Aliensignale und Raum-Monster: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 3/2023 - Alfred Bekker - E-Book

Aliensignale und Raum-Monster: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 3/2023 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Romane: Signale aus dem Nichts (Alfred Bekker) Lennox im Reich der Fischmenschen (Jo Zybell) Das Ungeheuer aus dem All (Malcolm Jameson) Lieutenant Rollins saß an der Pilotenkonsole und machte seinen Job mit einer Sicherheit, als hätte er nie etwas anderes getan, als dieses Beiboot des auf dem Mars havarierten 200m Raumers der außerirdischen Roboter zu steuern. Und sein Job machte ihm sichtlich Spaß, ebenso wie den anderen an Bord. In Anbetracht der ungeahnten Möglichkeiten, die die außerirdische Technik bot, war das auch kein Wunder. Ein Flug mit einem Schiff, wie der EXPLORER II, wie John Darran und seine Leute das Beiboot der Fremden genannt hatten, war in keiner Weise vergleichbar mit dem was die irdischen Star Ships an Fähigkeiten besaßen. "Kaum zu glauben", meinte Major Net Rovan, der sich ebenfalls auf der Brücke befand. Der alte Haudegen, der irdischen Star Force war der wahrscheinlich engste Vertraute John Darrans. Nach kurzer Pause fuhr er versonnen fort: "Vor wenigen Stunden befanden wir uns noch am äußersten Rande des Sonnensystems, und jetzt haben wir bereits die Jupiterbahn und den Asteroidengürtel hinter uns gelassen und steuern direkt auf den Mars zu." John Darran nickte. "Mit den alten Star Ships hätten wir dafür ein ganzes Jahr gebraucht." "Oder vielleicht auch länger", meldete sich Lieutenant Rollins zu Wort, "je nach dem in welcher Position sich Pluto auf seiner über zweihundert Jahre dauernden Umlaufbahn um die Sonne gerade befunden hätte, relativ zum Mars gesehen." Jetzt meldete sich Lieutenant Johannsen zu Wort, der im Moment auf der Brücke die Funktion eines Kommunikationsoffiziers ausfüllte. "Sir, wir empfangen ein Peilsignal."

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Malcolm Jameson, Alfred Bekker, Jo Zybell

Aliensignale und Raum-Monster: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 3/2023

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Inhaltsverzeichnis

Aliensignale und Raum-Monster: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 3/2023

Copyright

Signale aus dem Nichts: Star Force 3

Lennox im Reich der Fischmenschen

​Das Ungeheuer aus dem All: Science Fiction

Aliensignale und Raum-Monster: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 3/2023

Jo Zybell, Malcolm Jameson, Alfred Bekker

Dieser Band enthält folgende Science Fiction Romane:

Signale aus dem Nichts (Alfred Bekker)

Lennox im Reich der Fischmenschen (Jo Zybell)

Das Ungeheuer aus dem All (Malcolm Jameson)

Lieutenant Rollins saß an der Pilotenkonsole und machte seinen Job mit einer Sicherheit, als hätte er nie etwas anderes getan, als dieses Beiboot des auf dem Mars havarierten 200m Raumers der außerirdischen Roboter zu steuern. Und sein Job machte ihm sichtlich Spaß, ebenso wie den anderen an Bord.

In Anbetracht der ungeahnten Möglichkeiten, die die außerirdische Technik bot, war das auch kein Wunder. Ein Flug mit einem Schiff, wie der EXPLORER II, wie John Darran und seine Leute das Beiboot der Fremden genannt hatten, war in keiner Weise vergleichbar mit dem was die irdischen Star Ships an Fähigkeiten besaßen.

"Kaum zu glauben", meinte Major Net Rovan, der sich ebenfalls auf der Brücke befand. Der alte Haudegen, der irdischen Star Force war der wahrscheinlich engste Vertraute John Darrans. Nach kurzer Pause fuhr er versonnen fort: "Vor wenigen Stunden befanden wir uns noch am äußersten Rande des Sonnensystems, und jetzt haben wir bereits die Jupiterbahn und den Asteroidengürtel hinter uns gelassen und steuern direkt auf den Mars zu." John Darran nickte. "Mit den alten Star Ships hätten wir dafür ein ganzes Jahr gebraucht."

"Oder vielleicht auch länger", meldete sich Lieutenant Rollins zu Wort, "je nach dem in welcher Position sich Pluto auf seiner über zweihundert Jahre dauernden Umlaufbahn um die Sonne gerade befunden hätte, relativ zum Mars gesehen."

Jetzt meldete sich Lieutenant Johannsen zu Wort, der im Moment auf der Brücke die Funktion eines Kommunikationsoffiziers ausfüllte.

"Sir, wir empfangen ein Peilsignal."

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Signale aus dem Nichts: Star Force 3

von Alfred Bekker

Star Force Commander John Darran Band 3

Der Umfang dieses Buchs entspricht 105 Taschenbuchseiten.

Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen – zum Beispiel den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.

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© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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1

Captain Jack A. Messer war Commander des modernsten U-Bootes in der Flotte der Westunion.

Er hatte seinen Platz auf der Brücke der WUSU-2345 PRESIDENT SHARP eingenommen, wobei das Kürzel WUSU für WEST UNION SUBMARINE UNIT stand.

In seinem Schalensessel saß es sich einigermaßen bequem. Messers Blick wirkte nachdenklich.

Dies ist alles andere, als eine alltägliche Mission!, ging es ihm durch den Kopf. Selbst für einen alten Fuchs wie dich…

Seine Augen waren grau und wirkten falkenhaft.

Eine seiner buschigen Augenbrauen war fragend in die Höhe gezogen.

Er starrte zum Hauptschirm, obwohl dort nichts weiter zu sehen war, als dunkelgraues Wasser.

Die Sicht betrug nur wenige Dutzend Meter. Das einzige Licht, das bis in diese Meerestiefen gelangte, stammte vom U-Boot selbst. Ein Ort ewiger Finsternis und Kälte, dachte Messer. Und doch voller Leben. Leben, das sich perfekt an die Lebensumstände angepasst hatte.

So weit eben die Scheinwerfer der PRESIDENT SHARP reichten. Auf einem Großdisplay war eine schematische Projektion zu sehen, die die PRESIDENT SHARP und ihre Umgebung zeigte. Mit einer U-Boot-Brücke, wie man sie noch in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts gekannt hatte, hatte dieser Ort nicht mehr viel gemeinsam. Die PRESIDENT SHARP war bis unters Dach mit High Tech vollgestopft. Ihre Zentrale glich mehr der eines Raumschiffs, als dass man an die Brücke eines U-Boots erinnert war, wie sie im zwanzigsten Jahrhundert die Weltmeere befahren hatten. Rein äußerlich hatte die PRESIDENT SHARP aber auch nicht allzu viel mit den U-Booten der PAZIV gemeinsam, der Führungsmacht in Bezug auf Unterwassertechnologie.

Ein technologischer Sprung!, dachte der Commander der PRESIDENT SHARP. Das ist wohl die passende Bezeichnung für diese U-Boot-Einheit!

Messer saß da und lauschte dem leisen Rumoren der Triebwerke. Eine monotone Hintergrundmusik.

"Was zeigen die Ortungsgeräte?", fragte er halblaut. Eine kurze Pause entstand.

"Keine auffälligen Anzeigen", meldete Lieutenant Mara Donelli, eine hübsche Mittdreißigerin mit schulterlangen dunklen Haaren. Sie füllte an Bord der PRESIDENT SHARP die Funktion eines Ortungsoffiziers aus.

Captain Messer hob das Kinn.

"Was ist mit den PAZIV-Einheiten?"

"Nichts zu sehen, Sir."

"Was?"

"Sind von den Ortungsschirmen verschwunden, Sir."

"Was ist da los, wollen die uns eine Falle stellen?" Jack A. Messer schloss einen Augenblick lang die grauen Augen, dachte nach und fuhr sich mit einer nervös wirkenden Handbewegung über das Gesicht.

Messer war Ende fünfzig, hochgewachsen und trug einen grauen Vollbart, der ziemlich stark mit der dunkelblauen, zweireihig geknöpften Jacke der Submarine Fleet kontrastierte. Der beste U-Boot-Commander für das beste Schiff der Flotte, so hatte es Präsident Collins gesagt, als Messer vor ein paar Jahren in sein Amt eingeführt worden war. Ein alter Mann für ein neues Kommando, so hatte Messer bei sich gedacht. Und das Gefühl hatte ihn nie verlassen.

Robert Berringer, den jetzigen Amtsinhaber im Regierungssitz der Westunion, hatte Messer nie persönlich zu Gesicht bekommen. Er bedauerte diese Tatsache nicht. Um auf Auszeichnungen oder Belobigungen zu schielen, war Messer ohnehin zu alt. Was solche Dinge anging, so war er darüber erhaben. Vieles konnte man Messer nachsagen. Aber gewiss gehörte Eitelkeit nicht dazu. Edgar Monroe, seines Zeichens Erster Offizier der PRESIDENT SHARP meldete sich zu Wort.

"Sir, wir sollten diese Position so schnell wie möglich verlassen!"

"Es hat Sie niemand um Ihre Meinung gefragt, Monroe", war Messers äußerst kühle Erwiderung.

"Sir, wir befinden uns Hunderte von Seemeilen tief im Einflussgebiet der PAZIV. Sie scheinen das zu vergessen."

"Wie könnte ich, Monroe!"

"Entschuldigung, Sir, aber der Eindruck drängte sich auf!" Jack Messer atmete tief durch.

Er spürte die nervöse Grundstimmung unter seinen Leuten. Da brodelte ständig etwas unter der Oberfläche.

Und vermutlich würde das so lange anhalten, bis die Mission erfüllt war - oder zumindest in ihre nächste und entscheidende Phase trat. Captain Messer erklärte ruhig: "Wir haben strikte Order, die Position zu halten und auf weitere Befehle zu warten! Und daran werden wir uns peinlich genau halten."

Monroe ließ noch nicht locker.

Etwas anderes hatte Messer allerdings auch nicht erwartet. Schließlich kannte er seinen Ersten Offizier.

"Unsere Mission besteht in der Beobachtung von unterseeischen PAZIV-Einheiten, das ist ein Routineauftrag", sagte Monroe. Messer nickte.

"Sehr richtig, also machen Sie nicht so viel Aufhebens darum!"

"Warum dringen wir dann derart tief in das PAZIV-Gebiet ein?" Messer hob die Schultern, machte eine kurze Pause, ehe er antwortete.

"Ich werde das nicht mit Ihnen diskutieren, Monroe!" Seine Worte hatten eine Bestimmtheit, die normalerweise keinen Widerspruch geduldet hätte.

Normalerweise...

Aber offenbar war Monroes psychische Verfassung längst oberhalb jenes Adrenalin-Pegels angelangt, den man als 'normal' bezeichnen konnte.

"Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass wir riskieren, in Kämpfe verwickelt zu werden", sagte Monroe aufgebracht. "Und Sie wissen, wie angespannt die gegenwärtige politische Großwetterlage ist."

Messer nickte, seufzte hörbar.

"Ja, das weiß ich. Und ich hoffe bei Gott, dass das oberste Flottenkommando das auch weiß!"

Captain Jack A. Messer sprach in einem sachlichen, verhältnismäßig gelassenen Tonfall.

Nur kein Öl ins Feuer gießen, dachte er. Messer kannte sich aus. Auf derartigen Missionen voller Ungewissheit war es immer dasselbe. Schweigen herrschte.

Ein unangenehmes, drückendes Schweigen.

Nicht zum ersten Mal auf dieser Mission.

"Sie können es mir glauben oder auch nicht", sagte Messer schließlich gedehnt.

Man hätte in dieser Sekunde eine Stecknadel fallen hören können.

"Ich weiß ebenso wenig wie Sie den Grund dafür, weshalb man uns hier her geschickt hat. Ich weiß nur das, was auch Sie wissen - nämlich, dass es sich um eine Mission mit Alpha-Priorität handelt. Dementsprechend sollte sich jeder an Bord verhalten. Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt."

Irgendwann während ihrer Mission würde eine verschlüsselte Botschaft die PRESIDENT SHARP erreichen, gut getarnt als harmloses Datensignal, das im Wirrwarr des weltweiten Kommunikationsnetzes kaum auffallen würde.

Allenfalls dann, wenn jemand genau wusste, wonach er suchen musste...

Aber das war angesichts der Geheimhaltung, mit der diese Mission bereits im Vorfeld belegt worden war, extrem unwahrscheinlich. Wenn dieses Signal kommt, überlegte Messer, dann wissen wir vielleicht endlich, worin der wahre Grund unseres Hierseins liegt. Jack Messer war ein Routinier. Er brachte die größte Erfahrung mit, deshalb machte ihm die Unwissenheit am wenigsten aus. Es war schließlich nicht die erste Mission der Prioritätsstufe Alpha, die er auszuführen hatte.

Aber einigen aus der Crew ging das Ganze ziemlich an die Nerven. Ich werde auf der Hut sein müssen, dass der Kessel nicht platzt!, ging es dem U-Boot-Kommandant durch den Kopf.

Da Schlimmste war die Warterei.

Es muss sich um eine verdammt wichtige Sache handeln, überlegte Messer. Anders war diese Art strengster Geheimhaltung nicht zu erklären.

Messer erhob sich, machte einen Schritt auf Lieutenant Spiros Kalopoulos zu, den Feuerleitoffizier der PRESIDENT SHARP.

"Lassen Sie alle Gefechtsstationen unter allen Umständen alarmiert, Lieutenant", ermahnte der Commander Kalopoulos. Dessen Antwort kam prompt.

"Aye, Sir!"

Ein flüchtiges Lächeln glitt über Messers Gesicht. Dann wurden seine Züge sofort wieder ernst. Fast wie aus Stein gemeißelt wirkten sie.

"Hier kann sich jederzeit eine Situation entwickeln, in der wir von unseren Waffen Gebrauch machen müssen."

Jack A. Messer wandte sich an den Ersten Offizier. Monroe wirkte etwas verkrampft.

"Übernehmen Sie bitte für mich die Brücke."

"In Ordnung, Sir."

"Ich brauche dringend etwas Schlaf. Sollte sich nur die kleinste Lageveränderung ergeben oder das Signal mit dem Befehlscode eintreffen, so möchte ich sofort geweckt werden."

"Aye, Sir."

Jack A. Messer steckte eine Hand in die Hosentasche, was ihn fast lässig erscheinen ließ.

"Sergeant Leslie!", wandte er sich anschließend an Norbert J. Leslie, den Steuermann, der PRESIDENT SHARP. "Programmieren Sie bitte eine Reihe von Ausweichmanövern, die sofort ausgeführt werden müssen, sobald sich ein Feindschiff nähert. Wir werden einer Konfrontation unter allen Umständen ausweichen."

"So fern man uns diese Chance lässt, Sir", gab Norbert J. Leslie zu bedenken.

"Ich verlasse mich auf Sie, Leslie!"

"Danke, Sir."

Captain Messer verließ die Brücke durch den dafür vorgesehenen Zugangsschott.

Wenig später erreichte er einen der Aufenthaltsräume. Achtundvierzig Stunden ununterbrochener Dienst lagen hinter ihm. Die Müdigkeit war ihm kaum anzusehen.

Mit den Jahren hatte Messer gelernt, sie gut zu verbergen. Denn es gab nichts Schlimmeres, als wenn eine Crew den Eindruck hatte, dass ihr Kommandant im Stehen einschlief oder zumindest kurz davor war. Achtundvierzig Stunden Dienst am Stück.

Eigentlich hätte der Commander dringend ein paar Stunden Schlaf nötig gehabt. Aber es war nicht leicht, einfach so abzuschalten. Und selbst nach all den Dienstjahren, die Jack Messer inzwischen auf dem Buckel hatte, fiel ihm das nicht immer leicht. Zumal er nicht wusste, was auf ihn und seine Crew zukam.

Gib es zu, auch an dir nagt die Gezwungenheit, ging es ihm durch den Kopf.

Lieutenant Marvin Zimmer, der Computerspezialist der PRESIDENT SHARP saß an einem der Tische. Er trug eine Datenbrille und grinste ziemlich blöd.

Messer konnte nur darüber spekulieren, was Zimmer gerade vor sich sah.

Allerdings waren es mit Sicherheit nur Angebote aus der Datenbank der PRESIDENT SHARP und nicht etwa aus dem World Wide Web, denn jeglicher Datenverkehr mit außerhalb unterlag auf Missionen wie dieser natürlich striktesten Einschränkungen.

Zimmer maulte: "So ein Mist!"

Er schlug mit der flachen Hand seitlich gegen den Bügel der Datenbrille.

Dann nahm er sie ab.

Als er den Commander sah, erstarrte er für einen Augenblick.

"Probleme, Lieutenant?"

"Minderwertige Technik!", war Zimmers Antwort. "Da hat mal wieder jemand am falschen Ende gespart - nämlich beim Wohlfühlfaktor der Besatzung. Ist doch immer dasselbe." Ein mattes Lächeln ging über Messers Gesicht.

"Langsam komme ich zu der Überzeugung, dass Sie Recht haben, Zimmer."

"So?"

"Hier scheint eine Art Koller auszubrechen, der mir gar nicht gefällt."

"Kein Wunder, Captain. Es genügt ein Funke, und der große Krieg wird ausbrechen. Nicht so ein Geplänkel wie 2031. Nein, etwas ganz anderes."

Messer nickte.

"Und wir werden mittendrin sein", ergänzte er die Worte des Computerfachmanns.

"Richtig."

"Eine Aussicht, die mir auch nicht gefällt."

"Wir haben wohl keine andere Wahl, was?"

"Nein."

"Dachte ich mir doch."

Etwas missmutig betätigte Zimmer ein paar Schalter an der Datenbrille. Die Anzeige blinkte auf, spiegelte sich in einer seitenverkehrten Projektion auf Marvin Zimmers Gesicht.

"Der Krieg ist doch längst in Gang", meinte Messer düster. "Denken Sie nur an diese unglaubliche Welle der Sabotage, die durch die gesamte Westunion gefegt ist wie ein Wirbelwind! Sabotage, hinter dem unsere Feinde stecken. Das ist auch eine Art Krieg zu führen." Marvin Zimmers Gesicht wurde düster.

"Meine Schwester und ihre Familie wohnten in Minneapolis", meinte er mit belegter Stimme. "Sie wurden bei dem Candermere Zwischenfall verstrahlt. Wie Hunderttausende anderer auch. Keiner aus der Familie meiner Schwester wird das nächste Jahr erleben, Captain."

Zwischenfall war ein sehr verharmlosendes Wort für das, was im Reaktor von Candermere bei Minneapolis stattgefunden hatte. Es war Sabotage des Gegners gewesen, darauf deuteten alle Erkenntnisse hin. Sabotage, die aus einem Atomkraftwerk so etwas wie eine Bombe gemacht hatte.

"Ich hätte große Lust ein paar von diesen PAZIV-Einheiten abzuschießen", fügte Marvin Zimmer noch hinzu. Captain Jack Messer hob die Augenbrauen - diesmal alle beide.

"Ich glaube, Sie brauchen ebenso dringend Schlaf wie ich, Lieutenant."

2

Robert Belmore schaute in den mit Sternen übersäten Nachthimmel. Es war eine besonders klare Nacht und trotz der Lichter der Stadt waren einige Sternbilder klar und deutlich zu erkennen. Belmore nahm einen Schluck Bourbon aus dem Glas, das er in der rechten Hand hielt.

Seit zwei Jahren bin ich jetzt im Amt und unter normalen Umständen sollten sechs weitere folgen. Aber was war im Augenblick 'normal'?

Belmore dachte an den Moment zurück als ihm berichtet worden war, dass sich zwei fremde Raumschiffe in der Nähe des Mars einen Kampf lieferten. Nie hätte der Präsident der Westunion es für möglich gehalten, dass Außerirdische noch in seiner Amtszeit, geschweige denn in diesem ersten Jahrhundert des dritten Jahrtausends in der Nähe der Erde gesichtet würden.

Sicher hatte er die Existenz von fremden Lebensformen in unserer Galaxie nicht ausgeschlossen, aber dass sie ihm seine Amtszeit derart verleiden würde, empfand er fast schon als persönlichen Affront. Belmore stand noch immer am Fenster und hing seinen Gedanken nach, als es klopfte.

Das konnte nur Major Sander Brock sein, der zu so später Stunde noch um eine dringende Unterredung gebeten hatte. Belmore trat vom Fenster zurück und ging zu seinem gut dem Ambiente angepassten Getränkeschrank. Dort ließ er das noch halb volle Glas Bourbon verschwinden. Ab und zu genehmigte er sich einen Drink, nur wollte er damit keine Angriffsfläche bieten. Er setzte sich an seinen Schreibtisch.

"Ja, bitte?"

Die Tür öffnete sich und wie erwartet trat Major Brock, der Chef des Geheimdienstes und Sicherheitsberater des Präsidenten in den Raum.

In der linken Hand hielt er einen Datenträger.

"Gute Neuigkeiten, Sir."

"So?"

"Wir haben X-Point gefunden." Einen Moment ließ er seine Worte wirken, bevor er fortfuhr. "Darf ich, Mister President?" Major Brock deutete auf den Computer, der unauffällig in den Schreibtisch eingelassen war.

Er hob fragend die Augenbrauen.

"Nur zu", ermunterte Berringer ihn.

Major Sander Brock legte den Datenträger ein.

Ein Druck auf die vorgesehene Taste und der Computer fuhr hoch. Gleichzeitig aktivierte sich ein Großraumbildschirm auf der gegenüberliegenden Wand. Infrarot-Satellitenaufnahmen wurden sichtbar.

X-Point, dachte der Präsident.

Das war die interne Bezeichnung, die die Geheimdienste der Westunion einer geheimnisvollen Unterwasserzentrale gegeben hatten, wo sie das Herz ihres Gegners vermutete. Irgendwo in den Tiefen des Pazifik musste die Geheimdienstzentrale der PAZIV liegen, geschützt unter gigantischen Wassermassen. Selbst, wenn es zum Atomkrieg oder dem Einsatz chemischer oder bakteriologischer Waffen kam, hatte diese geheime Zentrale gute Chancen das weltweite Desaster zu überleben.

Vermutlich gab es keinen besser geschützten Ort auf dem gesamten Planeten Erde.

Jahrelang waren die Aufklärungsspezialisten der Westunion X-Point nachgejagt wie einem Phantom. Bislang ohne Erfolg. Die Geheimhaltung der PAZIV-Geheimdienste musste hervorragend funktionieren. Außerdem hatte die Westunion seit vielen Jahrzehnten die Aufklärung durch Agenten vor Ort sträflich vernachlässigt und stattdessen auf überlegene Aufklärungstechnik aus dem Weltraum gesetzt. Ein Faktum, dass sich längst als Handikap herausgestellt hatte. Vielleicht haben unsere High-Tech-Freaks ja nun endlich den langersehnten Durchbruch erreicht, auf den wir alle schon so lange warten, überlegte Berringer.

Inzwischen hatte Major Sander Brock die Bildprojektion eingerichtet.

In rascher Folge erschienen rote Punkte auf blauem Grund, die sich über dem Großraumbildschirm bewegten. Sämtliche roten Punkte schienen ein Ziel zu haben, einen flukturierenden 'Fleck' in der Mitte des Bildschirms. Dieser 'Fleck' hatte ein enormes Ausmaß. In seiner Mitte war er rot, zu den Rändern hin veränderte sich seine Farbe über orange zu gelb.

Major Brock ging die paar Schritte zum Großraumbildschirm und deutete auf den 'Fleck'.

Mit hörbarer Erregung in der Stimme sagte er: "Bei diesen Koordinaten befindet sich X-Point!"

Auf dem Bildschirm hatte sich inzwischen ein Koordinatensystem über die farbigen Gebiete gelegt.

Berringer räusperte sich.

"So schön, so gut. Aber nun erklären Sie mir dieses bunte Kunstwerk mal etwas genauer, Major."

"Nun, Sir, seit einigen Jahren tasten wir ja den Pazifik über dem Gebiet der PAZIV mit Infrarot-Scannern ab, die sich an Bord der Satelliten befinden. Wir haben das gesamte Gebiet in Planquadrate eingeteilt. Dabei gingen wir von der Prämisse aus, dass sich energetische Anomalien auf unseren Infrarot-Scans zeigen würden. In der ersten Zeit zeigten sich auf den Bildern nur rote Punkte von Schiffen oder U-Booten. Doch im Laufe der Zeit und durch die Anzahl der Bilder, konnten wir ein Gesamtbild erstellen, fast wie ein Puzzle."

Erneut wies Major Brock auf den großen 'Fleck' in der Mitte des Großraumbildschirms.

"An dieser Stelle zeigte uns der Scan eine Konzentration von Energie, die keinen natürlichen Ursprung im Pazifik hat. Bestätigt wurden wir noch in unserer Annahme, dass es sich hier um X-Point handelt, dadurch, dass unverhältnismäßig viele der U-Boot Routen zu diesem Punkt führten und nach Stunden oder Tagen wieder davon weg."

Berringer stand auf und ging nun ebenfalls zum Großraumbildschirm.

"Ich verstehe", sagte er.

Jovial klopfte er Major Brock auf die Schulter.

"Gute Arbeit", nickte er anerkennend. "Das sind endlich mal erfreuliche Neuigkeiten."

"Danke, Sir."

"Kommen Sie, Major, setzen wir uns. Und dann erzählen Sie mir, wie die weitere Vorgehensweise aussieht. Ich denke, Sie haben einen strategischen Plan bereits in der Tasche."

Präsident Berringer umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich. Major Sander Brock nahm ihm gegenüber Platz.

"Ziel ist, wie Ihnen ja bekannt, die vollständige Vernichtung der gegnerischen Geheimdienstzentrale, die sich, wie wir vermuten hinter X-Point verbirgt."

Berringer nickte etwas unwillig.

"Sicher, das war stets das erklärte Ziel, sobald X-Point aufgespürt ist. Schließlich können wir davon ausgehen, dass von dort die Sabotageakte gegen die Westunion geplant und angeordnet wurden. Und obwohl es in letzter Zeit keine weiteren Zwischenfälle gegeben hat, werden die Folgen der bis dato entstandenen Katastrophen zum Teil noch von kommenden Generationen zu tragen sein." Berringer schüttelte den Kopf. "Das kann und darf nicht ungesühnt bleiben."

Major Brocks Haltung straffte sich.

"Das wird es auch nicht, Sir. Wir haben seit einiger Zeit U-Boote rund um das Gebiet der PAZIV liegen. Außerdem in relativer Nähe zum X-Point, nur wenige hundert Seemeilen entfernt, die PRESIDENT SHARP."

Berringer unterbrach den Major.

"Nur wenige hundert Seemeilen entfernt? Das heißt, die PRESIDENT SHARP befindet sich bereits im Gebiet der PAZIV?"

"Ja, Sir. Offiziell auf Aufklärungsmission. Und sie hat strikte Order, die Position zu halten und auf neue Anweisungen zu warten." Berringer klopfte mit den Fingern seiner rechten Hand auf der Armlehne seines Schreibtischstuhls herum.

Das macht er immer, wenn er die Möglichkeiten gegeneinander abwägt,dachte Major Brock. Nur in diesem Fall bleiben ihm keine Möglichkeiten, und ich bin mir sicher, er wählt das kleinere Übel:die Gefahr eines Weltkrieges.

Denn eine Katastrophe wie im Reaktor von Candermere bei Minneapolis mit hunderttausenden Strahlenopfern durfte sich nicht noch einmal ereignen.

Berringer schaute Major Brock genau in die Augen.

"Geben Sie den Befehl an das Oberste Flottenkommando weiter. X-Point soll vernichtet werden, unter allen Umständen." Major Brock erhob sich.

"Ja, Sir."

"Einen Moment noch, Major, bevor Sie gehen habe ich noch eine Frage: Wissen Sie schon näheres darüber, was mit den Technikern, Wissenschaftlern und Star Force-Angehörigen geschehen ist, die unter mysteriösen Umständen verschwanden?"

Major Brocks Gesicht verfinsterte sich.

"Sir, soweit uns nach eingehenden Verhören der Personen, die sich noch an ihren Arbeitsplätzen befanden, bekannt wurde, steckt John Darran dahinter. Er scheint mit einem Alien-Raumschiff auf der Erde gelandet zu sein und hat einen Trupp Leute losgeschickt, um ganz bestimmte Personen anzuwerben."

"Wie bitte?" Berringer glaubte sich verhört zu haben. "John Darran kann also einfach auf der Erde landen, ohne dass es bei uns auch nur irgendeiner bemerkt. Dann sammelt er ein paar Leute ein..."

"Um genau zu sein, Sir", unterbrach Major Brock den Präsidenten, "es werden mehr als eintausendsechshundert Menschen vermisst." Der Präsident bekam vor Wut einen roten Kopf.

"Eintausendsechshundert? Darran sammelt eintausendsechshundert Menschen ein und niemand bekommt etwas davon mit?" Er schüttelte den Kopf. "Unmöglich."

"Dafür ist die überlegene Alientechnologie verantwortlich. Es war der Raumfahrtbehörde nicht möglich, das Alienraumschiff zu orten. Unsere Techniker vermuten, dass es an Bord eine Möglichkeit gibt, das Raumschiff sozusagen unsichtbar zu machen. Wie ist allerdings bis jetzt noch nicht klar."

"Wir können nur von Glück sagen, dass Darran bisher wohl keinen Versuch unternommen hat, mit der anderen Seite Kontakt aufzunehmen, um die Technik an den PAZIV zu verkaufen. Was das für Auswirkungen hätte, will ich mir lieber gar nicht erst vorstellen." Präsident Berringer stand nun auch auf.

"Ich denke, es ist alles gesagt. Lassen wir den Dingen nun ihren Lauf."

Major Sander Brock nickte knapp und verließ das Zimmer.

3

"Sir, ein verschlüsseltes Signal trifft ein!", meldete Sergeant Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin auf der Brücke der PRESIDENT SHARP.

Edgar Monroe leerte den Pappbecher mit Kaffee, den er sich zwischendurch genehmigt hatte. Er hob die Augenbrauen. Auch er war schon lange im Dienst. Aber jetzt war er wieder hellwach. Jetzt ist er da, der große Moment, ging es ihm durch den Kopf. Der Augenblick der Wahrheit. Und das in mehr als nur einer Hinsicht.

"Signal fehlerfrei aufgezeichnet", meldete Daria McDaniel, eine sehr zierlich wirkende Rothaarige.

Sie drehte sich von ihrer Konsole weg und blickte in Richtung des kommandierenden ersten Offiziers.

"Das Rechnersystem hat das Signal als einen Befehlscode des Obersten Kommandos identifiziert."

"Na großartig, nun wissen wir ja endlich, warum wir eigentlich hier sind", konnte sich Steuermann Norbert J. Leslie eine etwas bissige Bemerkung nicht verkneifen.

Edgar Monroe konnte sie dem Lieutenant auch gar nicht übel nehmen. Er empfand die Ungewissheit als ebenso unerträglich wie viele andere Besatzungsmitglieder.

Lediglich dem Captain schien dieser Zustand die ganze Zeit über nicht das geringste ausgemacht zu haben.

Ein kalter Fisch ist er, dieser Jack A. Messer! So ging es Monroe durch den Kopf. Ein Mann, der seine Gefühle so wirksam verstecken konnte, dass man auf die Idee kommen konnte, dass er überhaupt keine besaß.

"Wir sollten den Captain wecken", meldete sich Ortungsoffizierin Mara Donelli zu Wort. "Er hatte ausdrücklich darum gebeten."

"Öffnen Sie den Datensatz!", forderte Monroe indessen Sergeant Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin auf.

"Tut mir leid, Sir."

"Was soll das heißen - tut mir leid, Sir?"

"Der Datensatz lässt sich nur mit entsprechender elektronischer Autorisierung öffnen. Dazu gehört unter anderem der Scan von Handund Irismustern des Captains." Monroe atmete tief durch.

Wenn die Geheimhaltung derart strikt war, musste es um eine ganz große Sache gehen.

"Sie wecken besser doch den Captain." Das war Norbert J. Leslie. Ein leicht sarkastischer Unterton war bei dem dunkelblonden Steuermann der WUSU-2345 PRESIDENT SHARP nicht zu überhören.

4

Ein paar Augenblicke später war Captain Messer auf der Brücke. Sein Pokerface verriet nicht, was er empfand.

Er gab seinen Sicherheitscode inklusive einiger unveränderlicher und vollkommen individueller biometrischer Kennzeichen in den Computer ein, woraufhin der Datensatz freigegeben wurde. Der Captain sah sich den Befehl zunächst auf einem kleinen Display an, ehe er sich an die Mannschaft wandte.

"Unsere Geheimdienstkollegen haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Standort von X-Point ermittelt", verkündete er. "Und es ist unsere Aufgabe, die Geheimdienstzentrale des Gegners zu zerstören, damit die chinesisch-indisch-afrikanische Vereinigung ihren Sabotagekrieg nicht wieder aufzunehmen vermag." Ein Krieg im übrigen, der inzwischen längst mehr Opfer gekostet hatte, als so mancher herkömmliche Konflikt, in den die Westunion in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits verwickelt gewesen war - allen voran der große Krieg von 2031.

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

Steuermann Robert Leslie war der Erste, der seine Fassung wiedererlangte.

"Da traut uns jemand aber verdammt viel zu!", meinte er.

"Das können Sie laut sagen, Sergeant." Das war Messer. Er wirkte absolut ruhig. Fast so, als hätte er mit dieser Situation gerechnet, sie mehr oder weniger kommen sehen.

Er wandte sich an Mara Donelli.

"Sorgen Sie dafür, dass unsere Ortungsscanner optimale Reichweite haben. Bei den geringsten Anzeichen dafür, dass wir einem Feindschiff begegnen, gehen wir auf Ausweichkurs."

"Aye, Sir."

Der Blick des Captains wanderte zu Robert Leslie.

"Zielkoordinaten aus dem Datensatz übernehmen und den Kurs entsprechend programmieren."

"Aye,aye, Sir."

"Unsere schwierigste Übung bei der ganzen Sache wird es sein, das Zielgebiet überhaupt zu erreichen. Noch sind wir einige hundert Seemeilen von jenem Ort entfernt, an dem wir unsere Mission zu erfüllen haben..."

Augenblicke später begannen die Triebwerke der PRESIDENT SHARP lauter zu rumoren. Ein Ruck ging durch das U-Boot. Die Beschleunigung war deutlich zu spüren.

Alles auf eine Karte!, dachte Captain Jack A. Messer. Darauf lief es hinauf.

Auf ein Vabanquespiel, das die Besatzung der PRESIDENT SHARP möglichst zu gewinnen hatte.

Und wenn nicht?

Messer dachte an Candermere. An die größte Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl.

Jener Geist, der so etwas plante und durchführte saß in der geheimnisvollen Unterwasserzentrale.

Dieser Knotenpunkt, an dem offenbar die Fäden des Sabotagenetzes zusammenliefen, das die chinesisch-indisch-afrikanische Vereinigung über die Westunion geworfen hatte.

X wie X-Point.

X - die große Unbekannte.

Eine Chiffre für ein Geheimnis.

Der Name, den man dieser Station in der Westunion gegeben hatte, passte haargenau.

"Alarmstufe gelb", befahl Messer. "Und volle Kraft voraus. Wir wollen hier keine Wurzeln auf dem Meeresboden schlagen!"

5

Auf dem Hauptschirm der EXPLORER II hob sich deutlich die Silhouette des Mars gegen das Sonnenlicht ab. Aus dieser Perspektive wirkte der Mars wie eine gigantische schwarze Scheibe, da sich die EXPLORER II von der sonnenabgewandten Seite aus näherte. Commander John Darran hatte im Kommandantensessel Platz genommen und die Beine übereinandergeschlagen.

Die Offiziere auf der Brücke taten ihre Arbeit inzwischen mit großer Routine. Die durch die Induktivschulung auf dem Mars erworbenen Kenntnisse trugen dabei ebenso bei, wie die Tatsache, dass Darrans Crew inzwischen schon einige Flüge im Sonnensystem unternommen hatte.

Lieutenant Rollins saß an der Pilotenkonsole und machte seinen Job mit einer Sicherheit, als hätte er nie etwas anderes getan, als dieses Beiboot des auf dem Mars havarierten 200m Raumers der außerirdischen Roboter zu steuern. Und sein Job machte ihm sichtlich Spaß, ebenso wie den anderen an Bord.

In Anbetracht der ungeahnten Möglichkeiten, die die außerirdische Technik bot, war das auch kein Wunder. Ein Flug mit einem Schiff, wie der EXPLORER II, wie John Darran und seine Leute das Beiboot der Fremden genannt hatten, war in keiner Weise vergleichbar mit dem was die irdischen Star Ships an Fähigkeiten besaßen.

"Kaum zu glauben", meinte Major Net Rovan, der sich ebenfalls auf der Brücke befand. Der alte Haudegen, der irdischen Star Force war der wahrscheinlich engste Vertraute John Darrans. Nach kurzer Pause fuhr er versonnen fort: "Vor wenigen Stunden befanden wir uns noch am äußersten Rande des Sonnensystems, und jetzt haben wir bereits die Jupiterbahn und den Asteroidengürtel hinter uns gelassen und steuern direkt auf den Mars zu." John Darran nickte. "Mit den alten Star Ships hätten wir dafür ein ganzes Jahr gebraucht."

"Oder vielleicht auch länger", meldete sich Lieutenant Rollins zu Wort, "je nach dem in welcher Position sich Pluto auf seiner über zweihundert Jahre dauernden Umlaufbahn um die Sonne gerade befunden hätte, relativ zum Mars gesehen."

Jetzt meldete sich Lieutenant Johannsen zu Wort, der im Moment auf der Brücke die Funktion eines Kommunikationsoffiziers ausfüllte.

"Sir, wir empfangen ein Peilsignal."

John Darran hob die Augenbrauen. "Vielleicht könnten Sie sich etwas deutlicher ausdrücken, Lieutenant."

Darran sah die Verwirrung in Johannsens Gesicht. Er starrte kopfschüttelnd auf die Displays und Anzeigen. "Danach, wie die Kommunikationstechnik der EXPLORER II auf dieses Signal reagiert zu urteilen, handelt es sich eindeutig um eine Botschaft, die mit Hilfe der Technologie der fremden Roboter erzeugt wurde", sagte Johannsen.

"Ich will bloß nicht hoffen, dass diese Fremden jetzt schon in unser Sonnensystem zurückkehren." Das war Net Rovan. Er fuhr fort: "Die Arbeiten an unserem Raumhafen Port Mars sind vielleicht weit genug fortgeschritten, um einen erneuten Angriff irdischer Star Ships abzuwehren, aber wenn diese Roboter auftauchten, um sich ihr Eigentum wiederzuholen..."

"Mit dem Wrack ihres zweihundert Meter Raumers werden sie nicht mehr allzuviel anfangen können", gab Darran zu bedenken.

"Das wird sie leider nicht davon abhalten, uns anzugreifen, wie ich vermute", warf Lieutenant Rollins ein.

"Das seltsame ist, das Signal kommt von der Erde. Die Anzeigen lassen keinen Zweifel daran", ließ jetzt Lieutenant Johannsen die Bombe platzen.

6

General Wilbert T. McCloud, Oberkommandierender der Star Force, hatte einen arbeitsreichen Tag hinter sich. Er legte die Papiere, an denen er bis gerade gearbeitet hatte auf die Seite und knipste das Licht der Schreibtischlampe aus.

Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür.

"Ja, bitte?" General McCloud machte das Licht wieder an und warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Sein Dienst war bereits seit einer halben Stunde beendet, und nun wollte er eigentlich nach Hause. Die Tür öffnete sich. Herein trat Colonel Winslow Homer, ebenfalls Angehöriger der Star Force.

"Gut, dass ich dich noch antreffe, Walter. Kommst du mit auf ein Bier?", fragte er.

Colonel Winslow Homer und General McCloud waren in jungen Jahren zusammen zur Star Force Academy gegangen. Und obwohl Walter T. McCloud schließlich den begehrten Posten des Generals zuerst bekommen hatte, waren sie auch weiterhin befreundet geblieben.

"Wins, eigentlich wollte ich nach Hause. War heute ein langer Tag. Aber was soll's? Auf ein Bier? Gut, ich komme." General McCloud löschte nun wirklich das Licht und ging zur Tür.

"Wo soll es hingehen?", fragte er während er die Tür schloss.

"Ich dachte, du kommst jetzt endlich mal mit ins HEAVENS INN, die Bar von der ich dir bereits erzählt habe. Ein paar von den Führungsoffizieren treffen sich dort in wechselnder Zusammenstellung. Wer Zeit und Lust hat, kommt dort vorbei." Walter T. McCloud erinnerte sich daran, dass Winslow Homer ihn schon einmal mit ins HEAVENS INN mitnehmen wollte, aber an dem Tag fand unerwartet eine Besprechung mit dem Präsidenten statt, so dass General McCloud seinem Freund absagen musste.

Die beiden begaben sich zum Wagen von General McCloud.

"Wir fahren mit meinem Dienstwagen", bestimmte Walter T. McCloud. "Mein Fahrer kann dich hinterher nach Hause bringen." Colonel Winslow Homer nickte.

Die beiden Männer stiegen ins Auto. Auf der Fahrt zum HEAVENS INN sprachen sie nur wenig, was nicht daran lag, dass es nichts zu reden gegeben hätte, aber General McCloud sprach nie über Privates vor seinem Fahrer.

Stattdessen hing er seinen Gedanken nach. Er dachte an die Besprechung, wegen der er den letzten Termin mit seinem Freund Wins absagen musste. Sein faltiges Gesicht hatte seitdem noch einige Sorgenfalten dazu bekommen.

General McCloud musste an dem Tag erfahren, dass John Darran, aus welchen Gründen auch immer, der Star Force und somit ihm, Walter T. McCloud in den Rücken gefallen war. All das hatte den General schwer getroffen, da er gerade John Darran für einen äußerst fähigen Commander gehalten hatte, der seinen Weg nehmen würde. Kurze Zeit später hielt der Fahrer vor dem HEAVENS INN, einer kleinen Bar. Von außen sah das Haus sehr unscheinbar aus, und Walter T. McCloud fragte sich schon, was Wins für einen Narren an dieser Bar gefressen hatte.

Doch in dem Moment als sie eintraten, verstand er seinen Freund. Leise Pianomusik von einem echten Klavier mit einem echten Klavierspieler drang zu ihnen, nicht diese synthetische Musik, die seit einigen Jahrzehnten nur noch zu hören war.

Die Bar war schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet. Man saß an kleinen Tischen mit maximal vier bis sechs Leuten. Die Tische waren um den Klavierspieler angeordnet.

Eine weitere Besonderheit war das Gemälde an den Wänden. Es ging über zwei Wände und zeigte eine Kopie eines Gemäldes von Edward Hopper. General McCloud hatte mal eine Retrospektive der Werke dieses Künstlers gesehen. Und obwohl der Maler schon fast hundert Jahre tot sein musste, beeindruckte sein Werk noch immer. Auf dem Bild standen mehrere Personen an einer Theke. Der Barkeeper schenkte etwas zu trinken aus. Und obwohl die Leute auf dem Bild alle zusammen waren, war doch jeder für sich allein. Dieses Bild hatte Walter T. McCloud in den Bann geschlagen von dem Moment an, wo er es zum ersten Mal gesehen hatte. Und nun sah er es wieder, zwar nur eine Kopie, aber eine außerordentlich gute. Zudem war es auch viel größer, als das Original, aber gerade das intensivierte noch seine Aussage.

"Jetzt tut es mir richtig leid", sagte General McCloud zu seinem Freund Winslow Homer.

"Was, dass du nun doch mitgekommen bist?", erwiderte Wins.

"Nein, dass ich nicht eher mal auf ein Bier mitgekommen bin", gab Walter T. McCloud zur Antwort.

"Wusste ich doch, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Du hattest doch schon immer etwas für die nostalgischen Dinge übrig gehabt, Walter."

Winslow deutete auf einen Tisch, der so stand, dass sowohl der Klavierspieler als auch das Gemälde gut zu sehen waren. Walter T. McCloud nickte und die beiden setzten sich.

Beim Reinkommen hatte Winslow kurz den Barkeeper begrüßt und zwei Bier bestellt, die ihnen jetzt gebracht wurden.

"Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Einladung nicht eher angenommen habe", nahm Walter T. McCloud den Faden wieder auf, "aber ich hatte in letzter Zeit wirklich viel um die Ohren."

"Du sprichst sicher von den verschwundenen Star Force Angehörigen, die zu John Darran übergelaufen sind?", hakte Winslow Homer nach.

Walter T. McCloud nickte. "Das auch, wobei mich persönlich noch immer die Frage beschäftigt, warum er das gemacht hat. Darran hatte eine glänzende Karriere in der Star Force vor sich. Er ist einer der fähigsten Commander, die ich kenne. Warum hat er seine ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt? Ich verstehe das nicht." General Walter T. McCloud strich mit einer fahrigen Geste durch sein schlohweißes, streichholzkurzes Haar, das einen starken Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut bildete. Seine ansonsten hellwachen, stahlblauen Augen wirkten müde, aber nicht weil er einen langen Tag hinter sich hatte, sondern weil ihn die Ereignisse der letzten Wochen stärker mitgenommen hatten als er es sich selber eingestehen würde.

"Du hast John Darran immer wie einen Sohn betrachtet?", erkundigte sich Winslow Homer.

Walter T. McCloud nickte. "In gewisser Weise habe ich mich als einen väterlichen Freund gesehen. Aber gerade deshalb verstehe ich nicht, warum er sich nicht an mich gewandt hat?"