Alfred Bekker Grusel-Krimi #6: Blutige Tränen - Alfred Bekker - E-Book

Alfred Bekker Grusel-Krimi #6: Blutige Tränen E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Alfred Bekker Grusel-Krimi Übernatürliche Wesen bedrohen die Welt. Dämonen suchen die Menschen heim - und mutige Dämonenjäger begegnen dem Grauen... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell. Titebild: Klaus Dill

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Alfred Bekker Grusel-Krimi #6: Blutige Tränen

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Alfred Bekker Grusel-Krimi #6

Blutige Tränen

Copyright

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Alfred Bekker Grusel-Krimi #6

Übernatürliche Wesen bedrohen die Welt. Dämonen suchen die Menschen heim – und mutige Dämonenjäger begegnen dem Grauen...

––––––––

ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Titebild: Klaus Dill

Blutige Tränen

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 111 Taschenbuchseiten.

Ein Vampir-Schocker.

Rabenschwarz, blutig, grausam, zynisch – und so kalt wie eine Totengruft!

Die Welt wird von Vampiren aus dem Verborgenen beherrscht. Sie sind organisiert wie die Mafia und haben die Erde unter sich aufgeteilt

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

Die New Vanguard Bar war eine exquisite Adresse in der 5th Avenue. Das Ambiente war ganz im Stil der Fünfziger gehalten. Signierte Portraits von Jazz-Größen wie Charlie Parker und Miles Davis zierten die Wände. Petra Brunstein ließ den Blick durch die Bar schweifen. Ein verhaltenes Lächeln spielte um ihre Lippen. Das seidene Kleid passte sich nahezu perfekt an den grazilen Körper der schönen Vampirin an.

"Kommen Sie!", sagte der grauhaarige Mann an ihrer Seite. Sein Blick wirkte eigenartig starr. Homer F. Jespers war einer der wichtigsten Galeristen und Kunstexperten von New York City. Seinem Einfluss in der Art-Scene verdankte Petra Brunstein unter anderem ihren Ruf als bedeutende Künstlerin. Bereitwillig ließ sie sich von Jespers zu einem der Separees führen. Der Mann, der dort vor seinem Drink saß, hatte langes, bis über die Schultern reichendes Haar, das zu einem Zopf zusammengefasst war. Er trug einen edlen, doppelreihigen Nadelstreifenanzug.

"Jean-Aristide! Mon amour!", stieß Petra hervor.

"Petra! Ich habe dir versprochen, dass ich zurückkehren werde!", erwiderte Comte Jean-Aristide Leroque.

"Ja", murmelte sie. "Am Tag von Radvanyis Ende!"

"Möge der Staub dieser dreihundertjährigen Mumie in alle Winde verstreut werden..."

2

Leroque erhob sich, um Petra den Stuhl zurechtzurücken. Der über zweihundert Jahre alte Vampir, der seit den Wirren der französischen Revolution zum Volk der Nacht gehörte, lächelte mild.

"Setz dich, Petra. Wir haben viel zu besprechen." Homer F. Jespers beachtete der aus altem französischem Kleinadel stammende Graf überhaupt nicht.

Petra wandte den Kopf in Richtung des Galeristen.

"Geh!!", forderte sie.

Jespers erwiderte ihren Blick auf fast schon stumpfsinnige Weise. Es war keinerlei Glanz in seinen Augen. Im Augenblick war er wie so oft eine willenlose Marionette. Für Petra war es ein Leichtes, den Willen eines Sterblichen zu brechen.

Aber im Moment schien das irgendwie nicht zu funktionieren. Jespers reagierte nicht auf ihren Befehl.

Und plötzlich spürte sie den inneren Widerstand, der ihr entgegenschlug. Eine Art mentale Mauer umgab das Bewusstsein des Galeristen. Das machte es ihr im Augenblick unmöglich, ihn so zu beeinflussen, wie sie es sonst mit großer Selbstverständlichkeit zu tun pflegte.

Petra begriff plötzlich.

Jean hat ihn in seiner Gewalt!, ging es ihr durch den Kopf. Seine mentale Kraft war immer größer gewesen als ihre. Und das würde wohl auch in alle Ewigkeit so bleiben.

Leroque wandte sich an Jespers.

"Ihre Anwesenheit ist tatsächlich nicht mehr vonnöten, Monsieur Jespers", erklärte er. "Sie können jetzt wirklich gehen!!" Die Aura purer Macht schwang in Leroques Stimme mit. Ein angenehmer Schauer überlief Petra bei ihrem Klang.

Jespers nickte leicht.

Sein Gesicht behielt den stumpfsinnigen Ausdruck.

"Ja, Herr", murmelte er, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Separee.

"Er wird sich an nichts erinnern, Petra. Sei unbesorgt."

"Ich mache mir keine Sorgen, Jean. Du wirst schon an alles gedacht haben, so wie ich dich kenne."

"Selbst auf der Folter würde Jespers nicht einen Ton verraten", fuhr Leroque fort. "Er könnte es gar nicht..."

"Du warst schon immer ein Meister der Konditionierung, Jean."

"Mon amour, dieses Wort mag ich gar nicht. Es entstammt einer unromantischen Zeit...."

Petra hob die Augenbrauen, während sie sich setzte.

"So, wie würdest du so etwas denn bezeichnen?"

"Bien, parlons de... Überredungskunst! Drückt es das nicht auch aus, Petra?"

"Ein Meister des Wortes - wie immer!", hauchte Petra. Innerlich bewunderte sie Leroque.

Nach wie vor stellte es für ihn ein erhebliches Risiko dar, den Boden der Stadt New York zu betreten. Aber an Mut hatte es dem Grafen nie gemangelt. Leroque nahm Petras Hand.

"Petra, es wird sich viel ändern in New York... Die Tage von Radvanyis Herrschaft sind gezählt. Magnus von Björndal hat mich mit der Koordinierung des Angriffs auf Radvanyis Imperium beauftragt. Wir werden den Fürst zu dem machen, was er im Grunde seiner Seele schon seit hundert Jahren ist: einen Haufen übel riechenden Staub..." Leroques Augen glitzerten voller Leidenschaft. Petra wusste nicht so recht, ob diese Leidenschaft in erster Linie ihr oder seinem Plan galt. Aber darauf kam es auch gar nicht an.

"Ich bin so froh, dich wieder zu sehen, Chèri", hauchte sie. Ein beinahe mildes Lächeln spielte um seine Mundwinkel herum.

"Eine große Zukunft liegt vor uns, Petra! Ich gehe doch davon aus, dass du auf meiner Seite sein wirst..."

Petra zögerte einen Augenblick.

Ehe sie etwas erwidern konnte, sagte Leroque: "Du hast Angst vor Radvanyi, nicht wahr?"

"Er ist der mit Abstand mächtigste Vampir, den ich kenne."

"Seine Zeit ist um, Petra."

"Ja...", hauchte sie.

Das Selbstbewusstsein, das Leroque an den Tag legte, faszinierte sie. Schon damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie gewusst, es mit jemand ganz besonderem zu tun zu haben...

"Als erstes werden meine Getreuen dafür sorgen, dass dieser dahergelaufene Prolet von der Bildfläche verschwindet, den unser seniler Fürst in seiner sichtlich nachlassenden Weisheit zu seinem Stellvertreter machte..."

"Chase!", stieß Petra hervor.

"Ich nehme nicht an, dass du ihm eine Träne nachweinen wirst, Petra."

"Höchstens Freudentränen, Jean."

3

Zur gleichen Zeit: Irgendwo in der South Bronx...

Chase bremste mit seiner Harley. Die Reifen quietschten etwas. Er ließ

noch mal den Motor gehörig aufbrüllen und sah sich um. Eine verlassene Straße lag vor ihm. Neben umgestürzten Mülleimern standen vor sich hinrostende Autowracks. Wer hier seinen Wagen länger als zehn Minuten abstellte, musste befürchten, ihn bei der Rückkehr ausgeschlachtet vorzufinden.

Dem konnte man nur entgehen, wenn man einen guten Draht zu den MEAN DEVVILS hatte, der vorherrschenden Gang in diesem Gebiet. MEAN DEVVILS mit Doppel-V in der Mitte.

Wenigstens das ist cool an der Truppe!, dachte Chase.

"Heh, ihr Wichser, wo seid ihr?", rief Chase und betätigte die Hupe seiner Harley.

Als er die schattenhaften Gestalten zwischen den Häusern hervorkommen sah, drehte er den Motor ab und stieg vom Bock. Er stellte sich breitbeinig neben seiner Maschine auf. Was das Outfit anging, so passte Chase ziemlich gut zu den Gang-Typen, die jetzt vom Licht einer der wenigen noch funktionierenden Straßenlaternen angeleuchtet wurden. Lederjacke, Nietenhandschuhe und Jeans - das trugen auch sie.

Die Kerle waren gut bewaffnet.

Chase sah ein paar Pump Action-Gewehre, Uzi-MPis und automatische Pistolen. Dazu natürlich jede Menge Totschläger, Wurfsterne und Schlagringe. Der Typ, der seinem Gehabe nach der Anführer war, trug ein rotes Piratentuch und spielte mit einem Springmesser herum. Immer wieder ließ er die Klinge herausschnellen und wieder einschnappen.

Sein Name war Kelly Gonzalez. Er und seine MEAN DEVVILS beherrschten den Crack-Handel in der Gegend. Außerdem stand eine Reihe von weiteren Gangs unter Gonzalez' Einfluss.

"Was willst du von uns, Chase? Warum dieser plötzlich anberaumte Termin an diesem ungastlichen Ort?"

Chase hob die Augenbrauen. "Dass es hier so Scheiße aussieht, liegt ja wohl an euch. Ihr könntet wirklich ein bisschen mehr aus eurem Viertel machen..."

"Hey Mann, Chase Blood! Hombre, was ist los mit dir? Bist du jetzt unter die Spießer gegangen oder was soll ich davon halten?" Kelly Gonzales spuckte aus und begann damit, sich mit der Spitze des Springmessers die Fingernägel zu maniküren. Er grinste. "Man könnte fast denken, du wärst schon ein alter Sack von über vierzig oder so was..."

Der will wohl wissen, wie weit er gehen kann, dachte Chase. Na gut, das kann er haben! Ein paar schwache Sterbliche vermöbeln, fordert zwar nicht gerade meinen sportlichen Ehrgeiz heraus, aber man kommt nicht aus der Übung!

Aber vorher brauchte Chase noch ein paar Auskünfte von Gonzales.

"Hört mal, Jungs, ihr wolltet euch doch melden, wenn dieser Franzose aus Philadelphia wieder auftauchen sollte!", sagte Chase. Er bemerkte, wie die Gang-Typen einen Halbkreis um ihn herum zu bilden begannen. Insgesamt ein Dutzend Mann. Scheiße, ohne einige Bleikugeln im Leib werde ich aus der Sache wohl nicht rauskommen, dachte er. Die kleinkalibrigen Geschosse der Uzis waren nicht so schlimm. Nicht mehr als Nadelstiche, wenn auch sehr unangenehm.

Übler waren schon die großkalibrigen Pump Action-Gewehre, die die MEAN DEVVILS wohl bei den Cops erbeutet hatten.

Auf ein Loch im Bauch hatte Chase nun wirklich keinen Bock. Er trat auf den Gang-Leader zu, war nur noch etwa einen Meter von ihm entfernt.

"Na los, spuck schon aus, was euch der Franzose erzählt hat! Ich weiß nämlich aus sicherer Quelle, dass er hier war. Und eigentlich hattet ihr mir versprochen, mich sofort zu verständigen..."

"Hombre! Que va! Immer cool bleiben, ja? Wir sind nicht deine Angestellten, comprendido?"

"Ach, nein?"

"Wenn du es genau wissen willst: Der Lackaffe hat uns ein Angebot gemacht, das bedeutend besser ist, als das, was du uns bisher bieten konntest, Blood!"

"Und da denkt ihr Idioten, ihr könnt einfach so die Seiten wechseln und euch unsere Abmachungen..."

"...sonst wo hinschieben!", vollendete Gonzalez Chases Satz. "Si, hombre!

Genau so haben wir uns das gedacht!"

Jetzt mischte sich plötzlich einer der anderen MEAN DEVVILS in das Gespräch ein.

Chase sah aus den Augenwinkeln heraus, dass der Typ sich seiner Harley genähert hatte und jetzt an den Armaturen herumfingerte.

"Geiles Teil!", meinte er.

Chase riss seine Schrotpistole hervor.

Ungefähr drei Meter stand der Typ an der Harley von ihm entfernt. Also eine ideale Distanz. Chase feuerte. Als der Kerl zu Boden ging, hatte er kein Gesicht mehr.

Gonzalez' Messerklinge zuckte hervor.

Chase riss den Lauf der Schrotpistole herum.

Er richtete ihn auf den Hals seines Gegenübers.

Gonzalez erstarrte.

Seine Leute luden ihre Waffen durch. Es herrschte ein angespanntes Patt.

"Verzieht euch!", rief Chase. "Ich würde gerne mal ein paar Takte mit eurem Anführer unter vier Augen reden."

"Der Kerl spinnt!", rief eines der Gang-Mitglieder mit einem fassungslosen Blick auf seinen toten Kumpanen neben der Harley. "Er hat Tonto einfach über den Haufen geschossen!"

"Das könnt ihr alle haben", sagte Chase.

"Dieser Mistkerl leidet wohl etwas unter Selbstüberschätzung!", mischte sich einer der anderen ein.

Er zog eine Automatik mit aufgesetzter Laserzielerfassung unter der Lederjacke hervor.

"Los, pfeif deine Leute zurück, Gonzales!"

"Leck mich doch!", knurrte dieser. Er schlug Chases Hand mit aller Kraft zur Seite, holte zu einem mörderischen Stoß mit dem Springmesser aus. Chases Schrotpistole ging los. Die Ladung schoss ins Leere.

Aber das Messer erwischte Chase am Bauch.

Die halbe Klinge stieß Gonzalez Chase in den Körper hinein. Dann traf den Gang-Anführer ein hammerharter Schlag, den Chase mit der Schrotpistole ausführte.

Der Lauf traf den Kopf des Anführers.

Gonzalez konnte nicht einmal mehr schreien, so schnell ging das. Er sackte zu Boden, blieb reglos und in eigenartig verrenkter Haltung liegen.

"Mann, tut das weh!", rief Chase ärgerlich. "Mein Bauch!" Gonzalez hielt das Messer noch immer umklammert. Während er fiel, hatte er es festgehalten und so aus Chases Bauch herausgerissen. Das hatte die Sache nur noch schlimmer gemacht.

Chases T-Shirt verfärbte sich rot.

Der Vampir presste eine Hand gegen seinen Leib.

Rot rann es ihm zwischen den Fingern hindurch.

Zu spät sah Chase den Laserpunkt durch die Luft tanzen. Ein Projektil erwischte ihn eine Handbreit unterhalb des Halses. Ein Ruck ging durch seinen Körper, als die Kugel ihm zwischen den Rippen hindurchfetzte.

"Ah!"

Chase schrie auf, halb vor Wut, halb vor Schmerz.

Die Augen der Gang-Leute waren auf ihn gerichtet. Sie warteten darauf, dass er zu Boden ging und verblutete. Chase konzentrierte derweil seine gesamte Willenskraft darauf, die Wunden zumindest notdürftig zu schließen. Leroque, dieser Hund... Er versuchte sich im Auftrag des Vampirherrn von Philadelphia hier breit zu machen und Einfluss auf die örtlichen Crack-Gangs und verschiedene Syndikatsbosse zu gewinnen.

Sie alle waren dem Fürst bisher treu ergeben gewesen.

Aber Leroque, der Renegat, der vor drei Jahren zum schlimmsten Feind des Fürsten übergelaufen war, hatte seine besonderen Methoden der Überredungskunst.

Ein kurzer Blick von ihm in die Augen eines Sterblichen reichte, um dessen Willen vollkommen zu brechen. Vielleicht glaubte dieser sterbliche Gauner dann, dass er sich des Geldes wegen auf die Seite des Grafen schlug. Aber damit hatte das in der Regel nur in zweiter Linie etwas zu tun.

"Verdammter Mist, was ist denn mit dem da?", rief einer der Kerle. Er ließ seine Uzi losknattern.

Chase bekam ein paar der kleinkalibrigen Projektile ab. Allein auf Grund der großen Anzahl an Treffern wäre diese Garbe für jeden Sterblichen tödlich gewesen. Schrot hatte eine ähnliche Wirkung. Viele gleichzeitige Treffer verursachten einen Schock, der augenblicklich zum Herzstillstand führte. Aber Chases Herz schlug schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr. Chase ließ die Schrotpistole fallen, riss stattdessen sein Gurka-Hiebmesser hervor.

Die Gang-Leute starrten ihn einige Augenblicke lang völlig fassungslos an. Chase nutzte ihre Verwirrung gnadenlos aus. Keiner dieser GangMitglieder wusste von der Existenz des Vampirvolks. Alles, was ihnen bekannt gewesen war, hatte mit der Tatsache zu tun, dass Chase im Auftrag eines sehr mächtigen Mannes tätig war, der im Big Apple die Unterwelt und noch einiges andere beherrschte.

Chase schnellte vor. Eine weitere Kugel streifte ihn an der Schulter. Dann hatte er den Ersten der Männer erreichte.

Er bog ihm den Waffenarm mit der Uzi zur Seite. Die Waffe knatterte los, die Kugeln stanzten kleine Brocken aus dem Asphalt heraus. Ein schneller Schnitt und das Blut spritzte nur so aus der Kehle des Sterblichen heraus.

Chase verzog angewidert das Gesicht.

So etwas würde ich nicht mal trinken, wenn du der letzte Sterbliche auf der Welt wärst, du Bastard!, durchzuckte es ihn.

Der Typ mit der Laserpointer-Pistole zielte auf Chase. Blutrot tanzte der Laserstrahl durch die Nacht.

Der Schuss krachte, während Chase sich in der Vorwärtsbewegung befand. Das Projektil traf ihn am Kopf, streifte über seine Stirn und zog eine blutige Spur.

Chase schrie auf.

Ein wuchtiger Tritt ging in Richtung des Schützen.

Aber Chase war kein ausgebildeter Kampfsportler.

Nur ein Teil der ungeheueren, übermenschlichen Kraft, die Chase in diesen Tritt hineingelegt hatte, erwischte seinen Gegner auch. Aber diese Kraft reichte aus, um ihn so zu treffen, dass er nicht wieder aufstand. Die Anderen wichen jetzt zurück.

"Scheiße, worauf haben wir uns da nur eingelassen!"

"Der muss 'ne Kevlaer-Weste oder so etwas tragen!"

"Ziel auf den Kopf, du Arsch!"

Ein Wurfstern zischte durch die Dunkelheit. Chase sah ihn im letzten Augenblick kommen, hob den Arm und lenkte die Waffe zur Seite. Erneute Bleitreffer ließen Chase zucken, hielten ihn kurz auf. Aber er stürzte weiter vorwärts, um den Nächsten von Gonzales' Männern zu packen. Chase schlug ihm die Waffe aus der Hand, packte ihn dann und schleuderte ihn im hohen Bogen zur Seite. Die Wucht war derart immens, dass der Mann hart gegen die nächste Hauswand prallte. Aus Ohren und Mund blutend rutschte der Sterbliche an der Brownstone-Fassade hinunter und zog eine dunkelrote Spur hinter sich her. Dass sein Rückgrat gebrochen war, war wohl noch eines seiner kleineren Probleme, - mit starren Augen saß er da, wie ein Zuschauer des weiteren Geschehens.

"Na kommt schon, ihr Großkotze, habt ihr gar keinen Mumm mehr?", rief Chase.

"Mann, so was habe ich noch nie gesehen!", stieß einer der Typen fast ehrfürchtig hervor. Er stolperte davon, trat dabei scheppernd gegen eine der umgestoßenen Mülltonnen.

Er schrie, als eine große, graue und ziemlich fette Ratte aus dem Mülleimer heraus stob.

Chase bückte sich nach einer am Boden liegenden Waffe. Es war eine Uzi.

Er legte sie an und feuerte.

Mehr als dreißig Schuss in der Sekunde konnte so ein Ding ausspucken. Chase drückte ab, ließ die Waffe immer wieder losknattern. Einen der Flüchtenden traf er. Die Anderen waren nach wenigen Augenblicken in der Dunkelheit zwischen den verfallenen Häusern verschwunden. Chase Blood stand schließlich allein da. Cool, dachte er. Mein persönliches High Noon habe ich für heute Nacht wohl hinter mir. Da kann ja nichts mehr schief gehen...

Chase hatte keine Lust, die Flüchtenden zu verfolgen, obwohl er sie auf Grund seiner Schnelligkeit mit großer Sicherheit eingeholt hätte. Er hatte gezeigt, dass die Herrschaft seines Herrn noch keineswegs vor dem Ende stand.

Mochte Leroque ihnen mit Hilfe seiner hypnotischen Kräfte auch das Gegenteil eingetrichtert haben.

Chase ging zurück, hob seine Schrotpistole auf und schob frische Patronen in die beiden Läufe. Man musste immer auf der Hut sein. Ein paar Kugeln zischten noch in Chases Richtung.

Eine ratschte an seiner Schulter entlang, riss ihm die Lederjacke auf. Die Wunde, die der Streifschuss verursachte, war nicht weiter schlimm. Innerhalb von Augenblicken schloss sie sich wieder. Nur mit der Lederjacke war das nicht so leicht. Petra wird wieder sagen, dass ich wie ein Penner herumlaufe!, dachte Chase leicht amüsiert.

Doch das Lächeln um seine Mundwinkel gefror.

Ein halbes Dutzend Fledermäuse tauchten plötzlich auf. Sie mussten zwischen den ruinenhaften Häusern gewartet haben.

Möglicherweise hatte einer der Gang-Mitglieder sie aufgescheucht. In den verlassenen Häusern mit den zum Großteil zerstörten Fensterscheiben hatten diese Tiere ideale Nistplätze. Kein Wunder, dass es hier nur so von ihnen wimmelte.

Der Schlag ihrer Flügel drang durch das Rauschen, das vom nahen Expressway herrührte.

Eines der Tiere hob sich sehr deutlich gegen das Licht einer flackernden Straßenlaterne ab.

Die ungewöhnliche Größe war es, die Chase stutzig machte. Er spannte den Hahn seiner Schrotpistole.

Die Fledermäuse landeten. Sie bildeten dabei einen Kreis um Chase herum. Noch bevor sie den Boden berührten, begannen sie sich zu verwandeln. Ihr Körpervolumen wuchs an. Aus ihren Flügeln wurden lange, bis zu den Knien reichende Ledermäntel. Die nagetierähnlichen Gesichter wurden zu bleichen, mumienhaft wirkenden Antlitzen von Menschen.

Nur in ihren Gesichtszügen unterschieden sie sich. Ihr Outfit ließ sie sehr ähnlich erscheinen. Unter den Ledermänteln trugen sie blutrote T-Shirts und eng anliegende Lederhosen. Jeder von ihnen war mit einer monströsen, doppelschneidigen Streitaxt ausgerüstet, die er in einem Futteral aufbewahrte, das über den Rücken geschnallt war.

Am Gürtel hingen verschiedene Messer, Wurfsterne und Schleudern. Einige von ihnen bleckten die Zähne wie Raubtiere, knurrten leise dabei. Das Vampirgebiss wurde dabei sichtbar. Ihren Gesichtern haftete dann kaum noch etwas Menschliches an.

Scheiße! Björndal-Vampire aus Philadelphia!, durchzuckte es Chase. Eigentlich habe ich ja nichts dagegen, mal wieder ein paar von denen abzumurksen, aber müssen es gleich so viele sein?

Leroque hatte also die Gang der MEAN DEVVILS nur benutzt, um ihm eine Falle zu stellen. Na schön, dachte Chase. Werde ich die Anzahl deiner Schergen eben etwas dezimieren!