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Der kleine Eskimo – zum Dahinschmelzen schön!
Weit, weit im Norden, wo Schnee und Eis auch im Sommer nicht schmelzen, da wohnt der kleine Eskimo. Zusammen mit seiner besten Freundin Iklik freut er sich schon riesig auf die große Schul-Schnitzeljagd. Doch was ist das? Die Hinweise und Rätsel, die zu lösen sind, ergeben gar keinen Sinn! Hat das etwa Aklaks Lehrerin vermasselt oder steckt da jemand anderes dahinter? Eine Geschichte von Aklak, dem kleinen Eskimo, und dem lustigsten Schulausflug der Welt.
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Seitenzahl: 78
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Zum Wort „Eskimo“: Man hört immer wieder, man solle nicht „Eskimo“ sagen, weil es angeblich ein hässliches Wort sei und „Rohfleischesser“ bedeute. Aber das ist falsch. „Eskimo“ war ursprünglich ein nordamerikanisches Indianerwort für Menschen, die hoch oben in der Polarregion lebten. Die Sprachforscher wissen noch nicht genau, ob es „Schneeschuhflechter“ oder „Menschen, die eine andere Sprache sprechen“ bedeutet. Manchmal ist das mit alten Wörtern nicht so einfach. Aber ein hässliches Wort ist „Eskimo“sicher nicht, was man schon daran sieht, dass es viele Eskimos selbst benutzen. Wer’s nicht glaubt, braucht nur ins Internet zu schauen.
1. Auflage 2017
© 2017 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagbild und Innenillustrationen: Henrike Wilson
Umschlagkonzeption: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen
AW • Herstellung: AJ
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
Reproduktion: ReproLine mediateam, München
ISBN 978-3-641-21186-8V001
www.cbj-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
1. Weit, weit im Norden
2. Traurige Freunde
3. Geheimnisvolle Zettel
4. Ein seltsamer Traum
5. Wie? Nachsitzen? Wer?
6. Was? Wer? Ich?
7. Erwischt!
8. Alles Quatsch mit Soße!
9. Folgt ihr schön der Nasenspitze …
10. Ich bring das in Ordnung!
11. Da fliegt was Weißes mit roten Füßen
12. Versteht jemand, was das soll?
13. Geschafft!
14. Zum Meer!
15. Ist was?
16. Waff!
17. Das können Menschenkinder nicht ab
18. Ein Pinguin!
19. Sprachlos
20. Das frag ich mich auch
21. Kunststück!
22. War aber auch Zeit!
23. Den Zettel auch!
24. Juhuuu!
25. Wo Ole recht hat, hat er recht
26. Endlich: der Preis!
27. Und die Freunde vom Glatzkopffelsen?
28. Nehmen Sie nur!
29. Und am nächsten Tag?
1. Weit, weit im Norden
Weit, weit im Norden, wo Schnee und Eis auch im Sommer nicht schmelzen, da wohnte der kleine Eskimo. Aklak hieß er und war in der ersten Klasse. Er ging gern in die Schule und war genauso gern draußen in der wilden Natur, darum war das Schönste, was er sich vorstellen konnte, ein Schulausflug mit Schneewanderung. Den machten sie an der Eskimoschule jeden Sommer, und bis zu dem in diesem Jahr war es nicht mehr lange hin. Die Lehrerin hatte schon mit den Eltern gesprochen, und alle waren einverstanden. Die Wanderung sollte nur bitte nicht zu weit gehen, und die Lehrerin sollte aufpassen, dass die Kinder den Eisbären nicht zu nahe kamen. Mit Eisbären ist nämlich nicht zu spaßen.
Aber das wusste die Lehrerin natürlich. Und Aklak wusste es noch besser, seit er einmal einem Eisbärjungen nachgegangen und dabei fast der Eisbärmama vor die Füße gelaufen wäre. Besser gesagt, vor die Riesentatzen mit den scharfen Krallen.*
Wenn Aklak daran dachte, bekam er immer noch eine Gänsehaut. Auch am Tag vor dem Schulausflug ging es ihm so, als die Lehrerin genau vor seinem Tisch stehen blieb und davon anfing, wie gefährlich Eisbären für Schneewanderer seien. Wahrscheinlich würde ja keiner auftauchen, weil Eisbären den Menschen lieber aus dem Weg gingen, sagte sie. Aber wenn doch, müssten alle mucksmäuschenstill sein und sich nicht rühren, bis der Eisbär sich verziehe. Das täten sie nämlich, wenn sie Menschen witterten.
„Verstanden?“, fragte die Lehrerin, und alle nickten, auch Aklak. Nur dass er zusätzlich noch die Gänsehaut bekam und sogar ein bisschen zitterte.
„Um Himmels willen, was hast du denn?“, fragte ihn die Lehrerin. „Du wirst uns doch hoffentlich nicht krank?“
„Nein“, sagte Aklak. „Schon in Ordnung.“
Aber die Gänsehaut ging trotzdem erst weg, als die Lehrerin an die Tafel ging und anschrieb, was sie für den Ausflug alles brauchten. Mit den Handschuhen fing sie an.
„Dass mir keiner die Handschuhe vergisst!“, sagte sie und schrieb „Handschuhe“ an die Tafel.
Den dicken Anorak und die warmen Stiefel brauchte sie nicht anzuschreiben. Die vergaßen die Eskimokinder nie. Aber die Handschuhe blieben schon mal irgendwo liegen, weil man zum Beispiel einen besonders eisigen Schneeball machen und seinem Sitznachbarn nach der großen Pause in den Kragen stecken wollte.
„Dann brauchen wir natürlich Proviant, aber bitte nicht zu viel! Wir wollen wandern und nicht um die Wette futtern“, sagte die Lehrerin und schrieb „Proviant“ an die Tafel. „Am besten ein belegtes Brot, ein paar Nüsse, etwas Obst und eine Thermoskanne heißen Früchtetee.“ Auch das schrieb sie alles an, dann drehte sie sich wieder zu den Kindern um.
„Noch Fragen?“, fragte sie.
„Ja“, sagte Alvi. „Darf man auch zwei belegte Brote? Oder drei?“
Alvi ging schon in die Dritte, aber in der Eskimoschule saßen alle Klassen im selben Klassenzimmer. Drei waren es gerade. Eine vierte Klasse würde es erst nächstes Jahr wieder geben. Alvi war einer von drei Drittklässlern, alles Jungs. Dann gab es noch Zwillingsmädchen, die in die Zweite gingen, und zwei Erstklässler: Aklak selbst und Iklik, seine beste Freundin. Aber eigentlich waren sie in der Eskimoschule alle beste Freundinnen und Freunde. Oder ziemlich beste Freundinnen und Freunde. Jedenfalls gab es nur ganz selten Streit. Höchstens, dass man sich mal neckte. So wie jetzt, als Alvi nach den belegten Broten fragte.
„Sonst magert uns der dünne Hering noch mehr ab!“, rief Ulvi, der so etwas wie der Anführer der Drittklässlerjungs war.
„Und wenn’s morgen schneit, geht er uns hinter einer Schneeflocke verloren!“, rief Olvi, der dritte der Drittklässlerjungs.
Dann lachten alle, sogar Alvi selbst, der überhaupt nicht dünn wie ein Hering, sondern ganz im Gegenteil so kugelrund wie ein Schneeball war. Er machte sich aber nichts draus.
„Einverstanden, zwei“, sagte die Lehrerin. „Aber nicht schummeln!– Und übrigens, Ulvi und Olvi: Darüber, dass jemand dick ist, macht man keine Witze!“
„Stimmt!“, rief Alvi fröhlich. „Bloß dass ich gar nicht dick bin! – Ich bin höchstens ein bisschen zu klein für meine vielen Muskeln.“
Da lachten wieder alle, und diesmal auch die Lehrerin. Die brauchte sogar ein Taschentuch, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen.
„Ihr seid mir vielleicht Quatschtüten!“, sagte sie.
Das sagte sie öfter, aber die Kinder hörten es trotzdem immer wieder gern.
„Gibt es sonst noch Fragen?“, fragte die Lehrerin, während sie das Taschentuch wegsteckte. „Nicht? – Gut, dann bis morgen früh!“
„Wie?“ – „Was?“ – „Wieso bis morgen früh?“
Auf einmal riefen alle durcheinander, sogar Anni und Hanni, die Zwillingsmädchen, die sonst immer erst die Köpfe zusammensteckten, bevor sie was sagten.
„Es ist doch erst die vierte Stunde …“, rief Anni.
„… und wir haben noch die fünfte!“, rief Hanni.
„Heute ausnahmsweise nicht“, sagte die Lehrerin. Dann klatschte sie in die Hände und rief: „Los, raus mit euch! Wer bei drei nicht verschwunden ist, muss nachsitzen! Eins … zwei …“
So schnell flitzten die Eskimokinder sonst nur am letzten Tag vor den großen Ferien aus der Schule, und fast hätten sie auf dem Schulhof den Hausmeister über den Haufen gerannt. Der schaute ihnen lächelnd nach, aber sie schauten nicht zu ihm zurück. Darum sahen sie auch nicht, wie die Lehrerin auf den Schulhof kam und lange mit dem Hausmeister tuschelte.
* Wer wissen will, wie das war: Es steht in „Aklak, der kleine Eskimo – Spuren im Schnee“.
2. Traurige Freunde
Am Nachmittag wollte Aklak zum Glatzkopffelsen, der so hieß, weil er wie ein Glatzkopf aussah, nur mit einer Schneehaube obendrauf. Iklik hatte versprochen, so schnell wie möglich nachzukommen. Ihre Mama wollte ihr vor dem Schulausflug noch neue Handschuhe kaufen.
„Aber geh nicht wieder irgendwelchen Eisbärspuren nach!“, sagte Aklaks Mama, als er auf den Schlitten stieg.
„Nein, Mama“, sagte Aklak.
„Aber auch wirklich nicht!“, sagte seine Mama.
„Nein, Mama“, sagte Aklak.
Dann schnalzte er mit der Zunge, und Tuktuk, sein treuer Husky, legte los, dass die Eskimomama in einer gewaltigen Schneewolke verschwand.
„Und rast nicht so!“, hörte Aklak sie aus der Wolke rufen.
„Nein, Mama!“, rief er zurück.
Dann hörte er nur noch den Fahrtwind brausen, so schnell ging es dahin. Es war ein strahlend weißer Tag mit einem blauen Sommerhimmel, und als sie ein Stück vom Eskimodorf entfernt um den Großen Eisbärbuckel bogen, musste Aklak die Augen zukneifen, so sehr glitzerte der Schnee in der Sonne. Der Große Eisbärbuckel hatte seinen Namen davon, dass er genau wie ein riesiger schlafender Eisbär aussah, und wenn man auf der Kopfseite im Osten um ihn herum war, musste man nach Norden fahren und sich ganz leicht nach Westen halten, dann sah man nach einer Weile den Glatzkopffelsen.
Das heißt, Aklak sah den Glatzkopffelsen heute nicht, weil ihn der Glitzerschnee blendete, aber Tuktuk wusste ja den Weg. Überhaupt kannte er sich von allen Huskys im Eskimodorf am besten in der Gegend aus, das war allgemein bekannt. Darum durfte er morgen auch als einziger Schlittenhund mit auf den Schulausflug kommen und den Notfallschlitten ziehen, falls jemand sich den Fuß verknackste oder so. Aklak wurde dadurch automatisch der Notfallschlittenhundeführer, das hatten alle Klassen zusammen beschlossen, und niemand hatte gemotzt, nicht mal Ulvi, der im letzten und vorletzten Jahr der Notfallschlittenhundeführer gewesen war und seine Sache gut gemacht hatte.