Madison und Miranda – Das Glückskatzen-Geheimnis - Anu Stohner - E-Book

Madison und Miranda – Das Glückskatzen-Geheimnis E-Book

Anu Stohner

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Beschreibung

Von großen Träumen und unbändigem Glück

Madison lebt mit ihren Eltern, ihrem Bruder und unzähligen Schafen auf einer kleinen Farm. Sogar einen Hütehund gibt es. Doch Madison wünscht sich nichts sehnlicher als eine Katze. Umso überraschter ist sie, als eines Tages tatsächlich ein Kätzchen mitten zwischen den Schafen sitzt. Es ist wunderschön, schwarz-weiß-rot gefleckt und stellt sich Madison als ihre ganz persönliche Glückskatze vor. Doch bevor das Kätzchen bei Madison einziehen kann, muss Mama überzeugt werden. Was der verrückte Hühnertrick und das Glückskatzen-Geheimnis damit zu tun haben, sei hier aber noch nicht verraten. Nur so viel: Glückskatze Miranda macht ihrem Namen alle Ehre!

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Seitenzahl: 94

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Für Madison aus der Ludwigstraße von Anu

Für Juli von Henrike

1. Auflage 2019

© 2019 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagbild und Innenillustrationen: Henrike Wilson

Umschlagkonzeption: Kathrin Schüler, Berlin

unter Verwendung einer Illustration von Henrike Wilson

aw · Herstellung: AJ

Reproduktion: ReproLine mediateam, München

ISBN 978-641-23701-1

www.cbj-verlag.de

Inhalt

1. Mama, bitte!

2. Kooomm, Miezekätzchen …!

3. Mach die Augen zu!

4. Zwei gegen einen ist doof

5. Was hat er denn?

6. Jungs eben!

7. Mirandas Geheimnis

8. Wie die jungen Kater

9. Üf bün blof fo froh!

10. So was ist bei großen Zauberkünstlern ganz normal

11. Der große Maunzolino – dass ich nicht lache!

12. Es ist das größte Geheimnis der Welt

13. Und deine Zaubershow kannst du dir an den Hut stecken!

14. Ihr habt noch genau zwei Tage

15. Mit dem Zaubern kenn ich mich eben aus

16. Ihr macht Witze, oder?

17. Mit dem Huhn?

18. Ich dich oder du mich?

19. Siehst du was?

20. Toi, toi, toi!

21. Das ist sie!

22. Gock-gock-gock!

23. Gut gemacht!

24. Wo das Kätzchen mir nichts ausmacht …

25. Gar keine schlechte Idee!

26. Ein schöner Name

27. Es ist sowieso nur ausnahmsweise

8. Schnurr, schnurr …

29. Und das Huhn?

1. Mama, bitte!

In einem Land mit grünen Hügeln und tiefen Wäldern lebte ein Mädchen mit dem schönen Namen Madison. Madison wohnte auf einer Farm mit Schafen und Hühnern und vielen anderen Tieren, einem Hütehund zum Beispiel, aber es gab dort keine Katze. Früher hatte es einmal eine gegeben, aber wann genau früher war, wusste Madison nicht. Jedenfalls vor langer Zeit, denn ihr großer Bruder Tom behauptete, als ganz kleiner Junge hätte er die Katze noch gekannt. Und Tom war schon Zweitklässler und fast acht!

Madison wünschte sich nichts so sehr wie eine Katze. Sie fand auch die Schafe und die Hühner nett, aber mit denen konnte man ja nicht spielen. Mit Speedy, dem Hütehund, versuchte es Madison manchmal. Dann warf sie ihm ­Stöckchen, und er sollte sie holen. Aber Speedy war schon ziemlich alt und froh, wenn ihm kein Schaf ausbüxte. Da konnte er nicht auch noch Stöckchen holen. Oder höchstens mal eins oder zwei, wenn Madison gar zu traurig guckte.

Blieb auf der Farm nur noch Tom, aber der spielte lieber mit den Jungs aus seiner Klasse, und Madison ging ja noch nicht mal in die Schule. Für ihre Spiele sei Madison noch zu klein, behauptete Tom, dabei spielten sie die meiste Zeit nur mit Toms Zauberkasten. Oder eigentlich spielte Tom damit. Er war der Zauberer, und seine Freunde mussten die Zuschauer sein und klatschen, obwohl er die Zaubertricks noch gar nicht richtig konnte. Zum Beispiel zauberte er bunte Tücher aus der Luft, und alle sahen ganz genau, dass er sie nur aus dem Ärmel zog. Trotzdem durften die Zuschauer nichts sagen, weil der Zauberer sonst sauer wurde. Erst neulich war es wieder passiert, und er hatte vor Wut seinen Zauberstab in die Ecke gepfeffert. Seitdem hatte der Zauberstab einen Knick, aber wehe, die Zuschauer lachten, wenn der Zauberer damit herumfuchtelte!

Es war ein doofes Spiel, und wenn es sich Madison genau überlegte, wollte sie sowieso nicht mitspielen. Höchstens hinterher, wenn die Jungs zum Fußball rausgingen, wäre sie gern dabei gewesen, aber das sagte sie nicht. Da konnten die Blöden lange warten!

So war das mit den Jungs, aber natürlich hatte Madison auch eine beste Freundin. Sie war ja richtig nett und witzig und alles. Melody hieß die beste Freundin, und im Herbst würden sie zusammen in die Schule kommen. Melody wohnte auf der übernächsten Farm, aber das war so weit, dass Madisons Mama sie mit dem Auto hinfahren oder die andere Mama Melody zu ihr herfahren musste. Das ­machten die Mamas, so oft es ging, nur eben nicht jeden Tag. Und an den Tagen dazwischen hätte Madison mit ihrer Katze spielen können …

Madison wünschte sich die Katze wirklich sehr! Oder erst mal ein Kätzchen, damit sie es aufziehen und ihm einen Namen geben konnte. Große Katzen hatten ja immer schon einen. Miranda sollte das Kätzchen heißen, weil das so gut zu Madison passte. „Madison und Miranda“ – wenn sie das leise vor sich hinsagte, musste Madison immer ein bisschen weinen.

Und dann saß eines Tages ein Kätzchen mitten zwischen den Schafen auf der Wiese gleich beim Haus. Es war schwarz-weiß-rot gefleckt und wunderschön.

„Mama!“, rief Madison und rannte in die Küche. „Auf der Wiese sitzt ein Kätzchen! Darf ich’s füttern, Mama, bitte!“

„Liebes, du weißt doch, dass Tom gegen Katzen allergisch ist“, sagte Mama.

„Nur ein Schälchen Milch, Mama, bitte?!“, bettelte ­Madison.

„Wenn du das Kätzchen fütterst, kommt es wieder und will irgendwann ins Haus“, sagte Mama und schaute nach dem Blumenkohlauflauf, den sie im Backofen hatte. „In einer Viertelstunde kommt Tom aus der Schule, dann gibt’s Mittagessen – geh nicht mehr so weit weg!“

Da war nichts zu machen. Wenn Madison keine Ruhe gab, wurde Mama höchstens sauer. Aber vielleicht ließ sich das Kätzchen wenigstens streicheln. – Hoffentlich war es überhaupt noch da!

Madison rannte wieder nach draußen, aber das Kätzchen war weg. Wahrscheinlich hatten es die Schafe vertrieben. Die Doofen!

2. Kooomm, Miezekätzchen …!

Am nächsten Tag kam das Kätzchen wieder, aber da war Madison bei Melody.

Und am übernächsten Tag war Melody zwar bei Madison, aber weil es Bindfäden regnete, blieben sie drinnen und merkten gar nicht, dass draußen auf der Wiese wieder das Kätzchen saß. Sie spielten mit Madisons Bärenhaus, in dem eine Bärenfamilie mit fünf kleinen Bärenkindern wohnte, und jedes hatte seine eigene Katze. Melody fand, sie hätten auch einen witzigen kleinen Hund haben sollen, aber eins der Bärenkinder war leider gegen Hunde allergisch.

Am dritten Tag hatten beide Mamas keine Zeit, die Mädchen herumzukutschieren, und das Kätzchen saß ­wieder da. Madison sah es durchs Küchenfenster und rannte schnell hinaus. Sie rannte bis zum Rand der Wiese, dann zwang sie sich, langsam zu gehen, damit sie das ­Kätzchen nicht erschreckte.

Madison ging so leise, als wollte sie die Würmer unter der Erde nicht stören, und sie hoffte nur, dass die Schafe nicht blökten. Das machten sie manchmal, wenn jemand kam, aber diesmal nicht. Sie guckten nur, als überlegten sie, was Madison wohl hatte, dass sie über die Wiese stelzte wie sonst nur die Störche auf Fröschejagd.

Zwei, drei Schritte vor dem Kätzchen ging Madison in die Knie und streckte ihm die Hand entgegen.

„Kooomm, Miezekätzchen …!“, säuselte sie mit der süßesten Stimme, die sie konnte. „Na, kooomm …!“

Aber das Kätzchen kam nicht. Es schloss nur die Augen und schüttelte leise den Kopf wie Madisons Mama, wenn sie ein bisschen genervt war und trotzdem nicht gleich losschimpfen wollte. Dann machte es die Augen wieder auf und sagte:

„Tust du mir bitte einen Gefallen?“

Hätte Madison aufrecht gestanden, wäre sie wahrscheinlich umgefallen vor Schreck. So kippte sie nur nach hinten auf den Po und dachte: Das Kätzchen spricht! Tiere ­sprechen doch nicht!

„Doch, tun wir“, sagte das Kätzchen.

„Äh … was?“, war alles, was Madison herausbrachte.

„Sprechen“, sagte das Kätzchen. „Du denkst, wir Tiere sprechen nicht, und ich sage: Wir Tiere sprechen sehr wohl.“

„Bäh!“, rief genau da eins der Schafe. „Bäääh!“

„Man versteht uns nur nicht alle gleich gut“, sagte das Kätzchen.

Und jetzt schloss zur Abwechslung Madison die Augen. Aber nicht, um gleich darauf den Kopf zu schütteln wie das Kätzchen oder Mama, sondern weil sie abwarten wollte, ob sie vielleicht träumte. Das gab es ja wahrscheinlich: Träume, in denen Kätzchen sprachen und zusätzlich Gedanken lesen konnten.

„Bäääh!“, rief eins der Schafe, und ein anderes antwortete: „Bäääääh!“

Sonst hörte Madison nur Bienen summen und Hummeln brummen. Und zwischendurch die Schafe.

„Bäh!“ – „Bäääh!“ – „Bäääääh!“

Eine ganze Weile ging das so, dann machte Madison die Augen wieder auf.

Und das Kätzchen war noch da. Es fuhr sich gerade mit den Pfoten über die spitzen Öhrchen und sah dabei so niedlich aus, dass Madison einfach nicht anders konnte: Sie musste es streicheln. Und das Kätzchen ließ es sich gefallen! Es schnurrte sogar, und als es mit dem Öhrchenputzen fertig war, gab es Madison einen kleinen Stups mit dem Kopf.

„Ich bin so froh, dass du wiedergekommen bist“, flüsterte Madison so leise, als hätte sie Angst, das Kätzchen zu erschrecken.

„Weiß ich doch“, sagte das Kätzchen. „Trotzdem musst du mir einen Gefallen tun.“

„Und welchen?“, fragte Madison.

„Nenn mich bitte nicht Miezekätzchen! – Ich heiße Miranda.“

3. Mach die Augen zu!

„Miranda? Du heißt Miranda?“

Madison konnte es überhaupt nicht fassen.

„Vielleicht solltest du dir auch mal die Ohren putzen“, sagte das Kätzchen. „Und jetzt komm mit!“

Es gab Madison noch mal einen kleinen Stups mit dem Kopf, dann flitzte es über die Wiese, dass die Schafe erschrocken beiseitehopsten.

„Wohin denn?“, rief Madison, aber das Kätzchen drehte sich nicht mal um. Madison blieb gar nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen. Und ausgerechnet da hörte sie Mama aus dem Küchenfenster rufen.

„Madison?!“

„Ja?!“

„In einer Viertelstunde kommt Tom aus der Schule, dann gibt’s Mittagessen – Pfannkuchen!“

„Ja!“, rief Madison und rannte los.

Das Kätzchen war da schon fast am Ende der Wiese angekommen. Dort begann der Wald, und wenn Madison es nicht aus den Augen verlieren wollte, musste sie sich beeilen.

„Wo willst du denn jetzt noch hin?“, rief Mama. Das Kätzchen hatte sie anscheinend nicht bemerkt, sonst hätte sie ja gewusst, dass Madison ihm hinterherlief.

„Bin gleich wieder da!“, rief Madison und wäre fast mit einem Schaf zusammengerasselt.

Das Kätzchen hatte jetzt den Wald erreicht, aber es flitzte zu Madisons großer Erleichterung nicht hinein, sondern hielt an und sah sich nach Madison um. Dass es dabei genau unter der alten Eiche mit Toms blödem Baumhaus stand, fiel Madison in der Eile gar nicht auf.

„Jetzt geh schon aus dem Weg!“, schimpfte sie mit dem Schaf, um das sie herumkurven musste, dabei konnte das arme Tier nun wirklich nichts dafür, dass sie es so eilig hatte.

Madison rannte, so schnell sie konnte, aber als sie wieder zum Waldrand schaute, war das Kätzchen verschwunden. Oder nein: Sie sah gerade noch ein schwarz-weiß-rotes Schwänzchen in der Krone der alten Eiche verschwinden. Wollte das Kätzchen etwa in Toms Baumhaus?

Von Weitem konnte man das Baumhaus zwar mehr ahnen als sehen, aber Madison wusste natürlich, dass es da war. Und sie mochte es überhaupt nicht. Papa hatte es gebaut, und es war toll, das gab sie ja zu, aber es hing so weit oben zwischen den Ästen, dass ihr schon vom Hochgucken schwindlig wurde. Auch jetzt wieder, als sie anhielt und den Kopf in den Nacken legte.

In das Baumhaus kam man, wenn man auf einem ganz bestimmten Weg durch die knorrigen Äste der alten Eiche kraxelte und ganz am Ende durch ein kreisrundes Loch im Boden ins Haus hineinstieg. Aus genau dem Loch schaute das Kätzchen auf Madison herunter und rief: