Albtraum-Novellen - Ananke - E-Book

Albtraum-Novellen E-Book

Ananke

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Beschreibung

Dreißig Tage lang muss Linda ihrem unbekannten Dienstherrn ergeben sein, so will es der Vertrag, den sie mit ihm geschlossen hat.
Als sie in dieses Engagement einwilligt, ahnt sie noch nicht, dass sie weit länger bleiben wird, als es die Abmachung verlangt, dass sie jede moralische Zurückhaltung vergessen und sich auf eine selbstzerstörerische Reise ohne Wiederkehr begeben wird.
Drei tiefschwarze Traumphantasien, in denen die Beschränkungen der realen Welt Stück für Stück zerfallen. Drei Skizzen über die unerbittliche Macht der Leidenschaft, über die Überwindung des Selbst bis hin zur Auslöschung und die Fesseln der Lust.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ananke

Albtraum-Novellen

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TintenSchwan

Buchbeschreibung:

Dreißig Tage lang muss Linda ihrem unbekannten Dienstherrn ergeben sein, so will es der Vertrag, den sie mit ihm geschlossen hat. Als sie in dieses Engagement einwilligt, ahnt sie noch nicht, dass sie weit länger bleiben wird, als es die Abmachung verlangt, dass sie jede moralische Zurückhaltung vergessen und sich auf eine selbstzerstörerische Reise ohne Wiederkehr begeben wird.

Drei tiefschwarze Traumphantasien, in denen die Beschränkungen der realen Welt Stück für Stück zerfallen. Drei Skizzen über die unerbittliche Macht der Leidenschaft, über die Überwindung des Selbst bis hin zur Auslöschung und die Fesseln der Lust.

Über die Autorin:

Die Autorin Ananke lebt mit ihrem Gebieter seit vielen Jahren in einer BDSM-Beziehung und hat somit einen ganz direkten Einblick in die Themen, über die sie schreibt.

Mit den Albtraum-Novellen hat sie eine Trilogie von BDSM-Psychothrillern geschaffen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Die drei Romane bieten ihrer Leserschaft eine nie da gewesene Art der Poesie: düster und schwelgerisch, erbarmungslos und zugleich fesselnd bis zur letzten Seite.

 

Dieses Buch enthält eine Inhaltswarnung auf der letzten Seite oder unter:

www.tintenschwan.de/pages/inhaltswarnungen

 

 

© 2016–2020 Ann-Kathrin Wasle

Hirtenweg 22

76287 Rheinstetten

 

Lektorat: Jennifer Schreiner

 

Umschlaggestaltung: Vanessa Hahn

 

Ein Sensitivity-Reading mit Schwerpunkt auf Anti-Schwarzen Rassismus wurde von zwei betroffenen Personen durchgeführt.

 

ISBN: 978-3-949198-08-3

 

Neu überarbeitete Auflage, Januar 2023

Inhaltsverzeichnis

Eine Nachtmär

Erster Teil: Der Pakt

Zweiter Teil: Die Rückkehr

Dritter Teil: Die Braut

Vierter Teil: Der Mord

 

Clair de Lune

Erster Teil: Die Wette

Zweiter Teil: Tag und Nacht

Dritter Teil: Der Sieg

 

In der Unterwelt

Erster Teil: Das Kartenspiel

Zweiter Teil: Die Hündin

Dritter Teil: Die Dressur

Vierter Teil: Das Opfer

Eine Nachtmär

Ananke

Erster Teil: Der Pakt

 

»Herr?« Sie räuspert sich. »Mein Name ist Linda. Ich bin gekommen.«

Eine unbekannte Stimme antwortet ihr von der Balustrade aus: »Dein Name ist nicht von Belang.«

Linda schluckt. Unsicher blickt sie zu dem Geländer auf der anderen Seite des Saals hinauf. Auch wenn ein großer Kronleuchter die Eingangshalle beleuchtet, verbleibt die Gestalt oben auf dem Gang im Halbschatten.

Noch einmal räuspert sie sich und beginnt: »Ich bin wegen der Abmachung hier. Es hieß, ich solle mich bei Ihnen melden …«

Der fremde Mann schneidet ihr mit einer Geste das Wort ab. Die Stimme des Hausherrn klingt kühl, geschäftlich. »Bist du Jungfrau?«

Linda schüttelt den Kopf. »Nicht mehr, seit …«

»Und hast du deinen Körper schon einmal verkauft?«

Für einen Moment taucht ein lang vergessenes Bild in ihr auf, von einem kleinen Mädchen, das einem Klassenkameraden einen Kuss gibt und dafür etwas von seinen Süßigkeiten abbekommt.

Sie schüttelt die Erinnerung ab. »Nein, noch nie.«

Oben auf der Balustrade ist eine Bewegung zu erkennen und Linda überlegt, ob es ein zufriedenes Nicken ist. »Also ist dies dein erstes Mal«, klingt es herab, so leise, als wären die Worte nicht an sie gerichtet. Ihre Muskeln verkrampfen sich.

Für einen Augenblick stehen sich die beiden Gestalten regungslos gegenüber, Linda offen in der Mitte des Saals und der fremde Mann oben im Schatten verborgen. Dann ertönt die Stimme erneut, dieses Mal vollkommen ohne Emotion.

»Zieh dich aus.«

Linda erstarrt. Wenn die Aufforderung auch ihren Erwartungen entspricht, so fühlt sie sich doch noch nicht bereit, sich diesem Fremden ohne Weiteres zu ergeben. Störrisch schiebt sie die Unterlippe vor.

»Entschuldigen Sie, aber ich dachte … Ich würde gerne genauer wissen, was in diesem Monat von mir erwartet wird.«

Das Geräusch, das von oben zu ihr herunterdringt, klingt wie ein trockenes Lachen. »Sei dir bewusst, es wird nichts von dir erwartet werden, aber alles eingefordert. Während der nächsten dreißig Tage wirst du in allem, was du tust und bist, unter meiner Kontrolle stehen. Und du wirst meinen Befehlen gehorchen, wie immer sie auch lauten.«

Linda will etwas einwerfen, doch die kalte Stimme des Hausherrn erstickt ihre Einwände im Keim. »Du wirst an nichts, was in diesem Haus geschieht, dauerhaften Schaden davontragen – zumindest nicht im Verlauf der Zeit, für die du bezahlt wirst. Für die Spanne dieses einen Monats, beginnend mit dem heutigen Tag, bleibst du hier in diesem Haus, als mein persönliches Spielobjekt. Und du wirst keine Gelegenheit haben, deine Entscheidung zu ändern, sollte dir danach sein. Bist du mit diesen Bedingungen einverstanden?«

Linda zögert, mehr aus Ärger denn aus wirklicher Überraschung. Sie hat gewusst, worauf sie sich einlassen würde, als sie sich auf den Weg hinauf zu der Villa gemacht hat. Doch gleich, was sie von dem Unbekannten und seinen Reden halten mag, sie muss an daheim denken, an ihren Vater und die Rechnungen, die sich dort stapeln.

Mit einiger Überwindung senkt sie den Kopf. »Ich bin einverstanden.«

»Nun denn«, erklingt die Stimme von oben, »dann zieh dich aus.«

Linda trägt ein tiefausgeschnittenes schwarzes Kleid mit passender Spitzenunterwäsche, doch nun, in der altehrwürdigen Halle, scheint ihr die Kleidung seltsam unangemessen. Für einen Moment überlegt sie, ob sie eine Show abziehen sollte, einen Striptease, wie sie ihn in Filmen gesehen hat, aber dann entscheidet sie sich dagegen. Sie ist nicht geübt darin, sich auf solche Weise zu präsentieren. Stattdessen schiebt sie das Kleid mit einer einfachen Bewegung herab, löst den Verschluss ihres BHs und lässt das Kleidungsstück zu Boden fallen, dann zieht sie den schwarzen Slip herunter. Sie bemüht sich, den Blickkontakt zu der Gestalt auf der Empore die ganze Zeit über zu halten.

»Die Schuhe auch.«

Mit leichtem Bedauern streift Linda die Pumps mit den hohen Pfennigabsätzen ab. Sie fühlt sich sicherer, solange wenigstens ihre Füße bekleidet sind. Ohne eine zusätzliche Aufforderung nimmt sie auch Kette und Armband ab, alles bis auf die Spange, die ihre Haare zusammenhält – ein letzter Rest Ordnung in all dieser Fremdartigkeit. Sie legt ihre Habseligkeiten zu einem Haufen zusammen und schiebt ihn zwei Schritte zur Seite, dann richtet sie sich wieder auf, um zu der Gestalt auf der Balustrade hinaufzusehen. Vielleicht liegt es daran, dass ihre Augen sich an den Halbschatten dort oben gewöhnt haben, jedenfalls hat Linda das Gefühl, dass sie die verborgene Gestalt nun besser ausmachen kann. Sie erkennt graue Haare, ein dunkles Hemd, den abschätzigen Ausdruck heller Augen. Instinktiv wendet sie den Blick ab und schaut zu Boden.

»Jetzt knie dich hin.«

Ungelenk lässt Linda sich auf die Knie sinken. Der Fußboden des Saals ist mit Marmorstein gefliest, beißend kalt unter ihrer bloßen Haut. Sie braucht einen Augenblick, ehe sie die angenehmste Lage gefunden hat, auf den Unterschenkeln zusammengekauert, das Körpergewicht so gut es geht auf die Länge der Beine verteilt. Sie sieht wieder auf, doch nun, aus ihrer kauernden Position heraus, kann sie hinter dem Geländer der Balustrade nichts mehr erkennen. In einem seltsamen Pflichtbewusstsein senkt sie den Kopf, bis der grauweiße Stein ihr Gesichtsfeld ausfüllt.

»So wirst du bleiben, bis ich dir erlaube, dich zu regen. Du wirst dich nicht rühren, wirst mit niemandem reden und niemanden ansehen. Hast du das verstanden?«

Linda nickt stumm. Es ist eine so geringe Geste, dass man sie von oben wohl kaum erkennen kann, doch dem unbekannten Hausherrn scheint sie zu genügen. Sie kann ein Rascheln hören, Schritte, dann der leise Klang einer sich schließenden Tür.

Stille. Linda ist allein in dem großen Saal.

Irgendwo aus einem anderen Teil des Hauses schallen Töne herüber. Sie braucht ein paar Sekunden, um das Musikstück zu erkennen: Es ist das Aquarium aus dem Karneval der Tiere. Sie schluckt. Ihr ist, als wären die sanften Klavierklänge nur da, um sie einzulullen und ihren Geist in falscher Sicherheit zu wiegen.

Linda spürt, wie ein leichter Schauer ihren nackten Rücken entlangfährt. Es ist nicht die Kälte, trotz ihrer Höhe ist die Eingangshalle gut beheizt. Es kann auch nicht an ihrer unangenehmen Position liegen, dafür kauert sie noch zu kurz in dieser Haltung. Doch sie kann jetzt schon spüren, wie ihre Fußgelenke unter dem Druck ihres Körpers zu schmerzen anfangen. Vorsichtig testet sie aus, ob es ihr gelingt, ihr Gewicht etwas zur Seite zu verlagern – ganz langsam, Stück für Stück, auch wenn niemand mehr da ist, der ihre verbotene Bewegung sehen kann.

Unwillkürlich fährt Lindas Blick wieder hinauf, dorthin, wo die Gestalt vor wenigen Minuten im Schatten verschwunden ist. Wer sagt denn, dass der Fremde wirklich fortgegangen ist – dass er nicht immer noch dort steht und sie aus dem Dunkeln heraus beobachtet? Mit einem Mal wird sie sich ihrer Blöße überdeutlich bewusst. Sie spürt den weiten Raum um sich herum, die offene Holztreppe am Ende des Saals, die verzierten Türen, die in alle Richtungen fortgehen, bereit, jederzeit Menschen hereinzulassen. Dazwischen die hohen Spiegel, in denen sie sich selbst sehen kann, nackt und auf ihren Knien, unendlich verwundbar.

Linda erschauert aufs Neue und irritiert stellt sie fest, dass das Gefühl der Scham nicht nur unangenehm ist. Sie kann fühlen, wie sich ihr Körper bei der Erkenntnis der eigenen Blöße in wohligem Schauer windet. Die Frage nach ihrer Rolle in diesem Haus steigt nun in aller Deutlichkeit vor ihr auf: Wird es die ganze Zeit so sein – sie als stummes Lustobjekt, von dem fremden Hausherrn nach Belieben in Szene gesetzt? Der Gedanke bringt den geheimen Bereich zwischen ihren Beinen zum Pulsieren.

Da geschieht das Undenkbare: Sie hört Schritte näherkommen und einen Augenblick später öffnet sich auf der rechten Seite der Halle die vorderste Tür. War Lindas Schauer vor einer Sekunde noch erregend, so erfasst sie nun die blanke Panik. Hastig will sie aufstehen, will sich bedecken, auf welche Art auch immer … Nur mit Mühe gelingt es ihr, reglos zu verharren und zu erwarten, was da kommen mag.

Ohne sich zu bewegen, schielt Linda zur Seite und mit pochendem Herzen sieht sie, wie eine unbekannte Person aus der Tür tritt. Es ist eine ältere Frau, einfach gekleidet und von fülliger Gestalt, die mit einem Tablett voll Porzellan in den Händen den Saal durchschreitet. Linda wagt kaum zu atmen, sie befürchtet, dass die andere bei ihrem Anblick auffahren und ihr Tablett fallenlassen wird. Doch die Haushälterin wirft ihr nur einen kurzen Blick zu, registriert die nackte Frau, die da regungslos auf dem Fußboden kniet, und geht dann weiter zur anderen Seite des Raumes, wo sie das Porzellan in einen breiten Mahagonischrank einräumt.

Linda beobachtet die fremde Frau, die sich von ihrer nackten Anwesenheit nicht beeindrucken lässt, und mit einem Mal weiß sie nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht ist. Sorgsam stellt die Haushälterin das Geschirr in den Schrank – auf den Türen des schweren Möbelstücks erkennt Linda eine Art Rose, die von Ranken umgeben ist –, dann macht sie sich mit dem leeren Tablett wieder auf den Weg zurück. Sie wirft Linda noch einen kurzen, emotionslosen Blick zu, ehe sie erneut die Tür öffnet und in dem dahinterliegenden Zimmer verschwindet.

Linda atmet aus und zwingt ihre Muskeln, sich wieder zu entkrampfen. Jetzt erst stellt sie fest, dass ihre Unterschenkel angefangen haben, schmerzhaft zu ziehen. Die Fußgelenke, die flach ausgestreckt unter ihrem Gewicht liegen, brennen mittlerweile wie Feuer, und ihre Füße kann Linda kaum noch spüren. Sie will sich unauffällig aufrichten, um ihre Beine in eine andere Position zu bringen. Doch als sie auch nur versucht, ihre Fußgelenke zu bewegen, werden die Schmerzen so stark, dass sie sich auf die Lippe beißen muss, um nicht laut aufzustöhnen.

Wütend ballt Linda die Hände zusammen. Sie blickt zur Seite, dorthin, wo der Haufen mit ihrer Kleidung immer noch unberührt liegt. Sie könnte jetzt aufstehen, könnte sich die Füße massieren, bis die Schmerzen aufhören, sich die Kleider anziehen und aus der Tür spazieren. Niemand würde sie aufhalten und Linda würde dieses seltsame Haus mit seinem unheimlichen Hausherrn nie wieder betreten.

Die Tür zu ihrer Rechten geht wieder auf und die Haushälterin bringt ein neugefülltes Tablett herein, auf dem eine Blumenvase und mehrere Schüsseln stehen. Dieses Mal reicht die Ablenkung nicht aus, um Linda ihren Schmerz vergessen zu lassen. Von Sekunde zu Sekunde brennen ihre Knöchel stärker und sie ist sicher, dass sie ihre tauben Füße nun nicht einmal unter Schmerzen bewegen könnte. Linda atmet ein, als würde sie sich für einen Sprung in tiefes Wasser vorbereiten, dann richtet sie sich mühsam auf ihre Knie auf und spricht die Frau an.

»Bitte … Entschuldigen Sie, aber wissen Sie vielleicht, wo der Hausherr hingegangen ist? Ich glaube, er hat mich hier … vergessen.« Sie versucht, verlegen zu lächeln, irgendetwas, um die absurde Situation aufzubrechen. Aber wenn die Haushälterin sie gehört hat, so lässt sie sich nichts davon anmerken. Ohne Linda auch nur einen Blick zuzuwerfen, geht sie zu dem Regal hinüber und sortiert das Geschirr ein.

Entmutigt lässt Linda sich wieder auf ihre Unterschenkel sinken – die Knöchel tun mittlerweile so weh, dass es kaum noch einen Unterschied macht. In dem Moment hört sie harte Schritte hinter sich und für einen Augenblick denkt sie, ihr Herz müsse stehenbleiben. Sie weiß, wem diese Schritte gehören. Es gibt eine bestimmte Art zu gehen, wie es nur der Herr eines Hauses tut. Und außerdem hatte Linda ja genau das erreichen wollen: Sie wollte die Aufmerksamkeit ihres Auftraggebers wieder auf sich lenken. Aber dennoch – oder deswegen? – ziehen sich ihr nun Kehle und Unterleib zusammen, als sie den näherkommenden Klang seiner Stiefel hört.

»Du hattest klare Anweisungen«, klingt die Stimme hinter ihr, so sanft wie das Schnurren einer Katze. »Du solltest nicht reden und dich nicht bewegen. Bist du nicht im Stande, auch nur die einfachsten Befehle zu befolgen?«

Linda schluckt. Das Herz schlägt ihr bis in die Kehle und zwischen ihren Schenkeln macht sich eine sonderbare Erregung breit, ungefragt und unerwünscht.

Sie schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich wusste nicht, ob Sie …«

Der Schlag trifft sie unerwartet, raubt ihr die Luft, noch bevor sie den Schmerz selbst überhaupt fühlt. Es ist ein Schlag, wie sie ihn noch nie erlebt hat – grell, schneidend, überwältigend. Linda ist zu schockiert, um aufzuschreien, und ganz langsam steigen ihr die Tränen in die Augen.

»Das … das ist …«, keucht sie, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Der zweite Schlag kommt noch heftiger und dieses Mal schreit sie auf. Für einen langen Moment durchzieht der brennende Schmerz ihren gesamten Oberkörper: ein rotglühendes Spinnennetz, das seinen Mittelpunkt zwischen ihren Schulterblättern hat, dort wo der grausame Hieb sie getroffen hat. Linda keucht angestrengt, wütend, doch dieses Mal sagt sie nichts. Sie hat verstanden.

Hinter ihrem Rücken spürt sie eine Bewegung und ängstlich verkrampft sie sich, um den nächsten Schlag zu erwarten. Doch es ist der Hausherr selbst, der sich zu ihr herunterbeugt.

»Ich habe dir gesagt, du sollst kein Wort sagen. Hast du das nun verstanden?« Er wartet eine Sekunde, ehe er hinzufügt: »Du darfst nicken.«

Linda nickt mit zusammengebissenen Zähnen. Sie ist wütend, dass eine einzige Bewegung dieses Mannes bereits ausreicht, sie zusammenfahren zu lassen.

Ihr Auftraggeber geht langsam um sie herum, bis er in ihrem Sichtfeld steht. Hoch aufgerichtet ragt er vor ihr, sodass Linda den Kopf heben muss, um die Gestalt ganz zu erkennen. Der Mann ist älter, als es seine Stimme hätte vermuten lassen: Seine Haare sind eisengrau und seine Gesichtszüge sind von Falten durchzogen. Nur die Augen, mit denen er sie unverwandt mustert, sind klar, von einer durchdringenden, stahlblauen Farbe. Hastig senkt sie den Blick wieder.

»Weißt du, was das hier ist?«, fragt der Mann und hält ihr etwas entgegen, das wie eine lange, schmale Schlange aussieht.

Linda schüttelt den Kopf, vorsichtig, wie um eine wilde Bestie nicht zu verärgern.

»Das ist eine Bullwhip, eine Ochsenpeitsche. Man benutzt sie, um Tiere zur Ordnung zu rufen und zu disziplinieren. Tiere, die nicht gehorchen wollen.«

Er lässt das dünne Ende der Peitsche vor ihrem Gesicht baumeln. Linda erkennt, dass die Schlange aus schwarzen Lederriemen zusammengeflochten ist, die sich zu einem immer schmaleren Band verdünnen. Ganz am Ende baumelt eine feste Verdickung, wie ein Knoten oder ein Schlangenkopf.

Linda spürt, wie sich ihr Magen verzieht. Natürlich war sie davon ausgegangen, dass sie in dieser Arbeitsstelle einiges würde aushalten müssen, dass sie Schmerzen und Demütigung über sich ergehen lassen würde. Aber nun, da die Peitsche vor ihr baumelt, da die Haut ihres geschundenen Rückens quälend brennt und ihre Erwartung zu einer dumpfen Gewissheit wird, beginnt ihr Körper zu zittern. Wie soll sie diesen Schmerz ein weiteres Mal ertragen?

Der fremde Mann kniet sich vor Linda auf einem Bein nieder, sodass er ihr gerade ins Gesicht schauen kann.

»Wirst du mir gehorchen?«

Die Ochsenpeitsche baumelt immer noch in seiner Hand, genau am Rand ihres Gesichtsfelds. Sie nickt hastig.

»Das ist gut«, sagt der Mann freundlich, beinahe aufmunternd. »Dann wirst du noch acht Schläge von dieser Peitsche ertragen, ohne aufzuschreien. Acht Schläge, ohne den geringsten Laut.«

Linda kann nicht antworten. Es ist, als wäre jeder Muskel ihrer Kehle festgefroren, als würde sich ihr Körper selbst weigern, sich an diesen Mann, diesen sadistischen Fremden auszuliefern.

Ich könnte immer noch gehen. Der Gedanke kommt ungefragt, ungebeten, und doch scheint er ihren Körper mit einem Mal voll und ganz auszufüllen. Instinktiv, beinahe gegen ihren Willen blickt Linda zur Seite, zu dem Haufen mit ihrer Kleidung. Ich könnte einfach nach Hause gehen …

»Steh auf.« Die Stimme des Hausherrn klingt hart, jede Spur von Freundlichkeit ist verschwunden. Mit dem Griff der Peitsche drückt er Lindas Kinn nach oben, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Unwillkürlich folgt sie dem Druck des festen Leders, sie versucht, sich mit ihrem linken Fuß hochzustemmen und aufzustehen – dann fällt sie mit einem schmerzhaften Seufzer wieder zu Boden. Ihre Füße sind taub, ihre Knöchel brennen und fühlen sich geschwollen an.

Linda öffnet den Mund, um sich zu erklären, dann schließt sie ihn wieder, gerade rechtzeitig, ehe sie erneut gegen das Gebot verstoßen kann. Ängstlich schaut sie zu dem Herrn empor und zeigt auf ihre Fußgelenke.

»Steh auf.« Der Mann hat sich nun selbst wieder aufgerichtet und sieht ausdruckslos auf sie herab. »Jetzt.«

Linda schluckt hilflos, dann versucht sie es erneut. Vorsichtig dreht sie ihre Füße in die richtige Position, schiebt sie mit ihren Händen unter ihren Körper. Mühsam richtet sie sich auf, Zentimeter für Zentimeter. Sie ignoriert den Schmerz, der ungebremst durch Fußgelenke und Unterschenkel flammt. Für einen Augenblick beginnen ihre Beine zu schwanken und sie ist sicher, dass sie stürzen wird, doch es gelingt ihr, sich im letzten Moment zu fangen.

Zitternd steht Linda aufrecht da. Sie tritt noch einmal abwechselnd mit den schmerzenden Füßen auf, um sicherzugehen, dass sie sie auch wirklich tragen. Dann schaut sie auf. Mit unerwartetem Stolz im Blick sieht sie hinüber zu dem fremden Mann, der ihre Bemühungen regungslos mitangesehen hat.

Er nickt. »Jetzt dreh dich um, beug dich vornüber und umfass mit deinen Händen die Oberschenkel.«

Noch einmal blickt Linda nach der Ochsenpeitsche, dem grausamen schwarzen Instrument, das immer noch in seiner Hand hängt. Sie schluckt trocken, dann dreht sie sich um und greift mit den Händen nach ihren Knien, gerade wie er es befohlen hat. Sie schließt die Augen und atmet tief ein, dann beißt sie die Zähne zusammen, so fest sie kann. Ruhig bleiben, tönt es in ihrem Kopf wie ein Mantra, nicht aufschreien, während sie hinter sich hört, wie der Herr mit seiner Peitsche ausholt.

Der erste Hieb reißt Linda beinahe von den Beinen. Hart trifft die Peitsche auf ihren Rücken, mit einem Knall, der von den Wänden der Halle zurückschallt.

Stille. Linda atmet keuchend ein und aus, die Zähne so fest zusammengepresst, dass sie meint, ihr Kiefer müsste zerspringen. Der Schmerz pulsiert in brodelnden Wellen über ihren Rücken, wie eine Woge, die von der einen wunden Stelle zur nächsten schwappt.

Ein zweiter Schlag kommt ohne Vorwarnung, treibt ihr die Tränen in die Augen, und noch ehe sie sich erholt hat, trifft sie der dritte Peitschenhieb an exakt der gleichen Stelle, wie um ihren Schmerz zu verhöhnen. Linda überlegt wie in Trance, ob ihre Haut wohl schon in Fetzen vom Rücken hängt, ob ihr Fleisch offen liegt, blutig und roh – aber nein, dafür wäre mehr nötig, noch viel mehr als sie bisher erlitten hat. Sie vertreibt den Gedanken, weil sie jedes Quäntchen Konzentration braucht, um nicht laut aufzuschreien.

Langsam, mit langen, schmerzdurchzogenen Pausen, lässt der Herr die Peitsche ein viertes, ein fünftes und sechstes Mal auf ihrem Rücken aufschlagen, jeder Hieb ein Donnerschlag, der in Lindas Fleisch nachklingt. Die Ochsenpeitsche hinterlässt keine Striemen, sie landet nicht mit ihrer gesamten Länge auf ihrer wunden Haut. Nur der kleine Knoten, der Wulst am Ende der Peitsche, der von Nahem so unbedeutend gewirkt hat, trifft auf ihren bloßen Schulterblättern auf. Dieser Knoten allein trägt in sich die volle Kraft des drei Meter langen Lederzopfs.

Ein siebter Schlag, fester als die anderen, treibt schließlich ein schwaches Wimmern aus ihrer Kehle. Linda fühlt, wie ihr die Wimperntusche die Wangen herunterläuft, fortgespült von stummen, heißen Tränen der Verzweiflung. Ängstlich horcht sie hinter sich, ob der Herr ihren Schmerzenslaut gehört hat – ob er sie auch dafür noch strafen will. In ihrem Mund schmeckt sie Blut und nun erst merkt sie, dass sie sich in ihren Bemühungen auf die Lippe gebissen hat. Gleichgültig. Es gibt noch einen Schlag auszuhalten, eine letzte Kraftprobe, und sie braucht all ihre Energie, um sich vor diesem achten Schlag zu wappnen.

Ein letzter Hieb, diesmal nicht auf den Rücken, sondern quer über ihre Beine gezielt, über die Oberschenkel, die noch brennen von der vorausgegangenen Tortur. Mit einem lauten Schrei bricht Linda zusammen – ihr Körper gibt schlichtweg auf und versagt ihr den Dienst.

Linda liegt seitlich auf dem kühlen Marmorboden, die Beine eng an den Leib gezogen, das Gesicht tränenverschmiert. Ihre Augen hält sie fest geschlossen, auch dann, als sich die Schritte des Mannes nähern, als sie die herabhängende Peitsche fühlt, die über ihren Schenkel streift, und seine Stimme hört.

»Das war die erste Lektion. Solange du in diesem Haus bist, wirst du mit niemandem sprechen außer mit mir. Du wirst mich mit ›Ihr‹ ansprechen und das einzige Wort, das du jemals ungefragt an mich zu richten hast, ist ›Herr‹.«

Seine Stimme klingt ruhig und distanziert. Linda spürt, wie ihr der Tonfall aufs Neue Tränen in die Augen treibt.

Sachte fährt das Ende der Peitsche über ihren bloßen Körper, über den gequälten Rücken bis hinauf zu ihrem Haaransatz. »Mach deine Haare auf.«

Linda schluckt. Die Haarspange war das Einzige, was sie nicht zu den anderen Sachen auf den Kleiderhaufen gelegt hat. Nun kauert sie sich mühsam auf, zwingt sich, die Augen zu öffnen, und zieht die Spange aus ihrem Haar, sodass die langen Flechten den Rücken herabfallen.

»Ich will, dass deine Haare offen bleiben«, sagt der Herr weiter. »Solange du bei mir bist, wirst du keine Kleidung brauchen – keinen Slip, keine Schuhe und kein Haarband. Du wirst dich nicht rasieren, weder deinen Schoß noch Beine oder Achseln. Und du wirst nackt bleiben, gleichgültig ob du allein bist oder mit anderen, gleichgültig ob du deine Regel hast, ob dir heiß ist oder kalt.«

Linda nickt, auch wenn es keine Frage war. Wenn Nicken und Kopfschütteln die einzigen Ausdrucksformen sind, die ihr erlaubt bleiben, dann will sie zumindest davon Gebrauch machen.

»Clemens«, ruft der Herr.

Eine Tür an der Seite des Saals öffnet sich, so rasch, als hätte der Gerufene nur auf den Befehl gewartet. Herein kommt ein stämmiger Mann, vielleicht einen halben Kopf kleiner als Linda, dafür aber kräftig und sicher doppelt so breit wie sie. Mühsam zwingt sie ihren geschundenen Körper, aufzustehen, um nicht vor den beiden Männern bloß auf dem Boden zu liegen.

Der Herr weist auf Lindas Füße und der Neuankömmling – Clemens – hockt sich vor ihr hin. Jetzt erst bemerkt sie, dass er in seiner Hand eine feste Fußfessel aus Bronze hält, die an einer langen bronzenen Kette hängt.

Linda schauert und instinktiv zieht sie ihren Fuß zurück, als Clemens danach greift. Fragend blickt sie zu dem Herrn empor, doch der schaut sie nur abwartend an, ein undeutbarer Ausdruck in den Augen. Also atmet sie noch einmal tief ein, hält dem Mann ihren rechten Fuß entgegen und lässt zu, dass er den Ring an ihrem Knöchel fixiert. Ein heller Ton erklingt, als die Fessel einschnappt, dann ist ihr Fuß fest von dem kalten Band umschlossen.

Clemens hält dem Herrn das Ende der bronzenen Kette hin, doch der schüttelt nur den Kopf. »Bring sie in die Kammer neben dem blauen Zimmer und schließ sie dort an«, sagt er, ohne Linda weiter zu beachten. »Du kannst ihr etwas zu essen geben.«

Clemens nickt und macht sich auf in Richtung der hinteren Treppe, die Kette fest in der Hand. Unsicher sieht Linda zwischen den beiden Männern hin und her, dann nimmt sie ihren Mut zusammen und sagt laut: »Herr?«

Clemens hält inne, um die Reaktion seines Herrn abzuwarten. Der Herr dreht sich zu ihr um und schaut sie mit erhobenen Augenbrauen an. »Was ist noch? Rede.«

Linda atmet tief ein. »Als Ihr mir befohlen habt, zu knien und auf Euch zu warten – ich hätte es nicht schaffen können, ist es nicht so? Ihr hättet mich dort hocken lassen, bis ich vor Erschöpfung umfalle.«

»Bis du mir einen Grund gibst, dich zu bestrafen, ja«, sagt der Herr ruhig. Er kommt einen Schritt auf sie zu und schenkt ihr ein dünnes Lächeln. »Einer Sache solltest du dir in diesem Haus bewusst sein: Es geht hier nicht darum, ob du Schmerzen erleidest – die Frage ist höchstens, wann und aus welchem Grund.«

Damit nickt er seinem Diener zu, und Clemens führt sie über die Treppe davon.

 

Das Anwesen ist noch größer, als Linda von außen erwartet hat. Die breite Treppe am Ende des Saals mündet auf einen Gang, der sich weit in beide Richtungen erstreckt. Clemens bringt sie nach links, vorbei an einigen verschlossenen Türen und einem weiteren Treppenaufgang, der wohl zur Balustrade hinaufführt, bis hin zu der vorletzten Tür des Ganges. Mittig darauf angebracht prangt ein blaues Wappenschild: Es ist die verschlungene Rose, die sie schon auf dem Schrank in der Halle gesehen hat, und darunter die stilisierte Zeichnung eines Spinnennetzes.

Linda hat nur einen Moment Zeit, das Bild zu betrachten, dann hat der Diener die Tür geöffnet und zieht sie ungeduldig an ihrer Kette hinein. Der Raum, der dahinter liegt, hat keine Fenster und der Mann macht sich nicht die Mühe, das Licht anzuzünden, sodass sie in dem Dämmerlicht, das aus dem Flur hereinfällt, nur grobe Schatten erahnen kann. Sie sieht hohe Balken, an denen feste Haken und Ösen befestigt sind, sie kann Ringe und Ketten erkennen, die von der Decke hängen, an der einen Seite ein breites Bett, und an der anderen einen schwarzen Stuhl, der mit Lederschnallen bestückt ist. An der Wand steht ein hölzernes Regal, angefüllt mit verschiedenen Instrumenten und Gerätschaften, von denen sie Sinn und Zweck nicht erfassen kann. Überhaupt erkennt Linda nur das wenigste von dem, was sie hier vor sich sieht, und das, was sie erkennt, lässt sie schaudern.

Erst durch den Zug an ihrem Fuß merkt sie, dass der Diener sie weiterführen will, zu einer hölzernen Tür, die an der rechten Seite des Raumes im Schatten liegt. »Da hinein«, drängt Clemens und öffnet die schmale Tür.

Linda sieht in den nächsten Raum hinein und erschauert. Sie kann nichts als Schwärze erkennen, und doch spürt sie, dass sich hinter der Holztür kaum mehr als eine Abstellkammer befindet, nicht einmal groß genug, um darin zu stehen.

Wieder zieht der Mann an ihrer Kette, sodass der Reif schmerzhaft in ihr Fleisch schneidet. Linda schluckt trocken, dann folgt sie der drängenden Geste und tritt durch die dunkle Öffnung.

Der Raum hinter der Tür ist noch kleiner, als sie erwartet hat. Sie kann in der niedrigen Kammer nicht aufrecht stehen und wenn sie die Arme ausstreckt, kann sie mit den Fingerspitzen beide Wände berühren. Der helle Klang von Metall lässt sie sich umwenden, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Clemens das Ende ihrer Kette an einer Öse am Türbalken festschließt. Dann dreht er sich um und mit einem dumpfen Schlag fällt die Holztür ins Schloss.

Es ist dunkel. Lindas Atem klingt schwer und laut in der engen Kammer wider.

Nach einigen Sekunden erst merkt sie, dass sie immer noch halb gebeugt dasteht, den Kopf an der rauen Decke angestoßen. Sie setzt sich hin, langsam, zögernd. Noch einmal atmet sie tief ein und aus.

Der Boden unter ihren Füßen ist aus Holz, ebenso wie Wände und Decke. Der gesamte Raum misst vielleicht anderthalb mal zwei Meter und riecht muffig, nach Staub und Einsamkeit. An der Seite ist eine wollene Decke am Boden befestigt, zum Zudecken gibt es nichts. An der gegenüberliegenden Wand ertastet Linda ein einfaches Klosett, mit einer Spülung, die sie auch im Dunkeln bedienen kann. Daneben steht ein schwerer Keramiktopf mit frischem Wasser. Zwischen den Holzleisten dahinter erfühlt sie einen Lüftungsschacht. Linda überlegt, ob man sie wohl hören würde, wenn sie hier um Hilfe schreit – dann fällt ihr wieder ein, dass sie freiwillig hier ist, dass sie aus freien Stücken hierhergekommen ist, um … Warum eigentlich? Was könnte eine solche Tortur wert sein?

Geld, natürlich. Erschöpft fährt Linda sich bei dem Gedanken über die Augen. Genug Geld, damit Vater seine Behandlung bezahlen kann und wir unser Haus behalten können. Sie dreht den Kopf von der einen zur anderen Seite, so als könne sie mit genug Willensstärke die Dunkelheit durchdringen. Dann seufzt sie auf. Selbst wenn es ihrem Auftraggeber gefallen sollte, sie einen Monat lang hier im Dunkeln zu lassen, ihr kann es egal sein – Hauptsache, sie wird nach Ablauf der Zeit ihr Geld erhalten. Mit klopfendem Herzen erinnert sie sich an die sonderbaren Gerätschaften, die sie draußen erahnen konnte, an die Seile, die Ketten und Peitschen. In Wahrheit ist ihr klar genug, dass der Herr dort draußen einiges für sie geplant hat – auch wenn sie noch nicht abschätzen kann, worin dieses einiges bestehen wird. Wird es mehr sein, als sie in der Lage ist, zu ertragen?

Sie legt sich auf die Decke, vorsichtig, um ihren gepeinigte Rücken nicht noch weiter zu belasten. Dann blickt sie mit offenen Augen in die Finsternis, während die Stille in ihren Ohren rauscht.

 

Sie weiß nicht, wie lange sie schon in der Dunkelheit liegt und wartet. Zweimal ist eine Klappe in der Tür aufgegangen und eine Schale mit Brei wurde hereingeschoben. Für wenige Sekunden wurde die Kammer in dumpfes Licht getaucht, um dann in umso tieferer Schwärze zu versinken. Immer wieder hat Linda sich aufgesetzt, um ihren Rücken ein wenig zu schonen und um irgendetwas an ihrer Situation zu verändern – selbst zu bestimmen – aber wenn sie sich dann zurück auf den Boden legt, schnürt sie das Gefühl ihrer Ohnmacht nur umso stärker ein.

Anfangs hat sie sich vorgenommen, nichts zu essen – zumindest so lange, bis sie der Hunger überwältigt. Aber dann hat sie die Schale doch jedes Mal in weniger als einer Stunde geleert, nicht aus Gier, sondern aus Langeweile und aus dem Bedürfnis heraus, irgendetwas zu tun. Aus diesem Grund ist sie auch wieder und wieder zu dem Wassertrog gekrochen und hat etwas getrunken, mehr weil sie etwas unternehmen wollte, als weil sie wirklich Durst hätte.

Das Klo hat Linda nicht benutzt. Zu unangenehm ist ihr die Vorstellung, sich in der Dunkelheit zu erleichtern.

Irgendwann schläft sie ein, aber als sie aufwacht, kann sie nicht beurteilen, ob in der Zwischenzeit eine Nacht oder nur fünf Minuten vergangen sind. Das Gefühl der gestörten Wahrnehmung ist so unheimlich, dass sie sich seitdem bemüht, die Augen nicht mehr zu schließen.

Linda hat erwartet, dass sie sich mit der Zeit an die Finsternis gewöhnen würde, aber so ist es nicht. Die Tür schließt zu fest, als dass auch nur ein Schimmer Licht hereindringen könnte, und auch jetzt, nach Stunden, vielleicht Tagen in diesem Verlies fühlen sich ihre Augen an, als wäre sie erblindet. Für ihre Ohren ist es nicht ganz so schlimm – wenigstens kann sie selbst Töne erzeugen, um sich zu versichern, dass sie nicht taub geworden ist. Außerdem ist ihr Gehörsinn in der Grabesstille so feinfühlig geworden, dass sie immer wieder von den leisesten Geräuschen von draußen aufgeschreckt wird. Ab und an hört sie Schritte auf dem Gang, gedämpft durch die zwei geschlossenen Türen, aber doch gerade noch wahrnehmbar. Und dann, irgendwann, klingen auch wieder Geräusche aus dem Nebenzimmer: schleifende Töne, so als würde jemand hin- und hergehen und die Möbel durch das Zimmer schieben.

Linda beschließt, sich wieder aufrecht hinzusetzen. Sollte jemand zu ihr kommen, sollte jemand die Tür öffnen, so will sie zumindest nicht auf dem Boden liegend gefunden werden. Sie lauscht weiter hinaus – mittlerweile ist sie beinahe sicher, dass es zwei Menschen sind, die dort drüben herumräumen.

Schließlich wird es still im Nebenzimmer, kein Laut ist mehr zu hören und instinktiv hält Linda den Atem an. Dann ein neues Paar Schritte, das sich durch den Flur nähert, und dieses Mal weiß sie genau, wer dort zu ihrer Zelle kommt. Auch wenn sie diese Schritte erst zweimal gehört hat, so hat sich ihr das Geräusch doch eingeprägt, ebenso wie der Klang der Stimme, die nun gedämpft durch die Holztür klingt.

»Holt sie raus.«

Die Zellentür öffnet sich und Licht dringt in Lindas Verschlag, so hell, dass sie die Augen zusammenkneifen muss, um auch nur Schattenrisse zu erkennen. Die dunkle Gestalt, die die Tür geöffnet hat, greift ungeduldig nach ihrer bronzenen Kette und zieht daran. »Komm schon heraus.«

Diese Stimme kennt Linda noch nicht, aber hastig steht sie auf, sie bückt sich, um sich den Kopf nicht an der niedrigen Decke anzustoßen, und krabbelt durch die enge Tür hinaus ins Helle.

Der Raum sieht anders aus, als sie ihn in Erinnerung hat. Überall an den Wänden stecken Kerzen in Halterungen und tauchen das Zimmer in flackerndes Licht. Es riecht nach Kerzenwachs und Leder. Die Geräte, die sie das letzte Mal nur im Vorbeigehen erahnen konnte, sind sorgsam in Szene gesetzt: Der schwarze Stuhl mit den Schnallen prangt offen an der hinteren Wand, das Regal neben der Tür ist ordentlich eingeräumt, sodass sie in den Fächern verschiedene Gerätschaften erkennen kann – Stöcke und Peitschen, Klammern, Instrumente, die sie nicht einmal benennen könnte, die sie aber umso heftiger erzittern lassen. In der Mitte des Raums hängt ein Ring an einem Haken von der Decke. Dahinter, neben der Tür zum Flur, ist zwischen zwei hohen Balken ein Spinnennetz aus metallenen Ketten geflochten.

Links von ihr, neben dem breiten Spinnennetz, stehen zwei einfach gekleidete Männer: der kleinere, den der Herr mit Clemens angesprochen hatte, und ein größerer Mann, der selbst den Hausherrn noch um fast einen Kopf überragt. Linda erschauert, unwillkürlich fahren ihre Hände zu ihrem Schoß, um ihre Blöße vor den fremden Männern zu bedecken. Dann wird ihr die Sinnlosigkeit ihrer Geste klar und sie zwingt sich, sich aufrecht und ohne Scham hinzustellen.

Auf der anderen Seite des Raumes, zu ihrer Rechten, steht neben dem Bett ein schwerer hölzerner Stuhl. Dort sitzt der Herr und betrachtet Linda erwartungsvoll, wie der Zuschauer eines mittelalterlichen Spektakels. Sein Blick wandert von ihr zu dem größeren der beiden Männer, dem, der die Tür zu ihrer Kammer geöffnet hat, und er nickt ihm auffordernd zu. »Lorenz, du fängst an. Mach sie an der Decke fest.«

Der Mann nickt ebenfalls und ehe Linda noch entschieden hat, ob sie dem impliziten Befehl folgen will, hat der Fremde sie schon an den Armen gepackt. Fachmännisch schiebt er eine Seilschlaufe über ihre Handgelenke und zieht den Strick durch den Ring an der Decke.

Der plötzliche Zug lässt Linda schwanken, mit ihrem linken Fuß stolpert sie über die Kette, die immer noch an dem rechten Fußgelenk baumelt, und für einen Moment ist sie sicher, dass sie stürzen wird. Doch ihre Arme sind bereits an dem Ring befestigt und so fällt sie nur in das Seil hinein, das schmerzhaft in ihre Handgelenke schneidet. Mühsam schluckt sie den Schmerzenslaut hinunter und stellt sich wieder aufrecht hin, dem Herrn gegenüber, der sie mit amüsiertem Lächeln betrachtet.

Wütend verzieht Linda den Mund. Sie hasst es, auf diese Weise ausgestellt zu werden, die Hände hilflos über dem Kopf gefesselt. Am liebsten würde sie ihrem Peiniger in ohnmächtigem Trotz die Zunge herausstrecken.

Als hätte der Herr ihre Gedanken gelesen, verschwindet sein Lächeln und er mustert sie mit aufrichtigem Interesse. »Du tust all das hier aus freien Stücken, nicht wahr?«, fragt er. »Du hast die Abmachung mit mir freiwillig und in vollem Bewusstsein getroffen?«

Linda nickt stumm, das Gesicht immer noch wütend verzogen.

»Und was meinst du, wofür ich dich einbestellt habe?«, fragt er und mustert sie. »Was glaubst du, was ich von dir will?«

Linda zögert. Als sie antwortet, bemüht sie sich, ihre Worte langsam und mit Bedacht zu setzen. »Ich denke, Ihr erwartet von mir, dass ich Euch gehorche. Ich bin hier, um Euch zu dienen und Euch gefügig zu sein.«

Der Herr schüttelt den Kopf, das Lächeln umspielt erneut seine Lippen. »Um genau zu sein, erwarte ich nur eine Sache von dir«, sagt er und schaut ihr direkt in die Augen. »Ich erwarte, dass du hier, bei mir und für mich leidest.«

Linda spürt, wie ein Schwindel sie überkommt, und für einige Sekunden muss sie sich anstrengen, aufrecht stehenzubleiben.

Zufrieden mit der Wirkung seiner Worte wendet sich der Herr nun an Lorenz, der stumm neben der Wand steht. »Hol den Rohrstock.«

Der Mann geht zu dem Regal an der Seite des Raums und nimmt einen langen, dünnen Stock vom oberen Brett. Linda wundert sich, dass der Herr gerade diesen so unschuldig wirkenden Stock ausgewählt hat, aber dann fährt Lorenz mit dem Werkzeug zweimal schnell durch die Luft und das scharfe Sirren lässt sie zusammenfahren.

»Nimm dir ihren Arsch vor«, sagt der Herr in gleichgültigem Tonfall.

Ängstlich schließt Linda die Augen, aber dann zwingt sie sich, sie wieder zu öffnen und den Herrn offen anzusehen. Noch hat er sie nicht so weit gebracht, dass sie allein vor seinem Blick zusammenzuckt.

Lorenz lässt den Rohrstock auf ihren Hintern treffen und wütend knirscht Linda mit den Zähnen. Jeder Hieb ist ein langer, durchgehender Schmerzensstrich, quer über beide Pobacken, als würde man ein glühendes Messer wieder und wieder über ihren Hintern ziehen. Einer nach dem anderen folgen die Hiebe aufeinander, zu schnell, um sich zu erholen, zu schnell, um sich gegen den nächsten Streich zu wappnen. Ab und an trifft ein Schlag daneben, trifft auf Lindas malträtierten Rücken oder auf ihre bloßen Oberschenkel und der spezielle, unerwartete Schmerz lässt sie zusammenfahren. Mehr als einmal versagen ihr bei solch einem Streich die Beine, sie bricht zusammen und hängt nur noch an ihren festgebundenen Armen, sodass sie es vor dem nächsten Hieb kaum schafft, wieder auf die Füße zu kommen. Jedes Mal wenn ihr Gesicht zu entgleisen droht, verzieht sich die Miene des Herrn für kurze Zeit zu einem Lächeln, um dann wieder in Ausdruckslosigkeit zu versinken.

Der Rohrstock ist nicht schlimmer als die Ochsenpeitsche, aber er zehrt schneller an Lindas Kräften. Schon werden ihre Beine schwach, ihr Atem geht keuchend und der Schweiß rinnt ihren nackten Körper herab. Müde schüttelt sie den Kopf, in einer ohnmächtigen Geste des Protests. Ein sonderbarer Satz kommt ihr in den Sinn – so lange, wie es erregt, und dann noch weiter – aber Linda kann nicht sagen, wo sie die Worte gehört hat, ob der Herr sie gerade ausgesprochen hat oder ob sie allein ihrer Erschöpfung entspringen. Mit letzter Kraft hält sie sich aufrecht, bemüht, Pein und Blöße gleichermaßen still zu ertragen, stehenbleiben, nicht schreien, stehenbleiben, während die glühenden Striemen, die Blitze scharfen Schmerzes sie wieder und wieder überziehen.

Die Hiebe haben aufgehört. Linda braucht eine Weile, um es wirklich wahrzunehmen. Sie weiß nicht, ob der Diener von selbst innegehalten oder ob der Herr es ihm befohlen hat. Am Ende spielt es keine Rolle.

Müde wendet sie sich um und blickt über die Schulter nach ihrem Peiniger. Lorenz ist zu dem Regal hinübergegangen, um den Rohrstock zurückzulegen, sein Kollege steht stumm daneben und betrachtet ihren nackten Körper.

»Dreh dich wieder zu mir.«

Die Stimme des Herrn schneidet in ihre Gedanken, in ihrer Härte beinahe mehr, als sie ertragen kann. Aber gehorsam dreht Linda sich wieder herum, stellt sich mit dem Gesicht zum Herrn in die Zimmermitte, die Arme hilflos über dem Kopf erhoben.

Der Herr schaut hinüber zu Clemens. »Wie sieht es aus? Bist du geil auf sie?«, fragt er mit mildem Interesse.

Clemens nickt und mustert sie begierig.

»Dann fick sie. Nimm ihre Fotze.«

Lindas Kopf fühlt sich seltsam taub an, als sie diese Worte hört. Natürlich hat sie damit gerechnet, dass so etwas geschehen würde, dass sich ihr Dienst auch auf diesen Bereich erstrecken würde. Aber das hier ist etwas anderes. Selbst in ihren abwegigsten Vorstellungen hätte sie doch erwartet, dass ihr geheimnisvoller Auftraggeber sie persönlich nehmen würde, zu seinem Vergnügen und seiner Befriedigung, und nicht, dass er sie beiläufig an seine Untergebenen weiterreicht, während er mit ausdrucksloser Miene zuschaut.

»Herr«, sagt Linda mit belegter Zunge. Sie traut sich kaum, ihm in die Augen zu blicken.

»Ja?«, fragt der Herr und hebt die Augenbrauen. »Was willst du?«

Linda zögert, sie sieht von ihm zu dem Diener, der neben ihr steht und schon dabei ist, seine Hose auszuziehen. Unter dem Reißverschluss kommt ein geschwollenes, gierig aufgerichtetes Glied zum Vorschein.

Sie dreht sich wieder zum Herrn hinüber und schüttelt den Kopf.

»Meine Männer sind sauber und steril«, sagt der Herr und sein starrer Blick scheint sie zu durchdringen. »Oder ist es etwas anderes, das dir Sorgen macht?«

Linda presst die Lippen zusammen. »Nichts, Herr«, erwidert sie so leise, dass es kaum zu hören ist.

Der Herr nickt langsam, dann schaut er Clemens an. »Nun mach schon. Schau nach, ob du Hilfe brauchen wirst.«

Mit herabgelassener Hose tritt Clemens hinter Linda. Eine kalte Hand schiebt sich von hinten zwischen ihre Schenkel, so fordernd, dass sie sich nur mit Mühe zur Ruhe zwingen kann.

»Nein, Herr«, sagt Clemens mit einer Stimme, in der sie das Lächeln geradezu hören kann. »Sie ist mehr als bereit.«

Lindas Wangen flammen auf. Bisher war sie davon ausgegangen, dass es Schweiß war, der ihr an allen Seiten den Körper herabgelaufen ist, aber nun wird ihr klar, dass die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen aus ihrem Schoß stammt. Wütend presst sie die Kiefer zusammen. Wenn die Behandlung der letzten halben Stunde sie auf physische Weise erregt hat, so ist das nicht ihre Schuld – es hat nichts damit zu tun, dass ihr in irgendeiner Art gefällt, was hier geschieht.

Ohne auf ihren empörten Gesichtsausdruck zu achten, lehnt sich der Herr zurück und lächelt. »Das dachte ich mir.«

Ohne Zeit zu verschwenden, greift Clemens von hinten nach ihren Hüften, er zieht sie zu sich und schiebt sein pralles Glied zwischen ihre Schenkel. Linda traut sich nicht, sich offen zu weigern, doch trotzdem bemüht sie sich, die Beine fest zusammenzupressen, um dem Mann seinen Triumph zumindest so schwer wie möglich zu machen. Aber umsonst: Sie ist zu feucht und der Ansturm kommt zu heftig, als dass sie sich widersetzen könnte. Clemens braucht nur ein paar Sekunden, um in sie einzudringen, und er ist so geil, dass er seinen Samen nach wenigen harten Stößen in ihrem Inneren verteilt hat.

Der Herr hat ihnen zugesehen. Nun hebt er die Hand, um ein beiläufiges Gähnen zu kaschieren.

Lindas Wangen brennen, vor Scham und vor wildem Zorn – Zorn auf Clemens, der sich ihr aufgedrängt hat, Zorn auch auf Lorenz, der währenddessen untätig daneben gestanden hat, doch mehr als alles vor Zorn auf den Herrn, der es wagt, sie und ihre Demütigung noch mit Gleichgültigkeit zu bedenken. Sie spürt den warmen Samen des fremden Mannes in ihrem Inneren und sie kann fühlen, wie die ersten Tropfen des flüchtig verteilten Spermas an ihren verschwitzten Schenkeln herablaufen. Dazu kommt, dass der Schwanz beim Eindringen auf ihre Blase gedrückt hat, und nun macht es sich bemerkbar, dass Linda seit ihrer Ankunft nicht mehr aufs Klo gegangen ist. Ihre Blase ist voll und sie muss dringend zur Toilette.

»Clemens, mach damit weiter«, sagt der Herr, sobald der Mann seine Hose wieder angezogen hat. Er weist auf eine Reitgerte, die neben dem Regal an der Wand lehnt.

Aus dem Augenwinkel sieht Linda, wie Clemens nach der Gerte greift. Der schwarze Stab ist etwas länger und dünner als der Rohrstock und an seinem Ende hängt eine breite Lasche. Auf unheimliche Weise erinnert er sie an die Ochsenpeitsche.

Linda atmet tief ein und aus. »Herr?«

Ohne sie zu beachten, nickt der Herr Clemens zu. Linda hört ein Sausen, dann trifft das harte Ende auf ihrem wunden Rücken auf. Stoßartig zieht sie die Luft ein.

»Herr?« Sie schaut den Herrn wütend an. »Ich muss aufs Klo.«

Der Herr rührt sich nicht. Wieder trifft die Gerte auf ihren Rücken, sie treibt Linda die Tränen in die Augen. Zornig beißt sie die Zähne zusammen. Ihr wird klar, dass sie nicht beides kann, ihre Haltung bewahren und ihren Harndrang unter Kontrolle halten. Und wenn der Herr ihre Bitte weiterhin ignoriert, wer weiß, wie weit er sie noch treiben wird.

»Ich muss aufs Klo gehen, jetzt! Ich verlange, dass Ihr mich jetzt losmacht.«

Immer noch lässt der Herr mit keiner Geste durchblicken, dass er ihre Aufforderung gehört hat. Und doch ist sie sicher, dass sie in seiner Miene einen neuen Zug erkennen kann: ein neuerwachtes, gieriges Interesse.

Noch ehe die Reitgerte sie das nächste Mal trifft, hat Linda sich aufgerichtet, sie greift nach dem Ring an der Decke und befühlt den Knoten, mit dem ihre Hände festgebunden sind. Weiter und weiter treffen die Schläge auf ihrem Rücken auf, aber der Schmerz macht ihr kaum noch etwas aus. Ihre ganze Konzentration gilt dem Knoten über ihrem Kopf und dem Versuch, ihn aufzuflechten. Ihr Blick bleibt dabei starr geradeaus gerichtet, auf den Herrn, der ihre Bemühungen mit wachsendem Interesse beobachtet.

Noch ein Hieb mit der Gerte, und noch einer, und dann – endlich – hat sie den Knoten gelöst. Siegesgewiss lächelt sie dem Herrn zu, während sie das Seil von ihren Händen abschüttelt. »Ich werde jetzt aufs Klo gehen.«

Eine Geste des Herrn genügt und die beiden Männer packen sie rechts und links an den Armen. Mit verzweifeltem Schreck erkennt Linda, dass sie gegen die grobschlächtigen Kerle keine Chance hat: Hilflos eingezwängt hängt sie zwischen den Händen, die sie von beiden Seiten halten.

Mit zornfunkelndem Blick sieht sie den Herrn an. »Ich. Muss. Aufs. Klo.«

Als würde er ihre Worte gar nicht hören, sagt der Herr: »Macht sie dort drüben am Kettennetz fest. Und bindet die Füße auch an.«

»Nein!« Linda windet sich wie ein Tier, mit der Wut einer Wahnsinnigen versucht sie, dem Griff der Männer zu entkommen. Schon haben die beiden sie zu dem metallenen Spinnennetz hinübergeschleift und während Lorenz sie von vorne gegen das Netz drückt, bindet Clemens ihre linke Hand mit einem neuen, dünneren Seil an den Kettengliedern fest. In den Augen des Herrn erscheint ein gieriges Leuchten.

Linda holt tief Luft. Als Lorenz auch ihren rechten Arm mit dem Seil umschlingen will, zieht sie die Hand unerwartet zurück und tatsächlich gelingt es ihr, den Arm aus dem Griff des Mannes zu befreien. Clemens, der ihren Kampf bemerkt hat, packt sie an der Schulter und presst ihren nackten Oberkörper gegen das Stahlnetz. Mit einem wütenden Schrei will sie den freien Arm gegen ihre Peiniger erheben – da kann sie den Druck ihrer vollen Blase nicht mehr kontrollieren: Ihre Muskeln versagen und ohne dass sie noch etwas dagegen tun kann, öffnet sich der Strahl heißer Flüssigkeit zwischen ihren Beinen.

Ohne sich von dem Missgeschick beeindrucken zu lassen, fahren die beiden Männer fort, Linda an die Kettenglieder des Netzes zu binden. Heiße Tränen laufen ihre Wangen entlang, heißer noch als der Urin an ihren Schenkeln, doch sie ist zu erschöpft, um noch etwas gegen ihre Peiniger zu unternehmen. Stumm und mit geschlossenen Augen hängt sie in ihren Fesseln, während die zwei Männer erst den zweiten Arm und dann ihre Beine an dem Stahlnetz festbinden.

Erst als die beiden fertig sind, öffnet sie ihre Augen und sieht den Herrn verachtungsvoll an. »Die Abmachung ist abgeblasen. Sie können Ihr Geld behalten. Ich gehe nach Hause.«

Langsam steht der Herr auf, schiebt den Stuhl beiseite und geht Linda entgegen. Der Ausdruck in seinen Augen ist unmöglich zu deuten.

»Was hast du gesagt?«

Sein Blick lässt Linda einen Moment innehalten, aber dann schüttelt sie zornig den Kopf. »Sie haben richtig gehört. Ich sage die Abmachung ab – unser Pakt ist null und nichtig!«

Langsam kommt der Herr zu ihr, bis er direkt vor dem Kettennetz steht. Einen Augenblick lang schämt sie sich für den durchdringenden Uringeruch, der den Raum erfüllt, aber sofort wandelt sich ihre Scham in heißen Zorn.

Der Herr lächelt. »Du willst unsere Abmachung absagen, trotz allem, was für dich dabei herausspringen wird? Kannst du dir das leisten?«

Unwillkürlich hält Linda inne. Kann sie jetzt wirklich aufgeben, wo sie endlich eine Lösung für all ihre Probleme gefunden hat, nur weil es für sie selbst eine begrenzte Zeit voll Scham und Schmerz bedeutet?

Der Herr macht noch einen Schritt auf sie zu, so nahe, dass er ihren bloßen Körper beinahe berührt. In einer schnellen Bewegung streckt er seine Hand aus, greift nach ihrem Schoß, feucht von Samen, Schweiß und Urin und lässt gegen alle Gegenwehr zwei Finger in ihr Inneres gleiten. Mit festem Griff quetscht er das Fleisch zusammen, ohne dabei ihren Blick loszulassen. »Kannst du das?«

»Und ob ich das kann!« Mit neuerwachtem Zorn schaut Linda den Mann vor sich an. Sie würde ihm ins Gesicht spucken, wenn er ihr nicht selbst dafür zu verachtenswert vorkäme.

Noch einmal quetscht der Herr das Fleisch zwischen ihren Beinen zusammen, so fest, dass ihr die Tränen in die Augen schießen. Sie sieht den Ausdruck auf seinem Gesicht: Es ist eine neuerwachte Gier, ein Blick, als wäre sie in seinen Augen gerade erst reif geworden.

Der Herr bewegt seine nackte Hand in ihrem Schoß, er reibt an ihren Schenkeln und in ihrem Innern entlang, bis die schwitzige Mischung aus ihrer Feuchtigkeit, dem getrockneten Samen und dem Urin ganz an seinen Fingern klebt. Dann zieht er sie wieder heraus und streicht ihr mit der besudelten Hand über die Wange. Er fährt an ihrer bloßgelegten Kehle entlang und lässt die Finger bis zu ihren Brüsten gleiten.

»Oh nein, das kannst du nicht«, sagt er leise, zu ihrem Ohr herabgebeugt, während seine Hand ihre Brust quetscht. »Du hast zugesagt, bei mir zu bleiben, aus freien Stücken und ohne Zwang. Wie kommst du auf den Gedanken, dass du diese Zusage einfach so zurückziehen könntest?«

Wie ein kalter Schauer brechen seine Worte über ihr herein. Noch ehe Linda die Aussage wirklich verarbeiten kann, spürt sie, wie seine Hand erneut zwischen ihre Beine greift. Mit Entsetzen stellt sie fest, dass sich dort unten eine neue Feuchtigkeit entwickelt hat.

Ohne ein Wort über ihre Geilheit zu verlieren, zieht der Herr die Hand wieder aus ihrem Schambereich und fährt ihr mit den benetzten Fingern über das Gesicht, über Augen, Nase und Mund.

»Ich frage mich wirklich, was dir einfällt. Wie kommst du nur auf die Idee, du hättest jetzt noch irgendetwas zu entscheiden?«

Wirr drehen sich Lindas Gedanken im Kreis, auf der Suche nach einer Erwiderung, irgendeinem Hilferuf, der sie nun noch retten könnte. Doch ehe sie auf eine Antwort gekommen ist, schiebt der Herr seine feuchten Finger zwischen ihre Lippen, er reibt sie über ihre Zunge, bis der süßlich-scharfe Geschmack ihren Mund ganz erfüllt und ihre Gedanken zum Erliegen bringt.

Lindas Ekel, ihr Abscheu und ihre Scham mischen sich mit etwas anderem, mit einer unerwarteten, unerwünschten Erregung, die ihren Körper schüttelt. Ohne seine Finger aus ihrem Mund zu nehmen, nimmt der Herr seine andere Hand und schiebt sie zwischen ihre Schenkel, in die Mulde, die nun von Feuchtigkeit erfüllt ist. Mit kreisenden Bewegungen lässt er die Finger über ihr Geschlecht streichen, bis sie sich ihm stöhnend entgegendrückt, gierig nach seiner Berührung und nach den Gefühlen, die er so ungebeten in ihr erweckt.

Dann, so plötzlich, wie sie gekommen sind, verschwinden die Finger wieder aus ihrem Mund und Schoß. Abrupt geht der Herr zwei Schritte zurück. Er betrachtet sie von oben bis unten und lächelt, in seinen Augen eine tiefe Genugtuung.

»Du wirst hierbleiben«, sagt er, ohne seine Stimme zu heben. »Du bleibst mindestens für den vereinbarten Monat hier – wenn du mir in dieser Zeit gefällst, vielleicht auch länger. Und du wirst meinen Befehlen gehorchen.« Er wendet sich an Clemens, der immer noch stumm neben ihr steht. »Mach sie sauber und bring sie wieder zurück«, sagt er beiläufig. Ohne noch einmal zu Linda herüberzusehen, geht er an dem Kettennetz vorbei und verschwindet durch die Tür zum Flur.

Betäubt erträgt sie, dass Lorenz sie losbindet, dass Clemens ihr mit einem feuchten Tuch Schoß und Beine abwäscht und dass die Männer sie schließlich zurück in die kleine Kammer führen. Die Tür zum blauen Raum schließt sich und aufs Neue versinkt Lindas Welt im Dunkeln.

 

Wieder Finsternis, wieder Einsamkeit und Warten. Dieses Mal ist Linda wirklich eine Gefangene, unfähig, sich frei zu bewegen, unfähig, über ihren eigenen Körper zu entscheiden.

Immer wieder versucht sie, sich klar zu werden über das, was mit ihr geschehen ist. Wie kann es sein, dass sie, die noch vor wenigen Tagen ein ganz gewöhnliches Leben geführt hat, nun hier sitzt – in Dunkelheit und Einsamkeit, als Opfer eines sadistischen Wahnsinnigen? Wieder und wieder spielt sie die vergangene Begegnung durch, sucht nach einer Stelle, an der sie ansetzen kann, einem Punkt, an dem sie sich anders hätte verhalten können. Hätte sie ihre Position dem Herrn gegenüber deutlicher klarstellen sollen? Hat sie sich gegen seine Männer zu wenig gewehrt, oder vielleicht zu viel? Ein ums andere Mal schüttelt sie den Kopf: Der einzige Fehler, den sie begangen hat, war der, überhaupt hier herauszukommen und sich in die Hände dieses Monstrums zu begeben.

Linda stellt sich vor, wie sie in einem Monat hier herausgehen wird, wie sie sich an dem Herrn und seinen Spießgesellen rächen wird. Doch alles Nachdenken ändert nichts an ihrer Situation: Hier und jetzt ist sie eine Gefangene, ihrem grausamen Auftraggeber wehrlos ausgeliefert. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt sie wirkliche Ohnmacht.

 

Das nächste Mal, als die Tür der Kammer sich öffnet, weigert sich Linda, hinauszukommen. Stur verkriecht sie sich in der hintersten Ecke ihrer Zelle und hört weder auf die Stimmen der Diener noch auf den Herrn, der ihr endlich in barschem Ton befiehlt, zu ihm zu kommen. Es braucht die vereinte Anstrengung von Lorenz und Clemens, um sie herauszuzerren und ihre Hände an dem Ring an der Decke festzuschnüren. Immer noch wendet Linda ihre ganze Kraft auf, um nach den Dienern zu treten, nach ihnen und allem anderen, was sie in ihrem verzweifelten Wahn erreichen kann. Schließlich greift Lorenz nach der bronzenen Kette, die von ihrem Fußgelenk zu dem Eingangsbalken der dunklen Kammer führt. Mit festem Griff zieht er ihren rechten Fuß zu sich her, um ihn an einem Haken am Fußboden festzubinden, während Clemens sich um das andere Bein kümmert.

Der Herr betrachtet das Schauspiel stumm, ohne eine Miene zu verziehen, so als sei nichts Ungewöhnliches vorgefallen. Erst als Linda hilflos gebunden vor ihm steht, der nackte Körper vor Anstrengung zitternd und die Augen dunkel vor Zorn, nickt er seinen Männern zu.

»Es reicht für heute. Bringt sie wieder zurück.«

Ehe Linda noch ganz begreift, was geschehen ist, öffnen die beiden ihre Fesseln, Clemens packt sie am Oberarm und schleift sie zu ihrer Zelle. Dann wird sie zurück in die Dunkelheit gestoßen, und die Tür der Kammer schließt sich aufs Neue hinter ihr.

Der zarte Triumph, der schwache Sieg ihres Widerstands reicht aus, Linda grimmig auflächeln zu lassen. Auf so geringe Weise, wie es ihr möglich ist, hat sie sich dem Herrn widersetzt – mehr noch, sie hat ihn verärgert und zum Aufgeben bewegt. Sie denkt an das missmutige Funkeln, das sie in seinem Blick gesehen hat, und ihr Herz pocht in fiebriger Erregung. Erschöpft, aber zufrieden lässt sie sich auf ihre Liegestatt fallen und schließt die Augen.

Erst viele Stunden später, als Linda zum dritten Mal nach dem leeren Wasserkrug greift und ihr Magen zu knurren beginnt, wird ihr klar, dass diesmal niemand kommen wird, um ihr Essen und neues Trinkwasser zu bringen.

 

Als sich irgendwann – einen Tag, zwei Tage später? – endlich wieder Schritte ihrer Zelle nähern, ist Linda vor Hunger erschöpft und ihre Zunge klebt schmerzhaft trocken am Gaumen. Die letzten Stunden hat sie sich nur mit Mühe davon abhalten können, sich in ihrem Durst an dem Toilettenbecken zu vergreifen. Nun, da sie von draußen die Stimme des Herrn hört und die Tür zu ihrer Behausung wieder geöffnet wird, haben Hunger und Verzweiflung jeden Trotz besiegt – der schale Abglanz ihrer Rebellion ist dem Bewusstsein einer ruhmlosen Niederlage gewichen. Ohne zu zögern, krabbelt sie aus dem Versteck heraus, stellt sich vor dem auf seinem Stuhl sitzenden Herrn auf und senkt demütig den Kopf.

Der Herr lächelt. »Das nächste Mal wenn sich die Tür öffnet, wirst du neben dem Ausgang knien und darauf warten, dass ich dich herausrufe.«

Linda zögert nur einen Moment, dann nickt sie. Hunger und Durst sind zu groß.

Als sie zwei Stunden später in ihre Zelle zurückkehrt, wundgeprügelt und schambefleckt, bekommt sie neues Wasser und eine Schale mit Essen. Nicht viel, aber genug zum Überleben.

 

Der Zorn, der in Linda erblüht, füllt sie bald weiter und weiter aus wie eine dunkle Pflanze, die durch ihr Inneres wuchert. Jedes Mal wenn sich die Tür nach außen öffnet, wenn sie auf wunden Knien auf dem Boden hockt und demütig darauf wartet, dass der Herr sie zu sich ruft, verabscheut sie ihn mit größerer Hitze und malt sich ihre Rache in blutigeren Farben aus.

Ihr Zeitgefühl hat sie schnell vollkommen verloren. Essen und Trinken erhält sie in unregelmäßigen Abständen – oder vielleicht scheint ihr die Zeit auch nur unregelmäßig zu vergehen. Kurze Phasen von Kerzenschein, Demütigung und Schmerz wechseln sich ab mit endlos langen Stunden voll Dunkelheit und Apathie.

Linda könnte nicht sagen, ob sie mehrmals am Tag nach draußen in das Gemach gerufen wird, ob es alle paar Tage oder nur einmal in der Woche geschieht. Manchmal glaubt sie, dass sie schon seit Monaten, seit Jahren als Gefangene in diesem Haus lebt – dass der Herr nicht vorhat, sie je wieder gehen zu lassen. Nur um sich die Zeit auf irgendeine Weise einzuteilen, überlegt sie, dass sie der Herr wohl jeden Tag um sieben Uhr abends, vielleicht gerade vor seinem Abendmahl, zu seinem Vergnügen herausbeordert. Sie weiß, dass diese Einteilung nicht stimmen kann, zu lang und unregelmäßig sind dafür die Abstände zwischen den Schmerzenszeiten. Aber die Vorstellung hilft ihr, wenigstens einen Anschein von Ordnung in ihrem Dasein zu bewahren.

Irgendwann in der Dunkelheit ihrer Zelle stellt Linda fest, dass ihre Regel einsetzt. Im ersten Augenblick ist sie verblüfft – sie hätte nicht gedacht, dass etwas so Banales wie die weibliche Menstruation in diesem Umfeld überhaupt existiert. Doch das Blut, das in ihrem neu gewachsenen Schamhaar klebt, ist ein Beweis dafür, dass die Tage verstreichen, dass sich ihr Aufenthalt in diesem Haus irgendwann einmal seinem Ende nähern wird. Als kurze Zeit später im Raum nebenan Schritte erklingen, kniet sie sich aufrecht und mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen neben die Tür und erwartet den Herrn. Das Blut zwischen ihren Schenkeln ist nichts, dessen sie sich schämen müsste.

Auf den Befehl des Herrn hin bindet Clemens ihr die Hände auf dem Rücken fest. Dann geht der Mann zu dem Regal hinüber, und als er zurückkommt, sieht sie zwischen seinen Fingern ein Paar silberner Brustklammern glänzen.

Linda erschauert, sie hat die Wirkung der scharfen Klammern bereits kennengelernt. Mühsam presst sie die Lippen aufeinander, während Clemens die kleinen Krallen in ihre weichen Brustwarzen treibt. Probeweise zieht er an dem Lederband, das die Klammern verbindet. Scharf und schmerzhaft graben sich die Krallen in ihre Brüste, doch die metallenen Klammern halten fest. Clemens nickt zufrieden.

Nun befestigt der Diener eine Kette an einen der Haken an der Decke, greift nach dem Band zwischen Lindas Brüsten und hängt es straff in die silberne Kette ein. Sie zieht die Luft ein, als ihre Brüste an den Klammern nach oben gezogen werden, und sie stellt sich auf die Zehen, um den Druck wenigstens ein wenig abzumildern.

Auf ein Zeichen des Herrn greift Clemens nach der Reitgerte und tritt hinter ihren Rücken. Als ihr klar wird, was er vorhat, schließt sie die Augen. Clemens will sie mit der Gerte schlagen und Linda weiß, dass sie dabei nicht regungslos stehenbleiben wird: Unter den peitschenden Gertenhieben wird sie wohl oder übel zusammenfahren und bei jedem Schlag werden sich die scharfen Klammern weiter in ihre wunden Brustwarzen graben.

Mit zusammengepressten Zähnen hört sie, wie Clemens mit der Gerte ausholt, da ertönt unerwartet die Stimme des Herrn: »Warte.«

Als Linda zögernd die Augen öffnet, hat sich der Herr von seinem Stuhl erhoben. Mit einem sonderbaren Funkeln im Blick – ist es Spott? Gier? – kommt er ihr entgegen.