7,99 €
Fünf Jahre sind vergangen, seit der Herr durch die Hand seiner jungen Frau den Tod gefunden hat. Seither waltet Claire als Erbin seines Besitzes allein über das Anwesen und all seine Bewohner.
Doch mit der Zeit ist Claire ihrer treu ergebenen Dienerschaft überdrüssig und sucht nach neuen Spielgefährten. Sie wird bei Robert fündig, den sie bei einem Besuch in der Stadt entdeckt und sogleich zu ihrem neuen Objekt der Begierde auserkoren hat. Durch List und Überzeugungskraft bringt sie ihn dazu, ihr in ihr Reich zu folgen und sich ihr ganz und gar hinzugeben.
Anfangs ist Robert von der ebenso willensstarken wie freizügigen jungen Frau fasziniert. Doch bald bekommt er allzu deutlich zu spüren, dass er sich mit Haut und Haaren ihrem Willen überantwortet hat – und dass Gnade nicht zu Claires Spezialitäten gehört.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Ananke
Albtraum-Novellen – Band 2: Clair de Lune
www.TintenSchwan.de
TintenSchwan
Buchbeschreibung:
Fünf Jahre sind vergangen, seit der Herr durch die Hand seiner jungen Frau den Tod gefunden hat. Seither waltet Claire als Erbin seines Besitzes allein über das Anwesen und all seine Bewohner.
Doch mit der Zeit ist Claire ihrer treu ergebenen Dienerschaft überdrüssig und sucht nach neuen Spielgefährten. Sie wird bei Robert fündig, den sie bei einem Besuch in der Stadt entdeckt und sogleich zu ihrem neuen Objekt der Begierde auserkoren hat. Durch List und Überzeugungskraft bringt sie ihn dazu, ihr in ihr Reich zu folgen und sich ihr ganz und gar hinzugeben.
Anfangs ist Robert von der ebenso willensstarken wie freizügigen jungen Frau fasziniert. Doch bald bekommt er allzu deutlich zu spüren, dass er sich mit Haut und Haaren ihrem Willen überantwortet hat – und dass Gnade nicht zu Claires Spezialitäten gehört.
Über die Autorin:
Die Autorin Ananke lebt mit ihrem Gebieter seit vielen Jahren in einer BDSM-Beziehung und hat somit einen ganz direkten Einblick in die Themen, über die sie schreibt.
Mit den Albtraum-Novellen hat sie eine Trilogie von BDSM-Psychothrillern geschaffen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Die drei Romane bieten ihrer Leserschaft eine nie da gewesene Art der Poesie: düster und schwelgerisch, erbarmungslos und zugleich fesselnd bis zur letzten Seite.
Dieses Buch enthält eine Inhaltswarnung auf der letzten Seite oder unter:
www.tintenschwan.de/pages/inhaltswarnungen
© 2018 Ann-Kathrin Wasle
Hirtenweg 22
76287 Rheinstetten
Lektorat: Jennifer Schreiner
Umschlaggestaltung: Vanessa Hahn
Ein Sensitivity-Reading mit Schwerpunkt auf Anti-Schwarzen Rassismus wurde von zwei betroffenen Personen durchgeführt.
ISBN: 978-3-949198-17-5
Neu überarbeitete Auflage, Januar 2023
Erster Teil: Die Wette
Zweiter Teil: Tag und Nacht
Dritter Teil: Der Sieg
Claire lächelt. »Willkommen in meinem Reich.«
Die fremde Gestalt tritt zu ihr in die Loge und schaut sich suchend um. Claires Wächter schließt hinter dem Gast die Logentür, dann stellt er sich wieder neben seiner Herrin auf.
Neugierig mustert Claire den Fremden.
Von Nahem sieht er noch anziehender aus als durch ihr Opernglas. Ein kantiges Gesicht, vielleicht zehn Jahre älter als sie selbst, ebenholzbraune Haut, umrahmt von langen, zusammengebundenen Locks, dazu ein blauer Anzug, unter dem eine goldene Kette hervorfunkelt. Sie hat eine gute Wahl getroffen.
»Guten Abend«, sagt der Fremde unbeholfen. »Ich heiße Robert Prince. Ihr … Begleiter hat mich gebeten, …«
»Mein Name ist Claire«, unterbricht sie ihn freundlich. »Ich freue mich, dass du gekommen bist.«
Sie weist auf den freien Sitz zu ihrer Linken. Robert schiebt sich zwischen den leeren Stühlen zu ihr, vorbei an ihrem Wächter und ihrer Mohnblume, die beide stumm hinter ihr stehen. Kurz sieht Robert von seinem Platz zur Bühne hinunter, wo gerade der Pas de quatre begonnen hat, dann wendet er sich zu Claire zurück. Er ist bemüht, seine Unsicherheit mit einer souveränen Maske zu überspielen, und ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Er ist wirklich reizend.
»Sie sind … Du bist also Claire de …«
»Nur Claire«, erwidert sie rasch. »Ich verwende meinen Nachnamen nicht.«
Robert nickt. »Du bist weit jünger, als ich erwartet hatte.« Er lächelt nun auch. »Es gibt … Gerüchte über dich. Über das Anwesen oben am Wald.« Seine dunklen Augen mustern sie unverblümt. »Sehr spezielle Gerüchte.«
Claire neigt den Kopf zu einem angedeuteten Salut. »Ich kann dir versichern, nur die schlimmsten davon sind wahr.«
Robert taxiert sie weiter und sie kann sehen, wie er versucht, Wahrheit von Übertreibung zu trennen. Unwillkürlich schaut er zu den beiden Gestalten in den dunkelroten Umhängen, die ihre Herrin begleiten. Claire folgt seinem Blick, hin zu ihrer Mohnblume, die schräg hinter Robert steht.
Mit einem Schmunzeln winkt sie die geschorene Frau zu sich her. »Würdest du unserem Gast wohl etwas zu trinken anbieten?« Sie weist auf die Champagnerflasche, die in einem Eimer mit Eis am Rand der Loge lehnt.
Das leise Klirren von Metall ist zu hören, als ihre Mohnblume hinüber zu dem Kühler geht. Roberts Blick folgt ihr und Claire kann regelrecht sehen, wie er das Geheimnis der verhüllten Gestalt zu ergründen sucht. Mit ihrer linken Hand zieht ihre Blume die Flasche aus dem Eimer und macht sich daran, einhändig zwei Gläser zu füllen. Dabei rutscht ihr der Mantel zur Seite und für einen Moment blitzen unter dem Stoff silberne Ketten hervor, die sich durch vernarbte Haut ziehen. Unwillkürlich erstarrt Robert, während er sich bemüht, das Geflecht aus Silberschmuck und getrocknetem Blut zu begreifen. Doch da ist der Mantel schon wieder an seinen Platz gerutscht, mit unbewegtem Ausdruck reicht ihre Mohnblume erst Claire, dann ihrem Gast die gefüllten Gläser.
Geistesabwesend nimmt Robert den Champagner in Empfang, ohne dabei die Augen von der verhüllten Gestalt zu nehmen. »War das …« Seine Stimme schwankt, während er versucht, die richtige Frage zu finden.
Claire nimmt einen Schluck von dem sprudelnden Getränk, dann wendet sie sich zu ihrem Gast. »Möchtest du sie dir genauer ansehen?«
Auf ihr Nicken hin hebt ihre Mohnblume die linke Hand und zieht den Umhang beiseite, um Robert einen Blick auf ihren bloßen Leib zu gewähren. Einen Herzschlag lang sieht er sie stirnrunzelnd an, in dem Versuch, das Dämmerlicht des Opernsaals zu durchdringen. Dann zieht er scharf den Atem ein – offenbar hat er nun verstanden. All die dünnen Silberketten, die die blasse Gestalt schmücken, liegen nicht etwa auf ihrem Körper auf – sie durchbohren ihn. An ungezählten Stellen führt das zarte Silbergeflecht durch ihre Haut, alles bis auf ihren linken Arm bedeckend, und nur die Blutspuren künden davon, welchen Schmerz ihr das herabhängende Metall zufügen muss. Schließlich fährt Roberts Blick zu der silbernen Stange, die von einer Brustwarze zur anderen läuft, und in der all die feinen Kettchen münden. Nun wird ihm klar, weshalb die Frau nur ihre linke Hand benutzt: Ihre Rechte hängt zwischen ihren Brüsten, fixiert durch die Stange, die sich zwischen den Handwurzelknochen hindurchbohrt.
Claire lehnt sich an Robert, die Lippen nahe an seinem Ohr. »Die Ketten spießt sie sich mit der Linken selbst durch die Haut. Ich achte darauf, dass sich die Wunden nicht entzünden. Und sobald sie verheilt sind, sticht meine Mohnblume sich für mich neue.«
»Und … und ihre rechte Hand? Was ist damit?« Robert strengt sich spürbar an, seiner Stimme einen ruhigen Ton zu verleihen. Aus dem Saal unter ihnen erklingt nun gedämpftes Gemurmel. Offensichtlich ist auch ein Teil der restlichen Gästeschar auf das Schauspiel aufmerksam geworden, das sich in ihrer Loge bietet.
Mit einem Wink bedeutet Claire der nackten Frau, ihren Umhang wieder fallen zu lassen. »Ihre Rechte behält sie zwischen ihren Brüsten, Tag und Nacht«, erklärt sie sanft. »Sie muss die Hand emporhalten, will sie sich nicht selbst die Brust aufreißen. Es … es ist eine Buße.« Die letzten Worte sind mehr an sie selbst als an ihren Gast gerichtet.
Robert nickt langsam, sein Blick hängt weiter an ihrer Mohnblume. Das gefüllte Glas hält er mechanisch in der Hand, auch wenn er noch keinen Schluck getrunken hat. »Aber warum … warum tut sie das?«
»Du willst wissen, warum sie sich um meinetwillen entstellt?« Sanft streichen Claires Finger über seinen Arm. »Die Antwort ist einfach: Sie liebt mich. Sie möchte mich glücklich machen, auf welche Weise auch immer. Das ist ihre Art, mir ihre Zärtlichkeit zu zeigen.«
»Sie liebt dich …« Noch einen Herzschlag lang schaut Robert zu der verhüllten Gestalt hinüber. Endlich reißt er sich von dem Anblick los und erwidert Claires Blick. »Und du?«, fragt er mit belegter Stimme. »Liebst du sie auch?«
Claire zögert. Instinktiv will sie seine Frage abtun, will mit einer charmanten Floskel antworten, doch dann besinnt sie sich anders. »Ob ich sie liebe … Das tue ich, auf meine Art. Ich liebe sie, so wie ich die Sonne liebe oder den Wind, wenn er meine Haut berührt.« Unwillkürlich fährt ihr Blick zu ihrer Blume hinüber, doch die lässt keine Reaktion erkennen.
Robert sieht sie weiter an und seine Augen werden schmal. »Das ist nicht, was ich meine. Du weißt doch, was wirkliche Liebe bedeutet? Sag mir, liebst du irgendetwas – oder irgendjemanden?«
Seine Stimme ist unbewegt, doch in seinen Augen meint Claire einen unausgesprochenen Vorwurf zu lesen. Sie schenkt ihm ein schneidendes Lächeln, das seine Züge gefrieren lässt. »Ich liebe es, meine Mohnblume für mich leiden zu lassen. Ich liebe den Schmerz und die innige Zuneigung, die ich in ihren Augen sehe, wann immer sie freiwillig für mich blutet. Das bedeutet Liebe für mich.«
Lange Zeit sagt keiner von ihnen ein Wort. Aus dem Augenwinkel sieht Claire, wie sich auf der Bühne unter ihnen die schneeweißen Gestalten wie Schilfhalme zur Musik wiegen.
»So ist das also«, sagt Robert schließlich.
Claire blickt ihn aus großen blauen Augen an. »So ist das.« Beiläufig hebt sie die Hand zum Kopf ihrer Mohnblume und fährt ihr mit scharfen Fingernägeln über die glattrasierte Haut. »Das hier ist die einzige Art von Zärtlichkeit, zu der ich fähig bin.«
Robert nickt nachdenklich, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Du bist eine seltsame Frau, Claire – ich nehme an, das ist dir bewusst.«
Er schüttelt den Kopf, wie um sich aus ihrem Bann zu lösen, und schaut hinab auf die Bühne. Die Finger seiner Linken trommeln stumme Rhythmen auf die gepolsterte Brüstung. Endlich hebt er das Champagnerglas und leert es auf einen Zug.
»Ich kann nicht glauben, dass das, was du da sagst, die Wahrheit ist.«
Claire hebt nur fragend die Augenbraue. Ihr Besucher dreht sich zu ihr um und streckt seine Hand aus, um ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Sie will vor der Berührung zurückfahren, doch dann zwingt sie sich, stillzuhalten, und lässt zu, dass er die blonde Locke um seinen Finger dreht.
Sanft streicht Robert über ihre erstarrten Gesichtszüge und seine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln. »Ich glaube nicht, dass du so unberührbar bist, wie du dich gibst. Du willst es vielleicht sein. Das ist nicht dasselbe.« In seinen Augen blitzt es herausfordernd. »Wir könnten eine Wette eingehen. Ich wette, dass ich dir eine andere Art von Liebe zeigen kann … eine andere Zärtlichkeit. Ich werde versuchen, dich zu berühren – dich wirklich zu berühren – und du kannst austesten, ob du mich leiden lassen kannst.«
Claire zuckt zusammen, als sie ihre Worte auf diese Weise wiederholt hört. Da liegt ein Reiz in seinem Vorschlag, dem sie sich schwerlich entziehen kann. Eine besondere Kraftprobe … Unwillkürlich sieht sie in die dunklen Augen ihres Gegenübers und versucht zu ergründen, was ihn zu diesem Angebot bringt. Halb erwartet sie, die allzu vertraute Lust am Schmerz zu entdecken, und sie macht sich auf eine Enttäuschung gefasst. Sie hat wenig Bedarf daran, die Wunscherfüllerin für fremde Leidensfantasien zu spielen. Doch was sie in Roberts Augen erkennt, ist etwas anderes: das tiefe Verlangen, ihr zu helfen – mehr noch, sie zu retten. Dazu ein Selbstvertrauen, das gefährlich nahe an Arroganz grenzt …
Nachdenklich fährt Claire über Roberts Arm und mustert die dunklen Linien, die ihre Nägel hinterlassen. »Das ist keine Wette, die du eingehen willst«, murmelt sie sinnend. »Aber vielleicht werde ich sie trotzdem annehmen. Ich hätte durchaus Lust dazu.«
Noch einmal kratzt sie über seine Haut, dieses Mal so fest, dass sich eine Kette winziger Bluttröpfchen bildet. Da schnellt seine Hand vor und schließt sich um ihr Armgelenk. Dunkel ruht sein Blick auf ihr, während seine Finger ihr Gelenk mit einer ruhigen Sicherheit umschließen.
Claire lächelt. Sie hat wirklich eine gute Wahl getroffen.
Viele Stunden sind vergangen, als ihr Wächter die Tür zu ihrem Anwesen öffnet. Claire und ihr Begleiter sind beide angetrunken, doch der Anblick des hohen Gebäudes bringt Robert dennoch dazu, innezuhalten und mit offenem Mund an dem Haus emporzuschauen. »Es ist größer, als es von der Stadt aus wirkt«, murmelt er unbeholfen, während Claire ihn durch das Tor in die Eingangshalle zieht. Ihre Mohnblume folgt den beiden, Claires Mantel und Roberts Jackett über ihrem linken Arm.
Ihr Wächter hat bereits das Licht entzündet und so lässt der hohe Kronleuchter den Saal in goldenem Schein erstrahlen. Robert dreht sich einmal um sich selbst, betrachtet den marmornen Boden, die großen Spiegel an den Wänden und die Balustrade, die sich zu drei Seiten um den Saal zieht. Dann erst fällt sein Blick auf den Käfig, der neben dem Leuchter von der Decke hängt. »Was … was ist …«, fragt er ungläubig, während er das Mädchen anstarrt, das dort oben hinter den goldenen Stäben kauert.
»Das ist meine kleine Lerche.« Zärtlich legt Claire ihrem Gast die Hand auf die Schulter, während sie gemeinsam mit ihm hinaufschaut. »Sie singt nicht oft, aber wenn, dann klingt es durch alle Räume.«
Die nackte Gestalt hat die Heimkehrenden nun bemerkt und blickt abwesend auf sie nieder. »Dey yu, dey yu …«, tönt es leise durch den Saal. Auf den ersten Blick wirkt es, als hätte der Käfig keinen Boden, doch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass das Mädchen auf einer durchsichtigen Glasscheibe sitzt. Ihre Haut schimmert goldbraun im Licht des Lüsters, dunkler noch als das Gold der Stangen. Eine dünne Kette windet sich vom Rand des Käfigs zu ihrem Schoß, wo sie in einem festen Ring in ihrem Schambereich verschwindet.
»Komm weiter«, drängt Claire und zupft Robert am Hemdsärmel. »Wir gehen nach oben.«
Robert kann sich kaum von dem Anblick des Mädchens lösen. Sie hat ihren Kopf gegen die Gitterstäbe gelehnt und blickt zu den beiden Gestalten herab, während ihr das schwarze Haar in krausen Locken ums Gesicht fällt. Etwas an dem Ausdruck in seiner Miene gefällt Claire nicht und sie fühlt einen Funken Eifersucht. Noch einmal zieht sie ihren Besucher drängend am Arm und dieses Mal reißt sich Robert von der nackten Gestalt los, um Claire zu folgen.
Am anderen Ende des Saals geht eine breite Treppe in den ersten Stock hinauf. Von dort führt Claire Robert nach rechts den Gang entlang, vorbei an einer Reihe Türen, die mit unterschiedlichen Plaketten versehen sind. Ihr Wächter hat seinen Umhang abgelegt und folgt den beiden in gebührendem Abstand. Von ihrer Mohnblume ist nichts zu sehen – sie ahnt wohl, dass Claire heute keine Verwendung mehr für sie hat.
Vor einer Tür mit einem grünen Wappenschild macht Claire halt. Robert folgt ihr wie in Trance. Zielstrebig öffnet sie die Tür und führt ihren Gast hinein.
Der Raum ist erfüllt von einem grünlichen Dämmerschein. Neugierig sieht sich Robert um, bemüht, in dem schattigen Zwielicht etwas zu sehen. Rechts von ihnen steht ein breiter Diwan, der mit lindgrünen Kissen und Decken ausgestattet ist. Die linke Wand scheint frei – die metallenen Fesseln, die an der Mauer hängen, sind vom Eingang aus kaum zu erkennen. Und an der hinteren Seite des Raums, direkt vor dem fest verhangenen Fenster, erkennt Robert den Ursprung der sonderbaren Beleuchtung: ein schier undurchdringlicher Wald von hohen Gewächsen, von Palmen und Farnwedeln, angestrahlt von abgedunkelten Lampen, der das Licht in einem dumpfen Grün zurückwirft und den gesamten Raum in Dämmerschein taucht.
Unbemerkt von ihrem Besucher ist nun auch Claires Wächter eingetreten und hat sich neben der Tür aufgestellt.
Als sich Robert zu Claire umdreht, sitzt sie bereits mit untergeschlagenen Beinen auf dem Diwan und lockt ihn mit dem Finger zu sich. Sie weist auf ihr nachtblaues Kleid und bedeutet ihm, ihr den schimmernden Stoff vom Leib zu ziehen.
Langsam tritt Robert auf sie zu. Er betrachtet ihren Körper von oben bis unten, mustert die zierliche Gestalt, die kleinen, festen Brüste, die sich unter dem Gewebe abzeichnen. Dann greift er nach dem Saum ihres Kleids und zieht den weichen Stoff an ihrer Haut entlang.
Claire reckt sich auf, um seiner Bewegung entgegenzukommen. Für einen kurzen Moment kniet sie hochaufgerichtet vor ihm auf dem Diwan, nackt und bloß, die Arme in die Höhe gestreckt – dann ist sie wieder aufgesprungen und beginnt, auch seine Kleidung Stück für Stück zu öffnen. Dabei nutzt sie das Dämmerlicht und die fließenden Schatten der Pflanzen um sie herum, um sich vor ihm zu verbergen und ihm immer nur einen flüchtigen Eindruck ihres Leibes zu gewähren.
Das weiße Hemd ist zu Boden gefallen und Claire nimmt sich den Luxus, sich für einige Sekunden ganz an der glänzenden Haut ihres Besuchers zu laben. Mit hungrigen Fingern fährt sie die Muskeln nach, sie lässt ihre scharfen Nägel über sein Schlüsselbein streichen, an der dünnen Goldkette entlang über seine Brust und dann hinunter zu dem schwarzen Pfad, der unter seiner Hose verschwindet. Spielerisch tasten Claires Finger über die Anzugshose und sie lächelt zufrieden, als sie seine Erregung fest und drängend unter dem Stoff fühlt.
Eilig beginnt sie nun, auch seine Hose herunterzuziehen, und wie erwartet schwingt ihr sein erregter Schwanz entgegen. Der Penis ist beschnitten und Claire zieht eine unwillige Schnute: Sie bevorzugt es, ihre Liebhaber bei Bedarf selbst zu entstellen. Für einen Moment ist sie versucht, ihm mit dem Fingernagel über die freigelegte Eichel zu streichen, doch dann macht sie sich daran, Robert zuerst ganz von seiner Hose, den schwarzen Schuhen und den Strümpfen zu befreien. Schnell streift sie auch ihre eigenen Pumps ab, dann führt sie ihn zu dem Diwan hinüber und drückt ihn auf das niedrige Bett hinab.
Mit einem erwartungsvollen Lächeln lässt Robert sie gewähren. Vom Bett aus greift er nach ihrer Brust und versucht, zärtlich hineinzukneifen, doch da hat Claire seinen Arm schon beiseitegeschoben. Sie klettert auf das Bett und kniet sich rittlings über ihn, ihren Schoß nur einen Fingerbreit von seinem hochaufragenden Glied entfernt.
»Willst du, dass ich mich um dich schließe?«, fragt sie neckend.
Sie senkt ihren Unterleib ein wenig herab, sodass Roberts Eichel ihre glattrasierten Schamlippen knapp streift. Robert keucht auf.
»Willst du das?«, fragt Claire noch einmal. »Was würdest du dafür geben, dich in mir zu verströmen?« Wieder senkt sie ihr Becken, dieses Mal so weit, dass sein Penis gerade so in ihrer heißen Öffnung verschwindet. Als sie sich wieder erhebt, scheint sich ihr Leib nur ungern von ihm zu trennen, und nun wird Claire ihre eigene Erregung deutlich bewusst. Sie will diesen fremden Mann in sich spüren, jetzt sofort, ohne weitere Spielereien.
»Wir … wir sollten nicht ohne … ohne Schutz …«, sagt Robert bemüht.
Claire schnaubt. »Wieso? Bist du krank?«
»Nein, aber … vorsichtshalber …«
Sie hört nicht weiter zu. Mit einer fließenden Bewegung lässt sie sich auf Roberts Unterleib herab und nimmt sein pralles Glied in sich auf. In langsamen, rhythmischen Stößen schiebt sie sich vor und zurück, um ihn so voll und tief wie möglich an jeder Stelle ihres Inneren zu spüren.
Robert keucht und verdreht die Augen.
Den harten Schwanz tief in sich, bewegt sich Claire nun immer schneller. Eine Hand stützt sie auf seine feste Brust, mit der anderen reibt sie ihr eigenes Geschlecht, bis sie im Einklang mit ihren Bewegungen zu stöhnen beginnt.
Roberts Atmung wird ebenfalls heftiger. Ungeduldig greift er Claire am Schenkel und bemüht sich, ihren Körper in einen härteren Rhythmus zu zwingen.
Mit einem leichten Kopfschütteln hält Claire inne. Ungeachtet ihrer eigenen Hitze zwingt sie sich, Robert in seiner Erregung nicht zu weit zu treiben. Jedes Mal wenn es klingt, als würde er sich dem Höhepunkt nähern, zieht Claire sich in ihren Bemühungen zurück und konzentriert sich stattdessen darauf, sich mit der Hand selbst Genuss zu verschaffen.
Robert, der trotz seiner angetrunkenen Erregung zu spüren scheint, dass Claire ihn hinhält, grunzt nun ärgerlich auf und greift nach ihrem Oberkörper. Seine Hand fährt an ihrer Brust entlang, und dieses Mal ist sie zu beschäftigt, um ihn abzuhalten. Roberts Finger finden Claires kleine, harte Brustwarze und mit erregter Wut kneift er hinein, weit fester, als er es vielleicht beabsichtigt hat.
Claire schreit wütend auf, sie krallt ihre Nägel in seine Brust und gräbt die andere Hand in ihre eigene Scham. Dieser zusätzliche, unerwartete Schmerz bringt sie über die Schwelle und sie spürt, wie ihr Leib von einem heftigen Orgasmus geschüttelt wird. Einige Sekunden lang hockt sie zitternd da, Roberts hochaufgerichteten Schwanz tief in ihr Inneres versenkt.
Ein Zucken unter sich lässt sie aufschrecken. Robert drückt sich ihr entgegen, drängend, um auch seine Wollust nun befriedigt zu sehen. Claire atmet tief ein, bemüht, ihren bebenden Körper unter Kontrolle zu bringen. Erst als sie ihre übliche Gelassenheit wiedergefunden hat, senkt sie den Blick und betrachtet den dunklen Leib zwischen ihren Schenkeln. Spielerisch zieht sie ihr Becken zusammen, um Robert ein neues, sehnendes Stöhnen zu entlocken.
»Was würdest du dafür tun, deinen Samen in mir vergießen zu dürfen?«, fragt Claire erneut, und mit einem Mal hat ihre Stimme jede Erregung verloren. Sie streicht dem Mann über die schweißnasse Brust und spielt mit dem goldenen Band der Kette. »Siehst du, ich bin ein wildes Tier – eine Spinne in ihrem Netz. Ich verschlinge dich, lange bevor du mir zu nahe kommen kannst.«
Robert seufzt schwer, in seiner Miene die Erkenntnis, dass er nicht ohne Weiteres zu seiner Befriedigung kommen wird. »Ich will dir nichts Böses«, sagt er leise und streicht Claire über die nackte Seite. »Ich will dich nur berühren. Dich zähmen – und wenn es nur für eine Nacht ist.«
Claire mustert ihn mit undurchdringlichem Ausdruck. »Du hast etwas von einer Wette gesagt.« Mit ihrer Beckenmuskulatur massiert sie seinen Penis und das Glied, das schon begonnen hatte, zu erschlaffen, reckt sich mit neuer Kraft in ihr empor. »War das dein Ernst? Glaubst du wirklich, es könnte etwas Schöneres für mich geben, als dich leiden zu sehen?« Ihr Blick wird hart. »Glaubst du, du kannst mich umgarnen?«
Robert lächelt schmal. »Ich glaube, dass ich dich berühren kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leid das Einzige ist, was dich glücklich macht.« Seine Finger auf ihrer weißen Haut fühlen sich an wie Federn, leicht und zärtlich.
Mit einem Ruck löst Claire sich von ihm und steht vom Bett auf. Robert sinkt enttäuscht zurück, doch ehe er noch etwas sagen kann, hat sie sich schon über ihn gebeugt und umschlingt sein feuchtes Glied mit ihren Händen. »Wie sicher bist du dir?«, fragt sie gespannt, während ihre Finger seinen Schwanz massieren. »Was bist du bereit, auf deine Überzeugung zu setzen?«
»Ich weiß nicht … Was setzt du?«, fragt Robert, angestrengt bemüht, ihr über seine Erregung hinweg zuzuhören.
»Ich setze mich selbst«, sagt Claire ruhig. Sie steckt ihm ihre linke Hand entgegen, während die Finger ihrer Rechten weiter über sein pulsierendes Geschlecht reiben. »Wenn es dir gelingt, mich zu berühren – mich zu rühren – dann werde ich dein.«
Instinktiv greift Robert nach ihrer Hand und lässt sich von ihr emporziehen, während sein Glied unter ihren Fingern bebt. »Und was … was willst du von mir?« Seine Stimme schwankt, ob vom Alkohol oder von seiner Erregung, weiß Claire nicht zu sagen.
»Nun – du könntest dich setzen«, meint sie vorsichtig. Ohne die riemenbesetzten Stöckelschuhe ist sie einen halben Kopf kleiner als Robert. Die Finger weiter liebkosend um seinen Penis geschlungen, führt sie ihn zur anderen Seite des Raums.
»Ich … ich nehme an, das klingt fair. Ich bin ganz dein«, murmelt Robert unbeholfen und lässt zu, dass Claire ihn an die gegenüberliegende Wand des Raumes schiebt. Auf ihre Geste hin kommt nun ihr Wächter herüber, doch Robert scheint den fremden Mann kaum zu bemerken. Stöhnend reckt er seinen Unterleib Claires lockenden Fingern entgegen.
»Also abgemacht«, sagt sie leise und beißt Robert zärtlich ins Ohr: »Wenn es mir gelingt, dich zu zerbrechen, dich mir ganz zu Willen zu machen, dann bist du mein – mit Haut und Haaren.« Mit ihrer linken Hand greift sie nach seinem rechten Arm und hebt ihn an der Wand entlang nach oben. Folgsam tritt ihr Wächter herbei und schließt Roberts Handgelenk an einem ledergepolsterten Ring an der Mauer fest.
In diesem Moment erst erkennt Robert, dass noch ein anderer Mann im Raum ist. Fragend schaut er zu Claire, doch die streckt ihm nur den Finger entgegen. »Abgemacht ist abgemacht.« Ehe Robert noch abschätzen kann, wem er da zugestimmt hat, tritt sie auf ihn zu, so nahe, dass ihre Brüste seine verschwitzte Haut berühren, und mit einer fließenden Bewegung nimmt sie sein festes Glied in ihren Unterkörper auf. Sie muss sich auf die Zehenspitzen stellen, um sein Geschlecht ganz in sich hineingleiten zu lassen, doch dann spürt sie, wie er ihren Unterleib vollkommen ausfüllt. Ihren Körper fest gegen seinen gepresst, bewegt Claire sich vor und zurück, erst langsam, dann immer schneller, während ihr Becken Roberts Schwanz massiert.
In hilfloser Ekstase schließt Robert die Augen, ohne zu bemerken, wie ihr Wächter nun um ihn herumgeht und auch seine andere Hand zu dem Metallring führt, um sie dort festzuschließen. Weiter und weiter bearbeitet Claire den steifen Schwanz, während ihr Wächter Roberts Füße an die Wand kettet. Längst ist sie außer Atem, genauso wie der Mann vor ihr, der nun in ungehemmter Wollust an ihrem Hals zu saugen beginnt. Claire spürt einen zweiten, unerwarteten Orgasmus nahen und verstärkt ihre Anstrengungen, während jedes Stöhnen von Robert sie selbst weiter an den Rand ihrer Beherrschung bringt – so lange, bis er schließlich einen lauten Schrei der Befriedigung ausstößt und sie in seiner Befreiung mit sich reißt.
Claire sitzt auf dem Diwan und wartet darauf, dass Robert zu sich kommt. Sie hat ihr dunkelblaues Kleid wieder angezogen und auch die Schuhe. In ihrer Hand hält sie eine silberne Nadel, so lang wie ein Zahnstocher und etwa genauso dick, und fährt sich mit einem der beiden scharfen Enden über den Finger.
»Was … was ist los?«
Erfreut blickt Claire auf und sieht Robert an. »Ich dachte fast, du schläfst wirklich im Stehen ein.« Ihre Miene wird neckisch. »Ich hoffe, du kannst im Stehen schlafen …«
»Wieso … Wovon redest du?« Robert zerrt an seinem rechten Arm. »Wieso bin ich festgebunden?«
»Weil ich Lorenz gebeten habe, das für mich zu erledigen.« Sie weist auf ihren Wächter, der stumm neben Robert steht. Erst jetzt nimmt der die unbekleidete Gestalt wirklich wahr. Er schaut an dem nackten Oberkörper des Mannes entlang, hinab zu dem Gürtel, der sein Geschlecht in einem eisenumfassten Dreieck herausstellt. Claire kann sehen, wie Robert überlegt, was da an dem Glied ihres Wächters nicht ganz zu stimmen scheint, ohne dass er den Gedanken zu Ende verfolgen kann.
Nun steht Claire auf und geht zu ihrem Gast hinüber. »Du wolltest, dass ich dir etwas beweise – dass ich dir zeige, wie ich Leid zufüge. Ich werde dir den Gefallen tun.«
Langsam, zäh wie Honig dringen die Worte in Roberts Kopf und seine Miene verfinstert sich. »Ich habe nichts Derartiges gewollt. Ich wollte dir zeigen, dass ich zärtlich zu dir sein kann … dass du keine Grausamkeit brauchst, um glücklich zu sein.«