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Als Kinder saßen wir jede Nacht vor dem Feuer und lauschten den Geschichten, welche die alten Frauen und Männer des Dorfes erzählten. Ohne den versperrenden Clash digitaler Informationsmittel tauchten wir tief ein in die Welt der Prinzen, Geister und sprechenden Tiere. Wir glaubten fest daran, dass da im Schatten der Nacht, im Dschungel, unsere Ahnen zuschauten, wie wir geröstete Nüsse aßen und vor dem Feuer hockten. Bis heute fasziniert der afrikanische Kontinent mit seinen Göttersagen, Tierfabeln und Geistergeschichten, die einen einzigartigen, kulturellen Kosmos spiegeln. Diese Textsammlung nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Märchen und Mythen der Ashanti, Bantu, Yoruba und Igbo Völker. Eine kleine ethnologische Einleitung zu den jeweiligen Kapiteln bildet den historischen Kontext, welcher die Geschichten umrahmt. Die Märchen und Mythen selbst sind vielleicht das Wertvollste und Einzige, was von der verlorenen Welt des alten Afrikas übrig bleiben wird. Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Weitererzählen!
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Seitenzahl: 68
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Dieses Werk (AFRIKANISCHE MÄRCHEN & MYTHEN von papaapa) ist frei von bekannten Urheberrechtseinschränkungen.
Als Kinder saßen wir jede Nacht in dem westafrikanischen Dorf, in welchem ich aufgewachsen bin, vor dem Feuer. Meine Großmutter erzählte die Geschichten unseres Volkes und erfand immer wieder Varianten, sodass wir fast jeden Abend ein neues Märchen zu hören bekamen. In diesen Tagen gab es im Dorf einen einzigen Schwarz-Weiss-Fernseher, welcher allerdings aufgrund der bescheidenen Netzabdeckung nur bei optimalen Wetterverhältnissen in Betrieb genommen werden konnte. Dann blieb der Kasten für die Männern des Dorfes reserviert, welche sich vor ihm versammelten, um sich über Sport oder Politik zu informieren. Der Lehrer des Dorfes besaß einige zerfledderte Magazine. Aus diesen las er der begeisterten Damenwelt hin und wieder vor. Sicher nicht ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen. Die abendliche Unterhaltung der Kinder aber blieb ganz den Alten vorbehalten. Meine Gedanken waren daher bevölkert von Häuptlingen, Prinzen, Geistern und wundersamen Tieren. Ich glaubte fest daran, dass da im Schatten der Nacht, tief im Dschungel, die Ahnen uns zuschauten, wie wir geröstete Nüsse aßen und vor dem Feuer hockten. Diese schöne Welt wurde auf einen Schlag zerstört, als mein Vater, welcher in der Großstadt lebte, das Potential einer 8-jährigen Arbeitskraft in mir erkannte, und mich eines Tages abholte. Meine Schlafmatte auf dem braunen Lehm wurde gegen ein Stück Karton auf Zement getauscht. Jeden morgen um 4 Uhr fing ich an gesüßte Teigballen zu frittieren, die ich dann im gestauten Straßenverkehr der Millionenstadt, auf dem Kopf balancierend, an die Autofahrer zu verkaufen hatte; immerhin – es gab etwas zu essen. Meine Kindheit im Dorf war für immer vorbei und die Lichter der Slums hatten wenig Tröstliches im Vergleich mit dem Tanz der Glühwürmchen in der Dschungelnacht. Nun sind Jahrzehnte vergangen und ich lebe auf einem anderen Kontinent. Freunde die ähnliche Wege zurück gelegt haben erzählten mir von den Märchen ihrer Großmütter. Diese kleine Sammlung von Geschichten und Mythen ist vielleicht das Einzige, was wir aus der alten, verlorenen Welt Afrikas mitnehmen konnten, aber gehört sicher zu dem Schönsten. Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Weitererzählen!