Undankbares Berlin - Siekierka Torsten - E-Book

Undankbares Berlin E-Book

Siekierka Torsten

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Beschreibung

In einer Stadt, die niemals schläft, ist im Schutze der Nacht das Böse auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Helene Eberle, die charmante Ermittlerin, bricht ihren Urlaub ab, und begibt sich auf Spurensuche. Inmitten all der Grausamkeiten, durchzogen von Rassismus und falschen Fährten, kämpft sie an vorderster Front. Mit jedem Tag kommt sie dem Täter näher.Wird es ihr gelingen, den Serienmörder zu fassen?Mit "Undankbares Berlin" setzt der Autor Torsten Siekierka die Serie um seine beliebte Ermittlerin fort. Die Protagonisten aus dem ersten Teil finden auch in diesem Band ihren Platz. Helene Eberle kämpft nicht nur gegen Verbrechen. Sorgen und Nöte, aber auch Gefühle, gehören zu ihrem Alltag.Lassen Sie sich mitreißen und begleiten Sie Helene und ihr Team durch Berlin.

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Dienstag, 23. Dezember

17:30 Uhr, Knaackstraße, Prenzlauer Berg

Noch bevor er die Tür öffnete, schob sich ein Bild in seinen Kopf. Ein Bild von dem, was ihn hinter der Tür erwartete. Jahrelang kämpfte er für seine geliebte Mutter. Doch an diesem Tag wurde ihm schmerzlich klar, er verlor nicht nur diesen Kampf, er verlor auch den wichtigsten Menschen in seinem Leben.

Die Mutter, die immer an seiner Seite stand, ihm Geborgenheit gab und Fehler verzieh. Die Mutter, die ihm früher mit einem Lächeln den Tag rettete, wenn ihn die anderen Kinder ärgerten. Die Mutter, die sich bedingungslos für ihn einsetzte und gesund pflegte, wenn er krank war. Und er war oft krank.

Seine Hand zitterte wie die eines Junkies, der sich dringend den nächsten Schuss setzen musste. Sein Atem stockte. Die Türklinke fühlte sich an, als müsse er das Gewicht eines Lastwagens herunterdrücken. Nein, er wollte diese Tür nicht öffnen. Aber er musste. Für seine geliebte Mutter. Für den einzigen Menschen in seinem Leben, dem er jemals hatte vertrauen können.

Seine Mutter äußerte vor Stunden einen letzten Wunsch: Sie wollte allein sein. Nur dieses eine Mal. Und es war ihm unmöglich, ihr diesen Wunsch auszuschlagen. Noch einmal erkannte er dieses Strahlen in ihren Augen, dass er in den letzten Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihre Augen leuchteten wie Sterne am Nachthimmel.

Ihm blieb keine Wahl. Er verließ die gemeinsame Wohnung. Stunden später kehrte er zurück. Und nun stand er im Flur, vor der Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer. Mit letzter Kraft drückte er schließlich die Klinke nach unten. Die Tür schob er nur einen winzigen Spalt auf. Er wollte sie noch einmal sehen. Nur noch einmal ihre kurzen, rotgefärbten Haare streicheln, ihr zärtlich die Brille abnehmen und diese auf den Nachttisch legen.

Durch den Spalt sah der 28-jährige Sebastian Strehlow die dicke Daunenbettdecke mit dem grünen Bezug. Sie lag ordentlich zusammengelegt auf dem Bett. Mit all seinem Mut schob er die Tür einen Spalt weiter auf. Jetzt erkannte er es deutlich: Das Bett war leer.

Erst flüsternd, dann unüberhörbar rief er nach ihr.

»Mutti? Mutti, wo bist du?« Er lief ins Wohnzimmer. Nichts! Im Flur standen ihre schwarzen Wildlederstiefel ordentlich neben seinen Pantoffeln. »Mutti?« Verzweiflung schallte durch die Altbauwohnung. Ein erneuter Blick ins Schlafzimmer. Vielleicht übersah er irgendetwas? Er setzte seine Suche im Arbeitszimmer fort. Das Arbeitszimmer. Früher sein Kinderzimmer. Ein heller Raum, dessen Wände noch immer Kinderzeichnungen schmückten. Auf dem schlichten Schreibtisch standen Fotos von ihm und seiner Mutter.

Ja, seine Mutter und er vertrauten nur sich. Die Welt außerhalb der eigenen vier Wände hatte sich viel zu oft viel zu grausam gezeigt, viel zu grausam angefühlt.

Ihm fiel auf, dass er die Wohnung lange nicht mehr so blitzblank wahrgenommen hatte. Ein Hoffnungsschimmer. Wann hatte seine Mutter das letzte Mal so viel Energie besessen, die Wohnung aufzuräumen? In den letzten Jahren fiel das mehr und mehr in seinen Aufgabenbereich. Was ihn, neben seiner Vollzeitstelle als Pförtner, oft überforderte. In der Küche holte er ein Glas aus dem Einbauschrank, füllte es mit Wasser und führte es zum Mund. Durch das Fenster erkannte er den altehrwürdigen Wasserturm, den ältesten Wasserturm Berlins. Der stand einfach nur da, seit 1877, und rührte sich nicht von der Stelle. Anders als Strehlow, der nun gedankenverloren durch die Wohnung schlich.

»Mutti, wo bist du?« Ihm kam eine Idee. Er rannte ins Wohnzimmer. Auf dem Handydisplay tippte er ihre Nummer ein, doch seine Mutter war nicht zu erreichen. Verzweifelt schlich ihr Sohn Richtung Bad. Er öffnete die Tür.

Das Mobiltelefon klemmte noch zwischen den verschrumpelten Fingern seiner Mutter, die in der Badewanne lag.