiden Klonzweitlinge Shafor und Fairoglan bereits ein ganzes Stück ins Innere der Kugelsphäre gezogen worden und hatte dabei erheblich an Geschwindigkeit verloren.

Was das Gigantenschiff anging, das ihnen durch das große Schott gefolgt war, so erfüllte sich sehr schnell Bruder Guillermos Prognose. Das Riesenschiff bremste auf eine Weise ab, die angesichts der gewaltigen Masse dieses Raumschiffs unmöglich erschien, es sei denn, man nahm an, dass die Yroa über eine Antriebs- und Antigrav-Technik verfügten, die bislang nicht einmal im Ansatz verstanden worden war. Und darüber hinaus mussten Andruckabsorber von einer ungewöhnlich hohen Leistungskraft vorhanden sein. Andernfalls hätte die Besatzung derartige Flug- und Bremsmanöver nicht überleben können.

“Ich nehme an, dass es sich um ein Transportschiff handelt”, sagte Bruder Guillermo schließlich.

“Ich dachte, die Yroa neigen dazu, sich zu verbergen”, meinte Sunfrost. “Wie passt dazu ein so ausgedehnter Handel?”

“Ja, das ist auf den ersten Blick ein Widerspruch”, gab Bruder Guillermo zu. “Aber ich nehme an, dass dieses Schiff vermutlich von einer anderen Yroa-Kolonie stammt.”

“Sie meinen, sie tauschen vornehmlich untereinander Waren aus?”

“Ich kann leider nicht feststellen, was sich an Bord befindet”, meinte Riggs. “Unsere ortungstechnischen Möglichkeiten sind dafür zu begrenzt.”

“Die Möglichkeit, dass es sich bei diesem Riesenschiff um ein militärisches Objekt handelt, scheint hier niemand in Betracht zu ziehen”, mischte sich Robert Ukasi ein.

“Sie werden zugeben müssen, dass das eher passive Verhalten dieses Objekts, wie Sie es nennen, während der Auseinandersetzung mit den Canyaj nicht gerade dafür spricht, dass dies zutrifft”, sagte Sunfrost.

Das Gigantenschiff schwebte nun nahe an der STERNENKRIEGER vorbei.

“Der Größenunterschied ist so gewaltig, dass sich der Gravitationseinfluss dieses Objekts in einer messbaren Bahnabweichung der STERNENKRIEGER bemerkbar macht”, stellte John Taranos fest. Der Rudergänger der STERNENKRIEGER ließ eine Projektion entstehen, die seine Aussage zu bestätigen schien.

Das Gigantenschiff entfernte sich nun und steuerte auf eine Art Raumstation zu, die inmitten der Kugelsphäre schwebte. Sie war sicher einige hundert Kilometer von der Innenfläche der Kugelsphäre entfernt.

Diese Innenfläche wiederum bot einen wahrhaft fantastischen Anblick.

Riggs zoomte Bilder davon heran.

Bilder eines schier unendlich großen, auf der Innenseite dieser gigantischen Kugel gelegenen Landes. Es gab Städte, Flüsse, Seen und eine ungezählte Menge an fliegenden Vehikeln, die die großen Gebäudeansammlungen umschwirrten wie Bienen ihr Nest. Dazwischen gab es allerdings auch ausgedehnte Areale die parkähnlich wirkten und in denen Pflanzenbewuchs dominierte.

Wieder andere Gebiete, manche so groß wie irdische Kontinente, schienen noch überhaupt nicht kultiviert worden zu sein.

Es gab dort weder Pflanzenbewuchs noch irgendwelche Spuren von Besiedlung.

Lieutenant Ricks zoomte einige faszinierende Ansichten der Yroa-Kolonie auf dem Hauptbildschirm heran.

Van Doren sagte: “So ähnlich könnte man sich wohl ein fortschrittliches, technologisch hochstehendes Utopia vorstellen.”

“Auf jeden Fall ist hier Platz genug”, meinte Robert Ukasi. “Überbevölkerung dürfte wohl kaum zu den Problemen dieser Welt gehören. Hier dürften schätzungsweise mehrere Billionen Individuen Platz genug zum Leben haben.”

Unterdessen hatte sich das große Schott vollständig geschlossen. Dies ist eine Welt für sich, dachte Sunfrost. W er hier lebt, dem kann der Rest des Universums tatsächlich egal sein.

Das Raumschiff von Fairoglan und Shafor flog nun einen Ort an, der wie ein Raumhafen aussah. Die STERNENKRIEGER befand sich noch immer unter dem Einfluss des Traktorstrahls.

“Captain, ich hatte bisher angenommen, dass wir vielleicht in einer Art Raumdock repariert werden”, sagte Rudergänger John Taranos. “Aber nach allem, was ich hier beobachten kann, scheint es üblich zu sein, dass auch große Raumschiffe tatsächlich landen!”

“Ich kann diese Beobachtung nur bestätigen”, meldete Riggs.

Die STERNENKRIEGER war durchaus darauf ausgelegt, auf einer Planetenoberfläche - oder in diesem Fall der Innenseite einer Kugelsphäre - landen zu können. Es gab dazu ausfahrbare Landekufen, spezielle Antigrav-Projektoren, die im Gegensatz zu früheren Kreuzer-Modellen des Space Army Corps eine Landung einfach machten.

Das Problem blieb der große Energieaufwand beim Start von der Oberfläche. Selbst unter Einsatz von Antigrav-Feldern blieb der sehr hoch, sodass eine Landung des Sondereinsatzkreuzers tunlichst vermieden und stattdessen die Landefähren benutzt wurden.

In diesem Fall gab es noch ein zusätzliches Problem.

“Captain, ich sage es ungern, aber zwei der ausfahrbaren Kufen und einer der Antigrav-Projektoren sind nach dem Gefecht mit den Canyaj im Eimer und nicht einsetzbar. Fehleranalyse läuft noch. Kann sein, dass der Antigrav-Projektor doch noch auf das System reagiert, wenn wir Glück haben, aber es ist, glaube ich, keine gute Idee, sich darauf zu verlassen.”

“Lieutenant Jamalkerim”, sagte Sunfrost.

“Ja, Captain?”

“Ich brauche eine Verbindung zum Yroa-Schiff.”

“Aye, aye, Captain.”

“Möglicherweise haben unsere Retter dafür ja eine Lösung”, lautete Van Dorens Kommentar.

Wenig später kam die Verbindung zum Yroa-Schiff zustande.

Sunfrost schilderte in knappen Worten das Problem. “Wir gehen davon aus, dass eine Landung auf flacher Oberfläche im Moment nicht möglich ist und es unmöglich wäre, die STERNENKRIEGER in eine stabile Lage zu bringen.”

“Ihr Schiff wird von Formenergie-Feldern gehalten werden”, erklärte Fairoglan, ohne dass in seinem graublauen Gesicht dabei irgendeine Regung zu erkennen gewesen wäre. “Glauben Sie mir, Captain Sunfrost, die sind sicher. Und die Lage des Schiffs wird genauso stabil sein wie die von jemandem, der sich in ein Sitzmöbel aus Formenergie fallen lässt.”

“Dann bin ich ja beruhigt”, sagte Sunfrost.

Sie wandte sich an Lieutenant Taranos. “Konnte Fairoglan Ihre Befürchtungen zerstreuen?”

“Voll und ganz”, sagte Taranos. “Es gibt keinen Grund, der fortgeschrittenen Technologie der Yroa nicht zu vertrauen.”

Dann wäre dieses Problem also geklärt, dachte Sunfrost.

Das Gesicht von Fairoglan verschwand wieder vom Hauptschirm auf der Brücke der STERNENKRIEGER.

John Taranos sagte: “Eine Landung, ohne dass ich eingreifen muss! Ehrlich gesagt kann ich nicht sagen, dass mir das gefällt - zumal die STERNENKRIEGER eigentlich nicht dafür ausgelegt ist, auf einer Planetenoberfläche zu landen!”

“Sie vergessen, dass das keine Planetenoberfläche ist”, sagte Sunfrost.

“Physikalisch dürfte das in diesem Fall keinen Unterschied machen”, meinte John Taranos.

Bruder Guillermo sagte: “Sie sollten den technischen Möglichkeiten und unserem Gastgeber vertrauen, John.”

Taranos drehte sich in seinem Schalensitz herum und hob die Augenbrauen. “Ob wir hier wirklich Gäste oder eher Gefangene sind, muss ich erst noch rausstellen”, sagte er.

Ein Ruck ging jetzt durch die STERNENKRIEGER.

Der Einfluss der Gravitation machte sich nun bemerkbar, die auf der Innenfläche der Kugelsphäre herrschte.

Beide Schiffe setzten sanft auf der Landefläche auf.

Susan Jamalkerim meldete: “Captain, wir bekommen eine Nachricht vom Yroa-Schiff.”

5

Auf dem Hauptbildschirm der STERNENKRIEGER erschien das Gesicht von Fairoglan.

“Wir haben unser Ziel erreicht”, sagte er. Dabei benutzte er die Standardsprache der Humanen Welten.

Telepathische Fähigkeiten sind beim Erlernen einer Sprache sicher sehr praktisch, dachte Sunfrost.

“Was geschieht jetzt, Fairoglan?”, fragte Sunfrost.

“Ich schlage ein Treffen vor, Captain. Ich denke nämlich, dass der Aufenthalt der Besatzung hier in der Kugelsphäre von Kala-Dar etwas länger dauern wird. Ich nehme außerdem an, dass Sie Wert darauf legen, dass Ihr Schiff wieder instand gesetzt und in einen flugfähigen Zustand versetzt wird. Auch darüber sollten wir uns unterhalten und natürlich über die Regeln, an die sich Ihre Besatzung während Ihres Aufenthaltes in der Kugelsphäre zu halten hat.”

“Ja, das klingt vernünftig”, sagte Sunfrost.

“Es freut mich, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind.”

“Wo und wann treffen wir uns?”

Ich würde mich ungern in Anwesenheit seines Klonzweitlings mit ihm treffen, dachte Sunfrost. Die Augen des Yroa verengten sich ein wenig. Seine Mimik blieb fast unbewegt und doch hatte Sunfrost in diesem Augenblick das Gefühl, sehr genau zu wissen, dass er genau dasselbe dachte wie sie. Auch er wollte offenbar ein Treffen in Anwesenheit seines übermächtigen Klonzweitlings vermeiden.

Wir sind wohl beide zu anfällig für Shafors telepathische Manipulationen, überlegte Sunfrost.

“Wir treffen uns auf neutralem Boden zwischen den Schiffen”, kündigte Fairoglan an. “Nur wir beide.”

“Ich würde gerne einen Begleiter mitbringen”, sagte Sunfrost.

“Weil Sie mir misstrauen?”

“Sie sind telepathisch begabt, ich nicht.”

“Das ist korrekt.”

“Deswegen brauche ich einen Begleiter, der nötigenfalls sicherstellt, dass ich nicht manipuliert werde.”

“Sie wissen, dass das unmöglich ist. Davon abgesehen versichere ich Ihnen, dass meine Begabung vermutlich zu schwach ist, um selbst eine mental so minderbegabte Spezies wie die Ihre effektiv und auf Dauer manipulieren zu können.”

“Diesen Eindruck hatte ich bei unserer ersten Begegnung nicht.”

Fairoglan schien zunächst etwas unschlüssig darüber, wie er auf diese Bemerkung reagieren sollte. Auf seiner bis dahin vollkommen glatten Stirn erschien eine Falte, die Sunfrost bis dahin dort nicht bemerkt hatte. Er wog den Kopf etwas nach rechts. Die Muskeln oberhalb seiner Augen bewegten sich. Wenn er Augenbrauen gehabt hätte, so hätten sie sich in diesem Moment zweifellos gehoben. Bei dem, was er nun sagte, benutzte er seine eigene Sprache und ließ sie durch das Translatorsystem in der STERNENKRIEGER übertragen. “Ich nehme Ihre Bemerkung als Kompliment”, sagte Fairoglan. “Um ehrlich zu sein, bisher haben nicht viele über meine mentalen Eigenschaften so gesprochen wie Sie eben. Und auch wenn mir bewusst ist, dass Ihre Urteilskraft aufgrund Ihrer eigenen telepathischen Unbegabtheit kaum irgendeine Relevanz zukommt, erkenne ich doch die freundliche Absicht darin an. Bringen Sie also mit, wen immer Sie zu diesem Treffen mitbringen möchten.”

“Ich danke Ihnen”, gab Sunfrost zurück.

Die Verbindung wurde unterbrochen. Das Gesicht des Yroa verschwand von Hauptschirm auf der Brücke der STERNENKRIEGER.

Sunfrost wandte sich an Bruder Guillermo. “Normalerweise würde ich Sie jetzt mitnehmen ...”

“Normalerweise?”, echote der Olvanorer-Mönch.

“In diesem Fall lege ich weniger auf Ihre empathischen Fähigkeiten Wert als vielmehr darauf, dass jemand in meiner Nähe ist, der Extraterrestriern mit einem Maximum an Vorsicht gegenübertritt.” Sunfrost wandte sich in Richtung von Lieutenant Commander Robert Ukasi. “Ich dachte an Sie, Mister Ukasi.”

“Gegenüber irgendeiner telepathischen Beeinflussung bin ich auch machtlos, fürchte ich”, sagte Ukasi.

“Aber Sie würden sich bis auf das Äußerste dagegen wehren.”

“Worauf Sie sich verlassen können, Captain.”

Sunfrost sah Van Doren an. “Sie haben die Brücke, I.O...”

“Aye, aye, Captain.”

6

Sunfrost verließ die STERNENKRIEGER zusammen mit Ukasi durch eine der Außenschleusen des Raumschiffes.

Die Luft war nicht nur atembar, sondern nach irdischen Maßstäben auch ausgesprochen gut, das hatten die Messungen bereits ergeben. Der Sauerstoffgehalt war hoch, die Schadstoffbelastung gering. Irgendwelche schädlichen Keime hatten nicht festgestellt werden können.

Sunfrost nahm einen tiefen Atemzug und blickte dabei hinauf zum Himmel, an dem die gelbliche Sonne stand, die alles überstrahlte. Die Wärme dieses Zentralgestirns inmitten der Kugelsphäre war deutlich zu spüren. Robert Ukasi war ebenfalls überwältigt von dem Anblick, der sich ihnen bot.

Ein nicht enden wollender heller Himmel war erfüllt von Flugobjekten aller Art. Bizarre Gebäude, deren Architektur jegliche Naturgesetzen zu widersprechen schienen, reckten sich weit empor - ähnliche Konstruktionen, von denen man glauben konnte, dass sie jeden Moment in sich zusammenstürzen müssten, die aber auf eine geheimnisvolle Weise vom Einfluss der Schwerkraft befreit zu sein schienen. Das Hauptgebäude des Raumhafens fiel in diese Kategorie. Sunfrost bemerkte eine schwebende Plattformen in der Nähe des Hauptgebäudes, auf der Dutzende von Yroa standen und interessiert beobachteten, was es wohl mit dem fremden Schiff auf sich haben mochte, das gerade bei ihnen im Raumhafen gelandet war. Ihre Aufmerksamkeit gehörte dabei einzig und allein der STERNENKRIEGER. Für das Schiff von Fairoglan und Shafor hatten sie hingegen kaum einen Blick. Aber das war ja auch ein Yroa-Schiff und deshalb für sie auch nichts Ungewöhnliches. Nichts, was sie besonders hätten beachten müssen.

Fairoglan war inzwischen ebenfalls aus dem Schiff gekommen.

Wie hat er es nur geschafft, seinen Klonzweitling davon abzuhalten, ihn zu begleiten?, ging es Sunfrost durch den Kopf. Oder ist der massige Choleriker Shafor einfach desinteressiert an uns?

Ein Gedanke antwortete Sunfrost.

Genauso ist es!

Fairoglan näherte sich ihnen.

“Sie und Ihre Besatzung haben großes Glück gehabt, die Auseinandersetzung mit den Canyaj überlebt zu haben.”

“Ja, das sehen wir auch so” sagte Sunfrost. “Und wir wissen, dass wir Ihnen zu großem Dank verpflichtet sind.”

“Wäre es nach meinem Klonbruder Shafor gegangen, dann hätte ich Sie Ihrem Schicksal überlassen.”

“Dann können wir uns glücklich schätzen, dass Sie ihn überzeugen konnten”, sagte Sunfrost.

“Es war ...”

“... schwierig?”

“Sie sagen es.” Fairoglans Mund verzog sich ein wenig und Sunfrost hatte beinahe den Eindruck, ein Lächeln zu sehen. Natürlich war ihr bewusst, dass das täuschen konnte. Selbst bei körperlich sehr menschenähnlich wirkenden Extraterrestriern konnten sich einzelne Merkmale der Mimik in ihrer Bedeutung sehr stark unterscheiden.

“Wir sollten zur Sache kommen”, meinte Robert Ukasi. “Sie haben uns gerettet und ich nehme an, das Sie dafür eine Gegenleistung erwarten.”

“Was sicher nicht unbillig wäre, oder?”, entgegnete Fairoglan.

“Nein, absolut nicht.”

“Gut, dass wir uns in diesem Punkt einig sind.”

“Übrigens muss ich Ihnen ein Kompliment für die Taktik machen, die Sie im Kampf gegen die Canyaj angewendet haben.”

“Mister Ukasi ist unser Taktikoffizier”, erklärte Sunfrost. “Und ich kann Ihnen sagen, dass es nicht gerade leicht ist, seine Anerkennung auf diesem Gebiet zu erwerben.”

Fairoglan neigte leicht den Kopf. “Ich habe getan ... was notwendig war”, sagte er. “Und Sie sollten jetzt tun, was notwendig ist.”

“Was genau meinen Sie damit, Fairoglan?”, fragte Sunfrost.

Für einen Moment begegnete sie dem Blick des Yroa. Irgendwie rechnete sie eigentlich damit, dass er ihr Gedanken sandte. Aber das tat er nicht. Sein Blick blieb rätselhaft.

“Zunächst möchte ich Sie beide fragen, weshalb die Canyaj Sie verfolgt haben.”

“Wer sagt, dass sie uns verfolgt haben?”, fragte Sunfrost.

“Das glaubt mein Klonzweitling Shafor. Und wenn ich mir unsere Begegnung im System des Flare-Sterns nochmal vor Augen führe, dann kann ich eigentlich sagen, dass er vermutlich Recht hat.”

“Wir besitzen nichts, was für die Canyaj interessant sein könnte”, erklärte Sunfrost. “Vergessen Sie nicht, dass unser technischer Standard weit unter dem dieser anorganischen Spezies liegt. Unsere Raumschiffe sind nicht einmal ansatzweise vergleichbar manövrierfähig. Und wenn Sie uns nicht gerettet hätten, wären wir den überlegenen Waffensystemen unserer Gegner zum Opfer gefallen.”

“Eben daran zweifelt Shafor - und ich inzwischen auch.”

“Wir hätten uns nicht mehr lange halten können und waren zweifellos kurz davor, von den Canyaj vernichtet zu werden.”

“Es sah eher danach aus, als wollten die Canyaj Ihr Schiff entern”, widersprach Fairoglan. “Und wenn Sie ehrlich sind, dann haben Sie das auch erkannt.”

Einige Augenblicke herrschte Schweigen.

Hat er meine Gedanken gelesen? Oder Shafor? Vielleicht auch beide ... Sunfrost dachte angestrengt nach. Sie hatte bei dieser Begegnung mit Fairoglan bisher keinerlei telepathische Berührung gespürt. Aber das heißt vielleicht nicht, dass es diese Berührung nicht gegeben hat!, dachte Sunfrost. Vielleicht will er nicht, dass ich es bemerke ...

“Die Frage bleibt unbeantwortet”, sagte Fairoglan: “Was haben die Canyaj an Bord Ihres Schiffes gesucht?”

“Ich kann mir nichts vorstellen, was für die Canyaj von Wert gewesen sein könnte”, erwiderte Sunfrost.

“Sie sind eins von insgesamt drei Schiffen des Space Army Corps der Humanen Welten, die es in diese Region der Galaxis verschlagen hat. Sie können nicht zurück, weil das Wurmloch, das Ihnen die weite Reise aus Ihrem Heimatsektor erlaubte, inzwischen aus Ihnen unbekannten Gründen nicht passierbar ist. Nachdem Sie zunächst mit Ihrem Schwesterschiff, der SONNENWIND, auf die Suche nach dem Ursprung mysteriöser Lichtsonden gemacht haben, trennten Sie sich schließlich. Die SONNENWIND sollte sich zu dem mutmaßlichen Ursprung des sogenannten Rufs begeben, der die Etnord und andere Spezies dieses Sektors erreicht und dazu veranlasst hat, sich an einen bestimmten Ort zu begeben und dabei die von Ihnen zuvor eroberten Welten aufzugeben.” Fairoglan hob den Kopf. “Habe ich das in etwa richtig zusammengefasst?”

“Wir haben ...”

“... bei unseren Begegnungen nie darüber gesprochen?”

“Zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit.”

“Sie haben die Informationen auf ... anderem Weg gewonnen, nicht wahr?”

“Der Großteil davon wurde durch Shafors überragende Fähigkeiten auf diesem Gebiet erlangt, Captain Sunfrost. Ich selbst konnte aufgrund meines geringen Talents nur einen kleinen Beitrag dazu leisten, wie ich zugeben muss. Und im Übrigen ...” Er zögerte, ehe er weitersprach. Er begann dann, in seiner eigenen Sprache zu formulieren. Da Sunfrost ihren Translator nicht aktiviert hatte, vermochte sie nichts zu verstehen. Fairoglan schien das zu bemerken und fuhr dann in der Standard-Sprache der humanen Welten fort: “Ich bevorzuge grundsätzlich eine Kommunikation, bei der die Kommunikationspartner Informationen freiwillig austauschen.”

“In diesem Fall schien Ihnen dieser Grundsatz nicht ganz so wichtig gewesen zu sein.”

“Ich gebe zu, dass in diesem Punkt der Einfluss meines Klonzweitlings Shafor ausschlaggebend gewesen ist. Allerdings muss ich zugeben, dass uns das jetzt viel überflüssige Kommunikation erspart. Ich weiß, was Sie wollen und ich weiß, wie Ihre Situation ist und wie man eventuell zu einer Übereinkunft kommen kann.”

“Übereinkunft?”, echote Sunfrost.

Fairoglan ließ diesen Einwurf zunächst unbeantwortet. Möglicherweise hat das mit sprachlicher Unzulänglichkeit zu tun, und er hat eigentlich etwas anderes gemeint, dachte Sunfrost. Aber etwas anderes erschien ihr dann wahrscheinlicher. Wir werden wohl kaum Hilfe bekommen, wenn wir nicht irgendeine Art von Gegenleistung liefern!, war ihr plötzlich klar.

“Wenn Sie so viel über uns wissen, weshalb stellen Sie mir dann immer wieder die Frage danach, was die Canyaj wohl bei uns gesucht haben.”

“Weil es trotz all unserer Anstrengungen bisher nicht möglich gewesen ist, das zweifelsfrei herauszufinden und ich mir durch das Gespräch mit Ihnen erhoffe, in diesem Punkt etwas mehr an Erkenntnis zu gewinnen.”

“Dann sage ich es Ihnen jetzt noch einmal: Ich habe keine Ahnung und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass irgendetwas an Bord der STERNENKRIEGER für die Canyaj von Nutzen gewesen sein könnte.”

“Dann ist es Ihnen vielleicht tatsächlich nicht bewusst ...”

“So wird es sein.”

“Die Lichtsonden, nach deren Ursprung sie suchen, werden von Ihnen in einem Zusammenhang mit den Hinterlassenschaften einer Spezies gesehen, die als die Erhabenen oder die Alten Götter bezeichnet werden.”

“Das ist richtig.”

“Sie haben sich darum bemüht, technisches Wissen der Alten Götter zu sammeln und mit Ihren eigenen Erkenntnissen zu verbinden. Da die Canyaj ebenso wie jeder sonst in diesem Universum versucht, in den Besitz dieses Wissens zu gelangen, könnte es sein, dass die Anorganischen in der Technik Ihres Raumschiffs und Ihren Datenbanken Spuren des Alte-Götter-Wissens entdeckt haben.”

“Und dann haben sie Blut geleckt”, meinte Robert Ukasi. “Das klingt logisch.”

Fairoglan sah Ukasi etwas irritiert an. “Ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass die anorganischen Canyaj wissen, was Blut sein könnte”, sagte der Yroa.

Sunfrost sah Fairoglan aufmerksam an. “Darf ich Sie etwas fragen, Fairoglan?”

“Bitte!”

“Was ist denn Ihre Erklärung für die Lichtsonden? Und nun erzählen Sie mir nicht, dass Sie die nicht auch bemerkt und sich Gedanken darüber gemacht haben! So, wie Sie sicher auch eine Theorie dazu haben, was die Etnord veranlasst hat, ihr erobertes Reich aufzugeben und sich mit nahezu jedem einsatzfähigen Raumfahrzeug auf einen Exodus mit unbekanntem Ziel zu begeben!”

Fairoglan zögerte kurz. “Die Lichtsonden sind ein Quantenphänomen”, erklärte er.

“Diesen Verdacht hatten wir auch schon. Ich dachte eigentlich, dass Sie mir zusätzliche Informationen geben könnten.”

“Wir gehen wie Sie davon aus, dass es sich um ein Phänomen handelt, dass auf die Alten Götter zurückgeht beziehungsweise durch eine Technologie verursacht wurde, die von den Alten Göttern geschaffen wurde.”

“Aber Sie wissen es nicht.”

Fairoglan ging darauf nicht weiter ein. “Was die Etnord und ihren Rückzug betrifft, gibt es dazu unterschiedliche Theorien. Und das verstärkte Auftauchen von Canyaj in diesem Sektor spricht wohl dafür, dass das alles Teil eines größeren kosmischen Umbruchprozesses ist, von dem wir bisher weder Ursache noch Ergebnis sicher erkennen können. Aber es ist durchaus möglich, dass die Bewohner DIESER Kolonie dazu weitergehende Erkenntnisse besitzen und uns der Aufenthalt hier beide klüger macht.”

“Sie stammen nicht von hier?”

“Habe ich das je behauptet? Es ist lange her, dass mein Klonzweitling und ich die Kolonie Kala-Dar zuletzt aufgesucht haben. Und davon abgesehen gibt es so viele Yroa-Kolonien ... Sie sind zahllos und wahrscheinlich kennt niemand alle von ihnen, zumal es auch Kolonien in parallelen Universen und Zeitlinien gibt ...”

“Kolonien in parallelen Universen?”

“Denken Sie nicht zu lange über meine unbedachte Bemerkung nach, Captain Sunfrost. Sie hat für unser gegenwärtiges Gespräch keine Bedeutung.”

“Das mag sein.”

“Sehen Sie die Tatsache, dass ich viel über Sie weiß, als Vorteil. Ich weiß so auch sehr gut, wie man Ihnen helfen kann. Sie brauchen jemanden, der Ihr Schiff instand setzt. Sie möchten vermutlich Kontakt mit den anderen Schiffen Ihres Verbandes aufnehmen, was Sie bisher weitgehend vermieden haben, um nicht die Aufmerksamkeit Ihrer Feinde zu erregen - was ich durchaus verstehen kann.”

“Heißt das, Sie wären in der Lage, einen derartigen Kontakt herzustellen, ohne dass die Gefahr bestünde, dass unsere Feinde davon erführen?”

Fairoglan ging darauf nicht weiter ein.

Es schien für ihn selbstverständlich zu sein und keiner weiteren Erläuterung zu bedürfen.

Er fuhr fort: “Sie werden außerdem in Folge der Kampfhandlungen, die hinter Ihnen liegen, Verletzte an Bord haben. Möglicherweise benötigen Sie fortgeschrittene medizinische Hilfe, die Ihre derzeitigen Fähigkeiten übersteigt.”

“Sie haben anscheinend ein umfassendes Bild von dem, was wir brauchen”, stellte Sunfrost fest. Die Yroa haben sich offenbar intensiv mit unserer Situation beschäftigt und sie analysiert, ging es ihr durch den Kopf. Das Ganze scheint am Ende auf eine Art Handel hinauszulaufen ... Ich bin nur gespannt, wo der Pferdefuß bei der ganzen Angelegenheit ist!

So fantastisch die Kolonie Kala-Dar in den Augen eines Menschen der Erde auch erscheinen mochte, ein Schlaraffenland war sie mit Sicherheit nicht.

“Darüber hinaus nehme ich an, dass Sie gerne sämtliche Informationen hätten, die Ihnen bei der Erledigung Ihrer Aufgabe, das Rätsel der Lichtsonden und aller mit ihnen in Verbindung stehenden Ereignisse der letzten Zeit in diesem galaktischen Sektor zu lösen, helfen könnten.”

“Sie klingen wie jemand, der für etwas Werbung machen will”, sagte Sunfrost.

“Werbung?”, echote Fairoglan. “Ich kann mit diesem Begriff nicht allzu viel anfangen, obwohl ich die Grundbedeutung kenne. In dem Zusammenhang, in dem Sie allerdings von diesem Begriff sprechen, erscheint er mir ... irritierend.”

“Es war nicht meine Absicht, Sie zu irritieren, Fairoglan.”

“Anscheinend haben wir nicht nur auf linguistischer Ebene noch ein paar Verständnisprobleme. Aber dafür, dass wir erst eine relativ kurze Zeitspanne einen kommunikativen Kontakt hatten, finde ich, dass das schon ganz gut klappt.” Fairoglan machte eine Pause. Er wandte einen kurzen Blick in Robert Ukasis Richtung. Ob der Yroa zu erfassen vermochte, dass Ukasis Gesicht skeptisch wirkte, war zu bezweifeln. “Sie können all das bekommen, was ich gerade aufgezählt habe.”

“Das ist sehr großzügig und mehr als wir zu hoffen gewagt haben”, sagte Sunfrost.

“Wie Sie sich denken können, gibt es kaum irgendwo eine Leistung ohne Gegenleistung.”

Jetzt kommt er also auf den Punkt, dachte Sunfrost. Diesen Moment hatte sie lange erwartet.

“Was wollen Sie von uns als Gegenleistung?”, fragte Sunfrost.

“Die höchste Währung, mit der in allen Yroa-Kolonien gehandelt wird, ist Information.”

“Nun, die Information, die Sie von mir haben wollten, konnte ich Ihnen nicht geben. Ich weiß nicht, was die Canyaj an Bord der STERNENKRIEGER gesucht haben.”

“Das war eher eine Information, die Shafor und mich interessiert hätte. Aber diejenigen, die Ihnen helfen werden, möchten eine andere Art von Information von Ihnen.”

“Was für Informationen?”

“Die Information, die in den genetischen Codes Ihrer Besatzungsmitglieder enthalten ist.”

“Unsere DNA? Wie stellen Sie sich das vor? Wollen Sie von all unseren Besatzungsmitgliedern DNA-Proben entnehmen?”

“Nein, das ist nicht notwendig. Die DNA Ihrer Crew ist längst gescannt worden. Aber es widerspricht unseren Gesetzen, diese Codes zu nutzen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen.”

“Dann sind Sie eine Spezies von DNA-Händlern?”, warf Ukasi ein.

Fairoglans Gesicht blieb vollkommen ungerührt. “Man könnte das so bezeichnen. Höchstmögliche genetische Diversität ist ein hohes Gut in unserer Kultur. Da wir uns üblicherweise durch Klonen vermehren, ist das ein nicht zu unterschätzender Aspekt, wenn es darum geht, unsere Zivilisation entwicklungsfähig zu halten und vor Fehlentwicklungen zu bewahren.”

“Was geschieht mit diesen Daten, die sie ja offenbar bereits in Ihrem Besitz haben?”, fragte Sunfrost.

“Nicht ich habe diese Daten in Besitz, sondern die Kolonie. Ihr Schiff wurde beim Einflug in die Kugelsphäre komplett im Hinblick auf genetische Informationen hin gescannt. Das geschieht routinemäßig. Wir haben auch solche Scans durchgeführt, als wir Ihrem Schiff zum ersten Mal begegneten, allerdings nicht ganz so umfassende. Und zudem kam Shafor zu dem Ergebnis, dass die Gen-Codes Ihrer Besatzungsmitglieder uninteressant sind und uns keine Provision einbringen.”

“Provision?”, echote Sunfrost.

Anscheinend basierte die Zivilisation der Yroa tatsächlich auf den Handel mit Gen-Daten. Wahrscheinlich haben wir gar keine andere Wahl, als uns auf diesen Deal einzulassen - was immer er letztlich auch für uns bedeuten mag, ging es Sunfrost durch den Kopf. Denn eins steht fest: Wir sind in jeder Hinsicht auf die Hilfe der Yroa angewiesen. Und wenn sie uns aus ihrer Kugelsphäre hinausjagen, dann warten vermutlich schon die Canyaj-Schiffe darauf, uns doch noch in ihre Fänge zu kriegen - aus welch geheimnisvollem Grund auch immer!

Fairoglan fuhr indessen fort: “Dem Sammler einer neuen Gen-Information steht eine Provision zu, wenn die Daten einer Kolonie zugeführt werden.”

“Und ich nehme an, Sie sehen sich in diesem Fall als der Sammler an.”

“Ich und mein Klonzweitling Shafor - ja! Denn durch uns gelangte die Gen-Information in die Kolonie.”

“Das ist also der Grund dafür, dass wir gerettet wurden!”

“Nein, das ist nicht der Grund”, widersprach Fairoglan.

“Das müssen sie mir erklären.”

“Mein Klonzweitling Shafor war strikt dagegen, Ihnen zu Hilfe zu kommen. Ihre Gen-Informationen hielt er für wertlos. Und die Canyaj hätten uns gefährlich werden können. Sie sind unangenehme Gegner.”

“Was ich nur bestätigen kann. Wie konnten Sie sich gegen Ihren Klonzweitling durchsetzen? Ich dachte, er sei in jeder Hinsicht ...”

“... stärker?”

Sunfrost nickte. “Das beschreibt es wohl zutreffend, oder?”

“Bei Ihren ist es üblich, den Kopf nach vorn zu beugen, um Zustimmung zu signalisieren, nicht wahr? Sie nennen das nicken.”

“Es gibt Kulturen innerhalb der menschlichen Spezies, bei denen nicken genau das Gegenteil bedeutet”, sagte Sunfrost. “Aber mir scheint, Sie weichen der Beantwortung meiner Frage aus.”

Fairoglans Gesicht zeigte jetzt eine Regung, die Sunfrost allerdings beim besten Willen nicht zu interpretieren wusste. Was sie sah, erschien ihr wie eine groteske Mischung aus einem Lächeln und einer Grimasse. Außerdem wurden die Augen des Yroa etwas größer.

“Sie haben Recht”, sagte er. “Alles, was sich zwischen einem Yroa und seinem Klonzweitling abspielt, verlässt normalerweise die Sphäre beiderseitiger Privatheit nicht. Ich werde also über die genauen Umstände, die dazu geführt haben, dass im Endeffekt meiner Sichtweise gefolgt wurde, nicht sprechen.”

“Und was ist mit der Verwendung der Gen-Daten? Züchten Sie ... Klone aus uns?”

“Das könnten wir. Aber in der Praxis dürfte dies eher selten der Fall sein. Normalerweise werden die Gen-Daten von Kolonie-Besuchern verwendet, um Bewohner mit größerer genetischer Varianz für die noch unbesiedelten Areale der Kolonie zu erschaffen. Oder diese Daten werden Bewohnern eingepflanzt, um ihre jeweilige genetische Varianz zu erhöhen. Das hat eine ganze Reihe von positiven Auswirkungen, wie sich in dem langen Verlauf unserer Geschichte herausgestellt hat. Es gibt doch nicht irgendwelche Einwände dagegen?”

“Ich nehme an, Sie haben Recht und wir haben keine andere Wahl!”

“Mein Klonzweitling Shafor und ich stellen unsere Gen-Daten dieser Kolonie ebenfalls zur Verfügung - als Ausgleich für umfangreiche Versorgungsleistungen, die uns hier zuteil werden. Dann sollte Ihnen und Ihrer Besatzung das auch möglich sein.”

“Ich werde mich in diesem Punkt mit meiner Besatzung beraten”, erklärte Sunfrost.

“Es gibt anscheinend doch Einwände Ihrerseits ...”

“Nennen wir es ethische Vorbehalte, die mit unserer Kultur zusammenhängen ...”

“Dann haben Sie gar nicht die absolute Befehlsgewalt über Ihr Schiff und die Besatzung, wie ich bis jetzt annahm?”

“Drücken wir es so aus: Obwohl mir bewusst ist, dass wir kaum eine andere Wahl haben, als dem Ganzen zuzustimmen, werde ich die Besatzung zunächst konsultieren müssen.”

“Gut. Tun Sie, was immer notwendig sein sollte, Captain Sunfrost.”

“Danke.

“Ihnen stehen all die Leistungen, die ich bereits erwähnte, zur vollen Verfügung, wenn Sie mit der Gen-Datennutzung Ihrer Crew durch die Kolonie einverstanden sind.”

“Und falls nicht?”, fragte Sunfrost.

“Darüber wollen wir gar nicht erst nachdenken, Captain Sunfrost.”

“Ich auch nicht”, gab Sunfrost zu.

“Ich werde Sie jetzt, unabhängig davon, wie sich Ihre Crew entscheidet, noch über ein paar Regelungen und Gesetze informieren, die Sie und Ihre Leute beachten sollten.”

“Ich bin ganz Ohr”, sagte Sunfrost.

“Sie können sich innerhalb der Kolonie frei bewegen und alle öffentlichen Einrichtungen und Transportmittel benutzen. Sie bekommen einen Datensatz mit den Gesetzen der Kolonie, an die Sie sich halten müssen. Und beachten Sie, dass es autonome Enklaven innerhalb der Kolonie gibt, in der eigene Gesetze herrschen, über die Sie sich informieren müssen, bevor Sie diese Areale betreten.”

“Wie bekomme ich die Daten?”

“Durch eine Transmission in Ihr Bordsystem.”

“Gut.”

“Bedenken Sie, dass Aufzeichnen jeglicher Daten gestattet ist, insbesondere genetischer Daten. Die Benutzung dieser Daten unterliegt aber der Notwendigkeit einer gültigen Lizenzierung.”

“Unsere Biotechnologie ist im Vergleich zu den Möglichkeiten, über die man hier offenbar verfügt, noch in den Kinderschuhen”, stellte Sunfrost fest. “Insofern besteht wohl kein Anlass anzunehmen, dass wir derartige Daten benutzen könnten - zumindest nicht in dem Sinn, den das in Ihrem Sprachgebrauch hat.”

“Wie ich sehe, haben Sie verstanden, was ich Ihnen zu sagen versucht habe.”

“Die Voraussetzung ist unsere Zustimmung zur Nutzung unserer eigenen Gen-Daten, nicht wahr?”

“So ist es, Captain Sunfrost. Ohne diese Zustimmung wird für Sie und Ihre Crew hier in Kala-Dar nichts weitergehen. Geben und Nehmen. Dieses Prinzip gilt universell.”

“Ich verstehe”, murmelte Sunfrost.

7

Ich zweifle immer noch daran, dass es wirklich eine gute Idee gewesen sein soll, die Menschen zu retten!

Shafors Gedanke war sehr intensiv.

So bedrängend intensiv, dass sich Fairoglan an die schlimmen alten Zeiten erinnert fühlte, die eigentlich der Vergangenheit angehören und nicht wiederkehren sollten.

Er durfte seine mentale Abschirmung nicht vernachlässigen. Das war ihm sofort klar. Wenn er es einmal zuließ, dass Shafor den früheren, übermächtigen Einfluss auf ihn zurückgewann, dann war er geliefert. Das spürte er sehr deutlich.

Die beiden Klonbrüder befanden sich in der Zentrale ihres Raumschiffes. Diesem Schiff einen Namen zu geben, hatte keiner von ihnen je für notwendig gehalten. Dies war einfach ihr Schiff und das reichte aus. Zur Identifikation gegenüber einer kolonialen Autorität gab es ja schließlich eindeutige Identifikationscodes. Ein Schiffsname war dafür nicht notwendig.

Shafor lief unruhig hin und her. Seine massige Gestalt wirkte ungelenk dabei. Er schnaufte.

Fairoglan hingegen hatte in einem der Schalensitze aus Formenergie Platz genommen, die sich perfekt seiner Physiognomie anzupassen vermochten und auf einen Gedankenbefehl hin verschwanden, wenn er es wollte.

“Wir werden eine gute Prämie für die genetischen Daten bekommen”, sagte Fairoglan. “Und da wir schon lange keine Prämie mehr verdient haben, können wir das gut gebrauchen.”

Das ist deine Meinung!

“Und sie entspricht der Wahrheit, Shafor. Auch unser Schiff hat eine Überholung dringend notwendig. Und mit unseren eigenen genetischen Daten können wir hier in Kala-Dar wohl kaum noch bezahlen, weil wir schließlich schon mal hier waren ...”

Dassssss ist lange her!, erreichte Fairoglan ein Gedanke seines Klonzweitlings, der sehr unangenehm in das Bewusstsein Fairoglans hineinschnitt.

“Nicht lang genug, als dass man sich daran nicht erinnern würde.”

Wie auch immer. Die Prämie war nicht der Grund dafür, dass du die Fremden gerettet hast. Und davon abgesehen hätten wir jetzt gar keine Generalüberholung nötig, wenn wir nicht deinetwegen in Kampfhandlungen mit den Canyaj verwickelt worden wären, die wir gut hätten vermeiden können. Ahhh, so ein Idiot! Mein Klonzweitling ist so ein Idiot. Und wir werden beide im Endeffekt darunter zu leiden haben!

Ein unablässiger Strom von unfreundlichen Gedanken ergoss sich förmlich über Fairoglans Bewusstsein. Es war ausgesprochen schwer, sich dagegen abzuschirmen. Aber anscheinend schien Shafor genau dies austesten zu wollen, wie Fairoglan sofort erkannte.

Er musste dieser Prüfung standhalten.

Fairoglan schloss einen Moment lang die Augen, um sich besser sammeln zu können. Denn genau das war die Voraussetzung dafür, in so einer Lage nicht den Verstand zu verlieren.

Fairoglan fokussierte seine Aufmerksamkeit auf eine Weise, wie er es selbst bis vor Kurzem noch für unmöglich gehalten hätte.

Dabei war es in Wahrheit vielleicht nur eine Frage des Willens gewesen. Und diesen unbedingten Willen, die mentalen Ausbrüche seines Klonzweitlings im Zaum zu halten, hatte Fairoglan jetzt.

Im Gegensatz zu früher.

Da hatte er Shafor vielleicht manchmal auch einfach allzu bereitwillig die Herrschaft überlassen.

Aber das würde er nun nicht mehr zulassen.

Wie sehen deine weiteren Pläne aus, Fairoglan?, dröhnte Shafors Gedanke schmerzhaft in seinem Hirn.

Fairoglan versuchte zumindest, so zu tun, als würde ihm das alles keinerlei Probleme bereiten.

“Ich werde dafür sorgen, dass wir unsere Prämie auch bekommen”, erklärte Fairoglan. “Und im Übrigen ist es so, dass die Besatzung dieses Menschen-Schiffs ganz offensichtlich mit der Lösung einiger Rätsel beschäftigt ist, die auch uns schon beschäftigt haben.”

Du glaubst nicht im Ernst, dass sie uns zu dem Wissen der Alten Götter führen!, höhnte Shafor. Dasssss ist so lächerlich, dass es schmerzt, einen solchen Gedanken ertragen zu müssen! Ahhhhhh!

“Ich dachte, es interessiert dich auch, woher die mysteriösen Lichtsonden kommen, die an so verschiedenen, weit voneinander entfernten Bereichen des Universums aufgetaucht sind!”

Kommmmmmmmm mir nicht daaaaaamit! Ahhhh!

“Es finden gigantische Umbrüche in diesem Teil der Galaxis statt, Shafor. Und all das hat etwas mit den Alten Göttern zu tun. Und mit Dingen, die größer sind, als selbst wir uns vorzustellen vermögen. Wir sollten darüber Bescheid wissen.”

“Du Narr”, sagte Shafor. “Du schwächlicher Narr!”

“Ich finde außerdem, dass wir mit denen kooperieren sollten, die dasselbe Ziel verfolgen.”

“Aber doch nicht mit diesen unwissenden Primitivlingen, die nicht einmal in der Lage sind, ein Raumschiff zu konstruieren, das diesen Namen verdient!”, entfuhr es Shafor. Sein Gesicht hatte die Farbe geändert. Von graublau in dunkelrot. Ein Zeichen äußerster Erregung, aber für Shafor war das nichts Ungewöhnliches. Fairoglan maß dem inzwischen kaum noch irgendeine Bedeutung zu. Sein Klonzweitling war eben leicht erregbar und ziemlich cholerisch. Letzteres war so etwas wie sein Normalzustand und wenn man sich mit ihm zusammen im selben Raumschiff aufhielt, war man wohl oder übel gezwungen, sich daran zu gewöhnen.

Fairoglan wandte ruckartig den Kopf und erhob sich aus seinem Formenergie-Schalensitz, der daraufhin augenblicklich verschwand.

“Primitivlinge? Vielleicht. Aber du solltest eines nicht vergessen: Sie sind auf ihrer Suche bereits weiter als wir - auch wenn sie mit ihren Erkenntnissen kaum etwas anzufangen wissen.”

Du hoffst wirklich auf zusätzliche Informationen, Fairoglan?

“Ja.”

Durch diese Narren? Wir haben ihre DNA sequenziert. Wir haben ihre Datenbanken gescannt. Wir wissen mehr über sie als sie über sich selbst.

“Sie haben ihre ganz spezielle Herangehensweise”, sagte Fairoglan. “Und ich bleibe dabei: Die Canyaj müssen einen guten Grund gehabt haben, sie zu verfolgen und zu entern. Sie haben etwas bei ihnen gesucht und ich will wissen, was es ist - auch wenn die Fremden selbst wohl tatsächlich keine Ahnung haben, was es sein könnte.”

Gut. Ich lasss dir dein Spiel. Ausnahmsweise.

“Es ist kein Spiel.”

Ahhhhhh! Ich hoffe nur, dass du dich nicht täuschst, was die Prämie angeht. Schließlich gibt es bereits DNA-Codes dieser Spezies in Kala-Dar und wie ich dir schon ganz zu Beginn deiner Kette von Fehlentscheidungen klarzumachen versucht habe, könnte es sein, dass man den Prämienwert in diesem Fall deshalb stark herunterstuft, mein dummer Klonbruder!

8

“Sie können sich in der Kolonie Kala-Dar frei bewegen, aber halten Sie sich an die Gesetze”, sagte Captain Sunfrost zum Abschluss einer kleinen Ansprache in einem der Aufenthaltsräume der STERNENKRIEGER. Da nicht die gesamte Besatzung in diesem Aufenthaltsraum Platz hatte, wurde das Ganze auch übertragen. Die Kommunikation innerhalb des Schiffes arbeitete schon fast wieder einwandfrei. Allerdings bot sich einem ansonsten ein deprimierendes Bild. Die Zerstörungen an Bord der STERNENKRIEGER waren immens.

Dr. Ash Trent, der Schiffsarzt meldete sich nun zu Wort. Sein Gesicht hatte schon die ganze Zeit über eine skeptische Miene gezeigt. “Wenn ich das richtig verstanden habe, dann werden wir den Bewohnern dieser Kolonie die Erlaubnis geben, unsere genetischen Informationen nach Gutdünken zu benutzen, Captain.”

“Das ist korrekt, Dr. Trent. Allerdings haben wir kaum eine andere Wahl und bei der Mannschaftsbefragung hat es niemanden gegeben, der Einwände erhoben hat. Sie auch nicht.”

“Weil die Alternative darin bestünde, auf unbestimmte Zeit hier zu bleiben und einem ungewissen Schicksal entgegenzusehen.”

“Ja, das könnte man in der Tat so zusammenfassen.”

“Trotzdem würde ich mir gerne vorstellen, was das konkret bedeutet. Die Yroa scheinen eine fortgeschrittene Biotechnologie zu betreiben und sich durch Klonen zu vermehren.”

“Das ist richtig.”

“Das bedeutet, es wäre möglich, dass die noch unbesiedelten Bereiche dieser Kugelsphäre mit Klonen unserer Besatzungsmitglieder bevölkert werden.”

Bruder Guillermo mischte sich nun ein. “Ich denke eher, dass sie ihre eigene DNA mit Sequenzen aus unserer anreichern”, sagte der Olvanorer-Mönch. “Ich habe natürlich ebenfalls Scans von den Yroa angefertigt und ihre DNA aufgezeichnet. Und auch wenn ich leider bisher nicht dazu gekommen bin, diese auch nur ansatzweise vollständig zu sequenzieren, lässt sich doch schon eins mit Sicherheit sagen: ihre DNA gleicht einem hybriden Flickenteppich. Da wurden ganz sicher sehr unterschiedliche Elemente miteinander kombiniert. Und da genetische Diversität für die Yroa offenbar eine sehr wichtige Rolle spielt, kann man sich ungefähr vorstellen, wozu sie unsere Daten verwenden werden. Zur Modifizierung ihrer eigen DNA nämlich.”

“Fakt ist aber, dass wir damit rechnen müssen, dass gewissermaßen Nachfahren von uns in dieser Kolonie leben werden”, schloss Dr. Trent.

“In rein biologischer Hinsicht könne man das so bezeichnen”, gab Bruder Guillermo zu.

“Wie ich schon sagte, haben wir keine andere Wahl, als die Bedingungen zu akzeptieren, zu denen man uns hier zu helfen bereit ist”, sagte nun Van Doren. “Auch wenn Ihnen dabei offenbar nicht wohl ist, Dr. Trent.”

“Ich habe nur versucht, die Dinge zu Ende zu denken”, sagte Trent. “Bis in die letzte Konsequenz. Übrigens - was das Angebot der medizinischen Behandlung angeht, so dürfte es momentan keinen Fall geben, mit dem wir nicht selbst an Bord klarkommen würden.”

“Aber es gibt keinen Grund, einem Besatzungsmitglied die möglicherweise bessere Behandlung in der Kolonie zu verweigern, nur weil das die Ehre des Schiffsarztes eventuell kränkt, Dr. Trent.”

“Wir haben ein paar Leichtverletzte. Während des Beschusses durch die Canyaj gab es jedoch in Sektor 4 eine Explosion, die fünf Tote gefordert hat. Nur - denen wird auch die Yroa-Medizin nicht helfen können.”

“Man müsste unsere Gastgeber einfach fragen”, schlug Bruder Guillermo vor. “Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die fortgeschrittene Biotechnologie der Yroa auch dazu in der Lage ist.”

“Captain, ich darf Sie daran erinnern, dass die STERNENKRIEGER zum Territorium der Humanen Welten gehört - und nicht etwa zur Genetiker-Föderation, auf deren Welten bekanntermaßen einiges mehr erlaubt ist.”

“Ich vergesse keineswegs, dass die STERNENKRIEGER ein Schiff des Space Army Corps der Humanen Welten ist”, erwiderte Sunfrost ruhig. “Und Sie brauchen mir keineswegs vorzuhalten, was das bedeutet.”

“Dann bin ich ja froh, Captain.”

“Allerdings befinden wir uns, wie Sie vielleicht auch festgestellt haben, ziemlich weit vom irdischen Sektor entfernt. Und ganz gleich, was unsere 50.000 Lichtjahre entfernte Regierung dazu sagen mag, wir müssen uns an die Gegebenheiten anpassen, die wir hier vorfinden.”

“Ich habe nur meine Meinung dazu geäußert, Captain”, sagte Dr. Ash Trent. “Und das mache ich wie immer, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.”

“Sie sind eingehend instruiert”, schloss Sunfrost. “Ich hoffe, dass wir unserer Reise bald fortsetzen und diesen Ort in besserer Verfassung wieder verlassen können, als wir ihn betreten haben.”

9

Ein Schweber holte Sunfrost und Robert Ukasi vor der STERNENKRIEGER ab. Der Schweber besaß die Form eines Tropfens. Von außen schimmerte er silbern. Eine Türöffnung bildete sich.

“Kommen Sie herein”, sagte Fairoglan. “Oder auch herzlich willkommen - was immer dieser Bezug auf ein Blut pumpendes Organ in diesem Zusammenhang auch in Ihrer Kultur bedeuten mag. Möglicherweise wird es kulturell irrtümlich mit dem Sitz freundlicher Gefühle konnotiert? Könnte das sein?”

“Das könnte sein”, nickte Sunfrost.

Sie zögerte damit einzusteigen.

Ukasi ebenfalls. Und der Grund war bei beiden derselbe.

“Dieses Gefährt wirkt etwas zu klein für drei Personen”, erklärte Ukasi.

“Das ist es nicht”, gab Fairoglan zurück.

Augenblicklich vergrößerte sich das Volumen des Schwebers um fast die Hälfte.

Sunfrost hatte bereits während des Anflugs auf den Raumhafen unzählige dieser Schweber in allen nur erdenklichen Größen und mancherlei Formvarianten in der Kugelsphäre von Kala-Dar umherfliegen sehen. Ihre Form und Größe war offenbar variabel.

“Der Schweber besteht aus Formenergie und lässt sich in gewissen Grenzen beliebig anpassen”, sagte Fairoglan. “Steigen Sie ruhig ein. Das Ganze funktioniert per Gedankensteuerung, seien Sie also vorsichtig mit allzu intensiven Wünschen im Hinblick auf Kurs, Form oder Ausstattung des Schwebers - sie könnten wahr werden!”

Ukasi und Sunfrost betraten den Schweber. Von innen war dessen Außenhülle vollkommen transparent.

Die Türöffnung verschloss sich.

Der Schweber hob ab.

Sunfrost versuchte, nicht in die Tiefe zu blicken.

Der Boden war ebenfalls transparent.