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Jule wird vom Pech verfolgt! Ihre beste Freundin lässt sie sitzen, dann muss sie mit Friedemann, der unsterblich in sie verliebt ist, Linus, der nur zwei Wörter spricht und ihrem Biologielehrer eine Woche durch die Pampa wandern. Anmachsprüche, Blähungen und ein streitlustiger Lehrer lassen Jule verzweifeln. Doch aufgeben ist keine Option, da ist nämlich noch ihr Vater ...
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Seitenzahl: 135
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FÜR LAVINIA. DU BIST DER BEWEIS, DASS MAN
Rache geglückt! Jule und ihre beste Freundin Inga lächelten sich verschwörerisch zu. Ihr Biologielehrer stand vor der Tafel. In seiner Hand der Brief, den eigentlich Jule lesen sollte.
Mein Zuckerwürfel!
Wenn ich dich sehe, bin ich verzückt vor Liebe. Niemand liebt dich mehr als ich. Du bist die Allerschönste für mich, wenn du lachst und mit deinen zarten Händen durch dein blondes Haar streifst. Du bist der Traum meiner schlaflosen Nächte. Mein Leben ergibt nur mit dir einen Sinn.
Ich liebe dich und weiß, dass du mich tief in deinem Herzen ebenfalls vergötterst.
Herr Seifert biss sich auf die Lippen, um nicht, wie die anderen Schüler, loszulachen. Alle wussten, dass Friedemann in Jule verliebter war, als Ken in Barbie oder Romeo in Julia. Es war auch nicht der erste Brief. Dafür der Schlimmste.
Vielleicht hatte Friedemann es jetzt kapiert, dachte Jule. Jetzt, wo die Klasse über ihn lachte. Sie drehte sich nach links. Zum Verfasser des Briefes. Der hielt seinen Kopf quer und grinste sie verliebt an. Jule verstand, dass Friedemann gar nichts verstand. Der Plan, dass der nächste Brief zufällig vom Lehrer, und dann noch vom Seifert, entdeckt und gelesen wurde, schlug fehl. Jule schlug ihre Hände vors Gesicht.
Friedemann war doch Klassenbester, bekam Heulkrämpfe, wenn ihm ein halber Zähler zur vollen Punktzahl bei Mathearbeiten fehlte, doch das Jule null Interesse an ihm hatte, schien zu hoch für ihn.
«Friedemann! Du schreibst tolle Briefe. Im 18. Jahrhundert hätten dir die Frauen sicher zu Füßen gelegen», sagte der Seifert. Wieder johlte die 8a und Finger zeigten Richtung vorletzte Reihe. Friedemann lächelte noch immer stolz. Auch die Sprüche über seinen bunten Pullover, seine grüne Stoffhose, die den Blick auf weiße Tennissocken freigab und den Schuhen, die auch seinen Opa gekleidet hätten, prallten an ihm ab wie Regentropfen an einer Mauer.
Später lief Herr Seifert durch die Sitzreihen. Er fragte die Schüler zum Thema Zellteilung ab und immer, wenn er Friedemann ansah, schüttelte er den Kopf und fragte sich, was mit diesem Jungen nicht stimmte.
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Fünf Minuten vor Stundenende knabberte Jule an ihren Fingernägeln. Die Spannung stieg.
Es folgte die Pause, in der alle Schüler erfuhren, welchem Projekt sie zugeteilt wurden. Jeder hatte die Möglichkeit, sich in zwei Kurse für die kommende Woche einzutragen. Jule war dabei nur eines wichtig: Die kommende Woche ohne Friedemann!
Für Friedemann war eine Woche ohne Jule aber so unvorstellbar wie keine Eins in Mathe.
Er konnte natürlich viel besser rechnen, als tanzen. Das hielt den verliebten Jungen aber nicht davon ab, sich als Erstwunsch beim Hip-Hop-Projekt und als Zweitwunsch beim Cheerleadern einzutragen. Beides Jules Wunschprojekte.
Die Schülerin erfuhr aber rechtzeitig davon und traf eine andere Wahl. Für eine Woche ohne Friedemann. Ihre Entscheidung fiel auf den Töpferkurs und als Zweitwunsch wählte sie Basketball.
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Jule tippelte die Treppen des Schulhauses hinunter und steuerte die große Infotafel an. Unauffällig warf sie einen Blick nach hinten und konnte den ausgelösten Würgereiz nur mit Mühe unterdrücken. Friedemann lief hinter ihr und warf Jule einen Kussmund zu.
«Jo, jo, jo! Geil, Alter!».
Die Jungs aus ihrer Klasse sprangen wie Kängurus vor der großen Infotafel umher. Damit wusste Jule, dass die ihr Fußballprojekt bekamen. Und sie dachte, dass es doch unfair wäre, wenn nicht auch sie und Friedemann jeweils ihr Wunschprojekt bekämen.
Die Jungs sprangen weiter vor dem Glaskasten herum. Jule hatte Schwierigkeiten, die Teilnehmerliste des Töpferprojektes zu finden.
«Hallo,...könntet ihr vielleicht...». Ihre Worte verhallten im Nichts. Die Jungen tanzten und hüpften wild umher und klopften sich johlend auf die Schultern. Jule schlug mit ihrer flachen Hand gegen den Schirm von Finns Baseballcap, weil der rücksichtslos gegen sie sprang.
Finn! Mit dem ist Jule mal gegangen. Bis der sich in Inga verknallte.
Finn! Das komplette Gegenteil von Friedemann.
Finn war genauso beliebt wie durchgeknallt. Weswegen sein «Jo, Jo, Jo, Jo, Jo, Fußballprojekt, Al-ter!» Jule lediglich ein müdes Lächeln abrang. Dazu versuchte der Junge wie ein Hip-Hopper zu tanzen. Sah für Jule aber aus, als täte ihm was weh.
Schließlich schob sie sich an ihrem Ex vorbei und fand die Liste mit den Teilnehmern des Töpferprojektes. Jule arbeitete schon oft mit Ton und fand es eigentlich langweilig. Egal! Hauptsache eine Woche kein Friedemann. Und sie hätte nach der Projektwoche ein Geschenk für ihre Tante, die sie in den Sommerferien besuchen wollte.
Ihre Augen sprangen von Zeile zu Zeile die Teilnehmerliste runter und wieder rauf. Ihren Namen suchte sie vergebens.
Na gut, dann halt Basketball, tröstete sie sich.
Kann man ja mal ausprobieren.
Doch auch auf der Liste des Basketballprojektes war ihr Name nicht zu finden. Dann klatschte ihr Kopf gegen die Glasscheibe der Infotafel, weil ihr jemand in den Rücken sprang. Jule drehte sich fluchend um. Wieder Finn! Wieder bekam der es nicht mit und raufte sich weiter mit den anderen Jungs.
Wo sollte sie jetzt noch schauen? Beim Cheerleading? Sie ging die Liste Name für Name durch. Als 16. wurde Friedemann genannt. Der im rosa Ballettröckchen – Jule schüttelte den Kopf. Dann stand Inga neben ihr. Auch sie hatte sich durch den Pulk der raufenden Jungs kämpfen müssen, um zu erfahren, welches Projekt sie abbekam.
«Wie siehts aus?», fragte sie Jule.
«Kann mich nicht finden!» Jule lehnte sich mit dem Rücken gegen das Glas. Wie gerne hätte sie sich jetzt auf den Boden gleiten lassen. Wenn die Jungs neben ihr nicht getobt hätten. Was ist, wenn die Lehrer vergaßen, sie einem Projekt zuzuteilen?
Müsste sie dann zum Yoga?
Oder zur Entdeckung der Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee? Das klang so spannend wie Schach und Halma.
Yoga und die Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee waren die einzigen Projekte mit freien Plätzen, weil die kein Schüler wählte. «Das kann doch nicht sein, dass die uns vergessen haben.»
«Warte!
Ich hab uns gefunden!
Oh mein Gott!»
Inga las ihren und den Namen ihrer besten Freundin im Projekt von Herrn Seifert.
Fauna und Flora entdecken zwischen Berlin und der Ostsee.
«Krasse Scheiße!»
«Was ist?»
«Wir fahren ins Gemüse.» Jule drehte sich zurück zur Tafel und starrte ebenfalls auf die Projektliste vom Seifert.
Herr Seifert genoss den Ruf des fiesen Lehrers. Er blamierte die Schüler gerne, wenn er sie beim Spicken erwischte oder wenn jemand Mathehausaufgaben im Biologieunterricht abschrieb. Aber die Mädchen waren nicht die Einzigen in der Schule, die den Seifert auch genauso cool fanden, weil er für viele Späße zu haben war. Im Biologieunterricht behandelten sie mal den menschlichen Körper und zu welchen Extremen der in der Lage ist. Als Beispiel nahm der Seifert eine große Suppenkelle und schob sie in seinen Mund. Die Schüler hielten sich die Bäuche vor Lachen. Seit dem trägt er den Spitznamen Breitmaulfrosch. Trotzdem: Die Entdeckung der Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee interessant zu gestalten, trauten Inga und Jule ihm nicht zu.
Inga kündigte an, am Montag krank zu sein. Sie wird Husten und Schnupfen haben. Von ihrer Freundin erntete sie dafür einen ungläubigen Blick. Jule starrte wieder auf die Aushänge. Viele andere Projekte waren so voll, dass nicht einmal der Erst- oder der Zweitwunsch berücksichtigt werden konnte. Wie jedes Jahr. Trotzdem wollte sie es wenigstens versuchen, einem anderen Projekt zugeteilt zu werden.
«Das kann nur ein Missverständnis sein. Lass uns zur Schulze gehen. Der werde ich was erzählen!» Noch bevor Inga Einwände erheben konnte, trabte Jule bereits Richtung Lehrerzimmer. Inga hatte Schwierigkeiten, ihr zu folgen. Dann griff sie nach Jules Arm und zwang sie zum Stehenbleiben.
«Die wird nichts tun. Du kennst die doch. Hallo? Die Schulze! Der wird das egal sein. Der ist doch alles egal.»
Jule stieß einen Seufzer aus. Sie wusste, Inga hatte Recht. Selbstverständlich kannte sie die Giftzwergen-Schulze. Seit wann durften so fiese Schlangen eigentlich Klassenlehrer sein? Und warum ausgerechnet von der 8a? Für die Schulze war es das Größte, Schüler kleinzumachen.
«Inga! Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee! Nein, das geht gar nicht! Ich freue mich seit Monaten darauf, eine Woche mal keinen langweiligen Unterricht zu haben, eine Woche lang keinen Friedemann und keine Schulze zu sehen und dafür sollen wir in die Pampa fahren?»
«Und du denkst, dass die Schulze das ändert? Du glaubst noch an den Weihnachtsmann, oder?»
«Hast du eine bessere Idee?»
«Wir sind nächste Woche krank. Hab ich ja vorhin schon gesagt. Ich werde Husten und Schnupfen haben. Und vielleicht Magen-Darm.»
«Nein, da macht mein Vater nicht mit. Wenn ich dem das erzähle, wird der mich am Montag persönlich in die Schule bringen.»
Inga hob ihren Kopf und ließ ihre Pupillen nach oben wandern. Das machte sie immer, wenn sie nachdachte.
«Ich habs! Wir gehen zum Seifert und sagen, dass wir nicht an seinem Projekt teilnehmen wollen!»
«Dann lass uns das erst mit der Schulze versuchen. Wenn das nichts bringt, können wir immer noch zum Seifert gehen.»
Mit einem flauen Gefühl im Magen schlichen die Mädchen weiter Richtung Lehrerzimmer. Unzählige Schüler bevölkerten den großen Korridor im Erdgeschoss. Jule und Inga bargen sich den Weg durch ein Durcheinander an Stimmen, bis sie vor dem braunen, gepolsterten Überzug standen, der die Lehrerzimmertür schmückte. Diesen gepolsterten Überzug kannte Jule von früher. Wenn sie mit ihrem Vater zum Arzt musste. Dort war die Praxistür auch mit solch einer Polsterung gekleidet. Das schützte die Ärztin vor der Lautstärke im Wartezimmer. In der Schule schützte es die Lehrer vor dem Klopfen an der Tür. Denn das vernahmen die Lehrer nicht im Lehrerzimmer. Jule und Inga mussten also warten, bis irgendeine Lehrkraft die Tür öffnete.
Von weitem nahmen sie dann den braunen Lockenkopf von Frau Schulze wahr. Mit ihren storchenähnlichen Beinen näherte sie sich schnellen Schrittes dem Lehrerzimmer.
«Los! Jetzt oder nie», meinte Jule. Inga zögerte.
«Frau Schulze, wir müssen sie unbedingt wegen der Projektwoche sprechen...» Weiter kamen die Mädchen nicht, denn ihre Klassenlehrerin lief an den Mädchen vorbei, und während sie durch die Tür des Lehrerzimmers huschte, vernahmen sie lediglich ein «Habe Pause. Stehe nicht zur Verfügung!»
Jule schaute Inga an, doch ehe Inga sich damit brüstete, Recht gehabt zu haben, ertönte hinter ihnen ein Räuspern. Herr Seifert!
Die Mädchen kannten diese Art von ihm. Diese Art, auf sich aufmerksam zu machen. Mal räusperte er sich, ein anderes Mal stand er einfach so lange da, bis man ihn bemerkte und man sich fragen musste, wie lange er da schon stand. Auch hatte er keine Hemmungen, wie aus dem Nichts aufzutauchen und für einen derart großen Schrecken zu sorgen, dass man Minuten später noch zitterte und sich die Frage gefallen lassen musste, weshalb man denn plötzlich so blass wäre. Bei dem Seifert konnte man nie wissen, was als Nächstes kam.
Doch die Mädchen ergriffen ihre Chance!
Sie beichteten ihrem Biologielehrer, dass sie kein Interesse an seinem Projekt hatten.
Der antwortete lächelnd: «Überhaupt kein Problem. Wenn ihr wollt, bringe ich euch in der Cheerleadergruppe unter. Ich kenne da übrigens jemanden, der sich ausgesprochen freuen würde!»
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Drei Stunde später öffnete sich die Fahrstuhltür.
In Jules Nase stieg Pizzaduft.
Ein klares Zeichen!
Ihr Vater war zu Hause und die Pizza bereits im Ofen.
Pizza! Jules Wunschessen für heute.
Ihr Vater und sie wechselten sich immer mit ihrem Essenswunsch ab. An einem Tag gab es seine Leibspeise, am nächsten Tag ihr Lieblingsessen. Und niemand durfte sich beschweren. Was Jule bei überbackenem Brokkoli oder Dinkelburger schwerfiel. Doch heute vermiesten ihr die Gedanken an die Projektwoche den Appetit.
Jule kramte den Schlüssel aus ihrem Rucksack, da öffnete sich bereits die Wohnungstür. Mit gesenktem Kopf marschierte Jule an den offenen Armen ihres Vaters vorbei.
«Hey, alles in Ordnung bei dir?»
«Bei mir ist immer alles in allerbester Ordnung. Besonders wegen der Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee. Gibt es was Interessanteres? Nie im Leben! Endlich lerne ich in der Schule mal was Richtiges. Wird doch mal Zeit nach fast acht Jahren, oder? Vergiss Mathe, vergiss Deutsch. Was ist schon der Genitiv oder Wurzelrechnung im Gegensatz zur Fauna und Flora zwischen Berlin und der Ostsee?»
«Aber das meinst du jetzt schon ironisch, oder?»
«Ach was! Wie kommst du denn darauf? Übrigens, ich bin am Montag krank.»
«Haha, der war gut! Aber jetzt mal Klartext. Was ist passiert?»
Jule warf erst ihren Rucksack in die Ecke, bevor ihre Schuhe eine Flugshow durchs Wohnzimmer veranstalteten.
«Sage mal, gehts noch? Was kommt als Nächstes? Möchtest du unsere Möbel aus dem Fenster schmeißen?»
Jule ließ sich aufs Sofa fallen. Sie raufte sich ihre blonden Haare und atmete mehrere Male unüberhörbar ein und aus.
«Ich werde mal die Pizza vorm Verbrennen retten. Wenn du reden magst, ich bin in der Küche.»
Statt zu reden, blieb Jule noch eine Zeit lang auf dem Sofa liegen und dachte an Montag und die Frage, wie unfair die Welt sein konnte. Warum bekommt ausgerechnet sie ein Projekt, was weder ihrem Erst- noch ihrem Zweitwunsch entsprach? Alle anderen aus ihrer Klasse haben auch eins ihrer Wunschprojekte bekommen. Abgesehen von Inga.
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Später, vor Jule lag eine duftende Thunfischpizza, erzählte sie von ihrem Frust aus der Schule. Manchmal nickte der Vater oder schüttelte den Kopf. Jule redete und redete. Sie sprach sich ihren Kummer von der Seele.
«Ich glaub, jetzt bin ich fertig!»
«Cool! Darf ich was dazu sagen?»
«Wenn du willst!»
«Ich kann dich absolut verstehen. Ich würde mich an deiner Stelle auch ungerecht behandelt fühlen. Du solltest aber niemals davon ausgehen, dass man dir alle Wünsche erfüllen kann.
Du möchtest in ein Projekt mit Inga.
Wunsch erfüllt!
Du möchtest in kein Projekt mit diesem Typen, deren Namen du mir verboten hast auszusprechen.
Wunsch erfüllt!
Du bist in keinem Projekt mit dem Drachen.
Wunsch erfüllt!»
Mit dem Drachen meinte Jules Vater Frau Schulze. Er kam einmal vom Elternabend und fragte, was das für ein Drache war, der da vorne am Lehrertisch saß.
«Nun hast du zwar nicht dein Projekt bekommen, aber wenn du mal ganz tief in dich gehst, welchen erfüllten Wunsch würdest du opfern, um entweder Basketball zu spielen oder zu töpfern?»
Jule kratzte sich am Kopf. «Schwierig!»
«Klar ist das schwierig. Aber nehme die Situation doch ruhig so an. Es liegt an dir, das Beste daraus zu machen. Außerdem entkommst du am Dienstag und am Donnerstag meinen Kochkünsten.» Beide lachten.
«Und mit dem Seifert kommst du doch gut klar.»
«Naja, abgesehen davon, dass der ein Verhältnis mit der Schulze haben soll, ist der schon okay.»
Jules Vater kannte dieses Gerücht. Es ärgerte ihn. In aller Deutlichkeit ließ er seine Tochter wissen, dass sowas niemals in der Schule herumposaunt werden darf. Das kann eine Menge Ärger mit sich bringen. Für Herrn Seifert. Aber auch für Jule.
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Das Wochenende plätscherte vor sich hin und Jule arrangierte sich mehr und mehr mit dem Gedanken, ab Montag für fünf Tage durch die Pampa zu ziehen.
Am Samstag ging sie mit ihrem Vater shoppen, um das Nötigste für die kommende Woche einzukaufen. Sie standen an der Kasse von einem dieser übergroßen Gemischtwarenkaufhäuser. Als der Betrag an der Kasse erschien, warf Jules Vater ihr einen erschrockenen Blick zu.
«Ja, also,... das Nötigste», stotterte Jule und lächelte verlegen.
Am Abend trudelte eine E-Mail von Herrn Seifert ein.
Liebe Eltern!
Ihr Kind nimmt ab kommenden Montag an dem Projekt «Flora und Fauna zwischen Berlin und der Ostsee» teil. Wir treffen uns um 09.00 Uhr vor dem Bahnhofsgebäude in Bernau unter der großen Bahnhofsuhr. Bitte geben Sie Ihrem Kind einen Schlafsack, eine Isomatte, ein Zelt und etwas Taschengeld mit. Bitte vergessen Sie nicht die Dinge für den persönlichen Bedarf. Die Schüler und ich werden vom Bahnhof Bernau Richtung Ostsee laufen und dabei jede Menge Spaß haben.
Für Rückfragen stehe ich Ihnen unter meiner Handynummer zur Verfügung, (0155/454545).
Mit freundlichen Grüßen
Frank Seifert
Am Sonntag chattete Jule pausenlos mit Inga. Sie schmiedeten Pläne, wie sie die Woche gemeinsam durchhalten könnten. Nur ging Inga jedes Mal der Frage aus dem Weg, wo und wann sich beide am Montag treffen wollten. Eigentlich war Inga diejenige, die alles durchplante und lieber heute als morgen Absprachen traf. Diesmal aber nicht.
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Jule riss die Augen auf. Musik dröhnte durch die Wohnung. Dieses Wecken kannte sie von ihrem Vater. Lustig fand sie das nur die ersten Male. Inzwischen nervte es. Weiterschlafen war unmöglich. Sie schälte sich aus ihrem Bett, flüchtete ins Bad und der Knall der Badezimmertür übertönte für einen kurzen Moment die Musik.