In der Unterwelt - Ananke - E-Book

In der Unterwelt E-Book

Ananke

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Beschreibung

»Du vertraust mir doch, nicht wahr? Du wirst hierbleiben und lernen, mir noch besser zu dienen.«
Zaghaft fügt sich Danya den Worten ihres Geliebten. Auf seine Anweisung hin ist sie bereit, bei seiner Bekannten Claire zu bleiben, um sich dort in ein williges Werkzeug für ihren Liebsten zu verwandeln.
Bislang hatte Danya das Anwesen über der Stadt nur als drohenden Schatten wahrgenommen, von dem dunkle Gerüchte zu ihr herabdringen. Doch nun erfährt sie, was es heißt, Teil des unbarmherzigen Haushalts zu sein, den die Herrin Claire dort führt. Für ihren Liebsten wirft Danya ihre Menschlichkeit ab, sie ergibt sich der Gier ihrer neuen Herrin und verwandelt sich ganz und gar in Claires willigen Schoßhund. So weit, bis sie nicht mehr sagen kann, wem nun ihre eigentliche Loyalität gehört.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ananke

Albtraum-Novellen – Band 3: In der Unterwelt

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www.TintenSchwan.de

TintenSchwan

Buchbeschreibung:

»Du vertraust mir doch, nicht wahr? Du wirst hierbleiben und lernen, mir noch besser zu dienen.«

Zaghaft fügt sich Danya den Worten ihres Geliebten. Auf seine Anweisung hin ist sie bereit, bei seiner Bekannten Claire zu bleiben, um sich dort in ein williges Werkzeug für ihren Liebsten zu verwandeln.

Bislang hatte Danya das Anwesen über der Stadt nur als drohenden Schatten wahrgenommen, von dem dunkle Gerüchte zu ihr herabdringen. Doch nun erfährt sie, was es heißt, Teil des unbarmherzigen Haushalts zu sein, den die Herrin Claire dort führt. Für ihren Liebsten wirft Danya ihre Menschlichkeit ab, sie ergibt sich der Gier ihrer neuen Herrin und verwandelt sich ganz und gar in Claires willigen Schoßhund. So weit, bis sie nicht mehr sagen kann, wem nun ihre eigentliche Loyalität gehört.

Über die Autorin:

Die Autorin Ananke lebt mit ihrem Gebieter seit vielen Jahren in einer BDSM-Beziehung und hat somit einen ganz direkten Einblick in die Themen, über die sie schreibt.

Mit den Albtraum-Novellen hat sie eine Trilogie von BDSM-Psychothrillern geschaffen, wie man sie noch nicht gesehen hat. Die drei Romane bieten ihrer Leserschaft eine nie da gewesene Art der Poesie: düster und schwelgerisch, erbarmungslos und zugleich fesselnd bis zur letzten Seite.

 

Dieses Buch enthält eine Inhaltswarnung auf der letzten Seite oder unter:

www.tintenschwan.de/pages/inhaltswarnungen

 

 

© 2020 Ann-Kathrin Wasle

Hirtenweg 22

76287 Rheinstetten

 

Lektorat: Jennifer Schreiner

 

Umschlaggestaltung: Vanessa Hahn

 

ISBN: 978-3-949198-18-2

 

Neu überarbeitete Auflage, Januar 2023

Inhaltsverzeichnis

Erster Teil: Das Kartenspiel

Zweiter Teil: Die Hündin

Dritter Teil: Die Dressur

Vierter Teil: Das Opfer

Erster Teil: Das Kartenspiel

 

Mit einer fließenden Bewegung schwenkt Claire den Wein in ihrem Glas. »Es freut mich, dass du gekommen bist.«

Gebannt sieht Danya auf die dunkelrote Flüssigkeit, die sich am Rand des Kelchs niederschlägt. Claires Wein ist von einem so tiefen Rot, dass er fast schwarz wirkt – viel dunkler als der Wein in den Gläsern ihrer Gäste.

»Sag, meine Liebe: Warst du schon einmal wirklich hilflos?«

Danyas Blick fährt hinauf zu dem Gesicht der Hausherrin, das hinter einer schwarzen Maske verborgen ist. Aus den Schlitzen der seidenen Larve sehen ihr Claires Augen unverwandt entgegen, ein Abgrund, der Danya zu verschlingen droht. Unwillkürlich rutscht sie noch etwas näher an die Seite ihres Freundes, der ihr beruhigend über die Haare streicht.

»Aber Claire, du sollst ihr doch keine Angst einjagen.« Flavio zieht eine weitere Karte vom Stapel auf dem Tisch und nimmt sie nach kurzer Bedenkzeit auf seine Hand. Dann drückt er Danya einen Kuss auf die Stirn und sie sieht, wie er Claire zublinzelt. »Noch nicht.«

Danyas Herz schlägt schneller. Sie spürt die Blicke der Anwesenden auf sich ruhen: Claire, die ihr auf der Chaiselongue gegenübersitzt, ihr Diener am Rand des Raums, der mit seiner ebenholzbraunen Haut beinahe mit den Schatten verschmilzt, und auch der Herr mit der Hornbrille, der links von ihr und Flavio auf einem Stuhl hockt – sie alle mustern sie wie ein exotisches Tier, das ihr Freund in diese illustre Runde eingeführt hat.

Der Mann mit der Brille zieht ebenfalls eine Karte, dann legt er mit einem ärgerlichen Lachen seine Hand ab. Es sind zwei Achten und eine Neun, mehr als einundzwanzig Punkte. »Ich bin raus.« Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und neigt den Kopf in Richtung der Hausherrin. »Aber gegen solch eine Gegnerin ist es wohl keine Schande.«

Ohne den Mann eines Blickes zu würdigen, zieht auch Claire eine dritte Karte und nimmt sie auf ihre Hand. Ihre Augen fahren zu Danya herüber, dann sieht sie Flavio wieder scheinbar gleichmütig an. »Wir sollten den Einsatz erhöhen. Es macht keinen Spaß, nur um Geld zu spielen.« Sie wendet sich zu dem Diener an ihrer Seite und fährt ihm mit scharfen Fingernägeln über die Haut unter seiner Weste. »Robert, sei so gut und hol Jessica herein.«

Mit trockener Kehle schaut Danya zu, wie Robert hinüber zur Tür des Raumes geht. Im flackernden Licht des Kamins sieht sie die Striemen, die an seiner Seite unter dem Stoff hervorblitzen – manche davon frisch, manche alt und lang vernarbt. Solche Spuren hat Flavio noch nie auf ihr hinterlassen …

»Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber mir ist das Spiel um Geld aufregend genug.« Zärtlich streicht Flavio mit den Fingern durch Danyas kurzes Haar, während er seine Karten mustert. Er schüttelt den Kopf. »Ich sollte keine mehr nehmen.«

Ein Funke des Bedauerns flammt in Danya auf. Es kommt ihr selbst albern vor, schließlich weiß sie nicht einmal, was die Hausherrin mit ihren Worten eigentlich gemeint hat. Den Einsatz erhöhen … Wieder sucht sie die blauen Augen hinter der Maske – und sie zuckt zusammen, als sie feststellt, dass Claires Blick starr auf sie gerichtet ist.

Die Tür geht auf und herein tritt Robert, gefolgt von einer schlanken Frau, die mit gesenktem Kopf zu Claire hinüberschreitet. Sie ist splitterfasernackt und wie um ihre Blöße weiter zu betonen, hat sie die Hände auf dem Rücken verschränkt. Der Anblick lässt Danyas Herz schneller schlagen und sie spürt ein Pulsieren zwischen ihren Beinen – ob vor Scham, Angst oder unterdrückter Begierde, weiß sie nicht zu sagen.

»Nun, was meinst du?« Claire greift noch eine Karte vom Stapel und sortiert sie in ihre Hand ein. Mit durchdringendem Blick mustert sie Flavio, während ihre Finger über den Arm der nackten Frau streichen, die nun neben ihrer Chaiselongue steht. »Ein glücklicher Griff und sie ist dein …«

»Es tut mir leid, aber ich muss passen.« Flavio beißt Danya zärtlich in den Nacken, direkt unter dem ledernen Riemen ihres Halsbandes, ehe er seine Karten offen auf dem Tisch ausbreitet. »Ich habe keinen passenden Gegeneinsatz zu bieten.«

»Wie schade … dabei hättest du gewonnen.« Auch Claire legt ihre Karten ab. Sie hat zwei Achten und eine Sieben – einen Punkt zu viel. »Der Einsatz gehört dir.«

Gelassen sammelt Flavio die Chips auf dem Tisch ein, auch wenn Danya in seiner Miene einen Funken Unzufriedenheit erkennt. Wieder flieht sein Blick hinüber zu der nackten Schönheit neben Claire. Die Frau ist drall gebaut, mit großen, schweren Brüsten – eine Figur, die ihm nur zu gut gefällt.

»Ein Jammer«, seufzt Claire leise. Für einen Moment denkt Danya, die Hausherrin würde von dem Geld reden, doch das katzenhafte Lächeln, das ihr nun unter der schwarzen Maske entgegenblitzt, besagt etwas anderes. »Ich möchte zu gerne erleben, wie deine kleine Danya zum ersten Mal um Gnade fleht.«

»Zum ersten Mal?« Flavio lacht heiser auf. »Du hast sie noch nie am Andreaskreuz erlebt. Glaub mir, unter meinen Händen bettelt Danya oft und lautstark genug.«

»Oh nein, davon rede ich nicht.« Auf einen Wink von Claire hin beugt sich Robert über den Tisch, um die Karten einzusammeln und aufs Neue zu mischen. Für einen Moment kann Danya in den Ausschnitt seiner Weste sehen und es überrascht sie nicht, auch auf seiner Brust Brandmale und alte Narben zu entdecken. »Wenn ein Mensch wahrhaft um Gnade fleht, so ist kein Laut dafür notwendig.«

»Nun, Claire, Sie sind nicht gerade für Ihre gnadenreiche Art bekannt.« Der Mann mit der Hornbrille lacht über seine eigenen Worte – so lange, bis die Hausherrin ihm einen knappen Blick zuwirft, der ihn hastig den Mund schließen und nach seinem Weinglas greifen lässt.

Langsam lehnt Claire sich zurück und zupft ihr Kleid gerade. »Robert, teil aus«, sagt sie leise und setzt einen neuen Stapel Spielsteine vor sich auf die Tischplatte. Dann bedeutet sie der nackten Frau mit einem Fingerzeig, um den Tisch herum zum Sofa zu gehen.

Danya beobachtet, wie die schlanke Gestalt herüberkommt und sich hinter Flavio aufstellt. Der hält kurz inne, als er die Bewegung an seinem Rücken spürt, doch dann lässt er zu, dass ihre Hände seine Schultern massieren. Auch wenn sich Danya nicht traut, den Kopf zu wenden, kann sie den nackten Körper riechen – eine Mischung aus Moschus und Rosenduft. Unter den Fingern der Frau beginnt Flavio, schneller zu atmen.

Robert hat die Karten unterdessen gemischt und schiebt jedem der drei Spieler verdeckt zwei davon zu. Gemeinsam nehmen Claire, Flavio und der Mann mit der Brille ihre Karten auf. Danya sieht, wie ein zufriedenes Grinsen über das Gesicht ihres Freundes zuckt, ehe er rasch nach seinem Weinglas greift, um seine Miene zu kaschieren. Von der anderen Seite des Raumes aus blickt Claire unter ihrer Maske zu ihm herüber.

»Noch eine Karte«, weist sie ihren Diener an, dann schaut sie wieder zu Flavio. »Bist du sicher, dass du es dir nicht noch einmal überlegen willst?«

Von der Seite kommt Robert heran, um Flavios Weinglas zu füllen. Erneut fällt Danya auf, dass der Wein, den der Diener ausschenkt, sehr viel heller ist als der in Claires eigenem Glas.

Mit einem gutmütigen Lachen schüttelt Flavio den Kopf. »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber Danya gebe ich nicht her.«

Wieder diese Worte, diese Art, über sie zu reden, als wäre sie gar nicht da – als wäre es den anderen gleichgültig, was sie selbst zu alledem denkt. Danyas Wangen sind heiß geworden und gerne möchte sie sich einreden, dass es vor Wut oder Scham ist. Wenn da nur nicht diese Hitze in ihrem Unterleib wäre, die ihre eigenen Gedanken Lügen straft. Ob das Gerede über den Einsatz wohl ernstgemeint ist? Wahrscheinlicher ist, dass solche Worte in diesem Haus zum Umgangston gehören. Doch auf der anderen Seite sind da diese Gestalten, Jessica und Robert, die Claire mit jeder Faser ihres Körpers verfallen scheinen.

Für einen Moment wünscht Danya sich, dass ihr Freund eine ähnliche Unterwürfigkeit von ihr erwarten würde.

Die nackte Frau hinter dem Sofa lässt ihre Hände weiter über Flavios Schultern streichen und entlockt ihm einen zufriedenen Seufzer. »Keine Karte mehr«, bringt er mühsam heraus, ehe er sich wieder ganz den fähigen Fingern anvertraut.

»Für mich auch nicht.« Der Herr mit der Brille schüttelt den Kopf. Auch seine Augen hängen gespannt an der Gruppe auf dem Sofa, auch wenn er wohl eher Jessica beobachtet als Flavios Erregung.

Claire mustert ihre drei Karten und ihr Zeigefinger streicht nachdenklich über den Rand der Pappe. Unter halbgeschlossenen Lidern schaut sie Flavio an.

»Und wenn es nur für einen Abend wäre?«

Irritiert öffnet Flavio die Augen. »Einen Abend? Wie meinst du das?« In seinem Blick funkelt ein neuerwachtes Interesse, das Danya die Hitze zwischen die Beine treibt. Zum ersten Mal scheint er Claires Vorschlag ehrlich zu bedenken.

»Nächste Woche, auf der Feier. Ich möchte sie nur einen Abend lang genießen – das reicht mir aus.« Die Augen unter der Maske glänzen so dunkel wie der Seidenstoff, der sie umrahmt, zwei tiefe, unergründliche Brunnen. »Wenn du diesen Einsatz bietest, setze ich Jessica ganz und gar dagegen. Sie wird dein, solange du sie willst.«

Verunsichert flackert Flavios Blick zu Danya herüber. Ihr Freund zieht den Vorschlag wahrhaftig in Betracht – und er fragt sie nach ihrer Meinung. Mit heftig schlagendem Herzen schließt Danya langsam die Augen und öffnet sie wieder, die leiseste Andeutung eines Nickens.

»Nur für einen einzigen Abend …«, murmelt Flavio gedankenversunken. Er greift nach dem Weinglas, als wolle er sich damit einen klaren Kopf verschaffen – oder sich den nötigen Mut antrinken.

»Nun, natürlich müsste sie bis dahin hierbleiben. Es gibt schließlich noch gewisse Vorkehrungen zu treffen … Wir haben sie einzuweisen.« Immer noch fährt Claires Finger den Rand der Karten entlang.

»Hat sie nicht sowieso Semesterferien?« Der Herr mit der Hornbrille hat seine eigenen Karten nun völlig vergessen. Gebannt beobachtet er das Schauspiel, das sich vor ihm ausbreitet.

»Nun, wie sieht es aus?« Beiläufig legt Claire ihre Hand auf den Stapel, als hätte sie gerade erst entschieden, dass sie noch eine Karte ziehen möchte. »Erhöhen wir?« Lautlos zieht sie die oberste Karte und reiht sie in ihre Hand ein. Ihr Blick droht Flavio zu durchbohren.

Danya spürt, wie sich die Finger in ihrem Haar für eine Sekunde verkrampfen – dann lässt Flavio sie los. »Einverstanden«, sagt er ruhig. Er legt seine Karten offen auf den Tisch: Es sind zwei Buben, die zweitbeste Hand.

»Unter diesen Umständen hätte ich wohl auch gewettet«, erklärt der Mann und legt eine Neun und eine Acht ab. Danya meint, in seiner Stimme eine leise Enttäuschung zu hören. Unwillkürlich überlegt sie, ob er bei der Feier ebenfalls anwesend sein wird. Wird er miterleben, was auch immer die Hausherrin plant?

Ohne den Blick von Flavio zu wenden, legt nun Claire ihre Karten ab. Vor ihr liegen eine Dame, eine Drei, eine Sieben und ein As: die perfekte Summe von einundzwanzig. Claires dunkelrote Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Ich gewinne.«

Danyas Kopf wird leicht. Die Dunkelheit um sie her und die Wärme des Kamins scheinen ihr den Atem zu nehmen. Von der Seite fühlt sie Flavios Arm, der sich schützend um sie legt, und sie muss sich anstrengen, seine Berührung nicht abzuschütteln. Mühsam hebt sie den Kopf, um den Blick ihrer neuen Besitzerin zu erwidern.

Für einen langen Moment sieht Claire ihren Wettgewinn an, mit einem Lächeln, das ein wenig zu viel von ihren Zähnen zeigt. »Robert hol uns doch noch etwas zu trinken«, sagt sie dann, ohne sich zu ihrem Diener umzuwenden. »Gib unseren Gästen von dem guten Wachholderwasser. Es gibt etwas zu feiern.«

 

Vom Rest des Abends bekommt Danya wenig mit. Robert schenkt ihnen aus einer Bastflasche ein, wieder und wieder, während Claire an ihrem dunkelroten Weinglas nippt. Danya spürt, wie ihr Blut in Wallung gerät, und es hat nur wenig mit dem Alkohol zu tun. Eine Woche – sie weiß, dass sie Angst haben sollte, doch wenn sie ehrlich zu sich ist, ist ihre Aufregung von einer anderen Art. Ihr Herz pocht in Erwartung, ihre Wangen glühen. Immer wieder wirft sie heimliche Blicke hinüber, zu Claire, die sich entspannt auf ihrer Chaiselongue zurückgelehnt hat, und zu Robert, der stumm neben ihr steht und nur ab und an den Mund verkrampft, wenn Claires Fingernägel über seine Haut gleiten. Vorbereiten, hat Claire gesagt. Danya schluckt. Wird Robert es sein, der sich die nächsten Tage um sie kümmert, oder wird Claire das selbst übernehmen? Danya weiß kaum zu sagen, welche Vorstellung sie mehr erregt.

»Ist alles in Ordnung?«

Schuldbewusst zuckt Danya zusammen, als sie Flavios Stimme an ihrem Ohr hört. Sie wendet sich zu ihm um und lächelt. »Es wird gehen«, erklärt sie mit heißen Wangen, dann greift sie nach dem Schnapsglas, das vor ihr auf dem Tisch steht, und stürzt es hastig herunter.

Die scharfe Flüssigkeit hinterlässt eine Feuerspur in ihrer Kehle. Kurz überlegt Danya, ob es sich wohl um gewöhnlichen Schnaps handelt – ist es der Alkohol allein, der ihren Kopf so schwer werden lässt? Aber wenn sie ehrlich ist, scheint alles, was in diesem Haus geschieht, gerade ein wenig zu viel für sie.

Müde lehnt sie sich an Flavios Schulter und sieht zu ihm auf. »Du wirst doch kommen, nicht wahr? Du wirst zurückkehren und mich abholen?«

Noch einmal will sie, muss sie es von ihm hören – die Bestätigung, dass er sie trotz aller Spielerei nie wirklich zurücklassen wird. Ihr Herz schlägt heftig, während sie die Antwort in seinen Augen sucht.

Zärtlich erwidert Flavio ihren fragenden Blick. »Aber natürlich werde ich das.« Danyas Lider werden schwer und sie fühlt, wie Flavio ihr einen Kuss auf die schweißbedeckte Stirn gibt. Seine Stimme klingt beruhigend: »Und ich weiß, bis dahin wirst du mich stolz machen. Nicht wahr?«

Noch während sie nickt, spürt sie, wie sie das Bewusstsein verlässt, bis sie an seiner Seite einschläft.

 

Harter Stein unter Danyas Haut. Kein Laut um sie her. Der Geruch von trockener, alter Luft, wie in einem Mausoleum. Langsam öffnet sie erst das linke, dann das rechte Auge.

Um sie herum herrscht Finsternis. Kein Lichtstrahl ist zu sehen – es ist, als sei sie erblindet. Hastig führt Danya die Hand zum Gesicht, nur um zu fühlen, ob sie eine Augenbinde trägt. Doch nein, ihre Augen sind frei – die Dunkelheit um sie ist wirklich absolut.

Mit vorsichtigen Bewegungen richtet sie sich auf die Knie auf. Der Boden besteht aus grobgehauenen Steinen, der Untergrund eines alten Kellergewölbes. Sie streckt die Hände aus, um den Rest ihrer Umgebung auszumachen, doch wohin sie sich auch wendet, ihre Finger greifen ins Leere. Schließlich hockt sie sich auf den kalten Boden, die Arme um die Unterschenkel geschlungen, und presst den Kopf zwischen ihre Knie. Stück für Stück überkommt sie eine dunkle Panik. Worauf um alles in der Welt hat sie sich da eingelassen? Fest drückt sie die Augen zu, so als würde das in dieser Situation noch etwas ändern. Dabei atmet sie langsam ein und aus. Noch nie in ihrem Leben war sie so allein.

Ein fernes Poltern lässt sie auffahren. Ob es wohl Claire ist, die da zu ihr kommt? Die ihre Einweisung beginnen will? Doch nein, dafür sind die Schritte zu schwer. Es muss Robert sein, der Diener mit der dunklen Haut und den zusammengebundenen Locks. Unwillkürlich spürt Danya die Hitze zwischen ihren Schenkeln und jäh fragt sie sich, was wohl alles in der Abmachung zwischen Flavio und Claire eingeschlossen ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass Flavio sie einem anderen Mann überlässt – doch bisher ist er immer bei ihr gewesen, um ihr Mut zuzusprechen und sie für ihre Folgsamkeit zu belohnen. Nie hat er sie in einer fremden Umgebung alleingelassen.

Von irgendwoher erklingt das Quietschen einer Tür und endlich dringt ein ferner Lichtschein in das dunkle Gemäuer. Um sie her wird eine steinerne Zelle mit grob behauenen Wänden sichtbar. Auch der Boden, auf dem sie liegt, ist aus Stein, ebenso wie die Decke, die sich in einem niedrigen Bogen über sie zieht. Zu ihrer Rechten erhebt sich nur wenige Armlängen entfernt eine rohbehauene Mauer – und zu ihrer Linken, dort wo das Licht herkommt, erkennt sie Gitterstäbe, die den Rest des Kellergewölbes vor ihr abriegeln.

Schritte klingen zu ihr herüber, lauter nun und stumpfer auf dem unebenen Steinboden. Dann ein leises Klicken, und jäh erstrahlt das Gemäuer in hellem Licht. Die Hand schützend über die Augen gehalten, sieht Danya eine Silhouette, die sich den Gitterstäben nähert. Mit einem langen Stab, der an einen Holzprügel erinnert, rattert die Gestalt an dem Gitter entlang – der Klang bringt sie dazu, die Zähne zusammenpressen.

»Steh auf.«

Hastig folgt Danya den herben Worten – dann hält sie inne und wendet sich um, um den Ankömmling genauer zu mustern. Vor ihr steht ein großgewachsener Mann mit bloßem Oberkörper und hellem Haar. Das ist nicht Robert, Claires Gespiele, der zu ihr gekommen ist. Es muss ein anderer Diener der Hausherrin sein, irgendein beliebiger Handlanger. Dunkel erinnert sie sich an den schroffen Mann, der ihr und Flavio am vergangenen Abend die Tür zu dem Anwesen geöffnet hat. Ihr Mund verzieht sich empört: Das hier war nicht, worauf sie sich eingelassen hat.

Wenn der fremde Mann ihre Entrüstung bemerkt hat, ignoriert er sie komplett. Mit dem Stock – es ist der umgekehrte Griff einer Peitsche – weist er in die hintere Ecke ihrer Zelle. »Zieh Schuhe und Unterwäsche aus und knie dich vor das Gitter.«

Unwillkürlich blickt Danya an sich herab – natürlich, sie trägt noch ihre Kleidung von gestern Abend: ein Kleidchen aus dunklem Leder, einen schwarzen Tanga und dazu die hohen Pumps, die hier auf dem unebenen Boden vollkommen deplatziert wirken.

Was aber kein Grund ist, sich vor dem fremden Mann nun ohne Weiteres zu entblößen.

Grimmig sieht sie an ihrem Gegenüber empor. »Das werde ich nicht tun!«

Ein leises Knurren lässt sie zusammenfahren. Jetzt erst bemerkt sie, dass hinter dem Mann ein großer Hund steht und sie mit gebleckten Zähnen mustert. Mit einem Mal ist sie dankbar für die Gitterstäbe, die sie von dem Tier trennen.

Der fremde Mann schaut sie nur abfällig an und schüttelt den Kopf, mehr genervt als wirklich verärgert über ihre Reaktion. »Du weißt, wo du bist?«, fragt er knapp, wie um eine Formalität zu klären.

Danya nickt, die Lippen fest zusammengepresst.

»Für die nächsten Tage bist du Eigentum der Herrin«, erklärt der Mann unbewegt. »Sie wird dich nächste Woche auf ihrer Feier vorführen. Es ist meine Aufgabe, dich dafür vorzubereiten. Ich werde dich Standhaftigkeit, Duldsamkeit und Verschwiegenheit lehren. Und ich werde dir beibringen, dich richtig zu präsentieren. Also zieh dein Höschen aus und knie dich hin.«

Trotzig verschränkt Danya die Hände vor der Brust. »Ich will nicht«, presst sie hervor, den Blick auf die Peitsche in der Hand des Mannes gerichtet. Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie der Hund drohend die Zähne bleckt.

Der Mann mustert sie für einen Moment ausdruckslos – dann geht er zum Rand des Gitters. Unwillkürlich stolpert sie einen Schritt zurück, als er nun nach einem Schlüssel greift, der neben der Gittertür hängt. Mit einem schleifenden Geräusch fährt die Tür zur Seite, dann steht Danya dem fremden Mann mit seinem Tier hilflos gegenüber. Mit einem Mal schlägt ihr das Herz bis in den Hals und sie muss sich zwingen, nicht zum hinteren Ende der Zelle zurückzuweichen.

Den Schlüssel in der Hand geht der Mann auf die geöffnete Käfigtür zu – und weist ihr dann den Weg zum Kellereingang. »Willst du gehen?«

»Ich …« Danya bekommt kein Wort heraus. Dass sie ihre Meinung nun noch ändern könnte, damit hat sie nicht gerechnet. Sie könnte jetzt sofort hinausgehen und diesen Albtraum hinter sich lassen – aber will sie das? Jäh denkt sie wieder an den vergangenen Abend: an Claires durchdringenden Blick und an Flavio, der sie in seinem Arm gehalten und ihr gesagt hat, dass sie ihn stolz machen würde.

»Entweder du gehst jetzt hinaus«, noch einmal deutet der fremde Mann nach dem Eingang, »oder du wirst bleiben. Du wirst schweigen und tun, was man dir sagt. Du wirst in der Ecke knien, wenn ich es dir befehle.«

Wie um die Worte zu unterstreichen, stößt der Hund an seiner Seite ein drohendes Knurren aus, das Danya erneut zusammenfahren lässt. Hilflos sieht sie von dem fremden Mann zu der Kellertür hinüber und wieder zurück. Nein, sie will nicht einfach gehen und ihr Wort – Flavios Wort – brechen. Aber sie will auch nicht tun, was dieser Kerl von ihr verlangt – ein Mann, für den sie nichts als Abscheu empfindet.

Ihr Gegenüber zieht die Augenbrauen zusammen. Offenbar ist er des Wartens überdrüssig. Mit einer knappen Bewegung schiebt er die metallene Tür zurück an ihren Platz, dreht den Schlüssel im Schloss und hängt ihn an den Haken außen vor der Zelle. »Ich komme heute Nachmittag wieder, bis dahin kannst du dich entscheiden«, erklärt er barsch, dann wendet er sich um und geht zusammen mit dem Hund zurück zur Eingangstür.

»Bitte nicht«, will Danya rufen, doch da ist es schon zu spät: Ihr Gefängniswärter hat den Schalter umgelegt und erneut versinkt der weite Raum im Dunkeln. Nur noch ein schwacher Schein dringt durch die Tür am anderen Ende des Gewölbes, dann gehen Mann und Hund hindurch und schon verschließt sich das dämmrige Viereck. Zurück bleibt nichts als schwärzeste Finsternis.

Danya schlingt die Arme um die Schultern, um das Zittern zu unterdrücken, das ihren Körper gemeinsam mit der Dunkelheit überfährt. Auf ihren Armen bildet sich Gänsehaut und ihre Stimme ist nicht mehr als ein Hauch.

»Lass mir doch ein wenig Licht …«

 

Als sich die Tür zum Kellergeschoss eine Ewigkeit später ein zweites Mal öffnet und der fremde Mann wieder hereintritt, steht Danya folgsam vor den Gitterstäben, in Erwartung dessen, was da kommen wird. Sie zuckt kaum zusammen, als das gleißende Licht den Raum erfüllt – dieses Mal hat sie die Helligkeit erwartet.

Stumm mustert der hochgewachsene Mann sie, der Hund wieder an seiner Seite. Nun erst sieht Danya, dass das Tier an einer schweren Leine läuft und dass sein Hals in einem Würgeband steckt. Mühsam zwingt sie sich, die Augen auf das Gesicht ihres Gegenübers zu richten.

»Zieh Schuhe und Unterwäsche aus und knie dich vor das Gitter.«

Es sind die gleichen Worte wie einige Stunden zuvor, doch dieses Mal ist Danya auf den Befehl vorbereitet. Ohne den Kloß in ihrem Hals zu beachten, streift sie das Höschen unter ihrem Kleid herunter und legt es auf den schmutzigen Boden. Die Pumps stellt sie direkt daneben ab – wenn sie ehrlich ist, ist es weitaus angenehmer, barfuß auf den Steinen zu stehen. Dann geht sie zum Gitter hinüber und kniet sich auf den Boden. Ihre bloßen Knie schmerzen schon nach wenigen Sekunden auf dem harten Stein, doch sie beißt sich auf die Zunge, um jeden Schmerzenslaut zu unterdrücken.

»Jetzt gib mir dein Halsband.«

Bei den Worten fährt Danya auf. Schutzsuchend gleiten ihre Hände zu dem Lederriemen um ihren Hals – es ist Flavios Reif, er hat ihn ihr angelegt und niemand außer ihm hat das Recht, ihn zu lösen. Kurz öffnet sie den Mund, um das ihrem Gefängniswärter zu erklären, doch sein drohender Blick lässt sie die Lippen schließen. Stattdessen schüttelt sie nur trotzig den Kopf, die Finger um das Leder verkrampft.

Einige Herzschläge lang schaut der Mann sie austestend an. Dann richtet er sich wieder auf. »Ich werde die Herrin fragen.« Zumindest fürs Erste scheint der Befehl damit aufgeschoben.

Der Mann hebt den umgedrehten Peitschengriff, den er immer noch in der Hand hält, und schiebt ihn zwischen den Gitterstäben hindurch. Mit belegter Zunge sieht Danya, wie sich der Prügel zwischen ihre Schenkel zwängt und sie auseinanderschiebt.

»Die Beine gespreizt. Und den Kopf gesenkt.«

Ohne ein Wort folgt Danya den Anweisungen, sie spreizt ihre Beine so weit, dass sich das Kleid um ihre bloßen Schenkel spannt. Ihr Wärter außerhalb der Zelle muss nun einen guten Einblick in ihren Intimbereich haben – die Erkenntnis lässt ihre Wangen scharlachrot aufflammen.

Ohne sich weiter um sie zu kümmern, bückt sich der Mann und greift durch das Gitter nach Höschen und Pumps, die neben ihr liegen. Danya wird noch etwas heißer, als sie sehen muss, wie der fremde Kerl ihre Unterwäsche packt und achtlos in seine Hosentasche stopft. Anschließend mustert er sie ausgiebig.

»Halt die Hände hinter dem Kopf überkreuzt, die Ellenbogen nach oben.« Er betrachtet ihre neue Haltung, dann nickt er knapp. »So hast du immer hier zu warten, wenn ich oder ein anderer Diener der Herrin herunterkommt. Hast du das verstanden?«

»Ja«, murmelt Danya widerwillig.

Ein dumpfer Knall lässt sie zurückfahren. Mit dem Griff der Peitsche hat ihr Gegenüber gegen die Metallstäbe geschlagen, sodass der Klang in dem weiten Gewölbe widerhallt. Ängstlich hebt sie den Blick, um in das strenge Gesicht ihres Wärters zu schauen.

»Kein Wort«, sagt der bedrohlich. »Nicht zu mir und schon gar nicht zu der Herrin.«

Dann geht er hinüber und nimmt den Schlüssel vom Haken. Danya traut sich kaum, zu ihm hinüberzuschauen, während er das schwere Metalltor zur Seite schiebt. Nun kniet sie ihm ohne jeden Schutz gegenüber, die Beine gespreizt und den Schoß offen ausgestellt. Sie schließt die Augen und hört, wie das Blut in ihren Ohren rauscht. Leise steigt die Erinnerung an den vergangenen Abend vor ihr auf, Claire hinter ihrer Maske mit dem roten Mund und den eisblauen Augen. Danya hatte sich nach Claires Berührung gesehnt, nach dem Druck ihrer scharfen Fingernägel. Stattdessen hat man sie einem Handlanger übergeben, der sie behandelt wie ein Stück Fleisch. Ob Flavio davon weiß – ob er es auch nur ahnt? Jäh schießen ihr wütende Tränen in die Augen.

»Du darfst aufstehen«, erklärt der Mann, wie um ihre desolate Lage zu unterstreichen.

Unsicher erhebt Danya sich, um barfuß auf den kalten Steinen zu stehen. Der Größenunterschied zu ihrem Wärter wird nun noch deutlicher, er überragt sie um mehr als einen Kopf.

»Dort ist das Bad.« Er zeigt auf eine unauffällige Tür, einige Meter neben ihrer Zelleneinbuchtung. »Du kannst aufs Klo gehen und dich waschen.«

Wie in Trance folgt Danya den Worten, sie schleicht an ihrem Wärter und dem drohenden Hund vorbei und betritt das Badezimmer, das sich hinter der hölzernen Tür verbirgt. Mit einem Seufzen sieht sie sich um und betrachtet die breite Badewanne, die an der rechten Seite steht … Wie gerne würde sie sich ein warmes Bad gönnen, um die Angst und den Schmutz der letzten Stunden abzuwaschen.

»Beeil dich«, klingt es von draußen herein, so als hätte ihr Gefängniswärter ihre Gedanken mitverfolgt.

Unwillkürlich sieht sie nach dem Türschloss, doch sie muss feststellen, dass es keine Möglichkeit gibt, das Badezimmer abzuschließen. »Fick dich«, flüstert sie tonlos, während sie einen zornigen Blick in Richtung der Tür wirft.