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Würdest du für ein Mädchen kämpfen, das verloren scheint? Als der junge Geschäftsmann Luca Ferrera Amanda nach zwei Jahren zufällig wieder begegnet, ist das Gefühl, sie beschützen zu müssen, größer denn je. Als wäre es gestern gewesen, erinnert er sich an ihr zauberhaftes Lachen, aber auch daran, wie sie ihn plötzlich von sich gestoßen hatte und welchen leblosen Ausdruck ihre zauberhaften braunen Augen dabei angenommen hatten. Doch Amanda ist längst nicht mehr das Mädchen von damals, das ihre Eltern in hübschen Kleidern zu wichtigen Veranstaltungen begleitet hatte. Sie lebt auf der Straße, kämpft sich von Tag zu Tag und versucht einfach nur zu überleben. Luca ahnt nicht, dass Amanda noch ein weiteres Geheimnis mit sich herumträgt. Ein Geheimnis, das unmittelbar mit dem Abend verknüpft ist, an dem er sie zum ersten und zum letzten Mal sah. Wie wird er reagieren, wenn er die Wahrheit erfährt? Und wird er Amanda retten können, bevor ihre Freunde sie völlig in einen Sumpf aus Drogen, Alkohol und Gewalt ziehen?
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Seitenzahl: 264
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Millionaires Fight
SABRINA HEILMANN
New Adult
Dieses Werk ist reine Fiktion. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie Schauplätzen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle darin beschriebenen Vorkommnisse sind frei erfunden.
Copyright © Sabrina Heilmann, 2017
Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren, Vervielfältigen und Weitergabe sind nur zu privaten Zwecken erlaubt. Der Weiterverkauf des eBooks ist ausdrücklich untersagt. Der Abdruck des Textes, auch nur in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
Korrektur: Andreas März, www.am-korrektorat.de
Coverbild © Sabrina Heilmann
Coverfotos: © LIGHTFIELD STUDIOS, www.fotolia.com
Inhaltsverzeichnis
AMANDA
Das Buch
Vorwort
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Epilog
Ein Wort zum Schluss
Die Autorin
Weitere Veröffentlichungen
Impressum
Würdest du für ein Mädchen kämpfen, das verloren scheint?
Als der junge Geschäftsmann Luca Ferrera Amanda nach zwei Jahren zufällig wieder begegnet, ist das Gefühl, sie beschützen zu müssen, größer denn je. Als wäre es gestern gewesen, erinnert er sich an ihr zauberhaftes Lachen, aber auch daran, wie sie ihn plötzlich von sich gestoßen hatte und welchen leblosen Ausdruck ihre zauberhaften braunen Augen dabei angenommen hatten.
Doch Amanda ist längst nicht mehr das Mädchen von damals, das ihre Eltern in hübschen Kleidern zu wichtigen Veranstaltungen begleitet hatte. Sie lebt auf der Straße, kämpft sich von Tag zu Tag und versucht einfach nur zu überleben.
Luca ahnt nicht, dass Amanda noch ein weiteres Geheimnis mit sich herumträgt. Ein Geheimnis, das unmittelbar mit dem Abend verknüpft ist, an dem er sie zum ersten und zum letzten Mal sah.
Wie wird er reagieren, wenn er die Wahrheit erfährt? Und wird er Amanda retten können, bevor ihre Freunde sie völlig in einen Sumpf aus Drogen, Alkohol und Gewalt ziehen?
Liebe Leser,
zu Beginn möchte ich gern ein paar Worte loswerden. Dieser Roman ist etwas Besonderes.
Warum?
Weil ich ihn eigentlich unter meinem geheimen Pseudonym Ive Banks veröffentlichen wollte. Da ich in den letzten Wochen allerdings ein bisschen Zeit zum Nachdenken hatte und ich zu der Erkenntnis gekommen bin, mich nicht hinter Pseudonymen verstecken zu müssen, erscheint dieser Roman unter meinem richtigen Namen, so wie alle zukünftigen Romane auch.
Meine Pseudonyme, nicht nur Ive Banks, sondern auch Lucie Heart, dienten in erster Linie der Abgrenzung verschiedener Genre.
Allerdings bin ich mir sicher, dass ihr versteht, dass ich als Autorin genauso vielseitig bin, wie ihr als Leser. Deswegen wird es die Pseudonyme ab diesem Zeitpunkt nicht mehr geben. Der Name Sabrina Heilmann wird ab nun nicht mehr nur für emotionale Liebesromane stehen, sondern auch für Geschichten mit Dark Romance- und Erotik-Einfluss. In jedem Roman wird klar gekennzeichnet sein, um welches Genre es sich handelt.
In »AMANDA – Millionaires Fight« greife ich bewusst eines von Berlins wichtigsten Thematiken auf: Straßenkinder.
Ich möchte einen authentischen Einblick gewähren und es nicht schönreden. Es handelt sich um keinen reinen Liebesroman. Erwartet bitte keinen Kitsch, keine rosa Wölkchen und Zuckerwatte. Aber auch keinen »Bad Boy-Standard«-Millionär, wie er bereits durch gefühlte tausend Bücher geistert. Das wäre einfach nicht ich.
Wer mit eventuell deutlichen Beschreibungen und direkten Ausdrucksweisen nicht klarkommt, den möchte ich nicht zwingen, diesen Roman zu lesen. Erotik gibt es in diesem Roman nicht.
Wer also Lust auf einen etwas anderen New Adult Roman hat, dem wünsche ich viel Spaß beim Amandas Geschichte. Schön, dass ihr einen Blick riskiert.
Alles Liebe,
Sabrina
AMANDA
Ich hatte davon gehört, dass das Leben sich manchmal von einer auf die andere Sekunde einfach veränderte, sich um einhundertachtzig Grad drehte und dann nie wieder so war, wie man es kannte.
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mir das selbst passieren würde.
In der einer Sekunde hatte ich noch mit dem süßesten Typen der ganzen Veranstaltung gesprochen, schon in der nächsten Sekunde hatte man mir alles genommen, was mir wichtig war.
Schluchzend rannte ich durch den Veranstaltungssaal, doch niemand bekam mich wirklich mit. Menschen, die mich noch vor Stunden für mein atemberaubendes Outfit gelobt hatten, sahen nun einfach durch mich hindurch. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich auch nicht bemerkt werden. Ich wollte nur noch weg.
Ich stieß die beiden großen Flügeltüren auf und rannte so schnell, wie ich konnte. Der Schmerz tat nicht nur körperlich von dem weh, was mir angetan wurde, nein, er fraß sich direkt in mein Herz und brachte es um. Er brachte mich um.
Ich rannte noch schneller, kniff dabei schluchzend die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Die Bilder der letzten Stunde brannten sich in mein Gedächtnis. Bild für Bild, Gefühl für Gefühl, Schmerz für Schmerz. Ich wollte, dass es aufhörte, dass diese Mischung aus Abscheu, Angst und dem Wunsch, es zu verdrängen, endlich verschwand. Aber das tat es nicht.
Ich stieß eine weitere Tür auf und die kühle Berliner Luft empfing mich. Ich spürte die Kälte kaum, denn in meinem Inneren war bereits alles zu Eis erstarrt.
Beim Rennen hob ich den Rock meines Kleides an und eilte die Treppenstufen nach unten. Ich wollte nach Hause. Ich wollte nur noch unter die Dusche, mir diesen Abend vom Körper waschen und mich in mein warmes, sicheres Bett legen, um zu weinen. Keine Sekunde länger konnte ich an diesem Ort bleiben, ein Ort voller Scheinheiligkeit und Schauspielerei.
Ich achtete nicht auf meine Umgebung, ignorierte den Verkehr und rannte über die Straße. In diesem Moment war mir egal, ob ich sterben würde, denn man hatte mich bereits umgebracht. Vielleicht reagierte ich aus diesem Grund auch nicht mit Angst, als die beiden Lichter des Sportwagens auf mich zugerast kamen und ich das Quietschen der Bremse hörte. Ich blieb wie angewurzelt stehen, hob leicht den Kopf und sah meinem Schicksal entgegen. Das Auto würde nur das beenden, was bereits angefangen worden war. Danach wäre ich frei ... frei von allem. Frei von ihm.
Doch es passierte nichts.
Der Wagen kam kurz vor mir zum Stehen und ein junger Mann stieg aus.
»Hey, was machst du denn?«, fragte er und kam zu mir gelaufen. Er packte mich leicht an der Schulter, doch ich schreckte sofort zurück.
»Lass mich«, flüsterte ich, ohne ihn genauer anzusehen, und wollte weiterlaufen. Doch seine Hand schnellte an mein Handgelenk und drehte mich zu ihm um.
»Amanda, hey, sieh mich an. Was ist los?« Er wollte mich zu sich ziehen, doch ich schob ihn nur weg und blickte auf.
Es war Luca ... der junge Mann, mit dem ich mich kurz unterhalten hatte, bevor mein Leben sich für immer veränderte.
»Nein!«, weinte ich, riss mich von ihm los und rannte.
AMANDA
Zwei Jahre später
Ich fühlte mich furchtbar ... schwach und ausgelaugt. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag geschlafen, doch es gab Regeln.
»Amy, ich bin mir sicher, Matt versteht es, wenn du liegen bleiben möchtest.« Abby sank neben mir auf die Matratze, die zwischen Schutt, abgebröckelter Farbe und dem Müll der anderen lag.
»Wir wissen beide, Matt hasst mich. Ich könnte im Sterben liegen, er würde mich losschicken«, brachte ich leise hervor und hustete.
Es war Mitte Oktober und bereits fürchterlich kalt in Berlin. Nachts kamen die Temperaturen dem Gefrierpunkt schon ziemlich nahe. Auch wenn das alte Abbruchhaus in Mitte, das wir vor einigen Monaten gefunden hatten, uns bedeutend mehr Schutz vor dem Wetter bot als ein Platz unter der Brücke, war es dennoch eiskalt. Die beiden dünnen Decken, die ich besaß, hielten mich nur selten wirklich warm.
»Ich kann mit Matt sprechen, wenn du möchtest«, sagte meine beste Freundin und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie ließ ihre Finger über meine Stirn gleiten und seufzte leise. »Du hast Fieber. Ich werde dich auf keinen Fall mit rausnehmen.«
»Das hast du nicht zu bestimmten, Abby«, donnerte Matt plötzlich und kam auf uns zu. »Steh auf!«
Abby tat sofort, was er sagte, und trat zur Seite, während ich mich vorsichtig aufrichtete. Alles drehte sich, mir war warm und kalt zugleich und mein Kopf drohte zu explodieren. Matt, der sich zunächst bedrohlich vor mir aufbaute, beugte sich plötzlich zu mir und zog mich grob am Arm nach oben. Er gehörte zu den Menschen, der nichts auf die Gefühle anderer gab. Schon als ich ihn kennengelernt hatte, waren seine Augen tot gewesen. Die einzige Nuance, die man gelegentlich in ihnen erkannte, war Unberechenbarkeit ... vor allem, wenn er wieder etwas genommen hatte.
»Matt, du tust mir weh«, stöhnte ich auf, doch das interessierte ihn nicht. Das tat es nie.
Matt war mindestens drei Köpfe größer als ich und bedeutend stärker. Er trainierte regelmäßig mit den anderen Jungs, unter dem Vorwand, dass sie uns beschützen könnten, sollte es einmal ungemütlich werden. Er war so etwas wie der Anführer unserer kleinen Gruppe, was kein Wunder war, schließlich lebte er bereits auf der Straße, seit er mit dreizehn Jahren von zu Hause weggelaufen war. Das war nun zwölf Jahre her. Er machte uns immer wieder klar, dass er die meiste Erfahrung hatte und dass wir einfach nur zu gehorchen hätten.
Matt und ich waren schon kurz nach unserem Kennenlernen aneinandergeraten. Ich war nie ein Mensch gewesen, der den Mund hielt, wenn ihm etwas nicht passte. Zumindest früher nicht. Heute sah das ein bisschen anders aus. Ich legte mich nicht mehr mit Matt an. Nicht, weil ich sein Verhalten plötzlich tolerierte, sondern weil ich nur die Tage hinter mich bringen wollte. Das Leben auf der Straße hatte an meinen Nerven gezerrt und ich hatte einfach keine Kraft mehr, mich gegen alles und jeden aufzulehnen.
Wie bereits erwähnt, es gab Regeln – Matts Regeln – und ich akzeptierte sie, weil ich es einfach musste.
»Also Prinzessin Amanda, welches Wehwehchen haben wir, dass wir unsere Aufgabe heute nicht erfüllen wollen?«, spottete Matt und schob mich an die Wand, seine Hand fest um meinen Arm gelegt.
»Keins, Matt, überhaupt keins«, erwiderte ich leise und verzog mein Gesicht vor Schmerz, da er seinen Griff verstärkte.
»Matt, ich werde sie nicht mitnehmen«, schaltete sich nun Abby ein. Sie und Matt kannten sich länger und verstanden sich auch besser. Manchmal kam es sogar vor, dass er auf sie hörte. »Sie ist erkältet und mir absolut keine Hilfe.«
»Erkältet also«, grummelte er und sah von mir zu Abby und wieder zu mir. Mit der freien Hand umschloss Matt mein Gesicht und drückte meinen Kiefer zusammen. Er zwang mich, ihn anzusehen. Der Blick in seine Augen verriet mir, dass er erst vor Kurzem etwas genommen haben musste. Drogen und Alkohol waren eine sichere Zuflucht für Straßenkinder. Auch ich hatte mich anfangs oft betrunken, genauso wie ich das Zeug probiert hatte, dass die anderen so nahmen.
Es machte mich kaputt, das hatte ich schnell bemerkt und doch ... manchmal blieb es einfach die Garantie für einen guten Tag.
»Matt, komm schon. Ich kann allein Kohle und Essen besorgen. Amy soll sich ausruhen.« Abbys Stimme nahm einen panischen Unterton an, der mir nicht entging, Matt aber sehr wohl. Er war wieder in dieser Phase, in der man nicht wusste, was die Drogen als Nächstes mit ihm anstellten.
»Einen Scheiß wirst du, Abby. Seit diese Göre hier aufgetaucht ist, macht sie nur Probleme«, schrie Matt, löste seine Hand von meinem Arm und schlug gegen die Wand neben meinem Kopf. Ich zuckte instinktiv zusammen, doch das ermutigte ihn nur, den Druck auf meinen Kiefer zu erhöhen. »Verpiss dich, Amy, und krepier an deiner Scheißerkältung!«
Unsanft schob er mich von sich weg und ich stolperte in Abbys Arme. In meinem Kopf drehte sich alles und ich brauchte einen Moment, um wieder zu mir zu finden.
»Verschwindet! Alle beide!«, brüllte Matt und Abby zog mich schnell weg von ihm.
»Amy, komm«, flüsterte sie und ich folgte ihr wie in Trance. Wir eilten die Treppenstufen nach unten und aus dem Haus heraus. Hätte Abby mich nicht mit sich gezogen, ich hätte keinen Schritt allein gehen können. Mir war schwindlig, schlecht und kalt ... so schrecklich kalt.
»Wir gehen zum Alex, dort gibt es ein kleines, nicht so teures Café. Ich ... ich habe noch ein bisschen Geld, das ich vor Matt versteckt habe.«
»Ich will nicht, dass du dein Geld für mich ausgibst«, flüsterte ich schwach, doch meine beste Freundin schüttelte nur den Kopf. »Du hast es sicher aus einem bestimmten Grund zurückgehalten.«
»Das ist jetzt überhaupt nicht wichtig.« Abby schenkte mir ein besorgtes Lächeln.
Als wir einige Minuten später an dem Café am Alexanderplatz ankamen, brachte Amy mich hinein. Sie schob mich behutsam auf einen bequemen Sessel an der Heizung, drückte mir das Geld in die Hand und bestellte einen Pfefferminztee für mich.
»Du bleibst hier, bis ich dich holen komme, okay? Ich beeile mich.«
»Danke!«
»Nicht dafür«, sagte meine beste Freundin und lächelte sanft. Sie verschwand aus dem Café und kurze Zeit später brachte die Kellnerin mir meinen Tee.
Ich spürte ihren abschätzigen Blick, doch dieser prallte schon lange an mir ab.
»Danke«, flüsterte ich dennoch freundlich, nachdem sie die Tasse abgestellt hatte. Ich wusste genau, was sie dachte, doch offenbar hatte sie zu viel Anstand, es auszusprechen.
Seufzend nahm ich die Tasse in die Hand, um mich zu wärmen. Ich kugelte mich in dem riesigen Sessel zusammen, in der Hoffnung, dass niemand mich bemerken würde.
Doch wieder einmal sollte ich mich täuschen.
LUCA
Wie jeden Abend, wenn ich aus dem Büro kam, holte ich mir in Melindas Café noch einen Kaffee. Es war der Beste in ganz Mitte und ich brauchte ihn, um runterzukommen, so seltsam das klingen mochte.
Nach meinem Architekturstudium in meiner eigentlichen Heimat Italien kam ich nach Berlin, wo ich direkt den Auftrag für einen neuen Bürokomplex bekam. Ein Jahr arbeitete ich als Architekt, bevor ich ein Immobilienbüro gründete. Durch den Abschluss geschickter Deals machte ich mir schnell einen Namen und gehörte mittlerweile zu Berlins erfolgreichsten Jungmillionären.
Meine Eltern, die nach wie vor in Italien lebten, führten ein millionenschweres Modelabel. Auch wenn ich wusste, dass ich es eines Tages erben würde, hatte ich mich nie auf dem Erfolg meiner Familie ausgeruht. So war ich auch nicht erzogen worden. Ich wollte es immer allein schaffen, und das gelang mir.
Ich öffnete die Tür des kleinen Cafés und sah mich kurz um. Einen Moment streifte mein Blick ein junges Mädchen in der Ecke, das zusammengekauert in einem Sessel saß und verloren aus dem Fenster sah. Doch ich schenkte der Situation nicht mehr Bedeutung als nötig.
»Hey.«
»Hey Luca«, begrüßte mich Melinda und bereitete mir, ohne zu fragen, einen großen Kaffee zu. »Du siehst gestresst aus.« Sie sah einen Moment von ihrer Kaffeemaschine nach oben.
»Frag nicht, mein Buchhaltungssystem ist heute komplett zusammengebrochen. Die Mädels aus der Abteilung sind beinahe durchgedreht und ich durfte den Spaß ausbaden.«
Sie lachte leise und reichte mir den Kaffeebecher über den Tresen. Ich gab ihr das Geld und öffnete mir eine Tüte Zucker, die ich mit etwas Milch in den Kaffee gab.
»Und? Habt ihr es wieder hinbekommen?«
»Ja, zehn Minuten vor Feierabend. Eigentlich bräuchte ich nach diesem Tag zehn von deinen wunderbaren Kaffees.«
Melinda schenkte mir ein zufriedenes Lächeln. Sie war hübsch, wenn sie lachte. Und obwohl ich schon seit Jahren hierherkam und sie ungefähr in meinem Alter war, hatte ich sie bisher nie nach einem Date gefragt. Warum eigentlich nic...
Die Tür wurde mit einem lauten Knall aufgeschlagen und alle Augen flogen zu einem großen, trainierten Typen in Springerstiefeln.
»Ist das dein Verständnis von Zusammenhalt?«, brüllte er durch den Laden und ging auf das Mädchen zu, das nach wie vor zusammengerollt in dem Sessel saß. Erschrocken sah sie ihn an, als er sie grob am Arm packte und nach oben zog.
»Ich wusste, dass sie Probleme machen würde«, grummelte Melinda und wollte gerade hinter dem Tresen hervorgehen.
»Lass mich das machen«, sagte ich schnell und Melinda nickte dankbar. Ich ging auf den Typen zu, der gerade dabei war, das Mädchen, das ihm eindeutig unterlegen war, aggressiv aus dem Laden zu schleifen.
»Lass sie los«, sagte ich erstaunlich ruhig, doch er ließ sich nicht von mir beirren.
Das Mädchen blickte mich hilflos an. Ihr schmales, herzförmiges Gesicht war blass, ihre braunen Augen wirkten leer und durch die dunklen Ringe kraftlos. Sie trug eine schwarze, verschlissene Jeans, einen weiten Pulli mit einem Aufdruck und eine ausgeblichene rote College-Jacke. Die langen Strähnen ihres hellbraunen Haares fielen ihr ins Gesicht, als der Typ sie herumwirbelte und aus dem Laden schubste.
»Sie hat noch nicht bezahlt«, rief Melinda mir nach, doch das war gerade meine geringste Sorge. Dieser Typ schien, als wäre er zu allem fähig.
»Ich habe gesagt, du sollst sie loslassen!«, sagte ich etwas lauter und bekam endlich seine Aufmerksamkeit.
»Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, du Spinner«, beleidigte er mich.
Als mich der hilflose Blick des Mädchens traf, durchzog mich ein Gefühl von Vertrautheit. Wo hatte ich sie nur schon einmal gesehen?
»Komm her«, flüsterte ich und streckte ihr die Hand entgegen. Sie wirkte ängstlich und traute sich kaum, einen Schritt auf mich zuzumachen.
»Amanda, mach keinen Fehler«, knurrte der Typ, doch sie reagierte nicht auf ihn. Sie sah mir starr in die Augen und wandte ihren Blick nicht ab.
Ihr Name hallte wieder durch meinen Kopf und löste ebenfalls Vertrautheit aus.
Amanda.
Und plötzlich wusste ich es. Es war der jährliche Dezemberball vor zwei Jahren gewesen, als ich sie kennengelernt hatte.
Amanda Thiel, die Tochter des bekannten Berliner Architekten John Thiel. Wir hatten uns an diesem Abend kurz unterhalten, damals war sie gerade sechzehn Jahre alt gewesen. Obwohl sie zehn Jahre jünger als ich selbst war, hatte an diesem Abend dennoch eine Reife an den Tag gelegt, die mich beeindruckt hatte.
Doch dieses Mädchen, das nun vor mir stand, hatte kaum mehr etwas mit ihr gemeinsam. Sie wirkte kränklich und kraftlos, sie strahlte nicht mehr, ging stattdessen unter wie ein Schatten.
Ich dachte an unsere letzte Begegnung, als sie mir beinahe vor das Auto gelaufen war und mich mit diesem toten Blick angesehen hatte. Das komplette Gegenteil zu dem strahlend schönen und glücklichen Mädchen, von dem ich mich zuvor verabschiedet hatte.
»Amanda, komm her«, sagte ich mit Nachdruck und ging einen Schritt auf sie und den Typen zu. Plötzlich wollte ich noch mehr, dass sie Abstand zwischen sich und diesen Idioten brachte.
Als sie wieder nicht reagierte, löste ich meinen Blick von ihr und sah drohend zu dem Typen, der sich wie ein Pitbull vor ihr aufgebaut hatte.
»Wenn du nicht in den nächsten Sekunden verschwindest und das Mädchen in Ruhe lässt, rufe ich die Polizei.« Meine Stimme war ruhig, ließ aber keinen Widerspruch zu. Einige Sekunden hielt er meinem Blick stand, wandte sich aber schnell ab und packte Amandas Kiefer.
»Ich kann nur für dich hoffen, dass du dich nie wieder in meiner Nähe blicken lässt«, raunte er ihr zu. »Ansonsten bringe ich dich um.«
Mit einer schnellen Handbewegung schleuderte er ihren Kopf zur Seite, stieß sie an und verschwand. Amanda taumelte, doch ich war schnell bei ihr und zog sie an mich. Kaum dass ich bemerkte, wie ihre Augen flatterten, sank sie in sich zusammen und zog mich mit zu Boden.
»Amanda, hey.« Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht und berührte ihre Stirn. Sie war kochend heiß.
»Luca, soll ich einen Arzt rufen?« Melinda war aus dem Café gekommen und schaute besorgt zu uns.
»Kein ... keinen Arzt ... bi.. bitte«, sagte Amanda mit kratziger Stimme und klammerte sich schwach an mich. Vorsichtig öffnete sie die Augen.
»Dann lass mich dich nach Hause bringen«, flüsterte ich.
»Nicht nach Hause ...« Vorsichtig richtete sie sich auf und stützte ihren Kopf. »Bitte, ich muss ... ich muss Abby Bescheid sa...«
Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust und ich spürte, wie ihr Körper erneut in sich zusammensackte.
»Was machen wir jetzt?«, wollte Melinda wissen, während ich mit Amanda auf dem Arm vorsichtig aufstand.
»Ich nehme sie mit zu mir nach Hause. Ich kenne sie ... und ihre Eltern. Was schuldet sie dir noch?«
Melinda machte eine abwinkende Handbewegung. »Bring sie einfach nur aus der Kälte raus.«
Ich nickte. »Bis morgen, Melinda.« Sie schenkte mir ein Lächeln und ich steuerte direkt auf ein Taxi zu. Auch wenn ich in einem Haus hier in Mitte wohnte, und deswegen oft zu Fuß zur Arbeit ging, würde ich mit Amanda auf dem Arm zu lange brauchen. Sie musste dringend in ein Bett.
Der Taxifahrer hatte beobachtet, was passiert war, und stellte deswegen keine Fragen. Die Fahrt dauerte nur drei Minuten. Ich bezahlte den Mann und stieg mit Amanda aus, die langsam wieder zu sich kam.
»Es ist alles gut«, flüsterte ich und drückte sie fester an mich. Es war eine Kunst, meinen Schlüsselbund aus der Hosentasche zu bekommen und die Tür aufzuschließen, doch es gelang mir. Mit dem Ellbogen betätigte ich den Knopf des Fahrstuhls, der uns in die vierte Etage brachte.
Kaum dass ich die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, legte ich sie auf meine große, weiße Eckcouch, zog ihr die Schuhe von den Füßen und deckte sie zu.
Seufzend betrachtete ich Amanda und musste wieder an den Abend vor fast zwei Jahren denken. In der vergangenen Zeit hatte ich mir oft die Frage gestellt, ob ich in dieser Situation richtig gehandelt hatte. War es schlau gewesen, sie einfach gehen zu lassen, ohne zu wissen, was eigentlich passiert war?
Ich weiß nicht warum, aber an diesem Abend hatte Amanda ein Gefühl bei mir ausgelöst, das ich nicht beschreiben konnte. Ich wollte sie beschützen, auf sie aufpassen und für sie da sein ... wie ein großer Bruder für seine kleine Schwester.
»Was ist dir nur passiert, Amanda?«, fragte ich leise in den Raum hinein und wusste bereits in diesem Moment, dass ich sie nicht mehr aus den Augen lassen würde. Nie wieder.
AMANDA
Panisch schreckte ich auf und wusste im ersten Moment nicht, wo ich mich eigentlich befand und was zuletzt geschehen war. Ich schob die Decke von meinem Körper und sah mich in der fremden Wohnung um. Sie war stilvoll eingerichtet und wirkte verboten teuer. Wo war ich nur?
Plötzlich fiel mein Blick auf den schlafenden jungen Mann neben mir und die Erinnerungen kehrten langsam zurück. Ich hatte im Café gesessen, wo Matt mich aufgespürt hatte. Er hatte mich angeschrien und nach draußen gezogen, bis ... bis Luca eingeschritten war.
Stumm ruhte mein Blick auf ihm. Vor zwei Jahren hatte ich ihn kennengelernt und seitdem nicht mehr gesehen. Luca hatte sich in den letzten Jahren kaum verändert. Vielleicht trug er seine dunklen Haare nun etwas wilder und frecher und seine jungenhaften Gesichtszüge waren durch den Dreitagebart ein bisschen männlicher geworden. Doch sonst hatte er sich nicht verändert. Noch immer umgab ihn diese freundliche, charismatische Ausstrahlung, sein italienischer Charme, wie ich vor zwei Jahren gescherzt hatte.
Vor zwei Jahren ... als ich noch ein Teil der Gemeinschaft war, in der er verkehrte, und nicht der Abschaum Berlins, den man gern versuchte zu ignorieren.
Die Gemeinsamkeiten, die wir damals im Gespräch festgestellt hatten, waren nun durch eine unüberbrückbare Hürde voneinander getrennt worden. Die beiden Menschen, die sich einst gut verstanden hatten, existierten schon lange nicht mehr ... zumindest existierte die Amanda von früher nicht mehr.
Schnell stand ich auf, da ich auf keinen Fall hierbleiben konnte. Auch wenn ich mich nicht besser fühlte und mein Kopf immer noch unerträglich schmerzte, wollte ich so schnell wie möglich von hier verschwinden. Luca durfte nicht erfahren, was aus mir geworden war. Sicher hatten meine Eltern alles dafür getan, zu verheimlichen, dass ich abgehauen war und nun mit meinen asozialen Freunden, wie sie sie genannt hatten, auf der Straße lebte. Meinetwegen musste das auch niemand wissen, Luca schon gar nicht.
Leise nahm ich meine Jacke, die er mir ausgezogen hatte, und meine Schuhe, die neben der Couch standen, und schlich aus dem Wohnzimmer. Im Flur schlüpfte ich in meine Schuhe und wollte gerade die Hand an die Türklinke legen, als jemand das Licht anschaltete. Langsam drehte ich mich um und Luca stand im Türrahmen des Wohnzimmers, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick durchdringend auf mich gerichtet.
»Ernsthaft, Amanda, du würdest einfach so abhauen, obwohl wir uns zwei Jahre nicht gesehen haben?«
Ich kniff die Lippen fest aufeinander und erwiderte seinen Blick. »Du verstehst es nicht, Luca.«
»Dann erklär es mir und verschwinde nicht einfach.« Er seufzte leise und machte einige Schritte auf mich zu. Vorsichtig legte er seinen Handrücken an meine Stirn. »Du hast immer noch Fieber, ich lasse dich jetzt bestimmt nirgendwo hingehen. Pass auf, ich koche dir jetzt einen Tee und sicher habe ich auch noch irgendwo etwas gegen das Fieber. Und morgen Früh fahre ich dich nach Hause, einverstanden?«
Lucas Blick ruhte auf mir. Auch wenn ich ihn kaum kannte und unsere letzte und einzige Begegnung knapp zwei Jahre her war, war ich mir sicher, dass er ohnehin keinen Widerspruch duldete.
»Hmm«, brummte ich daher nur missmutig, schlüpfte aus den Schuhen und hing meine Jacke an den Haken. Ich folgte ihm in die Küche, wo er sofort das Wasser für den Tee ansetzte und schließlich einem Schrank nach Medizin suchte. Er fand nichts gegen Fieber, aber ein lösliches Pulver, das bei Erkältung helfen sollte, und Husten- und Bronchialtee. Ich trank das Glas mit dem aufgelösten Pulver leer und verzog angewidert das Gesicht. Luca goss in der Zeit den Tee auf und trug mir die Tasse ins Wohnzimmer.
»Luca?«, fragte ich leise und senkte meinen Blick auf meine schmutzigen Socken. Ich fühlte mich fürchterlich. Normalerweise nutzten Abby und ich die Zeit, in der wir für Matt Geld erschnorren sollten, auch dazu, in das nächstgelegene Obdachlosenheim zu gehen und wenigstens einmal am Tag zu duschen und wöchentlich unsere Kleidung zu waschen. Ein kleiner Luxus, den wir uns nicht nehmen ließen ... von niemandem.
»Ja?«
»Kann ich ... kann ich duschen gehen? Ich ... ich fühle mich fürchterlich. Und ... und hast du vielleicht ein paar Sachen für mich?« Unsicher sah ich auf und suchte seine ausdrucksstarken dunklen Augen.
»Natürlich, komm mit.« Zusammen gingen wir die Treppe im hinteren Teil des Wohnzimmers nach oben, die direkt in Lucas Schlafzimmer führte. Er öffnete seinen Kleiderschrank und suchte nach Sachen.
»Das sollte dir eigentlich passen«, sagte er und reichte mir einen Stapel Frauenkleidung und ein Handtuch.
»Will ich wissen, warum du die Sachen hier hast und von wem die sind?« Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
»Wahrscheinlich nicht«, erwiderte er und lächelte ebenfalls. »Das Bad ist dort.« Er deutete auf die Tür auf der anderen Seite des Bettes.
»Danke!«
Ich ging um das Bett herum und verschwand in dem kleinen Badezimmer. Mir stockte der Atem, als ich das Licht anschaltete. Die Dusche war ebenerdig und riesig. Das Design des Bads war modern und in dunklen Tönen gehalten. Auch wenn ich bisher nicht alles von der Wohnung gesehen hatte, ließ es sich nicht abstreiten, dass Luca in den vergangen zwei Jahren noch erfolgreicher geworden war.
Ich schlüpfte aus meinen Sachen und stieg unter die Dusche. Es dauerte einen Moment, bis ich die Temperatur richtig eingestellt hatte, doch dann war es einfach nur herrlich. Das heiße Wasser prasselte auf meine Haut und ich genoss jede Sekunde davon. Ich wusch meinen Körper und meine Haare und stieg schließlich aus der Dusche. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, betrachtete ich die Sachen genauer, die Luca mir gegeben hatte. Irgendwelche schicke Spitzenunterwäsche, schwarze Leggings und einen kuschligen, cremefarbenen Oversize-Pulli, in dem ich beinahe verschwand.
Ich verließ das Badezimmer und stockte, als ich mich im Spiegel des Kleiderschranks entdeckte. Die Sachen, die ich trug, waren teuer, auch wenn sie so schlicht waren. Früher hätte ich sie mir wahrscheinlich selbst gekauft. Heute hatte ich dafür kein Geld mehr ... ich hatte überhaupt nichts mehr.
»Na, fühlst du dich besser?«
Luca tauchte in der Tür auf und ich sah ihn erschrocken an.
»Ja, etwas«, flüsterte ich und ging auf ihn zu. »Danke noch mal!«
»Nicht dafür. Jetzt solltest du dich aber wieder hinlegen. Außerdem wird dein Tee kalt.« Er deutete zu seinem Bett, wo bereits meine Teetasse auf einem der Nachtschränke stand.
Ich nickte und ging um das Bett herum, um mich hinzulegen. Luca setzte sich auf die andere Seite des Kingsize-Bettes, während ich mich in die Decke kuschelte und kurz meinen Blick senkte.
»Warum machst du das, Luca?«, fragte ich leise, als ich wieder aufsah.
»Warum mache ich was?«
»Wir haben uns irgendwann vor zwei Jahren gerade einmal eine Stunde unterhalten, wir kennen uns quasi kaum. Warum hilfst du mir jetzt?«
»Das steht doch außer Frage. Du bist von so einem Idioten schlecht behandelt worden. Ich will nicht wissen, was er mit dir gemacht hätte, wäre ich nicht da gewesen. Außerdem geht es dir ganz offensichtlich nicht gut, natürlich helfe ich dir.« Nun war es Luca, der meinem Blick einen Moment auswich. »Ich habe oft an den Abend gedacht, an dem wir uns kennenlernten, an unser Gespräch, aber auch daran, was danach passiert ist. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob ich dir an dem Abend hätte folgen sollen. Als du letztes Jahr nicht zum Dezemberball gekommen bist – und glaub mir, ich habe so gehofft, dich zu sehen – habe ich mir noch mehr Sorgen gemacht.« Luca seufzte leise. »Ich hatte Angst, dass dir etwas passiert ist, Amy. Du warst so aufgelöst.«
»Ich lebe noch, wie du siehst«, flüsterte ich.
»Sag mir, was damals passiert ist.«
»Das kann ich nicht.«
»Und was wollte der Typ heute von dir? Er sah nicht wie jemand aus, mit dem ein Mädchen wie du Kontakt haben sollte.«
Lucas Fragen genügten, dass ich mich völlig verschloss. Ich konnte ihm nicht sagen, was an dem Abend vor zwei Jahren geschehen war, und er durfte schon gar nicht erfahren, wer Matt war.
»Ich kann nicht darüber sprechen«, erwiderte ich leise und drehte ihm den Rücken zu. »Ich sollte schlafen.«
»Amanda«, hauchte Luca hilflos, doch ich reagierte nicht mehr. Es war besser, wenn er nicht zu viel wusste. Er würde es ohnehin nicht verstehen.
LUCA
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Die Nacht saß mir doch tiefer in den Knochen, als gedacht. Vorsichtig drehte ich mich zur Seite, um zu sehen, ob Amanda bereits wach war, doch ihre Bettseite war leer. Sofort sprang ich auf und lief aus dem Schlafzimmer.
»Amanda?«, rief ich durch meine Wohnung, erhielt aber keine Antwort.
Ich durchsuchte jeden Raum, fand sie aber nirgendwo. Schnell warf ich einen Blick in den Flur, doch dieser bestätigte mir meine Vermutung. Amandas Schuhe und ihre Jacke waren nicht mehr da.
»Verdammt!«, fluchte ich und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen.
Es hätte mir klar sein müssen, dass sie wieder versuchen würde, ohne ein Wort zu verschwinden.
Nachdem der Kaffee durch die Pad-Maschine gelaufen war, ließ ich mich auf den Barhocker an der Kochinsel sinken.
Warum konnte Amy nicht warten, bis ich wach war? Ich hätte sie nach Hause fahren können. Doch wahrscheinlich wollte sie das überhaupt nicht.
Nachdem ich ausgetrunken hatte, machte ich mich fürs Büro fertig. Ich ging duschen, putzte Zähne, stylte meine Haare und zog eine graue Stoffhose, ein weißes Shirt und ein sportliches schwarzes Sakko an. Meine Sonnenbrille setzte ich auf, um meine Augenringe zu kaschieren, die ich der letzten Nacht verdankte. Dann verließ ich die Wohnung und lief in die Firma.
Man begrüßte mich freundlich, als ich die Büroräume betrat, und ich grüßte zurück. Sofort steuerte ich mein Büro an, wo meine Sekretärin Linda schon auf mich wartete.
»Guten Morgen, Luca. Die Unterlagen für den Deal mit Deckmann Immobilien habe ich dir bereits auf den Schreibtisch gelegt. Gegen vierzehn Uhr hast du eine Telefonkonferenz mit Herrn Keller, bezüglich des Verkaufes der Büroräume, und deine Mutter hat angerufen, du würdest dich überhaupt nicht mehr melden.«