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Unheimlicher Roman/Romantic Thriller
„Linda reist ihrem Verlobten in die marokkanische Stadt Tanger nach, wo dieser eine britische Firma als Anwalt vertritt. Doch ihr Verlobter wirkt seltsam verändert und scheint sie kaum wieder zu erkennen. Eine furchtbare, unerklärliche Verwandlung muss mit ihm vor sich gegangen sein und schon bald hat Linda den Verdacht, dass er das geheimnisvolle Phantom ist, das bei Vollmond durch die Straßen der Stadt schleicht und scheinbar wahllos tötet...“
Keine andere Stadt hat den Autor Alfred Bekker so fasziniert wie Tanger, weshalb er in seinen Romanen (z.B. „Das Phantom von Tanger“ und „Tod in Tanger“) immer wieder dorthin zurückkehrt.
Alfred Bekker schrieb diesen fesselnden Romantic Thriller. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL AUS MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im Dezember 2012 erscheint mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
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Alfred Bekker
Unheimlicher Roman/Romantic Thriller
„Linda reist ihrem Verlobten in die marokkanische Stadt Tanger nach, wo dieser eine britische Firma als Anwalt vertritt. Doch ihr Verlobter wirkt seltsam verändert und scheint sie kaum wieder zu erkennen. Eine furchtbare, unerklärliche Verwandlung muss mit ihm vor sich gegangen sein und schon bald hat Linda den Verdacht, dass er das geheimnisvolle Phantom ist, das bei Vollmond durch die Straßen der Stadt schleicht und scheinbar wahllos tötet...“
Keine andere Stadt hat den Autor Alfred Bekker so fasziniert wie Tanger, weshalb er in seinen Romanen (z.B. „Das Phantom von Tanger“ und „Tod in Tanger“) immer wieder dorthin zurückkehrt.
Alfred Bekker schrieb diesen fesselnden Romantic Thriller. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL AUS MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im Dezember 2012 erscheint mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© 1997 by Alfred Bekker
© 2012 der Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
"Lassen Sie mich zufrieden! Warum verfolgen Sie mich?"
Angst kroch Linda den Rücken hinauf, als sie die düstere, in ein kuttenartiges Gewand gehüllte Gestalt plötzlich vor sich auftauchen sah. Sie konnte das Gesicht nicht sehen, das im Schatten der Kapuze verborgen lag. Die gespenstisch wirkende Gestalt kam näher und stieg die schmale Treppe ein paar Stufen hinab. Linda wich zurück. Der Treppengang, der hinauf an Deck des kleinen Fährschiffes führte, war eng und dunkel.
Eine der Lampen war nicht mehr in Ordnung. Die Gestalt hob die Hände. Wie ein düsterer, schemenhafter Umriss zeichnete sie sich gegen das helle Sonnenlicht ab, das von hinten einfiel. Der Kuttenträger sah wie die leibhaftige Verkörperung des Todes...
Linda schluckte. Ihr Mund öffnete sich halb, aber es kam kein Laut über ihre Lippen.
"Schreien Sie nicht", sagte eine leise, sehr sanfte männliche Stimme, die unter der Kapuze hervorzukommen schien.
Er trat ihr noch eine weitere Treppenstufe entgegen und das Licht, das von oben hereinfiel, beleuchtete für den Bruchteil einer Sekunde ein unrasiertes Kinn.
"Was wollen Sie?", fragte Linda. "Sie waren schon im Hafen von Algeciras dauernd in meiner Nähe und wenn Sie nicht..."
"Sie irren sich", sagte der Mann in der Kutte. "Und es lag niemals in meiner Absicht, Sie zu erschrecken."
Linda atmete tief durch. Es dauerte einen Moment, bis sie registrierte, dass ihr gegenüber in akzentfreiem Englisch gesprochen hatte. Britischem Englisch. Kein Zweifel, der Mann war Brite. Er ging ohne ein weiteres Wort zu sagen oder den Kopf zu wenden an ihr vorbei in Richtung der bescheidenen Cafeteria. Linda sah ihm nach und fragte sich, ob ihr ihre Nerven wohl einen Streich gespielt hatten.
Der Gedanke, dass der Kerl mich verfolgt ist absurd!, wurde ihr klar. Auch wenn ihre bisherigen Begegnungen, am Bahnhof von Algeciras und dann anschließend im Hafen dieser kleinen spanischen Stadt schon weit über das Maß hinausging, das man noch mit Zufall erklären konnte.
Vermutlich hat er einfach nur denselben Weg wie ich, ging es ihr durch den Kopf. Ja, das wird es sein... Dann ging Linda hinauf an Deck. Sie hatte nicht mehr Gepäck dabei, als in ihre leichte Sporttasche hineinpasste, die sie über der Schulter trug. Eine frische Brise wehte ihr entgegen. Linda Jordan fühlte einen Kloß in ihrer Kehle, als sie über die Reling des kleinen Fährschiffes hinaus aufs Meer blickte. Dieses Schiff würde sie nach Tanger in Marokko bringen. Es war kälter, als sie gedacht hatte und so fror sie etwas. Der Wind pfiff ihr um die Ohren und zerzauste ihr mittellanges, hellblondes Haar. Der Atlantik war frisch und in dieser Jahreszeit noch recht kalt. Sie starrte in das dunstige Nichts und dachte an Patrick, ihren Verlobten, der seit fast zwei Monaten kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hatte. Kein Brief, kein Anruf. Es gab zwei Möglichkeiten, und beide waren gleichermaßen beunruhigend. Die eine war, dass er aus irgendeinem Grunde nicht mit Linda sprechen wollte. Die andere und das hielt Linda für wahrscheinlicher war, dass ihm etwas passiert war. Patrick Allen war ein junger, aufstrebender Anwalt und nach Marokko gekommen, um dort im Auftrag des internationalen Umweltfonds einen Prozess gegen den Chemiekonzern Scarlatti vorzubereiten. Die letzte Nachricht von ihm war eine in krakeliger Handschrift mit einem lapidaren, nichtssagenden Text beschriebene Postkarte, bei der Linda fast daran zweifelte, dass er selbst sie geschrieben hatte. Ihn telefonisch zu erreichen war nicht mehr möglich, denn im Hotel Marco Polo, in dem er zunächst abgestiegen war, wohnte er nicht mehr.
Seine Post bekam er postlagernd auf das Hauptpostamt und so hatte Linda ihm mit einer Karte angekündigt, dass sie Urlaub nehmen wollte, um selbst nach Tanger zu kommen. Ob er seine Post überhaupt noch abgeholt hatte, wusste sie natürlich nicht. Sie hatte den weiten Weg hier her nach Tanger gemacht, um ihn zu finden. Und um die Wahrheit zu finden, denn sie machte sich Sorgen um Patrick, der schon seit drei Monaten in Marokko war.
Linda sah nicht, wie Europa hinter ihr verschwand. Schließlich tauchten aus dem nebeligen Nichts heraus die ersten Zipfel von Nordafrika auf. Es waren grüne Hügel. Linda war ein wenig überrascht. Nordafrika hatte sie sich immer als eine Art Wüste vorgestellt, wie die Sahara. Aber das war offenbar ein Irrtum. Der dröhnende Motor des Fährschiffes ließ das Deck vibrieren. Das Schiff musste wohl gegen Strömung und Wind ankämpfen, während es ein Stück die Küste westwärts fuhr.
"Voulez-vous acheter quelque chose?", riss plötzlich eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Sie gehörte einem hageren, dunkelhaarigen Marokkaner, der den Ärmel seines Jacketts hochgezogen hatte. An seinem braungebrannten Unterarm befanden sich ungefähr ein Dutzend Uhren. Damen- und Herrenuhren, auch Kinderuhren. Alles durcheinander.
"Wie?", fragte Linda, etwas verwirrt.
Sie konnte kein Französisch und das begriff der Marokkaner auch gleich.
"Möchten Sie etwas kaufen? Uhren! Beste Uhren."
"Nein, danke."
"Vielleicht für Ihren Mann, Ihr Kind, Ihren Vater?"
"Nein, danke!"
Der Händler kam jetzt näher. Sie hatte ihn schon im Hafen von Algeciras beobachtet, wie er sich auf die Touristen stürzte und seine Waren von zweifelhafter Herkunft an den Mann zu bringen suchte. Er war äußerst hartnäckig.
"Es sind wirklich sehr gute Uhren. Beste Marken."
Ja, und es würde mich nicht wundern, wenn sie gestohlen sind, dachte Linda ärgerlich. Sie wandte sich ab, ging ein Stück über das Deck und ließ sich den Wind durchs Haar wehen.
Aber der Händler folgte ihr. Er pries noch immer seine Uhren an. Linda wollte nicht unhöflich sein, aber in diesem Fall ging das wohl nicht anders. Sie musste ihrem Gegenüber deutlich klarmachen, dass sie nichts kaufen würde. "Ich brauche keine Uhr", sagte sie. "Also lassen Sie mich in Ruhe."
"Ah, Madame... Sie wollen handeln! Ich verstehe!"
"Nein. Verschwinden Sie..."
Der Händler sah sie mit seinen dunklen Augen nachdenklich an. Dann beugte er sich plötzlich etwas vor und fragte in gedämpftem Tonfall: "Oder wollen Sie vielleicht Haschisch? Viele Europäer rauchen Haschisch..."
"Ich aber nicht", versetzte Linda genervt.
Man hatte sie in London vor den marokkanischen Straßenhändlern gewarnt, aber dass das bereits auf der Fähre losging, hatte man ihr nicht gesagt. Linda fragte sich, wie er es wohl schaffte die Uhren und vor allem das Haschisch durch den Zoll zu bekommen. Wahrscheinlich dadurch, dass er den Beamten eine kleine Beteiligung zukommen ließ. Der Händler machte einen erneuten Versuch und pries das Haschisch, das er bei sich trug in denselben hohen Tönen, mit denen er zuvor die Uhren gelobt hatte.
"Begreifen Sie es doch! Ich kaufe nichts! Gar nichts! Ich kaufe nichts und ich brauche auch nichts."
Für den Händler schien das kein Grund zum Aufgeben zu sein.
Er wollte erneut ansetzen, da verdunkelte sich auf einmal sein ansonsten von einem geschäftsmäßigen Lächeln bestimmtes Gesicht. Der seltsame Kapuzenmann war aufgetaucht und hatte sich ihnen genähert. Jetzt stand er neben Linda. Er war sehr groß. Seine Augen lagen noch immer im Schatten seiner Kapuze.
Nur das spitze, unrasierte Kinn war sichtbar und der Anfang der ausgemergelten Wangen. Er wandte sich an den Händler und schon flogen ein paar Worte auf Arabisch hin und her, die alles andere als freundlich zu sein schienen. Der Händler knurrte noch etwas vor sich hin, dann zog er schließlich davon. Linda atmete auf. Sie musterte den Mann mit der Kutte und die Gefühle, die sie dabei hatte waren durchaus zwiespältig. Einerseits war sie froh, den lästigen Händler endlich los zu sein, andererseits gefiel es ihr nicht, diesem seltsamen Mann zu Dank verpflichtet zu sein.
"Sie werden jetzt sicher erst recht glauben, dass ich Sie verfolge", sagte er, noch bevor Linda auch nur ein einziges Wort über ihre Lippen gebracht hatte.
"Nun..."
"Ich habe mehr zufällig mitbekommen, dass der Händler Sie belästigt hat", erklärte er. "Wenn man das erste Mal hier ist, dann steht man dem etwas hilflos gegenüber..."
"Ich danke Ihnen."
"Keine Ursache."
Jetzt nahm er seine Kapuze ab und Linda blickte in zwei stechende blaue Augen, die eine geradezu hypnotische Wirkung auszustrahlen schienen.
"Mein Name ist Brian", sagte er und reichte ihr eine knorrige, langfingrige Hand. "Brian McCauly..."
"Linda Jordan."
Seine Hand war kalt. Eiskalt. Linda musterte ihn, noch unschlüssig darüber, was sie von ihm halten sollte. Sie versuchte, sein Alter zu schätzen. Fünfunddreißig war das Minimum, aber es war genauso gut möglich, dass er fünfzehn Jahre älter war. Er sah ungepflegt aus.
"Sind Sie ein Mönch?" fragte Linda.
"Wieso?" Brian schien erst nicht zu begreifen, dann lachte er. Kurz und heiser. "Sie meinen, wegen meinem Gewand."
"Ja."
"Wenn Sie nach Marokko kommen, werden Sie solche Gewänder öfter sehen. Es gibt sie in allen nur erdenklichen Farben und Mustern. Man nennt sie Jelaber - und mit Mönchskutten haben sie nichts zu tun."
"Ach so."
"Wissen Sie, ich lebe schon ziemlich lange in Marokko. Da passt man sich mit den Jahren etwas an."
"Ich verstehe", sagte Linda. Und bei sich dachte sie: Er sieht aus wie einer, der am Strand oder unter Brücken schläft. Ein Herumtreiber, der von der Hand in den Mund lebte und das war hier im Süden vielleicht doch etwas angenehmer, als in den U-Bahn-Schächten von London.
"Eigentlich könnten Sie mich auf einen Milchkaffee in die Cafeteria einladen. Schließlich habe ich Sie davor bewahrt, entweder wegen Drogenbesitzes jahrelang in einem marokkanischen Kerker zu schmachten oder eine Uhr zu kaufen, die erstens nichts wert und zweitens vermutlich gestohlen ist, so dass Sie auch deswegen in Schwierigkeiten gekommen wären!"
Linda war überrascht. "Von der Seite habe ich das noch gar nicht gesehen!" erwiderte sie.
"Das sollten Sie, finde ich."
"Kann es sein, dass Sie ein Schnorrer sind?"
"Deshalb stimmt trotzdem jedes Wort von dem, was ich gesagt habe!"
Linda seufzte. Er war ein Schnorrer, aber ein charmanter.
Und außerdem lenkte sie ein bisschen Smalltalk mit ihm vielleicht auch von den trüben Gedanken ab, die sie plagten und wie ein dunkler Fluch auf Schritt und Tritt verfolgten. Linda lächelte ein wenig. "Also gut", gab sie nach. Sie gingen unter Deck in die Cafeteria.
"Ich hätte Sie ja eingeladen, aber leider habe ich im Moment keinen einzigen Dirham mehr."
"Was?"
"Dirham. So nennt man hier das Geld."
Charmante Lügen schienen seine Spezialität zu sein.