Agamemnons Tod - Gerhart Hauptmann - E-Book

Agamemnons Tod E-Book

Gerhart Hauptmann

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Beschreibung

Die Fortsetzung von Hauptmanns "Iphigenie in Aulis" verspricht Spannung pur!Die Handlung setzt 10 Jahre nach dem ersten Teil der Reihe ein. Orest und Elektra sorgen sich um ihren Vater Agamemnon, den Heerführer der Griechen gegen Troja. Er kehrt gebrandmarkt aus dem Krieg zurück und seitdem er seine Tochter Iphigenie opfern musste, verfolgt sie ihn in Form einer Spukgestalt. Doch dann verkündet die Seherin Kassandra, dass Iphigenie noch am Leben sei...-

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Gerhart Hauptmann

Agamemnons Tod

Dritter Teil der Atriden-Tetralogie Tragödie

Saga

Agamemnons Tod

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1948, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726957112

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Dramatis personae

Agamemnon Klytämnestra Aigisthos Orest Pylades Elektra Kritolaos Kassandra Thestor Sechs Greise

Demetertempel in den Bergen nahe bei Mykene.

*

Demetertempel in den Bergen nahe bei Mykene: ein seltsamer Bau von gebrannten Ziegeln. Die Hinterwand enthält sein Hauptportal mit Blick in die Landschaft, die Wand rechts eine kleine Tür zum Raum des Tempelwächters, daneben eine andere in einen kultischen Baderaum – davor eine Bank. An der Rechtswand drei Kultbilder aus Holz: Demeter, Pluton und Kore. Vor jedem Bild ein Altar.

Finsternis einer sternlosen Nacht.

Thestor sitzt auf der Bank. Vor ihm stehen Orest und Pylades, knabenhafte Jünglinge, sowie Elektra.

Thestor

zu Orest und Pylades

Geht, es ist tiefe Nacht – ich fühl's –, so tief

wie hier in meinem Haupt. Noch seid ihr sicher,

Geliebte, Unzertrennliche! Wie wohl

tut selbst am Rand der Styx die Heiterkeit!

Ich wußte fast nicht mehr, was Lachen ist:

ihr beiden habt es wieder mich gelehrt.

Leb wohl, Orest, und du, mein Pylades!

Kommt wieder, wenn die Felder abgeerntet!

Dann ist Aigisth, der unsern Herrn sich lügt,

mit deiner Mutter wieder in der Stadt,

nicht mehr im Lusthaus nahe in den Bergen.

Dann seid ihr beiden sichrer hier als jetzt.

Orest

Ja, ich bin heiter trotz der Sorgenlast,

die auf mir liegt. Der mir die Mutter nahm,

Zeus, gab dafür mir einen Pylades,

der mit mir leidet, meine Not versüßt.

Thestor

Ja, Knaben, haltet aneinander fest!

Durch manche schwere Prüfung wirst du gehn,

Orest, doch seh' ich deine Zukunft hell

trotzdem. Auch deine Zukunft, Pylades –

in eurer Liebe: das gilt dir, Elektra.

Elektra und Pylades umarmen sich.

Pylades

Dank für dies Wort, hellsichtiger, edler Greis!

Und du, Geliebte, trockne deine Tränen,

ertrage deiner Mutter kalten Sinn

und ihres Buhlen Hoffart: eines Wichts,

der ganz nur Schmach ist, Land und Landesgötter

nur durch sein Dasein stündlich neu entehrt.

Elektra

Komm wieder, Bruder, und auch du, Geliebter!

Allein dies Wiedersehen gibt mir Kraft,

dem Unerträglichen noch standzuhalten.

Pylades

Sei des gewiß: kein Feld, kein Fluß, kein Meer,

auch nicht Zyklopenmauern und die Wut

der Feinde hindern meinen Schritt zu dir.

Orest

Noch eines, greiser Seher, sage mir:

prahlt Troja wirklich ungebrochen noch

in alter Pracht? Und ist das Griechenheer

wirklich zersprengt? Mein hoher Vater tot,

von einem Sohn des Priamos gefällt?

Thestor

Sei's, wie es sei! Ich warte hier auf ihn,

geduldig hoffend. Hoffend? Schwer, o schwer

ist es, der Götter Sprache zu verstehen.

Frag weiter nicht! Ich bin doch einer nur

von denen, die der Göttervater haßt,

um deretwillen tief im Tartarus,

begraben in der Weißglut seines Sarges,

Prometheus ewig Martern leidet. Fort!

Elektra geleitet Orest und Pylades bis zum Haupteingang, durch den beide verschwinden. Sie selbst bleibt sichtbar und kehrt sogleich zu Thestor zurück.

Elektra

Geh nun auch du zur Ruh'

Thestor

So hilf zuvor

den Opferbrand für Kore noch entzünden.

Du weißt, der Schlaf erbarmt sich meiner nur,

wenn es geschehn ist.

Elektra

O wie gerne tut

dies, Vater, deines treuen Kindes Hand;

es gilt ja Iphianassas Wohl im Hades.

Thestor

So ist's! Nichts Beßres konnte mir geschehen,

als daß in dies entlegene Heiligtum

mich deine Mutter bannte. Hätte sie

nur dies getan, ich küßte dankbar ihr

den Fuß: allein, dein sonstig grauses Tun,

o Klytämnestra, schlägt mir ins Gesicht

und allem ins Gesicht, was fromm und gut ist.

Elektra

Mein Herz nennt Vater dich, doch nenne du

nicht dieses Weib die Mutter deiner Tochter:

verhaßt mir wie sonst nichts mehr in der Welt!

Thestor

Sehr glaublich: sie verfolgt dich! Sie verfolgt

Oresten, deinen Bruder, weil der Gott

euch Augen gab, zu sehen, was geschieht.

Elektra

Hätt' ich nicht dich, um meine Not zu klagen

und auszuweinen Seelenweh und Gram,

ich stürbe oder müßte Taten tun,

gräßlich verrucht und blutig, den Erinnyen

selbst neu und Schauder weckend.

Thestor

Still, o still!

Oh, gestern hatt' ich einen schweren Traum:

Die Löwen an Mykenes Löwentor

brüllten gewaltig – halb, mir schien, in Wut

und halb im Schmerz, als habe sie ein Pfeil

getroffen.

Elektra

Vater, sprich, wie deutest du's?

Ist Argos' Herr, der Löwe von Mykene –

ist Agamemnon, ist mein Vater tot?

die Griechenmacht vor Ilion zerschlagen,

wie es Gerüchte melden überall?

und wird die Phrygerstadt, wird Ilion

ganz Hellas racheschnaubend nun mit Krieg

vernichtend überziehn?

Thestor

Das steht bei Zeus!

Elektra

Oh, wer ist Zeus? Es heißt: der Göttervater –

Vater der Menschen, scheint mir, ist er nicht.

Wir sind dem Gotte ein verfemt Geschlecht,

das sich vergeblich müht, ihm zu gefallen.

Thestor

Kommt solch ein Leumund ihm aus Kindersinn,